1861 / 101 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

800

___—— 25. April. Seine Majestät der König nahmen heute die Vorträge des Militair- und des Civil-Kabinets entgegen, und empfingen militairische Meldungen in Gegenwart des Kommandanse ten, General-Lieutenants von Alvensleben.

Jhre Majestät die Königin haben am vorigen Sonn- tag dem Gottesdienste im Dom, gestern am Buß- und Bettage jeèêm in der St. Mathäi-Kircbe, Abends der liturgisden Andact im Dom und hierauf der Ausführung der Bachshen Messe in der Sing-Akademie beigewohnt. Allerhöchstdieselben nahmen am Dienstag Abend von Jhrer Majestät der verwittweten Königin Marie von Sachsen auf dem Anhalter Bahnhofe Abschied,

Das Herrenhaus beschäftigte si in seiner Sißung am

23. d, M. mit Berathung der nah den Beschlüssen des Hauses |

der Abgeordneten vorgenommenen Abänderungen der Geseßentwürfe wegen des Einzugsgeldes in den Provinzen Westfalen und Rhein, so wie wegen der Pensions-Berechtigung der rheinischen Gemeinde- ¿orft-Beamten. Die zu allen drei Entwürfen vorgeschlagene Ein- schaltung der Worte „nah Anhörung der Provinzialstände“ wurde

bei namentliher Abstimmung mit 53 gegen 41 Stimmen abgelehnt, |

dagegen die Umänderung des Wortes „der Monarchie“ in „Unserer Monarchie“ im Eingange des letztgenannten Grseg-

gescßgebungs-Kommission zu Nürnberg ausgearbeitete Handel8geseß- bu bet der preußischen æWandesvert:etung zur Vorlage gebracht, und daß Hoffnung auf dessen unveränderte Annahme vorhanden si. Der Referent des bandelspolitishen Ausschusses nahm hiervon An- laß zu dkr. vorläufigen Anzeige, daß der Vortrag über denselben Gegenstand bereits ausgearbeitet sei und demnächst zur Vorlage

| fommen werde,

Auf Grund einer Anzeige der Bunde®sfkassen- Verwaltung, daß der Fonds für Central- Verwaltung, für den leßtmals am 5, Za- nuar v. Z. ein Zuschuß bewilligt worden, nahezu erscöpft Sei ward eine Matrikular -Umlage “in dem üblichen Betrage bon

60,000 Gulden für die Central-Verwaltung besclossen,

Unter den Militair - Angelegenheiten, welbe zur Verbandlung kamen, fann bervorgeboben werden, daß ein Gutacten der Militair: Kommisfion über das Verhältniß, in welcbem der Zabl na die gezogenen zu den glatten Batterieen eines Armeecorps zu stehen haben werden, den bôöchsten und bohen Regierungen zur Würdi- gung empfohlen wurde, au der Vollzug einer Uebereinkunft zur Sicherstellung gewisser Einri btungsgegenstände für die Unterkunft der KriegSbesazungen in den Bundesfestungen zur Anzeige kam Endlich fand die allseitige Abstimmung über die Anträge fslatt, welche ter Auss{uß für Militair - Angelegenheiten in der se sten dieSjährizen Sikung vom 16. Februar l. J. über einzelne Vor-

entwurfes bei namentliher Abstimmung einfimmig (ch8 Stimmen |

gegen eine, welche fih der Abstimmung enthielt) beschlossen.

_ Sachsen. Dresden, 24. April, Die Erfte Kammer beschäftigte sih heute mit den Differenzen in den beiderseitigen Kam- merbes{lüssen bezüglib der Militairgerihts und Militair - Straf- prozeß-Ordnung, ‘wobei die Kammer auf ihren früheren Beschlüssen beharrte. i

Die Zweite Kammer genehmigte in ihrer beutigen Sitzung, gemäß den Vorschlägen ihrer ersten Deputation, den Gesekentwurf wegen -der Verbindlichkeit zur Anwendung gestempelter (Tralles'- \cher) Alfoholometer und beschäftigte sich sodann mit der Petition des deutsbkatholishen Landeskirchenvorstandes, bezüg- lib deren, sie die verschiedenen Anträge ihrer dritten Deputation bis auf einen, einige in eiwas modifizirter Gestalt, annahm und sich gegen zwei Stimmen demgemäß “gegen die Staatsregierung zu gentaren beschloß, (Dr. J.)

_, Allenburg, 23. April, Jn der zweiten landschaftlichen Sißung vom 19, d, wurden aus der Negistrande mehrere höchste Erlasse vorgetragen, wie sie bereits das höchste Propositionsdekret angekündigt hatte, Es befanden sich darunter inSbesondere der Geseßentwurf wegen Ausdehnung des Hypothekengeseßes auf dic Güter in todter Hand, der Geseßentwurf über tie prozessualische Behandlung der Beschädigungen i |

seßes, so wie ein Erlaß wegen - eines Nachpostulats von 40,000 Thlr. zum Bau eines Landesbhank- und Bibliothekgebäudes.

Meiningen, - 23. -April. “Gestern berieth der Landtag die Ausschußberihte über die s{le8wig - holstcinshe und furbesfi sche rage. Betreffs der erstern war der Antrag gestcllt : „Herzogliche Staatsregierung zu ersuchen, ihrerfeits mit den bunde8rectlichen Mitteln darauf zu wirken, daß für das gute Necbt der Herzog- thümer Schleswig - Holstein eine thatsächlice Entscheidung ‘endi eintrete.“ Betreffs der zweiten Frage lautete der Ausshuß- Antrag : „L Gegen die von der deutschen Bundesversammlung dur den in der furhessishen Verfassungsfrage gefaßten Beschluß vom 27, März 1852 ‘in Anspruch genommene Kompetenz, eine in anerkannter Wirksamkeit bestehende Verfassung eines deutschen Bundesstaates außer Wirksamkeit zu seben, Verwahrung einzulegen, Il Hohe Staatéregierung zu ersuchen , ihrerseits dahin zu wirken , daß in Kurhessen durch Festhaltung der rehtsständigen Verfassung von 1831 der vetrlebte Nechtszustand wieder hergestellt werde.“ Beide Ausscußanträge wurden angenommen, und zwar der über Schles- wig-Holstein , dem auch der anwesende Staatsminister beistimmte, einstimmig ohne Diskussion, während hei dem Antrag über die kur- hessishe Verfassungsfrage das Ministerium den ihm im. Auss\{huß- berichte gemäcten Vorwurf, „daß es, die Begleitung der Negie- rungen von Weimar und Koburg-Gotha in der eignen“ Curie ver- s{mähend, zu Jnfstructionen sih veranlaßt gesehen hat, welce der Wahrung deutshen Rechtszustandes gerade entgegengeseßt sind,“ dämit widerlegte, daß es der preußischen Auffassung über den blos provisorischen Charakter des Bundesbeschlusses zwar nit beizu- stimmen vermochte, sonst ber in ‘seinem Votum auf ein die ¿Forde- rungen des furhessishen Volkes befriedigendes vermittelndes Ver-

] ) fremden Eigentbums, der Erlaß | wegen des Nachtrags zum Entwurf cines Civilstaatsdienerge- |

fahren gedrungen habe. (Dr. J,)

j f | l / f

über die Bundestags - S ißung vom 20, April lautet:

‘Frankfurt a. M., 23. April. Dice offizielle Mittheilung

Preußen machte die Mittheilung, daß das- von ‘der Handels-

| ment des

fragen zur Revision der näheren Bestimmungen der KriegSsverfas- sung des Bundes gestellt hat; da aber die Bescblußziehung bis zur näâcbsten Sißung verscboben wurde, so muß die Mittheilung des Ergebnisses dieser Abstimmung vorbehalten werden. ;

L No ward die in der leßten Sißung vorbehaltene Wabl cines Bermittelungs-Ausschusses für die Streitigkeit zwischen Hannover

und Schaumburg - Lippe wegen des Steinhuder Meeres vollzogen

und eine Eingabe der holsteinischen Stände - Versammlung zu Jßehoe an die vereinigten Ausschüsse verwiesen,

__Desterreich. Triest, 22 April. Se. Majestät der Kaiser wird, wie die hiesige Zeitung meldet, gegen Ende dieses Monats sih na Triest begeben, um Jhre Majestät die Kaiserin zu empfan- gen, die, von Madeira kommend, in unserem Hafen landen wird.

Lemberg, 23. April. Jn der heutigen Landtagsösißung ftellt Abgeordneter Smolka den Antrag, si dafür zu verwenden, daß noch 1n diesem Jahre der Landtag wieder einberufen werde.

__ Großbritantiien und Jriaud. London, 22, April. Jhre Majestät die Königin hat, wie verlautet, die Herzogin von Wellington zu ihrer Ober-Hofmeisterin und ersten Hofdame ernannt, nachdem diese Stelle seit ihrer Thronbesteigung von der Herzogin von Sutherland bekleidet worden war. :

Gegen die Abschaffung der Papiersteuer werden von verschie- denen Seiten Petitionen ans Unterhaus vorbereitet. Die erste der- selben, die wahrscheinlih schon beute Abend durh Disraeli einge- bracbt werden wird, stammt von der Londoner Fondéböôrse und zählt 400 Unterschriften.

Die indisce Verwaltung hat, wie verlautet, ein Geschäft mit der Bank abgeschlossen, dessen Wirkungen sich wahrscheinli auch auf den kontincntalen Geldmärkten sofort fühlbar macben werden. Sie taufte ihr nämli alles Silber ab, das ihr von dem Tausch- geschäft mit der französishen Bank übrig geblieben war. Es wäre das, dem leßten Bankausweise zufolge, eine Summe von £48,362 Pfd. Sk., und soll diese in versc:iedenen Raten nach Indien ver- s{i}t werden. Da für genannte Summe von der Bank statuten- mäßig Noten auSgegeben worden waren, wird deren Verkauf die- selbe Wirkung haben, als wäre cine ebcn so große Summe Goldes aus der Bank genommen worden, Wozu aber das indiscbe Ministe- rium diese große Silbermass. verwenden will, if vorerst noch Amts- geheimniß. , i

Das Autograph des fünften und leßten Bandes von Mac- aulay's „Geschichte von England“ ist im Handschrifren-Departe- * British Museum binterlegt worden. Ein Theil des Manuscripts ist unter Glas und Rahmen gebracht,

/ Parlaments-Verhandlungen vom 22. April. Sißung. Als das Haus im Begriffe steht, sih als Comité der -Niittel und Wege zu konstituiren, bemerkt T. Baring, es sei in dem gegen- ivärtigen Augenblicke höchst wünschenswerth, daß das Haus und das Land die Finanzlage vollkommen begreife, und daß es einsehe, wie es weder be- friedigend noch sicher sei, ein Defizit durch Auskunftsmittel decken zu wollen die in Wahrheit nichts Anders seien, als eine Erhöbung der National- huld. Sei es wohl weise, fragt er, Steuern nachzulassen, wenn der dur den Steuer-Nachlaß verursachte Ausfall nicht dur cinen ¡rößeren Konsum ivieder eingebracht werde, und wenn man die einmal aba fftèn Steuern nicht ivieder cinführen könne? Wenn es je eine Zeit gegeben habe, wo Vorsicht in Bezug auf ‘die Behandlung der Finanzfragen angebracht ge- wesen sei, so sei es die jegige. Eine Vorsicht, die unter anderen Umständen als übertrieben erscheincn.- könnte, müsse jetzt geradezu als Tugend betrachtet werden. Der Schaßkanzler habe bei dn Voranschlägen auf 750,000 Pfd. aus China gerechnet. Würde es aber nicht weise gewesen sein, das wirkliche Eintreffen dieser Summe abzuwarten, deren Ausbleiben den er- warteten Uebershuß in ein Defizit verwandeln würde è Man möge sih do ja recht besinnen, ehe man eine der gegenwärtig bestebenden Steuern abschaffe, es müsse denn die Abschaffung den Staatseinkünften einen Jm- puls geben. Wäre Leßteres nicht der Fall, so würde sich die Nothwendig-

Unterhaus-

801

féit herdúsftellen, die Au8gaben ganz bedeutend zu bes{neidzen. Nun werfe aber der Schaßkanzler nicht nur einen Penny der Einkommensteuer über Bord, sonderñ wolle auch der Papierstéuër ein Eñdé mahèn. Ec halte vas Budget weder für ficher, noch für politis, noch gläube er, daß dasselbe dem Lande gegenüber ehrlich aüftrete. Lord R. Montagu hält das Aufgeben der Papiersteuer bei dem gegenwärtigen Stande der englischen Finanzén und in Anbetracht der bédenflihen politischen Zustände in Europa und Amerika für eine sehr mißliche Maßregel. Barxter ver- theidigt das Budget und weist darauf hin, wie sachberständige Leute der Meinung seien, daß Gladstone die Einkünfte für das Jahr 1861 —1862 zu niedrig beranschlagt habe. Doch glaube er, daß die Ausgaben, wenn auch nur allmälig, bédeutend zu ermäßigen seien. Stanhope is gegén den Theil des Budgets, durch welehen Steuern nachgelassen werden, und begreift niht, wie von einem wirklichen Ueberschuß die Rede sein könne. Die Resolution des Unterhauses bóm Jahre 13858 habe über die Papier- steuer nur als über eine permanerte Steuer den Stab gebrochen, und man habe damals nicht an den Fortbestand des Kriegszuschlages auf Zuer und Thee gedacht, der jeßt nah wie vor bestehen solle. -Baillie glaubt nit an den von dem Schaßkanzler herausgerechneten Ueberschuß von 1,900,000 Pfd. St. Die Abschaffung der Papiersteuer werde nur den Eigenthümern der Pennyblätter zu Gute kommen. Ewart hingegen spricht mit Wärme sowohl für die Abschaffung der Papiersteuer, wie für das Büdget im Allgemeinen. Bentinck klagt den Schaßkanzler an, daß er in Durchführung freihändlerischer Grundsäße zu weit gehe. Der Beweis sei nicht geliefert worden, daß die Abschaffung der Papiersteuer der großen Masse des Volkes zu Gute komme, während der Nachlaß des Kriegs - Zuschlagszolles auf Zucker ohne allen Zweifel eine Wohlihat für die Armen sein würde. Bei Abschaffung der Papiexrsteuer seien nur zwei Zwecke, welche die Negierung verfolge, denkbar, die nämlich, sih die Unter- stüßung eines in feiner Treue wankenden Theiles ihrer Anhänger zu sichern, und dem Oberhause den Fehdehands{uh hinzuwerfén. Sir J. Paxton betrachtet die Abschaffung der Paäpierfteuer als eine sehr große Wohlthat für die Papier- Konsumenten, meint jedoch, die Papier-Fabrikanten seien im Allgemeinen für Beibebaltung der Steuer, weil sie sih 1hr Monopol {wahren wollten. Sir S. Northce ote stellt eben so, wie Stänhdöpè, ‘in Abrede, daß beim Jahres\chlusse auf einen Ueberschuß zu rechnen sei, und behauptet, daß, wenn man den gegenwärtigen Stand der Einkünfte als maßgebend zu Grunde lege, ohne Wiederauflegung von Steuern sich ein großes Defizit berausstellen werde. Es sei jet wahrhaftig nicht die Zeit, einen großen Theil der Staats-Einkünfte aus den Händen zu geben. Auf Antrag S. Fißgerald's wird hierauf die Debatte vertagt, und der Schaß- fanzler beraumt die Fortsezung derselben auf Donnerstag an.

24. April. Jn der gestrigen Sißung des Unterhau ses bean- tragte Duncombe die Vorlegung der Depeschen in Betreff der im ver- gangenen Jahre nach Galacz geschmuggelten und durch englische Ver- mittèlung zurückgeführten Waffen. Er beschuldigte die Negierung der Parteinahme gegen Ungarn. Lord J. Nussell erklärte, Oestêrreich, die Türkei und Fürst Kusa hätten sämmtlih die Wegführung jener Waffen gewünscht. England wünscbe éin friedliches Verhältniß Ungarns: zu Oester- reich, vermeide aber jedwede Parteinahme. Lord J. Russell verweigerte die gewünschte Vorlegung der Depeschen. Duncombe" s Antrag ward mit 119 gecen 33 Stimmen verworfen.

Frankreich, Paris, 22. April. Gestern ‘hat der Kaiser, wie der „Moniteur“ amtlich meldet, den-neuen türkischen Gesandten, Vely Eddin Pascha, in öffentlicher Audienz und großer Ceremonie, so wie auth den sich verabschiedenden kurhessischen Gesandten, Herrn v, Baumbach, empfangen, O

Die Akademie der moralisGen und politischen Wissenschaften hat vorgestern an des verstorbenen Laferriète Stelle Herrn Rénouard mit 33 von 35 Stimmen zum Mitgliede ernannt. 7

Ein Blatt aus Nantes theilt mit, daß es die Note der offi- ziösen Blätter in Betreff der Wegnahme der Broschüre des Her- zogs von’ Aumale ‘nicht zu rêproduziren wage, weil ihm vom Prâ- feften verboten worden sei , der Broschüre zu gedenken. “Die Blät- ter in Bordeaux veröffentlichen die Note und lassen nachstehende Nachrict auf sie folgen: „Gèstern wurde in unscrer Oper „„Char- les VI.“ aufgeführt. Der Erfolg war vollständig. Däs Publi- kum hat die Wiederholung des zweiten Theiles der Ouvertüre ver- langt, welche eine der Hauptstellen des Stückes „La France a hor- reur du servage“ entwidckelt, Diese Arie selber mußte viermal wiederholt werden, Jm erften Afte, als der Dauphin erklärt, daß Frankreich seine verlorene Freiheit ‘wieder erlangen: werde, brach ein unbéschreibliher Sturm von Acclamationen und von Hurrahs aus.“

23. April. Der „Mövkiteur“ läßt ‘ficb-hrute Über: diépol- nische Frage vernehmen, Die Note, über welche bereits telegra- phisch ‘berichtet, lautet wörtlich folgendermaßen: :

„Die Ereignisse von Warschau sind einstimmig von der fran- zösischen Presse mit den Gefühlen der aithertötimlichen Sympäthie beurtheilt worden, welche Polen stets im Westen Europa's erregt hat. Diese Theilnahmebezeigungen würden indessen der Sâäthe, welcher sie gelten, fchlecht- dienen, wenn ste die Wirkung hätten, die öffentliche Meinung “dür die Vorspiegelüng (suPposer) - zu beirren , als ermuthige- die- Regierung des Kaisers (Napoleon) Hoffnungen , die sie doch zu érfüllen außer Stande sein würde. Die ‘hochherzigen Ideen, von denen!'der Kaiser Alexander ununter- 'brocheèn feit seiner Thronbèstéigung sich ‘beseelt ‘gezeigt hat und für welche die große Maßregel der Bauernbefreiung so laut zeugk, find ein sicheres Pfand für seinen Wünsch, auch die Verbessérun- gen“ zu verwirklichen ; welche die Lage Polens zulässig macht, und man muß wünschen, taß er daran niht durch Manifestationen

verhindert werde, die dazu angethan sind, die Wúrde und die po- litischen Juteressen des russischen Reiches mit den Planeu seines Svuverains in Widerstreit zu segen.“

Jn Erwartung des Absclüsses des Handéls-Vertrages zwischen Franfkreïch und dem Zollverein haben die Herren Dumenil Leblé in Havre eine durh Segelschiffe unterhaltene Reihefahrt zwiséhen Havre und Stettin gegründet und bereits sieben Schiffe expedirt, während ein achtes noch in Ladung liegt. Nah Abschluß des Hattdels-Vertrages beabsichtigt das oben genannte Haus an Stelle der Segelschiffe Dampfer 1n Fahrt zu seten.

_ Spanien. Aus Madrid, 22. April, wird telegraphirt : Die „Corréspondencia" widerlegt das ‘Gerücht, Spanien wolle die Wiedereinverleibung der Republik San Domingo ablehnen ; in der lekten Konferenz habe der Abgeordnete von Hayti ‘um das fpanisthe Protektorat nacgesucht.

Uiiter dem 23. April wird telegraphirt, daß das Kabinet in den Cortes in Folge einer Jnterpellation ‘erklärte, es ‘habe die Veröffentlihung des Aumale’schen Briefes nicht geftattet, um “in gutem Einvernehmen mit einem befreundeten Lande zu bleiben.

__ Jtalien. Garibaldi hat mit seinen Generälen am 21. April eine Berathung gepflogen, in welcher die Majorität der Anwesenden sich für Anscluß an Cavour's Politik aus\sprach. Die Geueräle haben, wie der „Lombardo“ berichtet, Hoffnung, daß auch Gari- baldi diesem Beschlusse beitreten werde. Jn Folge der aufregenden dreitägigen Parlaments-Schlacht hat Garibaldi sich auf einige Tage an den Comer-See zurückgezogen.

Der Garibaldi'she Antrag auf Wehrhaftmachung der Nation, weier, wie gemeldet wurde, in der nächsten Sizung des Abge- ordneten-Hauses (22, April) auf die Tagesordnung kommen sollte, wird demnach in Garibaidi’# Abwesenheit debattirt werden, Dieser Entwurf lautet:

Art. 1. Die Nationalgarde wird im ganzen Königreiche nah den in den alten Provinzen in Kraft stehenden Gesezen unter den Abändeeun- gén, die in den nachfolgenden Artikeln enthalten sind, organisirt.

Art. 2. Die zum Kriegsdienste ausgesonderten Corps nehmen die Benennung „Mobilgarde“ an. Diese Garde wird nah den Negeln des Landheeres in Divisionen gebildet.

Art. 3. Zum Eintritt in die Mobilgarde werden alle Bürger, welche 18 Jahre alt und ‘noch ‘nit über 35 Jahre hinaus find, berufen.

Art. 4. Die Waffen, die Uniform, die Equipirung, die Pferde: und das gesammte Kriegsmaterial, dessen die Mobilgarde bedarf, kommen auf NRecónung des Staates und werden von demselben geliefert. j

Art. 5. Das Kontingent der Mobilgarde wird nach Provinzen, Kreisen und Aufgeboten im Verhältnisse der Einwohnerzahl vertheilt; die Soldaten werden gemäß den Geseßen über ‘die Rekrutirung der Armee und gemäß den übrigen in Kraft stehenden Géseßen zum Dienste ‘einge- rufen; die Dienstzeit wird kraft Art.'8 des Geseßes vom 27. Februar 1857 eregelt. f Art. 6. ‘Vom Eintritte in die Mobilgarde sind indeß befreit : 1) -die- jenigen, welche dem Land- und Seeheere angehören; 2) welche dem Spezial- Neglement gemäß als dienstunfähig erkannt werden; 3) welche einzige oder älteste Söhne find, oder, in Ermangelung eines einzigen vder ältesten Sohnes, die Enkel einer Mutter oder Eltermutter, die Wittwe ist , und in deren Ermangelung die Enkel eines Vaters oder Eltervaters von ‘70 Jahren; 4) welche die Aeltesten von Familien, die des Vaters und der Mutter beraubt, oder die einzigen arbeitsfähigen Söhne besagter Familien sind; unter den gleich arbeitsfähigen Brüdern werden die bereits für die Aushebung oder die Mobilgarde eingeschriebenen nicht mitgezählt. Das fehlende Maß ist kein Grund der Befreiung. ) |

Art. 7. Die Mobilgarde ist im Dienste den Kriegsgescßen und der Kriegsdi8ziplin unterworfen. j / E

Art. 8. Dem Ministerium des Jnnerh wird ‘ein“Kredit von 30 Mill. Fr. eröffnet, um für: Bewaffnung ‘der Nationalgarde im ganzen Königreiche Fürsorge treffen zu können. Besagte Summe von 30 Millionen soll aufs Budget des Jnnèrn unter folgender Rubrik eingeschrieben werden : « Waffen-

lieferung für die Nativnalgärde.“ j : E ; i: Giuseppe Garibaldi.

Es ist bereits früher gemeldet, daß die vertriebenen Fürsten : der Großherzog von Toscana, der Herzog von Modena und der König von Neapel, in ‘den ersten Tagen “des *April gegen ‘den Beschluß des italienisben Parlamentes, in Folge dessen: Victor Emanuel 11. ‘den Titel eines ‘Königs von „Ftalien angenommen, Einsprache erhoben . haben. Die päpstliche „Regierung hat zehn Tage später, am 15. April, gleichfalls gegen den italienishen Köônigs- titel protestirt. Das Rundschreiben Antonelli's an die diplomati- shen Agenten der “römischen “Curie lautet nach ¡der „Jndependance Belge“, wie folgt: U

Sin fatholischer König, der jeden religiösen Grundsaß in Vergessen- heit bringt , jedes Recht verachtet, jedes Gesez mit Füßen tritt, E nachdém er nah und “nach das erhabene*Haupt der katholischen irche um den größten und ‘blühendsten “Theil seiner rechtmäßigen L gen beraubt hat, jeßt den Titel „Köuig von Ftalien an. Damit f! er auf - den firchenschänderischen Raub, | den er bereits verübt und den seine Regierung auf Kosten des | Patrimoniums ‘Petri egen zu tollen ‘hon ofen ‘erklärt hat, den Stempel drücken. Obschon der heilige- Vater - bei: jedem * neuen- Angriffe auf seine. Souverainetät feier- lih protestirt hat, so muß er doch nicht minder jeyt einen neuen Protest gegen ' den‘ Streich “erheben, mit welchem man ‘einen Titel ‘annimmt, der die Unrechtmäßigkeit so“ *bieler früheren \ Gewaltstreiche - geseßlich

machen soll, Es würde überflüssig sein, hier an die Heiligkeit des