1885 / 109 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 11 May 1885 18:00:01 GMT) scan diff

diesen Wesel cinlösen kann, daß der Arbeiter wirkli seigen Lohn Ich bin nit ganz gewiß, daß das eintreten wird; ih fürcbte, daß der frappe Lohn des Arbeiters auf diese Weise, wenn auch nit um ein Siebentel, so dech vielleidt um ein Zehntel benagt werden wird, und daß er den Verluft in irgend einer Weise A Wenn derselbe wirkli 14 °%/g dirckt beträgt, so find das bci cinem Jahreëlobn ic will es sehr niedrig nebmen, 600 46, 200 Thlr. immer 72 Æ, auf den Monat 6 4 Würden Sie bereit sein, dem Arbeiter einen solchen Abzug mit seiner Zustim- mung aufzulegen ? I glaube kaum. Aber jedenfalls wider seine Zu- stimmung halte ic es für n gewaltthätizes Experiment, ibn auf einen unbestimmten Kampf mit feinem Arbeitgeber anzuweisen, ob er dies Siebentel verloren gehenden Lohnes sih wieder zrobern kann

nit verlieren wird ?

wird theilen müßen.

oder nit.

Es {eint mir das Verfahren, das von den Herren Antragst-Uern ein- geschlagen wird, und das fie legislatorish nennen, ein rein empiri’ches zu sein; ste {ieben den Regierungen die Verantwortung dafür zu, wie der Versuch der Empirie ausfallen wird. von den Antragstellern: besten Wilen gehabt, den Arbeitern zu helfen, wir verstehen die

dann beißt es

Sachen jo genau richt. Aber

dann stehen Sie glänzend agt. hon aus

den Arbeitern sagen: Hier ist

Lieber nennt —, das könnte helfen, wenn die Regierung unterschrieben hâtte, aber die Regierung hat kein Herz für den Arbeiter, die küm- mert sib um den Arbeiter nicht, wir thun, was wir können, aber die Regierungen folgen uns auf dem Wege nicht. -

Meine Herren, wir können ja nit hindern, daß Sie Jhrerseits die Attitude annehmen, als ob das so wäre, aber Sie fönnen ih nicht wundern, wenn die Regierungen und ih in ibrem Namen uns etwas dagegen wehren, auf diese Weise an die Wand gemalt zu werden, als ob wir etwas leiht mögliches hinderten.

daß es leit mögli ist und werden föante.

Wenn die Industrie wirkli den ganzen Ausfall würde, was sie, bin ih überzeugt, nit wird tbun wollen, aber wenn sie es thâte, so wäre mir doch fraglic, Siebentei Abzug exportfähig bliebe, Sie eine Industrie, die einen Umsaß von 70000 (4 oder von 700 000 6 bat i bleibe bei der Ziffer stehen, des leichten Divifors wegen —; wenn Sie der einen Ausfall von 10090 M jährlich zumuthen, der anderen einen von 100 000 4, sind Sic sicher, daß sie dann in demselben Maße erportfähig bleibt ? es Sacbe sein, die einen solchen Ausfall ohne weiteres tragen kann! Hört die Industrie, um die es sih handelt, auf,

dann ift der Arbeiter wiederum plectuntur Achiviz

die Industrie, von der er lebte,

sehr sböône und tröftlihe Redensart über die höheren Güter, die man nit aufs Spiel seßen müs

gewännen. i Woraus wollen Sie das arbeiten so viel,

Montag gewiß arbeitsfähiger.

bringen sollen. i Weiter sagt der Bericht : Auch könnten materielle

geringer werden und der Arbeitslohn ausfällt, dani die böcbften Güter, wenn es Hunger leiden muß; ? Meine Herren, ih will dafür die Verantwortung nit über-

nehmen, so etwas ohne Weiteres,

des Reichstages, wo ein Hin- und Herverhandeln gescßgeberishen Körperschaften so gut wie ausges{blofsen ist, in die Der Sache näher Ermittelung, dafür bin ih sehr dankbar; Sie scheinen offeabar vor- die Regierung über das,

Welt zu schicken.

auszuseßen, daß

um diese Cirkelquadratur zu

mirter ist, mehr wisse, als Sie selbft, wissen das au nicht besser als Sie. so bâtten Sie tdie Unterscheidung

Ralbmen, den Sie dem Bundesrath hingeworfen haben, selbst aus- Aber Sie übershäßen uns in s bedürfen au der Belehrung darüber und sind sehr bereit, auf die einzugehen, dann sind die Arbeitgeber sowohl, wie namentlich

gefüllt.

Œnquete die Arbeiter zu bören deren wichtigsten ob die diescn - ist, mittel tag, anstatt bei Musik und sein, genöthigt sind,

Fabrikmauern zu arbeiten. gar feine Arbeit zu haben, Eristenz,

bieten,

toudirt haben

werden.

_ Der Abg. Dr. Haarmann bemerkte, der stige wie leiblihe Ruhe am Sonntag unbedingt haben, und jeder Betriebszweig habe si so einzurichten, Sonntagsarbeit entbehren könne,

Ausnahmen, die auch der

winnen,

dur die Erhebung,

Kindverarbeit zu behandeln fei.

* Wer Vot von Kleist-Neyow erklärte, es habe ihn tief be- trübt, daß der Reichskanzler gegen seine Partei den Vorwurf erhoben habe, dieser ganze Antrag sei ein bloßes Wahlmanöver. Der Kanzler kenne ihn von Jugend auf, vor wenigen Tagen gesagt habe, daß er nicht nach Popularität

hasche, so wisse der Kanzler,

\creibt, fo muß sie wissen, was sie thut. eben fo lieb, wenn die Regierung nidts thut, sondern Halt mat in dem Stadium, wo Sie an das Thor der Regierung pocben mit einer Forderung für die Arbeiter, die schr befriedigend kiingt, wenn die Regierung die Achfel zuckt und sagt: wir bedauern wir üter- sehen nit, wohin das führen fann.

gegenüber

die Industrie, weder ihren Betrieb ein und eine Menge Leute muß sieben Sonntage in der Woche machen oder die Industrie Fällen wird dies geschehen und der Arbeiter weiß dann nit, an wen er si halten soll, dafür, daß er brotlos geworden ist, und daß

se, um gemeinen Gewinns in dem Kommissionsbericht gesunden. Endlich sei zu erwägen, daß bei Einhaltung wöchentlicher Ar- bcitspausen in den häufigsten Fällen die hergestellten Arbeitsprodukte qualitativ, ja sogar zuweilen quantitativ

\chließen, meine Herren ? wie sie können und mögen, nah Wenn sie nun am Sonntag ausgeruht haben werden, Wenn sie aber den Vergnügungen gewidmet haben, dann am Montag ift die Arbeitskraft noch geringer; darübec können Sie den Leuten keinen Zwang auferlegen, wie

Í Zwang wollen, ob ihnen damit gedient und ob etwas mehr erreicht i allen denjenigen Arbeitern

hinter

Ein beklagenswerthes Scwisal! erschüttert zu sein, dem Hunger möglicherweise um ein Sonntagsvergnügen erreichen Herren, werden die verbündeten Regierungen wenigstens nit die Hand che fie nit besser als jetzt informirt Enquete gründlich sein und ebe sie nicht namentli die Stimmung der Arbeiter in den weitesten Kreisen über dieses

Snah; Reichskanzler angeführt habe. Bei Abschaffung der Sonntagsarbeit Aber die Vorlage sei doch ders bedenklich sei die Ausdehnung des Verbots der Sonn- togéarbeit auch auf die Arbeiter in den Werkstätten. Troß dieser teiner Ablehnung der Vorlage im Ganzen hoffe und wünsche er doch die Entscheidung der Frage nit zu verzögern. Nur solle die er und seine politischen Freunde be- antragt hätten, festgestellt werden, dem Verbot der Sonntagsarbeit auszunehmen, und wie die

Zeigt si, daß es nicht geht, ja, wir haben den

wenn die Regierung so etwas unter- Es wäre Jhnen vielleicht

Scneidet die Sacbe da ab, dann sind Sie, was man der Regierung und können das Geseß wie es der Hr. Abg.

da,

j n. Ich bestreite, so ohne Weiteres ins Werk gefeßt übernehmen

ob sie bei einem ja, meine Herren, nehmen

müßte eine {hön rentirende

, exportfähig zu sein, ja Gestrafte scließlich heißt es: die geshädigt wird, stellt ent-

der geht ganz einz in manchen

eingegangen ist. Jch habe hier cine

i willen Es heißt va:

von ausgeruhten Leuten Die Leute ihren Kräften. so sind sie am Sonntag ihren wird der Montag blau und

sie den Sonntag zu-

Verluste nicht in

l Frage kommen, wenn es fih um die hochsten Güter cines Volkes, seine geistige und körperliche Gesundheit, handle.

Ja, wenn aber dabei die Mittel zum Leben verloren gehen und

was helfen dem Volke

wie es heute liegt, dit vor Sluß zwischen den beiden

zu treten durch Enquete, durch

Va U Un E gelehrter und infor- Darin irren Sie sih. Wir . Wenn Sie es gewußt hätten, felbst gemat und hâtten den

erreichen,

unjerem Wissen. Wir

Stimme ift mir bei weitem am

wird, als ein neues Agitations- r gegenüber, die am Sonn- \{önem Wetter im Sreien zu den dumpfen und feucbten Aber in der Unterlage der gegenüber gestellt zu werden, zu können, dazu, meine

sind, möge die angebliche Gesetz Arbeitec müsse gei-

1 daß derselbe die selbstverständlih mit den

könne die Jndustrie nur ge-

zu lückenhaft, und beson-

welche Betriebszweige von

und wenn derselbe

begehre. Er habe immer sein Votum nach seiner Ueberzeugung abgegeben, und thue das auch heute, wenn er sage, daß seine Partei mit diesem Antrag einen gewaltigen Erfolg erzielen werde. Der Antrag der Sozialdemokraten zeige, wie sehr man sih in Arbeiterkreisen nah Sonntagsruhe sehne, und er müsse es anerkennen, daß erst, seitdem die Sozialdemokratie den gegenwärtigen Aufshwung genommen habe, die Frage der Sonntagsruyhe hier ernsthaft in Er- wägung gezogen sei. Es handele sich hier nicht um ein Verbot der Sonntagsarbeit überhaupt, sondern nur um eine Regelung des Verhältnisses zwischen dem Arbeitgeber und dem s{hwachen Arbeiter. Die Ruhe am siebenten Tage sei die wichtigste Forderung eines Arbeitershußgeseßes und die Grund- lage für alle anderen Einrichtungen im Jnteresse der Arbeiter. Der Sonntag sei keine christlihe Einrichtung, fondern eine Gotteseinrihtung. Als im vorigen Jahrhundert die Revolu- tion den Sieg errungen gehabt habe, habe sie einen Nuhetag erst am zehnten Tage eingeführt. Er glaube, wenn der sozial- demofratishe Staat einmal verwirklicht werden sollte, so wür- den die Arbeiter auch erkennen, daß es um den Ruhetag der Arbeiter dann geschehen sei. Die Forderung der Sonntagsruße sei eine Bestimmung der zehn Gebote. Sie sei niht auszulegen mit Pharisäismus, sondern mit evan- gelisher Gesinnung. Es sei nicht nur ein Rahmen, den das Haus dem Bundesrath überreiche, sondern eine Grundlage für dessen Handlungen. Warum solle niht der Bundesrath nach gehöriger Erwägung festseßen können, welche Auënahmen sür das Verbot der Sonntagsarbeit einzuführen seien. Diese Vorlage sei seiner Ansicht nah genau ebenso wie die, welche 1879 hier von einer Mehrheit beschlosen worden sei. Man sage, die deutsche Jndustrie werde dur ein Verbot der Sonn- tagsarbeit ruinirt werden, aber sei nicht die Industrie in Amerika und England der deutschen weit überlegen, troßdem dort das Verbot der Sonntagsarbeit existire, in einem Umfange, wie dasselbe niemals hier ge- fordert werden würde. Er glaube auch nit an eine Schädigung der deutshen Jndustrie. Durch die körperliche Nuhe am siebenten Tage werde die Arbeit der übrigen sechs Tage potenzirt werden. Allerdings habe der Stister der christlihen Religion gesagt, daß der Sabbath niht um des Sabbaths willen, sondern um des Menschen willen da sei, aber doch nur um des Menschen willen, der eine Seele von ‘Zott empfangen, die danach verlange, sich am siebenten Tage an Gottes Wort zu laben und sih sehne nah Himmelsspeise ; das sei niht zu erreichen ohne staatliche Ordnung. Er habe gegen die Enquete nichts einzuwenden, müsse aber bemerken daß Enqueten oft resultatlos vorübergegangen seien. Der Bundesrath verlange ja au sonst immer, daß das Haus sih über Geseßeêvorlagen aussprechen solle, Wie könne das Haus das besser thun, als indem es den Bundesrath einen fertigen Geseßentwurf hingebe ?

Demnächst nahm der Neichskanzler Fürst von Bismarck das Wort:

Der Herr Abgeordnete hat zunädst damit begonnen, zu be- iheuern, daß seinerseits eine Einwirlung auf Wahlen und ein Hascben na Popularität mit diesem Antrage nicht verbunden gewesen jei. Ih würde das ohne seinc Versicherung geglaubt haben. Ich erinnere mih au nit, gesagt zu haben, daß diese Berehnung dem Antrag zu Grunde liege. Jh glaube nur die thatsähliwe Wirkung des Antrags dargestellt zu haben, vermöge deren die Antragsteller in cinem besseren Lichte vor den Arbeitern erscheinen als der Bundeë- rath, und habe gesagt, daß der Bundesrath dabei in einer Zwangslage fich befindet, aus der heraus er die Sache nicht lôsen kann. Das hat der Herr Vorredner felbst zugegeben. Er nimmt an, daß der Bundes- rath seinerseits cine Art Enquete anstellen werde. Ob ihm dazu die Mittel ohne einen Beschluß dieses Hauses zu Gebote stehen, das will i hier nit entscbeiden.

Der Herr Vorredner hat gesagt: der Bundesrath wird das nicht glei unterschreiben, er wird es liegen laffen, er wird si erkun- digen: wie liegt die Sahe? Nun, obne Erkundigungen, die Geld kosten, werden wir auc nicht mehr darüber lernen, als wir bisher wissen, und wird namentli das, was wir erfahren, nit in dem Maße publici juris sein. Wenn wir 10, wie die En? queten in anderen Ländern sind, in versciedenen Gegenden Hunderte von Arbeitern jeden einzelnen ohne Nücksidt auf den andern darüber wollen vernehmen lassen, wie {ie sid die Einführung der obligatorischen Sonntagsruhe denken, fo müssen wir eine Geld- bewilligung haben; die habea wir bis jet nit. Also {ien mir der Herr Vorredner selbs vor der Möglitkeit, daß der Bundesrath dieses, wie ih glaube, unfertige Elaborat ohne Weiteres sih aneignen und unterschreiben könnte, zurüdzuschrecken

Ich kann dem Herrn Abgeordneten auferdem nur das Zeugniß Geben, a «œ& Mt ber sehr großen Beredsamkeit, die ihm seine (ristlihe Ueberzeugung einflößt, von Neuem für die Heiligung des Sonntags und für die Freiheit des Sonntags von Arbeit, für die Sonntagsrube Alles gesagt hat, was sih dafür sagen läßt. Aber über die Art, wie die Schwierigkeiten, die der praktishen Ausführung seiner Wünsche entgegenstehen, zu überwinden seien, darüber hat er uns nit um ein Haar breit klüger gemacht, als wir vorher waren. Er hat auch nicht versubt, darüber cine Andeutung zu machen; er hat auc seinerseits keine Erfahrung zur Verfügung, die Anderen eine Berukbigung Über die wahrscheinlie praktisde Wirkung eines solchen Gesetzes gewähren könnte. Diese Schwierigkeiten, die sich dem entgegenstellen, den Sonntag für die Arbeit absolut und zwangsweise zu entbehren, sind ja ganz genau dieselben, als der Festsezung eines annehmbaren und nicht allzu ermüdenden mäßigen Arbeitstages im Wege stehen. Fin- den Sie das Geheimniß mit dem Sonntag, dann werden wir auch das mit dem Arbeitstag finden, daß wir, ohne die Iudustrie und ohne den Arbeiter selbst dur Schwächung der Industrie, von der er lebt, zu schädigen, au den Arbeitstag limiticen fönnen in der Weise, wie es in viel weiteren Kreisen, unter den Arbeitecn selbst wenigstens,

gewünscht wird.

Der Herr Vorredner sagt, das Wichligste von Allem, was für den Arbeiter geshehen könne, sei die Sonntagsruhe. O halle das für ebr ridbtig, für in hohem Grade wünschenêwerth, für ein glänzendes Ziel, wenn man es erreiben kann, Aber i halte die billig und shonend bemessene Dauer des Arbeits- tages doch not für viel wichtiger. Fragen Sie den Arbeiter, was er lieber will: ob er lieber Sonntagsrube haben will, auf die Gefahr hin, an den übrigen sechs Wochentagen das einarbeiten zu müssen, was er am Sonntag nidt gemadht hat, oder ob er lieber einen festen, mäßigen Arbeitstag wünscht, fo daß er an jedem der ses Wochentage sein Sechstel Sonntag mit eingescchoben bekommt.

Ich glaube, daß diese Zerstückelung des Sonntags auf die übrigen Wochentage wobei ih von der konfessionellen, rist- liden Scite der Sache ganz absebe . für das B hagen _des Arbeiters durch die Kürzung des Arbeits- tages im Vergleichd mit dessen stellenweis Üübermäßiger Länge sehr viel werthvoller noch sein würde als die zwangsweise Freiheit am Sonntag in denjenigen Bran&en und Geschäften, die nicht über- haupt am Sonntag _feiern. Es sind do, glaube id, nur die Minderheit der Geschäfte, die ihrer Natur nad Sonntag und Werktag arbeiten; die meisten feiern schon jeßt;

daß auch er (Nedner) sie nicht |

es ift also nur ein Theil der Arbeiter, um den es si handelt. Der Herr Vorredner sagt, in England und Amerika fände diese

wären

sib an diese Rube knüpfe, ) irrt

überlegen. glaube, er B i liden Gründen dieser Ueberlegenbeit ; ib g selben in Anderem, in der Beschaffenheit der Länd würde uns nicht in dem Maße überlegen sein, wenn bej ibm Kohle und Eisen dicht neben einander lägen, und wenn es nit ¿j Kulturvorsprung von mehreren Jahrhunderten vor uns Bp bâtte. Wir können aus vielen Zeugnissen ermessen, daß f zur Zeit Shakesveare's, also vor ziemlich 300 Jason in England cine Wokhlhabenbeit, ein Kulturzustand und cin Mt von belletristisher Bildung berrschte, von dem wir zu gleicher 2; in Deutsbland weit entfernt waren. Wir sind in Deutsland auf ät dem durch den dreißigjäbrigen Krieg mehr als irgend eine e Nation zurücckgeworfen worden, und i kann dem Herrn Vorrede nit zugeben, daß die Engländer im Ganzen bessere Christen E als die Deutschen. Ich glaube, daß namentli aut die katholischen Mie unterzeihner des Antrags nit zugeben würden, daß England uns in iee thätigung des Christenthums irgendwie überlegen ist, Son dami b ih diese Frage stelle, die jeder sich in seinem Herzen beantwzrt? möge, werde ich dem Herrn Vorredner beweisen, daß er gen, die vorhanden sind, faishen Ursachen zusreibt sahen Wirkungen, die sie nicht haben. die Sonntagsruhe nit Üüblib wäre, wenn es dort so gegangen wäre, wie bei uns heute, ob dann irgend eine rung stark genug wäre, oder —ein Parlament, um fie beute zwingen, das ift mir sehr fraglich.

Die Sitte thut darin viel mehr als der Zwang, und ih bofe und wünsche, daß wir mit der Sitte so weit kommen, wie denn dog die Sitte bei uns darin {on fehr mächtig ist. Es it für den Land, wirth beispielsweise eine schr große Versuchung, wenn in der Erntezeit be; beinahe trockenem Getreide Wolken am Himmel steben, am Sonnta arbeiten und einfahren zu lassen; ja selbst die Arbeiter haben so vie Passion für das Geschäft, daß sie häufig dazu drängen, Aber ih kenne doch nur wenig größere Besitzer, die es gestatteten, oder di den Leuten wenigstens in meiner Gegend ihre Sonn- tagsruhe verderben, mag darüber die Ernte verregnen oder nit. Man trägt es in Ruhe und stellt dem lieben Gott das Weitere anbeim. Das zeigt, wie mächtig die Sitte darin ist, Jch muß fagen ih habe von dem englishen Sonntag, wenn i in England gewesen bin, immer einen peinlichen und unbehaglihen Eindruck gehabt, ig bin froh gewesen, wenn er vorbei war; ob es den Engländern au so ging hei manten muß ih es wenigstens glauben, den sie beshleunigten den Gang der Zeit in einer Weise, ohne Zeugen die ih hier nit weiter harakterisirea will, und waren froh, wenn der Montag anbrach. Wer in England in der Gesellschaft gel:bt hat, wird wissen, was ih meine. Wenn man dagegen hier des Sonn» tags auf das Feld komme, in die Umgegend von Berlin, wenn es nit gerade in der Nähe einer Bolbierbraueret ist wenn man auf die Dörfer binkommt, fo hat man doc seine Freude an den gepußten und frohen Leuten, und dankt Gott, daß wir nicht unter dem Zwange des englishen Sonntags leben. Ich war gerade an einem Sonn- tag zum ersten Mal in meinem Leben i glaube, es war vor einigen vierzig Jahren in England an das Land getreten und war jo froh, eine s{lechte Fahrt überstanden zu haben, daß i unwill- kürlih irgend ein Lied pfiff, nit sehr laut, und ein Bekannter vom Scifff, der mit mir ging, sagte mir etwas ängstlih: „Bitte, ne, pfeifen Sie nicht!“ J saate: Warum sollte ih nit? id in vergnügt. „Es ist Sonntag!“ Das war in Hull, und er seßte mir mit Wohlwollen auseinander, ic liefe Gefahr, Un annebmlihkeiten zu erleben. Das hatte für mihch die Folge, daß ih sofort wieder an Bord ging und na einer anderen Gegend fuhr. Ich führe das nur an, um zu sagen, daß ich mich mit ciner folhen Zwangsfeier, \o lange ich lebe, niht befreunden würde, aug nicht glaube, daß dies Gottes Gebot entspriht und daß es geeignet ist, den Menschen zu befsern.

Ich kann also aus den Aeußerungen des viel entnehmen, daß er selbs doc au ist; er set voraus, daß die Regierung sie auf eigene Hand maden werde. Jh erkläre, daß die Regierung auf eigene Hand nit das Geld dazu hat, und werde dankbar sein, wenn Sie es ibr bewilligen wollen, oder im Vertrauen auf die hausbälterishen Gewobßnheiten dieser Regierung ihr die Vollmadt geben wollen, gewisse Etats zu diesem Behuf zu überschreiten. Die Annahme der Vorlage, wie sie ift, kann ih nit empfehlen, denn ih kann nit in Aussidt stellen, daß sie ohne Weiteres die Zustimmung der verbündeten Regierungen finden wird, und id muß die Letzteren nochmals, ohne damit irgend die Absicht eines Antragstellers verdähtigen zu wollen, gegen das Licht verwahren, welches dadur, daß die Herren zu glauben scheinen, ihr Antrag könne ohne Weiteres Geseß werden, auf die Intentionen der Regie? rungen den Arbeitern gegenüber geworfen wird. Ich kann erklären,

diese

nit

ANlworten es Wirkun- un den Ur- Wenn tn England

zu err

s Herrn Vorredners nur so einer Enquete nit zuwider

Wohlwollen haben, wie irgend Vorlage haben kann, daß sie aber genöthigt sind, ehe sie ihre Uuter- rift von sich geben, dem Inhalt dieser Piece etwas genauer ins Gesicht zu Antrag unterschrieben haben und unterstüßen.

Der Abg. Stolle erklärte, Reichskanzler, der doch immer arbeiterfreundlih sein wolle, sih jeßt auf die Seite der Arbeitgeber stelle. Der Kanzler habe erklärt, daß die Arbeiter selbst ih gegen das Verbot der Sonntagsarbeit erklären würden; das zeige, daß der

die Fabrikanten seiner Partei gegenüher vertreten hätten, als sie 1868 für die Abschaffung der Kinderarbeit eingetreten seien, Und troßdem seien mit der Forderung seiner

und jene unliebsame Scenen hätten aufgehört, die fi früher zwischen den Arbeiterfamilien und den Sqhulverwaltungen abgespielt hätten. Der Reichskanzler habe mit seiner Er- klärung nur bewiesen, daß derselbe auf Seite der Unternehmer stehe. Warum solle si der Arbeiter gegen das Verbot der Sonntagsarbeit erklären? Wenn der Arbeiter nur für die Arbeit der 6 Wochentage anständig bezahlt werde, werde der- selbe gern am Sonntag pausiren. Wenn man fortfahre wie jeßt, auch den Sonntag zur Arbeit zu benutzen, so befördere man damit nur die Ueberproduktion und rufe dadurch Pausen in der Arbeit hervor, die den Verdienst des Arbeiters recht erheblih s{mälern würden. Der Reichskanzler meine, der Arbeiter, der sich am Sonntag Vergnügen bereite, mae leiht am Montag blau. Das sei in Vorwurf, den der deutsche Arbeiter nicht verdiene. Als die deutsche Industrie auf der Weltausstellung in Philadelphia ihren Plaß auf dem Weltmarkt verloren habe, habe der deutsche Arbeiter ihr denselben wieder erobert. Wenn der Reichskanzler ein-' mal mit ihm in die Fabrikgegenden seiner Heimath kommen und dort sehen wolle, wie bleih und abgehärmt die Gesichter der Arbeiter seien, die Tag für Tag die s{lechte Fabriklust einathmen müßten, so würde er gewiß auch dafür eintreten, daß diesen Arbeitern vergönut werde, wenigstens am Sonntag einmal frische Luft einzuathmen. Der Reichs- kanzler sage, er wisse niht, wie der Bundesrath die Aus- nabmen festsegen solle; es sei das eine ganz ungeheure Ge- walt, welhe dem Bundesrath durch diejes Geseg ein- geräumt werden solle. Er (Redner) habe kein rechtes Zutrauen zu der Polizei, die seiner Partei besonders nit schön entgegentrete; aber die Vollmachten sollten ja in die Hände des Bundesraths gelegt werden, und dem glaube er ile dis j Durch Enqueten

Sonntagsrube statt, und denno, vermöze des göttlichen Segens, der-

: leßt noch anvertrauen zu dürfen. : würde nichts erreiht werden. Dieselben seien auch über *

flüssig , Enzland

daß die verbündeten Regierungen für die Arbeiter genau so vid } einer der Herren Unterzeichner dieser |

sehen und ihn näher zu erforschen, als die Herren, die den |

es wundere ihn, daß der |

Kanzler noch heute auf dem Mandcesterstandpunkt ftehe, den l

: i ' A Partei gute Er: | folge erzielt worden. Die Arbeiterkinder seien kräftiger geworden, |

wo die Thatsachen #so laut sprähen, und Klagen aus Hunderttausenden von Fällen Jedem in das Ohr dringen müßten, der hören wolle. Ehe man mit den Untersuchungen fertig sei, würden die Arbeiter an Leib und Seele vernichtet sein. Der Abg. von Kleist meine, daß die Sozialdemokratie, wenn sie zur Herrschaft gelange, wie früher die Revolution den Sonntag beseitigen würde. Seine Partei habe ge- zeigt, so lange es ihr vergönnt gewesen sei, wie andere Bürger ihre Meinung frei zu äußern, daß sie überall für die Sonntags- ruhe eingetreten sei. Seine Partei achte die Ueberzeugung jedes Menschen, möge derselbe evangelisch, katholis oder Jude sein. Wolle derselbe am Sonntag Gottesspeise, so solle ihn Niemand daran stören, Seine Partei habe darum auch stets das Ansinnen abgelehnt, ihre politischen Glaubensgenossen zum Austritt aus der Kirche zu bestimmen. Die Religion müsse Gemüths- und Herzenssache bleiben, und wenn feine Partei zur Herrschaft gekommen sei, würde fie vielleicht schon den 6. Tag zum Feiertag bestimmen. Dur eine Annahme dieses Geseßes werde dem soliden Geschäft so gut wie dem Arbeiter ein Vortheil geschaffen werden, der Bundesrath würde also gut daran thun, demselben zuzustimmen.

Hierauf ergriff der Reichskanzler Fürst von Bismarck

Wort: e piats Ei Herr Vorredner hat wiederum der ganz unbestrittenen Wahrheit Ausdruck gegeben, wie Herr von Kieist, daß es im höchsten Grade wünswenswerth wäre, allen Arbeitern die Sonntagsruhe zu schaffen. Es handelt sih aber, wie ih wiederhole, doch hier nur um den geringen Theil der Arbeiter, die sie bisher nicht haben. Jch er- innere daran, als wir im Unfallgeseß den dur{scnittlihen Lohnsaß berehnet haben, da is ohne Widerspru als im allgemeinen gül- tige Regel anerkannt worden, daß der Lohrtage im ganzen nur 300 im Jahre wären. Es ist also damals unbestritten von der Annahme ausgegangen, daß die meisten Arbeiter ihre Sonn- tagsruhe ießt {on haben. Es handelt si also hier nicht etwa um alle Arbeiter, um den gesammten Arbeiterstand, für den der Herr Vorredner eben zu sprechen meinte, sondern nur um den bedauerlichen Theil desselben, der biéther der Sonntagsruhe entbehrt. Da es eben die Minderzahl ift, so ist vermöge der Freizügigkeit Jedermann in der Lage, sich diesem Drucke, der vorzugêweifse schärfer wäre, wenn er nit durch andere Vortheile aufgewogen würde, zu entziehen. :

Es wäre mir lieber gewesen, wenn der Herr Vorredner seine Meinung wenigstens darüber klar ausgesprochen hätte aber er hat sid wohl ge- hütet, es zu thun —, wer den Auéfall von 1/7, von 14/6 tragen soll; hâtte er gesagt: wir, im Namen der Arbeiter sprecend, sind bereit, dieses ein Siebentel unseres Jabresloëkns zu entbehren für den Vortheil, daß wir dar den freien Sonntag haben, gut, das wäre eine Stimme, die von Seiten der Arbeiter in der Richtung gesprochen bätte. Die Regierung würde freilich das Bedürfniß gehabt baben, außer dem Herrn Vorredner do auc noc andere zu hören, Oder hâtte er auf der anderen Seite gesagt: es ist eine Forderung der natürlicben Gerechtigkeit, daß die Unternebmer diesen Ausfall tragen, daß sie jedem Arbeiter für die 6 Tage, die er naher noch arbeitet, den Lohn, den er bisher am 7. Tage bekam, zulegen, daß sie also bei einem Lohnsat von 14 Silbergroscen, will ich einmal fagen, den Wohenlohn auf 16 Silbergrosen erhöhen, wobei sie darauf re{nen, daß nun der am Sonntag auêgeruhte Arbeiter die Übrigen 6 Wochen» tage hindurch um \o mehr arbeitet das hâtte ih eine aufrichtige Stellungnahme von Seiten des Herrn Vorredners genannt. Anstatt sib ader für eine dieser Allernativen frank und frei auszu- sprechen, hat er sid begnügt, nah Art vieler anderer Herren von anderen Fraktionen, feine Rede in der Hauptsache niht mit saclihen Argumenten, sondern mit persönlichen Invektiven gegen mi und gegen das, was ih gefagt habe, auszus rüsten. Es ist das ja außerordentlich leit; wenn ih ein Abge- ordneter in der Minorität wäre, gänzlid ohne Verantwortung für das, was im Lande geschieht und was dîe Negterung thut, da wollte ih Ihnen noch ganz anders grobe und eindringliche Reden als der Herr Vorredner halten. Es ift ein altes, gutes Sprichwort, ih fürchte leider ein franzöfishes: „um geistreih zu sein, braudt man nur vor nichts mehr Respekt zu haben, dann findet sich das sehr leit.“ Ja, den Respekt vor dem, was aus der Nation und ihren wirth\caftlihen Einribtungen wird, wenn gewisse Sachen, die im Feuer der Rede und des Parteibedürfnisses gesprochen werden, ins Leben treten ; diesen Respekt hat der Herr Vorredner nicht. e

Jh möchte also, daß der Herr Vorredner, wenn ihm Zeit dazu bleibt, und dem Hause, es anzuhören, do vielleicht noch einmal auf die Tribüne tritt, fi für eine dieser Alternativen entscheidet und sagt: ih fordere im Namen des Arbeiters den freien Sonntag für das Opfer von 1/7 seines Jahreslohns, oder: ib fordere von dem Arbeitgeber, daß er diesen Ausfall überträgt. Die meisten Arbeiter, Die O 0 sun n ie dee Her Boiredner; daß sie an der Spiye einer Bewegung steben, von der sie ihrerseits mit Leichtigkeit getragen werden, die, glaube ih, können die 70 M jährlid nit entbehren, und wenn der Herr Vorredner mir das natweisen farn, an welchem item ihrer Ausgaben das möglich sein wird, so würde ich ihn sehr dankbar dafür sein. Das würde mir den Beweis liefern, daß die Arbeiter troß aller Klagen, die wir von verschiedenen Seiten über Vertheuerung des Brotes und des Getreides und über die Unmöglichkeit zu leben und Steuern zu zahlen, bôören, doch noch 70 4 per Kopf übrig haben. Ich glaube es niht. Der He:r Vorredner aber muß ih annehmen, glaubt es, sonst würde er so nicht sprechen. i f

Der Herr Vorredner hat mir gegenüber in der Uebertreibung ge- \sprohen, die mit dem Bedürfniß verbunden ist, zunächst meiner " Person in der Acbtung der Arbeiter berunterzuseßen. Er wünscht, daß die Arbeiter ihm folgen und nicht dem Reichskanzler. Da finde ih das ganz natürlid, daß 0 mich, wie er kann, herunterrcißt und sagt: man hat uns, das A \sprochen; jeßt war der Moment gekommen, wo der Reichskanzler alle seine Versprechungen erfüllen könnte, man hat ihm diese Sonntagsvorlage suppeditirt , wenn die unterschrieben worden wäre im Bundesrath, so hätte er alle seine Versprebungen erfüllt, aber nun hat er recht gezetgt, _daß er do eigentlich bei den Manchesterleuten und mehr auf Seiten der Arbeitgeber als V Arbeiter steht, und daß alles, was er früher für den Arbeiter bei anderen Gelegenheiten gesagt hat, der Herr Vorredner sagte es nicht geradezu, aber meinte es do im Grunde eine e wesen ist, die ihren politishen Zweck wohl haben kann. So ungefà r kam es heraus. Nun, i verlange gar nit, daß der Herr Vor- Leber gere dein mo l W_ will nur Anderen und will dem Lande sagen, daß er mir damit bitteres Unrecht R Ich stehe weder auf Seiten der Arbeitgeber noch der Arbeiter, id stehe auf Seiten der Nation und ihres wirths{haftliden Gedeihens und thue, was ih nach bestem Ermessen ohne Popularitätsfubt nah der einen oder anderen ae L uuae verantworten und mit der

chrift meines Namens decken zu können. i L e hat mehreremals gesagt, ih spielte Ao Arbeiterfreund, ja, meine Herren, wer hier mehr spielt, das e eine Rolle, auf welcher Seite das theatralische, das circensishe Ele- ment ift und auf weer Se das mehr sahliche, das überlasse ih J zu unterscheiden. j is h bestreit, daß 0 wahr ift, was der Herr Vorredner sagte, daß mit der Annahme diescs Entwurfs alle Wünsche des Arbeiters zufriedengestellt, daß die Arbeiterklagen sozusagen mit dem nan Sonntag abgefunden werden würden. Der Herr Vorredner lehnt die Enquete ab; er fürchtet, daß die Arbeiter dabei gefragt werden. Den Herren ift es ja immer unangenehm, wenn die Arbeiter ohne ihre Führer und Vormünder vernommen werden, aber darauf gerade wollen wir hinaus; der Herr Vorredner ftößt die Regierung gewisser- maßen von hinten hinein auf diese Vorlage: „Nun drauf, nur

i rebungen für die Arbeiter bisher gebabt ; mee Main DEINA sind, wird der Herr Vorredner vielleicht behaupten wollen, aber Andere nicbt glauben maden können. Nevlicb baben Sie für die Börsenfteuer, glaube i, gestimmt (Zurufe : Nein!) oder nit, nun das hat aud mit den Arbeitern weiter nits zu thun. Wenn der Herr Vorredner mit solcher Leidenschaftlicbfeit und mit folcher Neigung, mi vor dem Lande s{chwarz darzustellen, auf- tritt, so bin ich als Diplomat gewohnt, nach der Absicht zu suchen. Ic denke mir also, der Herr Vorredner erwartet, wenn wir den Arbeiter, den unbecinflußten Arbeiter nit hören, könnten wir viel- leiht Etwas thun, was ihn naher unzufrieden macht „oder was überhaupt Schaden in die Industrie bringt und in Folge defsen Unzufriedenheit. Wo Unzufriedenheit is, da blübt die Agitation, und vielleiht ist der Herr Vorredner gerade deêbhalb mit der Schärfe în dieser Sache, die ih, glaube id, bisher nur schr sahlich bebandelt habe, aufgetreten, „Dc halte die Herren Agitatoren der sozialdemokcatiscen Partei für Leute, zu denen man sich der That versehen kann; fie wissen mit derselben Feinheit, mit der der Diplomat seine Bere{nurng mat, immer den Punkt auffindig zu machen: wie kann Unzufriedenheit gesät werden. Unzu- friedenbeit brauen sie, um zu prosperiren; und wo sie keine finden, können fie den Hebel ihrer Agitation nicht einsetzen, Ih komme alfo unwillkürlih zu der Vermuthung, daß sie von der Vollziehung dieses Gesetzes, von seiner übereilten, sofortigen Einführung doch no mehr Drawensaat erwarten, als i bisher darin gewittert habe. „Zch traue Ihren Rathschlägen nit. (Zuruf links: Wir auch nit !) Das ift wahrscheinlich gegenseitig; Sie den meinen auch nicht, das be- streite ih auch gar ni L / E bitte Tad auch die anderen Herren, zu crwägen, daß die Zahl der Arbeiter, die von dieser Wohlthat berührt werden, do im Ganzen eine geringe il; die Arbeiter, die sechs Arbeitstage in der Wowe überhaupt nur haben, sind bisher die Mehrzahl. Ehe wir die Minderzahl, die bisher alle sieben Tage gearbeitet hat, ohne ihren Willen dazu werfen und ibr ein Siebentel ihres Lohnes kürzen, habe ih das Bedürfniß, diese Arbeiter vorher selbst in möglichst unab- bângiger und unbeeinflußter Weise zu bören, wie sie darüber denken, mag dies nun in Form einer votirten Enquete sein, oder wie Hr, von Kleist annahm, so daß wir im Bundesrath jeßt uns einmal in die Sommerfrishe begeben und dann vielleicht späterhin allmählich berumbören; so ungefähr dachte er es sib; dabei erfährt man aber nicht genug; man wird immer, glaube i, um uns zu informiren, Geld brauchen, und ich befürworte deéhalb, daß die Herren, wenn ibnen daran liegt, die Sace ernstli% zu fördern und nicht blos eine captatio binzustellen, eine Resolution fasser, in der fie die verbündeten Regierungen dazu ermuthigen, Geld für eine folce Erquete aus- zugeben, um diese, wie ic glaube, niht sprucreife Frage im nôbsten Winter, bei der nächsten Parlamentssißung, einer weiteren Veschluß- nahme zu unterbreiten.

Der Aba. Dr. Windthorst erklärte, auch seine Partei werde von der Absicht geleitet, dem Wohle der Nation zu Hülfe zu kommen; sie verfolge keine Wahlpolitik, sondern wolle auch auf dem Gebiete der Fürsorge für die Arbeiter erreichen, was erreiht werden könne. Jm vorigen Jahre sei mit Hülfe-seiner Partei das vom Reichskanzler vorgelegte Kranken- und Unfallgeseß zu Stande gekommen ; aber diese Geseße allein würden die Zusriedenheit der Arbeiter niht herbeiführen, es bedürse durchaus noch einer Umfassenden Arbeitershuß- gesezgebung, um eine feste Ordnung der Verhältnisse zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu erlangen, Von diesem Postulat sei, so lange er dem Reichstage angehöre, {hon die Rede gewesen. Der Abg. von Kleist habe ja vorhin erst angeführt, daß ein Antrag fast gleichlautend mit dem Kommissionsvorshlage hon vor ein paar Jahren aus den Reihen der Konservativen eingebraht worden sei. Was die Kommission vorschlage, sei also durchaus nicht neu, sondern enthalte die Summe dessen, was seine Partei nach reif- lihster Erwägung und in der Erkenntniß, daß auf diesem Gebiet endlich einmal etwas geschehen müsse, für im Augen- blick durchführbar halte. Dhne positive Leistungen auf diesem Gebiet werde man niemals die Arbeiter zu befriedigen und niemals die Einwirkung der Sozialdemokratie zu paralysiren im Stande sein. Der Antrag der Sozial- demokraten, den er gewiß niht ganz unterschreiben möchte, enthalte eine Reihe von Vorschlägen, die man ernstlih in Erwägung nehmen müsse. Der Reichskanzler habe dagegen lediglich vom rein materialistischen Standpunkt aus argumentirt. Das höhere, ethische, christliche der ganzen Frage habe derselbe außer Acht gelassen. Es sei ein Gebot Gottes und des Christenthums, daß der Sonntag gcheiligt werden solle und müsse. Nichts in der Welt berehtige den Einzelnen oder die Regierung, dieses Gebot außer Acht zu lassen. Das Gebot müsse befolgt werden, und die Folgen habe man niht zu untersuchen, diese Folgen überlasse er getrost Der Leitung dessen, der das Gebot gegeben habe. Er bekenne, daß diese Außerachtlassung des ethischen Standpunktes Seitens des Reichskanzlers ihn tief bekümmere. Die Regierungen seien da, um diese Gebote Gottes zur Aus- führung zu bringen, und nicht da, es zu beschönigen und zu rechtfertigen, wenn dies ungebührlicher Weise unterlassen werde; und ein solhes Rezept habe der Reichskanzler vorge- s{chlagen. Alle Ausführungen des Reichskanzlers habe hon vorher der Abg. Lieber vollständig widerlegt. Die Nede des Reichskanzlers kulminire in den Fragen: würden die Arbeit: geber den siebenten Tag, würden sie den Lohn für den siebenten Tag entbehren können? Das müsse untersuht und dazu die Arbeitgeber gehört werden. Für ihn bedürfe es dieser Enquete niht, Er habe genug Gelegenheit gehabt, zu sehen, was die Arbeiterbevölkeruna verlange, einstimmig wollten die- selben am Sonntag Ruhe haben. Bezüglich der Lohnfrage hätten die Arbeiter gesagt, sie würden dann die übrigen ses Tage um so fleißiger und intensiver arbeiten, um den Ver- [lust einzubringen, und sollte der Lohn auch etwas verkürzt werden, so stehe ihnen doch die Erfüllung von Gottes Gebot zu hoh. Die Arbeitgeber möhten sich an die Erfahrungen in anderen Ländern halten, wo die Sonntagsruhe geseßlih bestehe. Seien diese etwa dadurch weniger forfurrenzfähig geworden? Habe nicht die ganze Jebige Pollgeseßgebung den Zweck, ihre Konkurrenz zurückzudrängen? Der Reichskanzler finde die Jnitiative des Hauses in dieser Beziehung nicht angebracht, und meine, der Reichstag hätte den Bundesrath nur zu einer Enquete auffordern sollen, Auf anderen Gebieten habe dem Kanzler doch die Jnitiative des Reichstages nicht jo sehr gefahrbringend geschienen, und was habe denn die Regierung gehindert, die Fnformationen, die sie zu brauchen behaupte, dur ihre zahlreichen Organe sich {on längst zu vershaffen? Sollte aber durhaus Geld nöthig sein zur Aus- führung des Geseßes, so werde Niemand im Hause es e weigern, denn ernst müsse man die Sache nehmen, und ruhen könne man nicht eher, als bis dasselbe erreicht sei. Nach e Meinung des Reichskanzlers werde durch die Sn e beshlüsse der Polizei eine zu große Macht in die ane gegeben, aber diese Beschlüsse besagten do nur, daß A2 : ruhe überall sein solle. Auch die Kommission habe fh Üder-

werden wlirden, die man zu \{onen hätte. Jn dieser Richtung habe die Kommission die nöthige Latitude gegeben, nah der der Bundesrath sehr einfah seine Anordnung treffen und die Ausführung derselben überwachen könne. Um dieser nöthigen Fnformation willen das Geseß abzulehnen, sei durhaus nit erforderlih. Es sei hohe Zeit, daß man endlich dahin komme, dafür zu forgen, daß das im- pzrative Gebot Gottes, den Sonntag zu heiligen, ausgeführt werde. Die Anschauungen des Reichskanzlers vertrügen si nicht mit der Jdee des chchrisilihen Staates, wohl aber mit der Berechnung dessen, was Jeder einzunehmen habe. Das Haus sei dem Kanzler gewiß dafür dankbar, wenn derselbe recht genau und scharf zusehe, daß das Nationalvermögen und das Vermögen des Einzelnen fih vermehre, aber niht dürfe das gesehen auf Kosten der göttlihen Gebote. Die Auffassung des Kanzlers über ie Gründe der Wohlhabenheit Englands theile er nidt, er halte es mit Macaulay, der da fage, weil man in England die Gebote Gottes auch auf diescm Gebiete befolgt habe, babe der Segen Gottes “auf England geruht. Befolge man dies auch in Deutschland, vaïñn wérde demselben auch der Segen Gottes nit fehlen. l : Der Abg. Rödiger bemerkte, der Reichskanzler habe nichts Neues, fondern nur Argumente vorgebracht, die shon hundert Mal widerlegt worden seien. Wenn der Reichskanzler ver- langt habe, seine Partei solle Vorschläge darüber machen, wie das Gese ausgeführt werden könne, so stehe doch iational- öfonomish durchaus fest, und die Erfahrung anderer Länder habe längst gezeigt, daß durch die Sonntagsruhe die Arbeiter leistungsfähiger würden, die Unternehmer nichts eingebüßt hätten, und die Löhne mindestens nicht gesunken seien. Be- sonders ungerechtfertigt sei die Beschuldigung gegen die Arbeiter gewesen, daß sie blauen Montag machten. Das komme doch nur in seltenen Fällen vor. Die Polizei- vorschriften, die über die Sonntagsruhe beständen, würden von den Unternehmern umgangen, die Arbeiter genöthigt, Sonntags zu arbeiten, und nachher oft noch in Polizei: strafe dafür genommen. Deshalb sei eine geseßliche Einschränkung der Sonntagsarbeit durhaus nothwendig. Der Bundesrath sei sehr wohl im Stande, den Entwurf, wie die Kommission denselben vorsclage, praktisch ausführen und in den einzelnen Fällen die nöthigen Dispense ertheilen zu können. Freilih, mit der Lösung der Arbeiterfrage wolle der Bundesrath nicht viel zu thun haben. Die kleinen Hand- werksmeister, die dur die Sonntagsarbeit der Großbetriebe am meisten geschädigt H seien an der Annahme des Entwurfs besonders interessirt. S L Demnächst nahm wiederum der Reichskanzler Fürst von ismardck das Wort: W Ich glaube, die hohe Versammlung wird si aus den „Aus- führungen der beiden Redner von der fozialdemokratiscen Partei \chon haben überzeugen können, daß die Wirkung der Vorlage, der Art und des Inhalts ihrer Anregung, daß nämli der Bundesrath als der Schuldige dasteht, wenn der Arbeiter niht glücklich wird, falls nidt erstrebt, so doch faktisch {on erreicht ist. Sie sehen, daß diese Herren, die sich besonders die Vertreter der Arbeiter nennen, erfreut sind über den Anlaß und die Möglichkeit, über den Vorwand, der ihnen gegeben ist, auf den Bundesrath mit Fingern zu zeigen: hic niger est, das ift derjenige, der uns s{ädigt, Sie sehen, daß hiervon jeßt {on der reichlihste Gebrau gemacht is. Ich will nicht behaupten, daß diese Wirkung erstrebt wäre, ih halte sie von vielen der Unterzeichner wenigstens niht für vorausgesehen; aber daß sie schon eingetreten ist, werden Sie mir nach den beiden Reden, die wir von sozialdemokratisher Seite hier gehört haben, nicht be- treten, und Day fe von Dielen Gewen Mednern und ihre Molleqn n der Aotlation in dem Sinne nun breiter ausgenußt werden wird, geftüßt auf die konservativen Unter- zeihner dieses Antrags, in den Volksversammlungen, um die verbün- deten Regierungen als die bête noire in der ganzen Einrichtung dare zustellen, das läßt sid doch wohl voraussehen. Der Herr Vorrezner ist insofern meinen Wünscen {on mehr entgegengekommen als sein Fraftion8genosse, der vor ihm gesprocen hat, als er doch eine Ans deutung darüber gemacht hat, wie er si dieses Tragen des Ausfalls, der nothwendig eintreten muß, denkt. Er tritt der Frage son näher, in- demer sagt, eine kleine Schädigung werden sich allerdings die Unternehmer gefallen lassen müssen. Wenn er sagt „eine kleine“, so nehme ih an, daß er doch nicht die 1/7 des ganzen Bruttoumsatzes des Geschäfts meint. Dann muß er also vorausseßen, daß von der Schädigung, die im ganzen eine große sein wird, doch noch ein erheblicher Theil für den Arbeiter übrig bleiben wird. Nun fehlt uns aber der Be- weis, daß der Arbeiter bereit ist, diese Schädigung zu tragen. Er hat von der bäuélihen Arbeit gesprochen. Auf dem Gebiete hat ja jeder von den Herren wohl Erfahrungen gemacht. Q Jade bisher nicht gefunden, daß der Sonntagsgendarm, wenn ic ihn [o nennen darf, der einen bei der häâuélichen Arbeit abfaßt, eine will- ko:imene Erscheinung wäre, daß der den UÜebertreter vor si selbst und vor seiner eigenen Neigung, sfih mehr anzustrengen, als die Obrigkeit ihm gestatten will, zu seiner Genugthuung s{üßt; unter Umständen wird ein Beobachtungsposten ausgestellt, wenigstens bei ländlichen Handwerkern, um zu sehen, ob niht etwa ein Gendarm kommt, und Alles ift darüber einig, sich dem Sonntags- gendarm nah Möglichkeit zu entziehen. ; L Solchen Erscheinungen gegenüber darf man cs doch wohl den verbündeten Regierungen nit übel nehmen, wenn sie sich über die Stimmung, mit welcher die Arbeiter dieser Sache selbst gegenüber- stehen, do noch etwas ner, als 4 den Führern der Agitation zu entüchmen ist, zu unterrihten wünschen. S —— & "Qee Dirt Vater hat gemeint, man würde die ganze Sozial» demokratie beseitigen, wenn man vernünftige Ansprüche der Arbeiter befriedigte. Zum Erforderniß der Vernünftigkeit des Anspruches rechne ich vor allen Dingen das, daß er aufgestellt By E e jenigen, von dem behauptet wird, er hâtte ihn. Daz bei dem aer der Anspruch auf cinen Zwang zum Nichtarbeiten wirkli vorhan en fei für den Sonntag, darüber haben wir die Neigung, cinige Ermitte- lungen anzustellen und das werden Sie uns nit E di Der Herr Vorredner ist gleih wie fein rartionagenoise auf die Andeutung zurückgekommen, die ih über den blauen Montag mate Beide Herren haben meine Bezugnahme sofort erheblich erweitert, wie es ja für ihren Gebrau nüßlich ift. Die unparteiiscen Herren werden fic erinnern, daß ib sagte: „es giebt Leute es E nee unter Umständen.* Der erste der Vorredner nahm {on an, ich âtte den deutsben Arbeiter im allgemeinen, nationaliter angeklagt, daß er überhaupt den Montag blau zu macben pflege. Der zweite Redner nimmt das als eine ganz sichere Beschuldigung a, die ich allgemein ausgesprochen habe. Er ift ehrlid genug hinzuzusüge n, daß es seiner Ersahrung na einige Arbeiter gâbe, die blau am Montag machen. Nun, mehr habe ih auch nicht gesagt. Es wäre ja eine ganz absurde und unberehtigte Behauptung, wenn ih den Arbeiter- stand im Allgemeinen dessen anklagea wollte. Ih habe nur gesagt, cs würde nicht bei allen zutreffen, daß sie aus8geruht vom Sonntag in die Woche kämen, wie es ja bisher bei der großen Mehrzahl der- jenigen, die den Sonntag frei hgben, doÞ nicht immer der Fall ist. Das sind aber die Ausnahmen, die ich wohl conversando genannt habe, auf die ich aber kein Gewicbt lege. Sobald die Bres uo überzeugt haben, daß die Arbeiter das wirklich wollen und mir dank» bar sein würden, wenn ihnen bei Strafe geboten wird, am Sonntag sich der Arbeit zu entdalten, dann will ih au gern bei dem Ane rath da83 befürworten; aber diese Sicherheit muß ich erst haben ; bige ber glaube ih nit daran, wie überhaupt an die Zweckmäßigkeit und

zeugt, daß bei der jeßt bestehenden Sitte oder Unfitte durch

shrieben!* Das matt sie mir doppelt verdäch- fa N Vie von der Seite noch nie eine Unterstüßung

das absolute Verbot der Sonntagsarbeit viele Dinge verleßt

of î noR 2AM A wnd f p ine das Willkommensein irgend cines Sonntags,wanges und irgend cines