1861 / 69 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

E I E M E E E E r R S E E RR S worin Modi R E n

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Des Offizier - Kreuzes des Kaiserlich franzöfis@en

Ordens der Ehren-Legion: dem- Rittmeister und Escadron - Chef von Barner vom 1 sten Garde-Dragoner-Regiment ; und

Des-Kaiserlih russishen St. Annen-Ordens vierter Klasse mit der Aufschrift „für Tapferkeit“: dem Premier - Lieutenant Freiherrn von Buddenbrock vom 4, Ostpreußiscben Grenadier-Regiment (Nr. 5).

BerzelMntißf Í A der Vorlesungen und praktischen Uebungen, welche auf der biesigen König- lichen Thierarzneishule im bevorstehenden Sommersemester vom 8. April e.

ab gehalten werden.

1) Der Herr Geheime Medizinal-Nath, Direktor, Professor, Dr. med. Gurlt wird Montags, Dienstags, Donnerstags und greitags bon 9 bis 10 Uhr die Physiologie und von 10 bis 11 Uhr die Natur- geschichte als allgemeine Uebersicht und Eintheilung der gesammten organischen Natur vortragen. An denselben Tagen bon 2 bis 3 Uhr lehrt derselbe die Botanik und wird damit an geeigneten Tagen Exkurfionen verbinden. Unter seiner Leitung geschehen die Sectio- nen der in den Kranfkenställen gefallenen Thiere, bei welchen derje- nige Lehrer anwesend sein wird, in dessen Krankenstalle das Thier gefallen ift. .

Herr Professor Dr. med. Hertwig lehrt täglich, mit Ausnahme des Sonnabends, von 6 bis 7 Uhr Morgens Arzneimittellehre und am Montag, Dienstag, Mittwoch und Donnerstag von 7 bis 8 Uhr Morgens die Cbirurgie und Operationslehre. Außerdem wird der- selbe, mit Zuziehung von Eleven der Anstalt, erkrankte Hausthiere (mit Ausnahme der Pferde und Hunde) sowohl in hiefiger Residenz, als im Teltowschen, Riederbarnimschen und Osthavelländischen Kreise, in den Ställen ihrer Besißer auf Verlangen thierärztlih und ohne Entgeld behandeln.

Herr Professor Dr. philos. Erdmann hält Montag, Dienstag und Miltwoch von 11 bis 12 Uhr übex Physik und am Montag, Dienstag, Donnerstag und Freitag von 3 bis 4 Uhr Nachmittags über Pbar- mafkologie und Formulare Vorträge. Außerdem leitet derselbe täg- lich die pharmazeutischen Uebungen in der Schulapotheke. | “Herr Lehrer De. philos. Spinola wird täglich des Morgens von 8 bis 9 Uhr den zweiten Theil der speziellen Pathologie und Terapie der sämmtlichen Krankheiten der Hausthiere und 3mal wöchentlich des Montags, Mittwochs und Freitags von 5 bis 6 Uhr Nachmit-

tags über Exterieur des Pferdes lesen. Außerdem leitet derselbe

TaAYU) Des Bbrinitltugv voni 9 0s 10 unv vrv Nachmittags von 4 bis 5 Uhr den praktischen Unterricht über die zur Anstalt gebrach- ten kranken Hunde und kleineren Hausthiere.

Der Vorsteher der Schulschmieden und Brigade-Noßarzt, Herr Leh- rer Hoffmeister, wird Freitags von 5 bis 6 Uhr Nachmittags Nepetitionen über die Lehre vom Hufbeschläge halten und die praf- tischen Uebungen in dex Jnstructionéschmiede täglich leiten.

Herr Lehrer und Departements - Thierarzt Köhne wird täglih des Vormittags von 9 bis 11 Uhr und des Nachmittags von 4 bis 9 Uhr den praktischen Unterricht in“ den Pferdekrankenställen er- theilen. Außerdem wird derselbe Montags, Dienstags, Donnerstags und Freitags des Morgens von 6 bis 7 Uhr über gerichtliche Thierheilkunde und Veterinairpolizei, Mittwoch von 6 bis 8 und Sonnabend von 6 bis 7 Uhr des Morgens über Gestütkunde lesen. Der kommissarish "als Lehrer angestellte Kreis - Thierarzt Herr Winckler wird Dienstag, ¿Freitag und Sonnabend von 11 bis 12 Uhr über allgemeine Hausthierzucht und Diätetik lesen, an geeig- neten Stunden diätetische und klinishe Demonstrationen bei den der Thierarzneishule gehörigen Hausthieren halten und den fklinischen Lehrern assistiren.

Herr Kreis - Thierarzt und Repetitor Müller wixd in geeigneten Stunden die Nepetitionen über allgemeine. Pathologie und Therapie bit über den zweiten Theil der speziellen Pathologie und Therapie alten.

Zugleich wird hiermit bekannt gemacht, daß, da die Aufnahme neuer Schüler nur einmal im Jahre, und zwar zu Michaelis, stattfindet, zum bevorstehenden Sommersemester keine neuen Schüler recipirt werden, mit Ausnahme solcher Eleven, die {on auf auswärtigen Anstalten studirt

haben und hier’ nit den ganzen Kursus machen wollen. Dagegen steht |

hospitirenden Zuhörern die Theilnahme an dem Unterricht, gegen Entrich- tung des üblichen Honorars, frei. i Berlin, den 12. März 1861.

Königliche Thierarzneischul - Direction.

Nichtamtliches.

, Preußen. Berlin, 15. März. Seine Majestät der König haben in Folge einer leihten Erkältung einen Tag lang das Zimmer gehütet, machten jedo heute Mittag wieder cine Spazierfahrt.

Jm Herrenhause wurde heute die Debatte über den Antrag des Grafen von Arnim fortgesetzt.

Jn der heutigen Sißung des Hauses der Abgeordneten überreichte der Handelsminister einen Gesehentwurf, betreffend die Erricbkung gewerblicher Anlagen. Der Entwurf“soU-die polizeilichen Konzessionen für verschiedene Gattungen von gewerb- lichen Anlagen aufheben, Ein zweiter Geseßentwurf bezweckt eine Ab- änderung der allgemeinen Gewerbe-Ordnung. Endlich übergiebt der HandelSminister eine Zusammenstellung der eingefor- derten Berichte über Abänderung der Gewerbe-Ordnung, Die Mehrzahl der Berichte habe sih für Beibehaltung des Znnungs- zwanges und der Prüfung ausgesprochen, Der Justizminister überreiht drei - Geseßentwürfe: 1) betreffend die Erweiterung des Rehtsweges, 2) betreffend einige Abänderungen des Geseßes vom 11, Mai 1852 (Zulässigkeit des Rechtsweges in Bezug auf polizeiliche Verfügungen) und 3) betreffend- die g-e- richtlihen Verfolgungen von Beamten,

Posen, 14. März. Mit höherer Genehmigung ift die S up e r- intendentur Lobsens anderweit und dergestalt abgegrenzt, daß zu derselben die Parochieen Samoczhn und Lindenwerder, welche bisher zur Diözese Chodziesen gehörten, gelegt sind und die bisher zur Diözese Lobsens gehörig gewesene Parochie Exin der neu zu bildenden Diözese Schubin zugeschlagen worden. (Pos. Z,)

Nassau. Wiesbaden, 12, März. Die Stände-Ver- sammlung hat heute die Budgets des Staats-Ministeriums, der oberen Gerichtsbehörden, der Rechnungskammer, der Landesbank- Direction und von dem Budget der Landesregierung Kapitel X1. (Beförderung der Jndustrie), Kapitel X11. (Gre: zregulirung und Landesvermessung), Kapitel X11. (milde Fonds) und Kapitel XIV. (Strafanstalten) votirt. Die Versammlung nahm im Wesentlichen die Anträge des zur Prüfung dieser Budgets niedergesceßken Aus- schusses. an.

Württemberg. Stuttgart, 12, März, Bei der Bera- thung der Zweiten Kammer über das Konkordat {ließt Sar- way mit der Erklärung, es sei nicht das erste Mal. daß Konkor-

date politishen Versammlungen vorgelegt werden ; aber das erste

Beispiel in der Geschichte wäre es, wenn heute der Convention auch nur die von der Mehrheit beantragte Zustimmung gegeben würde. Die Bestrebungen gegen das Konkordat kämpfen für Ge- wissensfreiheit gegen den Gewissenszwang. Die Sailer, Wessen- berg 10, sen gute Katbolifen gewesen, -aber fie häkteh hierarhischen Bestrebungen sich entgegengestelt. Dom - Kapi- tular von Rig schließt si{ dem Mehrheits - Antrag der Kommission an, verlangt dies aber nicht als eine Gnade für die Katholiken, sondern als cin verfassungSmäßiges Recht der- selben; er wundert si überhaupt über die Einmischung der Pro- testanten in die inneren Angelegenheiten der katholischen Kirche, während sich die Katholiken von jeher fern von den inneren An- gelegenheiten der protestantischen Kirche gehalten haben. Die Con-

vention sei ihrem ganzen Jnhalte nah nichts Anderes, ‘als ein bis jegt unvollzogen gebliebener Verfassungs - Para- graph. Der fkonfessionelle Friede werde nur dadur dauernd begründet, daß man jeder Konfession ihre vollen Rechte zu Theil werden lasse, Nebmen Sie U E am Schluß, den Geseßentwurf an und der Dagzxk der Mit- und Nach- welt wird Jhnen gewiß sein. Duverno y, früher Märzminister des Innern, bestreitet der Vereinbarung jede geseßliche Kraft und if auch mit dem Juhalt in. keiner Weise einverstanden, da derselbe mit dem ganzen modernen Staat im Widerspruch stehe und der- felbe neben dieser Convention unmöglich sei. Er empfiehlt daher den Minderheitsantrag zur Annahme, |

Schweiz. Liestal, 10. Mär», Jn dem gestern hier zu außerordentlicher Sigung zusammengetretenen Landrath verlas Dr. Gußwiller aus Liestal folgenden Antrag:

„Jm Namen des souverainen Volks! Der Landrath des Kantons Basellandschaft, nachdem der große Rath von Baselstadt einen Anzug für Wiederbvereinigung von Baselstadt und Basellandschaft in nähere Bera- thung zu ziehen beschlossen hat; in Erwägung . .. daß für Basellandschaft weder irgend ein inneres Bedürsniß, noch überhaupt eine politische Noth- wendigkeit vorhanden wäre, mit Baselstadt cine Wiederbereinigung einzu- gehen; daß bielmehr nach den Erfahrungen der Vergangenheit und mit Nücksicht auf die Verschiedenheit und Unvereinbarkeit der beiderseitigen JZnteressen und Níchtungen das Fortbestehen als besondere Gemeinwesen im Vortheil beider Kantone liegt; in Erwägung endlich, daß nach allem diesem der Kanton Basellandschaft fest entschlossen ist, seine Existenz als freier unabhängiger Staat im cidgenössishen Bunde für alle Zeiten un- verleßt zu behaupten und zu wahren; in der Absicht, beschworene Pflich- ten zur Festhaltung der Verfassung, der Freiheit und der Rechte des Volkes zu erfüllen, erflärt hiemit: daß der Kanton Baselland- schaft zu einer Wiederbvereinigung mit Baselstadt niemals Hand bieten, dagegen aber, so weit es von ihm abhängt, stets be- strebt sein wird, die guten Bezichungen der Freundschaft und des nach- barlichen Verkehrs mit Baselstadt nah wie vor in aufrichtiger Treue zu unterhalten. Unter Bezugnahme hierauf wird beschlossen 2c,

Der verlesene Antrag wurde mit Namen®saufruf einstimmig angenommen,

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Niederlande. Haag, 13. März. Telegraphisch wird die Bildung des neuen Ministeriums gemeldet. Dasselbe ist folgender- maßen zusammengeseßt: De Cafembroot Kueg, Godefroi Justiz, Baron van Zuylen van Nievelt Auswärtiges, Baron von Katten- dyke Marine, Tets van Goudrian Finanzen , Loudon Kolonieen, Zolles protesiantishcr Kultus, Strens katholischer Kultus. Erstere drei waren Mitglieder des Kabinettes des Herrn van Hall.

Großbritannien und Frlaud, London, 13. März.

Lord John Nussell hat dem Parlamente weitere Aktenstücke |

über Jtalien vorgelegt, von denen die meisten jedocb schon be- fannt find. Wir theilen hier diejenigen mit, die si auf den Ab- bruh des diplomatischen Bertedra=mit der Lega- tion des Königs Franz Ill. von Neapel beziehen, An den bisherigen Gesandten, den Chevalier Fortunato, richtete Lord John Russell am 20. ¿Februar folgendes Schreiben : „Austvärtiges Amt. Mein Herr! Die hier eingetroffene Nachricht von der Capitulation der Festung Gaeta und der Abreise Sr. Majestät König Franz II, nebst seiner Königlichen Gemahlin aus seinen bisherigen

Reichen , zwingt mich, Sie zu benachrichtigen, daß Sie unter den gegen- | wärtigen Verhältnissen nicht länger als Vertreter der Negierung des |

Königs beider Sicilien an diesem Hofe afkfkreditirt sein fönnen. Jch will mich ‘bei dieser Gelegenheit nit in ein nußloses Bedauern über die Kata- strophe einlassen, von welcher die bourbonische Dynastie im Königreich bei- der Sicilien betroffen worden ist. Die britische Regierung hat die Ge- fahren, die nicht allein König Franz 1], sondern sein unmittelbarer Vor-

gänger durch ihre Politik heraufbeschwor, lange vorausgesehen und vor |

denselben gewarnt; doch kann ih meine offiziellen Beziehungen zu Jhnen

niht s{ließen, ohne Sie zu bitten, die Versicherung meiner persönlichen |

Achtung entgeg-nzunchmen, auf die Sie durch die Art und Weise, mit ivelcher Sie die Jhnen anvertrauten Geschäfte geführt, so gerechte An- sprüche haben. J. Nufsell.

Darauf antwortet Cavaliere Fortunato:

„London, 22. Februar. Mylord! Mit tiefem Bedauern zwar, doch ohne Ueberraschung habe ich Jhre vom 20. d. datirte Note erhalten, in der Sie mich mit der Mittheilung beehren, daß, nachdem Se. Majeftät der König, mein erlauchter Monarch, in Folge des Falles von Gaeta seine Staaten verlassen hat, ih fernerhin nit als Vertreter Sr. ficilianischen Majestät bei diesem Zofe beglaubigt sein könne. Jch sage „ohne Ueber- raschung“, Mylord, weil es seit geraumer Zeit leicht vorauszusehen war, daß die britische Nègierung diesen Entschluß fassen werde; einerseits aus Mangel an Sympathie, gutem Willen, und ich muß sogar sagen: aus Mangel an Edelmuth gegen die Sache des Königs, wobon sie Beweise geliefert hat und wovon ih mit jedem Tage mit tiefem Bedauern mehr und mehr Aft nehmen mußte, während doch ihre Unterstüßung für ihn bon der höchsten Bedeutung gewesen wäre; und andererseits aus der leb- haften Aufmunterung, die sie der italienischen Bewegung zu Theil werden ließ, indem sie durch Unterstüßung der Nevolution die hochberzigen Be- mühungen und den edlen heroishen Muth, mit welchem der König die Necote seiner Unterthanen und seiner Krone bis aufs äußerste vertheidigt hat, entschieden lähmte. Dieser moralischen Unterstüßung der britischen Negierung bderdankt es Jtalien nach Ew, Lordschaft eigenem Eingeständnisse zum großen Theile, daß es heute beinahe gänzlich dem Scepter des Königs

von Piemont unterworfen ist. Doch wird es si erst herausstellen müssen, |

ob die gewünschte Einheit sih jemals verwirklichen und konsolidiren lasse, und ob England, welches, seiner Politik nach zu schließen, sich in Ftalien einen mäctigen Verbündeten schaffen wollte , mcckcht später einmal Ursache haben wird, diese Politik zu bedauern, wenn eines Tages Jtalien als BVerdbündeter eines mächtigen Nebenbuhlers auftreten sollte. Ew. 2. baben das allerdings für gut befunden, bei manchen Veranlassungen Jhr

Bedauern über die Schlußkatastrophe auszusprechen, die den Fall der |

Dynastie herbeigeführt hat; die Schuld derselben jedoh bürden Sie ganz und gar der Königlichen Regierung auf. Gestatten Sie mir, Mylord, jeßt, wo ich zum leßtenmal die Ehre haben soll, mich in meiner amt- lichen Eigenschaft Jhnen gegenüber auszusprechen, im Junteresse der Wahrheit und Gerechtigkeit den genauen Sachverhalt dexr Thatsachen und Umstände auseinanderzuseßen, die zu den bedauernstwerthen Ereignissen, deren Schauplaß Jtalien geworden ist, geführt haben. Der junge König hatte seit seiner Thronbesteigung keinen anderen Gedanken und Zweck, als das Wohl und Glü seiner Unterthanen, und gewiß war es “ein großes Unrecht gegen ihn, die ungeheuren, doch sicherlich nicht durch ihn geschaffenen, Schwierigkeiten, in deren Mitte er sih plößlich be- fand und gegen die er ankämpfen mußte, nicht zu scinen Gunsten in Nech- nung zu seßen. Und hier, Mylord, kann ich nicht umbin, allen jenen zahlreichen Beschuldigungen und Verleumdungen entschieden entgegen zu treten, die in England gegen den König seit seiner Thronbesteigung auf- getaucht sind und die zu wiederholen selbst Staatsbeamte sich nicht ent- blôdet haben, wodurch die Mittheilungen der Zeitungen noch die Autorität ihrer Namen erhielten. —- Wenn in der inneren Verwaltung des König- reichs auch Fehler und in der Handhabung der Polizei bedauerliche Mißbräuche vorkamen, war es doch immer eine Ungerechtigkeit, dafür den König bverantwortlih zu machen, der „eider selbst ein Opfer seines Vertrauens zu jenen Verräthèrn oder Schurken war, die seine Umgebung ausmachten, und die, von Sardinien gewonnen, ihr Juteresse darin fanden, ibm die Wahrheit zu verhehlen. Man denke doh an die Wiederherstellung der Verfassung, an die Einseßung der libe- alen : Regierung, wie sie dem Könige von der öffentlichen Meinung au- gedeutet worden war, und an sein Anerbicten , selbst mit Piemont eine Ullianz „einzugehen , die dieser Staat in seinem grenzenlosen Ehrgeiz und seinen wobldurchdachten - Vergrößerungsplanen unter tausend Vorwänden ôbgelehnt hat! Waren dies etwa nicht genügende Bürgschaften für die Zukunft ? Hat aber die Bevölkerung beider Sicilien auch in der That Grund, fich zu der neuen Ordnung der Dinge Glück zu wünschen, zu der sie, ihren Juteressen und Ueberlieferungen zum Troß, gewaltsam bekehrt

werden: soll ? Js nit das „ganze Königreich militairis{ beseßt worden ? Wurden nit eine Menge ibrem Könige treuergebener Unterthanen unter dem Vorwande, sie seien Näuber, ershofsen? Werden nit diejenigen , die sih- irgendwie gegen die Annexirung oder zu Gunsten ihres rechtmäßigen Fürsten aussprechen, zu Hunderten rasch ins Gefängniß geworfen! Ünd jene Haussuhungen und Maßregeln gegen ver- dächtige Personen, gegen die unter der Regierung des Königs ein so lautes Geschrei erhoben worden war, sind sie jeßt nicht mehr als je an der Tages- ordnung? Alles das, Mylord, im Namen der Freiheit und des einigen wiedererstandenen Jtaliens ! Nicht die Unterthanen des Königs und nit ihre etwaige Unzufriedenheit mit seiner Negierung, sondern die vereinigten fübhnen Anstrengungen revolutionairer Charaktere aus allen Ländern, die un- loyalen Jutriguen Piemonts und schließlich der beispiellose Einfall der sardini- {en Armee ohne Veranlassung und ohne Kriegserklärung, haben auf die offfen- kundigste Weise das sogenannte Nichtinterventions-Prinzip verleßt und diesein- halis\{were Katastrophe herbeigeführt. Was immer das Ergebniß sein mag, verhindern auch die politischen Leidenschaften des Tages ein ruhiges und gerechtes Urtheil über die im Süden Jtaliens eben stattgefundenen Eretg- nisse, so wird doch die Geschichte niht minder strenge und unparteiisch über die unloyalen Mittel , die kühn gebraucht worden sind, und über die Moralität der Hauptbetheiligten zu Gerichte sizen. Bevor ich {chließe, erachte ih es für meine Pflicht, Mylord, Zhnen meine aufrichtige Erkennt- lichkeit für die in Jhrem Schreiben enthaltenen shmeichelhaften Ausdrücke gegen mi selbst und für alle Freundlichkeit, die Sie mir in den offiziellen Bezichungen, die ih mit Et. 2c. zu unterhalten die Ehre hatte, bewiesen habrn, biermit auszudrüdcken. Jh bin u. f. w. C. Fortunato.“

__ Den Sthluß bildet ein Schreiben Lord John Ruf- sells d, d 1 Mari, Es lautet:

„Mein Herr! Jch habe die Ehre, den Empfang Jhres Briefes bom 22, ult. zu bestätigen, in dem Sie die Jhnen am 20. ult. gemahte Mittheilung, daß Sie unter den obwaltenden Umständen nit länger als Vertreter der früheren Regierung des Königs Franz Il. empfangen wer- den fônnen, beantworteten. Dieselben Gründe, welche jene Mitthei- lung an Sie veranlaßten, verhindern mich, auf Jhr Schreiben vom 22. ult. einzugehen; doch muß ih Sie bitten, versichert sein zu wollen, daß dies nicht aus Mangel an persönlicher Hochachtung für Sie geschieht, son- dern lediglih die nothwendige Folge des Abbruchs jener politischen Be- ziehungen ist, die ih bis zum Abgange meines Schreibens vom 20. ult. mit Jhnen zu pflegen das Vergnügen hatte. Es hätte mich gefreut, wäre es mir Angesichts meiner amtlichen Stellung gestattet gewesen, dem Un- glücke -des jungen Königs und der Königin, denen Sie so treu gedient haben, mehr Theilnahme zu bezeigen, als ich zu thun im Stande war. Zeh! binu.- s. w.-:-Z.5oNufssell

Parlamentsverha ndlungen vom 12, März. Unterhaus? Thom. Duncombe zeigt die Absicht an, nach den Weisungen zu fragen, die Sir Rich. Mayne (oberster Polizei-Kommissarius) in Bezug auf die für Kossuth angefertigten ungarischen Papiergulden erhalten, und mit welchem Nechte die Polizei die Herren Day aufgefordert habe, den Dru Der Noten einzustellen? Lord J. RUssell exklärt auf Béfragen, daß mit der französischen Negierung ein Abkommen über die Neufundländer Fischereien im März 1860 beinahe ganz zu Stande gekommen sei; nur zwei Punkte blieben streitig. Jm November 1860 wurde der französischen Regierung in Bezug darauf ein Vorschlag gemacht, der noch nicht beant- wortet sei. ECdw. James fragt, ob die Negiernng wisse, was aus den 9 Engländern geworden sei, die im Neapolitanischen einiges Geflügel ge- stohlen und dafür zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt wurden, nachdem Garibaldi fie begnadigt hatte? Lord J. Russell sagt, daß alle 5 in Frei- heit geseßt sind und daß 4 derselben Neapel verlassen baben. Th. Duncombe

| beantragt die Resolution, daß es Pflicht des Hauses sei, ohne Zeitver-

lust die Neform der Volksvertretung, die unter William IV. be- gonnen worden, vollends auszuführen. Sir G. C. Lewis erklärt die Resolution für unnüß, da Mr. L. King und Mr. Baines bereits tbeil- weise Neformbills eingebracht hätten. Bright sagt, die Resolution wäre, wenn sie durginge, werthlos, da Niemand den Reformgelübden des Premiers oder seiner Kollegen das geringste Vertrauen schenken würde. Darauf nimmt Duncombe seinen Antrag zurück. VBentinck bean- tragt die Resolution, daß ein legislatives Einschreiten der Re- gierung in Sachen des Eisenbahnverkehrs wünschenswerth sei. Die Compagnieen unterließen es fast alle, die von Comités und Fach- männern empfohlenen Vorsichtsinaßregeln einzuführen und sollten dazu bon Rechts wegen angehalten werden können. Mehrere Mitglieder suchen den s{ädlihen Einfluß amtlicher Einmischung in Privatunternehmungen zu schildern und versichern, das Privatinteresse der Compagnieen sei die beste Bürgschaft des Publikums. H. Baillie kann sich troßdem nicht erklären, warum die Zahl der Unfälle auf englischen Bahnen so biel größer als auf französishen und deutschen sei. Milner Gibson (Handelsamt) “sagt, als besten Schuß habe sich die Lord Campbellsche Akte bewährt, welche die ‘Compagnieen zur Zahlung von Entschädigungs- geldern an die auf Eisenbahnen Verunglückten zwingt. Haliburton meint, gelegentliÞ einen, Eisenbahn - Direktor wegen sträflicher Nachlässigkeit aufzuhängen, wäre vielleicht noch wirksamer, als „eine Geldbuße, die sih auf die Actionaire vertheilt. Schließlich nimmt Ben- tinck seinen Antrag zurück. Oberst Sykes bespricht „die dem Hause vorgelegten Aktenstücke über die Ereignisse in Shanghai und fragt den Staatssecretair des Auswärtigen, welche Politik in Zukunft gegen die Taepings oder die nationale Partei in China befolgt werden soll ? Lord John Russelkt erwidert, daß Mr. Bruce und Mr. Meadows mit vollem Recht den Angriff der Taeping - Horden auf die Stadt Shanghai zurückschlugen. Die Neligion der Taepings sei eine gotteslästerlihe Pa- rodie auf das Christenthum; in der That seien sie ärgere Gößzendiener als die -chinesishen Buddhisten. Die englische Regierung werde zwischen den Taepings und den Kaiserlichen eine vollkommen neutrale Haltung beobachten. Admiral Duncombe beantragt die Ernennung des Sonder-

Ausschusses über die Zusammenseßung desMarine-Minifteriums