1906 / 84 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 07 Apr 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Bekanntmachung.

Nah Vorschrift des Besctes vom 10. April 1872 (Gesecysamml. S. 357) find bekannt genTächt :

1) der Allerhöchste Erlaß vom 17. Januar 1906, betreffend die Anwendung der dem Chaufseegeldtarife vom 29. Februar 1840 an- gehängien Bestimmungen wegen der Chausscepolizeivera-ben auf mehrere im Kreise Stendal belegene Chauffeen, durh das Amtsblatt der Königlichen Regierung zu Magdeburg Nr. 10, S. 89, ausgegeben am 10. März 1906;

2) das am 24. Januar 1906 Allerhöch\ vollzogene Statut für den Deichverband für die Ländereien in den Gemarküngen Habernis, Kalleby, Neukirchen, Gintoft und Steinberg durch das Amtsblatt der A jen Ga ¿zu Schleswig Nr. 9 S. 61, ausgegeben am . März f:

3) das am 7. Feöruar 1906 All:rhöch# vollzogene Statut für die Entwässerunzsgenofsenshaft zur Regulierung - der Packliyz von der Kupfermühle bis zur Schloßmühle in A zu Meferit durch das Amtsblatt der Königlichen Regierung ¿u Posen Nr. 11 S. 140, ausgegeben am 13. März 1906; L

4) das am 14. Februar 1906 Allerhöchst vollzogene Statut für die Gntwässerungs- und Drainagegenofsenshaft Ober-Pomsdorf Brucksteine im Kreise Münsterberg durh das Imteblatt der König- vg Regierung zu Breslau Nr. 12 S. 116, ausgegeben am 24. März

Personalveränderungen.

Königlich Preußische Armee.

Beamte der Militärverwaltung.

Dur Allerhöchstes Patent. 20. März. Müller, Hofrat, Geheimer Reatstrator im Kriegsministerium, bes{äftigt im Militärka binett, dec Charakter als Geheimer Hofrat verlizben.

Durch Allerhöchsten Abschied. 22. März. Stolter- fot h, Geheimer Baurat, Intend. und Baurat von der Intend. des A N auf scinen Antrag mit Pension in den Ruhestand verseßt.

Abgerei f:

Seine Exzellenz der Staatssekretär des Reichsshaßamts, Wirkliche Geheime Rat Freiherr von Stengel, mit kurzem Urlaub nah Süddeutschland.

Nichfamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 7. April.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute vormittag im hiesigen Königlihen Schlosse den Vortrag des Chefs des Marinekabinetts, Admirals Freiherrn von Senden-Bibran.

Am 5. d. M. ift der frühere vortragende Rat im Aus- wärtigen Amt, Wirklihe Geheime Legationsrat von Aich - berger in München gestorben.

Franz von Aichberger war aus dem Non gus bayerischen Staatsdienst beroorgegaugen, Er irat am 1. Januar 1872

in das Auswärtige A fir: 1879 wurde “er zum Konsul _in Amoy ‘1885 zum onsul in Galaß ernannt. Jm zahre 1888 als Wirklicher Legationsrat und vortragender T das Auswärtige Amt einberufen, wurde er

1891 zum Geheimen Legationsrat und 1900 zum Wirklichen Geheimen Legationsrat befördert. Als ältester Rat der handels- politischen Abteilung des Auswärtigen Amts war er gleih- zeitig- mit der teilweisen Wahrnehmung von Direktorial- geshäften betraut. 1904 wurde er unter Verleihung der Königlichen Krone zum Roten Adlerorden zweiter Klasse mit dem Stern und Eichenlaub seines leidenden Gesundheits- zustandes wegen in den erbetenen Ruhestand verseßt.

Der Dahingeschiedene hat fich in seinen verschiedenen ver- antwortungsvollen Stellungen durch treue Pflichterfüllung wie selbstlose Hingabe an seinen Beruf ausgezeihnet. Sein An- ¡i 20 wird im Auswärtigen Amt dauernd in Ehren gehalten werden.

Der Botschafter der Vereinigten Staaten von Amerika Charlemagne Tower hat Berlin verlassen. Während seiner Abwesenheit führt der Erste Botschafts\ekretär Henry Percival Dodge die Geschäfte der Botschaft.

Der Königlich niederländishe Gesandte Baron Gevers ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Ge- sandischaft wieder übernommen.

, wohne, daß wi: jedoch aïle das gemeinsame Interesse hätten, unseren

| nahmen blieben allerdings 1906 hinter den Ausgaben um 92 Millionen

Laut Meldung des „W. T. B.“ ift die heimkehrende

leßte Staffel des ostafrikanishen Marineinfanterie- |

detachements mit dem Dampfer „Prinzrezent“ vo-gestern in

/ i: A j l | gemein ans{chlagen zu lassen. Marseille eingetroffen und hat heute die Reise nah Tanger |

fortgeseßt.

Sachsen.

Der Landtag ist heute mit einer Thronrede ge- schlossen worden. L |

In der Thronrede gzdenkt dec König, nah dem Bericht des : „W., T. B.*“, des erfolgreißen Schaffens während der leßten Tagung, | wenn es auch nit gelungen sei, über alle NRegierungêvorlagen und inébesondere über die wihtige Frage der Aenderung der Zusammen- segung der Ercften Kammer eine Einigung zu erzielen, und {ließt mit | dem Wunsche, daß das gemeinsame, auf die Wohlfahrt des teueren | S E gerihtete Streben von dem göttlihen Segen begleitet ein möge.

Dentsche Kolouien.

Der Kaiserlihe Gouverneur von Deutsh-Südwest- ! afrika hat unter dem 7. Februar eine Rundverfügung er- lassen, die auf eine milde Behandlung der Eingeborenen ; hinzielt. Die nachgeordneten Dienststellen werden aufgefordert, | darüber zu wachen, daß die gefangenen Eingeborenen, ins- besondere auch die an Zivilpersonen abgegebenen, gerecht behandelt werden, und es wird als Warnung hinzugefügt, daß s{chlechte Behandlung eines Kriegsgefangenen für den | betreffenden Arbeitgeber außer den geseßlihen Strafen die | Entziehung dieser Arbeiter zur Folge Huben wird.

| Offiziere, die sich auf eine Requisition der Zivilbehörde ge- ¡ weigert hatten, bei einer Kirheninventaraufnahme mitzuwirken, freigesprochen.

| Telegraphenagentur“ meldet, an den Dalai Lama folgendes | Telegramm gerichtet:

| während seines Aufenthalts in der nördlihen Mongo!ei, die an das | russische Rei grenzt, ihre Ehrfurcht bezeigen zu können. Da ih | mich freue, daß meine Untertanen den heilsamen geistigen Einfluß

: gegenzunehmen.

Ein amtliches Telegramm aus Windhuk meldet, daß der Reiter Albreht von Franken, geboren am 25. Oktober 1884 zu Ohligs, früher im Infanterieregiment Nr. 59, am 1. April im Feldlazarett ¿zu Aminuis an Blutvergiftung gestorben ist.

Oesterreich-Ungarn.

Jn den Verhandlungen zwischen dem ungarischen Ministerpräsidenien Freiherrn von Fejervary und den TRUreTA der Koalition ist nah einer Depesche des „Wiener Telegraphen-Korrespondenzbureaus“ in allen Punkten volle Einigung erzielt worden. Gestern empfing der Kaiser den Grafen Andrassy und Franz Kossuth als Vertreter des leitenden Ausschusses der Koalition in dreiviertelstündiger Audienz, worauf sih diese zu einer Konferenz mit dem ungarischen Ministerpräsidenten Baron Fejervary in das Palais des ungarischen Ministeriums begaben. Da die Grundprinzipien der neu zu bildenden Regierung vorher mit Fejervary festgestellt und von der Krone angenommen worden waren und die Krone den Vorschlag, daß Dr. Wekerle auf der Grundlage

solle, genehmigt hat, erscheint die Ernennung des neuen Ministerpräsidenten sowie die gteicgeihge Ausschreibung der Neuwahlen gesichert. Der designierte Ministerpräsident Dr. Wekerle, der mit den führenden Männecn der Koalition über die Grundlagen der Vereinbarungen sowie über die Phasen der Verhandlungen in ununterbrohener Fühlung ge- standen hat, wird heute vom Kaiser in Audienz empfangen werden. Wie die „Neue Freie Presse“ meldet, hat das Kabinett Fejervary bereits seine Demission gegeben, die angenommen worden ist.

Großbritannien und JFrland.

Im Oberhause gab gestern der Unterftaatssekretär des Auswärtigen Amts Lord Fißmaurice in Beantwortun einer Anfrage R der Konferenz in Algeciras na dem Bericht des „W. T. B.“ folgende Erklärung ab:

„Jch E meine Worte sehr sorgfältig abwägen, weil der formelle Abs{luß der Konferenz noch nit stattgefunden hat. Nichts- destoweniger besteht kein Grund, weshalb ich irgend einen Zweifel auf die günstigen Vorausseßungen der Presse werfen sollte, wona die Unterzeichnung des endgültigen Protokolls, wenn nit morgen, so doch in kürzester Frist stattfinden \foll. Wenn die Shriftstüke über die Ange- legenheit vorgelegt werden, wird das Haus übereinstimmend der Meinung sein, daß der Ausspruch, der häufig gebrauht worden ift, daß es näm- lich bei dieser Konferenz weder Siezer noch Besiegte gegeben hat, die Lage richtig kennzeihnet.* „Das Haus wird finden“, fuhr der Unter- ftaatsfekretär fort, „daß das Protokoll der Konferenz dartun wird, daß die Konferenz eine weitere Garantie der Aufcehterhaltung eines harmonishen Vorgehens zwishen den Mächten und einen wertvollen Schritt ia dem langdauernden Prozeß gebildet hat, viz südlichen Ge- ftade des Mittelmeers der Zivilisation und Ordnung zurück. zugeben. Was das Vorgehen Englands angeht, o wünschte die Regierung die Kontinuität der Politik aufrehtzuerhalten, indem E streng an dem Buchstaben und dem Geiste des english- ranzöfishen Abkommens festhielt. Jh glaube, daß das Zusammen- wirken in Algeciras die guten Beziehungen zwischzn rater und England noch weiter acftärkt haben wird. Der Fürst von Bülow hat einmal im Reichstag ‘gesagt, daß Gua ein Haus sei, in dem jeder von uns je n2ach Zeit und Stelle oder toeniger E

diejes senchmigt mit dessen Durchführung betraut werden

aushalt zu festigen und das Gebäude, das uns allen S1 bietet, zu tärken. Indem ich den Namen des Fürsten Bülow erwähne, kann i nit unterlassen, die tiefe Sympathie auszusprechen, die wir alle mit diesem glänzenden Staatsmann und mit der deutshen Nation bei der plôglihen Krankheit, die ihn befallen hat, empfinden.“ „Eines der bemerkenswertesten Ereignisse in den Annalen ves Oberhauses“, fuhr Lord Fißmaurice fort, „war die plößlihe Erkrankung des Lord Chatham am Sÿ[lufse "einer großen Rede über die Kolonial- politik, als er inmitten seiner Kollegen ohnmätig hinsank. Das Herz der deutschen Nation wandte sich damals in Sympathie England und dem großen Minister zu, der so eng mit der Politik Friedrihs des Großen verbunden war. Nah einem Zeitraum yon 128 Jahren wird sich unter so merkwürdig ähnlichen Umständen das Herz der englischen Nation dem dteutschen Kanzler und dem deutshen Volk zuwenden.“ Der Unterstaatssekretär erinnerte sodann daran, daß auf dec Kon- ferenz in Algeciras die glänzende Gestalt des Marquis Vi3conti- Venosta zugegen gewesen fei, und zollte den Diensten des englischen Vertreicrs Sir A. Nicolson, dem England und Europa großen Dank schuldig sei, warme Anerkennung. Nicolson stehe im Begriff, Spanien zu verlassen, um einen höher:n Posten anzutreten; an n Ufern der Newa werde er den in Algeciras verdienten Lorbeer nden. Das Haus vertagte sih darauf bis zum 30. April.

Frankreich.

Jm Senat begann gestern die allgemeine Beratung des Budgets.

Im Laufe der Debatte wies der Finanzminister Poincaré die Kritiken verschiedener Redner zurück und versicherte, „W. T. B.“ zu- folge, daß die Lage dcs Budgets nicht beunruhigend sei. Die Ein-

zurüd, aber die aufsteigende Bewegung der Ausgaben \ei allen Ländern gemein, und glücklicherweise hätten auch die Einnahmen sit 1880 ohne neue Steuern zugenommen. Die Republik habe flets die nationale Woblfahrt gefördert. Der Senat bes{loß, die Rede Poincarés all-

Die Generaldebatte wurde hierauf geshlossen und Artikel eins des Budgets des Finanzministeriums angenommen.

Das Kriegsgericht ‘zu Nantes und Nancy hat die

RNufß:land. Der Kaiser Nikolaus hat, wie die „St. Petersburger

Cine große Anzahl meiner Untertanen, die dem buddhistishzn Glauben angehört, hatte das Glück, ibrem großen Obecpriester,

Eurer Heiligkeit haben genicßzn können, bitte ih Sie, den Ausdruck meiner aufrihtigen Daafbarkeit und meiner Achiuag vor Zhnen ent-

Der von der russishen Regierung den Mächten unter-

breitete Programmentwurf für die zweite Haager Dir E Lens ist nah einer Meldung des „W, T. B.# olgender :

1) Verbefserungen, die an den Bestimmungen des Abkommens, betreffend die friedlihe Regelung der internationalen Konflikte, be- | züglich des Schiedsgerichtshofes und der internationalen Unterfuhungs- |

| fommissionen anzubringen sind,

| shaftsgenossenshaften Dr. | Volksp.) 460, der Professor Moldenhauer-Cöln (nl.) 193

2) Ergänzungsbestimmungen, die den Bestimmungen des Ab, Tfommens von 1899, betreffend die Gesetze und Gebräuche des Land- krieges, hinzuzufügen E, und zwar unter anderem bezüglih der Eröffnung der Feindseligkeiten, der Rechte der Neutralen usw., Ex, klärungen von 1899; da cine unter ihnen verjährt ist, Frage der Erneuerung derselben.

3) Ausarbeitung eines Abkommens, betreffend die Gesetze und Gebräuche des Seekrieges, soweit sie angehen: die besonderen Operationen des Seekcieges, wie die Beschießung von Hâfen, Städten und Dörfern durch eine Streitmacht zur See, die Legung von Minen usw, die Umwandlung von Handelsshiffen in Kriegéschiffe, das Privateigentum der Kriegführenden zur See, die den Handels\{hiffen zu gewährende Vergünstigungssrist zum Ver- lafsen der neutralen Häfen oder der Häfen des Feindes nah der Eröffnung der Feindseligkeiten, die Rechte und Pflichten der Neutralen zur See, unter anderem die Frage der Konterbande, die Bestimmungen, nach denen die Schiffe der Kriegführenden #ch in neutralen Häfen ¿zu richten haben; Zerstörung von als Prisen weg- genommenen neutralen Handelsschiffen durch höhere Gewalt. In das genannte auszuarbeitende Abkommen wären die Bestimmungen über die Kriegführung zu Lande aufzunehmen, die in gleiher Weise bei der Kriegführung zur See Anwendung finden sollten.

4) Zusaßbestimmungen zu dem Abkommen von 1899, wonach die Grundsäye der Genfer Konvention von 1864 auf den Seekrieg An- wendung finden follen.

Nah den im Ministerium des Jnnern eingegangenen beruhigenden Nachrichten sind die angeblich zu Ostern ge- planten Judenunruhen nicht zu erwarten. Pesigestellt ist nur eine mündliche Agitation in Jaroslaw und eine Agitation dur die Presse in Rjäsan. Der Minister des Fnnern hat die Gouverneure aufgefordert, diese Agitation mit allen geseßlihen Mitteln zu unterdrücken.

__— Unm den teilweise auch in die Be gelangten Ge- rühten von der Möglichkeit eines allgemeinen Aus- stands der Eisenbahner auf den Grund zu gehen, wandte sich die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ an die Verwaltungsbehörde und erhielt dort die Aus- kunft, daß nah Berichten der Leiter aller Eisenbahn- linien in Rußland ein solher Ausstand gegenwärtig unmöglih sei, und zwar erstens wegen der von der Negierung für den Fall einer Erregung ren energi- schen Maßnahmen, ferner aber au, weil die Angestellten selbst einem Ausstande abgeneigt seien. Die Regierung könne in nahdrücklihster Weise erklären, daß auch der geringste Versu eines Ausstandes unmögli sei. Aus einem kürzlich in St. Petersburger Blättern veröffentlihten Fnterview mit hervorragenden Persönlichkeiten des Ministeriums der Ver- kehrêwege geht dasselbe hervor.

Ftalien.

__ Jn der gestrigen Sißzung der Deputiertenkammer er- klärte sih der Ministerpräsident Sonnino bei der Beratung des Budgets des Jnnern gegen eine Tagesordnung Turati, die die Einrichtung einer parlamentarischen Kontrolle über die geheimen Fonds anstrebt.

Nach dem Berilht des „W. T. B.* sagte der Ministerpräsident, es handle sich um das Vertrauen gegenüber den Ministern und der ehrenhaften Gesinnung der Regierung, die niht der Möglichkeit beraubt werden dürfe, über gewisse Fonds, die für den Staat eine wirkliße Notwendigkeit darstellen, frei zu verfügen. Worauf es ankomme, s\ei, daß diese Fonts in durchaus einwandfreier Weise und einzig im öffentlichen Interesse verwendet würden. Sonnino versicherte, daß die Politik der Re- gierung geleitet sei von dem Grundsaß der fozialen Gleichheit, Lauter- teit der Verwaltung und der strengen Beachtung der Gesetze und der öffentiißen Freiheiten. Da Turati auf seiner Tagesordnung be- stand, {ritt man zur namentlihen Abstimmung.

Die Tagesordnung Turati wurde mit 224 gegen 78 Stimmen abgelehnt.

Norwegen.

Nachdem das Storthing gestern, „W. T. B.* zufolge, den Antrag des Sozialdemokraten Griksen, den König Haakon um Aus- seßung der Krönung zu ersuchen, mit 91 gegen 24 Stimmen abgelehnt hatte, wurden die von der Regierung geforderten 100 000 Kronen für die Krönung mit 65 gegen 47 Stimmen bexilligt.

Dänemark.

_Die Reichstagssession ist gestern ge\chl ossen worden. Wie das „W. T. B.“ meldet, sind in der abgeschlossenen Session 83 2 En sowie der Beschluß über den Wiederaufbau des Schlosses Christiansborg angenommen worden, während 35 Geseßentwürfe nicht zur orgen im g Oen sind. Von den angenommenen Geseßen waren egierungs- und 3 Jnitiativentwürfe.

Amerika.

Zwischen dem Präsidenten No osevelt und dem Kriegs- sekretär Taft haben, „W. T. B.“ zufolge, Besprechungen über die Befestigung des Panamakanals stattgefunden. Angesichts der Wichtigkeit des Gegenstands ift beshlofsen worden, daß das betreffende Projekt dem Kongresse zur Aeußerung und Beschlußfassung unterbreitet werden soll.

Der Einmwanderungsausschuß des RNeprä- \ entantenhauses hat einen Geseßzentwurf [ertiggenel, der bezweckt, die Einwanderung von Ausländern noch mehr zu beshränken. Der Entwurf sieht, nach der zitierten Quelle, vor, daß jeder erwahsene Mann 2 Dollars, jede er- wachsene Frau 15 Dollars besißen muß. Familien sollen zugelassen werden, 1edoch muß das Familienoberhaupt 50 Dollars besißen. Mehr als 16 Jahre zählende Einwanderer müssen in irgend einer Sprache lesen können. Geistig minderwertige Personen oder törperlih {wache Arbeiter sollen von der Einwanderung ausgeschlossen sein.

Afien.

…_ Laut amtlicher Meldung ist die befestigte Stellung der Eingeborenen bei Kautu dia Dea nach hartnäckigem Widerstande von den holländishen Truppen genommen worden. Der Feind licß 39 Tote auf dem Plaße. Der Wider- bea der Landbevölkerung von Eurekang auf Celebes ist ge-

rochen.

Parlamentarische Nachrichten.

Bei der Ersaßwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten im 4. Wahlbezirk Stadt- und Landkreis Hagen und Kreis Schwelm des Negierungsbezirks Arns- berg erhielt, wie „W. T. B.“ becichtet, nah amtlicher Fest- stellung von den 653 abgegebenen Stimmen der Anwalt des Allgemeinen Verbandes der deutshen Erwerbs- und Wirt- Crüger- Charlottenburg (freis.

Stimmen. Erfierer ist somit gewählt.

Nr. 21 des „Eisfenbahn-Verordnungsblatt3", heraus- gegeben im Ministerium der öffentlihen Arbeiten, hom 4. d. M., hat folgenden Inhalt : Erlasse des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 15. März 1906, betr. Vereinbarung mit der Groß- herzoglih hessisGen Regierung wegen der gegenseitigen staatlichen Gleichstellung und Anerkennung der vor den beiderseitigen Technischen Prüfungsämtern bestandenen Vorprüfung und ersten Hauptprüfung im gesamtèêèn Baufahe; vom 26. März 1906, betr. Unfallversicherung ; vom 29. März 1906, betr. Zuständigkeit der Eisenbahnbehörden bei Vergebung von Leistungen und Lieferungen; vom 31. März 1906, hetr. Ausnahmetarif für Saatgut. Nachrichten.

Statistik und Volkswirtschaft.

tabilität deutsher Staats- und Privateisenbahnen Ne im Rechnungsjahre 1904.

Nach der im Relchseisenbzhnamt bearbeiteten Statistik der im Betriebe befindlihen Eisenbahnen Deutschlands, Band XXV, betrug der Ueber\chuß der Betriebseinnahmen aller Staats- und voll- spurigen Privateisenbahnen des Deutschen Reichs über die Betrieb8ausgaben, bei Ausscheidung der Ausgaben für erhebliche Ergänzungen und der Vergütung für gepahtete Bahnstrecken, im Rechnungsjahre 1904 857,07 Millionen Mark (gegen 830,1, 734,49, 682,49, 763,1 und 777,07 Millionen Mark in den 5 Vorjahren 1903 bis 1899 zurück, 562,74 Mill. Mark i, J. 1894), wovon 832,76 Millionen Mark auf die Staatseisenbahnen 6445 Mill. Mark auf die vereinigten preußischen und hessishen, 52,24 Mill. Mark auf die bayerischen, 47,4 Mill. Mark auf die sähsisGen Staatseisenbahnen, 30,63 Mill. Mark auf die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen nebst den ge- pahteten Wilhelm - Luxemburg - Bahnen, 27,63 Mill. Mark auf die badischen, 21,4 Millionen auf die württembergishen Staatseisenbahnen, 4,91 Vill. Mak auf die mecklenburgishe Friedrich Franz-Eisenbahn, 4,07 Mill. Mark auf die oldenburgischen Staatseisenbahnen und 294,313 Mill. Mark auf die vollspurigen Privateisen- bahnen entfallen. i i

Als Nente des auf die betriebenen Strecken der deutshen Staats- und vollspurigen Privateisenbahnen verwendeten Anlagekapitals be- trachtet, ergab der Betriebsübershuß im Rechnungsjahre 1994 6,11 9% (gegen 6,08 9/6 i. J. 1903, 5,50 9% i. J. 1902, 9,39 9/0 t, S. L001: 6,10% i. I. 1900, 6,68 0/6 i I. 1899, 6,23 0/6 i. I. 1898, 5,07 9/6 i, J. 1894) und zwar bei den Staatseisenbahnen 6,21 9% (gegen 6,14%/9 im Re#nungsjahre 1903), bet den vollspurigen Privat- eisenbahnen 4,72% (gegen 4,53% im Vorjahre). l

Von den Staatseisenbahnen brahten die höchste Ver- zinsung des Anlagekapitals, nämlich 7,27 9/6 (gegen 7,24% im Vor- jahre), die Mee EeN preußischen und hefsishen Staatseisenbahnen; dann folgen die oldenburgishen mit 6,76 (im Vorjahre 7,06) °/o, die mecklenburgische Friedrich Franz-Eisenbahn mit 5,40 (5,14) °/6, die sächsischen Staatseisenbahnen mit 4,83 (4,61) 9/0, die Reihseisenbahnen in Elsaß-Lothringen nebst den gepachteten Fn Lub dura, Bahnen mit 4,34 (4,62) %o, die badischen Staatseisenbahnen mit 4,28 (3,82) °/o, die württembergischen mit 3,43 (3,37) 9% und an leßter Stelle die bayerishen Staatsbahnen mit 3,41 (3,47) 9/9. i

Von den vollspurigen Privateisenbahnen erzielten im Rehnungsjahre 1904 die höchsten Renten, über 69/9: die Ludwigs- Eisenbahn (Nücnberg—Fürth) 19,85 (im Vorjahre 15,54) 9/9, die Wittenberge-Perleberger Eisenbahn 17,57 (18,62) 9/9, die Schaftlach- Gmund-Tegzernseer Eisenbahn 12,99 (13,46) 9/06, die Zschipkau-Finfter- walder Eisenbahn 11,73 (11,39) %%%, die Haltingen-Kanderner Eisen- bahn 10,80 (10,54) 9/0, die Stendal-Tangermünder Eisenbahn 8,97 (8,38) 9/0, die Rappolt3weiler Straßenbahn 8,96 9/0, die Eisern- Siegener Eiserbahn 8,78 (i. Vorj. 14,683) 9/0, die Crefelder Eisenbahn 7,69 9/0, die Filderbahn 7,60 9/0, die Birkenfelder Gisenbahn (unter preuß ser taatsverwaltung) 7,18 °/0, die Altona-Kaltenkirchener Eisenbahn 6,99 9/0, die Bentheimer Kreisbahn 6,709%/0, die Farge- Vegesacker Eisenbahn (unter preußischer Ta 6,53 9/0, die Kahlgrund-Eisenbxhn 6,05%. Von den größeren volls spurigen Privateisenbahnen mit geringerer Rentabilität brachten die Pfälzishen Eisenbahnen 5,549%/0. die Lübeck-Büchener Eisenbahn 5/83 9/0, die Westfälische Landeseisenbahn 4,53 9/0, die bayerischen Bahnen der Lokalbahn-Aktiengesellshaft in München 4,39 9/9, die Braunschweigische Landeseisenbahn 4,76 9/9, die Halberstadt-Blanken- burger Eisenbahn 5,23 9/0, die Liegniß-Rawitser Eisenbahn 3,57 °/o, die Bahnen im Betriebe dec Süddeutschen Eisenbabhngesellschaft in Darmstadt 4,36 9/0, die Lausitßzer Eisenbahnen 4,75 %/, die Eutin- Lüb-cker Eisenbahn 4,93 9%, die Rinteln-Stadthagener Eisenbahn 5,28 9/0, die Prignißzer Eisenbahn 5,24 9/0, die Reinickendorf— Lieben- walde—Groß-Schönebecker Eisenbahn 4,98 9/5.

Alkohol und Verbrechen.

Einen sch{lagenden Betwoeis für den überhaupt kaum mehr ange- zweifelten Say, deß die Erleicbterung des Alkoholgenufses in rechnungsmäßigem Verhältnis zu der Zunahme von Noheits- verbrechen steht, findet man in fo!gender, in der Münchener „Allge- meinen Zeitung“ wiedergegebener Mitteilung der amerikanischen Wochen- {rift „The Nation“: Die Stadt Chicago kat neuerdings für jede Lizenz, eine Bar ¿zu eröffnen, an der geistige Getränke zum MAusshank kommen, die Gebühr von 1000 Doll. (4200 #6) festgeseßt und bat damit das Beispiel anderer Städte der nordamerikanishen Republik, die nicht gerade in Temperenzstaaten liegen in diesen ist der Ausshank von Spiri- tuosen überhaupt verboten —, befolgt. Die Stadt Chicago konnte darin selbständig vorgehen, ohne an eine Staatengeseßgebung gebunden zu sein. Die Lo vergrößerte \tädtische Einnahme wird zur Ver- mehrung des Polizeipersonals verwandt werden, und dieser Grund hat in der langdauecnden Agitation für den Aufshlag in den Lizenzen hauptsählich Einfluß geübt. Während Chicago sonst in seiner ftädtishen Politik durchaus selbständig vorgeht und sih von den Bet- spielen anderer Slädte sehr wenig beeinflufsen läßt, mußte hier die Statistik, namenilih die New Yorks, die Entscheidung geben. _New York hat nämlich auf 400 Einwohner einen Spirituosenaus\chank, Chicago {hon einen auf 243 Einwohner. Jm entsprechenden Verhältnis sind füc die verflossenen Monate Januar und Februar 1906 die Verbrehen zu konstatieren: Das an Ein- wohnern viel weniger reiche SVicogo kann 22 Mordtaten, 340 SUODET und 216 Raubanfälle aufweisen, denen das mindestens anderthalbmal fo bevölkerte New Yo:k nur (!) 18 Mord- taten, 400 Einbrüche und 20 Raubanfälle für diese zwei Monate ent- gegenzustellen hat. Chicago hofft, durch die Erhöhung der Lizenz ein günstigeres Ergebnis seiner Kriminalstatistik zu erhalten und außerdem durh Vergrößerung seines Aufsichtspersonals zu wirken. Denn New York hat einen Polizisten auf 500, Chicago erft auf 703 Einwohner.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Landschaftsgärtner Berlins (vgl. Nr. 73 d. Bl.) waren Donnerstag versammelt, um das Ergebnis der in der lezten Versammlung beschlossenen Taktik festzustellen: „In den einzelnen

artnereien vorzugehen und auf gütlichem Wege ibre Lohnforde- tungen durchzuseßen, wonach kein Landschaftêgäctner innerhalb der nächsten 14 Lage Arbeiten unter 50 &H§ Stundenlohn über- nehme, die Gartenarbeiter nicht unter 45 Pf.“ Bis jeßt haben, der „Voss. Ztg.“ zufolge, etwa 0 v. H. der Gärtner eine Erhöhung ihrer Stundenlöhne um 5 .HZ erreicht, ¡um Teil um 74 4 und 10 §. Etwa Zweidrittel der Gehilfen beiten zu einem Stundenlohn von 50 A, während die Garten- arbeiter bisher zum großen Teil mit 35 § und nur wenige mit

S entlohnt wurden, jeßt aber einen Stundenlohn erzielt haben, der sih zwischen 40 und 45 4 bewegt. Es wurde hervorgehoben, daß dieser Erfolg ohne Kosten und ohne Ausstand erreicht ift,

und weiter beschlossen, dafür Sorge zu tragen, daß auch in denjenigen Betrieben, wo die Lohnsäße die gewünschte Höhe noch nicht erreiht haben, solche noch in diefem Frühjahr eingeführt werden. Die Frage der Verkürzung der Arbeitszeit auf 94 Stunden foll im Frühjahr 1907 gelöst werden. Im Bauschlosser- gewerbe Berlins (vgl. Nr. 83 d. Bl.) ist gestern, Freitag, in allen größer-n Betrieben Berlins und der Umgegend die Arbeit von den Gesellen eingestellt worden. Der Arbeitgeberverband macht bekannt, daß, falls nicht die Forderungen zurückgezogen werden und die Arbeit wieder aufgenommen ist, am heutigen Sonnabend- abend in allen zum Verbande der Arbeitgeber gehörenden Betrieben die Arbeiter ausgesperrt werden. In Betraht kommen 3000 Schlosser. Ein Verband der Vereinigungen Berliner Bäcker- A TA R Gesellen hat sid, wie hiesige Blätter melden, konstituiert und zwar mit weit über 1000 Gesellen. Beteiligt sind hierbei die Gesellenvereine im Stadtbezirk Südwest, Nordwest, Friedrich- stadt, Westen, Zentrum, sodann sämtlihechristlihen Gesellenvereine, ebenso auch der Nationale Gesellenverein. Dieser Verband ift gegründet worden im Gegensaß zu dem sozialdemokratisch gesinnten Verband, der, wie bekannt ift, vor einem Ausstand steht. Der neugegründetz Verband hält zu den Meistern. Zum Kampfe im Berliner Bäcker- gewerbe (vgl. Nr. 75 d. Bl.) erfährt im übrigen die „Post“, daß die entsheidende Abstimmung der Meister über die den beiden Berliner Innungeneingereihten Forderungen der Gesellen am Montag, den 9. April, in einer großen Versammlung erfolgen soll. Eine am leßten Dienstag abgehaltene gemeinsame Konferenz der Jnnungsvorstände hat sich dahin \{lüssig gemaht, das legte Wort in der Sache der Versammlung zu überlassen. Bekanntlich verlangen die Gesellen bis zum Dienstag, dem 10. April, bindende Erklärung über Annahme oder Ablehnung der Forderungen. Im leßteren Falle wird dann der Streik verkündet.

Infolge der Arbeitseir stellung in mehreren zur Weitervecarbeitung der rohen Gewe e dienenden Abteilungen, und da bisher keine Einigung erzielt werden konnte, \chließt, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, die mechanische Weberei zu Linden bei Hannover heute abend ihren ganzen Betrieb. :

In Königsberg i. Pr. wurde, wie „W. T. B." meldet, gestern vor dem Aae mit der ersten und zweiten Lohnklafse der Schneider und Schneiderinnen der Herren- und Damen- konfektion eine Einigung über den neuen Tarifvertrag erzielt. Infolgedessen sollten diese heute früh überall die Arbeit wieder aufs nehmen. ‘Mit den Arbeitern der dritten Lohnklafse, deren Zahl nit bedeutend ift, steht für Montag eine Einigung in sicherer Aussicht. (Vgl. Nr. 69 d. Bl). : :

Die seit Jahren zwishen den Arbeitern und Arbeitgebern der Aachener Textilindustrie streitige Einführung des Zweistuhl- systems wurde, dem „W. T. B.“ zufolge, vorgestern abend dur das Schiedsgericht für Streitigkeiten zwischen Arbeitgebern und Arbeitern nah dreitägiger Verhandlung entschieden. Die_ Arbeiterschaft verstand sch zur Bedienung von ¿wei Stühlen unter folgenden Bedingungen: „Die Einführung des Doppelstuhles darf nur allmählich erfolgen; fie darf in den ersten 12 Monaten nur 5 %% der Weber oder 10% der Webstühle in den einzelnen Betrieben umfassen und darf keine Entlaffung zur Folge haben. Komplizierte Waren dürfen auf den Doppelftuhl nicht gelegt werden. Für den Hauptstuhl wird der volle tarifmäßige Lohn, für den Nebenftuhl 50 9/6 desselben gezahlt. Der Lohn muß für 14 Tage mindestens 52 4 betragen. Der Vertrag soll mit dem 1. Juli in Kraft treten.“ i ;

Zum Ausstand im mitteldeutschen Braunkohlenrevier (vgl. Nr. 82 d. Bl.) wird dem „W. T. B.“ aus Weißenfels telegraphiert: Die Grubenbesißzer erklären gegenüber erhobenen Vorwürfen, daß sie stets bereit gewesen seien zu Verbandlungen sowohl vor dem Ausstand, wie naher. Die Werkbesizer hätten alles getan, den Frieden zu erhalten beziehungsweise wiederherzuitellen. Bei der Ankunft der Arbeitswilligen in Luckenau stürmten die Ausständigen auf das Gendarmeriekommando ein und suchten, wie das „Weißenfelser Tageblatt" meldet, Arbeitswillige vom Arbeitsantritt abzuhalten. Als die Menge dem wiederholten Befehl auseinanderzugehen nit Folge leistete, wurde sie von der Gendarmerie auseinanderge}prengt. In vorgestern abgehaltenen Versammlungen der Ausständigen wurde beschlossen, im Streik auëzuharren. Gestern und heute mate sih indessen, wie dasselbe Blatt mitteilt, eineRückwärts- bewegung des Ausstandes bemerkbar; namentlich die Gewerk - vereinsmiiglieder haben an mehreren Orten die Arbeit wieder aufgenommer, da der Generalrat des Gewerkvereins der deutschen Fabrik- und Handarbeiter öffentlich erklärt, daß die Unter- stüßungszahlungen an seine Mitglieder mit Ablauf diefer Woche aufhören, weil der Streik nur von der Sozialdemokratie ange- zettelt jei, und weil die Grubenbesizer, auch jeßt noch bereit scien, mit den Arbeitern ihrer Betriebe zu verhandeln, die Ver- handlungen mit der Fünferkommission aber ablehnten. Der Genezalrat fordert die Gewerkvereir8mitglieter zur fofoctigen Aufnahme der Arbeit auf, da die PoCieung des Streiks nur ein wirtschaftliher Nachteil für die Arbeiter sein würde. Nach einer Statistik des Weißenfelser Bergwerksvereins beträgt die Loh: der Streikenden im dortigen Nevier zur Zeit noch 1605. Im Meuselwißer Revier sind viele Ausftändige wroieder angefahren.

In den Süddeutschen Metallwerken Mannhetim- Neckarau if, der „Frk. Ztg." zufolge, gestern früh ein Ausstand ausgebrechen. : :

In Weimar treten, wie dem „Berl. Tagebl." gemeldet wird, sämtlihe Shuhmachergehilfen voraussihtlich Montag in den Ausstand. Sie verlangen 31 bis 32 § Stundenlohn statt 27 s. Die Meister haben die Forderung rundweg abgelehnt.

In Braunschweig beschloß, laut Meldung des ,W.T. Deine Versammlung derbraunschweigischen Metallindustriellen einstimmig, wegen der in einzelnen Werken ausgebrochenen Ausstände sämtliche Betriebe st illzulegen, und zwar diejenigen, die ohne Kündigungsfrist arbeiten lassen, vom 11. April ab, die übrigen je nah Maßgabe der Kündigungsfrist. Betroffen werden ev. 6000 Arbeiter. Der Versammlung wohnten auch Vertreter der Metallindustrie- verbände aus Hamburg, Magdeburg, Hannover und Halle bei (vgl. Nr. 83 d. Bl.) , 2

Die Lage des Aussiandes der Seeleute in Hamburg (vgl. Nr. 83 d. Bl) ‘ist seit gestern unverändert. Die Zahl der Ausständigen nimmt, wie ,W. T. B.* berichtet, infolge der täglichen Abmusterungen zu. In der Zeit von Donnerstagmittag bis heute morgen gingen 12 Dampfer, 1 Segelshiff und 1 Seeschleppzug von der Stadt in See. ; j

In Met haben, wie der Pn Ztz." telegraphiert wird, nah- dem Verhandlungen wegen Lohnerhöhungen gescheitert sind, am 4. d. M. die Bauhandwerker die Arbeit niedergelegt. Die Arbeiten an der Stadkterweiterung werden notdürftig aufrechterhalten. Gleichzeitig sind etwa 1:0 Sch neider ausständig, weil die Inhaber der Konfektionsgeshäfte den Stücklohn herunterseßen wollen.

Aus Colmar i. E. wird demselben Vlâtte gemeldet, daß sämt- lihe dortige Arbeiter, darunter auch die städtishen, für dieses Frühjahr einen allgemeinen Ausstand bes{lossen haben.

Dec Ausstand der französischen Bergarbeiter (vgl. Nr. 82 d. Bl.) ist, dem „W. T. B.“ zufolge, in allen Gruben vollständig durhgeführt, ausgenommen in den Gruben von Bruay, wo die Arbeit fortgeseßt wird. Der gestern morgen unter dem Vorsiß Baslys zusammengetretene Kongreß der Delegierten der Bergarbeiter der Kohlenbecken von Anzin, Nord und Pas-de-Calais hat beschlossen, an den Forderungen der Bergarbeiter festzuhalten. Im Anschluß an diese Mitteilungen wird gemeldet, taß gestern abend eine Eisenbahnbrückcke des die Ortschaft Bruay mit der Nordbahn verbindenden Industriegleises dur eineDynamitexplosion teilweise zerstört worden ijt. Jn Douai hielten außerdem 200 Ausständige einen Zug mit arbeits8willigen Bergleuten an. 30 der leßteren wurden von den Ausftändigen festgenommen und nach Douai gebracht.

Die Entlader der Kohlendampfer in Rouen (bgl. Nr. 82 d. Bl.) haben, laut Meldung desselben Bureaus, die Arbeit wieder aufgenommen, nahdem thre Forderungen bewilligt worden sind.

Das Syndikat der Eisenbahnbediensteten von Corsica Feschloß, wie dem ,W. T. B.* aus Ajaccio telearaphiert wird, in einer gestern abend abgehaltenen Versammlung den Gesamtausstand.

In St. Gallen droht, wie die „Köln. Ztg.* erfährt, ein Aus- ftand der Bauarbeiter auszubrehen, weil die Unterhandlungen zwischen Unternehmern und Arbeitern gescheitert \find.

Kunst und Wissenschaft.

In der Aprilsißung der Arhäologishen Gesellschaft wies der Professor Puchstein zunächst auf den Abschnitt über Urgeschichte und Technik von Ausgrabungen hin, den F. von Luschan in der 3. Auflage von G. von Neumayers Anleitung zu wissenschaftlichen Beobachtungen auf Reisen (Hannover 1905) verfaßt hat und worin die Arhäologen ermahnt werden, bei ihren Ausgrabungen auch für die Konservierung der Skelett- und Schädelfunde gebührende Sorge zu tragen, und referierte dann über M. von Grootes Studie über die Gntstehung des ionishen Kapitells und seine Bedeutung für die grie- chishe Baukunst (Straßburg 1905): der Verfasser habe mit Recht betont, daß man bei der Erklärung des Volutenstückes am ionischen Kapitell das Sattelholz aus dem Spiele En vnd die eigentli ionische aus der fog. äolischen Form des * olutenkapitells ableiten müsse und als ailen Typus des ionischen einzig nur den attischen bez. ephesishen betraten dürfe, aber es sei ihm nicht gelungen, Wesen und Geschichte des Eierstabes in überzeugender Weise aufzuklären, wenn er darin au richtig ein besonderes, aus den vorgriechischen oder orientalischen Kunststilen abzuleitendes Element gesucht habe.

Sodann trug der Professor Max C. P. Schmidt über das antike Leterspiel vor. Es stoßen dem Forscher angesichts des Leierspiels zwei Fragen auf: 1) Wie ist die Leier gespielt worden, ebe man das 74Fxzroo» zu Hilfe nahm? 2) Wie hbeiß?zn die Saiten, ehe Pythagoras (580—£08) seine L S fuéan, irn X.) erfand. Ursprünglich zählte man die Saiten. en hôsten Ton

ab die erste, den tiefsten Ton die siebente Saite. Das behielt ytbagoras an einer Stelle bei, als er zu 7 Saiten die 8. O und die Namen ändern mußte. Er nannte die Saite des dritthöchsten Tones roéry. Daneben gab es gewiß Ausdrücke der Kinderstube, des Elementarunterrichts. Ein Berliner Elementarlehrer \sprach von den Müllerjungen und Schornsteinfegern des Klaviers. Dergleichen hat siher auch bei den Griehen existiert. Auch das übernahm Es an einer Stelle, indem er die Saite des drittiefsten ones Zæavós (Lecksaite) nannte. Nun heißt aber 2exavós eigentlich Lelfinger. Arislides Quintilianus sagt ausdrücklich, die Saite sei fo wie der fie \{chlagende Finger benannt worden. Lucian aber sprickt von eirem, der die Schüfseln mit dem Finger ausleckt. Das kann nur der Zeigefinger der Rechten sein. Er |chlug also die drittiefste Saite. Also bleiben die beiden kleinen Finger außer Gebrauch. Die rechte \chlägt die 4 dem Körper ferneren, die linke aber die 4 dem Körper näheren Saiten. Hat die Leier 7 Saiten, so treffen auf der Mittelsaite der rechte Daumen und der linke Ringfinger zusammen. Endlich erfindet Pythagoras seine Namen. Die óxáry ist die „hinaufste“ (Komparation : ózxó, óxép, braros, wie sub, super, supmus = summus). Das kann er nur von den äzyptischen Harfen haben, deren Saiten ebenfalls unten befestigt wurden, deren jede folgende aber, da sie verschiedener Länge sind, höher hinaufgezogen wird, bis die Saite des tiefsten Tones „am weitesten hinauf“ reiht. Musiktheoretiker sprechen von 2 älteren TetraGorden, aus denen die Leier zusammen- geseßt worden sei. Das ist Fiktion. Diese vermeintlichen „Tetrachorde“ find jene beiden Gruppen der Leiersaiten, die die linke und die rehte Hand griff. Wie nannte man fie, ehe das „Tetrahord" ausgetüftelt wurde? „Griffe“ oder ov14agai. So kam es, daß Pythagoras die Quarte ovitaßá nannte. An einem alten Bilde wurde zuleßt die geringe Brauchbarkeit der Bilder erwiesen, wenn es gilt, die Technik des Leierspiels festzustellen. y E a

Zum Schluß sprach der Direktorialassistent der Königlichen Museen Dr. Köster über den Südflügel der Propyläen zu Athen. Dieser ist des Peloponnesishen Krieges wegen nur in ver- kürzter Gestalt zur Ausführung gekommen, geplant war er von der- selben Größe wie der gegenüberliegende Nordflügel. Gewisse archi- tektonishe ÜUnregelmäßigkeiten sheinen darauf binzudeuten, daß er ab- weichend vom Nordflügel nach Westen mit einer Säulenstellung ab- schließen sollte, was bislang allgémein angenommen wurde. Die Grabungen des leßten Sommcrs haben aber erwiesen, daß diese arhi- tektonishen Unregelmäßigkeiten erst Folge des reduzierten Planes sind und für die Rekonstruktion des nahträglichen Entwurfs niht in Be- trat kommen. Aller Wahrscheinlichkeit nach war der Südflügel niht als Säulenhalle geplant, sondern sollte wie der nördliche Flügel einen ges{lossenen Naum mit einer Vorhalle bilden.

Literatur.

NachriŸt, daß der norwegische Kielland gestern dort infolge einer Herzlähmung gestorben is. Kielland wurde am 18. Fe- bruar 1849 in Stavanger geboren, ftudierte in Christiania die Rechte, lebte cinige Zeit in Paris und wurde 1891 Bürger- meister seiner Vaterstadt. Die bekanntesten seiner Romane, in denen er mit maßvollem NRealismus die Charaktere folgerichtig entwidckelte sind: „Schiffer Worse“ Gift*“ und „Schnee“. Zuleßt hatte fi ter Dichter hiftorishen Studien zugewandt, die besonders dem Zeitalter Napoleons galten. Das Ergebnis dieser Studien ist das zweibändige Werk „Rund um Napoleon“, das bereits in deutscher Uebersetzung vorliegt. Auch als Lustspieldihter bat er sich in seiner Heimat einen geschäßten Namen erworben.

Aus Bergen kommt die Romandichter Alexander L.

Theater und Musik.

Im Deutschen Theater findet am Donnerstag die 25. Auf- führung von Hugo von Hofmannsthals Tragödie „Oedipus und die Sphinx“ statt. Am nächsten Montag wird „Kabale und Liebe“ gespielt. Am ersten und zweiten Osterfeiertag sowie an den übrigen Abenden r nei Woche wird Shakespeares „Kaufmann von Venedig" aufgeführt. :

Das Lessingtheater hat für nächste WoWe folgenden Spiel- plan aufgestellt: morgen nahmittag: „Die versunkene Glocke“, Abends: „Kater Lampe“; Aoutas: „Die Wildente“, Dienstag: „Kater Lampe“ ; Mitiwoh: „Urd Pippa tanzt* ; Donnerstag: „Die Weber“; Sonnabend: „Rosmersholm“. Am Karfreitag findet ein geift- lihes Konzert statt. Die Osterfeiertage bringen folgende Vor- stellungen: Sonntagnahmittag: „Der Biberpelz“, Abends: „NRosmers- holm“; Montagnahmittag: „Benigners Erlebnis* und „Hanneles Simmelfahrt“, Abends: „Kater Lampe“.

Der Spielplan des Schillertheaters O. (Wallnertheater) bringt morgen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Die Macht der Finsternis“, morgen abend sowie Dienstag und Mittwoch Shaws „Helden“. Montag wird „Der Vogel im Käfig", Donners- tag „Ueber unsere Kraft" (Il. Teil) gegeben. Karfreitag bleibt das Theater ges{lossen. Am Sonnabend wird „König®-

laube“ wiederholt. Für nächsten Sonntagabend ist auf viel- Faden Wunsch nah längerer Pause Hebbels „Gyges und sein Ring“ angeseßt. Montag (17. Feiertag) wird Nachmittags „Ueber unsere Kraft“ (I1. Teil), Abends „Heimat* gespielt. Im Schiller- theater N. (Friedrich Wilhelmst. Theater) werden morgen nah- mittag „Die Räuber“ gegeben, Abends wird „Zapfenstreih“, am Montag „Der Militärstaat“ aufgeführt. Am Dienstag wird der Shwank „Zwei glückliche Tage“, Mittwoch „Ueber unsere Kraft“ (11. Teil), Donnerstag „Die Macht der Finsiernis*“ gespielt. Für Sonnabend ist das Schauspiel „Wanjuschins Kinder“ angeseßt. Am ersten Ostertage wird Nachmittags „Der G’wissenswurm“, Abends „Das Sti E E Montag, Nachmittags, „Helden“, Abends „Zwei glü e Tage“ gegeben. j /

S Im Theater des Westens werden „Die vier Grobiane“ morgen sowie am Donnerstag, Sonnabend und am zweiten Ostertag