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gen Palais bezogen. — Die Kammer hat heute die mehrwöchent- liche Verhandlung üder das Spatkassengesez mit dessen Annahme beendigt. Die zweite endgültige Abstimmun ist ‘auf fünftigen Mittwoch angeseßt. (K. Z.)
GroßSbritanunien und Jrland. London, 20. Juni. Heute isst der "25. Jahrestag der Thronbesteigung Jhrer Mas- jestät der Königin Victoria, Auf den Wunsch der Königin sind die üblichen Kundgebungen der Freude, wie Glockengelänte, Kanonen- salven u. \. w. in London so wie. in Chatham und Woolwich unter- blieben. “Der Lord - Bischof von London jedoch giebt dem Jahres- tag zu Ehren in übliher Weise. den Erzbischöfen und Bischöfen ein Banket im Palaste von Fulham, Der L23jährige Primas oder Erz- bischof von Canterbury, der sih von seinem neulichen Unwohlsein gänzlich erholt hat, wird zugegen sein.
Se. fönigl. Hoheit der Prinz von Wales fam gestern von Windsor na der Stadt und besuchte am Vormittag die Ausstellung, em- pfing Nachmittags im Buekfingham-Palast einen Besuch vom Vize- kföônig. von Aegypten und kehrte Abends na Windsor zurü.
n der gestrigen Sihung des Oberhauses sagte Lord Rusfell, er fühle sich gedrungen, eine von mehreren Zeitungen veröffent- lichte Angabe über die von Sir C. Wyke und Kommodore Dunlop mit der mexikanischen Regierung geschlossene Convention zu berichtigen. Sir C. Wyke und Kommodore Dunlop hätten wirklich die Convention unterzeichnet und zur Ratification heimgesandt. Die darin enthaltenen Bestimmungen über die Art, wie die britischen Forderungen befriedigt werden sollen, seien billig und liberal, aber, da sich fand, daß die Convention fich auf eine an- dere, zwischen Mexiko und den Vereinigten Staaten geschlossene Convention bezog, und die Besorgniß entstand, daß England hierdurch in Schwierigkeiten verwickelt werden könnte, so beschloß Jhrer Majestät Regierung, die Con- vention nicht zu ratifiziren. Noch über einen anderen Punkt müsse er sich öffentlich aussprechen. Jn Frankreich sage man allgemein, Jhrer Majestät Truppen seien zugleich mit den spanischen Truppen von Mexiko abberufen worden, so daß die Franzosen im Stich gelassen seien und allein mit den Schwierigkeiten der Lage zu kämpfen hätten. Nun sei es nach der fleinen von den französischen Truppen erlittenen Schlappe nicht zu verwundern, daß die französische Regierung ansehnliche Verstärkungen nach Mexiko zu senden gedenke, allein diese Absicht habe mit irgend einem der von der britischen Regierung ecgriffenen Schritte nichts zu \{affen. Denn zur Zeit, als d.e Ansichten der onglischen und der franzö-
sischen Vertreter in Mexiko auseinander gingen, gab es dort nur 150 Marine- .
soldaten, eine britische Landmacht befand sich in Mexiko gar nicht, so daß von ihrer Abberufung und einer etwa nachtheiligen Wirkung dieses Schrittes auf die Lage der Franzosen keine Rede sein konnte. Er habe diese Erklärung für nöthig gehalten, weil dem Vernehmen nach in Frankreich eine nicht ge- ringe Entrüstung über die vermeintliche Haltung Englands laut geworden sei (Hört! Hört). — Lord Malmesbury ist erfreut, diese zeitgemäße Er- flärung zu vernehmen. Die in Frankreich laut gewordene Entrüstung dar- über, daß die englische Regierung ihre Alliirten im Stich gelassen habe, sei nicht nur in der Gestalt eines Alltagsgerüchtes aufgetreten, sondern das französische Ministerium führte der französischen Kammer gegenüber eineSprache, die dem Miß- verständniß des Publikums zur Bestärkung dienen mußte. Es fei daher gut, daß Earl Russell den Sachverhalt in das rechte Licht stelle. Auf eine Frage des Earl von Carnarvon erwidert darauf Earl Russel, daß Kommodore Dunlop und Sir Charles Wyke nicht nach New-York gegangen seien. Sir Charles Wyke schrieb nah England, daß er eine Reise nach New-York be- absichtige, führte aber diese Absicht nicht aus, sondern befinde sich jett, gleich dem spanischen Legationssecretair, in außerordentlicher Eigenschast in Mexiko. Lord Malmesbury fragt, ob es wahr sei, daß Sir Charles Wyke in Mexiko eine zum Besten der verwundeten Mexikaner gegebene Theater- vorstellung beigewohnt habe, hinzufügend / daß ‘ein solches Benehmen taktlos gewesen wäre. Es herrsche in England durchaus kein Uebelwollen gegen die Franzosen wegen ihres Einschreitens in Mexiko. Seine individuelle Meinung sei, daß sie einen großen politishen Mißgriff gethan hätten, aber anderseits befinde sich Mexiko in solcher Lage, daß jede Veränderung seiner Regierungsweise ein Fortschritt sein würde. (Hört!) Das mexikanische Volk und die ganze Welt würden aus der Jntervention der Franzosen Vortheil \{öpfen, wie sehr auch diese Jntervention gegen die Jnteressen Frankreichs streiten dürften. (Hört! hört!) Lord Ruf f ell erwidert, daß in den Briefen Sir Charles Wyke's vom 12. Mai nichts von jener Theatervorstellung stehe. Lord Brougham ersucht um die Korrespondenz, die mit der amerikanischen Regierung wegen des Schiffes. »Emily St. Pierre« gepflogen wurde. Earl Russell erwic- dert, er werde die Korrespondenz vorlegen. Die amerikanische Regierung verlangte die Herausgabe dieses Schiffes, welches von amerikanischen Kreu- zern au Blokadebruchs aufgebracht worden war und sich selbst befreit hatte. Eine ähnliche Forderung habe einst die englische Regierung an den Präsidenten Adams gerichtet; sie verlangte nämlich die Herausgabe eines amerikanischen Fahrzeuges, welches dieselben Abenteuer. wie die »Emily St. Pierre« durchgemacht hatte. Mr. Adams antwortete damals, daß fein Prâcedenzfall für eine solche Rückerstattung spreche; und dieselbe Antwort habe Jet die englische Regierung gegeben. (Hört! und Lachen.)
Im Unterhause fragte gestern Lord Robert Montagu, ob es wahr sei, daß Capitain Sherard Osborne und andere Offiziexe die Erlgub- niß erhalten hätten, der chinesischen Regierung zu dienen, und daß der chinesischen Regierung 1 oder mehrere Kanonenboote zu beliebigem Gebrauch geliehen ‘worden seien, Mr. Layard erwiedert, Jhre Majestät Regierung sei um die Absendung des Capitain Osborne und anderer Offiziere ¿ciucht worden, Der Gegenstand unterliege noch der Erwägung und. es sei seines Wissens noch nichts entschieden. Von der Verleihung eines oder mehrerer Kanonenboote an die chinesische Regierung wisse er nichts. Mr. Bright: Von wem ging das Gesuch aus, und wem wurde es gestellt? Mr. Layard: Es ist von dem in England befind- lichen Agenten der chinesischen Regierung ausgegangen, Mr White wünscht
zu wissen, ob die nach, dem Vertrag. mit Japan zu erschli eßenden Häfen zur festgeseßten Zeit auf sein würden, und, wenn nicht, warum nicht? Mr Layard entgegnet , Jhrer Majestät Regierung habe beschlossen , die Aus. führung des 3. Vertrags-Artikels auf 5 Jahre zu verschieben. Mr. White: Warum? Mr. Layard: Wenn die Anzeige dieses Entschlusses nach Japan gekommen is , wird der Grund dem Hause mitgetheilt werden. «In der Berathung über die Kauffahrteischifffahrts - Verbesserungsbill \{lägt Mr Lindsay einen Artikel vor , um Schiffs8eigenthümer vom Lootsenzwang zu befreien, läßt sich aber wieder zur Zurückziehung seines Antrages bewegen, Einige andere Amendements werden mit größerer oder geringerer Majorität C worfen. Ehe das Haus in Subfsidien-Comité geht , beantragt Mr. J. B Smith, eine Vorlage über die: zur Verbesserung der Godawery-Schifffahrt getroffenen Maßregeln, hinzufügend, daß die Regierung energischer zu Werke gehen sollte, um die Schwierigkeiten, mit denen der Baumwollbau in Jndien zu kämpfen hat, hinwegzuräumen. Es entspinnt sich eine länger Debatte, in deren Verlauf jedes Mitglied andere Vorschläge macht, während alle die Nothwendigkeit hervorhoben, so schnell als möglich eine reichliche Baumwollzufuhr aus Jndien in Gang zu bringen. Mr. Turnes geht so weit, zu erklärêèn , daß, wenn Lancafhire noh einen Winter der Baumwolle beraubt bleiben sollt: , keine Möglichkeit vorhanden sein- würde, den Landfrieden aufrecht zu erhalten Sir Charles Wood versicherte, daß die Regierung sich ihrer Verantwort- lichkeit wohl bewußt sei, daß sie den dringenden Charakter der ¿Frage wohl erkenne und keine Mühe sparen werde, einer künftigen Wiederkehr der Baum- wollennoth vorzubeugen. Jn diesem Jahre werde die Baumwollernte in Indien leider nicht fo ergiebig ausfallen, wie voriges Jahr, allein er hoffe daß die Zufuhr in ein oder zwei Jahren eine bedeutende Höhe erreicht haben werde. Am Schluße der Sißung bringt Lord Palmerston eine Bill ein um den mit den Vereinigten Staaten von Amerika zur Unterdrückung des Sklavenhandels geschlossenen Vertrag in Kraft zu seßen und spricht dabei seine Anerkennung der höchst verständigen Haltung aus, welche die ameri- kanische Regierung in Bezug auf diese Bill beobachtet habe (Hört! hört !)
— 241. Juni. Jn der gestrigen Unterhaus sißung erklärt Mr. Layard auf eine Anfrage von Mr. Gr i ffit h, Jhrer Majestä Regierung habe vernommen, daß der serbische Theil der Stadt Belgrad von der türkischen Festung aus bom: bardirt. worden sei. Die Türken seien von den Serben fehr gereizt worden. Qwei oder drei Türken waren ermordet worden, und am 16. nahmen die Serben durch Ueberrumpelung zwei Thore des türkischen Quartiers in Besiß, Am 17. hörte die türkische Besaßung den Lärm von Gewehrfeuer aus der Stadt, und da sie in Folge davon einen Angriff auf die Festung erwartete, eröffnete sie ein Bombardement auf einen Theil der Stadt. “Sobald die britische Regierung von dem Vorfall hörte, ergriff sie die ihrer Meinung nach erforderlichen Maßregeln, um etwaigem Blutvergießen Einhalt zu thun. Das Bombardement dauerte, wie er glaube, nicht mehr als vier Stunden. Nach einem so eben erhaltenen Telegramm von der türkischen Regierung, war diese im Begriff, eine Kommission nah Belgrad abzusenden, um die Sache zu untersuchen, und allen Betheiligten solle ihr Recht werden. (Hört!) Er wisse nichts davon, daß der österreichische Gesandte sich erboten habe, um mit der- Pforte in Bosnien, Serbien oder anderswo zu cooperiren. Jn Bezug darauf, ob eine solche Einmischung Oesterreichs mit den bestehenden Verträgen vereinbar wäre, könne er nur sagen, daß die Auslegung der Verträge nicht durch eine Jnterpellations- Beantwortung fesizustellen sei. — Lord Rob. Motagn fragt, aus welchen Gründen die Franzosen die mexikanische Küste am 1. Mai zu blockiren an fingen, und ob die französische Regierung nicht die Blockade erst am dten Juni kundmachte; und warum Ihrer Majestät Regierung die Blokade erst am 17. Juni anzeigte. Er wünschte auch zu wissen, welche Frist den auf der Fahrt befindlichen oder gegenwärtig in England landenden Schiffen gewährt werden wird, um in mexikanischen Häfen einzulaufen ? Mr. La y ard erwiedert, die im »Moniteur« am 5. Mai erschienene Anzeige habe nicht die Kraft einer amt- lichen Kundmachung gehabt. Leßtere kam der englischen Gesandtschaft nicht vor der Nacht des 13. zu. Als fie in London anlangte, wurde sie den Kron- Advokaten zur Prüfung übergeben, und dann am 17. in der »Gazette« veröffentlicht. Die leßte Frage des edlen Lord war_„nicht angemeldet , so daß er sie erst am Montag werde beantworten können. Lord Rob. Monta gn fragt, ob die Blokade nicht am 1. Mai begann? Mr. Layard sagt dar- auf, che eine Blokade ordentlich angestellt werden könne, müsse den Ländern , die es angeht, eine amtliche Kundmachung zugesandt sein. Sir C. Wood erklärt, auf Befragen, er habe Grund zu glauben , daß die Opium - Ernte in Jndien einigermaßen mißrathen sei, aber daraus folge nicht nothwendig ein Ausfall in den Einnahmen Indiens, da “der Verkauf einer kleineren Quantität zu höheren Preisen eben fo viel tragen könne, wie der einer größeren Masse“ zu niedrigeren Preisen. — Mr. Pope Henne \\y fragt, ob der Mörder des Dr. M. Carthy in Pisa vor Gericht gestellt und bestraft worden sei? Mr. Layard erwidert , der Mörder sei am 10. März , 2 Monate nach Begehung der That , gerichtet und zu 10jähriger Haft, so wie zur Entrichtung eines Ersaßes an die Fa- milie des Verstorbenen verurtheilt worden. Dieses Urtheil möge Manchen als zu gelinde erscheinen , aber es sei nah dem tosfkanischen Geseßbuch ge- fällt , welches die Todesstrafe aufgehoben hat; und da die Haft mit Ein- samkeit und Schweigen verbunden sei, werde der Mörder / obgleich ein sehr gesunder Mann , seine Strafzeit schwerlich überleben. (Einige Gentlemen lachen). — Mr. W. S. Lindsay erklärt , er habe die Absicht gehabt , die- sen Abend eine Resolution zu Gunsten der Anerkennung der südstaat- lihen amerikanischen Konföderation zu beantragen , aber viele ehren- werthe Mitglieder , die er zu Rathe zog, und deren Ansichten er Achtung \chuldig sei , hätten ihm empfohlen, die Motion zu verschieben. Er ver- chiebe sie also bis zum 11. Juli. Bis dahin werde hoffentlih Jhrer Majestät Regierung die Nothwendigkeit einsehen, eine Frage von solcher Bedeutung fel- ber in die Hand zu nehmen. — Mr. Maguire beantragt Vorlegung der Korrespondenz, die das auswärtige Amt mit Mr. Zenos geführt hat bezüg- lich der Mr. Zenos gemachten Anzeige , daß die britische Post in Konstan- tinopel angewiesen worden is , kein Exemplar der in London erscheinenden riechischen illustrirten Wochenschrift »Der britische Stern« auszugeben. Die- fes fomme einer Unterdrückung des sehr. verdienstlichen Blattes gleich. Als Grund der Maßregel wurde angegeben, daß die türkische Regierung. sich über
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die aufrührerische Tendenz des »Sterns« beschwert habe. Mr. Zenos ftellte diesen Vorwurf in Abrede und bat, man folle wenigstens den literarischen und artistischen Theil seines Blattes befördern , erhielt aber darauf vom auswärtigen Amt eine furzgefaßte , unhöflih abweisende Antwort. Der Antragsteller kontrastirt darauf die liberalen Sympathieen , die das aus- wärtige Amt den Jtalienern zuwende, mit seiner Begünstigung des Despotismus in der Türkei, und insinuirt , daß der »britische Stern« mißliebig geworden , weil er einmal das neue türkische Anlehen kritifirte, und Über die türkische Finanzwirthschaft Überhaupt die Wahrheit sagte. Er glaube nicht daß Männer, die auf der Ministerbank sigen, niedriger Motive fähig seien, sonst würde er denken müssen, daß Mr. Layard's Interesse an der Ottomanschen Bank der Grund sei, warum dem »Britisch-Stern« der Postdebit entzogen ‘wurde. Mr. Layard entgegnet, die türkische Regierung habe mit der ihr eigenen unbegrenzten Liberalität die Errichtung eines britischen Postamtes, das von britischen Dienern verwaltet wird, in Kon- stantinopel gestattet, aber dies sei eine bloße Vergünstigung zum Besten der in der Türkei lebenden britischen Unterthanen, und die Pforte könne daher au verlangen , daß dies Jnstitut nicht zur Verbreitung von Schriften, welche ihrer Meinung nach die griechische Bevölkerung aufreizen, mißbraucht werde. Andere Staaten behielten fich in ihren Post-Conventionen ausdrücklich das Recht vor, mißliebige Briefe oder Blätter mit Beschlag zu belegen / und wenn Zeitun- gen aus England in Paris , Petersburg , Madrid oder sonstwo von der Post verboten werden , so könne die englische Regierung dagegen auch nicht protestiren, Herrn Zenos stehe es frei , seinen »britischen Stern«Zdurch die gewöhnliche Post zu versenden ; nur könne er nicht verlangen, daß das Pri- vilegiuum der Gesandtschaftspost, die von den türkischen Behörden mit jeder Aufsicht oder Belästigung verschont wird, seinem Blatte zu Gute komme, wenn die Pforte es nicht erlaube. Was die gegen ihn selbst erhobene An- klage betreffe, so lasse er sich nicht herab, »auf eine von solch’ einem Men- schen ‘ausgehende Beschuldigung zu antworten«. Mr. Scully rügt lehteren Ausdru als unparlamentarisch. Auch Mr. Disraeli glaubt, der Unter- staatssecretair des Auswärtigen müsse in der Eile sich versprochen haben, da er kurz vorher denselben Menschen » seinen echren- » werthen Freund« betitelte. Lord Palmer ston bemerkt, beide Genftlemen hätten sih zu weit -fortreißen lassen. Mr. Mag- guire sagt, er habe keine Beleidigung beabsichtigt. Mr. Layard nimmt seinerseits die gebrauchte Redensart zurü, vertheidigt dann die türkische Re- gierung gegen den Angriff auf ihre Finanzverwaltung , und bemerkt , die Pforte zeige gegen alle Ausländer mehr Liberalismus, als die Regierung des Papstes. Mr. Bright weiß nicht, wozu die Herren auf der Minister- bank bei jeder Gelegenheit gegen den Papst ausfallen müssen. Mit Mr. Zenos sei man hart umgegangen ; sein Erbieten, blos den literarischen Theil nach Konstantinopel zu senden, hätte jedenfalls Berücksichtigung verdient und werde sie hoffentlih noch sinden. Nach längerer Debatte wird die Motion zurückgenommen. — Lord C. Hamilton bringt den Fall zux Sprache, daß bei den Assisen in Tyrone in Jrland ein Advokat mit Hülfe seines Bruders , des Unterscheriffs, die Zusammenseßung einer parteiischen Jury bewirkt habe. Mr. M’ Makon beantragt einen Ausschuß zur Untersuchung der Sache. Die Motion aber fällt mit 14 gegen 84 Stimmen durch,
Frankreich. Paris, 20. Juni. Man gewinnt nun all- málig einen Ueberblick über die Stärke der Armee, welche, wie nun auch die Abendblätter bestätigen, unter General Forey in Mexiko operiren soll. Nach dem bis jeßt festgestellten Entwurfe sollen im Ganzen 20,000 Mann hinübergeshickt werden, und zwär sind einst- weilen dafür designirt: das 18., 56,, 61., 69, und 98. Liniens- Regiment, das 1. Zuaven-Regiment, die Fremden: Legicn , das 20. und 2. Jäger- Bataillon und das 2. Spahis: Regiment. Vorläufig gehen 12,000 Mann ab, der Rest später. Von St. Nazaire ift dieser Tage ein Schiff mit Waffen , Uniformen und sonstigem Material zur Equipirung des „Almonteshen Hülfscorps" ab- gegangen, Der Fregatten - Capitain de Russel, der mit Jurien de la Gravière aus Mexiko zurückgekommen U e entschièden dahin aussprechen , OUE man „Der Kranfheiten und der unpraftikabeln Wege willen vor Anfang September keine Trup- pen in Vera - Cruz soll landen lassen. Er ist gleichzeitig mit Jurien de la Graviéère nach Fontainebleau beschieden worden, um diese seine Ansicht vor dem Kaiser näher zu entwickeln. Die Kaîi- serin soll die mißlihe Wendung, welche die Expedition in Mexiko bis jeßt genommen, so gesbmerzt haben, daß sie sogar deshalb für den Augenblick in Fontainebleau keine geräuschvollen Festlichkeiten abgehalten wissen will. — Jm Senate liegt jeßt eine Petition we- gen nochmaliger Revision der Wáhlerlisten vor. Sie geht von einem Redacteur des „Siécle“ aus und is Hrn, v. Lagueronnière zur Berichterstattung Übertragen, der für deren Verweisung an den Minister des Jnnern stimmen will. — Man spricht auch von einem Geseßentwurfe, der die Beziehungen zwischen Arbeitgebern und Ar- beitern auf andéren Grundlagen als bisher zu regeln bestimmt I Derselbe soll nächstens {hon dem Staatsrathe zur Prúfung borge- legt werden, — Eine Vorversammlung der Actionaire der La- gueronnièrescchen „France“ hat gestern beschlossen, bis zum 15. spätestens das neue Blatt erscheinen zu lassen. Die erste Nummer soll in 100,000 Exemplaren ausgegeben werden.
— 22. Zuni. Der heullge „Moniteur“ sagt: Sobald die be- dauerlihen Ereignisse in Belgrad zu Konstantinopel bekannt gewor- den waren, sandte das Gouvernement an den Kommandanten der Citadelle den Befehl, die Feindseligkeiten einzustellen. Achmed Effendi is behufs strenger Untersuchung nach Belgrad gesandt worden, Der Gouverneur der Citadelle ist durch Raschid Pascha erseßt worden.
Der Bericht des Generals Lorencez wird erft gegen Ende dieses Monats hier eintreffen.
Italien. Turin, 21. Juni. Jn der heutigen Sihung der Deputirtenkammer interpellirte Massari das Ministerium darüber, ob es gegründet sei , daß die Regierung si an der mexikanischen Expedition betheiligen werde. Ratazzi erwiederte, daß die Regie- rung eine solhe Absicht niemals gehabt habe und daß eine desfall- sige Forderung an dieselbe niemals gestellt worden sei. Sollte dies indeß geschehen, handeln.
Garibaldi wird si, wie versichert wird, morgen Abend ‘zu Genua einschiffen, um nah Caprera zu gehen. :
Nom, 10. Juni. Dem „Esprit Public“, dem häufig inspis rirten französishen Wocbenblatt, geht von hier die Mittheilung zu, daß die französishen Ultramontanen und Gallifaner sich bei der Adreßberathung nicht bloß bekämpften , sondern die ersteren sich unter Louis Veuillot's Leitung den lehteren , -die Bischof Dupan- loup und der Erzbischof von Bourges, Msgr. de la Tour d’Aus- vergne führte, so unangenehm machten , daß sie sich eine LWeile sträubten, Wiseman's Adreßentwurf zu unterzeichnen, Die Galli- faner hatten bekanntlich eine fleine Anerkennung für den Schuß, den Frankreih dem Papste geleistet, in die Adresse bringen wollen und haben nun, nahdem Veuillot und Wiseman dieses hintertrieben, bei Lavalette ihre Visitenkarten abgegeben, um zu zeigen, daß fie, obwohl eifrige Katholifen, doch gute Franzosen seien. Misgr. Du- panloup wurde hierauf vom französischen Gesandten zum Diner eingeladen. Wie der „Jndépendance Belge" geschrieben wird, hat der Papst den Prälaten beim Abschiede Vorsicht empfohlen und ge- rathen, eifrig füúr die weltlihe Gewalt zu wirken, doch alles zu vermeiden, was einem direkten Auftreten gegen die Regierung des Kaisers Napoleon ähnlich sehe; Lavalette aber hat geäußert, die rômische Kurie s{hicke, wie Simson die Füchse mit Feuerbränden in die Erntefelder der Philister, die Prälaten nah Frankrei heim. Jn Rom hat diese Bemerkung Glück gemacbk. Was Franz 11. anbetrifft, so geht er niht nur nicht von Nom fort, sondern das Banditenwesen soll von Neuem beginnen. Schon ist Crocco wieder mit vierzig Berittenen und etwa zwanzig Mann zu Fuß im Felde erschienen und hat sih mit Ninco-Nanco vereinigt.
— 2. Juni. Der Herzog von Montebello ist heute hier an-
so werde sie dem Jnteresse des Landes gemäß
gekommen.
Neapel, 17. Juni. Die Aufhebun der Klöster ging bisher ruhig und ohne bedeutende Schwierigkeiten vor fich; jeßt beginnt aber der Widerstand. Jn Salerno gab diese Maßregel vor etli- chen Tagen Veranlassung zu augenblicklichen Ruhestörungen. Der dortige Präfekt hatte die Oberin eines Nonnenklosters daselbs auf- gefordert, dasselbe zu ráumen, ohne ihr jedoch ein Dekret ad hoc zuzustellen. Die Oberin wandte sih an den Bürgermeister, der die- ses Vorgehen illegal nannte, dem Präfekten gegenüber protesftirte und jede Verantwortlichkeit von sih abwies, Dieser nahm jegliche Verantwortlichkeit auf si und machte Anstalten, sich des Klosters mit Gewalt zu bemächtigen. Da bewaffnete sih der Pöbel mit ällen möglicben Justrumenten und zog bor das Kloster, um die Nonnen vor jeder Belästigung zu bes{hüßen. Die Nationalgarde eilte sogleich unter die Waffen, erklärte jedo, nur die Ruhe aufrecht erhaltèn zu wollen, aber im Falle von Gewaltthätigkeiten auf Seiten der Be- völkerung zu fltehen. Da suSpendirte der Präfekt auf unbestimmte Zeit sein etwas zu ungestümes Vorgehen, und die Saler- nitaner zogen si hierauf wieder rubig in ihre Häuser zurück, -— Eine ganze Schaar fremder Geistlihen hat sich über Neapel ergossen. Sie haben si freilich nicht der freundlihsten Mienen von Seiten der Neapolitaner zu erfreuen und werden von hier aus wenig Angenehmes für die weltliche Herrschaft des Papstes in ihrer Heimath zu erzählen haben. — Aus Castellamare ‘wird gemeldet, daß sich in der dortigen Gegend eine Räuberbande gezeigt und einen Posten der Nationalgarde ange- griffen habe. Ein Bataillon Jufanterie ist sogleich dorthin spedirt worden. Aus Foggia berichtet man, daß die Bande des Del Sombro, 60 Mann stark, S. Agata in der ¡Nähe des Fortore überfallen, die Telegraphendrähte zerstört und eine Anzahl Getreide- garben in Brand geste habe, Der Präfekt von Foggia giebt in einem Rapporte vom 14. Juni einen ausführlichen Vericht über die Operakionen der Truppen gegen eine neue Räuberbande, die \ich{ zwishen Foggia und Lucera unter der Anführung des Gacetano Torella gebildet hatte. Dieselbe bestand aus 11 Räubern und einem Frauenzimmer. Sie wurde am 13ten von den Truppen unter dem Kommando des Capitains Mondelli und den Lancieri von Montebello in einem Meierhofe angegriffen und bis zum BosSco dell’ Incoronata verfolgt, Drei von ihnen wurden getödtet und 9 gefangen genommen, unker denen sich auch das Frauenzimmer de- fand. Der Anführer und die 3 übrigen entkamen Dank der Schnelligkeit ihrer Pferde. Von den A ergriffenen if bereits einer
| an seinen Wunden gestorben, ein anderer liegt in Todesgefahr und | die zwei übrigen wurden bereits erschossen. Das Frauenzimme1 | der Gerichtsbehörde überwiesen worden, (K. Z-)
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