1885 / 187 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 12 Aug 1885 18:00:01 GMT) scan diff

S 93.

Das Urtheil wird nebft Gründen von dem ersten Be- rihterstatter entworfen und in der Urschrift von den ständi- gen, den dur den Bundesrath gewählten nihtständigen und von den rihterlihen Mitgliedern, welche an der Verhandlung betheiligt gewesen sind, unterzeichnet.

Jm Eingange des Urtheils sind die Mitglieder, welche an dèr Entscheidung theilgenommen haben, namentlih auf- zuführen; auch ist der Sißungéêtag zu bezeichnen, an welhem

die Entscheidung erfolgt ist. i i Die Ausfertigungen der Uriheile werden mit dér Ueber-

schrift versehen: | „Jm Namen des Reichs“. Sie enthalten neben dem Siegel des Reichs-Versiherungs- amts die Schlußformel: # „Urkundlih unter Siegel und Unterschrift“ „Das Reichs-Versicherungsamt“. Die Vollziehung erfolgt durch den Vorsißenden.

111, Besondere Befugnisse des Vorsißenden. S: 25; D S Dem Vorsißzenden steht die Leitung und Beaufsichtigung des gesammten Dienstes zu; er trifft die nähere Bestimmung über die Vertheilung der Geschäfte und ernennt insbesondere in den Fällen der S8. 14, 16, 27 und 88 des Unfallversiche- rungsgeseßes die Vertreter und Beauftragten des Reichs-Ver- siherungsamts. Â 8. y

Der Vorsißende ordnet die Einrichtung der Bureaux, der Akten und Geschäftsregister ; ihm steht die Verfügung in allen Verwaltungsangelegenheiten des Amts, insbesondere in déns- jenigen zu, welhe das Etats: und Kassenwesen, das Dienst- gebäude und dessen Einrichtung, die Vervollständigung der

Bibliothek und sonstige Gs betreffen. t

Mit Genehmigung des Reichskanzlers kann der Vor- sizende einen Theil seiner Befugnisse einem ständigen Mit- gliede des Reichs-Versiherungsamts übertragen. Der Vor- sißende wird im Behinderungsfalle von dem nächstältesten

ständigen Mitgliede vertreten.

IV. Fnnerer Geschäftsgang. o, 28.

Vor!adungen und Zustellungsschreiben werden durch die Unterschrift des von dem Vorsißenden dazu bestimmten Beamten und unter Beifügung des Siegels des Reichs-Versicherungs- amts beglaubigt. 5

In gleicher Weise erfolgen die in den S. 14 und 16 des Unfallversicherungsgeseßes vorgeschriebenen Einladungen zu den General- und Genossenschaftsversammlungen. Die- selben können mittelst einfachen Briefes durch die Post bewirkt werden.

S. 29.

Das Reichs: Versiherungsamt führt zwei Siegel: :

1) ein großes Siegel, welches dem von dem Reichsgericht geführten entspriht und nur bei förmlichen Ausfertigungen, insbesondere der Urtheile gebraucht wird;

2) ein fkleineres Siegel, welches den bei den Gesandt- schaften des Deutschen Reichs eingeführten Siegeln entspricht mit der Umschrift: „Reichs:Versicherungsamt“.

V, Geshäfts8sprache. S 90. 5

Jn Betreff der Geschäftssprahe vor dem Reichs- Versiherungsamt finden die Bestimmungen in den 88. 186 ff. des Gerichtsverfassungsgeseßes vom 27. Januar 1877 ent- sprehende Anwendung. Eingaben, welche nicht in deutscher Sprache abgefaßt sind, werden nicht berüsichtigt, VI, Geschäfts8berict.

i Q 31.

eines dem

Am Schlusse jeden Jahres hat Versicherungsamt Reichskanzler einen Geschäftsbericht einzureichen.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Fnsiegel.

Gegeben Bad Gastein, den 5. August 1885.

(L, S) Wilhelm. von Boetticher.

Die Nummer 26 des Reichs-Geseßblatts, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter

Nr. 1620 die Verordnung, betr«ffend die Formen des Verfahrens und den Geschäftsgang des Reichs-Versicherungs- amts. Vom 5. August 1885; und unter

Nr. 1621 die Bekanntmachung, betreffend die äußersten Grenzen der im öffentlichen Verkehr noch zu duldenden Ab- weichungen der Maße und Meßwerkzeuge, Gewichte und Waagen von der absoluten Richtigkeit. Vom 27. Juli 1885.

Berlin W., den 12. August 1885.

Kaiserliches Post-Zeitungs-Amt. Didden.

Königreich Preußen.

Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht : die Oekonomie-Kommissions-Räthe Picht zu Bromberg und von Baumbach-Amönau zu Kassel zu Regierungs- Und Landes: Dekonomie-Räthen zu ernennen; sowie dem Gutsbesißer Christoph Winkelmann zu Koebbing, Kreis Münster, und dem Schäferei-Direktor Karl Schulß zu Prenzlau den Charakter als Dekonomie-Rath zu verleihen.

Finanz-Ministerium.

Bekanntmachung. Die unter den Nummern 1303, 1770, 2113 und 2726 in die unterzeihnete Anstalt aufgenommenen Mitglieder wer- den gemäß §8. 8 des Reglements vom 3. September 1836 auf- gefordert, den am 1. Juli cr. fällig gewesenen Beitrag, sowie den sechsten Theil desselben als Strafe, unverzüglich zu be- richtigen, widrigenfalls nah jenem §. 8 weiter verfahren wer- den wird. Berlin, den 10. August 1885. Direktion der Berliner allgemeinen Wittwen-Pensions- und Unterstüßungs-Kasse. Freiherr von Len.

inisterium der geistlihen, Unterrihts- und Medizinal-Angelegenheiten.

Der praktishe Arzt Dr. Heinrih Wehr zu Leinefelde ist zum Kreis-Wundarzt des Kreises Worbis, mit Anweisung seines Wohnsißes in Leinefelde, ernannt worden.

Dem Kantor und Organisten Ern Fischer zu Glogau ist das Prädikat Musik-Direktor beigelegt worden.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats- und Finanz: Minister, Dr. von Scholz, nah Secheim kei Konstanz.

Angekommen: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Rath und Präsident des Reichsbank-Direktoriums, von

Dechend, aus der Schweiz ; E AE i der Ober - Berghauptmann und Ministerial - Direktor,

Dr, Huyssen, von Saarbrücken.

das Reichs- |

Personalveräuderuungen,.

Königlich Preußische Armee.

Ernennungen, Beförderungen und Versezungen. am aktiven Heere. Bad Gastein, 28. Iuli. v. Scheve, Scc. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 132, in das Inf. Regt. Nr. 44 versetzt. 1. August. Frhr. v. Thümmler, Hauptmann a. D., zuleßt Vorstand des Festungégefängnisses in Rastatt, zur Dienstleiftung in cine etatsmäßige Hauptmannsstelle bei dem Bezirks-Kommando des Reserve-Landwehr-Regiments (2. Berlin) Nr. 35 kommandirt, 3 August. v. Hartrott, Oberst-Lt. und etatsmäß. Stabsoffiz. des Inf. Regts. Nr. 96, unter Stellung à la suite dieses Regts. nach Württemberg, behufs Uebernahme des Kommandos des Inf. Regts. Nr. 121, kommandirt. Malotfki v. Trzebiatows ki, Oberst-Lt. vom Inf. Regt. 96, zum etatsmäß. Stabsoffiz, v. Marklowski, Major von dems. Reat., zum Bats. Commandeur, ernannt. v. Man- cin, Hauptm und Comp. Chef v. Inf. Regt Nr. 76, unter Beförder. zum überzähl. Major, in die erste Hauptmannsstelle des Inf. Regts. Nr. 96, v. Seydlit, Havptm. und Comp. Chef vom Inf. Regt. Nr. 97, in tas Inf. Regt. Nr. 76, v. Kropff, Hauptm. à la suite des Inf, Regts. Nr. 76 und Comp. Führer bei der Unteroff. Schule in Biebrib, als Comp. Chef in das Inf. Regt. Nr. 97, v. Menz, Pr. Lt. vom Inf. Regt. Nr. 15, unter Beförderung zum Hauptm., vorläufig ohne Patent, und unter Stellung à la suite des Inf. Regts. Nr. 13, als Comp. Führer zur Unteroff. Schule in Biebrich, Gentner, Pr. Lt. vom Inf. Reat. Nr. 14, in das Inf. Regt. Nr. 15, Riese, Sec, Lt, vom Inf. Regt. Nr. 95, unter Beför- derung zum Pre. Lt. und unter Belassung in seinem Kommando zur Dienstleist. bei den Gewehr- und Munitionsfabriken, in das Inf. Regt. Nr. 14, verseßt. Bartholomaeus, Hauptm. und Comp. Chef vom Inf Regt. Nr. 130, dem Regt., unter Beförderung zum überzähl. Major, aggrea. Hoyer, Pr. Lt. von dems. Regt., zum Hauptm, und Comp. Chef befördert. Bormann, Scc. Li., bisber im See-Bat,, unter Beförderung zum Pr. Lt., im Inf. Regt. Nr. 130 angestellt. :

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere, Bad Gastein, 3. August. Frhr. v. Barnekow, Sec. Lt, vom Kaiser Alexander Garde-Gren. Regt. Nr. 1, behufs Nebertritts zur Marine (See-Bat.) ausgeschieden. :

Im Beurlaubtenstande. Bad Gastein, 1. - August. Pagenstecher, Pr. Lt. a. D., zuleßt von der Res. des Gren. Regts. Nr. 109, die Erlaubniß zum Tragen der Landw. Armee-

Uniform ertheilt. Kaiserliche Mgrine. :

Beförderungen, Verfeßungen 2c. Bad Gastein, 30. Juli, Dräger, Kapilän-Lt, zum Komman- danten Sr. Majestät Avisos „Loreley“ ernannt. Rittmeyer, Korv. Kapitän, von der Stellung als Kommandant Sr. Majestät Avisos „Loreley" entbunden, 1. Auguft. Müller 1, Ll. zur See, dessen Kommando zur Gesandtschaft in Stockholm bis auf Weiteres verlängert. 3. August. Bormann, Secc. Lt. vom See-Bat., behufs Uebertritt zur Armee, von der Marire aus- geschieden. Frhr. v. Barnekow, Sec. Lt, bisher im Kaiser Alexander Garde-Gren. Regt. Nr 1, mit einem Patent vom 13, Oktober 1876 im Sec-Bat. angest:Ut.

Ernennungen,

NichtamtliGes. Deutsches Nei.

Preußen. Berlin, 12, August. Se, Majestät der Kaiser und König haben gestern Nachmittag 19/4 Uhr die Rückreise von Gastein nah Potsdam angetreten.

Wie „W. T. B.“ berichtet, verließen Se. Majestät um 1 Uhr 20 Minuten die Gemächer im Badeschlosse. Jm Vestibül desselben erwarteten den Kaiser zahlreihe Kurgäste, von denen Se. Majestät in leutselizer Weise Abschied nahmen, indem Allerhöchstdieselben die Hoffnung auf eine glückliche Wiederkehr aussprachen.

Von der auf dem Straubinger Plaß dicht angesammelten Menge enthusiastisch begrüßt, begaben Sih Se. Majestät sodann in das Hotel Straubinger, um Jhrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Sachsen - Weimar einen Abschiedsbesuh zu machen. Hier verweilten Se. Majestät etwa 20 Minuten, worauf Allerhöchstdieselben mit dem Flügel - Adjutanten Oberst - Lieutenant von Plessen in Wagen Play nahmen. Die Musik spielte die preußische Volkshymne, und das Publikum brachte endlose begeisterte Hochrufe aus, auf welche Se. Majestät, aufreht im Wagen stehend, nah allen Seiten dankten. Die Abfahrt nah Lend erfolgte um 1 Uhr 45 Minuten.

Den Armen von Gastein haben Se. Majestät die Summe von 500 Fl. überwiesen.

Nachmittags 5 Uhr irafen Se. Majestät der Kaiser mit dem von dem Präsidenten Czedik und dem Hofrath Klaudy geführten Extrazuge, welher in Lend um 31/2 Uhr bestiegen worden war, in Salzburg ein. Se. Majestät wurden auf dem Bahnhofe von dem Statthalter Grafen Thun, dem Landes- Hauptmann Grafen Chorinsky und dem Bürgermeister Scheibl empfangen und begaben Sih nach dem Hotel de l’Europe, wo Allerhöchstdieselben von Sr. Kaiserlichen Hoheit dem Erz- herzog Ludwig Victor vegrüßt wurden.

Um 6 Uhr fand bei Sr. Majestät ein Diner statt, zu welchem u. A. Graf Thun, Graf Chorinsky und der Bürger- meister Scheibl geladen waren.

Nath der im Reichs-Eisenbahn amt aufgestellten, in der Ersten Beilage veröffentlichten Nachweisung der auît deutshen Eisenbahnen ausschließlih Bayerns im Monat Juni d. J. beim Eisenbahnbetriebe (mi Ausschluß der Werkstätten) vorgekommenen Un f älle waren im Ganzen zu verzeichnen: 4 Entgleisungen und 2 Zusammen- stöße auf freier Bahn, 11 Entgleisungen und 12 Zusammens-

‘sind, nicht weiter fortgeseßt.

stóße in Stationen und 127 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhrwerken, Feuer im Zuge, Kessel-Explosionen und andere Betriebs-Ereignisse, sofern bei leßteren Personen ge: tödtet oder verleßt worden sind).

Bei diesen Unfällen sind im Ganzen, und zwar größten: theils durch eigenes Verschulden, 133 Personen verun: glüdt, sowie 44 Eisenbahnfahrzeuge erheblich und 61 unerheh: lih beshädigt. Es wurden von den 22017 043 überhaupt beförderten Reisenden 2 getödtet, 1 verleßt (hiervon ent; fallen je 1 Tödtung auf den Verwaltungsbezirk der König: lihen Eisenbahn - Direktion Frankfurt a./M. und die Reichs: eisenbahnen in Elsaß-Lothringen und 1 Verleßung auf die Oldenburgischen Staatsbahnen), von Bahnbeamten und Arbei: tern im Dienst beim eigentlichen Eisenbahnbetriebe 18 getödtet und 62 verleßt und bei Nebenbeschäftigungen 1 getödtet, 3 ver: leßt; von Steuer- 2c. Beamten 2 verleßt; von fremden Perso: nen (einschließlich der niht im Dienst befindlihen Bahn: beamten und Arbeiter) 19 getödtet und 8 verleßt, sowie bej Selbstmordversuhen 17 Personen getödtet.

Von détt-4ämmtlichen Verunglückungen mit Aus\{luß der Selbstmorde entfällen auf :

A. Staatsbahnen und unter Staatsverwal: tung stehende Bahnen (bei zusammen 28 391,20 km Ve-: triebslänge und 692 228 427 geförderten Achskilometern) 114 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktionen Köln [rechtsrheinische] (15), Erfurt (13) und Breslau (13), verhält: nißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geförderten Achskilometer und der im Betriebe. gewesenen Längen sind jedoch auf den Oldenburgischen Staatsbahnen, den Bahn- strecken im Bezirke der Königlichen Eisenbahn-Direktion Erfurt und auf der Main:Neckar- Eisenbahn die meisten Ver: unglückungen vorgekommen.

B, Größere Privatbahnen mit je über 159 kn Betriebslänge (bei zusammen 1477,85 km Betriebslänge und 19 900 106 gefördexten Achskilometern) 2 Fälle, und zwar auf die Hessishe Ludwigsbahn.

Auf den kleineren Privatbahnen mit je unte: 150 kw Betriebslänge (bei zusammen 1545,89 km Ye- triebslänge und 9 635 495 geförderten Achsfilometern) sind Verungl ückungen von Personen niht vorgekommen.

Oesterreich-Ungarn. Wien , 11. August. (W. T. V, Der Minister dcs Auswärtigen, Graf Kálnoky, is zum Besuch des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck heute Vor: mittag nah Varzin abgereist.

Wie die „Presse“ erfährt, wird der Reichérath frühestens für die leßte Woche des Monats September ein: berufen werden.

Salzburg, 10. August. (Wien. Ztg.) Der Kaiser isi heute Nahts 1 Uhr 40 Minuten mit Separat-Hofzug von Znnë- bruck hier angelangt und sogleih nach J\ch1 weitergereist.

Agram, 10. August. (Wien. Ztg.) Heute fand unter dem Vorsiÿ Vukotinovic' eine Konferenz der Mit: glieder der Nationalpartei statt, in welchzer der Banus den RNechtsstandpunkt in Angelegenheit der Kameralakten darlegte. Die Besprechungen werden, nachdem dieselben unnöthig Es fann konstatirt werden, daß die Nationalpartei bie Angelegenheit objektiv beurtheilt und sich durch den Lärm der Opposition nicht beeinflussen läßt. Krestic’ Mantatsniederlegung bleibt vereinzelt. :

Werschet, 10. August. (Wien. Ztg.) Behufs Wall der Delegirten für den serbischen Kirchenkongreß findet am 15. d. M. eine Konferenz in der serbischen Kathe drale statt. »

Großbritannien und Jrland. London, 10, August, (Allg. Corr.) Es is entschieden wörden, daß General Lord Wolseley am 1. September wiederum den Posten als General-Adjutant im Hauptquartier, und General Lieutenant Sir Archibald Alison den Befehl üver die Truppen in Aldershot übernimmt, General-Major Har mai! wird alsdann an Stelle des General-Lieutenants Sir E. 2 Whitmöre -zum militärischen Sekretär ernannt werden und als Vize:General-Adjutant der Streitkräfte in General-Majo! Sir G. R. Greaves einen Nachfolger erhalten.

11. August. (W. T. B.) Die Königin hat den General Lord Wolseley zum Viscount ernannt.

Jn der heutigen Sigung des Unterhauses sprach der Staatssekretär des Krieges, Smith, die Hoffnung aus, daß die Heeres-Reserve bald werde entlassen werden können, da andere Maßregeln getroffen würden, Un die Kräste zur Vertheidigung des Landes in dem Zustande der Vorbereitung und Tüchtigkeit zu erhalten. Der Kanzler der Schaßkammer, Hicks-Beach, äußerte: er hoffe, daß der Schluß des Parlaments am Freitag oder Sonnabend stattfinden werde. Das Haus nahm fodann die Bill, be- treffend den Ankauf von Pachtgütern in Frland, 1 dritter Lesung an.

Frankreich. Paris, 11. August. (W. T. B.) Di Handelskammer von Marseille hat eine Adresse n den Handels-Minister gerichtet, in welcher sie gege! die angeblihen Härten der Quarantäne: Maßregeln Spaniens gegenüber Gibraltar protestirt und die Minister des Handels und des Auswärtigen ersucht, Schritte zu thun, um die Aufhebung dieser Härten zu erwirken. e Der „Mon de“ und der „Univers“ veröffentlichen eint Schreiben des Direktors der auswärtigen Missionen, in welchen eine Depesche des apostolishen Vikars von Oft: Cochinchina, vom 8. d,., mitgetheilt wird, dahinlautend: Poirier, Guegan, Garin, Mace und Martin seien mit mehr als 10000 Christen niedergemeßelt worden. Meuhtl morde und Brandstiftungen dauerten fort und das Vifkaria!

sei vernichtet.

Spanien. Madrid, 11. August. (W. T. B.) De Erzbischof von Sevilla is an der Cholera gestorben.

Italien. Brindisi, 11. August. (W. T. B.) Der König von Griechenland is hier eingetroffen und begiebt sih von hier über Wien nah Gmunden.

Amerika. (Allg. Corr.) Ueber die feierlihe Beerd! gung des verstorbenen Generals Grant, welche al 8. d. M. in New-York stattgefunden hat, berichtet ein Tele gramm des Reuterschen Bureaus: E

„Die Beerdigungéfeierlihkeit war höchst imposanter Natur. Der Leicbenzug verließ das Stadthaus um 10 Uhr Vormittags, Die Militar folonne, welce die Eskorte des Zuges bildete, wurde von General HancW befehligt und war aus Infanterie, Seesoldaten, Matrosen, Artillerle

un lungen aus verschiedenen Staaten zusammengeseßt. Der Eskorte folgte

der Leihenwagen, welcher von 24 Pferden gezogen wurde. Unmittel- har binter dem Leichenwagen sckritten fämmtliwe Mitglieder der Familie des todten Generals, mit Ausnabme von Frau Grant. Darn folgten Präsident Cleveland in einer sechs8\pännigen Equipage, Nize-Präsident Hcndricks in cirer vierspännigen Equipage, die chc- maligen Präsidenten Hayes und Arthur, die Mitglieder des Kabinets, die Richter des obersten Gerihtéhofes, eine große Zahl Senatoren und Mitglieder des Repräsentantenhauses, das diplomatische Corps, die Gouverneure verschiedener Staaten und die Bürgermeister von New-York und anderen Städten. Der Leichenzug hatte eine Länge von circa 6 (engl) Meilen und umfaßte über 409 Wagen, während die Zahl der Personen, die an dem Leichenbegängniß theilnahmen, auf nahezu 100000 geshäßt wurde. Den Swluß des Zuges bildeten zahlreide Veteranenvercine und die Vertreter der hauptsäblihsten New-Yorker Börsen. Als der Leibenzug beim Fifth-avenue Hotel, wo Frau Erant und die Mitglieder der Familie des Dahingefcicdenen wohnen, vorüber- foam, salutirten die Truppen, und die Kaxellen intonirten einen Trauermarsh. Nach der religiösen Feier in Riverside Park, wo die Bciseßung der Leiche erfolgte, wurden Geshütz- und Gewehrsalven abgefeuert, leßtere von den anwesenden Infanterie-Regimentern. Die ganze Feierlichkeit nahm riesige Verhältnisse an, und ein so großer Zusammer fluß ron Menschen ist wahrscheiniich in New-York niemals vorher dagewesen. Das Wetter war ausaezeihnet, und nur wenige Unfälle ereigneten si während der Dauer des Zuges. Jn New-York sowie in den meisten übrigen Städten der Union ruhten die Geschäfte den ganzen Tag über. Die Kirchenglocken läuteten im ganzen Lande, und von den im Hudsonflusse vor Arker liegenden Friegsfahrzeugen wurden in gemesseren Pausen Kanonenschüsse ab- gefeuert. Trauergoitesdier ste wurden in fast sämmtlichen Städten des Nordens sowie auch in vielen Städten der Südstaaten abgehalten.“

Afrika. Egypten. Alexandria, 8. August. (Allg. Corr.) Osman Digma's Truppen griffen gestern Suakim an, wurden aber mit Leichtigkeit zurückgeworfen. Die britishen Truppen in Cypern leiden in Folge der übermäßigen Schwankungen in der Temperatur an der Gelbsucht. i

Ober st Chermside telegraphirt, er habe aus Abyssi- nien nihtamtlihe {Fnformation erhalten, wonach die Aby s fi- nier unweit des Flusses Settima völlig erfolgreich gewesen wären. Die Garnison von Ghirra soll zu den Abyssiniern gestoßen und in Abyssinien angekommen sein. Ras Alula hat Nachrichten aus Kassala erhalten, die dem Vernehmen nach befriedigend sind.

Zeitungsftimmen.

Der „Kölnischen Zeitung“ wird aus Berlin ge- schrieben :

Von ciner größeren Zahl deutscher Handelékörperschaften werden allmonatli Durchschnittspreise für die wichtigsten Getreidearten er- mittelt und die Ergebnisse dieser Ermitilungen werden vom Statistischen Amt zusammengestellt und veröffentlicht. In dem neuesten Hefte der Reichs-Statistik liegen die Durchschnittspreise für den verflossenen Monat Juni vor. Bei Weizen sind die Preise von 15 wichtigen Plätzen verzeichy et. Unter diesen befindet si ein einziger Plat, Danzig, der den Preis für zollfreie oder Durchfuhrwaare angiebt, und dieser Preis ftebt f\elbft- redend unter allen sonstigen Preisen. Für sämmtliche Pläße außer Danzig ergiebt sich aus den Notirungen cin Durchscbnittépreis von Weizen ton 177,49 4 für die Tonne, während der Danziger Preis nur 141,19 M beträgt. Auf dem zollfreien Weltmarkte Danzigs war also Weizen um 36,30 46 billiger als im Zollgebiet; der Zoll beträgt 30 4 Ganz ähnlich liegt die Sache bei Roggen. Bei diefer Frucht sind Preise von 17 Plätzen verzeichnet, darunter als zollfreier Markt nur Bremen, Wiederum is der Lremer Preis weitaus der niedrigste Der Durcbschnitt für alle andern Pläße ergiebt einen Roggenpreis von 151,65 4 für die Tonne, während der Bremer Preis mit 120 Æ angegeben ist, Auf dem zollfreien Weltmaikte Bremens war also Roggen um 31.65 4 billiger als im Zollgebiet ; der Zoll beträgt 30 4 Die Vertheuerung berechnet sid, wie aus den mitgetheilten Zahlen hervorgeht, für Weizen auf eiwa 18 %, für Roggen auf 25 % vom Werthe; wohlgemerki is das dec Preisuntersbied zwishen dem verzollten und dem nichtverzollten Getreide. Daß leßteres nah der Verzollung um den Betrag des Zolles theurer ist, verfteht sich ron selbst; unbegreiflich ist nur, wie freibäntlerishe Blätter daraus den Beweis erbringen woLen, daß das Inland den Zoll bezahle, das beißt, daß ohne den Zoll das Ge- treide um den vollen Betrag des Zolles billiger wäre, Dazu müßte doch nadgewiesen werden, daß das Ausland, wenn der Zoll in Deutsch- land nicht auf dem Getreide laftete, gleichwohl eben so billig ver- faufen würde, als jeßt. Das ist aber mit gutem Grunde bestritten. Das zoll freie Getreide des Auslandes ist gegen früher um den Betrag des Zolles billiger geworden, mit andern Worten: das Ausland bezahlt den Zoll. Wie beispielsweise dic „Ostsee-Zeitung® aus der selbstverständliden Thatsache, daß in Skettin wie in Berlin und Köln der Doppelcentner Weizen in der zollfreten Niederlage 3 F billiger ist als später, wenn der Zoll von 3 M be- zahlt ist, folgern kann, daß diese Thatsace die Behauptung, als ob das Ausland die Getreidezölle bezahle, „Lügen strafe“, ist 1&wer zu begreifen, In Wirklichkeit ist im Zollinlande der Getreide» preis nicht gestiegen seit und infolge Einführung der Zölle, weil das Auéland sich dazu bequemt hat, den Getreideprets um den Betrag des Zolles herabzusetzen, Das wird nach Vergleichung der Getreidepreise vor und nah der Einführung und Erhöhung der Zölle riht wohl geleugnet werden können.

Zur Ausweisung der russis:polnishen Ueberläufer \hreibt die „Schlesische Zeitung“: -

Die Staatsregierung läßt sih in der strikten Ausführung der gegenüber den russish-polyishen Uceberläufern în un'eren ODst- provinzen einmal beschlossenen Ausweisungémaßregein durch Klogen und Angriffe, mögen dieselben nun von „teutscbfreisinniger oder von ultramontaner und polnisder Seite auëgehen, nit beirren. Die Bevölkerungbverbältnisse hatten sich im Osten der Monarte, speziell in den ehemals polnischen, noch jeßt zu etnem großen Theil von Angehörigen der polniscen Nationalität bewohnten Landestheilen in der That derart gestaltet, daß durgreifende Maßnahmen drîn- gend geboten erschienen und daß auch ein längeres Hinauéschieben ders selben zu ernsten Bedenken Anlaß geben mußte. Die amtlicherseits angestellten \tatistishen Ermittelungen ließen deutlich crkennen, daß, wenn man die Dinge in dec bisherigen Weise fi weiker hâtte ent- wideln lasen, das Deutschttum in den östlichen Bezirken allgema voll ständig wieder erstickt worden wäre. So hatte im Regierungsbezirk Ma- rienwerder der, wie Minister von Puttkamer unlängst mit Ret hervor- bob, gleich dem ganzen Westpreußen geradezu in Barbareï versunken und der Verarmung anheimgefallen war, als dieses Sekbict vor etwa bundert Jahren in preußishen Besiß gelangte, und der seitdem zu- meist durch deutschen Fleiß, deuishe Intelligenz und deutsches Geld auf eine ungleich höhere Kulturstufe gebraht worden ist in dem Dezennium von 1871 bis 1850 das deutsche Element nur um 13000, das polnishe dagegen um L Köpfe zuge- nommen. Und noch ungleid stärker ist dort verhäll- nißmäßig das Anwachsen der polnishen Bevölkerung in den allerlezten Jahren, seit 1880, gewesen. Wie eifrig gleich ¿eitig von polnischer Seite auf westpreußiscbem Gebiete eine aus- gesproben antideutsbe, nationale Propaganda getrieben worden ift, wie sehr auch die Ultramontanen es si haben angelegen sein lasen,

d Genietruppen der Unionsftaaten-Armee und Flotte scwieMilizabihei-

dieser Propaaanda in Kir&e und Schule und mit Hülfe derselben die Wege zu ebrei, i hirlänglid bekannt. Dabei erhielt der Polonièmus ron jenseit der russis@en Grenze fort und fort Sufkkurs. Man hat in letzter Zeit in unseren Ostprovinzen die Anwesenheit von etwa 30009 im rufsishen Polen Heimaths- Ferehtigten konstatirt, und von dicsen Ueberläufern hat fast ein volles Drittel es unterlasser, um die Erlaubriß zum Aufenthalt, zur Erwerbstbätigkeit auf unserem Gebiete irgendwo nabzusuben. Es hat fo {reibt uns ein Berliner Korresbhontent der starke Zufluß der mehr als bedürfnißlosen, vielfah für einen Minimal- lohn sich verdingenden polnischen Arbeiter zur Herbeiführung der auffallend starken Auswanderung deutscher Arbeiter und Tagelöhner aus den östliben Provinzen unzweifelhaft mit beigetragen. Unter den Bedingungen, auf die ein großer Thcil der pol- nischen Arbeiter von jenseit der Grenze einging, mochte ter deutsche Arbeiter nit konkurriren. So wurde das deutsce Element, das Dezennien hindur als das fkuliurtragende sich be- währt hatte, mebr und mehr eingeengt und zurückgedrängt. Eine kräftige Unterstüßung findet Übrigens Hr. von Puttkamer bei seinen Mafinahmen gegen die russish-polnishen Ueberläufer bei dem Kultuê- und Unterrihts-Minister Hen. von Goßler, der sehr wohl weiß, daß beim Andauern des Zuzugs von Osten her die zur Hebung der deuts%en Schule in Posen und Westpreußen aufgewendeten Kosten und Müben vielfa pro nihilo scin würden. Ohne Hâärtea, die im einzelnen Falle gewiß {wer emofunden werden und die sich zu Angriffen gegen die Regierung trefflid verweithen lassen, wird es bei einer so durhgreifenden Maßregel, wie die Aus- weisung ter Ueberläufer ist, allerdings nitt abgehen. Wenn z. B auf einem Gute von den dortigen 31 Arbeiterfamilien nit weniger als 28 von der Auêëweisung getroffen werden, so ist dies nicht allein für die große Masse der Auszuweifenden, die nun jenseit der Grenze alsbald ein Unterkommen suchen müßten, wie für den Eutsherin, welcher der Arbeiter bedarf, gewiß ein harter Sthlag, ein derartiges Vorkommniß aber beweist im Grunde doch nur, wie nothwendig es war, in unseren Dstprovinzen einmal reinen Tis zu machen. In denjenigen Fällen, in denen der unverzüglichen Durh- führung der Ausroeisungsmaßregel erhebliche Bedenken entzegenstehen sind übrigens die Ober-Präsidenten zur Gewährung angeme} ner Fristen ermächtigt. S

Statistische Nachrichten.

Soeben erschien im Verlage von C. Heinrich in Dresden: „Kalender und statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen rebst Marktverzeichnissen für Sachsen, Thürinaen und an- arenzeide Königlich preußische Regierungébezirke auf das Jahr 1886", berausgegeben vom Statistishen Bureau des Königlich \öchsiscen Ministeriums des Fnnern. —=— Wie in früheren Jahrgängen bringt diese Veröffentlivung des Königlich fächsischen Statistis&en Bureaus zurächst den astronomischen Kalender, bearbeitet von dem Direktor des mathematischen Salons in Dresden, Hofrath Dr. A. Drechsler. Diesem Kalendauium folgen kurze Mit- theilungen über die Kulmination des Polarsterns und über die Sonnen- und Mondfinsternisse im Jahre 1886, ferner über Ascen- fionaldifferenz für 45 bis 57 Grad geographiswe Breite und 0 bis 30 Grad nördlihe und südlihe Deklination, über Refraktions8wirkungen, über die geograpbishe Lage verschiedener Städte Europas, über die Zeitdifferenzen ¿zwischen Dresden und den {ätsishen Städten, endlich eine Uebe:siht über das Planetensystem, Mittheilungen über Mondlauf und Verfinsterungen und Erklärungen urd Erläuterungen zu dem Inhalt des Kalenders. Hierauf folgt eine Uebersicht, enthaltend die Ergebnisse der Beobachtungen an sämmt- lien méteorologisden Stationen in Sabsen im Jahre 1884, zu- sammengéstellt im Königlichen meteorelogiscen Institut zu Chemniy. Das Marktverzeichniß nebst einem Nachirage, welcher die mährend des Druckes gemeldeten Veränderungen bringt, entbält sämmtlide Messen, Kram-, Vieh-, Woll- und Produfktenmärkte im Königreih Sachsen, in den thüringischen Staaten und den angrenzenden Königlich pyreußiscen Regierungsbeziiken Merseburg und Liegniß im Jahre 1886. Das fstatiitische Sabrbuc, redigirt von dem Direktor des Königl. äs, statistisben Bureaus, Geh. Regierungs-Rath Professor Dr. Victor Böhmert, behandelt im ersten Abschnitt „Allgemeine Berölkerungs- und Landesstatistik“ unter folgenden Hauptrubriken: 1) Der Fläcbeninhalt und die Bevölkerung der deutswen Bundeéstaatenz; 2) Die Hauptergebnisse sämmtlicher BVolkszählungen im Königreih Sachsen von 1834 bis 1880; 3) Die Bezirkseintheilung des Königreibs Sachsen in verschiedenen Nicbtungen die Verwaltungsbezirke, die Gerichtsbezirke, die Steuerbezirke und die Handels- und Gewerbekammerbezirke nah Flächeninhalt und Bewohnerzahl; ferner die Hauptamts- und Hek ebezirke nach ihrer HBewohnerzahl, die Gewerbe-Inspektionsbezirke nad Flächeninhalt, Be- wohnerzahl und Zahl der Dampfkessel und Dampfmasinen, dieLandwehr- bezirkscinthcilung und die evangelish-lutberiswen Ephorien. Darauf folgt die Zahl der Stadt- und Landgemeinden, Rittergüter und son- stigen eremten Grundstücke nah V:rwaltungs8bezirken. Hieran sc{ließen ch verscbiedene Tabellen Über die Bewegung dec Bevölkerung in dem Jahre 1883 bezw. in den Jahren 1840 bis 1883 (Ebeschließungen, Geburten, Sterbefälle), über töd1liche Verunglückungen und Sel*}- worte in den Jabren 1883 und 1884 bezw. in den Jahren 1849— 1884, über Aus- und Einwanderungen in den Jahren 1871—1884, sowie über die Aufnahmen in den sächsiscen Staatsverband und die Entlafsungen aus demselben in den Jahren 1872—1884, bezw. 1877—1884, Der zweite Hauptabschnitt des statistishen Jahr- tus bringt Mittheilungen aus der Finanzstatistik darunter die Erträge des Staatsforstwesens, der Intraden- und Domänen- verwaltung, die Erträgnisse des Erzbergbaues, des fiskaliswen Berg- und Hüttenwesens und der Porzellanmanufaktur im Jahre 1883, die fiskalishen Gebäude, die Erträge der indirekten und direkten Steuern im Jahre 1883 bezw, 1884, die Hauptresultate dec Einkomment-Ab- \chäßungen in den Jahren 1880—1884 In dem dritten Abschnitte, der Wirthschaftsstatistik, werden dargestellt: der Gesammtbergbau Sabsens in den Jahren 1855—1883, der Steinkohlen- und der Braunkohlenverkehr in den Jahren 1879— 1884, die Eisenproduktion und Eisenverarbcitung im Jabre 1883, das Steinbruh8wesen im Meißner Hobland in den Jahren 18715—1884, die Frequenz der fätsiihen Wollmärkte von 1868 1884. Der vierte Ab- \chnitt, über Konsumfiatistik, enthält Tabellen über Fleisch- verbraud, Nothschlahtungea, Salzverbrauh, Bierbrauerei- und Branrtwein-Brennereibetrieb. Die übrigen Abschnitte behan- deln die Lande und Forstwirthscbaftsstatistik , die Verkehr8-, Berufë-, Gewerbe-, Justiz-, Bettler- und Vagabunden-, Medizinal-, Kircen- und Schul sta1istik, sowie die Statistik der Reicbstagswahlen. _— Aus vorstehendem Auszuge ergiebt sib die große Reichhaltizgkeit und Vielseitigkeit dcs Jahrbucbs, wel&es niht nur den Behörden, Beamten und Geschäfteleuten, fondern überhaupt allen Dent}enigen, welche sih sür die staatlichen und wirthschaftlichen Einrichtungen Sawsens interessiren, reibe Belehrung bieten und als ein nüßliches und oft sehr nöthiges Nacbscblagebuh dienen wird. Der Preis für das ganze ca. 20 Bogen umfassende Buch beträgt 1

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Das deutsche Zimmer der Gothik und Renaissance, des BarodL-, Nococo- und Zopfstyls. Anregungen zu hâus- lier Kunstpflege von Georg Hirth. Mit ca. 400 Illustrationen. Dritte stark vermehrte Auflage. Vollständig in 10 Lieferungen zu je 1 (4 G. Hirths Verlag in München und Leipzig. Lieferung 2 und 3, _—— Non dieser neuen Auflage des seiner Zeit von allen Freunden des älteren Kunstgewerbes mit vielem Beifall begrüßten Werk „Das deutse Zimmer der Renaissance“, welches der Herausgeber dur die Mitaufnahme der Stylarten der vorhergehenden und folgenden Jahr- hunderte vermehrt und vervollständigt hat, liegen nunmehr zwei

weitetè Lieferungen vor. m Tert Lerselben wird zunächst der eins leitende, an fritisd geistvollen ¿nd tréffenden Bemerkungen reiche Ab- {nitt über Styl und Jmitation no fottgeseßt. Dann folgt ein nicht minder fesselndes und interessantes Kapitel über die Farbe. Die Illustra- tionen aver bieten eine unershöpfliche Fülle tes Sönen und An- regenden in allen Stylarten und zwar theils in Lihtdruck:n nah den Vriginalaufnahmen von den alten Möbeln, Metallarbeiten, De- forationéstücken, garzen Zimmereinrihtungen 2c. oder im Facsimile nach den Entwürfen, Bildern 2c. alter Meister. Als Pc-obe dessen, was der Abonnent von dem Werk zu erwarten hat, sei nur Einzelnes angeführt. Da findea wir u. a. in den beiden vorliegen- den Lieferungen abgelildet: einen prabtvollen gotbishen Sc{hmuck- kasten aus gesbnittenem und geschmiedetem Eisen (Madrid), dann gothisbcs Kleingeräth und Statuetten, facsimilirt nad dem Witten- berger Heiligthumsbub von Lucas Cranach, cine Gruppe von Deko- rationéstücken aus dem 15. und 16, Jahrhundert aus der ehemaligen Gedonshen Sammlung in Mün@en, einen prächtigen gothisben Schrank und ein Kästhen aus dem bayerischen Nationalmuseum in München, das in gothisbem Styl nav ten Entwürfen von Hauberifser ausgeführte Sitzungszimmer im neuen Münchener Rathhause, 4 ron den zehn in Holz ges{nititen Konsolfigu- ren (Narren) aus dem Tanzsaal des alten “Kathhäuses daselbs eine Kollektion chöner alter Stoffe aus der Sammlung des Vers fassers, den \{ônen Entwurf zu einem Holzplafonds von Daniel Hopfer, Jlluftrationen mit Interieurs aus Hans Holbeins „Altem Testament“ und „Todtentanz“, aus dem „Wecißkunig® und din „Hei- ligen dées Hauses Oesterreib“ von Hars Burgakmair, aus der „Hypnerotomatia“ des Polipkbilo, ferner Hol;shnitte von Schäuffe- lein und Brosamer, Entwürfe zu Abbildungen von Betten, Büffets und Kredenz'chränken. Sißtänken, Kaminen, Portalen und Thüren, Wandkbekleidungen, Rahmen, Cartouchen, Drnamenten 2. Mit Hülfe dieser Illustrationen erhält der Leser ein lebendiges und vor Allem durchaus originales und cchies Bild von der flyliftisben Ausstattung altdeutsher Wohnräume, welbes mane \chicfe Auffafsuna, wie sie sich in modernen Nahahmungen zeigt, zu forriziren geeigset erscbeint uxrd auf die Wuterung des Kunstgeshmacks und Styigefühls seine Wirkung nicht verfehlen dürfte. Die Wohblfcilheit der rezen Aus- verdizrt noch besondere Hervorhebung.

„Sworers Familienblatt*" erscheint nunmehr au in einer monatliden Salon-Ausgab e. Dieselbe bringt den Inbalt der wcit bekannten und wie seither wöchentlib forterscheinenden Quart-Ausgabe des Blatts in handliberen Oktav-Moratsheften revuemäßig und einheitlih geordnet. Besonderer Werth ift bei der neuen Ausgabe tarauf gelegt, daß die klesten Holzschnitte auf starkem Papier ohne Druck auf der Rüdseite beigegeben und auch die übrigen Bilder in der Salon- Ausgabe nit ia werihlosen Verkleinerungen, son- dern in der Originalgröße ersheineu. Der Preis von 75 für ein solches Monatsbeft ist in Anktetracbt der eleganten künstleriswen Auéftattung und des reichen mannigfaltigen Unterbaltungsstoffs ein erstaunlich billiger. Aus dem vorliegenden 1. Heft I, Bandes führen wir nur die folgen- den Beiträge an: „Die Blume des Glückes“, Roman von Werner; „Im Zoologischen“, neuer Beitrag von Wilhelmine Buch- holz; „Am Atend“, von W. Jensenz eine „Lgende“, von Wilden- bru; die Erzählung „Vergnügungszüge“ von Rosegger; „Aus dem Tagebuche eines Berliner Kriminalbeamten“, von A. O. Klaußmann, sowie Beiträge von Ossip Schubin, Dr. Esmar, Dr. Niemeyer, Profeffor Cohn, G. von Amyntor, Ernst Ekstcin, L. Pietsch, Fritz Mauthner, Franz Hirs, .u. f. w. B

Land- und Forstwirthschaft.

Die 12. Berliner Mastvieh-Ausstellung wird, wie nun- mehr festgestellt ist, am 5. und 6. Mai räcbsten Jahres stattfinden. Durch einzelne Abänderungen in der Klassifikation der Thiere hat man den veränderten Zeitverbältnissen und Zucbtrichtungen Rechnung zu tragen gesuht. Neu eingefügt ist cine Abtheilung für besonders frühreife Rinder. In der Abtheilung der Scbafe hat man die ersten Kreuzungen aus reinen Merino-Müttern und englischen Fleischschafböcken [esonders berüsichtigt. Auch die Abtheilung der S&weine ist anders wie früber gruppirt worden: es follen nunmehr die weißen enalisben Sbläge und die Berkshire und Polandchinas von den übrigen Rassen getrennt werden. Neben den reinblütigen Thieren werden nunmehr au alle mindestens durch drei Generationen mit Vollblutthieren defsclben Scblages gekreuzten Thiere zum Vollblut gerechnet und dürfen n mer int en Kreuzungsklassen angemeldet werden. Aud die Instrukiionen für die Preisrihter sind mehrfach modifizirt worden. Bei den jüngeren Thierklassen soll Frühreife und intensive Mast in erster Linie berücksictigt also stärkster Mastzustand, vorausgeseßt, daß damit gute Form und Fleisch- entwickelung verbunden ist, nie als ungünstiges Moment der Beur- theilung betrachtet werden. Bei den übrigen Thieren hat als Richt- {nur zu dienen, daß vor Allem die Primawaare für den Konsum zu prämiiren sei, Bei Beurtbeilung der am ersten Tage lebend, am zweiten geschlachtet ausgestellten Schafe soll nit auss\chließ- lid mehr das Verhältniß des Lebend- zum Scblacbt- gewibt maßzebend sein, sondern die Feinheit des Flcisbes und die Entwitelung der wercthvolleren Fleishpartien in crster Linie berück- sichtigt werden. Der Minister für Landwirthschaft 2c. hat bereits bei Sr. Majestät dcm Kaiser und König die Bewilligung der goldenen Staats-Medaille als höchsten Ehrenpreises befürwortet und wie in früheren Jahren eine Anzahl Bronze Thierstatuetten als Züchter- Eßbrenpreise zugesagt.

Lehre der Obstkultur und Obstverwerthung. Nach praktischen Erfahrungen für Obst.üchter, Landwirthe, Gärtner unv Freunde ciner rationellen Obsikultur bearbeitet von Fohannes Boettner, Handelsgärtner. Erfter Theil: „Die Obstkultur“. Anleitung zur Zubt und Pflege der Obstbäume, zur zweckmäßigen Einrichtung von Obst- und Baumgärten, sowie Mittheilung von Kulturverfahren, welche bei verbältnißmäßig gertrgen Kosten den böcbstcn Ertrag an werthvollen Früchten erzielen. Auswahl der besten und cmpfehb"enswerthesten Obstsorten für die verschiedensten Verhält» nisse. Nebst cinem Anhang: Die Topfobstbaumzuct. Mit 71 Ab* bildungen und 3 Gartenplänen. Oranienburg 1885. Ed. Freyhoffs Verlag. Pr. 3,50 #4, in Prachtband 4,50 A Der durch scine in demsclben, vorgenannten Verlage erfchienenen Werke über „Gärtnerishe Betriebslehre“ und „Obstweinbereitung“" in Fachkceisen wobhlbekannte Verfasser bietet mit diesem neuen Werk ein prafktishes Handbu zur rationellen Pflege und Ausbeutuxg der Obfikultur. Das Bub erscheint in 3 Theilen. Der vorliegende erste Theil lehrt die Anzucht und Behandlung der Obstbäume unter den verscbiedencn Verhältnissen, mat mit den Feinden und Krankheiten derselben be- kannt und giebt cine beshränfkte aber erprobte Auswahl von Sorten. Der zweite Theil soll von der Obstverwerthung, sowohl der Be- nußung des Obstes für die Bedürfnisse des Haushalts als auch der Verwerthung bei fabrikmäßigem Betriebe, handeln. Da der Obstbau bei der bisherigen geringen Verwerthung seiner Erzeugnisse nur wenig lohnte, wird dieser Theil die Beachtung der Obstzüchter in ganz besonderem Maße verdiencn. Die verbesserten neuesten Ges räthe und Maschinen, die bei der Verwerthung in Betracht kommen, sollen darin genau beschrieben und größtentheils aub abgebildet werden. Da die Beerenobst-Pflanzungen am \{nellften, sichersten und vielfah auch am besten lohnen, so ist der Kultur und Verwerthung dieser Obstzattung cin besonderer dritter Theil vorbehalten. Der Obstzüchter, welher in der Lage und Willens ift, größere Flächen durch Anpflanzung und rationelle Kultur von Beerenobst nuyzbar zu machen, soll in diesem Theil eingehende und ausführliche Belehrung finden. In erster Linie will der Verfasser an der Hand dieses Buches An- fänger in die Obstzuht einführen uud ihnen das Verständniß der Arbeiten erleichtern, aber aub der Erfahrenere wird darin manche nüßlihe Anregung und manchen brauhbaren Wink antreffen. Der Inhalt des vorliegenden ersten Bandes ist leidt faßlih und populär geschrieben. Zahlreiche Abbildungen unterstüßen die auf lanagjähriger eigener Erfahrung beruhenden prafktisen Anweifungen, Ein sehr sorgfältig angefertigtes Sacregister vermittelt dem Belehrung Sudcben- den aufs Swbnellste die gewünschte Autkunft.

5 avre