Also meine Herren, wir schicken dieses nur voraus, um vor allen Dingen zu kennzeihnen, mit welhem System die Zentrale für Spiritusverwertung gearbeitet hat, um mit den Abnehmern in Verbindung zu treten.
Wir kommen nun auf die eingangs erwähnte Feststellung zurück, das Entstehen der Spiritus-Einkaufsgesellschaft.
Gerade der Play Hanau wurde bei Gründung des Spiritusringes ganz besonders ins Auge gefaßt und hier ist es auch gewesen, wo der in vielen anderen vorgängigen Reden erwähnte Boykott stattgefunden hat. Und zwar hatte dies speziell Anwendung gefunden auf eine uns angeschlossene Firma Jacob Stück Nachfolger. Diese Firma hat keine Offerten unterbreitet bekommen, weil sie die eingesandten Schrift- stüde der Zentrale, einen Anschluß betreffend, niht ohne weiteres unterschrieb. Die betreffenden Vertreter der Zentrale für Spiritusverwertung, und hier kommen zwei Herren aus Frankfurt in Betracht, hatten die strikte Weisung, der Firma keinerlei Offerten zu machen. Welche Schädigungen dieses in sih birgt, geht daraus hervor, daß genannte Firma gewohnt war, von der Bank für Sprit und Produktenhandel, Verkaufs- stelle C. F. Kallbaum & Stahlberg, - also bessere Marken zu kaufen. Genannte Firma war R eine ganze Zeit ohne das Produkt, welches zu ihrer Fabrikation unbedingt nôtig war; im Laufe der nächsten Zeit gelang es jedoch, Wein- sprit auf dem Seewege ab Danzig zu beziehen, doch waren die Preise durh diesen Bezug bedeutend höher, als wie die Notierung für den Paritätplag Frankfurt. Es ließe sih noch manches Beispiel anführen, wodurch den uns angeschlossenen Firmen Schädigungen zuteil wurden,“ doh genügt es, wenn wir feststellen, daß gerade die uns angeschlossenen Firmen auf der shwarzen Liste der Zentrale standen, welche mit allen Mitteln bekämpft werden sollten. Auch mit dem Feinsprit war es ebenso, nur der Ostdeutschen Spritfabrik verdanken wir es, daß wir nicht ganz aufgesessen und von Feinsprit entblößt waren. Aehnlih und in verstärkter Weise fanden die Schädigungen statt bei der Eindeckung von Rohspiritus für unsere Betriebe; wir erinnern, wie {hon mehrfach durch einen anderen Redner erwähnt, nur an die Fanggelder, welche einzelnen Händlern in unserer Gegend zuteil geworden sind, für neu eingebrachte Brennereien, welche den in unserer Firma angeschlossenen Betrieben entzogen wurden. Lange Jahre waren wir mit einzelnen Brennereien verbunden, sodaß uns deren Produkte ohne weiteres zum durchschnittlih höchsten Preise der Berliner Börsennotiz verkauft wurden, aber die Zentrale für Spiritusverwertung, beziehungsweise deren Ver- treter, Herr Meyer in Hungen und Herr Fromatter aus Nürnberg boten einzelnen dieser Leute nicht allein den von uns in Ansehung des Mangels an Ware gemachten Ueber- preis, über den Verwertungspreis der Zentrale für Spiritus- verwertung, sondern sie gingen noch darüber hinaus, um uns direkt zu shädigen. Es sind nachweislich seitens der Zentrale Ueberpreise von 3,50, 4, 5 und 6 #. über den Verwertungs- preis gezahlt worden für den Paritätplay Frankfurt. Was dieses für uns war, die wir auf den freien Markt für den Einkauf von Rohspirit&s angewiesen waren, kann ih jeder einzelne Destillateur ausrehnen, denn wir mußten dadurch circa 6 M. über dem Verwertungspreis durhschnittlih zahlen und noch Frachten übernehmen, um einigermaßen unseren Bedarf in Rohware zu erreichen. Wir, die wir eine kleine Vereinigung waren, konnten diese Ueberpreise niht auf andere abwälzen, wie es der Zentrale für Spiritusverwertung möglich war, und hatten dadurch in den ersten 3 Jahren große Verluste, welche auh in neuerer Zeit sih noch bedeutend verschärft haben durh die falshe Preispolitik der Zentrale für Spiritus- verwertung. Damit Sie aber noch ein weiteres Moment haben, um beurteilen zu können, wie in unserer Gegend von der Zentrale gearbeitet wurde, haben wir festgestellt, daß nicht allein diese Ueberpreise, welhe uns zu s{hädigen bestimmt waren, gewährt wurden, sondern noch in anderer Art für uns Schädigungen gebracht haben.
Jn einigen Fällen bei Oekonomen in der Weitterau sind Barvorschüsse geleistet worden in der Weise, daß der betreffende Vertreter der Zentrale für Spiritusverwertung im Jahre 1904 den Ueberpreis auf das Kontingent der Brennerei derart aus- rechnete, daß, wenn z. B. eine Brennerei 500 hl] r. A. Kontingent hatte, der betreffende Brennereibesißer den Ueberpreis mal Kontingent mal 4 also bis zu 1908 ausgerechnet, als Bar- vorschuß im voraus empfing und zwar ohne Zinsen, also ge- wissermaßen eine Vorauszahlung des Ueberpreises. Dies ist unsererseits von glaubwürdigen Zeugen festgestellt und könnte von der Zentrale nur durch Vorlage der Bücher und Antreten des Gegenbeweises widerlegt werden.
Meine Herren, wenn dies nicht ein charakteristisches Moment ist, welches das ganze System der Werbung von Brennern und Bekämpfung der Destillateure ist, welches manche Existenz vernichtet hat, so gibts unserer Ansicht nah ein schärferes Mittel überhaupt nicht, Leute, die in freiem Markte ihre Ware decken wollen, einfach zu vernichten. Noch s{limmer als wie in dem oben Gesagten wurden wir geschädigt, indem, wo wir uns auch hinwandten, speziell Herr Frohmatter aus Nürnberg, Vertreter der Zentrale, uns auf dem Fuße folgte. Wir hatten beabfihtigt, in einem Gebiet, wo uns einige Brennereien bis 1908 ihre Ware verkauft hatten, die von uns zur Zeit betriebene Reinigungsanstalt in Aschaffenburg zu vergrößern. Es wurde uns dies unmöglich gemacht und be- ziehen wir uns i : Einzelheiten auf die Vorgänge in Adelsheim, wo Herr Frohmati Gemeinschaft mit einem Mitglied des Vorstandes der Zentrale, Herrn Direktor Klose, die nötigen gegnerishen Maßnahmen trafen, um uns in Miß- kredit bei den dortigen Brennern zu seten.
Meine Herren, wenn Sie wir gar nicht die Absicht hatten, vermittelst der von uns gereinigten Ware in Konkurrenz mit der Zentrale zu treten, weil ja diese Ware einfah für unsere angeschlossenen Betriebe bestimmt war, \ überlasse ih Jhrer Beurteilung, die Handlungsweise, die di Zentrale für Spiritusverwertung an den Ta:
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näher zu bezeihnen, und hoffe, wenn es noch Gerechtigkeit gibt, daß es sich rächen wird.
Nun, meine Herren, ih komme zum Schlusse meiner Ausführungen und möchte noch folgende Feststellungen machen. Es ist erwiesen und zugegeben, daß die Zentrale für Spiritus- verwertung die Ziele die sie sih gestellt hat, nicht erreicht hat. Es ist ihr nicht gelungen, die Produktion in der Be- rücksichtigung angemessener Preise, in Einklang zur Konsumption
zu ftellen, auch ist festgestellt, daß auch die Preispolitik eine_
falshe war, auch ist erwiesen und von einigen der Herren Vorredner sehr treffend bemerkt worden, daß sie mit ihrer Macht in einer Weise Mißbrauch getrieben hat, welche ein Einschreiten von anderer hoher Stelle nötig erscheinen ließ. Ferner ist erwiesen, daß sie schwere Schädigungen der Destillateur- branche beigebracht hat. Nun, meine Herren, da der Vorstand, Herr Direktor Stern und Direktor Untucht, versprochen haben, dies ins Zukunft zu berücksichtigen, so läge also sehr nahe, daß die guten Abnehmer dies glauben, aber es ist erwiesen, daß das Eingehen auf die Klagen und die Anerkennung der- selben erst erfolgte, nahdem das Auge des Gesezes Veran- lassung genommen, nachzuforshen, was da unten bei den Ab- nehmern und bei den hon durch die Steuern shwer belasteten Destillateuren vorgeht. Durh Auswüchse der Kartelle und durh das Empfinden, das da etwas nicht in Ordnung ist, ist diese Enquete veranlaßt, also der Not gehorchend, nicht dem eigenen Triebe hat die Zentrale für Spiritusverwertung an- erkannt, daß man den Konsumenten, nachdem man sie 6 Jahre ausgebeutet, geknechtet und Existenzen vernichtet hat, auch etwas freundlicher gegenübertreten müsse, speziell, weil sich die hohe Behörde nunmehr der Sache angenommen hat. Das diese Versprehungen von der Zentrale für Spiritusverwertung ge- halten werden, müssen wir verneinen, denn wir haben zu große Erfahrungen gemacht, daß das ganze System der Zu- friedenstellung der einzelnen Gruppen im Syndikat immer nur auf Kosten der anderen stattfand und stattfinden wird. Auch in Zukunft bleibt es so und nehme ih Bezug auf die von Herrn Landesökonomierat Wendorff gemachten Aus- führungen, welcher gern sehe, daß die angeshlossenen Sprit- fabriken, also eine Gruppe des Verwertungsverbandes nun an die Reihe kämen, um die schon erwähnten hohen Dividenden zurückzuerobern. Also eine Gruppe bekämpft naturgemäß immer die andere, nur der geschäftsführende Auss{huß hat darüber zu wachen, daß . die Gegensäße ih, ohne an die Oeffentlichkeit zu gelangen, abschleifen. Aber wer garantiert, daß die berufenen Leute es sind, welche dies alles können und die Produktion, Rektifikation sowie Konsumption so zu regeln, das alles zufrieden- ist. Wir haben daher den Glauben ver- loren, daß es troß der Versprehungen der Geschäftsführung der Zentrale für Spiritusverwertung, anders werden wird. Also, meine Herren, fassen wir die Sache zusammen. Die Gegensäße und die Ausnußungen zu Lasten der Abnehmer sind so groß geworden, haben so einschneidend gewirkt auf unser Gewerbe, daß es eigentlich nur noh eine Frage gibt, welche in Betracht kommt. Wir stehen auf dem Standpunkt ,bluten mußten die Abnehmer, bluten werden sie auch in Zukunft müssen“; es fragt sih nur wie, und so wäre es besser, wenn diese Verhandlungen den Weg zeichneten, daß die hohe Reichsregierung nicht zugibt, daß die Abnehmer von einem Syndikat fernerhin ausgesogen werden. Die hohe Reichs- regierung sollte selbst den Nutzen ziehen und in die Weiter-
führung der Zentrale in der Form eingreifen, daß sie selbst |
L] hohe Reichsregierung müßte verhindern, daß sih ein neues | Dies würde erreiht, wenn Syndikate, |
die Vorbereitungen für ein neues Syndikat unterdrückt.
Syndikat bilden kann. welche mehr als 75 °/, der gesamten Produktion des Jnlandes
in sih aufnehmen und damit eie privatmonopolistische Stellung | einnehmen, unter Staatsaufsicht gestellt würden und ferner, | ein sehr interessantes Material werden.
daß in der Verteilung einer Dividende von mehr als 8 °/,
seitens der monopolistishen Syndikate bezw. deren ange- | | Berlin: | ih werde sehr kurz sein.
schlossenen Betrieben eine Bewucherung erblickt wird und
solche Syndikate geseßlih aufgelöst werden können.
Meine Herren, damit würden wir den Ausführungen des | | finden, als ih beabsichtige,
Herrn Oekonomierats Wendorff, den Ausführungen der / Ab-
nehmer und überhaupt dem allgemeinen Volkswohl näher | Alle Beteiligten würden in dieser Form ein geseß- |
| kredenzt hat kraft seiner milden Natur —- sein inneres Wesen Ausführungen des Herrn | Kommerzienrats Cantahl zurücktkomme, so glaube ih in bezug | auf die früheren Vorgänge im Verein der Spiritusinteressenten | diesem Herrn ganz besonderen Dank dafür auszusprechen, daß | er so warm für die Jnteressen der Abnehmer, der Zentrale | Indem ih dieses feststelle, möchte | dem Eindruck der Debatte über Rabatt. und Boykott. Wie
kommen. lich geregeltes Kartell erblicken. Wenn ih noch auf die
gegenüber eingetreten ist. i ih meine Ausführungen hiermit beschließen, indem ih hoffe,
daß unsere Verhandlungen zum Segen der Abnehmer und dem | | Berichte an den Herrn Staatssekretär ausgesprochen. Jh
ganzen Gewerbe zur Beruhigung beitragen werden. Likörfabrikant Underberg - Albrecht - Rheinberg am Niederrhein: Meine Herren, eine Erwiderung auf die Aus-
führungen des Herrn Guttmann glaube ih nicht nötig zu | | so ist für mih nicht der Gesichtspunkt ausshlaggebend, daß der
haben. Jh nehme an, daß diese Ausführungen mehr oder
weniger als Verlegenheitsphrasen, wenn ih so sagen darf, | | Geschäftsverbindung gebunden ist, sondern wesentlicher, als
aufzufassen sind. Wir sind hier die Vertreter der 10 000 Ab-
nehmer, und ih fonstatiere nur, daß keiner der Vertreter | dieser 10 000 und mehr Abnehmer vollständig mit der Zentrale | | | auf Jahre hin Kontrakte abzuschließen zu Preisen, die er nit
einverstanden war. Jeder hat Beschwerden von uns vorzu-
bringen gehabt, und keiner von uns steht grundsäglich der | Zentrale und noch viel weniger den Herren der Leitung un- | Meine Herren, der Herr Direktor Stern | hat gesagt, es würde bei der Kürze der Zeit, die auch wir | artige Geschäfte überhaupt rechtskräftig sind. bedauern, nicht möglih sein, daß die Geschäftsführung auf |
freundlich gegenüber.
alle die Beschwerden fofort antworten könnte. zu. Die Verhältnisse liegen nun mal so.
Jh gebe das
heute hier zu geben.
Dann bin ih auch in der Lage, im Gegensaß zu vorhin | gemachten Ausführungen der Zentrale etwas Angenehmes sagen | zu können. Jch habe mich stets bemüht, gereht zu sein. Es |
i A i | Jch möchte nur | die Geschäftsleitung bitten, die wiederholt erbetene Erklärung | über die Berechtigung der gegenwärtigen Spannung von 1k ( | 3 | muß, daß es au Privatleute gibt, mächtige Fabrikanten, die ein
ist der Zentrale der Vorwurf gemacht, daß sie die Wünsche der Abnehmer bezüglih bestimmter Marken nicht genügend berüsihtige. Da muß ih gestehen, daß, mit Ausnahme eines einzigen Falles, meine persönlichen Wünsche stets berü sichtigt worden sind, und ih nehme an, daß in diesem einen Falle, wo sie niht berüsihtigt sind, die Zentrale dazu tat- sählih nicht in der Lage war. Also nah der Richtung hin habe ih stets das weitgehendste Entgegenkommen gefunden.
Dann habe i gestern Ausführungen bezüglich der Liebes- gaben gemacht, die vielleiht mißdeutet werden können. habe erklärt, daß die Liebesgabe nicht das ist, als was fi als Agitationsmittel hingestellt wird, als ein bloßes Geschent an die Brenner. Jh will mich darüber nit weiter aus lassen. Jch möchte nur bemerken, daß wir Abnehmer einer eventuellen Reform der gesamten Branntweinsteuergeseß- gebung durchaus nicht feindlih gegenüberstehen, daß wir an der Liebesgabe niht unbedingt festhalten. Wir sind ganz damit einverstanden, daß eine gründlihe Reform der Brannt: weinsteuer seitens der Reichsgeseßgebung vorgenommen wird, falls hierbei die Interessen der Abnehmer gebührend und mehr wie bisher wahrgenommen werden. Jh möchte hierbei aber erklären, daß wir unter feinen Umständen, so unangenehm uns auch manche Vorkommnisse in der Zentrale sind, ein Staatsmonopol wünschen. Jch glaube, der Wunsch wird uns heute um so leichter, weil bei der gegenwärtigen Zusammen- seßung des Reichstags an eine Annahme des Monopols au nicht zu denken ist.
Es ist bereits gesagt worden, daß uns durch die Maß- nahmen der Zentrale die Deckungskäufe ershwert werden. Es ist au gesagt worden, daß die Zentrale plößlich ihre Offerten zurückgezogen hat. Die Zentrale wird das zugeben, und ih möchte den Herren zur Erwägung anheimgeben, ob sie diese Politik nicht aufgeben will, ob sie uns nicht Gelegenheit geben will, Deckungskäufe zu machen. Sie glaubt, die hohe Spannung zum Teil mit den Unkosten der Lagerung begründen zu sollen, die dann verringert würden.
Von der Zentrale ist ferner nicht direkt, aber im Zu- sammenhange geäußert worden, daß sie nur so viel Spiritus produzieren wolle, wie zum jährlichen Verbrauh nötig wäre. Der Verband der Brenner und Spritfabriken ist also nicht bloß ein Verwertungsverband, sondern auch cin Produktions- beschränkungsverband. Sämtliche Sprit konsumierenden Jn- dustrien sind also von den Beschlüssen des Verbandes abh- hängig, welcher beschließt, wie viel produziert werden soll.
Meine Herren, nehmen Sie für die Folge viel nähere und engere Fühlung zu uns. Produzieren Sie etwas mehr! Die Jndustrie, sowie die Trinkbranntweinverbraucher und alle Spiritus konsumierenden Interessenten werden in der Lage sein, mehr zu verwerten, als Sie bisher auf den Markt ge- braht haben. Sie heben dadurch die Jndusirie, statt, wie hier wiederholt ausgeführt ist, sie zu s{hädigen und die aus- ländishe Konkurrenz zu begünstigen, und nüßen der Land- wirtschaft.
Jh möchte nur noch ganz kurz erwähnen, ih fürchte, mich da zu wiederholen, daß bei der gegenwärtigen Preis- politik der Zentrale der ganze Nutzen derselben ausscließlih dem Trinkbranntwein aufgebürdet ist. Jch bedaure, daß über den denaturierten Spiritus so flüchtig hier hinweggegangen ist. (Zuruf: Kommt noh!) Es wäre sehr interessant, wenn die Zentrale ihre Aufstellung über den Unterschied aus dem Erlös der ganzen Verwertung und dem an die Mitglieder aus- gezahlten Jahresdurhschnittsgelde nah einzelnen Positionen bearbeiten würde, um zu zeigen, wie groß ihr Gewinn, eventuell Verlust, für die einzelnen Gewerbearten und Ver brauher und die einzelnen Spritarten gewesen ist. Darin läge wohl gleichzeitig die teilweise Erklärung der Spannung, und es würde jedenfalls für die Reichsregierung wie für uns
Direktor derOstdeutshenSpritfabrikWilhelmKantorowicz Meine Herren, ih werde Sie nicht lange behelligen, Meine Worte werden eine umso freundlichere Aufnahme auf der einen Seite dieser Versammlung eine Lanze zu Gunsten der persönlichen Vertreter der Zentrale einzulegen. Freilich, rufen Sie nicht zu früh Bravo, einen Becher, wie ihn Herr Guttmann
ist mir zu meiner Freude seit langen Jahren bekannt einen so shônen, vollen Becher kann ih Jhnen nicht kredenzen. Er ist wenigstens nicht voll ungemishten Weines. Einige Tropfen Wermuth werde ih nicht unterlassen können, hineinfließen zu lassen.
Meine Herren, ih habe mir dàs Wort - erbeten unter
ih über das Rabattsystem denke, das habe ih ja in meinem
habe dort harte Worte gewählt zur Kennzeihnung dieses
| Systems, die ih hier niht wiederholen will. Jch muß aber
doch sagen, wenn mir das Rabattsystem unmoralish erscheint, Käufer, wie ih mich ausdrüdckte, mit eisernen Ketten an seine
dieser Gesichtspunkt kommt für mih derjenige in Betracht, daß der Käufer infolge dieses Rabattsystems gezwungen ist,
fennt, und die der Verkäufer ihm zu diktieren in der Lage ist. Meine Herren, ih kann nicht umhin, die Auffassung auszu- sprechen, daß ih es der ernsten Erwägung wert halte, ob der Jch möchte meinen, daß fie mit dem Geiste, der das Bürgerliche Geseß- buch durhweht und mit einzelnen Bestimmungen desselben direkt im Widerspruche stehen. :
Was das Boyfkottsystem anbelangt, meine Herren, #9 liegt in dieser Beziehung die Sache so, daß ih anerkennen
in der ganzen Welt angesehenes Fabrikat herstellen, die unter Umständen aus nicht voll zu retfertigenden Gründen dem Abnehmer die Lieferung von Waren versagen. Auch hierin
liegt, wenn auch nicht ein voller Boykott, so doch etwas Aehnliches. Aber, meine Herren, das is der Unterschied zwischen einem Privatmanne und einem Kartell: es ist Jhnen das Wort geläufig „noblesse oblige“. Jh möchte diesem Worte, wie es hier bereits geschehen ist, das Wort zur Seite stellen: „le pouvoir oblige“. Eine Kartellgesellschaft, die mit einer so außerordentlichen Machtfülle, wie namentlich die Zentrale, ausgestattet ist, soll die moralischen Verpflichtungen, die die bürgerliche Gesellschaft zusammenhalten, nicht bloß er- füllen, fie soll sie peinlih mit der äußersten Gewissenhaftigkeit erfüllen. Sie soll in der Erfüllung dieser Verpflichtungen über das Maß des feinfühligsten Privatmannes hinausgehen.
Nun, meine Herren, werden Sie nah der Lanze rufen, die ih s{hwingen wollte. Jh muß troß der vorangegangenen Ausführungen anerkennen, daß man, wenn ein Kartell sich durch eine unangenehme Praxis bemerkbar macht, nicht ohne weiteres das Recht hat, daraus den Schluß zu ziehen, daß die Vertreter eines solchen Kartells moralisch minderwertig sind. Nein, meine Herren, und das ist ja gerade das Tragische und das Traurige bei dieser ganzen Sache, wér sih in den Bann eines Kartells begibt, der gerät auf die schiefe Ebene, der ist genötigt, zu Mitteln, wie Boykott und ähnlichen Dingen, wie das Herr Kommerzienrat Sinner gestern mit erfrishender Offenheit (Heiterkeit) zugestanden hat, seine Zuflucht zu nehmen. Er kann fie niht vermeiden. Werden dadur, meine Herren, die Vertreter des Kartells persönlih subjektiv in moralischer Beziehung entlastet, so wird aus gleicher Veranlassung das Kartell, das System, moralish dur diese Erscheinung belastet, und darum, meine Herren, — ih bin gleich zu Ende — bin ih der Ansicht, daß troß aller sehr shönen und zum Teil sehr beweglichen Reden, die hier gehalten sind, troß aller Bitten und Gesuche, die an die Zentrale gerichtet sind, Sie nichts erreichen werden, wenn Sie nicht erreihen, daß ein System- wechsel stattfindet (sehr richtig!) und dieser Systemwechsel, meine Herren, kann nicht durh die Leiter der Zentrale, durch die Herren, die dort die führende Rolle spielen, sondern er kann nur durh äußere Einflüsse herbeigeführt werden. Meine Herren, von der menshlichen Natur anzunehmen, daß sie die Macht, die ihr zur Verfügung steht, niht in ausgiebigster Weise gebrauchen wird, daß ist ein psyhologisher Jrrtum, in den ih troß der sentimentalen Stimmung, die jest am Abend (große Heiterkeit) über mich kommt, nicht verfallen möchte. Darum, meine Herren, glaube ih, wenn etwas erreiht werden soll, wenn diese ganze dreitägige, liebevolle Debatte hier einen Zweck haben soll, so müssen wir entweder ein Gesetz bekommen, das grundsäglih die Kartellmacht einshränkt und die ganze Organisation des Kartells mit den herrschenden moralischen Anschauungen in Einklang bringt, mit dem Staatsgedanken, der doch am leßten Ende zum Ausdruck bringt, daß alle Kräfte, die im Staate wirken, in einem gewissen Gleichgewicht gehalten werden müssen, oder wir müssen eine Geseßgebuug ad hoc bekommen, eine Umgestaltung des Branntweinsteuer- geseßes, insoweit die innere Regelung in Frage kommt; und diese Umgestaltung muß dahin gehen, daß neben dem Kartell der Zentrale eine Konkurrenz, meinetwegen — ih bin ja so bescheiden geworden — in beshränktem Maße, aber immerhin eine gewisse Konkurrenz noch möglich ist. Denn nur so kann die Macht der Zentrale in Schranken gehalten werden in einer Weise, die ihr selbst nur am leßten Ende zugute kommen wird. Geschieht weder das eine noch das andere, dann, meine Herren, bedaure ih den Verbrauchern allgemein und insbesondere der
armen geplagten Destillationsbranche zurufen zu müssen: vae |
victis! (Starker Beifall.)
Likörfabrikant Ertheiler-Nürnberg: Meine Herren, ich | Herrn |
shließke mich den pessimistishen Anshauungen des Kantorowicz über den Erfolg unseres Zusammenseins vollkommen
an, obwohl ih selbst die Reise von Nürnberg daran geseßt |
habe, aber ih tue niht nur mit in rehnerisher Weise aus
materiellen Gründen, sondern weil ih das besonders hoch- |
halte, was der Veteran in unserer Branche, Herr Stern aus Mannheim, in einzig schöner Weise hervorgehoben hat, das ist das ethishe Moment. Es ist für einen, der mal diesen Beruf als freier Gewerbetreibender, als Kaufmann, ergriffen hat, nicht gleichgültig, ob er von einer kleinen Gruppe, die dur geseßz- lihe Wohltaten dazu in die Lage verseßt wird, plößlih aus seiner gewerblichen Freiheit zu dem im übrigen ja hoh act- baren Stande des Beamten, den wir aber nicht geivählt haben, gestempelt wird. Es ist das eine Einschränkung der Freiheit, die man fih shließlich vom Staate, wenn er das Monopol einführt, gefallen lassen muß, weil man sih als guter Staats- bürger den staatlihen Einrihtungen fügt. Aber etwas ganz anderes ist, wenn man von privater Seite dazu gezwungen wird, und wenn dann diese private Seite 6 Jahre lang — im legten Jahre vielleicht in etwas milderer Form — besonders aber im Anfang, die schroffsten Mittel nicht verschmäht. Herr Guttmann hat vorhin erwähnt, daß die Zentrale wissentlich die Macht nicht mißbraucht hätte. Ja, meine Herren, wenn ein Beamter Mißbrauch treibt, so gibt es dagegen eine Aufsichtsbehörde, aber wenn die Zentrale Mißbrauch treibt, dann hat sie keine Behörde, die beurteilt, ob es überhaupt ein Mißbrauch war oder nicht. Wir haben besonders im ersten Jahre der Zentrale oft gesagt, das ist ein Mißbrauch, den ihr da treibt, man erwiderte uns einfa, das ist feiner, oder man hat es stillschweigend zugegeben. Dieses System ist dann ganz besonders bei der Einführung des Brennspiritus- verkaufes angewandt worden. Der Brennspiritusverkauf war von jeher das Aschenbrödel in unserer Branche, und wir haben uns wohl nicht besonders darum gerissen, aber bei uns in Bayern ist es ein notwendiges Uebel für die Likörfabrikanten, und die Zentrale weiß ganz genau, daß, wenn ein Likör- fabrikant Brennspiritus nicht führt, er leiht seine Kundschaft verliert. Das wurde natürlih in reihem Maße ausgenügt. Es wird zwar von der Zentrale immer gesagt, wir haben euh den billigen Brennspiritus gegeben, den ihr bei der Konkurrenz nicht so billig bekommen hättet, ja, wir haben do der Zentrale geholfen, den Ueberschuß auch wieder los zu werden, und zwar (wie ih vorhin erwähnte, will ich das materielle Moment
nicht so stark hervorheben), mit einem lächerlichen Nuzen für uns, der wahrscheinlih den Herren der Regierung von anderer Seite noch vorgerechnet werden wird. Bei uns ist der Nugen am Brennspiritus so, daß er kaum mehr die Kosten det, ih bin bereit, den Beweis dafür zu führen, ebenso dafür, daß wir uns in einer Zwangslage befinden. Meine Firma hat Tausende Hektoliter Brennspiritus verkaufen müssen, ohne Nutzen, knapp mit Deckung unserer Unkosten, weil die Zentrale dank den Verhältnissen die einzige Gelegenheit bietet, uns den Spiritus zu verschaffen, und wie nüßt fie dies in dem Verkehr mit den Detaillisten aus? Wenn wir in Nürn- berg z. B. die Detaillisten davor bewahrt haben, daß fie geradezu entwürdigende Reverse unterschrieben haben, so war es nur dadurch möglich, daß wir Nürnberger Engros-Firmen unter Vermeidung einer Konventionalstrafe uns verpflichtet haben, diesen Verkaufsmodus abzulehnen. Selbst auf die Gefahr hin, daß die Zentrale ihre Drohungen ausführt und eine selbständige Verkaufsstelle mit Brennspiritus einrichtet, aus der vielleicht noch eine Konkurrenz für Liköre entstehen könnte, wie uns einer der heute anwesenden Herren andeutete. Wir sind trozdem nicht von unserem Standpunkte abgegangen und haben uns auch nit dazu hergegeben, die Literflaschen einzuführen, von denen wir im voraus gewußt haben, daß sie nur eine ganz überflüssige, lästige sowohl für den Grossisten, wie Detaillisten und für unser Publikum entbehrlihe Ein- rihtung sei. Es ist zu bedauern, daß bei Besprehung dieses Themas die Herren vom Verwertungsverband niht mehr an- wesend find. Es wird zwar zur Begründung der Einführung der Flaschen immer hervorgehoben, daß man damit dem fonsumierenden Vublikfum die Sicherheit : geben wollte, 90 °/„igen Spirifus zu erhalten, aber, meine Herren, wir
haben vor der Zentrale und von jeher niemals einen | leihteren Brennspiritus als höchstens von 89 °/, verkauft, und |
das wird der hier anwesende Herr, der der Zentrale-Direktion nahesteht und der speziell die bayerischen Verhältnisse kennt, bestätigen können, das tatsählih uns in bezug auf Solidität niht das Geringste nahgesagt werden könnte. Es hat also nebenbei gesagt, die Zentrale ihr Geld hinausgeworfen, indem sie den fostspieligen Apparat des Flaschenverkaufs bei uns eingeführt hat. Jm Gegenteil, ih habe heut früh {on erwähnt, daß die Qualität des Brennspiritus vor der Herrschaft der Zentrale noch besser war, denn wir haben niht nur 89 bis 90 Volumen Prozent, sondern 91 und je nachdem -91 bis 94 °/„igen immer gehabt, während jeßt die Zentrale uns 89,2, 89,4 liefert, uns aber 90 berechnet. Es is eine Toleranz-Fehlmenge, die im äußerften Falle gestattet ist, zur Regel gemacht. Es wurde seinerzeit den Nürnberger Kolonial- warenhändlern zugemutet, einen Revers zu unterschreiben, den ih auch zu den Aften geben werde. Jch möchte ganz besonders den Herrn Referenten bitten, diesen Revers auch von seinem vorhin ausgesprochenen Standpunkte aus zu betrahten. Jn diesem Revers finden sich unter anderen lästigen Bedingungen, auf die man unserer Meinung nach als Kaufmann vom Berufe nicht eingehen sollte, folgende: „Die Handlung gesteht der Zentrale das Recht zu, sie als Verkäufer von Brennspiritus jederzeit unter Angabe der Detailverkaufspreise in ihren Veröffent- lihungen zu nennen.“ 2e Ich glaube es gibt sehr viele Leute, die sich niht zwingen lassen wollen, ihre Firma in Verbindung mit beliebigen anderen veröffentliht zu sehen, aber sie müssen. Außerdem heißt es: „Die Handlung unterwirft sih einer Konventional- strafe von 1 # für jedes von ihr nahweislich niht in der richtigen Gradstärke von 90 bezw. 95 Volumen Prozent oder niht zu den von der Zentrale vorgeschriebenen Detailverkaufspreisen detaillierte Liter. Im Wiederholungsfalle erhöht sich diese Konventional- strafe auf 5 M pro Liter.“ y
Meine Herren, wir haben diesen Revers von unseren Detaillisten niht unterschreiben lassen, die Gesellschafterin der Zentrale hat aber unter Drohungen: „wenn Sie es nicht machen, macht es ein anderer, Sie riskieren keinen Brenn- spiritus mehr zu finden“ usw. viele Detaillisten veranlaßt, den Vertrag zu unterschreiben, und diese haben etwas unterschrieben, was sie niht halten konnten. Von dem Momente des Verkaufs an waren sie vertragsbrüchig, denn der Spiritus war. immer unter 90 °/; und sie wären für 5 F. pro jeden Liter straffällig gewesen. Jn einem begleitenden Zirkular war die Bemerkung:
„Es darf keinem Zweifel unterliegen, daß die Zentrale die erstrebten billigen Kleinverkaufspreise auch durhseßzen wird, da fie gerade bei diesem Artikel so gut wie ohne Konkurrenz ist“.
Da hatte sie also das ausgesprohen, was zwar schon bekannt war, aber was sie heute sich s{heuen würde, in gleicher Weise auszusprechen, „daß fie im Brennspiritus ohne Konkurrenz ist, das wir also in der Notlage waren“.
Ueber das Verhältnis zum Detailhandel wird wahr- scheinlih von anderen Herren auch noch gesprochen werden, aber dabei ist noch ein Moment von mir hervorzuheben. Es ist immer von seiten der Zentrale betont worden, daß der Verbrauch von denaturiertem Sipritus möglichst erhöht werden soll, und die Zentrale hat gerade alles getan, um den Grossisten und den Detaillisten den Verkauf zu verekeln, und es ist soweit gekommen, daß Detaillisten — ih sage Detaillisten — bei uns direkt den Leuten gesagt haben: „ihr habt doch jeßt das Gas so billig, was braucht ihr da noch Brenn- spiritus“. Das waren solche Leute, die fich über ihren Nußen geärgert haben. :
Außerdem sind wir in Bayern in demeigentümlichen Zustande, daß, wenn wir einen besonderen Feinsprit, sogenannten Weinsprit haben wollen, oder über Kohlen filtrierten Sprit, wir diesen niht aus nahegelegenen Fabriken, z- B. aus der uns nahegelegenen Nürnberger Spritfabrik beziehen fönnen, sondern von weit her, weil es der Fabrik — es ist zwar ihr eigener Fehler gewesen — ver- boten ist, Kohlénfiltrierapparate aufzustellen. Die großen
Spritfabriken, die seinerzeit die Zentrale errichteten, find zum großen Teile die beati possidentes von Weinsprit. Es ift niht meine Sache, den Standpunkt der kleineren Sprit- fabriken hier zu vertreten, aber befanntlich sind sie niht in der Lage, das auszusprechen und darum ist es wohl angebracht, wenn auch etwas spät, das zu erwähnen. Die Nürnberger Spritfabrik hat sih sehr lange gegen den Beitritt gewehrt, und das noch nah einem Zirkular von 1901, welches heißt: „Wir erlauben uns Jhnen die ergebene Mit- teilung zu machen, daß wir dem Berliner Ring für Spiritus-Verwertung nicht beigetreten find. Wir rechnen daher umsomehr auf Jhre weitere gütige Unterstüßung, da bei diesem Projekt ja einzig und allein der Konsum die Zeche zu bezahlen hätte.“ Hochachtungsvoll Preßhefen und Spiritus-Fabrik A.-G. vorm. J. M. Bost. Filiale Spritfabrik vorm. G. C. Kraußer.
Jett ist sie natürlich in dem vollen Fahrwasser dieser Kreise, sie hat nicht anders gekonnt. Diese Fabrik darf nah einem gewissen Paragraphen des Hauptvertrages keinen Wein- sprit fabrizieren. Wenn wir Weinsprit beziehen wollen, müssen wir entweder von einer Likörkonkurrenz in München ihn herholen oder von weit her aus Norddeutschland mit so und so hoher Fracht. j
Schließlich will ih noch das eine Herrn Stern sagen. Er hält, wie ih vermute, jeden für einen Feind der Zentrale, der nicht zu denen gehört, die keine Beschwerden vorbringen. Wenigstens habe ih aus verschiedenen Aeußerungen diesen Eindruck gewonnen, und deshalb möchte ih ganz besonders erwähnen, daß wir Bayern nicht gerade Veranlassung hgben, der Berliner Börse nahzuweinen, und daß wir eigentlich froh gewesen wären, wenn eine mit Maß und Ziel in Szene ge- seßte andere Preisregulierung in Kraft getreten wäre, weil tatsählich die Berliner Börse in den leßten Jahren ihres Bestehens niht mehr in der Lage war, einen Preisregulator für unsere bayerishen Abschlüsse zu bilden. Und wenn heute die Zentrale vielleicht in Rücksicht auf alles, was in der Zwischenzeit vorgefallen ist, wirklich das hält, was he ver- sprochen hat, so find wir absolut keine prinzipiellen Feinde, aber die Freundschaft, wie fie Herr Stern erwähnte, darf niht so einseitig sein, wie man das bei uns das „kleine Schmollis“ nennt, das man sagt: ih sage zu Dir Du, aber Du sagst zu mir Sie! (Große Heiterkeit.) Das heißt man bei uns „kleines Schmollis!“ Das ist die Freundschaft des Herrn Direktors Stern, derjenige ist Freund, der zu allem ja sagt, der bekommt s{öône Worte, aber sobald er mal aufmuckt, be- kommt er die ganze Macht zu fühlen. j
Vorstandsmitglied des Deutschen Drogistenverbandes, i. V. Shmidt-Frankfurt a. M.: Meine Herren, ih bin hier- hergekommen, um im Namen der Drogisten ganz Deutsch- lands, insbesondere derjenigen am Rhein und Main den Be- s{hwerden Ausdruck zu geben über den Zwang der Zentrale, den denaturierten Spiritus nur in Literflaschen verkaufen zu sollen und über die Preispolitik der Zentrale. Meine Herren, die Zentrale läßt uns bei dem Verkauf von denaturiertem Spiritus in Literflashen einen Gewinn von 5 F bis zum vorigen Jahre, seit dem vorigen Jahre sogar nur 4 Z pro Liter. Wenn Sie berücksichtigen, daß der Spiritus, und außerdem für die Flasche noch 15 F bei der Ablieferung gleih gezahlt werden müssen, so reduziert sich dieser Gewinn von 4 4 Z noch dur Zinsverlust. Wir müssen also für 3, bis 37/, HZ Verdienst pro Liter verkaufen. Das ist ein Verdienst, der, wenn Sie die teure Lebenshaltung des Westens sowie die hohen Ladenmieten und die Geschäfts- unkosten in größeren Städten berücksichtigen, wahrhaftig nicht gerechtfertigt ist. Noch mehr aber vielleicht als die Preis- differenz an und für si ist, ist der Umstand, daß wir aus- \chließlich nur in Literflaschen verkaufen sollen, ungerecht- fertigt. Meine Herren, der Detaillist ist der Steuerbehörde bei Strafe dafür verantworlih, daß der Spiritus einen ge- wissen Prozentsay hat. Nun meine Herren, wie ist es möglich, dafür verantwortlih zu sein, wie stark der Alkoholgehalt ist, wenn der Spiritus in plombierten Flaschen geliefert und in diesen wieder abgegeben werden soll? Weiterhin kommt noch in Betracht, daß der 95 prozentige denaturierte Spiritus von Gewerbetreibenden in größeren Portionen geholt wird, z. B. in Kannen oder Flaschen von 5, 10, 25 Liter. Da ist es doch unökonomish, 25 Literflaschen auszuleeren, während das- selbe Quantum aus dem Lagerfaß in der halben Zeit abgefüllt ist. Es kommt serner hinzu, daß der sah- und fachkundige Drogist aus eigener Ueberzeugung wissen will und muß, wie stark der Spiritus ist; ob er die Stärke hat, die der betreffende Gewerbetreibende benötigt. Wenn wir nun diesen selbst- ständigen Handel, zu dem uns auch unsere Kundschaft zwingt, beibehalten, so verlangt die Zentrale im Faßbezug für das Liter mehr, als sie für den in Literflaschen abgezogenen Spiritus verlangt. Also, der Spiritus, der der Zentrale Arbeit und Mühe verursacht, der in Flaschen abgezogen wird, zu ettikettieren und zu verschließen ist, fostet weniger, als der Spiritus in einem 150 Literfaß. Wir sind genötigt, mehr hierfür zu bezahlen, als für denselben Spiritus in Literflaschen! Meine Herren, das ist das Tatsächliche, daß die Erbitterung bei uns Drogisten hervorgerufen hat, und das nit dazu bei- trägt, den Konsum des Spiritus zu heben, sondern ihn herab- zuseßen, und das im Gegenteil dazu beiträgt, daß vom Dro- gisten anstatt Spiritus Ersagprodukte, wie Benzin und Benzol empfohlen und verkauft werden. E N
Geschäftsführer des Vereins der Destillateure Leipzigs und Umgegend Krapp-Leipzig: Nach dem ausführlichen Bericht des Herrn Ertheiler aus Nürnberg hat sih ein großer Teil dessen, was ih vorzubringen den Auftrag hatte, erledigt. Jch möchte nur auf einen Punkt aufmerksam machen, das sind die Margekontrakte. Mit der Eingehung in diesen übernimmt der Abnehmer der Zentrale gegenüber die Verpflichtung, seine Kundenliste zu überreihen. Nun haben unsere Erfahrungen
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