1861 / 74 p. 4 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

N ichtamt lich es.

Preußen. Berlin, 21, März. Das Herrenhaus war heute behufs Erledigung verschiedener geschäftlicher Mittheilungen zu einer kurzen Sizung versammelt. Der Juftiz-Minister gab die Erklärung ab: daß Se. Majestät dec König ihm und dem Minister der geistlichen u. #\. w. Angelegenheiten die Ermächtigung zu ertheilen geruht hätten, den das Eherecht betreffenden Ge- seß- Entwurf zurückzuziehen. Sodann erklärte der Finanz- Minister in Bezug auf den vom Hause in Folge des Graf Arnimschen Antrages gefaßten Beschluß, daß die Staatsregie- rung fih nicht in der Lage befinde, dem gedachten Antrage des Herrenhauses. entsprechen zu fönnen.

Jun der gestrigen Sißung des Abgeordnetenhauses wurde der Gesehentwurf wegen Ablösung der geistlihen Nenlla sten nah den Kommissionsvorschlägen angenommen, Ueber den Reichenspergershen Antrag, bezügli der Verpflichtung der rheinishen Eisenbahngesellschaft zum Bau der. Crefeld-Nymw e- ger Bahy, wurde nah längerer Diskussion zur Tagesordnung übergegangen, Zuleßt fam der Abgeordnete von Vincke guf den im Aufang der Sizung eingebrachten Niegolewskischen An- trag zurück, und beantragte, weil derselbe mit dem UAr- tifel 2 der Verfassung, welcher die Jntegrität des preußischen Staats ausspricht, im Widerspruch stehe , Ueberweisung an die Geschäftsordnungs - Kommission, Der Präsident bemerkte, der Ausdruck ,„ Territorial - Einheit“ sei ihm aufgefallen, aber er habe aus den Motiven sich überzeugt , daß damit merfautilische und kommerzielle Beziehungen gemeint seien. Der Minister des Junern Graf Schwerin erklärte, die Regierung sei mit dem Prásidenten der Meinung, daß der Antrag zuläsfig sei, wie man auch über dessen materiellen Jnhalt denken möge. Der Regierung sei dieser Antrag auch nicht unbequem, noch werde er ihr Ver- legenheiten bereiten, Es werde dadurch klar konstatirt, welche Ziele und Zwecke von den Antragstellern verfolgt werden und wie man die Sachen in der Provinz Posen danach zu beurtheilen habe, Dennoch glaube er, daß dem Antrage des Abg. v. Vinee statt- gegeben werden müsse. Der Antrag des Abg. v. Vincke wurde darauf mit höchst überwiegender Mehrheit angenommen.

Dresden, 20, März. Der von der dritten über die Petition der Ahb- der kurhessischen Ver-

Sachsen. Deputation der Zweiten Kammer geordneten Cichorius und Genossen in fassungs-Angelegenheit erstattete Bericht (Referent Abgeord- neter Koch) ist erschienen. Die Deputation schlägt zunächst ein- stimmig folgende Verwahrung vor :

„die Zweite Kammer wolle im Verein mit der Exsten Kammer gegen die von dex deutschen Bundesversammlung dur den Bundesbeschluß vom 27. März 1852 in Anspruch genommene Berechtigung, eine in an- exkannter Wirksamkeit bestehende Verfassung eines deutshen Bundes- ftgates außer Wirksamkeit zu segen, Verwahrung einlegen.“

Hieran knüpfen die Mitglieder der Deputation : Jungniel, Riedel und der Referent den Antrag :

„die Kammer wolle im Verein mit der Ersten Kaminer in Gemäßheit

der ausgesprochenen Verwahrung die Staatsregierung ersuchen, auf ge-

eignete Weise dahin zu wirken, daß der verlezte Nechtszustand in Kur-

bessen, unter Festhaltung der Rechtsbeständigkeit der Verfassung von

1831, soweit dieselbe den Bundesgeseßen nicht widerspricht, wiederher-

gestellt werde“, : während die Übrigen Deputationsmitglieder: Falcke, Dr. Hermann und v. No stiz-Wallwiß statt dieses den allgemeineren Antrag empfehlen:

„die Zweite Kammer wolle die Staatsregierung ersuchen, in geeigneter Weise auf die beschleunigte Wiederherstellung verfassungsmäßiger ZU- stände im Kurfürstenthum Hessen hinzuwirken Pen

Cichorius,

Dr. Baumann, Antrags. folgen-

Bayern. München, 19. M. Z.“: Jm Sthlosse Biederstein die nôthigen Vorbereitungen Königsfamilie, die F À

Márz. Man liest in der „N. werden, wie wir hören, bereits „getroffen, um die neapolitanische hier erwartet wird, aufzunehmen.

Großbritannien und Jrland. London, 19. März, Die Bestattung der Herzogin von Kent findet kommenden

Montag statt, Vor Tagesanbruch wird die Hülle der Verstorbe- ie aus dem Sterbehause in Frogmore nach Windsor E in N Wolsey - Kapelle bis am Abend ausgestellt und dann in der

g: Gruft beigeseßt werden, Wenige Wochen später jedoch wird die Leiche nah Frogmore zurüdckgeführt, um in dem Grab-

T2

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|

| Aber

| a as ai ein französisches Heex verstärkt ist, eto, | der Vorausseßung,

gewölbe zu ruhen, das sich die hohe Verstorbene an einem Lieb-

ling8plaße ihres dortigen Gartens bauen ließ. Die förmliche Hoftrauer beginnt morgen; heute is schon eine allgemeine Lag, deótrauer ausgeschrieben,

Parlaments-Verhandlungen vom 18. März. Oberhaus Der Earl v, Ellenborough ergreift das Wort, um an die Regierung eine den deutsch-dänishen Streit betreffende Frage zu ritten, Selbst wenn dex Ausgang diesex Streitigkeiten, fagt ex, nux die unmittel. bax betheiligten Mächte betreffen könnte, würden sie viel mchr Aufmexf- samkeit verdient baben, als ihnen bisher geschenkt worden ist, - denn feine Aenderung im Gleichgewicht Nordeuropa's, welche Dänemark schwächen und als Hüter des Sundes weniger unabhängig machen würde, könnte bon England mit Gleichgültigkeit betcachtet werden. Aber jener Streit kann leiht noch weit érnstere Folgen haben. Er ist geëignet, den europäischen Frieden oder richtiger gesagt den bewaffneten Waffenstillstand, in welchem sich Europa jezt befindet, zu stören; und dies nicht etwa in entferutex Frist, nicht in einem ungewissen Zeitpunkt, sondern innerhalb der nächsten neun Tage, Wenn der deutsche Bundestag an dem Entschluß, den ex ausgefprochen hat, festhalten sollte, so kann, ehe wir nach Ostern wieder zusammentreten, der verbängnißbvolle Sthritt geschehen sein und der europäische Krieg be- gonnen haben. Die an“ Dänemark gerichteten Forderungen find, nach: der Ansicht der Dänen, der Art, daß ihre Gewährung die Ehre des Landes verleßen und seiner Jntegrität Eintrag thun würde, und Dänemark hax erflärt, daß es diese Forderungen nie und nimmer bewilligen wird. Es hat mit Aufbietung all seiner Kräfte sein Volk zur Aèwehr gerüstet. Es hat in der That gethan, was man von einem edlen und tapferen Volk erwarten durfte.“ Nachdem er hierauf die deutschen Forde rungen an- geführt hat, fährt der edle Lord fort: „Zch will nicht zurückommen auf die Geschichte des Verbandes zwischen Dänemark undHolstein, der nun400Jahre gedauert hat. Was immer für gegenseitige Beschwerdegründe während dieses Zeitraums bestanden haben mögen, so hat doch Holstein in diesen vier Zahrhunderten sih eine hohe Wohlfahrt errungen , die, in Verbindung mit seiner geographischen Lage, ihm die Aufmerksamkeit der deutschen Staaten zugewandt hat. Ebensowenig will ih bon einer neuern Periode sprechen, da Holstein, irregeleitet durch die Aufregung des Jahres 1848, sich illoyalen Plänen gegen Dänemark hingab. JZch will mi auch nit mit der Frage befassen, ob der deutsche Bund aus rein gewissenhaften. Beweggründen handelt , oder von dem eigennlißzigen Wunsch getrieben ift, Holstein von Dänemark loszutrennen, um Häfen, und eine Stellung an der Nordsee zu gewinnen, wodurch Deutschland eine Seemacht werden könnte. Aber dies weiß ich, daß die treibende Macht nicht in der Masse der deutschen Staaten liegt die treibende Macht ist Preußen. Die wirklihe {Frage ist, ob Preußen, im Namen des Bundestages.

das holsteinshe Gebiet von Dänemark abreißen soll. Angenom- men, daß Dänemark in seinem Entschluß beharrt, wird Preußen mit einer Armee nach Holstein marschiren? Wenn es

sehr im Unrecht

dies thut, marschixt Frankreih mit einer Armee an den Rhein. Und noch mehr, bei seinen großen Seetransportmitteln, wird Frankrei den Dänen eine Armee zu Hülfe senden; und da Preußen s\ich in eine ganz falsche Stellung verseßt haben wird, werden seine Feinde den Krieg mit dem größten Vortheil führen können. Wo will denn Preußen Beistand suchen? Oesterreihs Heere müssen das Festungsviereck büten und Ungarn beobachten. Rußland vermag, in Folge seiner großen

| socialen Revolution und der Stimmung Polens, keine 150,000 Mann über

die Weichsel gehen zu lassen, wenn es nit andere 150,000 Mann hat um seine Verbindungen zu beschüßen. Die Zeit dürfte fommeu, da Preu- ßen bon Frankreich angegriffen werden wird, ih glaube dies, so sehr id es- bedauern würde; aber es sollte deshalb nicht die Feindseligkeiten heraus- fordern, sondern warten, bis es angegriffen ist und dann ganz Deutsch- land zur Vertheidigung seines Nechtes um sich s{chaaren. (Hört ! hört!) venn es, ununterstüßt, gegen eine Armee von 130/000 Mann, die

j u Felde zieht, fo sekt es Verträgen von 1815 Uin: ut Spiel Jn daß Jhrèrx Majestät Minister ihr Möglichstes gethan haben, um die drohende Gefahr zu beschwören, fragt der Earl of Ellen- borough s{ließlich den Staatssecxetair des Auswärtigen, welche Hoffnungen die Regierung habe, die Katastrophe abwenden zu können? Lord Wode- e (Unter-Staatssecretair des Auswärtigen) erwidert: der edle Graf

habe in seiner sehr bemerfenswerthen Nede die Wichtigkeit des Gegenstan- des durchaus nicht übertrieben. Die Frage sei- nicht unter allen Gesichts- punkten leiht verständlih. Lord Wodehouse giebt darauf eine kurze Uebersicht dieser Unterhandlungen (seit 1852), bis er zu dem jüngsten dänischen Vorschlage kommt, das holsteinische Budget bis 1862 zu fixiren. „Gegen diesen Vorschlag“ fährt er fôtt a „erhoben die holsteinischen Stände lebhafte Einwürfe, und Jhrer Majestät Negierung erhielt heute aus Kopenhagen die Nachricht, daß der König von Dänemark in diesem Punkte nachgegeben und eingewilligt hat, daß das ganze Budget „, um den Wortlaut derx Mittheilung zu gebrauchen, dem deliberativen Votum der Stände von Holstein unterbreitet werden soll. Dieser Punkt ist von um so größerer Bedeutung, als Zhrer Majestät Regierung vor sehr furzer Zeit, im Einvernehmen mit der französischen und rusfischen Negierung, Dänemark empfohlen hat, den holsteinscben Ständen das Budget für die gemeinsamen Angelegenheiten der Monarchie vorzulegen, damit sie zu cinem für R nteressen so wich= egen Vorschlage Ja oder Nein sagen könnten. Jhrer Boie Regierung kann nicht umbin, zu hoffen, daß die preußische Negierung hierin ein ittel erfennen wird, zu einer befriedigenden Beendigung dieses hbdchst unseligen Streites zu gelangen. Jhrer Majestät Negierung hat von Anfang an sowohl Preußen wie Dänemark zur Versöhnung und gütlihen Lösung gerathen, und ohne tiefer, als der edle Graf gethan hat, auf die ver- schiedenen Streitpunkte, die zwischen Deutschland und Dänemark schweben, einzugehen, muß 1 sagen, MaE e Theile, wie es mir scheint, im gewesen find. ie deutshen Negierungen erhoben

ohne Zweifel Forderungen, die über das vor BIIN bin hren

was von den

| niteur enthaltene Bülletin

| Paris

4850 und 1851 Zugefagte hinausgingen, und andererseits denke ich nit, daß die dänische Regierung ganz frei von dem Vorwurf ist, die dänische und die deuts{che Bédôlkkerung in Schleswig niht mit völliger Gleichheit behandelt zu haben. Jn Wirklichkeit steckt noch sehr viel hinter den un- mittelbaren Diskussiónspunkten. Die ursprüngliche Frage drehte sich um die Vereinigung von Holstein und Schleswig; allein, obgleich bei den. jeßt ftattfindenden- Erôxterungen das Herzogthum Holstein ganz allein bethei- igt scheint, so liegt doch hinter dieser Frage die. schleswigshe. Diese ver- bittert die deuts - dänishen Beziehungen und hat bis diesen Tag alle Ausfößnungsversuhe vereitell. Dänemark hatte große Ur- fahe zu Beschwerden über die Agitation. die in seinen Pro- binien wegen diefer rage erregt wurde; aber zugleich hatte es selbst, in dem natürlihèen Stvebon , die dänt'che Nationalität zu stüßen, keine strenge Unparteilichkeit beobachtet. Jn diesem Augen- blick jedoch hat Dänemark, wie mich dünft, einen versöhnlichen Sinn ge- zeigt, der Deutschland bewegen sollte, sich mit ihm ausézugleichen, und ich bin ganz gewiß, daß jene Gefahren, auf die der edle Graf unsere Auf- merksamkeit gelenkt hat, und welche weittragendere Fragen als die hol- steinische umfassen, beim deutschen Bunde und Prenßen schr ins Gewicht fallen und sie bewegen sollten, anstatt das fkleino, aber für Deutschland und Europa wichtige Dänemark zu verlezen, lieber ein Mittel zu suchen, wodurch es in einen festen und nüßlihen Alliirten des Bundes bverwan- delt werden fönnte.“ Nun erklärt Lord Wodehou se, daß dex von Lord Stratford de Redcliffe gewünschte Bericht des britischen Gencralkonsuls in Waxschaw über die dortigen Ereignisse nicht vorgelegt werden könne. Auf Antrag des Earl Granville, welchen Lord Derby unterstüßt, wird eine Beileids-Adresse an. Jhre Majestät die Königin, aus Anlaß des Todes der Herzogin von Kent, einstimmig genehmigt. Unterhaus. Der Antrag auf eine Beileids-Adressé an die

| Königin, von Lord Palmerston gestellt und von Digra eli unter-

stÜßt, wird einstimmig genehmigt. Das Haus gcht sodann in Comité über die Bankerott- und Funfolvenz-Bill, deren noch übrigen Punkte theils amendirt, theils angenommen twerden. j

Frankreich. Paris, 20. März. Das im heutigen Mo- meldet die Unterzeichnung der Convention, durch welhe die Dauer der franuzóò sischen Occupation in Syrien um drei Mouate verlängert wird,

Der Kaiserliche Hof legt aus Anlaß des Ablebens der Her- zogin von Kent bom 19, März ab auf neun Tage Trauer an,

Der Minister des Kaiserlichen Hauses hat eine Consultativ- Kommission für die Kaiserlichen Museen ernaunt, _welche bei der Aufbewahrung und dem Ankauf von Kunsigegenständen mit ihrem Rath der General-Direction zur Seite stehen. oll.

Der „Constitutionnel“ erklärt die Nachricbt, daß Herr von Laguerronnière eine neue Flugschrift über die römische Frage veröffentlichen werde, für falt. A IRE

Man liest im „Pays“ Folgendes über die Ereignisse in Cochinchina: „Zwei- bis dreihundert Franzosen haben die cochin- «binesishe Armee angegriffen; nach zweislündigem Kampfe zogen sib die Cocbinchinesen mit einem Verluste von 600 Mann zurü und ließen zwei Forts in unseren Händen. Auf französischeë Seite

| befanden sich nur 6 Verwundete, und nicht 6 Todte, wie eine triester Depesche - meldete.“

Die gestrige Sißung des Geseßgebungs-Körpers, welcher der Prinz Napoleon, viele Senatoren, darunter Herr Foukd, und eine große Anzahl Herren des diplomatischen Corps beiwohnten, begann mit der Diskussion des Amendements der sogenannten re- publifanishen Opposition, worin darauf augetrageu wird, daß die durch große Gemeinde - Ausgaben in Unruhe verseßten Städte und Lyon ermäctigt würden, ihre Gemeinderäthe, seit mehreren Jahren von der Regierung ernannt wer- den, wieder selb zu wählen. Picard ‘begann die Dis- kussion, Er bemerkte, daß Paris doch wohl des nämlichen Privilegiums würdig sei, wie die Stadt Warschau , die jekt ihren Gemeinderath ebenfalls wähle. Ferner beklagte e si dar: über, daß man sih nur um den Mittelpunkt von Paris kümmere, daß die angrenzenden Gemeinden ganz vernachlässigt würden und nicht einmal fahrbare Wege besäßen und ihre Bewohner ihre Briefe später als- Marseille, und noch sogar auf sehr unregelmäßige Weise, erhielten. S@ließlih bemerkte Picard, daß das Ausgabe - Budget der Stadt Paris sich seit 1847, wo es ungefähr 46 Millionen be- tragen, vervierfaht habe. Henon (Lyonz sprach“ sich in ähnlicher Weise über die Munizipal-Verwaltung von Lyon aus, Die Herren Devin ck (Paris) und New eil (Lyon) vertheidigen die angegriffenen EStadtverwaltungen, von denen sie Mitglieder find. Der Minister

die

Billault, der hierauf das Wort ergriff, fand es auffallend, daß die

pariser Deputirten (Jules Favre, Darimon und Picard sind in Paris gewählt) sich über die Verschönerungen der Stadt beklagten, die im Interesse der Arbeiter gemacht würden, er fügte hinzu, daß man die Squares für die Arbeiter und uicht für die. reichen Leute mache, Picard erwiderte, daß er nicht sowohl pon den in Pavis unternommenen Arbeiten, als von der Zahlungsfähigkeit der Stadt Paris. gesprochen habe. Das Amendement selbst wurde verworfen. Die Kammer nahm hierauf die Paragraphen 13, 14, 15 und: 16 der Adresse an, Der §. 13 handelt von der Aufrech{t- erhaltung und der Confolidation des Friedens, bei welher Gelegenheit Marquis d’Audelaire und Baron Bean- verger verlangten, daß sich Frankreich starke Allianzen {affe

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und Alles aufsbiefe, um den Frieden ju ethálten. Der §. 17, der über Algerien handelt, gab zu längeren Debatten Veranlaf- sung. Jules Favre ergriff das Wort, um ein von der republi- kanischen Opposition gesteltes Amendement , das eine bessere Vex- waltung für Algerien. verlangt, zu vertreten, Er beklagt nament- li, daß Algerien wieder unter eine militairische Verwaltung, ge- ftellt worden if. 4

Nußland und Polen. S t. Petersburg, 14. März. Die amtlichen Blätter melden: Am Montag den 27. Februar (11, Márz) wurde Lord N apter, als außerordentlicher Gesandter und bevollmäch- tigter Minister Jhrer größbritannischen Majestät bei dem Kaiserlichen Hof afkkreditirt, in feierliher Audienz von Sr. Majestät dem Kaiser empfangen und hatte bie Ehre, Sr. Kaiserliben Majeskät seine Beglaubiguugss{reiben zu überreihen, Gleich darauf haften bie Ehre, Sr, Majestät dem Kaiser vorgestellt zu werden: Six John Savil Lumley, Sekretair der englischen Gesandtschaft, Sir Sidney Locock, erster Attaché, Sir Plunkett, zweiter Attaché, und Sir Thomas Michell, Attaché bei derselben Gesandtschaft. Zum Schluß dieser Audienz hatte Se. Excellenz Lord Napier und die genannten Personen der englischen Gesandtschaft die Ehre, von Zhrer Majestät der Kaiserin empfangen zu werden; bei dieser Gelegenbeit überreihte der Gesandte fein Beglaubigungsschreiben Jhrer Majestät der Kaiserin,

Das „Zourual. de St. Petersburg“ bringt über die bekannken Borgänge in Warschau folgenden amtlichen Bericht :

Beim Herannahen des 13. (25.) Februar, dem Jahrestage der Schlacht von Gvrochow, welchen Tag ausländische Blätter schon seit eini- ger Zeit als den für eine ôffentliche Manifestation in Warschau bestimm-

‘ten bezeichnet hatten, verbreitete sih das Gerücht, daß die Bewohner dex

Hauptstadt, die Gewerke mit ihren Fahnen an der Spiße, sich auf die Ebene bon Grochow begeben würden, um einer religiösen Ceremonie bei- zuwohnen, und daß die Obrigkeit beschlossen habe, ihrerseits zwei Batail- lone hinauszuschi@den zum Andenken an die auf dem Schlachtfelde ge- fallenen Nussen. Am Abend vor dem bestimmten Tage waxen Plakate angeschlagen, welche eine allgemeine Zusammenkunft mit einex Fackel-Prozession durch die Stadt um 6 Uhr Abends ankündigten. Die Polizei, davon benachrichtigt, arretirte einen der Urheber dieser Pla- kate, welcher seine Mitschuldigen nannte, Die nöthigen Befehle wurden ertheilt und die Gewerke davon benachrichtigt, Man vermuthete, daß die Demonstration abbestellt sei. Dennoch begab sich am 13. (25.) eine große Menge Personen Nachmittags in die Pauliner-Kirche, nahe der alten Stadt, und. gegen 5 Uhr strömte eine dichte ‘Masse auf dem Plaß und den Umgebungen zusammen. Die Polizei hatte bergebens alle Mittel der Ueberredung angewandt, um die Menge. zum Aus- einandergehen zu bewegen, als gegen 7 Uhr A die Straße Golendia, welche auf den Plaß mündet, eine Prozession mit einer revolutionairen Fahue und mit kleinen Fähnchen und Faeln sich heranbewegte. Angenblicklich aufgefordert, sich zu zerstreuen, bewegte sich troßdem die Prozession vorwärts. Jn. der Voraussicht großen Un- glücks, welches nothwendig bei einem Zusammenstoß in einer so engen Straße entsteben mußte, ließ man die Prozession auf den Plaß ge- langen , gefolgt von berittenen Gendarmen, welche auf alle Fälle ver- fammelt waren. Die Autoritäten wünschten die Mittel der Beruhigung bis zum Aeußersten zu versuchen; neue Aufforderungen wurden an die Menge gerichtet. Die Aufrührer antworteten. darauf mit einem Angriff mit den Fahnen und Fackeln auf die Gendarmen, um sich einen Weg zu bahnen; sie wurden aber mit flachen Säbelhieben zurückgeschlagen und nach wenigen Augenblicken hatte sich. die Anhäufung zer treut, Obgleich die Neihen der Menge sehr dicht waren , so entstanden aus dieser Bewegung doch nux wenig Unglücksfälle. Niemand verlox das Leben, und nah den bis zu dieser Stunde eingelaufenen Berichten sind nux wenige Personen schwer verleßt worden. Einige Verhaftungen unter den. Anfühvern fanden statt. Die arretirten Personen waren mit einer Proclamation bon Mieroslawski und mit dem Bildniß des Revolutions - Chefs ' bon 1794, des Schuhmachers Kilinski, versehen. Dies genügt, um den Ursprung und den Charafter dieser Manifestation zu fkenn- zeichnen. Angesichts der beklagenswerthen Folgen, welche fie hätte haben fönnen, verbreitete die {nelle Unterdrúckung allgemeine Be- friedigung. Ein solches Gefühl konnte aber dem Ziel nicht sehr - ent- spvechen, welches sich die Anführer vorgeseßt, Daher bemühten fie fich, am andern Morgen die Agitation: zu -erneuern indem sie die falschosten Gerüchte verbreiteten, u, A. , daß eine bedeutende Anzahl vou Personen getödtet und verwundet sei. Sie durchzogen die Stadt mit den Abzeichen der Trauer. So geschah es , daß am 15. (27.) Februar si zahlreiche Versammlungen bildeten. Gegen 1 Uhr versammelten “sich die Massen auf dem Sigismundplaß, bewegten sich nach der Krakauer Vorstadt in der Ab- sicht, zum Palais des Statthalters zu gelangen, wo die landwirthschaft- liche Gesellshaft in diesem Augenblick Sizung hielt, Der Befehl wurde der Polizei. und den Gendarmen ertheilt, die Menge zu zerstreuen, ohue indessen von der Waffe Gebrauch zu machen. Ein Leichenzug, welcher d'eselbe Straße passirte, vermischte sih mit der Manifestation und ver- größerte die Shexnung des Weges. Judessen wurde dieser Vor- fall ohne shwere Kollision beseitigt, als eine Compagnie Viet terie von der entgegengeseßten Seite her in der shmalsten Partie der Vorstadt sich Bahn macht, wo sie sich bon der Fang und durch Anhäufung von Wagen eingezwängt sah. Dort wurde die Com- pagnie auch mit Steinwürfen angegriffen. Die oberste Autorität hatte so sehr im Sinne, jeden Konflikt zu vermeiden, daß kein Soldat sein Gewehr geladen hatte. Angesichts: aber eines solchen Angriffs mußte die verleßzte und insultirte Compagnie handeln, die Soldaten erhielten Befehl, um Angesicht der Menge ihre Flinten zu laden und das exste Peloton gab Feuer. Sechs Ebuea wurden getödtet und sech8s verwundet. Damit