1906 / 61 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 12 Mar 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zahlen berechnet.

daß entsprehender Bericht fehlt.

Deutscher Reichstag. 62. Sißung vom 10. März 1906, Naÿmittags 1 Ußr. (Berit von Wolffs Telegraphischem Burzzu.)

Tagesordnung: Zweite Beratung des Entwurfs eines Geseßzes, betreffen die Feststellung des Reichshaushalts- etats für das Rechnungsjahr 1906, und zwar folgende Spezialetats: Reichsdruckerei, Reichspost- und Telegraphen- verwaltung (Beschlußfassung über die Resolution Gröber und Genossen und über die von der Kommission für den Reichs- haushaltsetat vorgeschlagenen A iboitit Pap Reichseisenbahnen, Reichseisenbahnamt , Allgemeiner Pensionsfonds, Reichs- invalidenfonds und Reichsschaßamt.

Ueber den Anfang der Verhandlungen ist in der vor- gestrigen Nummer d. Bl. berichtet worden.

Abg. Fi scher-Berlin (Soz.) fortfahrend: Eine wunderbare Art von Reichsbetrieb ist doch einer, der, wie die Neichsdruckerei, als» neue Arbeitskräfte von dem Arbeitsnahweis nur Leute verlangte, die unter 23 oder über 30 Jahre alt, aber niht militärdienstpflichtig seien. Eine Teuerungszulage zu gewähren, hat die Verwaltung abgelehnt, und au bei der Beratung der bezüglichen Petitionen hier in der Kommission hat der Vertreter der Neichsdruckerei sih gegen eine solhe Gewährung erklärt, da die Arbeiter \ich doch in keiner Notlage befänden. Ja, die Minister und Staats- sefretäre bekommen 14000 Æ zugelegt; lag da eiwa eine Not- lage vor? Der Vertreter der Reichsdruckerei verwies fogar zum Beweis, daß von einer Notlage keine Rede sein könne, auf die Spar- fassenbestände dec Mitglieder. Diese Sparkasse ist von dem

Vorgänger des jetzigen Leiters begründet worden nach der aus-

drückliczen Abmachung, daß über die Konten der einzelnen Mit- glieder absolutes Schweigen bewahrt werden sollte; und jeßt werden diese Konten gegen die Teuerungszulage verwertet ! Die Kasse if mehr eine Darlehnskasse als eine eigentlihe Sparkasse. Die eigentlihen Sparer sind höhere Beamte und viele junge Mädchen. Alle diese Tatsachen sind durch die Presse gegangen und un- widerlegt geblieben. Jch frage, welhe Gründe waren es, die die Verwaltung veranlaßten, dem Direktor der Reichsdruckerei zu ver- bieten, den Tarif anzuerkennen ?

Staatssekretär des Reichspostamis Kraetke:

Der Herr Vorredner hat vollständig unrecht, wenn er anführt, seitens der Leitung der Reichetdruckerei sei nit das volle Verständnis für die sozialen Aufgaben vorhanden. Ich stehe nicht an, es hier aus- zusprechen, daß ih die Bestrebungen der Tarifgemeinschaft als gute voll anerkenne, weil diese Tarifgemeinschast dahin geführt hat, daß die Arbeiter angemessene Löhne erhalten, daß der fogenannten Shmuß- fonkurrenz vorgebeugt wird, und daß auch ein rihtiges Ver- hältnis in der Zahl der Lehrlinge zu der der Gehilfen erreiht ist. Wenn troy alledem die Reichsdruckerei der Tarif gemeinshaft niht beigetreten ist, so liegt feine Abneigung gegen dieses Unternehmen im allgemeinen vor, sondern es ist lediglich die Stellung der Neihsdruckerei als Reichsinstitut entscheidend, die es wünschenswert erscheinen läßt, daß sie tunlihst ihre Selbständigkeit wahrt und daß ihr Betrieb nicht beeinträhtigt wird, wenn Meinungs- vershiedenheiten und stärkere Gegensäße zwischen Arbeitgebern und Aibeitnehmern in der Gemeinschaft entstehen. Aber, meine Herren, troßdem ist niemals gesagt worden, daß wir bei der Festseßung der Löhne anders und insbesondere mit geringeren Löhnen vorgehen, als die Tarifgemeinschaft zahlt. Es ift auch seitens des Herrn Vorredners anerkannt worden, daß die Mindestlöhne der Reichsdruckterei mindestens denen glei find, die die Tarifgemeinschaft zahlt, ja, daß sie sogar höher find.

Nun hat ja der Herr Vorredner angeführt, die Neihsdruckerei habe in einem Einzelfall bekundet, daß sie sich nah den Löhnen der Tarifgemeinschaft nit rihten wolle, und zwar dadur, daß sie nicht von vornherein die höheren Säße für die Sonn- und Feiertag8arbeit gezahlt hat. Das erklärt sich auf eine ganz einfahe Weise. Seitens einzelner Abteilungen in der Reichsdruckerei hat man geglaubt, für die zweiten Feiertage ständen den Arbeitern nur die Sonntagssäßze zu, während die Bezahlung in Wirklichkeit eine höhere fein soll. Als die Sa§e vor das Forum des Direktors gekommen ist, sind darüber Ermittelungen angestellt worden und, nahdem man Einficht von den Bestimmungen genommen und au herumgefragt hatte, ift anstandslos der Say bezahlt worden, der sich für die zweiten Feiertage auf etwa 16 oder 17 M beläuft. Das wollen die Herren doch nicht vergessen, daß die Säge recht hohe find, und daß daher Zweifel entstehen konnten. Ich muß aber anerkennen, daß sclche Säße geeignet sind, das Ziel zu erreichen: Sonntagsruhe herzustelen und die Sonntagsarbeit nur auf ganz außergewöhnlihe Ausnahmefälle zu beschränken.

Der gegenwärtige Direktor der Reichsdruckerei hat auch in keinem Fall einem Arbeiteraus\chuß erklärt: Wir rihten uns niht nah den Sägen der Tarifgemeinshaft. Wenn das vorgekommen ift, so kann das nur unter der früheren Leitung stattgefunden haben.

Dann hat der Herr Vorredner weiter Entlassungen von Arbeitern erwähnt und behauptet, denjenigen Arbeitern, die höhere Löhne für die Feiertagsarbeit gefordert hätten, sei das nadgetragen worden. Das muß ich ganz entschieden bestreiten. Die Entlaffung von Arbeitern er- klärt sich auf die einfahste Weise. Nachdern die Reihsdruckerei durch die Handelsverträge und fonstige staatlichen Arbeiter lange Zeit sehr stark beschäftigt worden war, trat die Notwendigkeit ein, Arbeiter zu entlassen. Demgegenüber klingt es ja ganz anders, wenn der Herr Vorredner in der ihm eigenen temperamentvollen Art vorirägt: es seien nun Leute ert- lassen worden, darunter auch folche, die hon mehrere Jahre dort tätig waren. Ja, ein Anreht darauf, dauernd in der Neichsdruckerei zu bleiben, haben doch auch die hon mehrere Fahre dort beschäftigten Arbeiter nit. Wenn sich herausftellt, daß sie niht voll den An- sprüchen genügen, so muß sih die Leitung eines Staatsinstituts stets das Recht vorbehalten, nicht bloß die zuleßt angenommenen Arbeiter das wird ja sonst meist so sein, da hat der Herr Vorredner ganz recht —, sondern auch diejenigen, die si als niht genügend erwiesen haben, zu entlassen. Diès gute Necht muß ein Reicsinstitut auch in Arnspruch nehmen. Jedenfalls ifi dem Herrn Vorredner ganz unrichtig berihtet, wenn er annimmt, daß dabei irgendwie andere Gründe mitgewirkt haben. Wenn der Vor- redner weiter bemängelte, daß man Führungtatteste gefordert hat, so vergißt er wieder, daß es sich hier um cine An- stalt handelt, in welchec geldwerte Papiere und geheime Sachen fabriziert werten, und daß daher an den Personen, die dort beschäftigt werden, nichts auszusetzen sein darf, daß sie nit irgendwie mit den Gesezen in Konflikt gewesen sind. (Sehr riGtig!)) Wenn jeder Privatmann von scinem Personal ten Nachweis verlangt, daß cs nach jeder Richtung den Ansprüchen genüge, fo muß au ein Reichsinstitut berechtigt sein, sollen Nahweis zu verlangen, namentli ein Inftitut,

das so wichtige Aufgaken zu erfüllen hat. |

Weiter bemerkte der Herr Vorredner, daß gelegentlich einer Petition, die dem hohen Hause vorliegt, in der Petitionskommission Angaben über die Sparverhältnisse der Arbeiter gemaht worden seien, obgleich bei Gründung ter Spar- und Darlehnskafse den Arbeitern die Ver- sicherung gegeben sei, das werde geheim gehalten werden. Diese Bes rufung ist ganz richtig, und ih fann hier nur mein Bedauern darüber aussprechen, daß in der Petitionskommission folie Angaben gemacht find. Aber ich muß hinzufügen, daß der betreffende Kommissar nicht in böser Absicht gehandelt hat, daß ihm vielmehr diese Bestimmung nicht gegenwärtig gewesen ist. Damit ist wohl die Sade hier abgetan.

Der Herr Vorredner stellte es {ließlich fo dar, als ob wir in Zeitungen er nannte, glaube id), die „Post“ Mitteilung gemacht häiten. Das ift weder von mir, noch von der Reichsdrukerei gesehen. Es ift überhaupt nicht Sitte, daß wir in eine Polemik über folche Dinge in der Presse eintreten. Aber der Rückschluß darf nit gezogen werden, als ob die Reichsdruckerei und überhaupt ein Reichsinstitut verpflichtet sei, alles Unrichtige zu widerrufen, was in der Presse steht, Wenigstens was mich betrifft, so erkläre ih ganz ofen, daß ich dazu nit in der Lage bin und es au -nicht tun werde. Man würde mir sonst, wenn mal etwas übersehen wird, vorhalten, daß das nicht Wider- rufere wahr wäre. Darauf kann ih mi nit einlassen. (Bravo!)

Abg. Dr. Marcour (Zentr.): Im Gegensaß zu dem _ Abg. Fischer fann ih der Reichsdruckerei das Zeugnis nicht versagen, daß ihre Tarifverhältnisse gut sind, und daß sie auch gute Wohlfahrtseinrihtungen hat. Das hat auh unsere Kommission anerkannt. Anderseits muß ih bedauern, daß die Neichsdruckerei der Tarifgzmeinschaft nicht bei- getreten ist. Jh bedauere dies nicht im finanziellen, sondern im moralishen Interesse. Der Tarifvertrag zwischen den Druckereien und den Setern ist doch mehrfach als ein Dokument des sozialen Friedens bezeihnet worden. Das Argument des Staatssekretärs, daß es sih hier um ein Staatsinstitut handle, das sih in Streitig- keiten nit mischen dürfe, kann ih nit gelten laffen. Das preußishe Handelsministerium ist doch in das Kalisyndikat eingetreten.

Abg. Kops\ch (fr. E Nachdem der Staatssekretär die Billigung der Tarifgemeinschaft so warm anerkannt hat, verstehe tch niht, weshalb der Staat Melee Seme talt nicht beitreten will. Auch ih bin der Meinung, daß diese Tari gemeinschaft geeignet ift, dem sozialen Frieden zu dienen, indem sie den Arbeiter als gleih- berechtigten Faktor ansieht. Die Erklärung des Staatssekretärs über die Behandlung der Arbeiter genügt nicht. Es hat bald \echs8 Wochen gedauert, ehe die Arbeiter das erhalten baben, was sie auf Grund der Säße der Tarifgemeinschaft bekommen mußten. Daß Arbeiter entlassen werden müssen, wenn niht genügend Arbeit vor- handen ist, ist selbstverständlih. Es sind aber neue Arbeiter ein- gestellt worden. Es liegt mir ein Zeugnis eines entlassenen Ar- beiters vor, das ist so günstig, daß es beweist, daß der Ar- beiter nicht wegen ungenügender Leistung entlassen sein fkann. Das ganze Verhalten mat den Eindruck, daß es sih um eine Maß- regelung derer handelt, die es gewagt haben, fi zu beschweren. Ih bitte den Staatssekretär, diese Sache noch einmal zu prüfen und die hart geprüften Arbeiter wieder einzustellen, sonst könnte der Glaube an die Gerechtigkeit der Behörde den Arbeitern gegenüber erschüttert werden. Auch mir sind Klagen zugegangen, die thren Ausgang ge- nommen haben seit dem Direktorwebsel. Dem früheren Direktor wird das beste Zzugnis ausgestellt. Der jeyige Direktor hat an- geordnet, daß Bitten und Beschwerden an den Inspektor gerichtet werden sollen. Die Petition der Reichsdruckerei wegen einer Teuerungs8- zulage möchte ih lebhaft unterstüßen. Die städtishen Behörden haben allen Beamten und Arbeitern, die Bezüge unter 2000 M haben, eine Teuerungszulage gewährt. Dasselbe haben auch Privat- betriebe getan. Es herrsht in der Tat eine Notlage. Die Löhne genügen allenfalls für normale, aber nicht für außergewöhnliche Ver- hältnisse.

Abg. t [G er- Berin S Ich habe mit keinem Wort von minder- wertigen Zuständen bei der Reichsdruckerei gesprochen; ih habe nur gesagt, daß die Löhne von vielen Privatbetrieben übertroffen werden. So rosig is das Bild freilich niht, wie es die Herren von der Regierung und manche andere- bezeihnet haden. Die Neichsbehôörde treibt in der Frage der Tarifgemeinshaft eine zweideutige Politik. Wo es sich um die Unternehmerinteressen handelt, da hat sich die Reichsbehörde nicht hineinzumischen. Auch hier tritt der Gegensaß der Reichsregierung zu den Arbeiters bestrebungen flar zu Tage. Der Staatésekretär ist falsch unterrichtet worden. Erst nach 16 Wochen sind die Ansprüche der Arbeiter er- füllt worden. Jch bin nicht so naiv, zu fordern, daß die Arbeiter beschäftigt werden sollen, wenn keine Arbeit für fie da ist. Die Ar- beiter sind entlassen worden, weil sie Beschwerden erhoben haben. Die Entlafsenen find 5 bis 8 Jahre beschäftigt gewesen ; daraus geht wit Wah1scheinlichkeit hervor, daß sie genügt haben. Das wird auch durch die Entlassungsatteste bestätigt. Oder sind etwa die Zeug- nisse gefälsht ? Nein, es wird der erste Gcund maßgebend gewesen sein. Die Entlassenen haben Gutes geleistet und sich gut geführt. Die politishen Führungsatteste sind in diesem Falle nichts anderes als polizeilihe Führvngsatteste. Sie sind direkt von der Polizet bezogen worden. Der Staatssekretär hat nicht eine einzige meiner Behauptungen widerlegt.

Staatssekretär des Reichsposlamts Kraetke:

Fa, dadur sind dech die Ausführungen und Nichtigstellungen der Regierung doch nit zu beseitigen, daß der Herr Abgeordnete erklärt, alles, was er behauptet, beruhe auf Tatsahen und fei richtiger und wichtiger als das, w2s ihm hier vor dem Reichstage entgegnet ist. Da ist ja jedes Wort vergebens, was erwidert wird. Fch habe dem Herrn Abgeordneten ganz klar erklärt, daß bei ten Enilafsungen nicht ent- scheidend gewesen ist, ob der Betreffende \sich über niht genügend hohe Löhne oder sonst etwas beshwert hat, sondern lediglih die ge- ringere Geeignetlheit des Betreffenden und die Notwendigkeit, so und soviel Kräfte weniger zu beschäftigen. Nun sagt der Herr Vocredner, dem Betreffenden sei bisher nie etwas davon gesagt worden, daß seine Arbeit nicht gefalle. Ja, meine Herren, glauben Sie denn, daß in einem so großen Betriebe jedem einzelnen tägli ein Zeugnis au?gestellt werden kann, ob seine Arbeit gut ist? Es ist doŸH niht zu leugnen, daß, wenn Entlafsungen notwendig sind, man diejenigen Leute auswählt, die nit allen Anforderungen genügen.

Fh muß ferner dagegen protestieren, daß die Führungszeugnisse direkt von der Polizei eingezogen wurden; wer si dort bewirbt, muß ein Führungszeugnis vorlegen.

Dem Hern Abg. Marcour kann ih nur bestätigen, daß die Tarifgemeinschaft eine gute, nüßliche Einrichtung ist, die, wie ih {on früher sagte, Gutes für die Arbeitec geschaffen hat. Nun leistet die Reichsdruckerei tatsählich aber mehr auf diesem Gebiete, als die Tarifgemeinschaft verlangt. Als Grund, weshalb wir uns niht daran beteiligen, habe ih bereits angegeben, daß wir die Ar\eiter der Reichédruckerei unbeeinflußt von den Gegensäßen erhalten möchten, die zuweilen hervortreten zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, Gegensäßtze, bei denen die Rei4hsdruckerei gar nicht beteiligt ist. Muß diese doc in jetem Moment in der Lage sein, behufs Erfüllung der \{chwerwtiegenden Aufgaben, z. B. der Herstellung von Geldmitteln, von widtigen Drucksachen usw. über ein Leistungsfähiges Arbits-

versonal zu verfügen, welches keinem Fremden gehorcht oder ge“ horhen muß au gegen seinen Willen. Es sind in der

Neisdruckerei auh Arbeiteraus\{chü}se, die mit dem Direktor in Verbindung treten können, , um ihre kleinen und großen Sorgen vorzubringen. Die Vorteile der Tarifgemeinschaft haben die Arbeiter au. Wie foll nun eine Mißachtung darin liegen, wenn wir im Interesse der Allgemeinheit der Tarifgemeinshaft nicht beitreten! Fch glaube, wir tun sogar den Arbeitern einen Gefallen damit, indem wir sie unabhängig halten au von einem Verbot der Arbeit, das bei Gegensäßen zwishen anderen Arbeitgebern und Arbeitnehmern ent- steben könnte.

_ Abg. Fischer - Berlin (Soz.): Ich kann nicht finden, daß diese Er- klärungen meine Behauptung widerlegt haben. Den entlassenen Arbeitern ist niemals auch nur das geringste bezüglich ihrer Leistungen bemängelt worden. Der Arbeiterausschuß tritt nur zusammen, wenn der Direktor es anordnet, und wenn er zuvor die Tagesordnung ge- nehmigt hat ; für einen folchen Arbeiteraus\chuß, eine bloße inhaltlose Dekoration, bedanken si die Arbeiter.

Abg. Kop \ch (fr. Volksp.) : Ich wiederhole, daß nah den mir vorliegenden Zeugnifsen für einen der entlassenen Arbeiter von geringen Leistungen keine Rede sein kann. Da die Wiedereinstellung nit er- folgt ist, bleibt die Möalichkeit nicht ausgeschlossen, daß es sich um eine Maßregelung gehandelt hat.

Staatssekretär des Reichspostamts Kraetke:

F möhte nur ein kurzes Wort fagen. Wenn der Herr Bor- redner das Urteil „genügende Leistungen“ vollständig ausreihend findet, so glaube i§, wird er dto zugestehen, daß gute und ret gute Leistungen bessere Zensuren sind. „Genügend“ wird im allgemeinen vielleiht das geringsie sein, was man schreibt; es wäre dech eine große Härte, wenn man bei Ausstellung eines Zeugnisses das Urteil „gering“ hineinshreiben wollte.

Abg. Fischer e Berlin (Soz ): In dem Zeugnis, wel®es mir zur Verfügung steht, heißt es „zur vollsten Zufriedenheit“ !

Damit schließt die Debatte.

Der Etat der Reichsdruckerei wird bewilligt.

Hierauf wird die Abstimmung über die noch rückständigen Resolutionen zum Etat der Post: und Telegraphenverwaltung vorgenommen.

Die Resolution Gröber, betreffend 1) die Einstellung des Postanweisungsverkehrs an Sonn- und Feiertagen, 2) den Ausschluß der Bestellungen von Druksachenmassensendungen an Sonntagen, 3) die Regelung des Nachtdienstes wird in Nummer 1 und 2 abgelehnt, in Nummer 3 angenommen.

Die von der Budgetkommission vorgeschlagenen Re- solutionen, betreffend 1) die Portofreiheit für Pakete bis 5 kg an und von Personen des Soldatenstandes, 2) betreffend eine weitgehende Erleichterung der Telephoneinrihtungen und Benußung in den [kleinen Ortschaften, 3) Abschaffung des | Bestellgeldes, 4) eine Untersuhung über die Moöalichkeit der | Einschränkung der Portofreiheit Fürstliher Personen gelangen

mit wehselnden Mehrheiten zur Annahme.

Es folgt die Beratung des Etats der Verwaltung der Reichseisenbahnen.

Die Budgetkommission hat die ihr überwiesenen Teile dieses Etats zur unveränderten Genehmigung vorgeschlagen. Referent ist der Abg. Dr. Südekum (Soz.).

Wo Den Abg. Shlumber ger und den Nationalliberalen ist folgende Resolution beantragt:

„Die verbündeten Regierungen zu ersuchen, daß sie, nachdem die

Havpt- und Nebenbahnen in Elsaß-Lothringen nahezu ausgebaut sind,

aus den künftigen Betriebsübershüssen der Reichseisenbahnen einen

Beitrag zu der Entwicklung des Kleinbahnwesens in Elsaß-

Lothringen durch den Reichshaushaltsetat dem Lande zur Verfügung

stellen, und ¿war im angemessenen Verhältnis zu den Zuschuß-

leistungen des Landes selbst.“

Aba. Schlumberger (ul.) bespricht die Betriebsergebnifse der Neichseisenbahnen, den Bestand des Materials und die Beamten- und Arbeiterverbhältnisse, ist aber in seinen Ausführungen auf der Tribüne nur teilweise verständlih. Auch bei der Beförderung der Personen und der Güter sollte man erprobte nationalökonomische Lehrsäte, wie das von Angebot und Nachfrage, gelten, niht aber den Monopolcharakter allzusehr hervortreten lassen. Sodann befürwortet der Nedner die von ihm eingebrachte Resolution. Der Grundgedanke derselben habe in dec Budgetkommission Anklang gefunden. Die Schwierigkeit liege darin, daß die reichsländischen Eisenbahnen Eigentum des Reiches, nicht eines Einzelstaates seien, und daß deshalb bei der Herbeiführung der geringsten Reform die mannig- faltigsten MRessortwiderstände ers überwunden werden müßten. Es fei do aber eine auf der Hand liegende Ungerechtigkeit, die guten Bahnen dem Reiche zu reservieren, die schlechten, nicht rentierenden Kleinbahnen aber dem Lande selbs zu überlassen. Die Entwicklung des Kleinbahnwesens bewege |ih tatsächlih in etnem Schneckengang, obwohl gerade auf diesem Gebtete weit mehr geschehen müßte, \chon um den weiteren Rückgang der Bevölkerung auf dem platten Lande aufzubalten. Man könne doch nit bloß rentable Bahnen bauen.

Wirklicher Geheimer Oberregierungsrat Gl öck ner: Mein hoch- verebrter Cbef, der preußische Eisenbahnminister, ist durh Unwohlsein am Erscheinen verhindert und läßt sich dur mich entschuldigen. An die Neichs- eisenbahnverwaltung für Reparaturen zu große Summen aufwendet und lieber \chneller mit der Erneuerung des Fuhrparkes vorgehen sollte, entspriht niht ganz den Tatfachen. Nach Maßgabe der uns bewilligten oder zu bewilligenden Summen gehen wir auch mit der Ausmu|:erung der alten Betriebsmittel vor, Nüdksiht muß aber dabei immer auf die Lage der Neichsfinanzen genommen werden. Bei der Einführung des Neunslundentages in den Werkstätten sind wir dem Beispiel der Nachbarverwaltung und auh der preußischen Staatseisenbahnverwaltung gefolgt; wir sind der Meinung, das au bei der verkürzten Arbeitszeit dieselben Leistungen dur die Arbeiter erzielt werden. Die Einführung der vierten Eisenbahnklasse in Elsaß - Lothringen, die der Vorredner be- fürworitet hat, hatte in den Neichslanden früher wenig Freunde, aker in letzter Zeit mehren ih die Stimmen, welche die Üebertragung dicscr Einrichtung auf die Neichslande gutheißen. An der Beseitigung der Wegeübergänge haben au wir das größte Interesse, aber diese Maßregel ist fehr kostspielig, es ist aber schon dieles in dieser Beziehung geschehen. Welche Stellung wir zu der Ne- solution Shlumberger einnehmen werden, weiß m nit. Vom Stand- punkt der Reichseisenbahnverwaltung möchte ic aber einiges bemerken. Der Vorredner geht von einer faischen Voraussezung aus, wenn er meint, daß die Reichbbahnverwaltung verpflichtet oder auch nur în der Lage sei, mit 3 bis 4 Millionen Mark zu unterstüßen. Er geht von der Vorausseßung aus, daß das Haupt- und Nebenbahnneß ausgebaut is, und daß demgemäß Betrie ale: zu erwarten sind. Das trifft niht zu. Wir haben noch auf Jahre hinaus sehr erhebliche Ausgaben nah dem Programm für den Ausbau der dem Neiche vorbehaltenen Havpt- und Nebenbahnen zu machen. Mit den Uebershüssen hat dics nichts zu tun, sie werden ‘aus Anleihen ent- nommen. Mit dem Ueberschuß ist es aber eine etgene Sache. Eine ausgezeihnete Rente, wie der Abg Schlumberger annimmt, wirtshaften wir nit heraus. Es bleibt noch nit einmal ein Betrag übrig, der ausreicht, das Anlagekapital zu verzinsen. In etnem Jahre haben wir fogar 84 Millionen zulegen müssen, weil die Industrie danieder lag. Das, was im militärischen Interesse für die Reichseisenbahnen aufgewentet worden ist, ist auh niht fo weik her. Kein Land ift in bezug auf das Eisenbahnwesen jo reih ausgestattet wie Elsaß- Lothringen. ‘Abg. Erzberger (Zentr.): Die vorliegende Resolution hat in

anderer Form {hon der Budgetkommission vorgelegen und dort wenig