1861 / 132 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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N ichtamtliches.

Preußen. Berlin, 3. Juni. Seine Majestät der König nahmen heute im Beisein Sr. Hoheit des Fürsten von Hohenzollern die Vorträge des Geheimen Kabinets - Raths, Wirk- lichen Geheimen Raths Jllaire, so wie des Wirklichen Geheimen Ober - Regierungs - Raths Costenoble entgegen und empfingen den General-Direktor der Königlichen Museen von Olfers.

Das Herrenhaus versagte in seiner heutigen Sißung dem vom Abgeordnetenhause beschlossenen Gesehß - Entwurfe, betref- fend die Ausdehnung der Gemeinheitstheilungs-Ordnung vom 7ten Juni 1821, auf die Umlegung von Grundstücken, welche einer ge- meinschaftlichen Benußung nicht unterliegen 2c, dem Antrage der Kommission entsprechend, die Zustimmung und beschloß zugleich eine Resolution, „die Staatsregierung zu ersuchen, den Gegenstand pro- vinziell zu behandeln, den Provinzialständen der Provinzen, in denen fie selbst cin solhes Geseß für nothwendig halten möchte, . die Frage sowohl über das Bedürfniß in ihrer Provinz, wie über die einzelnen Bestimmungen des zu erlassenden Gesehes vorzulegen und erst mit dem Gutachten der Provinzial-Landtage den Gegenstand wieder an die Häuser des Landtages der Monarchie gelangen zu lassen.“ Hierauf beschäftigte sih das Haus mit Berathung von Petitionen, so wie des dritten Berichts der Budget-Kommission und genehmigte schließlich den mit Frankreich abgeschlossenen Staatsvertrag wegen Herstellung einer schiffbaren Verbindung zwischen dem Rhein -Marne- Kanal und der Saar.

Jn der heutigen (62sten) Sihung des Hauses der Abgeordneten wurde die Frage der Einzelhaft verhandelt, aber bis zum Schluß unferes Blattes noch nicht entschieden. Ober- Konsistorialrath Wichern hielt dabei einen längeren Vortrag.

Sachsen. Dresden, 1, Juni. Die Erste Kammer nahm bei Berathung einer Petition des deutsh-katholiscben“ Landeskirchen- vorstandes cinen Antrag mit 22 gegen 5 Stimmen an, demzufolge die Regierung ersucht wird, zu untersuchen, ob die Deutschkatholiken noch auf dem Glaubensbekenntniß von 1848 stehen, und wenn dies nicht der Fall, je nah dem Ergebniß der Untersuchung weitere ge- eignete Entschließung zu fassen. (D. F.)

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Coburg, 30. Mai. Heute is ein Geseß über die Kontrahi- rung eines Anlehens von 700,000 Fl. publizirt worden. Diese Summe is bestimmt zur Tilgung der bestehenden . {webenden Schuld, so wie zur Deckung der Zinsgarantie für die Werrabahn, Es werden dafür unkündbare Schuldbriefe au porteur in vier Serien ausgegeben, Zur Verzinsung und Tilgung des Betrags von 700,000 Fl. find jährlich in runder Summe 31,500 Fl. zu verwenden. (L. Z.)

Eisenach, 30, Mai, Die Eröffnung der deutschen evangeli- schen Kirchen-Konferenz fand heute Morgen 11 Uhr ftatt, nachdem vorher die kirchliche Feier in der Schloßkapelle der Wartburg in Gegenwart Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs die Mitglieder derselben, so wie die Spißen der Verwaltungsbehördeu und die Geistlichen hiesiger Stadt zur Andacht vereinigt hatte.

Hessen. Kassel, 30, Mai. Der König von Bayern hat dem Justizminister Abée das Großkreuz, dem Vorstand des aus- wärtigen Ministeriums v, Göddäus das Commandeurkreuz und dem Regierungsrath und Referenten im Ministerium des Jnnern, Loß, das Ritterkreuz des St, Michaels-Ordens verliehen. (F. J.)

___ Frankfurt a. M., 1. Juni. Der Antrag, welhen Baden in der Bundestags-Sihßung am 31. v. M. in Betreff des Bundes- Feldherrn ftellte, lautet :

Der Gesandte is beauftragt, Namens der Großherzoglichen Regierung * nachstehende Vorlage zu machen:

_ Die verschiedenen Eventualitäten, welche bei ausbrechendem Bundes- kriege die Zweckmäßigkeit der Bestimmungen über Oberleitung des Bundes- heeres bedingen, haben unter den Bundesregierungen mannigfache Anträge und Erklärungen hervorgerufen. Dieselben nehmen ihren Ausgangspunkt vornehmlich in den Erfahrungen, welche die drohende Kriegsgefahr des Jahres 1859 geboten hatte, und in den hierbei hervorgetretenen Mißstän- den der Bundes-Kriegsverfassung, welche vornehmlich die Königlich preußi- \{che und andere Bundesregierungen zu dem Versuche veranlaßten , eine den Verhältnissen entsprehende Neform derselben zu erzielen.

Die Anträge der Königlich preußischen Regierung vom 2. und 4. Juli 1859 und 4. par 1861, bis zu dem hoher Bundesversammlung in der Sißung vom 2. Mai vorgelegten Antrage, wie die Anträge der Regierun- gen von Bayern, Sachsen, Hannover, Württemberg, Großherzogthum Hessen und Nassau vom 20. Oktober und 17, Dezember 1859 sind sämmt- lih aus dem Streben hervorgegangen, die Vertheidigung Deutschlands in einer Weise zu organisiren, um großen und unerwarteten Anfordexun-

Jn dem von dem Bundes-Militair-Ausschusse erstatteten, am 26sten Juli v. J. hoher Bundesversammlung bvorgelegten Berichte ist auf den Gegensayg aufmerksam gemacht, der unter den verschiédenen Auffassungen bestand. Eine Ausgleihung derselben herbeizuführen, war der Zweck mannigfaher Bestrebungen hoher Bundesregierungen, namentli der zwi, hen den Allerhöchsten Regierungen von Oesterreih und Preußen zu Beyx- lin gepflogenen Verhandlungen.

Die Großherzogliche Regierung glaübt hoffen zu dürfen, daß diese Verhältnisse, wenn hieraus ein volles Einverständniß auch nicht hervor- gegangen ist, doch dahin geführt haben, einen Ausdruck am Bunde über die allseitig gewünschte Einigung in den s{chwebenden militairischen Fragen zu ermöglichen und zu erleichtern.

Geht nun auch die Ueberzeugung der Großherzoglichen Regierung dabin, daß eine nachhaltige Verbesserung der militairischen Organisation des Bundes nur im Zusammenbange mit der, bei der Wiedereröffnung der Bundesversammlung von der K. K österreichischen Regierung, ins- besondere in der Erklärung des Kaiserlichen Bundes - Präsidial - Gesandten bom 7. August 1850 in Aussicht genommenen politischen Reorganisation des Bundes gelingen werde, so erachtet sie den Ernst der Zeiten und die mannigfachen Deutschland bedrohenden Gefahren doch für groß genug, um sich dadurch aufgefordert zu fühlen, ihrerseits mit einem Vorschlage hervorzutreten. Sie hegt die Hoffnung, daß die höchsten und hoben Bundesregierungen denselben als einen vermittelnden erkennen und dem: selben zustimmende Unterstüßung zu Theil werden lassen möchten.

ac Großherzoglihe Gesandte ist nämlich angewiesen, den Antrag

zu \tellen:

Hohe Bundesversammlung wolle bei einer Revision und zwar der

Sg. 12 bis 16 der ‘Allgemeinen Umrisse und der darauf bezüglichen Para- graphen der „Näheren Bestimmungen“ der Bundes - Kriegsverfassung fol- gende vier Eventualitäten in Betrachtung ziehen :

1) den Fall, daß die Bundes - Armee in ihrem gegenwärtigen bundes- kriegsverfassungsmäßigen Bestande ohne Zutritt von weiteren Armee- theilen der deutshen Großmächte zum Kriege aufgestellt wird ;

2) den Fall, daß nur ein Theil des Bundesheeres zum Kriege zusam-

_ mengezogen wird;

3) den Fall, daß beide deutsche Großmächte mit ihren Gesammt-Armeen im Vereine mit den übrigen Streitkräften des deutschen Bundes zum Kriege schreiten, und endlich

4) daß nur eine der beiden Großmächte mit ihrer Gesammt-Armee den deutschen Bundes-Armeecorps zur Führung eines gemeinschaftlichen Krieges zutritt, während die andere nur ihr Kontingent zu den Streitkräften des deutschen Bundes stellt oder durch andertveitige Verwendung ihrer Truppen im deutschen Jnteresse die Nichtstellung thres Kontingentes begründet,

und aussprechen , daß für die beiden ersten Fälle die Bestimmungen der Art. 12—16 der allgemeinen Umrisse und die entsphrehenden Paragraphen der „Näheren Bestimmungen“ der Bundes-Kriegsverfassung im Grundsaße aufrecht zu halten,

„für den dritten Fall aber die Art, wie die kriegsherrlihen Rechte des deutschen Bundes ausgeübt werden sollen, namentlich die Ober- leitung und Eintheilung der vereinigten Streitkräfte vertrauensvoll den Allerhöchsten Regierungen von Oesterreich und Preußen anheimzugeben, und für den Fall dieser Verständigung die Geltung der Art. 12—16

pendiren, „für den vierten Fall aber derjenigen Großmacht, welche mit ihrer Gesammt-Armee im Vereine mit den übrigen Streitkräften des Bundes

stellten Bundes-Armee-Corps, wie die Eintheilung der vereinigten Streit: kräfte anheimzugeben und dieselbe gleichfalls von Beobachtung der be- treffenden Vorschriften der Art. 12—16 der Allgemeinen Umrisse der Bundes-Kriegsberfassung zu entbinden,

“abei der Revision der Bundes - Kriegsberfassun( Verschiedenheit dieser vier Fälle und der dafür i: lungs-Normen entsprechend zu berücksichtigen seien.“ (K, Z.)

Nassau. Wiesbaden, 1. Juni. Jn der heutigen Sißung der Zweiten Kammer legte die Regierung den Entwurf des Ein- | führung8geseßes zum allgemeinen deutschen Handelsgeseßbucch. vor,

Bayern. München, 30. Mai. Die für den Spätsommer dieses Jahres beabsichtigt gewesenen größeren Lager- Uebungen | unserer Truppen werden aus Ersparungsrücksihhten unterbleiben, | und noch vor Mitte Juni umfassende Beurlaubungen eintreten,

ôl, Mai. Durch K. Entschließung wird die Dauer des | Landtages um weitere zwei Monate, bis zum 4. August, verlän: | ger, O. Q)

Desterreich. Wien. Jn der Sißzung des ungarischen | Unterhauses ist am lsten d. M. die Adreßdebatte fortgesetzt wor: | den. Bei der Abstimmung entsagten 46 Anhänger der Adres ihrem Rechte, was von Bonis als Parteimanöôver bezeichnet wurde. | Nach heftiger Debatte erklärte der Präsident: die Frage sei vor- läufig in Privatkonferenzen zu behandeln, wo dann ein Tag zut | Abstimmung festgeseßt werden wird. ] Jn der am 28. Mai abgehaltenen Sihung des fkroatischen | Landtages erschienen auch die Vertreter der Militairgrenze, und F der Abg. Bèrlié spricht Sr. Majestät den Dank dafür aus, dab | er der Grenze gestattet, zum Landtage zu kommen. Jhre Aufgabe | bestehe in der Lösung des staatsrechtlihen Verhältnisses zu Ungar! F und Gesammt-Oesterreih, wobei er vor allem die Unabhängigkeit |

der Nationalität gewahrt wissen will.

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Am 30. Abends hat die Generalversammlung des österreichi |

gen genügen zu können,

shen Lloyd in Triest stattgefunden, Die Fahrten zwischen Triest

der Allgemeinen Umrisse, wie der „Näheren Bestimmungen" zu sus- |

zum Kriege schreitet, die einheitlibe Oberleitung der zum Kriege aufge- |

aber überall die } gestellten Behand-

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und Alexandrien werden verdoppelt. Die Betriebs -Einnahme be- irug 6,833512 Fl., die Verwaltungs- und Schiffs - Unkosten 5,517,954 Fl., der Gewinn 1,098,876 Fl.

Die Unterhandlungen mit der Regierung haben ergeben : 1) Die Regierung übernimmt für einen Vorshuß von 3 Millionen Lloyd: Actien al pari in Zahlung und behält sich das Optionsrecht auf 6 Monate vor, Schiffe für die Kriegsmarine bis zum Werthe von 14 Millionen gegen Actien al pari anzukaufen. 2) Die Actio- naire dürfen bis zum Jahre 1864 nur 4 Prozent Zinsen erhalten, welche am 1. Juli statt am 1. Januar bezahlt werden. 3) Die aus dem Jahre. 1859 rückständigen Zinsen von Actien im Nenn- werthe von 6 Millionen können aus “dem Reservefond bezahlt werden. 4) Das Jnstitut wird im Znnern reorganisirt, wobei die Exekutive von der Verwaltung getrennt und dieser verantwortlich gemacht werden soll. Der Organisations-Entwurf is dem Viiniste- rium bis zum 1. August d. J. vorzulegen. 5), Das Pensions- Statut wird reformirt. i i

Grofßbritaunten und Jrlaud. London, 31, Mai, Im Oberhause beantragte gestern der Herzog bon Somerset (der erste Lord der Admiralität) die 2. Lesung der Offiziers of Nevenue (Noyal Navy) Bill, welche den Capitains von Kauffahrteischiffen, wenn sie auf Weltmeerfahrten kommandirt haben und mit guten Zeugnissen versehen sind, das Recht verleiht, im Fall eines Krieges mit Masters- oder Obersteuermannsrang in den Flottendienst zu treten, in zzriedens- zeiten aber eine Flottenreserve zu bilden. Die 2. Lesung wird mit 99 gegen 56 Stimmen genehmigt. Z "quf i

Jn der Sizung des Unterhauses am 31. stellte Sir John Pa- kfington einen Vergleich zwischen den Fortschritten Englands und Frank- reichs im Bau gepanzerter Schiffe an und bemerkt unter Anderem , daß sein tapferer Freund Admiral George Elliot einige der französischen Bau- werften besuht und ihm über den Stand derselben wichtige Aufschlüsse mitgetheilt habe. Außer den neun Eisenschiffen, welche der Secretair der Admiralität- (Lord C. Paget) vor einigen Tagen erwähnte, besäßen die Franzosen jeßt zwölf gepanzerte Fregatten , die größer seien als „Ll Gloire“, und zwei gepanzerte Linienschiffe, „Solferino“ und „Magenta“, jedes für 100 Kanonen gebohrt, und mt etnem Tonnengehalt, der dem des „Warrior“ sehr wenig nachstehe. Somit besie Frankreich mit der „Gloire“ eine Flotte von 24 Panzerschiffen, ohne die alten Batterieen zu rechnen, die im Krimkriege mitgewirkt. _Wie stehe es mit Englands Bereitschaft in dieser Hinsicht # So viel er wisse, seten nicht mehr als sechs oder sieben Panzerschiffe gebaut oder im Bau begriffen. Und Admiral Elliot versicherte ihn, daß die Franzosen nicht nur so weit den Engländern voraus seien, sondern in jedem Werft, das er besuchte, die angestrengteste Thätigkeit herrsche, um die Vollendung aller im Bau begriffenen Fahrzeuge zu beschleunigen. Welche Beweggründe nun auch Frankreich haben möge, seine Seemacht zu vergrößern , so bleibe es Eng- lands Pflicht, die praktische Folge im Auge zu behalten; und diese ¡Folge sei, daß England rasch zur Seemacht zweiten Nanges -in Europa herab- sinken werde. Er frage den edlen Lord an der Spiße, als einen Eng- länder und Staatsmann, ob es ihm gut dünke, daß dieser Stand der Dinge so fortdauere, und er fordere ihn auf, dem Hause mitzutheilen, was für Kraftanstrengungen er im Sinne habe, um zu verhüten, daß England als Seemacht von seinem Nachbar überflügelt werde? Admiral Walcott sagt, daß Admiral Elliot auch ihm dieselben Thatsachen mitgetheilt, sie aber vorher zur Kenntniß des ersten Lords der Admiralität gebracht habe. Lord C. Paget (Secretair der Admiralität) erwiederte, es habe jeine Richtigkeit, daß die französishe Negierung im Bau eisengepanzerter Schisse bedeutende Fortschritte mache. Er habe keinen Grund, an der vollkomme- nen Nichtigkeit der von Admiral Elliot angestellten Beobachtungen im Ce- ringsten zu zweifeln. Jn Bezug auf die Schiffe „Solferino“ und „Ma- geitta“ müsse er sagen, daß sie allerdings für 100 Stückpforten gebohrt seien, aber 100 Stüpforten bedeuteten deshalb nicht 100 Stück Geschüß. Er kenne das Volumen der beiden Schiffe, und sei gewiß, daß sie nicht Schwimmkraft genug haben, um eine solche runde Zabl s{hwerer Geschüße zu tragen. Der „Warrior“ dagegen trage seine 100 Armstrongs mit Leichtigkeit und Grazie. Er habe die Absicht gehabt, bei der nächsten Comitéberathung über die Marinevoranschläge das Haus von den Ent- {lüssen der Regierung in Kenntniß zu seßen. Aber da der Gegenstand einmal zur Sprache gebracht sei, so dürfe er anzeigen, daß die Regierung sich dafür entschieden habe , fünf neue Kriegsschiffe von hölzernem Gerippe, aber eiscernem Panzer zu bauen, und zwar werde dies ohne irgend eine

Erhöhung der Marinevoranschläge geschehen können.

Frankreich. Paris, 31. Mai, , Der Hof isi nach Fon- tainebleau gegangen, und der Kaiser wird längere Zeit Niemanden empfangen, um seiner Erholung zu leben und an sein Werk über Julius Cásar die leßte Hand zu legen. Die sonst üblichen Ein- ladungen fallen diesmal weg. Auch Graf Perfigny geht heute nach seinem Gute Charamande, von wo er jedoch wöchentlich zwei- mal nach der Hauptstadt kommen wird, um die laufenden Geschäfte zu erledigen. Desgleichen tritt der Kriegs-Minister eine achtwöchent- lihe Urlaubsreise an. i e

; Dex ' Monteur bringt mehrere Defrete vom 29, Mai, die sich auf den Handelsvertrag mit Belgien beziehen : Die Häfen von Dünkirchen, Calais, Boulogne, Havre, Rouen, Nantes und Bor- deaux und die Mauth - Büreaux in Lille, Valenciennes, Turcolng und Roubaix find der Einfuhr von Baumwoll - Gespinnften von Nr. 4143 und darüber und der Gespinnste von gedrehter und gril- lirter Wolle geöffnet. Die im Vertrage vom 1. Mai 1861 auf- geführten Waaren belgischen Ursprunges und belgischer Manu- faktur, welche anders als auf belgishen und franzöfischen Land-

werth find.

transportmitteln und Schiffen eingeführt werden, zahlen 1} einén Aufschlag von 25 Centimes auf 100 Kilogrammes, wenn fie von aller Eingangsfsteuer frei oder die 100 Kilogr. weniger als 3 Fr. werthgeshäßt werden ; 2) die in Art. 7 des Geseßes vom 28, April 1816 festgeseßten Aufschläge, wenn die 100 Kilogr. 3 Fr. oder mehr Reine oder gemischte, die ad valorem taxirten Zeuge können nur in den Häfen von Calais, Boulogne und Havre und in den Büreaux in Lille und Valenciennes eingeführt werden und gehen blombirt nah der Mauth zu Paris, welche allein berechtigt ist, die Taxationen vorzunehmen und die Eingangszölle zu erheben. Die Bestimmungen des Handelsvertrages vom 1. Mai zwischen &ranfreich und Belgien gelten auch für England. Zwei andere Dekrete regeln die Ausführung des belgisch-französishen Vertrages seinen Einzelheiten nach.

1. Juni. Gestern wurde im geseßgebenden Körper Bussons Bericht über das Budget von 1862 vertheilt. Die s{webende Schuld am 1. Januar 1857 hatte schon die Höhe von 965 Millio- nen erreicht, der Ausfall des Jahres 1860 wird wiederum auf mindestens 100 Millionen geschäßt und für das Budget für 1861 ein neuer noch gar nicht zu berechnender Ausfall in Ausficht ge- stellt. Das Ausgabe-Budget für 1862 übersteigt das für 1861 wieder um 90 Wiutionen. Sobald der Berichterstatter auf das Kapitel Kriegs - Budget kommt, bemerkt er, der Ausshuß habe nit gewagt, namhafte Abzüge im Kriegshaushalte vorzuschlagen. Die Minorität (Favre, Olivier und Picard) hatte einen Abzug von 30 Millionen verlangt, do um niht wegen der Militair-Un- kosten in Verlegenheit zu setzen, „will die Majorität nur um Nichl- überschreitung des Ausgabe-Budgets für Militairwesen von 1861, also um Streichung der Vermehrung für 1862 um 25 Mill. bitten.

Der Herzog von Aumale hat zwei Bände seiner „Uistoire des Condé“ drudfertig. Die JUustrationen dazu sind so eben in Bestellung gegeben; der Prinz von Joinville arbeitet an einer neuen Marineschrift. 26

Wie-der „Nouvelliste“ von Rouen behauptet, wurde dieser Tage an der belgischen Grenze ein Quantum verbotener Broschüren und Schriften aufgefangen. i E

Jn der leßten Sizuug des Senates, welche über eine Petition

Betreffs Abschaffung der Art. 201 und 208 des Strafgeseßbuches handelt, wurde die Stimmung des Klerus in Frankreich offi- ziell konstatirt. „Der Klerus is gereizt“, drohte Kardinal Ma- thieu, „seine Gereiztheit wird täglich stärker und kann üble Folgen haben.“ Das neue Preßgesez wird von den liberalen Blättern als ein Fortschritt bezeichnet. Thatsächlih is die Presse jedenfalls reier. / Heute begruben die Polen den berühmten Geschichtsschreiber Joachim Llelewel. Vier Reden wurden gehaiten. Wolowski gab eine Skizze des Lebens des Verstorbenen. Als er von dessen Theil- nahme an der Revolution von 1531 spra, ließen die Anwesenden begeisterte Rufe ertönen, Ein Rabbiner hielt die zweite Rede. Er drückte dem Verstorbenen die Sympathie aller Jsraeliten Frank- reichs aus, weil er es zuerst gewesen sei, der in seinen Schriften die Einigung der Katholiken und Juden im Algemeinen und der Polens 1m Besonderen zuerst das Wort geredet habe, Merkwür- dig war die Rede eines Delegirten der Arbeiter. Derselbe machte Ludwig Philipp den Vorwurf, nichts für Polen gethan zu haben, und fügte hinzu, daß, wenn Napoleon I]. den Augenblick für günstig hielte, das Nämliche für Polen zu thun, was er für Zka- lien gethan, er die arbeitenden Klassen bereit finden würde, ihn zu unterstüßen. i

Die leßten Nachrichten aus China sind vom 6. d., die aus Cochinchina vom 14. April. Am 6. hatke der General Montauban das Land noch nicht verlassen. i s

2, Juni. Der heutige „Moniteur“ spriht das Bedauern der Regierung über die von der Presse gegen die Geistlichkeit ge- richteten leidenshaftlihen Disfussionen aus, ermahnt die Schrift- steller, sih größerer Mäßigung zu befleißigen, und sagt, die Regie - rung werde Angriffe, die in Mißbräuche ausarteten, unterdrücken. Gegen zwei Flugschriften ist die gerichtliche Verfolgung eingeleitet.

Dem „Öroit“ wird gemeldet, daß die Herren Miréès und Solar am 6. d. Mts. unter der Anklage des Betruges, des Ver- trauens-Mißbrauchs und der nicht zu rechtfertigenden Dividenden- Vertheilung =vor das korrectionelle Gericht gestellt werden.

Italien. Turin, 31, Mai, Das turiner Amtsblatt macht be- fannt, daß der König von Sardinien den Konsuln von Bayern, Würt- temberg und den beiden Mecklénburg das Exequatur entzogen hade. Graf Cavour war am 30, Mai wiederum so unwohl, daß ihm drei Mal zur Ader gelassen wurde; am 31. war sein Befinden ieder besser. Am 10, Juni will derselbe sih nah Susa begeben, um die Arbeit am Mont Cenis zu besichtigen. Heute ist zum ersten Male die Frohnleichnams - Prozession ohne offizielle Betheiligung der Ver- waltung vor sih gegangen, Nach Nachrichten aus Neapel, 28, Mai, sind im Neapolitanischen wieder zahlreiche Proclamationen verbreitet worden, worin das Volk aufgefordert wird, „die Aus- ländex zu vertreben,-+- Depeschen aus N e ape l vom 31. und Messina - vom 30, Mai melden, daß die National-