1861 / 301 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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und die damit zusammenhängenden Finanzvorlagen ausnahmsweise dem gegenwärtigen Reichsrathe mit dem Beifügen vorzulegen , daß der Kaiser der verfassungsmäßigen Behandlung dieser Vorlagen, be- züglich der vertretenen Länder für den jekigen Ausnahmefall die- selbe Wirkung einräumen , welche den Beschlüssen des gesammten Neichsrathes zukommen würde. Das Ministerium erklärt ausdrüdck- lih, für diese Maßregel dem Gesammtreichsrathe gegenüber nach F. 13 die Verantwortlichkeit zu übernehmen. '

Niederlande. Haag, 16. Dezember. Nach einer heftigen Disfussion hat die Zweite Kammer das Budget des Ministeriums des Jnnern verworfen. Man erwartet jeßt den Rücktritt des Mi- nisters, des Herrn van Heensstra, fürchtet selbst von vielen Seiten, daß eine vollständige Ministerkrisis daraus erwachsen könnte. (K. Z.)

Belgien. Brüssel, 16. Dezember. Die Trauernachricht aus Windsor is Sonnabend um Mitternacht, am Vorabend des König8geburtstages, im Schloß zu Laeken eingetroffen und hat die Freuden des bevorstehenden Fesitages in bitteren Schmerz verwan- delt. König Leopold verliert in dem Prinzen Albert niht nur einen nahen Verwandten, sondern auch einen politischen Freund, mit dem er seit langen Jahren in ununterbrochenem, regstem Ver- fehr stand, Der Schmerz um diesen so vorzeitig und so unerwartet erlittenen ‘Verlust soll ihn sehr {wer getroffen haben. Der Hof hat zweimonotlihe Trauer angelegt und alle offiziellen Festlichkeiten zur Feier des 71. Geburtstages des König® sind heute natürlich unterblieben. Nur das Te Deum in der Kathedrale hat stattge- funden, aber fein Mitglied der Königlichen Familie demselben bei- gewohnt.

Großbritannien und Jrland. London, 16. Dezember. Den großen, unerseßlichen Verlust, den unsere Königliche Familie und das ganze Land durch den Sod: des Prinzen Albert er- litten hat, meldete der Telegraph bald nach dem traurigen Ereigniß allen befreunt eten Höfen und wenige Stunden darnach allen Bläk- tern des Festlandes. Die tiefe Trauer und Theilnahme, die darob in allen Klassen der hiesigen Bevölkerung herrscht, zu schildern, wollen wir nicht einmal versuchen, und begnügen uns, die wenigen Thatsachen zusammenzustellen, die sih auf die Krankheit und den Tod des allverehrten Prinzen beziehen. ;

Als das „Court Circular® am Sonnabend vor 8 Tagen zum erstenmal das Unwohlsein des Prinzen erwähnte , ahnte Niemand, daß dieses irgendwie besorgnißerregend sein {ónne. Desto allgemei- ner war die Bestürzung, als ein ärztlibes Bulletin , welches vor- gestern früh ausgegeben worden war, von einer „ungünstigen Wen- dung“ der Krankheits\ymptome \sprah. Seitdem fing man an das SESchlimmste zu befürchten. Nieder bob si die Hoffnung, als vorgestern Nachmittag aus Windsor die Meldung eingetroffen war, es habe sich in dem Befinden des hohen Kranken eine kleine Bes- ferung eingestellt. Kurze Täuschung! Noch war diese freu- dige Botschaft kaum gedruckt, als {on ein \{chlimmer Rückfall be- merflich wurde. Mit Sonnenuntergang fingen die Kräfte des Prinzen rasch abzunehmen an und eine Stunde später erkannten die Aerzte, daß menschliche Hülfe hier nihts weiter zu leisten im Stande sei. Gegen 5 Uhr haîten sie alle Hoffnung aufgegeben ;

um 4 Uhr war ein Bülletin ausgegeben worden, daß die Krankheit einen sehr gefährlihen Grad erreiht habe; zwisben 6 und T Ubr wurde die Königin auf das bevorstehende Unvermeidliche vorbereitet. Jhre Majestät, der Prinz von Wales, die Prinzessinnen Alice und Helene nebst dem Prinzen von Leiningen und dessen Gemahlin ‘hatten den ganzen Tag über die Rranfenstube nicht verlassen. Sie blieben bis zum leßten Augenblicke. Rasch sanken die Kräfte des Kranken, um 10 Minuten vor 11 Uhr war alles vorüber. Er starb einen sanften Tod. Ein Bericht sagk, daß der Prinz mehrere Stunden vor seinem Hinscheiden volliommen bewußtlos gewesen, ein anderer dagegen, er habe gegen 9 Uhr von seiner Umgebung Abschied ge- nommen. Erstere Version is die beglaubigtere. War doch {hon um 9 Uhr eine telegraphische Depesche in London eingetroffen, es stehe die Auflösung des Prinzen nahe bevor. Noch immer trug man fich in der Hauptstadt mit den besten Hoffnungen, als aber gegen Mitternacht die große Glocke bon St. Pauls ansclug, da wußte Jeder, der die Bedeutung dieses Trauergeläutes kennt, daß der Gemahl der Königin in Windsor zu leben aufgehört.

Gestern Morgen erfuhr das Publikum die traurige Kunde durch Anschläge am Buckingham-Palace , dem Manfionhouse und anderen hervorragenden Punkten der Stadt. Jn demselben Augenblicke war sie auch {hon in den entlegensten Städten des Landes bekannt. Ob und wie die Königin diesen Schlag ertragen werde, war die nächste fummervolle Frage, die sich Jedem aufdrängte. J higend zu begegnen ersien zu Mittag ein von den 4 Hofärzten gezeihnetes Bülletin folgenden Jnhalts: „Schloß Windsor, 15. De zember, Mittags. Die Königin, obgleich tiefgebeugt von Schmerz, trägt den Verluft mit Ruhe, und ihre Gesundheit hat nicht ge- litten.“ Möge der Himmel der hohen Frau weiter Kraft in ihrem Unglück verleihen! Sie ist, wie verlautet, vermocht worden, heute früh mit dem Prinzen Wales und der Prinzessin Alice nah Osborne abzureisen, Die Leichenfeier wird kaum vor Sonnabend

stattfinden, Heute und am Begräbnißtage bleiben alle Theater geschtossen, Es herrscht eine tiefe Trauer, wie si? nicht leicht einem Könige Englands zu Theil ward.

Von der Trauer, die das ganze Land erfüllt, giebt die Phy- siognomie jedes heutigen Blattes nur z u deutliche und ergreifende Kunde. Fast in allen Spalten begegnet man zwischen den \{war- zen Rändern demselben Gegenstand , demselben trüben Gedanken Ueberall die Ahnung, daß der Verlust, den die Nation über Nacht erlitt, eine der glücklisten Perioden der englischen Geichichte ab- geschlossen hat ; eine Periode, die si faum o leiht erneuern dürfte. Augenblicklich tritt vor dieser überwältigenden Stimmung alles Andere in den Hinterg1und. Wir geben hier einen Auszug aus dem ersten Leitartikel der „Times*: :

Die Nation hat so eben den größten Verluft erlitten, der sie möglicherweise hätte treffen können. Prinz Albert, dem noch vor einer Woche ein so langes Leben verheißen schien, daß er noch hie- nieden die Frucht einer tugendhaft verlebten Jugend und Mannes: zeit hätte genießen fönnen dieser Mann, der eigentliche Mittel: punkt unseres sozialen Systems, die Säule unseres Staates, ist uns plôulich entrissen, ohne ein Vorzeichen, das uns Zeit gelassen hätte, uns auf einen so jähen und schrecklichen Schlag vorzubereiten, Wir werden Zeit brauchen, um die Größe des Verlustes in vollem Maße zu würdigen. Jeden Tag werden wir ihn mehr empfznden, Nicht nur, daß eine hervorstehende Gestalt bei jeder öffentlichen Veranlassung vermißt werden wird: es ist nicht nur eîn Todesfall, der auf eine bisher so heitere und glückliche Regierung einen bleibenden Schatten werfen wird; es is der Verlust eines öffentlichen Cha- rakters, der, wenn auch nit auf dem Schlachtfelde oder in der Arena der Volksversammlungen, doch dem Lande unschäßbare Dienste erwiesen hat, eines Mannes, dem wir mehr als sonst Jemandem den glücklichen Stand unseres inneren Staatswesens und einen Grad allgemeiner Zufriedenheit verdanken, wie ihn weder die englische noch eine andere Nation je vorher erreicht hat. Es war das Unglück der meisten königlichen Personen, daß ihre Erziehung weit unter der Würde ihres Ranges blieb. Dank dem gebildeten Geist und dem gediegenen Menschenverstand des Prinzen Gemahls wird man der jeßigen Generation der englischen Königs- familie keinen solchen Vorwurf machen kdnnen. Hatte Prinz Albert weiter nichts gethan, als seinen Kindern eine so trefflihe Erziehung gegeben, so hâtke England ihm keine Schuld geshuldet, zu deren Abtragung weder sein hoher Rang noch die damit verknüpften materiellen und sozialen Vortheile ausgereicht haben würden. Aber der Prinz hat viel mehr für uns gethan. Es war ein mexrkwürdiges Glü, daß die Königin in einem zwanzigjährigen Jüngling einen Gemahl fand, den weder seine plôg liche und unvorhergesehene Erhöhung mit Uebermuth erfüllen konnle noch die Versucbungen eines glänzenden Hofes und einer Üppigen Hauptstadt zu verführen im Stande waren. Aber noch merkwürdli- ger is es, daß die Königin in diesem unerprobten Jüngling einen

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Rathgeber vom größten Scbarfblici, und einen Staatsmann von der seltensten Befähigung und Redlichkeit fand. Wir sprachen bis jeß! nur von der Art, wie der Prinz die ihm durch seine Stellung als Gemahl der Königin auferlegten Pflichten erfüllt hat. Wir haben noch von einem andern Amt zu sprechen, das er gleichsam aus eigenem Antrieb übernahm. Als ein Fremder von gebildetem Geschmack und klarem Urtheil gewahrte er an uns Mängel, die wir bei unserem insularl- \{hen Stolze wahrscheinlich selbs nicbt entdeckt haben würden. 1 ab, bay es unsern Fabrikwaaren bei all ihrer Wohlfeilheit und Dauerhaftigkeit, ausnebmend an reizender ¿Form und Farbe fehlte, und daß das ganze öffentliche und Privatleben der Nation einen gewissen scäbigen und materiellen Anflug hatte. Der Prinz ließ sich die Abstellung dieser Uebel mit unermüdlichem Fleiß angelegen sein. Er brate die große Ausstellung von 1851 zu Stande, und war der Hauptgönner jener öffentlichen Anstalten, die den bildenden Künsten einen neuen Anstoß geben. Am Schluß wünscht und hoss! die „Times“, daß die Königin in der Theilnahme dec Nation einigen Trost finden und sih dem Lande und ihren Kindern erhal: ten möge. Eine außerordentliche Ausgabe der „London Gazette“ vom gestrigen Tage bringt die Todesfunde mit folgenden Worten : Whitehall, 15. Dezember. Am Sonnabend Abends, 14. d. M,, 10 Minuten vor 14 Uhr, schied Se. Königliche Hoheit der Prinz Gemahl im Schlosse zu Windsor aus diesem Leben, zur unaussprechlichen Betrübniß Jhrer Majestät und der ganzen Königlichen Familie. Die Königin, Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales, De Königlichen Hoheiten die Prinzessinnen Alice und Helena und Jhre Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Leiningen waren sämmtlich zugegen, als Se. Königliche Hoheit verschied. Der Tod dieses erlauchten Prinzen wird von allen getreuen und ergebenen Unlkekr- thanen Jhrer Majestät als ein unerseßlicher Verlust für Jhre Majestät, die Königliche Familie und die Nation betrachtet werden. | Das den Tod des Prinzen meldende ärztliche Bulletin lautet wie folgt: Schloß Windsor, Sonnabend Nachts, 14. Dezember. Se. Königliche Hoheit der Prinz Gemahl ward während des Abends rasch immer s{wächer und verschied 10 Minuten vor 11 Uhr ohne Schmerz-

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17. Dezember, Jhre Majestät die Königin begiebt fih morgen mit den âlt.ren Prinzessinnen nah Osborne. Eine fkónig- lie Vacbt geht heute nah Antwerpen, um den Kronprinzen von Preußen abzuholen.

Jn Maita war am 10ten per Telegr. die Ordre eingetroffen alle disponiblen Kriegsschiffe sofort nah Gibralter abzusenden um, wie wahrsceinlich ist, fie im Falle eines Krieges ohne Ver ug nah den amerifkfaniscen Gewässern entsenden zu fönnen. Jn Felge dieses Befehls, der den Weg von London nach Vialta in 4 Stun- den zurücklegte, sind 2 Linienschiffe mit cinem Kanonenboote sofort pon Malta abgefahren. Andere folgen in kürzester Zeit. :

Frankreich. Paris, 16. Dezember. Der Moniteur begleitet die Anzeige vom Tode des Prinzen, Gemahl3 der Königin von England , mit folgenden Worten: „Dies traurige Ereigniß, dieses frühzeitige , ähe Ende verseht die erhabene Königin Groß hritanniens, die Königlibe Familie von England und die englische Nation in Lrauer. Der Kaiser , die Kaiserliche Familie und ganz Frankreich schließen sih mit ihrem vollem Mitgefühl dieser Trauer und dieser Betrübniß an.“ :

Der Kaiser hat gestern den portugiesischen Gesandten Vicomte de Paiva in besonderer Audienz empfangen, um von demselben die offizielle Mittheilung vom Ableben des Königs Pedro V. und von der Thronbesteigung des Königs LWz, so wir von der Vermählung der Jnfantin Dona Antonia mit dem Erbprinzen von Hohenzol- lern-Sigmaringen entgegen zu nehmen. S G

Die Senatssizung, in welcher Troplong den KommissionSbericht vortragen soll, ist auf morgen anberaumt worden. |

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Ueber den erwähnken Vorfall im Hafen von St. Pierre auf | der Jnsel Martinique wird dem „Moniteur“ folgender Bericht |

erstattet: Als der nordamerikanische Dampfer, der y4 16. November in St. Pierre ankam, befand sih dort der Südstaaten- freuzer „E umter“, um Kohlen und Proviant einzunehmen, so wie Ge- fangene von gekaperten S cbiffen ans Land zu sehen. Letzterer wollte eben wieder auslauéen, als ersterer ihm die Passage verlegte. So lagen beide Schiffe einander gegenüber bis zum 23. November. Am Abend

dieses Tages ging ein französisches Sciff aus und der „Sumter® be- nußtzte diese Gelegendeit, aus dem Hafen zu entwischen, was ihm in der Dunkelheit auch gelang, denn der Jrofese verweselte die Schiffe, er verfolgte irrthümlich das franzöôsishe Schiff und verlor so den nah ganz anderer Richtung gegangenen , Sumter“ aus den Augen. Am 25. November kam er wieder nach St. Pierre zurück und an demselben Tage kaperte der „Sumter" ein großes nordamerikaniscbes Schiff, dem „Montmorench" (von 1718 Tonnen) , ließ es indessen wieder los, weil die Ladung englisches Eigenthum war. Am 28sten November wurde der „Sumter“ nit weit von der Küste von S.

Thomas bemerkt und am 29sten begann der Jrokese wieder seine |

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Jagd auf jenen Kreuzer.

Die vom Kaiser verfaßte Geschichte Julius Cäsar's soll nun |

bestimmt im Februar erscheinen.

KFtalien. Jn den nästen Tagen kommt in Neapel der Prozeß gegen das sogenannte bourbdonistische Comité in Friso zur Verhandlung, dem auch de Christen angehört haben soll. Der Duca di Camaldoli wurde verbaftet, weil man auf eine L enunciation hin in seinem Hause einen „reactionairen“ Brief au3 Rom fand.

In Neapel is eine neue Verschwörung entdeckt worden ; zahl- reche Haussuchungen wurden vorgenommen und dreizehn Personen verhaftet. Jn einem Hause in der Nähe des Marktplatzes hat man etwa 50 Gewehre und mehrere Tausend Patronen gefunden. Außer- dem wurde ein bourbeonistisches Comité entdeckt, das von einer boden Persönlichkeit, einem bedeutenden Mitgliede des neapolitanischen Adels, unterstüßt und geleitet wurde. Diesmal waren die Ver- {worenen ziemli b zahlreich; sie hatten Verbindungen in den Pros- vinzen, und standen mit Rom in direitem Verkehr.

Türkei. Konstantinopel, 7. Dezember. Der von seiner Reise nah Westeuropa zurückgekehrte Serasfier Mehemed Ruschdi Pascha wurde am 3ten vom Sultan empfangen, der ihm persönlich die Decoration des Osmanin-Ordens überreihte. Das auf Mehe- met Ali Pascha's Veranlassung ausgearbeitete Militair-Gesehbuch ist bereits dem Sultan zur Sanction vorgelegt. Während seiner kurzen Verwaltung des 2 erasferats soll es dem genannten Würden- träger gelungen sein, bei den Ausgaben dieses Departements nicht weniger als 25 Millionen Piaster in Ersparung zu bringen.

Aus Damaskus vom 20. November wird gemeldet, daß die dortigen Christen sich von den Folgen der über sie hereingebrochenen traurigen Ereignisse nach und nach erholen. Ein großer Theil der Entschädigungsgelder wurde ihnen bereits ausgezahlt und sie ver- wenden denselben meistens als Handelsfapital.

Belgrad, 15. Dezember. Eine vom Fürsten entsendeke De- putation i| zum Begräbnisse des Patriarchen Rajacic nach Carlo- wiß abgegangen, dessen Tod hier durch Glockengeläute - verkündigt ward.

_— Einer Korrespondenz aus Trebinje über Ragusa vom 16. Dezember zufolge ist dort eine förmliche Stockung in der Kriegsführung eingetreten. Die Truppen von Piva wurden nah

Lan |

| Zeitung“ meldet aus W arschau, daf | Administrator der Erzdiözese, BialobrzesSki, jeden Gnadenweg

Gazko, Ljubinje, Stolaz und Mostar vertheilt. Mahmud Pascha und Farin Bey sind nach Mostar abgereist. Die irregulairen Truppen werden aufgelöft.

Schweden und Norwegen. Christiania, 11. Dezem- ber. Die Staatsräthe Bireh - Reichenwaldt und Moßtfeldt haben heute ihre Abschied8gesuche eingereicht; die übrigen Staatsrath8- Mitglieder, mit Ausnahme von Petersen, bleiben auf ihren Pläßen. Stang hat definitiv versprochen, ins Kabinet einzutreten, Amtmann Aall hat sih dagegen geweigert, den ihm angetragenen Staatsrath8§- posten anzunehmen. Man vermuthet, daß Sibbern sein Amt als norwegischer Staatsminister wieder übernehmen werde. Man nimmt an, daß die Krisis am nächsten Montag zum Schlusse gebracht wer-

| den wird. Commandeur Hassner wird wahrscheinlich Marineminister.

Der König kehrt nächsten Dienstag nah Stockholm zurü. T Dánemark. Kopenhagen, 16. Dezember. Unterm Iten Dezember ist durch das Marine-Ministeriuum folgendes provisorische

| Gesetz über eine Ausschreibung zum See-KriegsSdienst für das Jahr

1862 erlassen worden ;

4 00 De Mannschaft im Königreiche und im Herzogthum Schleswig, welche pflichtig ist, die Wehrpflicht bei der Seewehr zu erfüllen, sind für das Jahr 1862 im Ganzen 1000 Mann auszu-

| reiben.“

_— Zum Nachfolger des Ministers des Innern, Herrn Orla

o g y das S 9 Les\mann, als Amtmann des Amtes Veile in Jütland, if vom T

{. April 1862 an der DepartementSschef Conferenzrath C. B. Dahl ernannt. |

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Telegraphische Depeschen. (Aus dem Wolff schen Telegraphen-BVüreau.) Breslau, Mittwoch, 18. Dezember. Die heutige „Breslauer 3 der zum Tode verurtheilte

mit den Worten abgelehnt habe: Jch habe nichts gethan, wofür

| id mit dem Tode sollte bestraft werden können.

Wien, Dienstag 17. Dezember, Abends. In der heutigen Sitzung des Unterhau ses detaillirte der Finanzminister Plener die Finanzgebahrung der Jahre 1860 und 1861.

S Das Deficit von 1860 beträgt 05 Millionen, gedeckt durch die lombardishe Staatsschuld-Entschädigung, Anlehenseinzahlungen und Hypothekarschein-Ausgabe.

Das Defizit von 1861 beträgt 1397 Millionen, statt der präliminirten 40 Millionen. Die Defizit-Ueberschreitung ist berbei- geführt dur 50 Millionen Militairmehraufwand, 75 Mill. Marine- budget - Erhöhung und 10 Mill. Steuerentgang in Ungarn. Das Defizit wurde gedeck! durch lombardische Staatsschuld - Entschädi- gung , Anlehens - Einzahlung, Hypothekar- MünzscheinauSgabe und Depotgeschäfte. |

Der Finanzminister deponirte die Rechtfertigungsschrift über die Finanzgebahrung von 1861.

Voranschlag für 1862: Hinsichtlich des Militair-Etats ist wegen der Marine-Entwickelung, hinsichtlich der Civilverwaltung wegen der bevorstehenden Organisirung ein fixes Budget unmöglih. Für Civilverwaltung sind 992, für Militair, Marine 1035, Staats- \chuldzinsen 1064, für Schuldentilgung 184, für Zinsengarankieen, Münzverlufi 92 Mill. ausgeworfen. Bedeckung: Direkte Steuern 1055, indirekte 1763, Einnahmen aus Staatseigenthum 72, verschie- dene Einnahmen 7 Mill. Defizit 58 Millionen,

Die Armee erfordert jedo 45 Mill., die Marine 7% Mill. außerordentlichen vorübergehenden Mehraufwand.

Die Gliederung des Defizits in zwei Hauptrubriken giebt einen Fingerzeig über die Bedeckungsart. Für die erste ift Aufbringung durch Steuerkraft angezeigt , für die zweite Kreditanspruchnahme. Neue Kreditsoperationen sind nicht angezeigt, da noch namhafte Posten bestehender Anlehen nicht begeben, welche bei der National- bank verpfändet sind. Die Defizitsdeckung ist daher von der Bank- frage und der hiermit zusammenhängenden Valutafrage untrennbar. Die Restringirung des Banknotenumlaufs ist anzustreben.

Der Finanzminister entwickelt hierauf die Grundlinien zur Regulirung des Bankverhältnisses : das Bankprivi'egium ist zu ver- lángern, die Wienerwährungsschuld bis 1870 zu tilgen, die Silber- \chuid in 20 Monatsraten baar zurückzuzahlen gegen RNücknähme des Londoner Anlehens. Die übrige Schuld von 189 Millionen if zu theilen in unverzinsliches, unaufkündbares Darlehen für die Dauer des Privilegiums (Ziffer zu vereinbaren) und der Schuldenresk