1862 / 116 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Anzeige, die vielleicht zu einem freundschaftlichen Verhältniß zwischen beiden Häusern geführt haben würde, anzunehmen, vermöge er nicht zu sagen. “Der Lord-Kanzler: Mylords, es ist unzweifelhaft wahr, daß der Lord- Kanzler als ein Mann vor Jhnen steht, der sich, wie ich fürchte, {huldig bekennen muß, gegen Sitte und Herkommen verstoßen zu haben. Aber, Mylords, ih will Jhnen erzählen, wie die Geschichte vor sih ging: Als ih das Haus verließ, hatte ih die Ehre, bom Sprecher des Hauses der Gemeinen eine Herausforderung zu erhalten. Sie war vom Hause der Gemeinen an das Haus der Lords gerichtet und wurde mir überbracht. Allerdings bedachte ih mich uicht lange, ob ich auch befugt sei, eine solche Herausforderung anzunehmen. Da ich aber den Muth in mix fühlte, den mir ohne Zweifel eîn Zeder von Ew. Herr- lichkeiten wünsht und bon mir erwartet, so nahm ich die Forderung obne Weiteres im Namen Ew. Herrlichkeiten an und antivortete, man würde dem Hause der Gemeinen in ehrlichem Wettkampfe an jedem Orte, zu jeder Stunde und mit jeder Waffe die ‘Stirn bieten. Jch mag gegen die Form verstoßen haben, allein ich fühlte in jenem Augenblicke, daß von langem Bedenken nicht die Nede fein könne. Wäre ich zaghafter gewesen, so hätte ih allerdings die Frage erst Ew. Herrlich- keiten unterbreitet. Jch denke, wir werden dem Hause der Gemeinen in demselben Geiste gegenübertreten, in welchan es uns auf die Mensur ge- fordert hat. Leider bin ich genöthigt, zu erklären, daß Ew. Herrlichkeiten diesem Kampf nicht mehr gut ausweichen fönnen. Auch muß ich prophe- zeien, daß Sie es nicht thun werden und daß Sie auf dem Kampfplaße in einer Weise auftreten werden, die dieses Hauses des Parlaments wür-

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d In der Unterhaus-Sißung bemerkte Layard als Antwort auf eine den Sklavenhandel betreffende Juterpellation B uxt on's, das im Jahre 1860 zu Liverpool ausgerüstete Sklavenschiff „Nigtingale® set unter amerikanischer Flagge gesegelt, und während es ausgerüstet worden, bâtten die Behörden von Liverpool nichts Ungehöriges geargwöhnt, Erft als das Schiff abgesegelt, hätten sie in Erfahrung gebracht, daß es ein Sklavenscbiff gewesen sei; zum Glücke habe eine nah der afrikanischen Küste gesandte Meldung zur Wegnahme des Schiffes mit einer Ladung Sklaven an Bord gefübrt. Was das Ergebniß der Vorstellungen betreffe, die Earl Russell der portugiesischen Negie- rung wegen der Beförderung von Sklaven von Angola nach St. Thomas gemacht babe, so sei .es leider wahr, daß zwischen den portugiesishen Niederlassungen und der Jnsel St. Thomas ein bedeu- tender Sklavenhandel unter dem Vorwande, daß die eingeführten Neger freie Arbeiter seien, getrieben worden; er hoffe, daß der König von Por- tugal, wenn er von diesen unter Sanction der Behörden vorkommenden groben Geseßes-Uebertretungen hôre, dem Unfug ein Ende machen werde. Auch die spanischen Behörden auf Cuba leisteten dem Menschenhandel Vorshub. Man habe sich von Neuem darüber beschwert, und hoffentlich würden in Folge davon entschiedene Schritte gethañ werden. Lord Cowley sei im vorigen Dezember von Earl Russell dahin instruirt worden, der franzöfischen Regierung Vorstellungen hinsichtlih der fortdauernden Ein- fubr bon Farbigen nach der Insel Néunion und anderen französischen Besißungen zu machen. Eine Untersuchung an Ort und. Stelle solle an- gestellt werden, und wenn das Ergebniß derselben bekannt sei, werde die franzöfisde Regierung ohne Zweifel Schritte thun, um den Sklavenhandel

in jenen Gegenden der Welt zu unterdrücken. 17. Mai. Es liegt jeßt der Wortlaut des neuen, zur ing des Sklavenhandels zwischen England und Ame- lossenen Vertrages vor. Art. 1 bestimmt, daß die hierzu ermächtigten Kriegssciffe beider Nationen beiderseits amerifanische, als Sflavenhändler verdäcbtige Fahr- untersuchen dürfen. Dazu folgende Klauseln: ole KriegSfahrzeuge geschehen, die be- iat find; b) es dürfen nur Privatschiffe ange- der solcergestalt angehaltene Kauffahrer bat das N utorisation des ihn anhaltenden Capitains zu fragen ; des Ankbaltens und Untersucbens beschränkt sich auf on 200 Seemeilen von der afrikanischen Küste, ferner | die unter dem 32. Grad n. Br, gelegen und 30 find. Art. 2 enthält die betreffenden f Art, 3 bestimmt, daß die beiden verpflichten, jeden Schaden gut zu macben, rthanen gegenseitig aus einer ungerechtfertigten An- Untersuchung entstehen sollte. Art. 4 bestimmt, daß ufge - des Sklavenhandels verdäcbtiger d aus einer gleich großen Anzahl i erthanen, niedergeseßt werden sollen. r zweite in der Capftadt und der dritte in ¿S jedem der fontrahirenden Mächte frei, ¿eridtébof nach einem anderen Orte zu ver- beiden Mächte zu Schadenersatß, falls ihre

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eln überschreiten sollten, Jn Art. 6 wird |

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Anspru auf Entschädigung macben dürfen, selbs dann nit, wenn fie vom Gericht, wegen Mangels weiterer Beweise, schließlich nicht fondemnirt werden konnten. Laut Ait. 8 sollen fondemnirte Fahr- zeuge, / unmittelbar nah ibrer Aburtheilung, vollständig geschlachtet werden, worauf ihre Bestandtheile versteigert werden sollen, es müßte denn England oder Amerika das kondemnirte Schiff, nach einem von Sachverständ'gen festgeseßten Preise, für seine Flotte anfaufen wollen. Art. 9 bestimmt, daß der Capitain und jeder ein- zelne seiner Untergebenen, die auf dem kondemnirkten Fahrzeuge dienten, nah ihren bezüglihen Landesgeseßen zu bestrafen sind, sie müßten denn (wie es zumal ‘bei Passagieren der Fall sein kann) nachzuweisen im Stande sein, daß sie beim Unternehmen nicht be- theiligt waren. Laut Art. 10 werden sämmtliche, an Bord eines fondemnirten Schiffes gefundene Neger zur Verfügung derjenigen Regierung gestellt, durch deren Kreuzer das kondemnirte Fahrzeug aufgebraht worden war. Art. 11 bestimmt, daß jeder autorisirte Kreuzer mit obigen Jnstructionen und mit den Vorschriften für die angegebenen gemischten Gerichtshöfe versehen sein soll. Art. 12 be- ät, daß diéser am 7. Aÿril L. J, in Washinglon abgeschlossene Vertrag binnen 6 Monaten, wenn nicht früher, ratifizirt und für die nächsten 10 Jahre in Kraft bleiben soll. Gezeichnet ist der Traktat durch den Staatssecretair Seward und den britischen Ge- sandten in Washington, Lord Lyons.

Jn der gestrigen Unterhaus-Sißung brachte Osborne das beab- sichtigte Wettschießen zwischen Ober- und Unterhaus zur Sprache. Herr Sprecher, sagt er, ih richte an Sie eine Frage in einer Geschichte, bei welcher“ es sich um die Priyilegien des Hauses handelt und die mir ein ganz schlechter Wiß zu sein scheint, den man sich dem Lord-Kanzler und den an cinem anderen Orte sißenden edlen Lords gegenüber erlaubt hat. Jch möchte Sie nun fragen, Sir, ob irgend etwas Wahres daran ist, daß Sie auf Anstiften des Kriegs-Secretairs dem anderen Hause eine Heraus- forderung zu einem Büchsenschießen zugesandt haben. Jch habe Grund, zu glauben, daß die Geschichte ein bloßer s{lechter Wiß ist; allein i möchte Jhnen, Sir, gern so {nell wie möglich die Gelegenheit bieten, dem Gerüchte zu widersprechen. Lord Elcho (der Kartellträger, fich an den Sprecher wendend): Che Sie antworten, Sir, möchte ih mir die Bemerkung erlauben, daß, hätte mein chrenwerther Freund sih nicht er- hoben, um seine Frage zu stellen, es in meiner Absicht lag, das Haus zu bitten, mir die Verlesung eines mich persönlich betreffenden Briefes zu ge- statten. Derselbe ist von Jhnen, Sir, dem Sprecher des Hauses der QVct- meinen, an mich gerichtet und lautet wie folgt:

140; Vial

„Lieber Lord Elcho! Mit Verwunderung habe ich vernommen, daß der Lerd-Kanzler gestern Abend im Hause der Lords anzeigte, er habe vom Sprecher des Hauses der Gemeinen eine Herausforderung zu einem Büchsenschießen erhalten, eine Herausforderung vom Hause der Gemeinen an das Haus der Lords. Da ich nicht daran zweifeln kann, daß die Mit- theilung durch Eie an den Kanzler gelangt ist, so muß ich Sie an das, was zwischen uns vorging, erinnern. Jch war am Dienstag Abend gerade sehr stark beschäftigt und mußte Petitionen, so wie Berichte entgegennehmen. Da kamen Sie mit einer Papierrolle in der Hand zu mir, sagten, es sei ein Bücbsenschießen zwischen einigen Mitgliedern det beiden Häuser im Werke, und verlangten meine Namensunterschrift. Jch antwortete, ich sei sehr beschäftigt und habe keinen Augenblick übrig, um das Blatt Papier zu lesen. Auch las ih wirklich kein einziges Wort, welches dasselbe ent-

hielt, Sie blieben eine kurze Zeit neben meinem Stuhle stehen und sagten, / der Wettkampf werde stattfinden und viele Parlaments-Mitglieder nähmen

ein großes Junteresse daran. Da ich die Sache los werden wollte, so sagte ich \herzweise, ih könne mich nicht weiter dabei betheiligen, als indem ich einen Schuß mit dem Lord-Kanzler wechselte. Wenn Sie mir die Mit- verantwortlichkeit für ein Blatt Papier aufbürden wollen, welches ich nit gelesen habe, und wenn Sie dem Lord-Kanzler in meinem Namen eine Herausforderung zu einem Wettschießen überbrachten und mich dadurch in Konflikt mit jenem großen Würdenträger verseßten, so muß ich Ste er- suchen, dem edlen Lord zu erklären, daß Sie in Folge eines Mißverständ- nisses handelten, und daß es mir nicht eingefallen is, mir eine folche Freiheit zu nehmen. i v

Stets der Jhrige J Even VDentjons

Jch glaube, Sir, daß, als Sie mir diesen Brief zusandten, es Jhr Wunsch war, daß ih ihn dem Hause vorlese, wie ih so eben gethan habe, und in Uebereinstimmung mit Jhrem in dem Briefe ausgedrüdckten Wunsche habe ih seinen Jnhalt auch dem Lord-Kanzler mitgetheilt. Was mich selbst anbelangt, so habe ih weiter nichts zu bemerken, als daß i nicht im Entferntesten daran dachte, die Sache werde je im Parlamente zur Sprache kommen, und ih spreche mein Bedauern darüber aus, daß irgend etwas, was ih gethan oder gesagt, zu diesem Mißverständnisse gefübrt und Ihnen, Eir, die geringste Ungelegenheit verursacht hat. Der Sprecher: Jch kann dem edlen Lord die Versicherung ertheilen, daß ih seine Bemerkungen in dem Geiste aufnehme, ia welcem sie ge- macht wurden und in dem Geiste, in welchem man die Aeußerungen eines alten und geehrten Freundes aufnimmt. Jh möchte die Sache ganz gemüthlich behandeln, und hoffentlich wird d. s Haus das Gleiche thun. Es thut mir leid, daß ih das Haus auch nur einen Augen- blick mit diesem Gegenstande behellige, und hoffe, daß es kein einziges Mitglied giebt, welches auch nur einen Augenblick geglaubt hat, ih hate es gewagt, mich auf eine solche Weise zu Lord Palmerston: Jh bin bvollklommen davon überzeugt, : es für das Haus feiner Versicherung von Jhrer Seite bedarf, um ihm den Glauben beizubringen, daß Sie es, mag es sih nun um ernste oder um andere Dinge handeln, nie in einer Weise kompromittiren werden, welche gegen die Negeln des Hauses verstieße. Jh bin überzeugt, das Haus wird meine Hoffnung theilen, daß es nie zu einer ernsteren Kolli-

Sir, daß

kompromittiren.

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on oder zu einem ernsteren Konflikte zwischen beiden Häusern kommen móge, als der ist, welher wahrscheinlich, oder vielleicht auch nicht, dem- náchst vorkommen wird. Bowyer fragt den ersten Lord des Schazes, was für Nachrichten die Regierung über die Occupation Mexiko's durch Frankreich und über die Absichten der französischen Negierung in Bezug auf Mexiko erhalten habe. Lord Palmerston: Aus den leßten, von Orizaba datirten Nachrichten, die wir durch Sir C. Wyhke, unseren Ge- sandten in Mexiko, erhalten haben, geht hervor, daß der Plan im Werke war, ein französishes Corps nach Mexiko vorrücken zu lassen. Was die Absichten der französischen Regierung anbelangt, so kann ih den ehren- werthen Baronet nur auf die Uebereinkunft vom Oktober verweisen, in welcher die Absichten der drei Mächte zum gemeinsamen Handeln in Mexiko niedergelegt sind. Natürlich ist es niht Sache eines Ministers der britischen Krone, fih über die Absichten einer fremden Regierung nach einer oder der anderen Richtung hin auszusprechen. Es is vielleicht be- friedigend, wenn ich hinzufüge, daß Sir E. Wyke, wie er in einer Depe- he vom 13. April s{reibt, am 17. April eine Zusammenkunft mit Senor DOoblado, dem mexikanischen Minister des Auswärtigen, erwartete, um «ne Convention zur Befriedigung der britishen Ansprüche abzuschließen. Mein an der Spitze des auswärtigen Ministeriums stehender edler Freund erklärt, er sei vollkommen bereit, dem Parlamente die auf Mexiko bezüg- lichen Papiere binnen Kurzem vorzulegen.

Frankreich. Paris, 16. Mai. Marschall Magnan, der Befehlshaber des 1. Armee-Corps, hat nach der vorgestrigen Revue auf dem Marsfelde einen Tagesbefehl an die Truppen gerichtet, worin er ihnen die Zufriedenheit Jhrer Majestäten und besonders des Königs von Holland für ihre Präzision und ihre glänzende Haltung mittheilt.

Aus Cochinchina meldet eine Depesche, daß Admiral Bonard nach der Einnahme der Citadelle von Viuh - Long zwei mobile Ko- lonnen organisirte, die sofort den Marsch auf Mi-au, wo die Ana- miten ihre Streitkräfte konzentrirt hatten, antraten.

Die Dampf - Fregatte ersten Ranges „Pallas“ geht nächster Tage von Lorient nah China ab.

17. Mai. Der „Moniteur“ bringt heute Nachrikten, die aus der Havannah, 18. April, datirt sind. Zunächst wird mitge- theilt, das französishe Expeditions-Corps befinde sih in sehr befrie- digenden Gesundheitsverhältnissen; sodann wird über die in den Depeschen mehrerwähnte Konferenz der Bevollmächtigten berichtet, welche am 9. April in Orizaba stattfand. General Prim und Sir Charles Wyfke machten geltend, daß die verbündeten Regierungen, als sie Truppen nah Mexiko schickten , nicht eigentlih die Absicht gehabt hätten, gegen die bestehende Regierung in Mexiko Krieg zu führen, sondern dieselbe nur zu nöthigen, den an sie gestellten ¡For- derungen gerecht zu werden; der Vertrag von Soledad sei keine die englishe , französische und spanische Waffenehre verleßende Kon- zession gewesen; die Anwesenheit des Generals Almonte im Lager der Franzosen stoße alle Bedingungen des Londoner Vertrages t den Haufen, zumal“ die mit“ ihm. eingetroffenen Vene kaner Ansprüche erhöôben , -die zu unterstüßen weder der englische, noch der spanische Bevollmächtigte gesonnen sei, im Gegentheil müsse General Prim erklären, daß , wenn General Almonte nicht unverzüglih fortgeschickt werde , er sih von der Konferenz zurück- ziehen und seine Truppen einschiffen werde. Dieser Erklärung Prim's trat Sir Charles Wyhfe bei. Die französishen BevoU- mädtigten entgegneten, daß die bis jeßt gegen Juarez und dessen Partei beobachtete Schonung eher mit der Londoner Convention im Widerspruche, als ihrem Geiste gemäß sei; daß sie nicht länger Rüdcksichten gegen eine Regierung nehmen wollten, welche zu den stärksten Mitteln greife, um sich zu halten, ohne Erbarmen gefeierte Bürger erscbießen lasse, die Landung der verbündeten Streitkräfte als einen Akt der Piraterie bezeichnet und diejenigen, welche mit ‘den Verbündeten in Beziehungen träten, für Landesverräther erklärt habe; sie wüßten wohl, daß dem Kaiser Napoleon zur, Last gelegt werde, als wolle er Mexiko eine monarchishe Regierungsform aufs- bürden: diese Verleumdung sei abgeshmackt; sie müßten im Gegen- theil erklären , daß der Kaiser fest entschlossen sei, den Mexikanern freie Hand zu lassen, si die Regierung, die ihnen gefiele zu wäh- len; sie müßten indeß gestehen, daß sie den jeßt an der Spitze ste- henden Männern kein Vertrauen schenkten; General Almonte stehe unter dem Schutze der franzöfischen Fahne, und wahrlih, er solle nicht verlassen und dem Loose des Generals Robles anheimgegeben

werden; dieser Schutz sei kein Aft der Einmischung in die inneren

Angelegenheiten der mexikanishen Monarcbie und könne, da er ein- mal zugesagt, ohnehin niht ohne Unehre zurückgezogen werden. Stließlich erklärten die französishen Bevollmächtigten, sie erachteten den Marsh auf Mexiko als unerläßlih für die Sicherheit ihrer tâglihen Plackereien ausgefeßten Landsleute, auch wollten sie nicht mehr mit der Regierung des Juarez verhandeln. Hierauf erklärten die Bevollmächtigten Englands und Spanien, sie legten die Lon- doner Convention anders aus und würden an den angekündigten Operationen sih nicht betheiligen. Prim ließ bierauf in der Ha- danna Transportschiffe verlangen, Serrano verweigerte die Absen- dung der Schiffe, \hickte jedo eines nach Vera-Cruz, damit Prim sich desselben bedienen könne, wenn er. für scine Person heimkehren wolle, Dieser Darstellung der Vorgänge in Orizaba fügt der «Moniteur nachschriftli die Note Saligny's und Jurien's an den

mexifanishen Minister des Auswärtigen, datirt aus Orizaba, 9ter April, bei, worin die französishen Bevollmächtigten erklären, daf sie die ‘Feindseligkeiten wieder eröffnen. Jn dieser Note wird die Thatsache zugestanden, daß die französishe Regierung dem Generak. Almonte nit blos gestattet fich nah Mexiko zu begeben , sondern ihn ausdrüdlich dazu aufgefordert habe, damit er seinen Landsleu- ten Worte der Versöhnung bringe.

18. Mai. Der heutige „Moniteur“ bringt eine Depesche des Contre-Admirals Jurien de la Gravière aus Orizaba vom 20. April, nah welcher die französishen Truppen von Cordova am 18. abgegangen und am anderen Morgen in Orizaba eingerückt waren, nacdem sie die Mexikaner in einem Kavalleriegefeht ge- sblagen. Die mexikanishe Armee hatte sich zurückgezogen. Der Gesundheitszustand der Truppen war ein günstiger. Die Spanier fuhren fort, sich in Veracruz einzuschiffen.

__ Spanien. Aus Madrid, 15. Mai, wird gemeldet, daß ein Ministerrath in Aranjuez in der mexikanischen Fraße gehalten wurde, nachdem der französische Gesandte, Barrot, eine lange Unter- redung mit dem Conseil-Präfidenten O'Donnell gehabt hatte.

Aus Madrid, 16. Mai, wird telegraphisch gemeldet, daß das Verfahren des Generals Prim in dem Konflikte mit Serrano viel- fah gelobt werde, die Regierung jedoch erst nah Eintreffen der amtlichen Berichte die Sache in Berathung ziehen werde, Einer Madrider Depesche vom 17ten zufolge haben die Engländer und die Spanier dem mexikanishen Präsidenten Juarez die Anzeige ge- macht, daß sie Mexiko verlassen würden. Der mexikanische Minister des Auswärtigen, Doblado, hat hierüber seine Zufriedenheit aus- gesprochen und den Bevollmächtigten Englands und Spaniens die Zusage erneuert, daß ihren Forderungen vollständig Genüge geleistet werden solle.

Italien. Mailand, 16. Mai. Die heutige „Perseve- ranza“ schreibt: Die Regierung bemerkte in leßterer Zeit eine ge- wisse Bewegung der Ex-Freiwilligen und Emigrirten gegen die süds- tyroler Grenzen. Dieje Bewegung nahm zu als das Corps der Genueser Karabinieri aufgelöst wurde. Um einem Gewaltsafte vorzubeugen, schickt die Regierung Truppenverstärkungen an die Grenzen, Oberst ‘Nullo aus dem Südheere soll deshalb in Pa- lazzolo verhaftet worden sein. Die verdächtigen Ex-Freiwilligen und Emigrirten sind unter Aufficht gestellt und werden internirt werden, Eine große Anzahl derselben, welche sih in Bergamo be- finden, werden unverzüglich nah Alessandria abgeführt werden.

__— 17. Mai. “Das Gerücht. von der Demission “Conforti's

tritt heute beglaubigter auf. Jn der verflossenen Nacht langten hier die in Bergamo verhafteten 123 Freischärler an und wurden Abends nah Alessandria überführt. __ Bis zum 15. Mai waren in Rom 44 Bischöfe, wovon 21 Spanier, eingetroffen. Am Morgen dieses Tages wurde die erste Sihung des Konsistoriums gehalten und in derselben der Bericht der Konsistorial-Advokaten über die Kanonisirung der japanischen Martyrer verlesen,

Der Papst hat Goyon das große Band des Christus-Ordens verliehen.

Die „Nationalites“ zeigen an, daß General Garibaldi alle Schühenvereine Jtaliens aufgefordert hat, Vertreter zum ersten deutshen Bundesschießen nah Frankfurt a. M. zu senden.

Die großen Festlichkeiten bei der Canonisation der japaniscben Martyrer in Rom werden in folgender Reihenfolge vor sich gehen : Sonntag, 11. Mai, begiebt sih der Papst in feierlihem Aufzug nach St. Johann vom Lateran; Mittwoch 14., päpstliche Station in St. Peter; Donnerstag 15., öffentlihes Konsistorium in dem königl. Saale des Vatican, wo die die Canonisation vorbereitenden Dekrete verlesen werden; Sonntag 18,, päpstlihe Station zu St. Maria Maggiore. Jm Laufe der Woche vom 18. bis zum 25. werden die Konferenzen mit den Bischöfen eröffnet. Es finden zwei Konferenzen, Donnerstag 22., und Sonnabend 24., statt. Montag 26., wird der Papst gu St. Philipp von Nerîi fungiren; Mittwoch 28. (auch am Himmelfahrtstage), zu St. Johann vom Lateran ; Sonntag 1. Juni, päpfstlicbes Amt in der sixtinischen Kapelle. Vom 1. bis zum 8. Juni zweite Woche der Konferenzen. Am 7, Juni Anfang der dreitägigen Canonisations - Feste; am 8. Juni päpsft- liches Amt zu St. Peter.

Die Bischöfe des geistlichen Bezirkes von Turin, welche si auf die Einladung des heiligen Vaters zur Canonisation der japanischen Martyrer nah Rom begeben wollten, haben vom Justiz- und Kul- tus-Minister folgende Antwort erhalten :

An den Erzbischof von Saluzzo. Turin, 27. April.

Der Unterzeichnete hat die Chre, Ew. Excellenz in Beantwortung Jhres Schreibens mitzutheilen, daß die Regierung des Königs beschlossen hat, den Vischöfen, die sich zur Canonisation der japanischen Martyrer nach Nom begeben wollen, keine Pässe zu bewilligen. Dieser Be- {luß wurde durch die weise Absicht eingeflößt, den Bischöfen den Zwie- spalt zu ersvaren, der zwischen ihnen und: ihren Diözesanen entstehen könnte, wenn sie eine Reise unternähmen, die von der öffentlichen Mei- nung mißbilligt wird. Die jeßigen Verhältnisse erfordern im beiderseitigen" Jnteresse der Kirche und des Staates, daß alle Veranlassungen zur Un- einigkeit zwischen den Bischöfen und ihren Didzesanen forgfältig vermice-