1928 / 267 p. 1 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 Nov 1928 18:00:01 GMT) scan diff

C

erflärt worden ist, können die Unternehmer oder die Arbeiter niht erklären, daß dieser Schiedsspruch ihnen nicht passe und für sie nicht existiere. Das ist in einem großen Kulturstaat eine Unmöglichkeit. Auf den von den Fndustriellen beliebten Maximen läßt sich in Deutschland keine Staatsraison aufbauen, und damit ist auh keine Wirtschaftspolitik mögli. Wenn ein für ver- bindlih exrklärter Schiedsspruh ergangen ist, müssen die Unter- nehmer die alten Löhne zahlen, bis in leßter Fn|stanz eine Ent- scheidung gefallen ist. Daß dieser Weg für die deutshe Fndustrie eine unerträglihe Schädigung sei, wird kein Mensch behaupten wollen. Ueber den wahren Grund des Kampfes gehen die Meinungen auseinander, die einen behaupten, es gelte dem staat- lihen Schlihtungswesen. Die nordwestdeutshen Eisenindustriellen haben allerdings im vorigen Fahre ein Rundschreiben erlassen, wonach sie bei der ersten Gelegenheit an den Arbeitsminister wegen des Schlichtungswesens herantreten wollten, und erklären, fici sie cinen daraus entstehenden Kampf restlos mit allen Mitteln führen wollten. Es wurde auch ein Kampffonds von 50 Mil- lionen angesammelt. Der Syndikus des Unternehmerverbandes Poebke hat dagegen erklärt, daß nux auf gesiherter Grundlage die Wirtschaft den Arbeitern ein angemessenes Auskommen ge- währleisten könne, daß es sih aber niht um die Grundgedanken des Schlichtungswesens handele. Der Kampf an der Nuhr ist zu unrechter Zeit und an unrechter Stelle angefangen worden. Gerade die Löhne der Eisenarbeiter stehen unter dem allgemeinen Lohnniveau. Das hat der Arbeitsminister festgestellt. Auch das Fustitut für Konjunkturforshung hat festgestellt, daß in den west- lihen Bezirken die Löhne aller anderen {Fndustrien beträchtlich über einer Mark liegen, während die Eisenindustrie nur 78 Pfg. und die Eisen- und Stahlwarenindustrie nur 75 Pfg. zahlt. Auch hinter den Durchschnittslöhnen der deutshen Metallindustrie im allgemeinen steht der rheinish-westfälishe Bezirk zurück. Dabei spielt besonders in der Großeisenindustrie die Lohnquote eine verhältnismäßig geringe Rolle. Die Gestehungskosten einer Tonne Roheisen betrugen im Juli 1928 59 M, der Lohnanteil aber nur 1,79 #Æ. (Hört, hört! im Zentrum und links.) Der Umsay in Stahl und Eisen beträgt im Fahre mehrere Milliarden Mark. Der Schiedsspruch wirkt sih auf diesen Umsay nur mit cinhalb bis ein Drittel Prozent aus, d. h. um nicht mehr, als die Großeisenindustrie an Umsaßsteuer zahlt. (Erneutes hört, hört! im Zentrum und links.) Auf den Zentner Eisen und Stahl entfällt nur ein halber Pfennig Lohnerhöhung. Da die Lohnquote am Eisen keine fünf Prozent ausmacht, kann meine Behauptung nicht widerlegt werden, daß die Unternehmer den Kampf an der unrechten Stelle vom Zaun gebrochen haben. (Zu- ruf bei den Ta Sagen Sie das Jhrem Freunde Klöckner!) Mein Parteisreund Klöckner is ja an der Aussperrung gar nicht beteiligt. Seine Werke liegen 1m Siegerland. ANLuY: Na, dann Thyssen!) Wir wissen, daß, abgesehen von England, die Lebenshaltung in den übrigen eisenschaffenden Ländern billiger ist als in Deutschland, darum sind auch die Löhne der eisenshaffenden Fndustrie niedriger, Das hindert nicht, daß an dem Verhalten der Eisenindustriellen politisch und p etogtls shärfste Kritik geübt werden muß. Die Eisen- arbeiter haben in den leßten Fahren die {wersten Opfer ge- bracht, Sie haben sih bis 1927 mit der 12-Stundén-Schitht ah- gefunden. Als endlih 1927, 25 Fohre nah England, der Acht- stundentag eingeführt werden sollte, wüßten die Arbeitgeber nichts Besseres zu tun, als den Fünfzigmillionenkampffonds zu schaffen! (Unruhe und Zurufe bei den Kommunisten: Sie wollen wohl die Wahlniederlage des Zentrums wettmachen?) Zur Zeit, als man wirtschaftlih in der Lage war, den Achtstundentag einzuführen, nämlich vor dem Kriege, hat sih die Großeisenindustrie dem aufs schärfste widerseßt. Man kann aber den Eisenarbeitern nicht auf die Dauer zumuten, r mit den längsten Arbeitszeiten und den niedrigsten Löhnen abzufinden. Auf der einen Seite ist in der Eisenindustrie die Kapitalansammlung am stärksten, auf der anderen Seite haben die Eisenarbeiter die schlechtesten Lohn- und Arbeitsbedingungen. Wir brauchen entweder eine aus- reichende Sozialpolitik oder die Allgemeinheit muß für solche Notstände wie jeßt an Rhein und Ruhr oder wie vor kurzem in Waldenburg eintreten, Sonst kommen wir aus dauernder Beunruhigung niht heraus. Kürzlich hatte der Reichsarbeits- minister Vertreter der Arbeitgeber und Arbeitnehmer zu Be- sprehungen über die Reform des Schlihtungswesens bei sih ver- jammelt. Herausgekommen ist nicht viel. Die wirtschaftliche Lage Deutschlands in den nächsten Fahren ist jedoch noh sehr unüber- sihtliÞ. Wir wissen noh nicht, wie sih der Dawesplan auswirkt. Wir müssen also wirtschaftliche Erschütterungen vermeiden. Ander- seits hat sih die Position der Gewerkschaften gegenüber der Vor- triegszeit bedeutend gefestigt. Glauben die Unternehmer unter diesen Umständen noch ähnliche Kämpfe führen zu"können wie vor 19149 Jeder solcher Kampf führt zur politishen Radikalisierung der Mafsen, Heute folgen den wirtschaftlihen die politischen Aktionen auf dem Fuße. Das zeigt sih auch wieder bei dem jeßigen Kampf in Westdeutschland. Deshalb s{hreck1en in der Be- prehung beim Arbeitsminister auh alle Beteiligten vor einer Beseitigung des staatlichen Schlihtungswesens zurück, Gewiß, auch uns ware es viel lieber, wenn sih die organisierten Arbeitgeber und Arbeiter ihr eigenes Schlichtupgswesen schüfen, sich dann aber auch verständigten. Das würde besser sein, als sih auf den staat- lichen Schlichter zu verlassen. Aber nah den Verhandlungen im Arbeitsministeriuum müssen wir feststellen, daß wir das staatliche Schlichtungswesen troß aller seiner Unzuträglichkeiten nicht be- seitigen können. 1914 arbeiteten in Deutschland nur anderthalb Millionen Arbeiter unter Tarifvertrag, und zwar fast ausschließlich Handwerker, heute stehen zehn bis zwölf Millionen untex dem Recht des Tarifvertrags. Dieser Entwicklung ist die Ausbildung des Arbeitsrehts nicht voll gefolgt. Es geht niht an, daß man Tarifve»xträge abschließt und doch während der Dauer des Ver- trags Sympathieaussperrungen vornimmt. Es geht nicht an, daß der Arbeitsminister Schiedsspriche N verbindlich exklärt und jede Gruppe für sih diesen Schiedsspruch als nicht verbindlih ansieht. Das führt zur Anarchie. Der heutige Rechtszustand ist deshalb unbefriedigend. Fn Westdeutshland. handelt es sih jeßt um einen Kampf von fundamentalpolitisher Bedeutung. Wir stehen auf dem Standpunkt, daß verbindlich erklärte Schiedssprüche von allen Arbeitgebern und Arbeitnehmern anerkannt werden müssen, (Sehr rihtig! im Zentrum.) Die Frage lautet: Entweder Klassenkampf von unten und oben oder Verständigungsbereitshaft in beiden Lagern! Die Große Koalition, die wir erstreben, hat nur dann einen Sinn, wenn auch auf der wirtschaftlichen Seite die Ver- ständigungsbereitshaft gezeiat wird. Denn von der Wirtschaft hängt in den nächsten Fahren das Schicksal Deutschlands ab. Fehlt auf ihrem Gebiet die Verständigungsbereitschaft, so {hlagen wir alles entzwei, was wir auf politishem Gebiete aufbauen. (Zu- timmung im Zentrum.) Wir wollen durch den Zwang zur Ver- tändigung den Weg zur freiwilligen Verständiaung bereiten. Die Erfahrungen der leßten Zeit haben gelehrt, daß der staatliche Hoheitsakt dex Verbindlichkeitserklärung mit derjenigen Autorität ausgestattet werden muß, die seiner psychologishen Bedeutung entspriht. Pflicht des Staatsbürgers muß es werden, sirh diesem Akt bedingungslos zu unterwerfen. Wer sih durch ihn beschwert fühlt, muß die Funstanzen der Arbeitsgerichtsbehörden anrufen können. Die Mischung öffentlihrehtliher und privatrechtliher Momente ist im Arbettrect nichts Neues Der Tarifvertrag ist ein privatrechtliher Vertrag, aber er ist materielles Recht, also öffentlihrehtlihex Natux. Daher darf man sich nicht so oberflächlih mit den Zentrumsanträgen auseinanderseßen, wie das gewisse Berliner Zeitungen getan haben. - Wie s{hwierig eine Regelung durch Notgeseß im Arbeitsrecht ist, haben wir bei der Arbeitszeit- regelung gesehen. Wir können aber nit zusehen, daß Staat und Gemeinwohl zun Spielball privater Fnteressen werden. Aus diefen Erwägungen haben wir unsere Anträge gestellt. Der Regierungspräsident von Düsseldorf hat für morgen beide Parteien zu sih gebeten, um eine Verständigung herbeizuführen. Führt

Neichê2- und Staat83anzeiger Nr. 266 von 13. November 1928. S, 4,

dieser Verhandlungsweg nicht zum Ziel, so muß das arbeitsgericht- lihe Verfahren mit möglichster Beschleunigung und unter Ab- kürzung der Fristen durhgeführt werden. Der Kampf darf sich nicht weiter so hinziehen wie in den legten zwei Wochen, weil er sih sonst immer weiter ausdehnt. Auch die Unterstüßungsfrage muß schon in den nächsten Tagen geregelt werden. Der sozial- politische Ausshuß des Reichstags wird hier schnelle Arbeit leisten müssen. Das Tempo der Durchführung der übrigen Anträge unserer Partei wird abhängen müssen vom weiteren Verlauf des Kampfes. Wenn die Unternehmer mit ihrer bisherigen Praxis fortfahren, werden wir auf s{leunige Verabschiedung der Anträge zum Tarifrecht und Schlichtung8wesen dringen müssen. (Lebhafter Beifall im Zentrum.)

Um 6 Uhr wird die Weiterberatung auf Dienstag 2 Uhr vertagt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Einfuhx von Getreide, Bütltexr und Käse in. däs deutsche Zollgebiet (Spezialhandel) im Oktober L N E S O O28

Fanuar bis Oktober 1928 Menge Wert 1000 NM

Stat. |, f Oktober 1928 —— IWarenbezei{chnung

Nr. T Menge Wert dz 1000 NM az

1 Oden 115 726 2 346} 3 193 434 70 617 201 Weile. ¿eil 2 468.7592 55 624/21 060 018| 494 231 162a | Roggenmehl. . 22 | 5 665 101 162 b f Weizenmehl . 40 677 1244 325/913 10 124

3a | Gerste zur Bieh-

fütferuna « . T1 733:807 31 200113 647 890

3b | Andere Gerste 175 232 3863] 1 918 166

4 Hater E 76 319 1 283} 1 480 835 134 Milchbutter, '

Butter|chmalz 127 662 44 199] 1 055 149

58 433 M22 Do 272

135a/e] Käse (Hart- und Weichkäse) Berlin, den 12. November 1928, Statistisches Reichsamt.

265 782 43 879 29 292

397 808 87 569

Dandel und Gewerbe, Berlin, den 13. November 1928. Telegraphische Auszahlung.

13, November 12, November Geld Brief Geld Brief

Buenos- Aires . | 1 Pap.-Pesf. 1769 LTT8 1,708 T2

Canáda » « » «| 1 fanad. § 4,191 4,199 4,191 4,199 Jäpäit « « « » «| 1 Yen 1,947 1,961 1968 L907 Kairo .. . .| 1 ägypt. Pfd. | 20,86 20,90 20,86 20,90 Konstantinopel | 1 türk. L 2,108 212 2108 Or

Loo e L

20,339 20,379 | 20/338 20/378 New Vorl. 118

4,1955 4,2035 | 4,196 4/204

Nio de Janeiro | 1 Milreis 0,500 0,502 0,501 0008 Urugay ..« «|1 Goldpeso 4,276 4,284 4,286 4,294 Amsterdam-

Rotterdam . | 100 Gulden | 168,39 168,73 168,39 168,73 A ies 100 Drachm. 5,426 5,435 0/425 9/435 Brüssel u. Ant-

WwêrPêit è « «/ [00 Belga 98,28 5958,40 598,28 5958,40

Budapest

; 71100 Pengsö 73,125 73/265 | 73,11 73,25 Data e

100 Gulden | 81,30 81,46 81,30 - 81,46 100 finnl. ( | 10,555 10,575 | 10/557 10/577 100 Lire 91,975 22,015 | 21/976 22/015 100 Dinar 7,368 7,382 7,370 7/384 100 Kr. 111/80 112,02 | 111,83 112/05 100 isl. Kr. | 92,05 92,23 92,059 92,23

Helsingfors Italien Sugoslawien Kopenhagen . . DCDIIODIE 4 Lissabon und

100 Fres. 80,735 80,895 | 80,74 80,90 100 Leva 3,027 3,033 3,027 3,033 100 Peseten | 67,599 67,73 67,59 67,73

112,14 112,36 58,999 599,075

VDporto . » «100 Escudo 18/88 18,92 S9 19/95 Olo «4 » « «{ 100 Kv, 11177 11000 1 111,77 C08 Paris , , « « «| 100 Fres, 1638 16,42 16/385 16/425 Prag « » . | 100 Kr. 12,434 12,454 12,434 12,454

Schwefïz « « Sofia .. Spanien . . Stockholm und

Gothenburg . | 100 Kr. 11213 11235 Wien. « « « « «| 100Schilling| 58,94 59,06

Ausländishe Geldsorten und Banknoten.

| 13. November 12. November | Geld Brief Geld Brief |

Sovereigns Notiz 20,47 20,55 20 Fres.-Stücke für 16/22 16,28 —— Gold-Dollars . |} 1 Stüdck 4187 2207 4,186 4,206 Amerikanische :

1000—b Doll. |1 § 4,174 4,194 4,176 4,196 2 und 1 Doll. |1§ 4,181 4,201 4,181 4,201 Argentinische „| 1 Pap.-Pes. La 1768 1/740. 1,763 Brasilianische . | 1 Milreis 0,487 0,507 Canadische . . . |1 kanad. § Englische: große | 1 S 20,306 20,386 20,305 20,385 18 u, darunter |1 L 20,301 20,381 20,302 20,382 Türkische... «1: türk: Pfd. 208 2:10 Belgische . « . | 100 Belga 58,13 58,37 58,13 58,37 Bulgarische . . | 100 Leva —— De, «1100 L 111,56 LEL99 111,56 112,00 Danziger. . « « [100 Gulden 1,17 81,49 81,14 81,46

Finnische. . . « | 100 finnl. 4 10,495 10,535 10,50 19,54

Französische . . | 100 Fres. 16,36 16/41 16,345 16,405 Holländische . . | 100 Gulden | 168,01 168,69 | 168,02 168,70 Jtalienische: gr. | 100 Lire Lol 21:99 2192-2200 100 Lire u. dar. | 100 Lire 21,94 22,02 21:94. 22,02 Jugoslawische . | 100 Dinar 7,80 7/82 T2 Ba Norwegische . . | 100 Kr. Da LLLOT L190 111,984 Oesterreich, : gr. | 100 Schilling —— 58,87 59,11 100Sch. u.dar. | 100Schilling | 58,86 59,10 58,80 59,09

Numänische : 1000 Lei und

neue 500 Lei | 100 Lei 2,080 2,000 unter 500 Lei | 100 Lei

.

Shwedische . . |100 Kr. 111,90 112,34 | 111,90 112,34 Schweizer: große| 100 Fres. 80,599 80,91 80,63 80,95

100Frcs.u.dar. | 100 Fres. 8056 80,88 80,60 80,92 Spanische . . . | 100 Peseten 67,41 67,69 67.41 6769

Tschecho - low. |

0000 Kk. « + {100 Kr. 12,40... 12/46 Lie Gi 1000Kr. u.dar. | 100 Kr. 12,40 12,46 12,39 12,45 Ungarische . « «| 100 Pengö 72/959 73,20 -—

Wage ngestellung fürKohle, Koks undBriketts am 12. November 1928: Ruhrrevier: Gestellt: 24964 Wagen, nit gestellt Wagen.

Die Elektrolytkupfernotierung der Vereinigung sür deutsche Glektrolytfupfernotiz stellte fi laut Berliner Meldung des «W. T. B.“ am 12. November auf 151,75 46 (am 10. November auf 151,75 MÆ) für 100 kg.

Berlin, 12. November. Preisnotierungen für Nahrungs- mittel. (Einkaufspreise des Lebensmitteleinzel- handels für das Kilo frei Haus Berlin in Originalpackungen.) Notiert durch öffentlih angestellte beeidete Sachverständige der Industrie- und Handelskammer zu Berlin und Vertreter der Ver- braucherschaft. Preise in Neichsmark: Gerstengraupen, ungeschliffen 0,40 bis 0,590 A, Gerstengrüte 0,39 bis 0,40 4, Haferflocken 0,46 bis 0,47 f Hafergrüßge .0,49 bis 0,50 Æ, Roggenmehl 0/1 0,32 bis 9,335 Æ Weizengrieß 0,39 bis 0,40 f, Hartgrieß 0,44 bis 0,45 M. 70 9/9 Weizenmehl 0,293 bis 0,32 A4 Weizenauszugmehl in 100 kg-Sädten br..t.-n. 0,38 bis 0,41 4, Weizenauszugmehl, feinste Marken, alle Packungen 0,41 bis 053 4, Speiseerbsen, leine 0,42 bis 0,45 M, Speileerbsen, Viktoria 0,55} bis 0,62 M, Speiseerbsen, Viktoria Niesen 0,62 bis 0,70 4, Bohnen, weiße, kleine 0,83 bis 0,86 A4, Langbohnen, ausl. 0,88 bis 0,98 M, nsen, kleine, leßter Ernte 0,80 bis 0,88 4, Unsen, mittel, letzter Ernte 0,90 bis 1,15 # Unsen, große, leßter Ernte 1,16 bis 1,26 Æ Kartoffelmebl, juperior 0,39 bis 0,40 4, Makkaroni, Hartgrießware, lose 0,78 bis 0,88 (4, Mehlschnittnudeln, lose 0,57 bis 0,74 Æ, Eierschnittnudeln, lose 0,75 bis 1,32 Bruchreis 0,323 bis 0,33 4, Nangoon - Neis, unglasiert 0,374 bis 0,38 4, Siam Patna-Reis, glasiert 0,49 bis 0,58 4, Java-Tafelreis, glasiert 0,51 bis 0,72 Æ Ningäpfel, amerikan. prime 1,70 bis 1,80 4, Bosn. Pflaumen 90/100 in Originalkisten —,— bis —,— M, Bosn. Pflaumen 90/100 in Säcken —,— bis —,— entsteinte bosn. Pflaumen 80/85 in Originalkistenpackungen 77,00 bis 78,00 4, Kalif. Pflaumen 40/50 in Originalkistenpackungen 0,98 bis 0,99 4, Sultaninen Kiup Caraburnu { Kisten 1,08 bis 1,18 Æ, Korinthen choice, Amalias 1,20 bis 1,25 4, Mandeln, süße, courante, in Ballen 3,74 bis 3,84 Mandeln, bittere, courante, in Ballen 3,95 bis 4,20 M, Zimt (Kassia vera) ausgewogen 2,50 bis 2,60 Kümmel, holl, in Säcken 1,00 bis 1,10 Æ, Pfeffer, \{warz, Lampong, aus- gewogen 4,50 bis 4,70 Æ Pfeffer, weiß, Muntok, ausgerwogen 6,48 bis 6,70 Æ, Nohkaffœe Santos Supertor bis Extra Prime 3,88 bis 4,30 t, Nohkaffee, Zentralamerikaner aller Art 4,28 bis 5,80 46, Nöstkaffee, Sautos Superior bis Extra Prime 4,76 bis 5,40 M, Nöstkaffee, Zentralamerikaner aller Art 5,40 bis 7,30 46, Nöstroggen, glasiert, in Säcken 0,41 bis 0,42 4, Nöstgerste, glasiert, in Säcken 0,40 bis 0,45 4, Malzkaffee, glasiert, in Säen 0,50 bis 0,54 M, Kakao, \tark entölt 1,60 bis 2,40 4, Kakao, leiht entölt 2,40 bis 2,80 #, Tee, Souchong 6,40 bis 8,40 4, Tee, indi|ch 8,00 bis 12,00 4, Zucker, Melis 0,514 bis 0,54 , Zucker, Naffinade 0,534 bis 0,57 , Zuder, Würfel 0,624 bis 0,66 4, Kunsthonig in F kg-Packungen 0,60 bis 0,62 446, Zudersirup, hell, in Eimern 0,66 his 0,74 Æ, Speisesirup, dunkel, in Eimern 09,38 bis 0,44 , Marmelade, Vierfrucht, in Eimern von 123 ke 0,73 bis 0,76 4, Pflaumenkonfiture in Eimern von 124 kg 0,88 bis 0,90 M, Crdbeerkonfiture in Eimern von 124 kg 1,50 bis 1,76 A, Pflaumen- mus, in Eimern von 12} und 15 ks 0,73 bis 0,82 44, Steinsalz in Säken 0,078/, 4 bi80,094/19 4, Steinsalz in Packungen 0,098/14 bis 0,12 46, Siedesalz in Säcken 0,108/,5 bis —,— 4, Siedesalz in Packungen 0,12 bis 0,15 X, Bratenschmalz in Tierces 1,49 bis 1,52 46, Bratenschmalz in Kübeln 1,50 bis 1,53 , Purelard in Tierces, nordamerik. 1,44 bis 1,48 4, Purelard in Kisten, nordamerik. 1,45 bis 1,49 4, Berliner Nohschmalz in Kisten 1,62 bis 1,76 Æ, Speisetalg 1,08 bis 1,24 4, Margarine, Handelsware 1 1,32 bis 1,38 M, 11 1,14 bis 1,26 , Margarine, Spezialware I 1,58 bis 1,92 4, T 1,38 bis 1,42 4, Moslkercibutter la in Tonnen 4,20 bis 4,26 M, Molkereibutter La gepadckt 4,34 bis 4,40 A, Molkereibutter lla in Tonnen 3,91 bis 4,03 4, Molkereibutter [Ia gepadckt 4,05 bis 4,19 M, Auslandsbutter, dänische, in Tonner 4,30 bis 4,38 4, Auslandsbutter, dänische, gepackt 4,44 bis 4,52 4, Corned beej 12/6 1bs. per Kiste 57,50 bis 59,00 , Sped, inl., ger. 8/10—12/14 2,10 bis 2,20 M, Allgäuer Stangen 20% 1,12 bis 1,20 4, Tilsiter Käse, vollfett 2,06 bis 2,20 A, echter Holländer 40% 2,00 bis 2,12 M, echter CEdamer 40 %/9 2,04 bis 2,16 M, echter Emmenthaler, vollfett 3,20 bis 3,30 4, Allgäuer Romadour 209% 1,32 bis 1,40 M, ungez. Kondensmilch 48/16 per Kiste 23,00 bis 25,50 4, gezuck. Kondensmilh 48/14 per Kiste 31,00 bis 38,00 46 Speiseöl, aus- gewogen 1,30 bis 1,40 M.

Berichte von auswärtigen Devisen und Wertpapiermärkten.

Devisen.

Danzig, 12. November. (W. T. B.) (Alles in Danziger Gulden.) Noten: Lokonoten 100 Zloty %7,79 G., %7,94 B. Schecks: London 25,007 G., —,— B. Auszahlungen: Warschau 100 Zloty - Auszahlung 57,76 G., 97,90 B.

Prag, 12. November. (W. T. B.) Amsterdam 13,544, Berlin 803,60, Zürich 649,25, Oslo 899,35, Kopenhagen 899,25, London 163,604, Madrid 542,00, Mailand 176,754, New York 33,75, Paris 131,454, Stockholm 901,895, Wien 474,26, Marknoten 803!/g, Polnische Noten 377,75, Belgrad 59,294. ;

Budapest, 12. November. (W.T. B.) Alles in Pengs. Wien 80,582 Berlin 136,583, Zürich 110,374, Belgrad 10,074.

London, 12. November. (W. T. B.) New Vork 484,81, Paris 124,12, Holland 1208,00, Belgien 34,894, Italien 92,57, Deut'ch- land 20,36, Schweiz 25,194, Spanien 30,074, Wien 34,49

Par1s, 12. November. (W. T. B.) (Anfangs notierungen.) Deutschland 809,00, London 124,14, New York 25,60, Belgien 355,50, Spanien 412,50, Jtalien 134,00, Schweiz 492,50, Kopenhagen 682,25, Holland 1027,50, Oslo 682,25, Stockholm 684,25, Prag 76,00, Rumänien 15,50, Wien 36,00, Belgrad 44,75.

Paris 12. November. (W. T. B.) (Schl ußkurse.) Deut|ch- land 610,00, Bukarest 15,40, Prag 76,00, Wien —,—, Amerika 25,60#, Belgien 355,75, England 124,11F, Holland —,—, Italien 134,005, Schweiz 492,75, Spanien 412,90, Warschau —,—, Kopens- hagen —,—, Oslo 682,25 Stockholm 684,25.

Amsterdam, 12. November. (W.T. B.) Berlin 59,32, London 12,077, New Vork 249,18, Paris 9,734, Brüssel 34,62, Schwetz 47,96, Italien 13,05, Madrid 40,16, Oslo 66,424, Kowenhagen 66,423, Stockholm 66,624, Wien 35,04, Prag 738,00. Freiverkehrs- kurse: Helsingfors —,—, Budapest —,—, Bukarest —,— Warschau —,—, Yokohama -—,—, Buenos Aires —,—.

(Weitere Nachrichten über „Handel u. Gewerbe“ s. i. d. Ersten Beilage.)

Verantiwortl. Shriftleiter; Direktor Dr. Tyrol, Charlottenburg.

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JFunhalt des amtlichen Teiles:

Deutsches Reich. Bekannimachung über den Londoner Goldpreis.

Breußen. Ernennungen und sonstige Personalveränderungen. ] Bekanntmachung, betreffend. eine Anleihe der Landschaft der Provinz Westfalen.

Amtliches.

Deutsches Reich.

Bekanntmachung

über den Londoner Goldpreis gemäß 8 2 der Ver- ordnung zur Durchführung des Geseßes über wert- beständige Hypotheken vom 29, Juni 1923. (NRGBl. 1 S. 482.)

Der Londoner Goldpreis beträgt tür eine Unze: Soidold. .…. «« « «84 8b. 118 d; für ein Gramm Feingold demnach . « 32,7777 pence, Vorstehender Preis gilt für den Tag, an dem diese Bekannt- machung im Neichsanzeiger in Berlin erscheint, bis eins{ließlich des Tages, der einer im Neichsanzeiger erfolgten Neuveröffentlichung vorausgeht.

Berlin, den 14. November 1928.

Reichsbankdirektorium. Dreyse. Fu chs.

Preußen.

Staatsministerium.

Der Landschaft der Provinz Westfalen ist das Necht zur Ausgade von mit 5 vH jährlich verzinslichen, mindestens mit !/z vH jährlich zu tilgenden und auf Goldmark = dem Preise einer entsprehenden Menge Feingold lautenden Schuldverschreibungen auf den Jnhaber Gold- pfandbriefe (Abfindungspfandhriefe) der Landschaft der Provinz Westfalen verliehen worden.

Berlin, den 27. Oktober 1928.

Das Preußische Staatsministerium.

Finanzministerium.

Der Oberregierungsrat Frosch ist zum Ministerialrat im Preußischen Finanzministerium ernannt worden.

Nichtamtliches.

Deutscher Reichstag. 12. Sigung vom 13. November 1928. (Bericht des Nachrichtenbüros des Vereins deutscher Zeitungsverleger. *®)

Präsident L0b e eröffnet die Sißzung um 2 Uhr.

Auf der Tagesordnung steht nux die Fortseßung der Debatte über die JFnteérpellationen und Anträge

Ux nordwestdeutschen Aussperxrung, gur Frwerb8losenversiherung und zum Schlich- tungswesen.

Der Abg. Dr, Fur i ck (Nat. Soz.) beschwert sich darüber, daß die 12 Nationalsozialisten nur ebensoviel Redezeit haben sollen wie der eine Volksrechtparteiler. Ex beantragt eine halbe Stunde für seine Gruppe. Dieser Antrag wird angenommen.

Abg. Brandes (Soz.): Fh kann nicht alles vichtigstellen, ivas der kommunistishe Redner Florin gestern gegen unsere Partei und gegen die Gewerkschaften an Falshem vorgebracht iwd Während die Gewerkschaften im heftigsten Kampfe stehen, werden die Unternehmer unterstüßt durch das - Vorgehen der Kom- munistischen Partei. (Unruhe bei- den Kommunisten, Sehr wahr! bei den Sozialdemokraten.) Arbeiten Sie (zu den Kom- munisten) nux so weiter! Sie sind heute shon die Partei der Indiffeventen und Verärgerten geworden und werden sich weiter zur Bedeutungslosigkeit hinabmanöverieren, - (Zustimmung bei den Sozialdemokraten, Lachen bei den Kommunisten und Zuruf: Gewerkschaftlicher Hohmut!) Es ist unerträglich für einen Rechts- staat, daß die Kapitalisten in der Lage sind, Hunderttausende von Arbeitern auf die Straße zu wersen, nur weil die Unter- nehmer nicht damit einverstanden sind, daß der Staat das Recht hat, den wirtschaftlichen Frieden zu sihern. Der wirtschaftliche Kampf an d«r Ruhr richtet sih gegen die Staatsautorität, damit ist er zu einem politishen Kampf geworden. Darum ist der

*) Mit Ausnahme der dur Sperrdruck hervorgehobenen Reden

der Herren Minister, die im Wortlaute wiedergegeben sind,

dru dL

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Anzeigen nimmt an die

Reichstag verpflichtet, einzugreifen. Dex Schiedsspruch bleibt weit hinter dem zurück, was die Gewerkschaften gefordert hatten. Daher ivar es für die Arbeiter nicht leiht, den Spruch anzunehmen. Sie haben es nux getan, um die ungeheure r D, Er- \hütterung zu vermeiden, die durch einen tariflosen Zustand herbeigeführt worden wäre. Die Unternehmer aber machten le Kampf zu einem Kampf gegen das gesamte Schlichtungswejen und verspotteten die L e des Staates, Dr. Stegerwald hat gestern nachgewiesen, daß der Fünfzigmillionenfonds nur ge- schaffen worden ist, um diese Einrichtung des Reiches zu gzer- trümmern. Beim leßten Metallarbeiterstreik Anfang dieses Fahres beklagten sich umgekehrt die O über „Rechtsbruh“. Und ebenso riefen die Hüttenbesiver Sachsens im ia! H Arbeitsgerichte wegen angeblichen „Rechisbruchs“ der Arbeiter an. Man kann einen Schiedsspruch nicht für ungeseßlich erklären, weil ex nux vom Vorsizenden verkündet worden ist, denn das ist Hunderte Male geschehen, ohne daß die Unternehmer sich da- gegen gewendet hätten. Akkordzulagen sind schon früher gerade auf Verlangen der Unternehmer für verbindlih exklärt ivordeix, (Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Wie können da die Unternehmer jeßt erklären, das wäre unzulässig? Daß die Arbeit- geber sih gerade an das Arbeitsgericht Duisburg gewendet haben, ist nicht verwunderlih. Wie man hört, konnten a Prozent der von seînem Vors E gefällten Schiedssprüche nicht a verbindlich exklärt werden, weil sie ärgste Formfehlec enthielben. (Hört, hôrt! bei den Sozialdemokraten.) Auch bei dem Binnenschifferkampf hat er eine gewerkschaftsfeindlihe Stellung ärgster Art eingenommen, Eine mündliche Begründung für sein Urteil hat der Vorsißpende nicht gegeben, aber obwohl er in der Verhandlung auf die schriftliche Begründung vertröstet hatte, gab er kurz darauf der Presse eine Begründung, die nihts weiter bedeutet, als cine wörtliche Wiedergabe der von den Unternehmern in ihrer Presse vorgebrahten Gründe. (Lebhaftes Hört, hört! bei den Sozialdemokraten.) Von der Sprungrevision werden wir untex Umständen absehen Mete! a) denn in der Revistonsinstanz können die tatsächlichen Verhältnisse nicht von neuem er werden, dort wird nur die Rechtslage geprüft. Deshalb wird die Anrufung der Berufungsinstanz, des Lande®sarbeitsgerichts, notivendig sein. Die Gewerkschaften ben fein Jntevessé an dem Kampf, wenn das Recht anerkannt wird. Es würde die unge- heuerlihsben Folgen haben, - wenn die Avbeiterschaft feststellen müßte, daß verbindlih erklärte Schiedssprüche nur von ihnen, niht aber von den Unternehmern eingehalien werden müßten. Wie kann ein Lohn, der seit dreiviertel Fahren in. der Kölner Metallindustrie tarifüblih ist, die Ruhrindustrie vuinieren? Es ist unerträglich, daß die hochqualifizierten Arbeiter der Eisen- industrie dreißig bis vierzig Mes die Stunde weniger ver- dienen als ungelernte Arbeiter. (Sehr vichtig! bei den Sozial- demokraten und im Zentrum.) Dazu kommt eine Arbeitszeit, die im Durchschnitt weit über 48 Stunden in der Woche hinausgeht. Es ist beschämend, daß die Eisenindustrie, die in der leßten Zeit durch \härfste Rationalisierung Tausende von Arbeitern erwerbs- los gemacht hat, nicht einmal so _minimale Lohnerhöhungen tragen soll, wie sie der so sharf umkämpfte Schiedsspruch bringt. Da die Steigerung der Selbstkosten durch diese Lohnerhöhung nur ganz geringfügig sein kann, so ist es pure Heuqhelei, wenn die Jndustrie behauptet, der Schiedsspruh sei untragbar. Die Unternehmer verheimlichen ihre Selbstkosten und haben au unseren Antrag abgelehnt, einer paritätisch zusammengeseßten Kommission die Zahlen darüber vorzulegen. Die Eisenindustrie ist in den Gestehungskosten durch Tarife usw. begünstigt ivorden. Selbst unternehmerfreundliche Blätter haben jeßt gegen die Ar- beitgeber Stellung genommen und den Schiedsspruch für ver- nünstig erklärt. Die Belastung dur die Lohnerhöhung beträgt lange nicht so viel, wie jeßt schon durch die Aussperrung verloren ist. Bei der Ginführung des D jammerten die Unternehmer, sie müßten mehx Arbeiter einstellen und die Preise erhöhen. Die Preise sind erhöht worden, die Mehreinstellungen sind nicht erfolgt. Der Kampf richtet sih gar nicht gegen die Lohnerhöhungen, sondern gegen die sozialen Rechte der Arbeiter. Der Staat hat die Pflicht zur Unterstüßung der ausgesperrten Arbeiter. Das Reich muß die Mittel dazu gur Verfügung stellen und von den Rechtsbrehern wieder einziehen. Das will der Ge- seßentwurf, den wix eingebraht haben. Das Schlichtungstwesen soll zerrcümmert werden, darum ist der Kampf auh eine Sache des Staates. Die Staatsautorität muß gewahrt werden da- dur, daß den Schaden diejenigen bezahlen, die M durch ihren Rechtsbruch verursacht haben. Wir werden unter Umständne zur Verständigung mit uns reden lassen. (Aha! bei den Kom- munisten.) Ès muß . ein Selbstverwaltungskörper geschaffen iverden, der die Wirtschaft überwacht, wir werden Anträge darauf beim Etat des Wirtschaftsministertums stellen. Wir verlangen ferner die Suspendierung der Roheisenstelle. Das Eigentum kann nach der Verfassung beim Mißbrauch enteignet werden. Wir be- halten uns entfprehende Anträge vor. Die Produktionsmittel müssen in die Hände der Gesamtheit übergeführt werden. Wir verlangen die Wiedergutmachung des Unrechts und die An- erkennung der gewerkschaftlichen Forderungen. (Lebhafter Beifall bei den Sozialdemokraten.) :

Abg. von Lindeiner-Wildau (D. Nat.): Ein erheblicher Teil des Hauses wird mit mir den Eindruck teilen, daß der bisherige Verlauf der Debatte niht der großen Bedeutung des Kampfes enisprocheèn hat. (Sehr richtig! rechts.) Wir wollen das Pro- blem niht nur in dem engen Rahmen des Kampfes zwischen Kapital und Arbeit behandeln. Was wir bisher gehabt haben, war überwiegend nur eine Wiederholung der Ausführungen, die wix in den lebten beiden Wochen in dex Presse, in Flugblättern und in Versammlungen gehört haben. Fh weiß nicht, ob dieses Haus in erregter Stimmung unter parteipolitischen und organi- sationspolitishen Gesichtspunkten zu einer so komplizierten Frage Stellung nehmen kann, die die Lebensinteressen großer Erwerbs- kreise berühren. Der Aufgabe des Reichstags und den Fnter- essen der Gesamtnation werden wix besser gerecht, wenn wir diese

Berlin, Mittwoch, den 14. November, abends. Poftschectkonto: Berlin 41821, {928

Fragen in das Gesamtschicksal der Nation überhaupt hineinstellen, Wenn wix zu konkreten Lohnberehnungen Stellung nehmew wollen, werden wir die Möglichkeiben eines Ausgleihs wux er=- \{chweren, und wix erwecken nur den Anschein, in die Erörterung von Rechtsfragen eingugreifen. Der Arbeitsminister hat gestern geglaubt, zu Fragen des Arbeitsrechts, die hier eine Rolle spielen, Stellung nehmen zu müssen. Fch bin gern überzeugt, daß er dieses Bedürfnis niht nur empfunden hat, weil seine Rede, die ja vorbereitet Jn mußte, bereits vor dem Spruch des Arbeits= gerichts vorlag, sondern weil erx glaubte, seine Ausführungen bef seiner Entscheidung notwendig zu haben. Aber es kann doch der Gindruck erweckt werden, als ob hier auf die freie Rechts- findung einer so neuen Organisation, wie die Avbeitsgerichte es sind, ein unzulässiger Druck ausgeübt werden solle. (Sehr richtig! rets.) Jh glaube, daß notiwvendige Grundlage der Besprethung eine allgemeine Prüfung der deutshen Wirtschaftslage sein muß, wie sie sih seit der Stabilisierung der Mark entwickelt hat. Der Redner weist darauf hin, daß wir sehr bald die Benachteiligung der deutshen Wirtschaft durch die Sonderbelastung der Krieg8=- fontributionen und die Tatsache merken müßten, daß wir unsere Wirtschaft wieder aufbauen müssen mit geborgtem Gelde. Die deutsche Wirtschaft, so erklärt er, bleibt in einex absinkenden Um- gebung stehen und verliert die Konkurrenzfähigkeit auf dem Welts markt. Alles das vollzieht sich in einem Europa, das nicht ein einheitlihes Wirtschaftsgebiet, sondern durch ungeheuer lange Zollgrenzen zervissen ist. Diese gefährliche Abivärtsentwicklung ist von Beobbachtern unserer Wirtschaft schon seit Jahren mit Sorge verfolgt worden, Es muß hier einmal ausgesprochew iverden, daß auch manche Stellen, die von Amts wegen zur För drung der deutschen Wirtschaft verpflichtet sind, dies entweder nicht gesehen halben oder niht halben sehen wollen. (Sehr richtig! rechts.) FJch stimme dem Saße vollkommen zu, daß derjenige ein Verbrechen begeht, der das Gespenst der Jnflation an die Wand malt. Aber au derjenige begeht ein Verbrehen am deutschen Volke, der troy Erkenninms. der wahren Läge nicht entsprechende Maßnahmen dagegen ergreift. Er begeht auch ein Unveht an unseren Reparations8gläubigern. Unsere deutshe Wirtschaft steht in ihrer Gesamtheit niht nur mehr im Anfang, sondern inmitten einer außergewöhnlih gefährlihen Krise. Den Anfang hat die deutsche. Landwirtschaft gemacht. Das nächste Wirtschaftsgebiet, das von dieser Krise ergriffen worden ift, ist das Transport- gewerbe, Eine Katastrophe unserer Reichsbahn ist dur die leßte Tariferhöhung vermieden worden, die aber pcaktisch wiederum doch nux eine außerordentlih drückende - Steuex auf die gesamte deutshe Produktion darstellt (sehr rihtig!), eine Tariferhöhung, die . zudem nah der - Bekundung des Reichsbahngerichts nur für den allerdringendsten Bedarf. ausveicht. Noch dazu ivar diese Tariferhöhung wohl die unsozialste Maß- nahme, die seit langer Zeit im Deutschen Reich erfolgt ist. Lassen Sie mi hieran die Tatsache knüpfen, di? mich als einen Ver- treter des beseßten Gebietes besonders interessiert. Wir haben es erleben müssen, daß mitten im deutschen Lande unter dem Schaß der deutschen Zollmeuern ein altes deutshes Gewerbe, die Rheinschiffahrt, nahezu voliständig zerstört ist; der deutsche Rhein- schiffer ist brotlos oder muß zu den unzulänglihen Tarifen des ranzosen oder Belgiers arbeiten. Jn den großen deutschen &Fndustrien geht der Rückgang immer weiter. Fn der Kohlen- industrie ist die Abwäctsentwicklung zunächst durch den englischen Bergarbeiterstreik ausgehalten worden, aber jeßt wird die Kon- kurrenz immer s{l?mmex. Unter Zugrundelegung des Statisti- hen Fahrbuhs von 1914 und des bekannten Werkes „Wirtschaft und Statistik“ steht es nah amtlichen Quellen bezüglich der Etit- wicklung der Rentabilität in den Fahren 1913/1914 und 1926/1927 wie folgt: Steinkohlenbergbau 1913/1914 10 Prozent, 1926/1927 vier Prozent; für den Schiffbau sind die Zahlen 9 und 0 Prozent, für die eisenschaffende Fndustrie 12 und 3 Pro- zent, für die Metallwarenindustrie 84 und 7 Prozent. Dann möchte ih noch eine Zahl aus der Wiritschaftsstatistik des „Berliner Tageblattes“ anführen. Es handelt sich um eine Berehnung des Kapitalshwundes bei deutschen R Malen Dabei fommen 147 Alktiengesellshasten in Frage. Der Kapitalshwund bei diesen beträgt in den leßten Wirtschafts}ahren im ganzen 337 Milliarden, wohlgemerki niht etwa durch Kursverluste, sondern durch Sanierungen und Zusammenlegungen. Davon l'ommen auf die Eisenindustrie 132 Milliarden, das sind 39 Pro- zent. Diese Entwicklung ist besonders verhängnisvoll, weil sie einen Produktionszweig betrifft, bei dem die Arbeiter unter den s{chwersten Bedingungen arbeiten und deshalb möglichst hohe Löhne verlangen können. Diese Forderung stellen wir mit allen denen, die sie hier erhoben haben, deshalb, weil wix überzeugt sind, daß ‘nur auf diese Weise der Staat das einzige Gut, das ihm niemand rauben kann, die lebendige Arbeitskraft und den Arbeits willen seiner Staatsbürger, hinreihend s{hüßen und erhalten kann. Fe schwerer die Arbeitsbedingungen sind, desto mehr muß gefordert werden, daß das Erträgnis der Arbeit niht nur zur Stillung der vitalsten Lebensbedürfnisse ausreicht, sondern dent Arbeitnehmer auch die möglithste wirtshaftlihe- Sicherheit schafft. Bezüglich der weiteren Entwickluñg dex Eisenindustrie beziehe ih mich auf das Gutachten, das die Reichsregierung seinerzeit von Sachverständigen eingefordert hat. Dieje haben drei Monate lang die Verhältnisse geprüft und sind zu dem Ergebnis gekommen, daß eine Selbstkostensteigerung auch nur in geringstem Ausmaße die Konkurrenzfähigkeit der ganzen Fndustrie gefährde. Jh darf auch darauf hinweisen, daß Dr. Jötten, der bei dem leßten Schiedsspruch als Schiedsrichter fungierte, ganz besonders R hinwies, daß die Möglichkeiten zu weiteren Lohnerhöhungen dur die neue Arbeitszeitregelung aufs äußerste beschränkt seien. Jh darf auch erinnern an die Aeußerung des Ministers Dr. Curtius: „Es ist dringend erforderlich, durh Senkung der Selbstkosten und stärkere Entlastung der Wirtschaft dafür zu sorgen, daß wir den Anschluß an den europäishen Markt nicht nux aufrechterhalten,

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