1906 / 145 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 22 Jun 1906 18:00:01 GMT) scan diff

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Schreien und Pfeifen und Hohngelächter.) Der Präsident erhob sich und rief: „Die Freiheit des Wortes steht in diesem Saale jedermann zu.“ Der Minister {loß seine Rede mit den Worten: „Die Re- gierung wird handeln wie eine Schildwache, die ihr altes Gewehr niht fortwerfen darf, bevor sie ein neues erhalten hat.* Der Fürst Urussow, früher Gehilfe des Ministers des Junern, erwiderte dem Minister Stolypin und führte aus: die Mege- leien würden immer von geheimen Kräften organisiert, und es sei unmöglih, irgend jemanden gegen diese gewissermaßen 2 Regierung ausgehenden Vorgänge zu \{chüßzen. Der Redner führte zahlreihe Beispiele an und \{loß, die Duma müsse den Herrscher verteidigen, für das Wohl B wirken und gegen Leute kämpfen, die die Erziehung eines Polizeibeamten erhalten hätten und deren politisches Glaubensbekenntnis auf Meyeleien hinauslaufe. Die Abgg. Winawer, Noditshew und Nabokow hielten dar- auf heftige Neden. Roditshew sagte u. a., der Bankerott des Staats werde eintreten, bevor das Volk beginnen werde, sein Blut zu ver- gießen. Nach diesen Reden ergriff nohmals der Minister des Innern Stolypin das Wort und sagte: „Ich werde mi durch Ihr Lärmen niht irre machen lafsen, ich habe ein Pat Gewissen.“ Darauf vers ließen die Minister den Saal, der Präsident unterbrach die Sizung für eine Stunde.

Nah Wiederaufnahme der Sißung beschloß die Duma, die Anträge, betreffend die bürgerliche Gleichheit, an die Kommission zu verweisen, und beriet dann einen von 33 Ab- geordneten eingebrachten Geseßentwurf, der die Abschaffung jedes Privateigentums verlangt. Ein Antrag, den Ent- wurf an die Agrarkommission zu überweisen, wurde abgelehnt.

Ueber ‘die Meuterei der Artilleristen in Sebastopol verbreitet die „St. Petersburger Telegraphen- agentur“ folgende amtlihe Meldung:

Am 19. Juni erhielt die erste Kompagnie der dortigen Festungs- artillerie Befehl, auf Wache zu ziehen. Andere Kompagnien wider-

seßten dem und verhinderten ihre Kameraden unter Mißachtung der Befehle der Offiziere, ihre Karabiner zu nehmen. Durch andere Truppen der Garnison wurde das Bataillon entwaffnet und am 20. Juni nah der nördlihen Küste geschick.. Dort drangen die Meuterer in das Quartier des zweiten Bataillons, zerstörten die Magazine, be- mächtigten sch der Gewehre und Munition und zogen gegen dfe Batterie Jew. Sie wurden aber von Artilleriemannshasten um- zingelt und in der Naht des 20. Juni, nachdem sie einige Schüsse abgegeben hatten, ohne Widerstand gefangen genommen und in der Kaserne der Batterie Michel interniert. as zweite -Artilleriebataillon hat sich an den Ausschreitungen nicht beteiligt. Später entdeckte man mehrere geladene Geschüße, die auf die Stadt gerihtet waren. Zahl- reie Einwohner an der nördlihen Küste wurden von Panik er- riffen und flohen, doch trat allmählich wieder Beruhigung ein. eitere Verwicklungen find niht zu befürchten.

Zu der Meldung des Blattes „Dwad Wek“ über eine Gärung im Regiment Bolchow in Rjäsan verbreitet tal génannte Telegraphenagentur folgende rihtigstellende Dar- te‘ung:

Danach gaben Soldaten des vierten Bataillons in der Naht zum 19. Juni Swüsse in die Luft ab. Der Regimentskommandeur kam hinzu, und die Soldaten trugen ihm eine Reihe von Beshwerden, haupt\ächlich wirtshaftliher Natur, vor. Es gelang dem Kommandeur, die Leute zu beruhigen. Andere Kundgebungen und Ruhestörungen haben nit stattgefunden; geiötet oder verwundet wurde niemand.

Schweiz. Die Bundesversammlung hat gestern, „W. T. B.“ zufolge, in beiden Räten einstimmig den Staatsvertrag mit em Deutschen Reiche, betreffend den Eisenbahnanschluß Pfetterhausen—Bonfol, genehmigt.

Türkei.

Das Jrade bezüglich der Modalitäten der Erhöhung der Zölle von 8 auf 11 Prozent ist, „W. T. B.° zu- folge, heute erlassen worden. Es nimmt alle wesentlihen Be- dingungen der Mächte an, beanstandet indessen die Kontrolle der Dette publique bei der Zollerhöhung, die Ausnahme- behandlung der kontraktlihen Lieferungen und spricht die Er- wartung aus, daß vor Ablauf der 7 Jahre Handelsverträge mit allen Mächten abgeschlossen sein werden.

Schweden.

Die Regierung hat, wie das „W. T. B.“ meldet, mit ustimmung der österreichisch - ungarishen Regierung den bersten Kornelius Blaim im österreichischen Generalstabe

zum Mitglied der Kommission ausersehen, die die Schleifung gewisser norwegischer Festungen kontrollieren soll.

Amerika.

Der Senat des onareies der Vereinigten Staaten hat, nah einer Meldung des „W. T. B.“, gestern mit 36 gegen 31 Stimmen die Erbauung des Panamakanals als Schleusenkanal beschlossen. Die Frage is somit zu Un- gunsten eines Niveaukanals entschieden.

Theater und Musik.

Im Berliner Theater (Ensemble der Frau Pospischil) findet morgen eine Aufführung von „Cymbelin“ Bd P 8p {{ ) fin e

Jagd.

Bekanntmachung.

_Die Schonzeit der Rehkälber wird für den Regierungs- bezirk Potsdam, mit Ausnahme der Stadtkreise Charlotten-

burg, Schöneberg und Nixdorf, für 1906 auf das ganze Fahr ausgedehnt. - Potsdam, den 12. uni 1906. Der Bezi Gub zu Potsdam. i Reich.

Mannigfaltiges.

Berlin, den 22. Juni 1906.

__ In der gestrigen Sihung der Stadtverordneten wurden die Magistratsvorlagen, betreffend die Vermehrung der etats- mäßigen Stellen im Etatsjahr 1906 und betreffend die in den Etat fir 1906 aufzunehmenden neuen oder abgeänderten Gehaltssfalen, mit der Abänderung angenommen, daß das in 14 Jahren zu erreihende Höchstgehalt der Betriebsdirigenten auf 7200 Æ und das des Obermaschineningentieurs auf 7800 M festgeseßt wurde. Die ermn nahm ferner eine Resolution an, in der der Magistrat ersucht wird, für die Aufseher und Oberaufseher der Straßenreinigung periodisch wiederkehrende dienstfreie Tage einzuführen. Die Vorentwürfe zum Bau einer Gemeinde-Doppelschule in der Brombergerstraße und zum Neubau einer Turnhalle in Altmoabit wurden genehmigt; der Generalkostenanshlag für das Virchow-Krankenhaus einshließlih des Haupt- inventaranschlags für die innere Ausstattung wurde vorgelegt und die geforderte Restsumme zur Verfügung gestellt. Die Gesamt- kosten des Rudolf Virchow. - Krankenhauses betragen hiernach 18 868 000 G Auss{ließlich der Kosten für das Inventar betragen sie 16 323 000 # Es kostet aus\{ließlich der Kosten für das Inventar 1 Bett 8162 4 Die Krankenhausanlage umfaßt 57 einzelne Gebäude mit 3400 Räumen; es können 2000 Betten aufgestellt werden. Von dem als Gesamikosten berechneten Betrage von 18 868 000 sind bereits 17,675 795 bewilligt. Es blieb also noch ein Betrag von 1 192 205 4 zu bewilligen, eins{ließlid 700 400 A für das vermehrte Inventar. Ferner stimmte die“ Versammlung einem Vorentwurf zum Neubau einer Fleischvernichtunas- und Verwertungs- anstalt -bei Nüdniß, Kreis Oberbarnim, zu. Bis zur Perietung der f\tädtishen Anstalt (frühestens 1. April 1908) oll die fiskalishe Abdeckerei in der Müllerstraße weiter betrieben werden. Cin Antrag der Stadtvv. Körte und Genossen, für die notwendige U eslaltun der Infektionsabteilung des Krankenhauses am Fr E iGshain Terrain von dem an- stoßenden Park zur Verfügung zu stellen, wurde einem Aus\huß über- wiesen. Die Versammlung genehmigte s{ließlich die unentgeltliche Abtretung des zum Bau der geplanten Industriebahn Tegel —Friedrihs- e erforderlihen städtischen Grund und Bodens“ in den Guts- TEN ddidit und Blankenburg und im Gemeindebezirke Hohen- nhausen.

Auf dem Gebiete der praktischen Kommunalverwaltung bat Char - lottenburg in diesen Tagen einén bemerkenswerten Beschluß gefaßt. Die Se Sg hat esa die Neuregelung der Müll frage beschlossen. Vom 1. April 1907 ab geht die gesamte Char- lottenburger Müllabfuhr in \tädtishe Regie über und wird vom Magistrat einer Unternehmerfirma übe:tragen. Damit wird zunächst Einheitlihkeit und Ordnung in die Müllabfuhr gebraht. Die Stadt- verwaltung ist aber noch weiter gegangen. Sie hat ein Ortsstatut ausgearbeitet, laut dessen vom 1. April 1907 ab das sogenannte „Dríi- ior obligatorisch eingefüh1t wird. Nach diesem, in Potédam bereits seit 2 Jahren bewährten System wird der Müll nah seinen einzelnen Bestandteilen, nämli 1) Asche und Kehriht, 2) -Speise- reste, 3) gewerblih -verwertbare Abfälle in den Häusern und auf den Höfen geirennt gefammelt und aufbewahrt und getrennt abgefahren. So einfah die. Handhabung dieses , Dreiteilungssystems* ist, so wichlig in kommunaler Hinsicht ist seine allgemeine Durch- führung: sobald der Müll niht mehr vermischt wird, kann er feine üblen Gerüche verbreiten, keine Insekten als Träger von Anfteckungs- keimen mehr anziehen und niht mehr brennen. Es werden ferner die gefundheitlich höchst bedenklihen Zustände auf den bisherigen Müll- abladepläßen der Großstädte mit einemmal beseitigt. Aber auch wirtschaftlich kann die Dreiteilung für jede Großstadt sehr wertvoll werden: während bisher der Müll mit großen Kosten nach außerhalb transportiert und vernihtet wurde, wird es künftig mögli sein, ihn nußzbringend zu verwerten, und zwar die Speisereste zur Mästung großer Schweineherden, die sogenannten \perrigen Güter durch Sor- Cum und Verkauf, Asche und Kehriht zur Auffüllung \umpfiger

ndereten.

Auf der Treptow-Sternwarte spriht der Direktor Archen- hold am Sonntagnachmittag 5 Uhr, in einem mit zahlreichen Licht- bildern ausgestatteten Vortrage über: „Unsern Standpunkt im Weltall“ ; Abends 7 Uhr über: „Die Bewohnbarkeit der Welten“. Das Thema für den Montagsvortrag (Abends 9 Uhr) lautet: „Praktische Uebungen in der Auffindung vcn Sternen“. Während der ganzen Woche wird mit dem großen Fernrohre am Tage „Sorne“ und R und Abends von 9 Uhr an der „Mond“ den Besuchern gezeigt.

asewalk, 21. Juni. (W. T. B.) Heute mittag brach in

der Saleca. Straße im Ferdinandshof Feuer aus, f O ait

großer Schnelligkeit verbreitete, sodaß bereits nah zwei Stunden

29 Wohnhäuser und 30 bis 40 Nebengebäude nieder-

Grana waren, ohne daß es gelungen wäre, der Feuersbrunst inhalt zu tun. ;

Kiel, 21. Juni. (W. T. B.) Heute vormittag 114 Uhr fand in Gegenwart Seiner Majestät des Kaisers auf dem Linien- chiffe „Preußen“ die feierlihe Uebergabe einer von den Pro- vinzen Ost- und Westpreußen gestifteten neuen Toppflagge an den Kommandanten des Schiffes statt. Der per wohnten auch der Großadmiral von Köster, der Vizeadmiral von Ahlefeld und Vertreter der Provinzen Ostpreußen und Westpreußen bei. Der Graf Eulenburg-Prassen hielt eine Ansprache, in der er auf die glanzvolle Entwicklung Preußens und des Reiches hinwies, die Treue der Preußen ‘betonte und das Gelöbnis im Namen der Osft- und Wefipreußen ablegte, daß sie den Zei der gestifteten Flagge, dem Adler und dem Eisernen Kreuz, auf allen Wegen folgen wollten bis

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in den Tod. Der Kommandant, Kapitän z. S. y. Bredow dankte und nahm auf Allerhöchsten Befehl die Flagge entgegen. Nah Besichtigung des Schiffes fand bei defsen Kommandanten ein Frühstück statt.

Kiel, 22. Junt. (W. T. B.) Die gestrige interne Wett- fahrt auf dem Kieler Hafen für ein Geshwader, eine Gruppe der Aufklärungs\chiffe sowie Schul-, SPEEts und Versuchs\chiffe hatte folgende Ergebnisse: I. ae: Kriegs\chiffbarkafsen. 1. Preis, Ehrenpreis Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, „Wettin“; 2. Preis „Wettin“® (Protest erhoben); 3. Preis „Mecklenburg“; 4. Preis. „Kaiser Wilhelm der Große“ ; 5. Preis „Schwaben* ; 6. Preis „Kaiser _ Karl der Große“ ; 7. Preis „Mecklenburg*" ; 8. Preis „Wittelsbah".

T1. Klasse: Kriegs\hifffpinassen. 1. Preis, Ehrenprei3 des Guts- besißers Jauh-Schönhagen, „Mecklenburg“ ; 2. Preis „Kaiser Karl der

Kriegs\{ifkutter. 1. Preis, Chrenpreis Ihrer Königlichen S Leit der Frau Prinzessin Heinrich von Preußen: „Kaiser Friedri 111.“ ; 2. Preis „Sto|ch“; 3. Preis „Kaiser Karl der Große“; 4. preis „Kaiser Wilhelm I1.“; 5. Preis „Wettin“; 6. Preis „Kaiser Friedrich 111‘; 7, Preis „Schwaben“ ; 8. Preis „Hohenzollern“. IIIb Fal se: Kriegs\hhiff- kutter: 1. Preis, Ehrenpreis Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Heinrich von Breu len, „Hamburg“; 2. Preis „München“; 3. Preis „Leipzig“ ; 4. Preis „Bli“; 5. Preis „Hamburg“; 6. Preis „Stosch“; 7. Preis „Stein“. IVa Klasse: Kriegs\chiffsgigs. 1. reis, Wanderpreis Seiner Majestät des Kaisers und Königs, „Schwaben“; 2. Preis „Charlotte“ (Protest erhoben); 3. Br „Wittelsbah“; 4. Preis „2. Admiral des 1. Geschwaders"; 5. Preis „Kaiser Friedrich ITI.“. IV b Klasse: Kriegsschiffgigs. 1. Be „Stosch“ ; 2. Preis „Blitz“. IV ec Klasse: Kriegs\chiffgtigs. 1. Preis „Arcona*, 2. Preis „Wettin“.

Die gestrige Wettfahrt der Jachten der Sonderklasse auf der Kieler Föhrde hatte folgendes Ergebnis: 1. Preis: „Tilly VI“; 2. res, Kronprinzpokal, Ehrenpreis Seiner Kaiserlichen Hoheit-des Kronprinzen: „Wannsee“; 3. Preis: „Glückauf 1V*“; 4. Preis: „Tilly VIII1*; 5. Preis: „Sonderling“ ; 6. Preis; „Angela“.

An der heutigen Wettfahrt auf der Kieler hrde, die um 10 Uhr begann, nahm au Seine Majestät der Kaiser auf Seiner Jacht „Meteor“ teil.

Lyck, 21. Juni. Amtlihe Meldung. Infolge erneuten starken und sfletig fortshreitenden Dammrutsches bei Km 49,5 der Strecke Arys—Löten ist der Dan g zwischen Upalten und Löten seit heute vormittag gestört. er Verkehr wird dur Umsteigen aufrecht erhalten. Die Dauer der Betriebsstörung ist noch nit zu übersehen.

Aachen, 21. Juni. (W. T. B.) Die Verhandlungen des Verbandes deutscher Berufsfeuerwehren wurden heute mittag im Kurhause durch den Branddirektor Westphalen-Hamburg eröffnet. Dem Verbande gehören gegenwärtig 185 Feuerwehren an. Nach den Begrüßungsansyrachen hielt der Branddirektor Reichel-Berlin einen Vortrag über die Erfahrungen mit Dampfautomobilen im Dienste der Feuerwehr." Die Versammlung nahm hierzu einen Antrag auf Golebung einer’ Zentralstelle ay, welche die bei den einzelnen Wehren mit dem Automobilbetrieb gemachten Erfahrungen sammeln und verwerten foll. Dr. Reddemann - Posen spra sodann über das Automobilgeseß und die Feuerwehrautomobile. Dazu nahm die Versammlung einen Antrag an, der es für dringend notwendig erklärt, daß Feuerwehrautomobile von der erhöhten Haftpfliht des neuen Automobilgeseßes ausgenommen werden, weil für Unfälle, die durch die Krafifahrzeuge der Feuerwehr verursaht werden, der jeßige Rehtszustand vollklommen genüge, um die Jateressen des Publikums zu wahren, und weil ferner eine zu starke Belastung der Gemeinden eintreten - könne Der Verbandstag beauftragte den Vorstand, möglichst bald eine diesbezüglihe Eingabe mit eingehender Begründung an den Reichstag zu richten.

London, 21. Juni. (W. T. B.) „Lloyds Agentur" meldet aus Dover: Der Schuner „Bertha“, von Rio Grande do Sul nah Pes unterwegs, sank gesternabend bei South Goodwin nfolge etnes Zusammenstales mit dem von Rotterdam kommenden Dampfer „American“. Nur der Sohn des Kapitäns Men wurde gerettet; acht Mann sind, wie man glaubt, er-

runken.

London, 22. Juni. Den zum Besuch in London weilenden Vertretern deutscher Zeitungen wurde gestern ein Festmahl gegeben, auf dem der Lord Avebury einen uen auf den König Eduard, der Lord Brassey einen solhen auf den Kaiser Wilhelm aus- brahte. Der Lordkanzler trank darauf auf die Freundschaft zwischen Deutschland und England. Der deutsche Botschafter Graf Wolff- Metternich erwiderte auf diesen Trinkspruh. Am Nahmittag waren die Pressevertreter von dem deutshen Botschafter empfangen worden, den Tee nahmen sie bei dêm Kriegsminister Haldane ein.

Konstantinopel, 21. Juni. (Meldung des Wiener „K K. Telegr.-Korrsp.-Bureaus“.) Infolge starker Regengüfse trat in Songuldah am Shwarzen Meere eine H ebe i Bre sies 64a ein. Die Kohlengruben wurden unter Wasser geseßt. Zahlreiche Hâuser sowie die Kirhe stürzten ein, die Brücken wurden fortgerissen. Ungefähr 40 Personen, zumeist Bergleute, fanden den Tod, zahl- e e e e S SLAS Auh in Smyrna und

uemle at da ochwasser an den Weinbergen großen Schaden angerichtet. gen Bo

Christiania, 21. Juni. (W. T. B.) Die Internationale Eisenbahnkonferenz ist heute geshlossen worden. Jn der leßten Sitzung wurde über die Verlängerung der Gültigkeitsdauer von Rundreise- fahrsheinen und über die Maßnahmen verhandelt, die aus Anlaß der deutschen Fahrkarténsteuer getroffen werben müssen, da dur diese den übrigen Ländern die „Aufgabe erwächst, für Deutshland Steuern Be i gs nächste Konferenz findet im Januar 1207 in

rüssel stait.

(Fortsezung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

S S

Theater.

Deutsches Theater. Sonnabend: Der Kauf- maun von Venedig. Anfang 74 Uhr.

Sonntag: Ein Sommernachtstraum.

Montag: Der. Kaufmaun von Veuedig.

Lessingtheater. Gastspiel des Neuen Operetten-

theaters aus Hamburg (Direktor Max Monti).

Grzühlunyen. Sonnabend, Abends 8 Ühr: Die lustige Witwe. | zählungen.

Schillertheater. 0.

Freishüß. Große Oper in 4 Akten von C. M. Co Mbuitiads s nbi: Sie U onntag, Na ags : r: Der Trompete bon Säckingen. Abends 8 Uhr: R nenen Dekorationen und Kostümen: Die Afrikanerin. Montag, Abends 8 Uhr: Rigoletto.

Laterne.

N.(FriedrichWilbelmstädtischesTheater. Sonnabend, Abends 8 Ube, : T Tza tet in 3 Akten von Maurice Champagne.

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Das GlückX im Winkel. Abends 8 Uhr: Heiratslustig.

Montag, Abends 8 Uhr: Heiratslustig. ;

Im Garten täglih : Groftes Militärkouzert.

Komische Oper.

m tnilelini g R T T allnertheater.) | abend, Abends 8 Uhr: Das der Hand Ï Morwitz-Oper. Sonnabend, Abends 8 Uhr: Der | Vorher: Die Verlobung bei der Laterne

Sonntag und folgende Tagé: Das Fest der Handwerker. Vorher: Die Verlobung bei der

Nenes Theater. Sonnabend: Orpheus in der Unterwelt. Anfang 7} Uhr. :

eiratslustig. Schwank Unterwelt.

Thaliatheater. (Dresdener

8 Uhr: Hochparterre links.

Sóönnabend: Hoffmauns

Sonn- lu ge S: ontag, Abends 8 Uhr: Bei Nanuon.

Sonniag und folgende Tage: Orpheus in der

Sonntag und folgende Tage: Hochparterre links.

Pentraltheater. Sonnabend, Abends 8 Uhr: | |. Medl.). onntag und folgende Tage: Hoffmauns Er- Dex Fustige very Mai Gaioi in 3 Akten. (Mit | Ge ti i Ea Adolphine von Kalckreuth (Neu-

Sonntag, Nahmittags 3 Uhr: Bet halben Preisen : Der Zigeunerbaron. Abends 8 Uhr: Der

Wühlisch (Berlin). Frl. Marie von Cleve mit rn. Ewald von Manteuffel (Schwedt a. O.). rl. Elisabeth Linde mit Hrn. Kurt von Shweinichen

Straße 72/73.) | _(Dresden—Friedrihshütte O.-S.),

Direktion: Kren und Schönfeld. Sonnabend, Abends | Berebelicht: Hr. De itnant Scharf mit

Frl. Sopbie Lürma eyersdorf). Geboren: Ein Sohn: . Geri t ; Steinberg (Breslau). As E “S giletor S u a Konrad von Warnstedt (Schwerin

markt i.

Verantwortlicher Redakteur: Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (I. V.: Koye) in Berlin.

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Familiennachrichten.

Verlobt: Frl. Sophie“ von Kaltenborn-St mit Hrn. Geheimen Hofkammerrat Dr, jur. Georg

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Berlin, Freitag, den 2

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Menge

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iger und Königlich Preußischen Staatsanzeiger.

Verkaufs-

-

1906.

Außerdem wurden am Markttage i s Seahitcle r nah ü g wert y Schäzung verkauft zentn reis Doppelzentner Me (Preis unbekannt)

Landsberg a. W. . Ostrowo . . « « Breslau. . « Striegau . «5 irs{berg i. Schl. ATDOT «is Göttingen z Geldern . « « « Me e O1 Mbbeln «6s Neubrandenburg Château-Salins

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Statistik und Volkswirtschaft.

Geburts- und Sr E I M E En TEBRLERE (Ee in Bremen

Das bremishe Statistishe Amt hat kürzlih den zweiten Band des von ihm bearbeiteten Werkes über die Ergebnisse der Volkszählung vom 1. Dezember 1900 im bremischen Staate, der diejenigen der Zählung der Gebäude und Wohnungen behandelt sowie eine Reihe bon Sonderdarstellungen zur allgemeinen Statistik und zur Wohnungs- statistik gibt, und den Jahrgang 1905 des „Jahrbuchs für bremische Statistik“ ebenfalls in zwei Bänden veröffentlicht, von denen der eine die allgemeine Statistik der Jahre 1900 bis 1904 und der andere die Statistik des Schiffs- und Warenverkehrs im Jahre 1905 enthält. Nach diefen Publikationen wurde bei ‘der Volkszählung am 1. Dee zember 1900 im Staate Bremen eine Wohnbevölterung von 222071 Einwohnern e vor denen 161 184 auf die Stadt Bremen entfielen ; diese Zahlen stiegen bis zum Jahre 1902 auf 234 510 bezw. 192 669 und bis zum Jahre 1904 für den Staat auf 248 635. (Am 1. Dezember 1905 wurden nah vorläufiger Feststellung der Er- gebnisse der leßten Volkszählung im bremischen Staate 263 426 orts- anwesende Personen ermittelt.) G c

Dié Geburts- und Sterblichkeitsverhältnisse während der 5 Jahre 1900 bis 1904 find aus folgender Zusammenstellung ersihtlich:

Geburten:

Jah Ins- Ein wohner außer tot

ar n . gesamt berechnet ehelid: geboren

1900 7038 32,3 547 205

32,4 502 176

1901 7288 1902 7455 32,3 578 195

1903 7584 31,7 567 220 1904 7913 32,3 603 201

1900 4891 30,8 433 138 1901 5171 31,7 402 127 1902 6158 32,4 505 165 1903 6243 31,7 497 171 1904 6461 32,1 514 164;

Todesfälle: darunter im

Insgesamt auf 1000 1. Lebensjahre nsließlidh E A auf 100 erechnet ein

Totgeborene Gestorbene 1900 4233 19,4 1200 29,8 1901 4289 19,1 1159 28,2 1902 4154 18,0 1035 26,1 1903 4334 18,1 1177 28,6 1904 4540 18,5 1284 29,6

darunter

ahr Bas Totgeborene

17,10 17,20 16,70 16,80 17,20 17,30 16,80 17,20 17,40 17,80 17,00 17,50 17,60 18,40

18,60 18.60 18/90 18/90 16,50 | 1680 | 1700 | 17,30

Weize n. 17,50 17,50 hen: 17,30 17,40

17,29 17,50 17,50 17,80

17,10 17,10 18,10

18,00 _—— 18,40 18,80 4 Keruen (euthülfter Spelz, Diukel, en). 20,00 | 20,09 | 20,20 | i i Roggen. i 15,00 15,00 15,30 15,30 15,50 15.50 14,10 14,20 14.30 1440 13,40 13,50 13,60 13,70 14,50 14,70 14,80 | 15,40 14,80 15,60 15,20 15,49 15,30 15,50 15,60 16,20 14,50 15,00 16,90 16,90 17,30 17,30 16,40 16,80 16,80 17,10 15,30 15,30 16,30 16,39 16,00 16,20 16,30 16,50

15,50 -| 15,50 16,50 17,00 s

Gerste. 15,00 15,00 f bee t: i 12,80 13,20 13,60 14,00 13,10 13,50 13,60 14,00 - 14,50 15,00 15,10 15,50 15,30 15,50 15,80 16,00

14,00 14.00 i 14,50 14,50 15,60 15,60

Zei Sis 15,00 15,00 16,50 17,00 S fien

Hafer. 17,00 17,00 —_ F 17,60 17,60 18,09 18,00 15,70 15,80 15;90 16,09 16,50 16.90 17,00 17,50 16,90 17,10 17,30 17,59 / 17,80 17,80 18,00 18,00 17 16,60 17,00 160 16 80 16,80 17,10 17,10 17,50 18,00 18,00 18,50 60 16.00 16,00 16,50 16,50 30 _—— 18.20 18,20 18 15,00 15,20 15,40 16,00 f 16.80 16 80 17,20 17,20 250 16,50 17,00 ——

darunter im Insgesamt auf 1000 1. Lebensjahre Jahr U MEBA Le wer auf 100 otgeborene berechnet einschließli Totgeborene Sestorbene 1900 3024 19,0 866 30,0 1901 2931 18,0 799 28,5 Stadt 1902 3314 17,4 859 37,8 1903 3355 17,0 974 30,6 1904 3602 17,9 1070 31,1.

In den 5 Jahren 1900 bis 1904 wurden durch Diphtherie und Krupp 24, 39, 63, 81 und 85 Todesfälle veranlaßt, durch Keuchhusten 44, 28, 81, 49, 26, dur SGarlad) 67, 252, 138, 59, 68, dur Masern 45, 55, 9, 46, 54, dur Influenza 73, 32, 17, 31, 42, durch Typhus 26, 21, 17, 17, 12, durch Ruhr 4, 2, 0, 1, 0, durch Geni- ftarre 1, 1, 0, 2, 2, dur Syphilis 9, 11, 10, 8, 12, durch Peft 1 Spe dur Beriberi 1 (1902), dur R 1 (1903), durch Lungentuberkulo])e 520, 516, 482, 538, 561, dur Tuberkulose anderer Organe 167, 196, 188, 197, 174, durch entzündlihe Krankheiten der Atmungsorgane einschließlich der Lungenentzündung 549, 442, 455, 367, 419, dur Magen- und Darwmkatarrh, Atrophie der Kinder 536, 473, 322, 478, 570, dur Kindbettfieber 11, 15, 10, 15, 23, durch Neubildungen 199, 191, 214, 268, 227, durch angeborene Lebens\{chwäche 197, 181 196, 195, 219, durch Alters\{wäche 209, 252, 306, 289, 324, dur Verunglüdung 122, 159, 139, 122, 111, durch Selbstmord 80, 92,

Zur Arbeiterbewegung.

Eine Versammlung der in den Berliner Kontobuch- fabriken und Linitieranstalten beschäftigten Arbeiter und Arbeiterinnen (leßtere waren in der Na beshloß, wie die „Voss. Ztg." meldet, den vor dret Jahren abgesch enen Tarifvertrag am 1. Juli d. J. zu kündigen. Ein neuer Lohntarif, der von der bestehenden Tarifkommission ausgearbeitet war, fand die Zu- stimmung der Versammelten, die diese Kommission beauftragten, weds Abs{lusses eines. neuen Vertrages mit den Arbeitgebern in

erhandlung zu treten. Außer einem besonderen Alkordtarif sollen in den Hauptpunkten folgende Foermgen geltend gemacht werden: „Wöwhentliche Arbeitszeit 53 Stunden (bisher 54); Mindest- stundenlohn für Arbeiter nah beendeter Lehrzeit bis zu einem Jahre 46 - (bisher 41), alle anderen Arbeiter 51 H (bisher 46) ; Rer ler Bergolder, Marmorierer, Beschneider und Liniterer 54 3 (bisher 48).

ür Arbeiterinnen aller Kategorien ist eine Lohnerhöhung von 10 bis

2 v. H. vorgesehen. Ueberstunden sollen mit 12 bis 25 Z Zuschlag die Stunde berehnet werden. Der Tarif soll drei Jahre gelten und am 1, Oktober 1906 in Kraft treten.

142 17,75 17,83

303 17,80 17,27 6. 9 688 16,80 16,50 6. 30

1080 18,00 18,00 6. 15 490 16,33 16 33 (6, 5 328 18,20 : i l

4 260 17,01 17,00 15. 6. 500

Bemerkungen. Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet erten, Der Durchschnittspreis wird aus den unabgerundeten Zablen berechnet

Ein liegender Strich (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ist, ein Punkt (.) in den legten sechs Spalten, daß entsprehender Bericht fehlt.

Die bei der Hamburg-Amerika-Linie beshäftigten Hafenarbeiter hielten gestern in Hamburg eine Versammlung ab, in der sie, eW. T. B.* zufolge, die Ablehnung einer von der Hamburg-Amerika- Linie zu errihtenden obligatorischen Unterstüßungs kasfe mit vierwöchentliher Kündigung beschlo}sen, weil sie in einer folchen Kasse eine Beschränkung ihrer Bewegungsfreiheit erblicken.

Die ttalienischen Maurer und Bauhilfsarbeiter in Lausanne sind in den Ausftand getreten. In der Nacht vom 18. bis 19. Juni wurde in einem Neubau eine Dynamitpatrone zur Ent- ladung gebracht, die einen Teil des Baues erheblih beschädigte. Der Borfall wird auf einen Racheakt der unzufriedenen Arbeiter gegen den Bauunternehmer zurückgeführt.

Die BâädlLergesellen in Madrid find gestern in den allge- meincn Ausstand getreten. 4

Schon seit einigen Tagen erscheint ia Kairo keine Zeitung, weil alle Arbeiter in den Zeitungsdruckereien ausftändig find. Der Ausstand ift, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, zuerst unter den Arbeitern der Zeitung „Les Pyramides“ ausgebrochen. Alle Zeitungéverleger haben fich folidarisch erklärt, und so ist nun ein all- gemeiner Ausstand eingetreten, der wohl noch längere Zeit andauern wird. Die Arbeiter verlangen anstatt der bisherigen neunstündigen Arbeit eine sol&e von 77 Stunden, und außerdem eine kleine Lohn- erhöhung. Letztere ist einzelnen Arbeitern bewilligt worden. An Stelle der geforderten 7}-Stundenarbeit wollen die Verleger eine von “e E bewilligen. Eine endgültige Entscheidung ist noch nicht getroffen.

Land- und Forftwirtschaft.

Saatenstand in Preußen um die Mitte des Monats SFuni 1906.

Nah den im Königlihen Statiftischen Landesamt zusammen- gestellten Ergebnissen der Erhebungen über den Saatenstand in He war dieser um die Mitte des Monats Juni im Gesamtdurchschnitte fol- gender (Begutachtungsziffer 1 bedeutet : sehr gut, 2: gut, 3: mittel, durh- \chnittlich, 4: gering, 5: sehr gering): Winterweizen 2,3 (Mitte Mai 2,4), Sommerweizen 2,4 (2,9), Winterspelz 2,5 Q) Winterroggen 2,6 (2,7), Sommerroggen 2,6 CR Sommergerste 2,4 (2,5), Hafer 2,3 (2,5), Kartoffeln 2,7 (2,7), Klee 2,1 (2,3), Luzerne 2,1 (2,4), Nieselwiesen 2,0 (2,2), andere Wiesen 2,3 (2,6). Zur Erläuterung dieser Zahlen wird in der „Stat. Korr.“ bemerkt:

Auf das hoechsommerlich {ôöne Wetter des Vormonats folgten bald nah dem Beginn der eben vetflofsenen Berichtspericde (Mitte Mai bis dahin a kühle Winde bei starker Bewölkung. Die in einigen Landesteilen {hon im ersten Drittel des Mai eingetroffenen Regengüsse verbreiteten sch nun über das ganze Staatsgebiet und waren in Begleitung R s{chwerex Gewitter und Hagelschläge, die zumeist bis zur Abgabe der Berichte an-