1861 / 77 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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tutionellen Befugniß Gekrauch und vertagte das Parlament auf 6 Monate. -Wenn der edle Marquis von mir und meinen edlen Freunden die Erklä- rung verlangt, daß wir mit der Tendenz der Depesche vom 27. Oktober nicht übereinstimmen , so sage ich ihm ausdrücklich, daß jene Depesche in eine Besprechung der ionischen Jnsel-Zustände gar nicht bhineingehört, und wofern der edle Marquis nicht beweisen kann, daß die Zustände der Jo- nischen Jnuseln genau denjenigen des Landes ähnlich find , auf welches die Depesche sich bezog, so hat er gar nichts bewiesen. Wir sind bereit, die Schirmherrschaft über die Jonischen Jnseln aufrehtzuhalten. Die Re- gierung s{rickt nit vor der Verantwortlichkeit zurück, welche diese Politik ihr auferlegen mag. Nach den gestern empfangenen Berichten herrschte in

anz Korfu, ungeachtet der Vertagung, die tiefste Ruhe. Jch glaube, die Bevöl- erung erkennt, daß das Parlament selber an der Unterbrechung der so nothwendigen legislativen Arbeit s{uld ist, und daß diejenigen, die das britische Protektorat aufrechthalten, ihre echten Freunde sind. Nach eini- gen Worten Lord Normanby's, der bei seiner Ansicht von dem Einfluß der

ussellschen Depesche bleibt, sagt Earl Grey, es scheine ihm denn doch, daß der edleHerzog die ernste Natur der ionischen Frage zu leicht ehine. Der Stand der Dinge gereiche weder England noch den ionischen LordsOberbevollmächtigten zur Ehre, Der Wegfall des britischen Protektorats wäre ohne Zweifel das größte Unglück, das die Bevölkerung der Jnseln treffen könnte; allein, da er des festen Glaubens sei, daß es durchaus nicht im Jnteresse Englands liege, seinen Schuß den Joniern gegen ihren Willen zu gewähren, und daß der Schuß für England nichts als Nachtheile, Geldopfer und selbst Gefahren bedeute, während alle Vortheile auf Seiten der Jonier seien, so denke er, daß, wenn die vom edlen Herzog ausgesprochenen Hoffnungen sih nicht erfüllen sollten, wenn das Volk fich nicht von der Herrschaft seiner De- magogen frei machen könnte, England am besten thun würde, den Inseln seine Schirmherrschaft zu entziehen. Es sei dies eine sehr gewichtige Frage und werde sich in nit langer Frist ‘der ernsten Erwägung sowohl der Regierung wie des Parlaments aufdrängen. Der Earl of St. Ger- mans zeigt dem Hause den Dank der Königin für die ihr überreichte loyale Beileids-Adresse an.

Unterhaus. Aldermann Salomons fragt den Staats-Secretair des Auswärtigen nah den Umständen, unter denen ein britischer Unter- than in Kanawaga in Japan vor ein aus dem britischen Vice - Konsul und drei Kaufleuten als Beifißern bestehendes Gericht gestellt und zu einer Geldbuße, Entfernung von Japan und dreimonatlicher Haft in Hongfong verurtheilt wurde; und ob es wahr sei, daß das Gericht in Hongkong die Haft für ungerecht und ungeseßlich erklärt und den briti- shen Unterthan deshalb in Freiheit geseßt habe? Lord J. Nussell sagt, der britische Unterthan sei ein Mr. Moß. Derselbe ging auf die Jagd, ohne die dazu erforderlihe Erlaubniß zu besißen. Auf dem Heimwege bon einigen japanischen Polizeileuten angerufen, drohte er Jeden, der ihn fassen wollte, niederzuschießen. Es kam jedoch zu Thätlichkeiten, und “indem Mr. Moß fich gegen die Verhaftung sträubte , ging sein Gewehr los, „und ein „Oder zwei und sehten ihn in ein Gefängniß, aus welchem ihn der britische Vice: Konsul befreite und ins eigene Haus nahm. Dem Vertrage gemäß wurde

Mr. Moß vor das erwähnte Gericht gestellt. Der Vice-Konsul fand ihn der Widerseßlichkeit gegen die Polizei, so wie der unbefugten Zagdübung shuldig und verurtheilte ihn zu Dollars Geldbuße und zur Verweisung aus Japan. Da die beifizenden Kaufleute - das Urtheil als viel zu hart nicht gutheißen mochten, wurde es dem General - Konsul, - Mr. Alcock, vorgelegt, der es zu ges linde fand und durch drei Monate Gefängniß in Hongkong vershärfte. Jn Hongkong angekommen wurde Mk. Moß aus rein teh- nischen Gründen nämlich wegen eines Formfehlers in der Abfassung des Haftsbefehls freigelassen. Lord John Russell bedauert, sagen zu müssen, daß Mr. Alcock's Urtheil unter den britischen Kaufleuten in Japan

sehr bôses Blut gemacht habe. Die Ansicht Mr. Alcocks sei, daß zwischen

der Berücksichtigung japanischer Gesehe und Bräuche und der von briti- sen Unterthanen zu beanspruchenden Freiheit eine Mittellinie gefunden werden müsse; aber viele Engländer in Japan glaubten sich berechtigt, die Gesehe des Landes mit Füßen zu treten, wodurch fie den Japanesen

Grund zu Beschwerden und Zornausbrüchen gäben. Die Kauf- leute, anderseits, sagten, es sei Unsinn, von den im Lande woh- nenden nandera zu verlangen, daß fie fi nach all' den japanischen Jräuchen, Kleidermoden u. s. w. richten sollten. Das möge bon ihrer Seite vollkommen wahr sein, doch müsse er (Russell) dem Ge- neral-Konsul Mr. Alcock beistimmen, wenn derselbe sage, daß die Gewohn- heit, den Geseßen -und Sitten der Japanesen Troß zu bieten, sehr bedenk- lihe Folgen haben könnte. Mr. aguire richtet betreffs der Joni- schen Jnseln an die Regierung dieselbe Frage, die Lord Normanby im Oberhause gestellt hatte, und Mr. C. Fortescue (Unterstaatssecretair der Kolonieen) beantwortet fie in- derselben Weise, wie der Herzog bon Newcastle. Die übrigen Verhandlungen sind ohne anderes als lokales Interesse. Die Sißung schließt gegen 1 Uhr Morgens.

. Parlaments-Verhandlungen vom 22.-M ä x4. Lord Stratford de Nedcliffe läßt bei Gelegenheit einer Jnter- pellation wegen der Aktenstücke über Syrien die Vemerkung fallen, daß die von der Pariser Konferenz beschlossene Verlängerung der französischen Occupation Syriens den Wünschen der englischen Regierung, dem Vernehmen nach, nicht entspreche, so wie fie kaum der türkischen Regierung angenehm sein könne. Er wünschte, daß der Regierung und dem Hause Gelegen- heit würde, eine Meinung über diesewichtige Angelegenheit auszusprechen. Lord Wodehouse enthält sich jeder Meinungsäußerung und erwidert einfach, daß M gewünschten Aktenstücké nach den Ostexferien zur Vorlage reif scin würden, F lenborowgh fragt, ob die Negierung eine amtliche Bestätigung Sis elegramms erbalten habe, wonach das Comité der holsteinschen Bride beide Vorschläge des Königs bon Dänemark abgelehnt und. den L N instruirt hätte, die Sache dem deutschen Bunde vorzulegen ?

: 0dehouse bejaht die Frage mit dem Hinzufügen, daß die Stände

Oberhaus.

den Comitéberiht wahrscheinlich annehmen würden. Der edle Lord glaubt jedoch, daß es zu Feindseligkeiten zwishen dem Bunde und Däne- mark fkeinesfalls vor einer längeren Frist kommen könnte. Auf eine ¿Frage des Marquis Clanricarde sagt Lord Wodehouse, daß die Regierung von -der jetzigen Regierung bon Mexiko die Wiedererstattung der von Miramon aus dem englischen Legationsgebäude geraubten 600,000 Dollars, so wie der vom constitutionellen General Degollado entwendeten 400,000 Dollars gefordert habe, und daß die Regierung Juarez den besten Willen zu: zeigen seine, obwohl sie niht augenblicklich, zablungsfähig sein dürfte. Der britishe Gesandte, Sir C. Wyke, der mit dem nächsten Dampfer nah Mexiko abgehe, sei mit den erforderlichen Weisungen ver- schen. * Die betreffeiiden Papiere würden in Kurzem vorgelegt wer- den. Das Haus vertagt fich darauf bis Dienstag, den 9. April.

Unterhaus. Lord Bury überbringt den Dank der Königin für die Beileidsadresse der Gemeinen. Mr. Brand (Secretair des Schaßz- amts) beantragt eine Neuwahl für Tiverton, dessen Vertreter, Lord Palmerston, den Posten als Constabler des Kastells von Dover und als Lord Wardein der fünf Häfen angenommen hat. Das Wahlausschreiben wird angeordnet. Thom. Duncombe beklagt sih über die Mangelhaftig- keit der unlängst über die Kossuthnoten-Angelegenheit erhaltenen Aufklärung und wünscht vom Staatssecretair des Jnnern zu erfahren, wie Sir Richard Mayne in Besiß der von Messrs. Day gedruckten Kossuth- note gelangte; wer sie ihm überseßte, und ob es dieselbe Note war, welhe Graf Apponyi später vor Gericht vorzeigte ? Zugleich erwähnt er, daß, nah einer Korrespondenz der „Times“, das eng- lische Kriegsschiff „Banshee“ die in Galaß konfiszirten Waffen nah Genua zurückzubringen beauftragt sei, und bezeichnet dies als eine allzu- rührige Einmischung Lord J. Russels zu Gunsten der österreichischen Herrschaft. Sir J. Cornewall Lewis, Staats-Secretäir des Jnnern, erwidert: „Sir Nichard Mayne gelangte in den Befiß der Note dadurch, daß sie ihm von einem Polizeimann überbracht wurde. Jh wünsche die ausdrückliche Bemerkung hinzuzufügen, und ich mache fie auf die Autori- tät bon Sir Richard Mayne selber, daß er sich keines Polizeimannes oder einer anderen Person bedient hat, um über Mr. Kossuths Unter- nehmen - sich Kunde zu verschaffen. Er wußte gar nichts von der &rxistenz dieser Noten, bis ihm eine derselben gebraht wurde. Er hielt es für seine Pflicht und Schuldigkeit, mir dieselbe vorzulegen, und auf meinen Rath begab sich Sir Richard damit ins auswärtige Amt, wo man ihm eine Ueberseßzung derselben lieferte. Es war auch dieselbe Note, die beim Kanzleigericht vorgezeigt wurde. Auf meine Ermächtigung nämlich war sie der österreichischen Gesandtschaft übergeben worden. Jch habe noch Folgendes zu bemerken: Die Loyalität von Mr. Day's Verhalten in der ganzen Angelegenheit ist über allen Zweifel erhaben. Mr. Day is ein höchst respektabler Geshäftswann. Er ist Hof- Lithograph und hat, ehe er den Druck übernahm, darüber die Meiuung angesehener Advokaten eingeholt. Er glaubte ein vollkommen legales und

redliches Geschäft übernommen zu haben, und machte nit das mindeste S ehrimniß varaus. Es muß auch einer erheblichen Anzahl Perfonen be-

kannt gewesen sein. Jch komme nun auf das Verhalten, das die Regie- rung befolgte, nachdem fie in Besiß der Note gelangt war. Sobald ich die Uebersezung der Note gelesen hatte, wurde es mir klar, daß fie von einer Regierung, die fich an die Stelle der bestehenden segen will, gebraucht zu werden bestimmt war, Jh erinnerte mi, wie Lord Lyndhurst im März 18953 im Einklang mit allen anderen rechtskundigen Autoritäten das Geseß dahin auslegte, daß eine Person, die einen vereinzelten oder mit Anderen verabredeten Aft begeht, der die Tendenz hat, das Land. mit einer fremden in Frieden mit Jhrer Majestät lebenden Macht in Streit zu berwickeln, einer {weren Polizei - Uebertretung schuldig ist. Dieselbe Ansicht hat der Attorneh - General am 17. Mai dieses Jahres, bei Gelegenheit der Garibaldi - Sammlungen, ausgesprohen. Wenn nun die Sammlung von Geldern zu solhen Zwecken ungeseßlich E muß die Anfertigung von Geld des nervus rerum für eine-Negierung, die eingestandenermaßen auf den Trümmern der bestehenden errichtet wer- den soll selbstverständlih au in das Gebiet des Verbotenen gehören. Da S die Kronjuristen, obwohl fie kein der Legalität des Notendrucks günstiges Gutachten abgaben, auch eine gerichtliche Verfolgung nicht em- pfehlen konnten, beschloß die dsterreichische Gesandtschaft den Civilweg ein- zuschlagen, und da sie den Beistand der englischen Regierung nachsuchte, hielt leßtere sich verpflichtet , einer Regierung, mit der wir befreundet find, das Beweismittel zu liefern, mittelst defsen fie si die Nechtshülfe bei den Gerichten verschaffen zu kfônnen glaubt. Und so- wurde ihr die Note zur Verfügung gestellt. So weit und nicht. weiter hat die Regierung sich in die Sache gemengt, und ih vertraue, das Haus wird zugeben, daß wir unsere Schuldigkeit nicht überschritten haben.“ Auf einige Anfragen iegen der Ereignisse in Warschau und wegen Syriens sagt Lord J. Russell, zugleich auf Duncombe's Angriff Bezug nehmend: „Es wäre nicht sehr zweckdienlich, wenn wir jede Woche einmal über unsere aus- wärtigen Beziehungen diskutiren wollten. Zndeß will ih doch einige Uuf- klärungen geben. Zuerst was die Sendung des Banshe betrifft. Vor einem Jahre wurde der Regierung bekannt, daß eine Partei an den Gren- zen Oesterreichs und des ottomanischen Reichs den, wie es anfangs sien, tollen Plan gefaßt hatte, die Autorität sowobl der österreichischen wie der türkischen Regierung abzuwerfen, und aus Ungarn, den Donaufürsten- thümern, Bosnien und einigen andern Provinzen jener Weltgegend einen großen Staat zu bilden. Jm Lauf des Jahres entstand das Gerücht von Waffensendungen nach jenen Grenzen. Die Ne ierung des Sultans wurde besorgt, sie konnte nicht dulden, daß auf türkischem Gébiet, welches die Donaufürstenthümer faktisch sind, große Waffenlager gebildet werden und E sih in Massen ansammeln. Es kam zu einer diplomatischen orrespondenz, und s{ließlich wandte sich die türkishe Regierung an die Vertreter der Mächte. Unsere Meinung war, daß die Waffen nach Kon- stantinopel zurückgesandt und dort sequestrirt werden sollten. Der fran- zösische Vertreter und auch Fürst Couza zuleßt, war für die Nücksendung der Waffen nah Genoa, woher sie gekommen waren. Ju jenem Moment

f wäre gleichbedeutend mit einer Abschaffung der Autorität des Sultans in

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war die Donau zugefroren, - und später waren die sardinishen Schiffe t andern Graden fortgesegelt. Aus diesem Grunde erbot fih der britische Gesandte in Konstantinopel den Banshe zu jenem Dienste zu beordern. Es scheint mir, daß die Regierung des Sultans nur eine Maßregel der Nothwehr ergriff, indem fie so handelte, und daß wir nur als ihre Freunde handelten, indem wir ihr beistanden. Ueber die Er - ceignisse in Warschau kann ih nur mit großer Zurückthaltung sprechen. Erstens berühren sie das Juteresse Englands nicht unmittelbar, und zwei- tens wissen wir über das Verhalten der russischen Regierung noch nicht genug, um uns eine Meinung erlauben zu dürfen. Aber so weit wir nah dem Berichte unseres Konsuls schließen können, hat die Bevölkerung von Warschau eine Geduld und Mäßigung entwickelt, die ihr wohl das Recht gaben, zu erwarten, daß man ihren Petitionen Beachtung schenke. Und die russische Regierung scheint geneigt, anstatt Maßregeln der Strenge zu ergreifen, lieber Milde und Versöhnlichkeit walten zu lassen. Jch halte es gewiß nicht für nöthig, dem Kaiser von Nußland irgend welche Vor- ftellungen zu machen. Die h Ee Frage hat vielfache und ernste Schwierigkeiten. Die Meinung des ¡ritischen Bevollmächtigten in Syrien war, daß es am besten sein würde, eine gute Regierung über ganz Syrien mit einem speziellen Arrangement zum Schuß der Christen einzusehen. Es wäre dies aber, wie man eingewandt hat, den Rechten des Sul- tans entgegen gewesen. Es sind noch andere Pläne vorgebracht wor- den, und nach den leßten Berichten aus Syrien waren die Bevollmäch- tigten noch immer bemüht, eine gute Regierung zu a Mi Jch muß

n, daß die Christen Syriens nicht die einzigen Personen find, die auf dieie DEWf&lidteit Anspruch haben, wie Mr. Monssell zu glauben scheint. Ÿ Es ist unsere Pflicht, auch den Drusen Gerechtigkeit zu verschaffen. Eine | allgemein europäische dauernde Besaßuug Syriens, wie sie der ehrenwerthe

Gentleman anstatt der ausschließlich französischen, aber temporären wünscht,

Zyrien.“ Das Haus vertagt fih bis zum 8. April. e

Beet, Gris O1 Máärz. Der heutige „Moniteur“ bringt einen amtlihen Bericht über den Empfang der Adreß- Deputation des Geseßgebungs-Körpers in den Tuile- rieen, Der Prásident Graf M orn y verlas die Adresse, worauf der Kaiser Folgendes erwiderte: „Jch danke der Kammer für die Gefühle, die sie mir ausdrúückt, und für das Vertrauen, welches sie in mih seßt. Wenn dieses Vertrauen mi “ehrt und mir schmeicelt, so glaube ich mich dessen würdig durch mein beständiges Bestreben, die Fragen nur unter dem Ge- fiht8punkt des wahren Jnteresses Frankreihs zu betrachten Wenn wir unserer Fel angehören, von der Vergangenheit Alles bewahren, was sie Gutes hatte, die Zukunft vorbereiten, indem wir den Lauf der Civilisation von den Vorurtheilen befreien, die fie hemmen oder von den Hirngespinnsten, welche sie ge- fährden, so werden wir unseren Kindern ruhige und glück- lide Tage hinterlassen. Troy der Lebhafügkleit der De- hatten bedauere ich feines8wegs, die großen Staatsfköôrper auf die so s{wierigen Fragen der auswärtigen Politik eingehen zu sehen. Das Land zieht daraus in verschiedener Hinsicht Vor- theil. - Diese Erörterungen belehren es, ohne es zu beunruhigen. Jch werde immer erfreut sein, glauben Sie es fest, mich mit Jhnen in Uebereinstimmung zu finden. Aus demselben Stimmrecht her-

vorgegangen, von denselben Gefühlen geleitet, wollen wir uns ge- genfoitlà “antersiii; um zur Größe und zur Wohlfahrt Frank- reichs zusammenzuwirken. Ï

T rien Suni des Gesepgebungs-Körpers wohnten der Prinz Napoleon, Graf Persigny, ‘Marschall Canrobert und eine große Anzahl von Gesandten bei. Die Diskussion über das Amendement der republikanischen Oppofition zur römischen Frage wurde fortgeseßt. Der Vicomte Anatole Lemercier hatte das Wort. Derselbe will sich auf keine historishen und philosophithen Entwickelungen einlassen, da er nicht die Abficht hat, mit Favre und Granier de Cafsagnac zu wetteifern. Die übrigen Gründe dieser Herren will er aber aufs energischste be- kämpfen. Es ist dem Redner zufolge unrecht, zu behaupten, man habe die Romagna dem Papste weggenommen, weil die Nomagnolen sei- ner Regierung müde gewesen seien. Dieser Abfall sei durch Krieg herbei- geführt worden. Da Oesterreih genöthigt gewesen sei, die Po-Linie auf- zugeben, weil sich die Franzosen der Etsh genähert hätten, so habe ihr Rückzug die Legationen ohne öffentliche Macht gelassen. „Jch age L, fügt der Redner hinzu, „daß mein Vaterland Unrecht gehabt hat, nach dem Po zu marschiren. Wenn dasselbe einen Veschluß dieser Art faßt, fo bin ih a A J konstatire nur, daß ein kriegerishes Ereigniß vorlag. Zch E de 9 bon Warschau, ih werfe nicht diese sonderbaren Aufständischen, ie ar- tätschen mit Gebeten und Gesängen beantworten , mit gewöhnlichen Jn- surgenten zusammen. Man hat uns vorgeworfen , wir unterstüßten u Regierungen des alten Regimes. Jh B daß 2 die A gierungen Englands und Preußens liebe, weil fie rei sind. eien Sie so gereht gegen den Papst, wie ih es bin gegen England und D Der Redner erwähnt die Hoffnung auf eine französische Juntervention, | N man in Rom gehegt habe, und meint, Gegenvorstellungen dürften genügt haben, Piemont, das „nur durch uns groß geworden ist“, bon dem Ein- falle in den Kirchenstaat abzuhalten. Der Papst sei keinesweges denen Reformen, denn er habe sich der Reihe nach an _Nossi, einen libera en Konservativen, und an Lamoricière, ehemaligen Minister Cavaignac's, ge- wandt. Der Papst müsse, um auf seine erste Politik zurückommen zu köónnen, zuerst seine Unabhängigkeit erlangen. Was den Vor- wurf, den man dem Papste macht“ fährt hierauf der Redner fort „daß er die Wohlthaten der Kaiserlichen Negierung ver- gesse und si{ch in die Arme der alten Parteien werfe, betrifft, so

eine solche besteht; es giebt nur ergebene, aufrichtige Katholiken, die fiG immer wieder finden, wenn ihr Glaube bedroht ist.“ Billault, Minister

ohne Portefeuille, ergreift hierauf das Wort, um das fatholijhe

und das republikanishe Amendement zu bekämpfen. Er \sprach

fih für die Fortdauer der Occupation aus , ohne daß er jedoch Verpflich-

tungen gegen die katholische Partei eingehen wollte. Er gab zu verstehen,

daß die Franzosen in Rom nicht allein zum Schuße des Papstes anwesend

seien, sondern au dazu einerseits dienten, das französische Interesse zu

wahren, und andererseits einen Schuß Oesterreich gegenüber böten. Ferner sagte Billault, daß die franzöfische Politik weder ihre in Jtalien erzielten Erfolge, noch ihre alten Ueberzeugungen aufgeben, sondern Alles aufbieten wolle, Revolution und Reaction mit einander in richtiger Be- grenzung zu versöhnen. Das sei allerdings kein leichtes Geschäft, aber eine Regierung, die ihre Pflicht thue, dürfe dieselbe deshalb nicht ver- säumen, weil fie {wer sei. Drei verschiedene Versuche habe der Kaiser bereits gemacht. Zuerst die Combination von Villafranca sei vortrefflich gewesen, aber niht angenommen worden, und ob sie je wieder zur Vorlage - kommen werde, wisse Gott allein; sodann die Bürgschaft durch den Kongreß auch abgeschlagen ; endlich das Vikariat desgleichen. Der leßte Vorschlag war s{lecht und unpraktisch. „Ja, wenn man mit wirklichen Thatsachen rechnen muß, dann mat man,

was man eben kann, energisch und entschlossen, man gebraucht alle seine Macht und Autorität, aber man ist nun einmal nicht allein in der Welt.“

Der Minister ersuchte die Versammlung darauf, sich, bevor sie der Regie-

rung dur die Adresse Rath ertheile, ja die Schwierigkeiten zu vergegen-

wärtigen. Zunächst sei da Nom, das darauf bestehe, daß der Status

uo ante wierderhergestellt werde. Es gebe in Nom eine starke anti-

ranzösishe Partei, über deren Treiben sich eine Depesche des

Herzogs von Grammont bekanntlih geäußert habe. Sodann führte

der Minister alle die übrigen Mächte vor, mit denen Frank-

reich sich über die Lösung der Frage benehmen müsse: Piemont, das ita-

lienische Volk, dem man nicht Gewalt anthun könne; England, sodann

Oesterreich mit seinem Kummer, seiner Unruhe, um nit zu sagen: seinen

Hoffnungen; endlich Preußen und Rußland mit ihren besonderen An-

schauungen. „So steht die Sache; welhen Rath geben Sie uns nun.“ (Eine . Stimme ruft: „Gar keinen !“ eine andere: „Abwarten!“) „Herr Favre und seine

Freunde sagen uns: Verlasset Rom und laßt die revolutionäre Bewegung —“

(Favre ruft: „Königliche Bewegung habe ih gesagt.“ Heiterkeit,

großes Gelächter und lange Unterbrehung.) Frankreih wird .sich nicht von Rom zurückzichen. Jch verwerfe das Favreshe Amendement.“ Eben #so verwirft der Minister den Lemercierschen Antrag und {ließt mit den Worten: „Wir find die Söhne der Kreuzfahrer , unsere Soldaten stehen in China, Japan und Cochinchina , überall, wo es die Vertheidigung des katholischen Prinzips gilt. Aber, vergessen wir es nicht, wir sind auch die Söhne von 1789. Frankreihs Fahne {üßt den Glauben und die Freiheit.“ Das Favreshe Amendement: (Broaeung der Truppen aus Rom) wird darauf it 246 gegen Stimmen derwdrsen, Die 7 î ind v8 ariman . Sonnn ior 11 ï- an Dien Tendements “u Gunsten der weltlichen Herrschaft des Papstes werden nach den Erklärungen Billaults zurückgezogen. Der Antrag auf Streichung der Adreßstelle, welche bon dem Widerstand des Papstes gegen weise Rathschläge spricht, wird mit 161 gegen 90 Stimmen verworfen. Endlich wird der Absaß 25 der Adresse nah dem Kommissions - Entwurf angenommen, desgleichen die übrigen Absäge 26 bis 30. Sodann wird über die ganze Adresse abgestimmt und dieselbe wird mit 212 gegen 13 Stimmen angeenommen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. März. Das Rai b Manifest über die Aufhebung der Leib- eigenschaft lautet: | i

# Rae Mes Gnaden Wir, Alexander der Zweite, Kaiscr und Selbstherrsher aller Reußen, Zar von Polen, Großfürst von Finland u. st. w., u. st. w., u. #. w., thun kund Unseren getreuen Uuterthanen : Durch die göttliche Vorsehung und das geheiligte Geseß der Thronfolge auf Unseren vorelterlihen Thron aller Reußen berufen, haben Wir in Ge- mäßheit dessen das Gelübde in Unserem Herzen abgelegt, alle Unsere ge- treuen Unterthanen jeglichen Berufes und Standes mit Unserer Harter Liebe und Fürsorge zu umfassen, von dem, der edelgesinnt das E zur Vertheidigung des Vaterlandes führt, bis zu dem, der besche vie mit seinem Handwerkszeuge arbeitet; von dem, der die hôchsi a Stufen des Staatsdienfstes durscreitet , bis zu dem, der D der Pflugschaar auf dem Felde die Furche ziehr. Die Lage der vers es denen Berufe und Stände im Staatskörper in Erwägung nehmend, E kannten Wir, daß die Reichsgeseßzgebung, während fie thätig die Wohls fahrt der höheren und mittleren Stände geordnet, deren Pflichten, Nechte und Vorzüge festgestellt, eine gleichmäßige Thätigkeit nicht entwickelt Le zum Frommen der leibeigenen Leute, welche deshalb also genannt wer e weil fie theils durch alte Gesehe, theils durch Gewohnheit pie er Gewalt der Gutsherren zueigen gemacht worden, auf welchen Leßteren dann auch die Verpflichtung ruht, für das Wohlergehen derselben Sorge zu E Díe Rechte der Gutsherren waren bisher sehr ausgedehnt und n G E nauigkeit nicht durch das Geseg bestimmt, dessen Stelle vielmehr eber lieferung, Gewohnheit und guter Wille des Grundherrn E L den günstigsten Fällen entstanden daraus freundliche, E po ziehungen aufrichtiger, gerehter Fürsorge und Wohlthätigkeit von Seî S des Grundherrn und gutherzigen Gehorsams von Seiten der ae D mehr indessen die Einfachheit der Sitten abnahm, die Mannigfa tig 6 T Verhältnisse wuchs, die unmittelbaren väterlichen Beziehungen i N herren zu den Bauern fich berringerten, die gutsherrlichen Rechte L eilen in die Hände von Leuten geriethen, die nur den eigenen Vorthe pa chwächten fich die guten Beziehungen und öffnete sich der Weg zu E ür die Bauern drückenden, für ihr Wohlergehen nachtheiligen Willkür, welcher dann bei den Bauern ein Stocken jeder Besserung der eigenen Existenz entsprach. Solches erkannten auch Unsere ruhmwürdigen Vorfahren un

frage ih zuerst, von welchen Parteien man sprehen will. Will man von

den Chefs der sogenannten katholischen Partei sprechen? Jh läugne, daß

ergriffen Maßregeln zur Besserung der Lage der Bauern; doch diese Maß-