1862 / 179 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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und zu scinem Regiment zurückzukehren habe, „weil er die Mißhand- lung eines Gefangenen nicht verhindert und- somit seine Pflicht ver- absäumt habe.“

Jn der Mittags-Sißung des Unterhauses am Mittwoch, 30. Juli, Fommt die Union Relief Aid Bill zur Berathung. Mr. Puller beantragt eine neue Comité-Berathung über die Bill, um die Bestimmung einzuschal- ten, daß die bedrängten Kirchspiele zur Erhebung von Anleihen auf die Hypothek der '‘Armenabgabe ermächtigt sein sollen. Die Bill, wie sie jeßt stehe, fasse nur die Hungersnoth unter den Almosenempfängern, aber nicht das Elend der noch immer zur Entrichtung der Armensteuer gezwungenen Bevölkerung von kleinen Krämern, Altgesellen, Buchhaltern u. a. Bürgern, ins Auge. Sogar sehr viele Arbeiter gebe es, die ihr leßtes Stück Haus- ‘rath verkaufen, nicht um davow zu leben, sondern nur um noch die Steuer zu entrichten , bis sie selbst dem Pauperismus verfallen sind. Jn cinem Kirchspiel , wo die Hälfte der Steuerzahlenden insolvent is, werde nach den Bestimmungen der vorliegenden Bill jene Klasse, die noch zu zahlen im Stande sei, eine doppelte Armenabgabe aus einem verminderten Einkommen bestreiten müssen, bevor die Hülfsabgabe von den benachbarten, bis dahin wahrscheinlih ebenfalls ruinirten Kirchspielen verlangt werden kann. Dies gelte zumal von den kleinen Krämern, die selbst von der Kund» schaft der Arbeiter leben, die jeßt schon bankerott und auf dem Wege zum Pauperismus seien. Mr. Hib bert ist genau derselben Meinung. Abgesehen davon, daß die Bill den Arbeitern von Lancashire und Cheshire nicht die augenblicklihe Hülfe verschaffen könne, auf die sie mit Schmerzen warten, so könne sie nur die Wirkung haben, alle Kirchspielvereine der beiden Graf- schaften in dieselbe Tiefe des Elends hinabzureißen. Mr. Vielliers (der Prâä- ident des Armenamtes) sucht dem Verbesserungs-Antrag entgegenzutreten indem er berechnet, daß der in den bedrängten Gegenden steucrpflichtige Be- fiy 2,629,000 Pfd. werth sei; daß die Zahl der zu Erhaltenden 332,000 Personen betrage, und endlich, daß eine Armensteuer von 6 Shilling per Pfd., von diesem Besiß von 2,629,000 Pfd. erhoben , eine Summe von 788,000: Pfd. geben würde. Ueberdies werde der s{werste Druck bis zum Oktober vorüber sein und man könne bis dahin 400,000 Ballen Baumwolle aus Jndien erwarten. Leßtere Angabe wird von Mr. Crawford unter- stütt. Oberst Patten is dagegen für das Amendement. Mit großem Nachdruck spricht Mr. Cobden für den Verbesserungsantrag. Das Raison- nement des Präsidenten des Armenamts leide an einem großen Trugschluß; an der Vorausseßung nämlih, daß, während so viele Tausende von Arbeitern erwerb- und brodlos seien, der normale Qu- stand von Lancashire unverändert fortdauern werde. Er wiederholt, daß das Parlament sich eine schwere Verantwortlichkeit auflade, indem es Lancashire den Gebrauch des von ihm am meisten ersehnten Heilmittels ver- weigern wolle. Auch Mr. Newdegate ist der Meinung, daß Lancashire die Ursachen seines Elends und die Abhülfe am Besten kennen müsse. Mr. Smith spricht für die Regiernng. Die Rückzahlung der zu borgenden Summe, meint er, werde große Schwierigkeiten haben. In derselben Weise raisonnirt Mr. Henley, der zugleich bemerkt, daß es der Regierung ja unmer noch frei siehe, falls in Z Monaten das Uebel sich nicht gelegt, das Parlament zu eint November-Sißung zusammenzurufen, um eine wirksamere Maßregel einzubrihgen. Lord Palmerston bemerkt, daß die Er- hebung einer Anleihe zur Bestreitung laufender Ausgaben nach den Dofkitrinen der Nationalökonomie verwerflich sei und in der Verwaltung des Armenwesens eine Neuerung wäre, Ueberdies reiche das Vermögen von Lancashire und Cheshire vollkommen aus, um eine tüchtige Hülfsabgabe zu leisien. Nacbdem noch einige Mitglieder für und wider gesprochen haben, kommt Mr. Puller's Verbesserungsantrag zur Abstimmung und wird mit einer Mehrheit von 7 Stimmen, nämlich mit 95 gegen 88 genehmigt. Nach einer kurzen Conversation , in welcher die Regierung dem Willen des Hauses nachzugeben sich bereit erklärt, kommt man dahin überein, am nächsten Tage, das ist heute, die Bill_ in der gewünschten Weise zu ändern. :

__ Wie man aus einigen Schilderungen des Manchester Exa-

miner“ sieht, dürfte es in der That bobe Zeit sein, den nothleiden- den Fabrikarbeitern auf anständige Weise zu helfen. Jhre englische Geduld, die von Lord Palmersten und anderen Staatsmännern öffentlih so laut gepriesen wurde, dürfte eine allzulange Probe nicbt aushalten, Das erwähnte Blatt schildert verschiedene Kund- gebungen von Arbeitermassen, die sich Über die von den Armenßhßaus: Beamten erfahrene Behandlung bitter beschweren. Hißige Reduer oder Demagogen versäumen in der Regel nicht bei solhen Gelegen: heiten Oel ins Feuer zu gießen. Bei einem Umzuge von 800 brod- losen Arbeitern war der Mayor von Mancester nahe daran, einen sehr gudringlichen Besuch zu erhalten. Auf offenem Plate erklärte ein Redner, die Weiber und Töchter der meisten Arbeiter seien im Armenarbeitshaus mit so s{nôder „Herzlosigkeit behandelt worden, daß sie lieber auf die Straße geben“ (d. h. sih der .Prostitution ergeben), als si derselben Tyrannei wieder unterwerfen würden. __ Frankreich. Paris, 31. Juli. Der „Moniteur® ver- offentlidt zahlreiwe Beförderungen in der Marine. Der in Mexiko om aPdirende Ps Kapitain Noze ist zum Contre - Admiral er- nannt worden. -— Vie ganze mexikanishe Küste befindet sich jett in Blokadezustand, Durch diese Maßregel soll das Be fet Waffen verhindert werden. Die Sciffe, welche sih einer Durch- subung unterwerfen, fönnen in die mexifanischen Häfen einlaufen, um ihre Waaren abzuseßen, Jn Vera - Cruz ist ein Jndividuum ersossen worden, das angebli einen Angriff auf die Herren von Saligny und Almonte machen wollte. Ly

Die Arbeiten, welche zum Schutze der Stadt Arles gegen die Ueberichwmemmungen der Rhone ausgeführt werden sollen, sind dur ec verg C für O erklärt und der Beitrag des

aaïes dazu auf zwei Drittel der Bausumme, d. h, auf 586 estgeseßt worden, L Ae ae E

Das Zollamt Chambery ist für den Jmport von Baumwollen- und Wollengarn jeder Art, englischen oder belgischen Ursprungs, und das Zollamt EStyring im Mosel-Departement für den Jmpott aller mit über 20 Fr. per 100 Kilogramm besteuerten Waaren offen gestellt worden. i

General Bazaine, Kommandant der ersten Jnfanterie-Division der mexikanischen Expeditions - Armee, wird Frankreih vor dem 29. August nicht verlassen, Er geht wit der leßten Truppensen- dung, Wie die „K. Z.“ vernimmt, soll ihm, wenn General Sorey fallen sollte, der Oberbefehl über die Expedition übertragen sein, Präsident Juarèz hat, wie es heißt, ein Schreiben an den Kaiser gerichtet. Die Regierung von Chili hat es übernommen, dasselbe der mit Mexiko unterbrochenen Verbindungen wegen in die Hände des Kaisers gelangen zu lassen. Auf Betreiben des französischen Gesandten in Washington soll Präsident Lincoln vorläufig allé in dem Vertrage mit Juarez ausbedungenen Geldsendungen siflirt haben, Herr Thouvenel hat auf Befehl des Kaisers seinen Urlaub abgekürzt und kommt wegen der in Jtalien und dem Orient zunebmenden diplomatisben Complicationen hierher, —- Herr von Persigny hat si auch 48 Stunden in Paris aufgehalten und si dann auf seine Besißung Chamarande begeben. Der General- Staats - Prokurator in Douai hat den Auftrag erbalten, die Ver- theilung der Mirès'\ben Broschüre: »Lettre à M. Dupin«, zu verhindern. Ein ähnliches Verbot wurde auch hier erlassen. Nur Herrn Mirès selber wurde es gestattet, diese Broschüre von Hand zu Hand zu verschenken.

1. August. Nach einer telegraphischen Nachricht der „Jnd. belge“ wird der General Concha morgen nach Paris abreisen, Er soll den Auftrag haben, dabin zu wirken, daß zwischen Frankreich und Spanien eine Uebereinstimmung in Betreff der mexikanischen Angelegenheit wiederhergestellt werde.

Îtalien. Die außerordentlihe Gesandtschaft, welhe am 29, Juli die Reise nah St, Petersburg antrat, besteht aus dem General der Armee, Grafen Hector Cherbaix de Sommaz als Am- bassadeur, dem eine diplomatische Kanzlei in den Herren Marckese Qldoini, früher Chargé d’Afaires in Et. Petersburg, Baron Ma- rochetti und Baron Galvagno, so wie ein militairishes Gefolge von fünf Offizieren, worunter Oberst Martese Ruero de Cour- tance, Adjutant des Prinzen Carignan, und Graf Bracovens de Savaroux, Ordonnanz-Offizier des Königs, sih befinden, folgt.

Jn Turin traf am 31. Juli als portugiesisher Abgesandter Herr Carreira ein.

Man schreibt der „Patrie“ daß der „Brandon“ am Z0sten d, mit Depeschen aus Civita-Vecchia in Toulon angekommen ist. Jn ¿Folge der mit diesem Dampfer eingetroffenen Nachrichten werde die Regierung die Mission des Capitains Pothnan, dem die formellsten und energishsten Jnstructionen zugegangen seien, aufrecht erhalten. „Die römische Küste“, fügt die „Patric“ bei, „wird sehr streng von den französishen Kreuzern überwacht. Die Dampf Fregatten „DeScartes“ und „Gomez“ hüten die Einfahrt des Golfes von Terracina,

Die „Jtalie“ meldet, daß die päpstliche Regierung in diesem Augenblicke ein starkes Corps von Jren in Jrland werben und ausbilden läßt, um das päpstliche Heer damit zu vermehren. Be- kfanntlih hat Msgr. de Merode mit den irischen Bischöfen verab- redet, daß aus jeder Gemeinde Jrlands vom Pfarrer cin Rekrut geworben und nah Rom geschickt werden solle, Dieser Plan kommt jeßt in Ausführung.

Die Berichte aus dem Süden sind wieder voll von Ueberfällen und Brandlegungen der bourbonistischen Banden, deren Treiben mehr und mehr in Straßenraub ausartet. General Bosco ist von Rom nach Paris abgereist; in einem Briefe an seinen Bruder, der in der italienischen Armee dient, soll erx sih sehr warm für die italienische Einheit ausgesprochen haben, f

Natazzi hat die Vlätter, welche die Proclamation des Syn- difus von Marsala mit Garibaldi's Nede brachten, sämmtli mit Beschlag belegen lassen. Auch die französische Regierung gab die Nummer der „Jndépendance Belge“ nicht aus, in der jene Nede, obwohl aller Ausfälle auf den Kaiser Napoleon entkleidet, stand.

Jn Neapel ist wieder eine Versbwörung entdeckt worden. Die Eträflinge im Bagnes, der Auswurf der Venschheit, wollten fich frei macben, um in die Crocco’s{e Bande zu treten. Der Prozcß Cenatiempo in Neapel hat ergeben, daß die reactionaire Verschwö- rung weite Verzweigungen hatte. j

Neapel, 26. Juli. Der „K. Z.“ wird geschrieben: Die Verhandlungen des Verscbwörungs - Prozesses gegen Monsignore Cenatiempo , de Christen und Konsorten dauern noch immer unter ungeheurem Andrange des Publikums in Castell Capuano fort. Mit Ausnahme der beiden ersten Sißungen wurden die übrigen bisher abgehaltenen mit dem Verhör von Rengèn ausgefüllt, Lek- tere bleiben im Allgemeinen ihren im ersten Verhöre gemachten Er- klärungen treu, die über das ganze Komplot, so wie dessen Führer und Leiter keine Zweifel übrig lassen, Die Aeußerungen“ der An-

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geklagten, von denen der eite oder der andere der öffentlichen Mei- nung hier noch mehr Troß bieten will, werden p von dem nicht sehr nacsichtigen Publikum mit allgemeinem Pfeifen und Zischen begleitet, und der Präsident sieht si nit selten veranlaßt, die Klingel zu ergreifen, um Ruhe und Ordnung zu gebieten. Der ganze Prozeß wird hier im Dru erscheinen und mit Zeichnungen eines sebr gediegenen Malers, mit Namen Gonsalvo Carelli, illu- ftrirt werden. Leider haben wir wieder viele und zwar sehr ver- wegene Diebesstreiche zu beklagen. Außerdem gehen vielen hiefigen reichen Herrschaften, die sid jeßt auf ihren Landgütern in der Um- gegend befinden, täglich Drohbriefe zu, in denen sie aufgefordert

werden , unter Androhung von Tod und Brandlegung, enorme

Summen herzugeben. Die meisten kehren daher wieder in die

Stadt zurü.

Turin, 1. August. Oberst Acerbi, General - Juntendant der Südarmee, ist verhaftet worden.

Die „Monarchie nazionale“ dementirt das Gerücht von der Abreise Caribaldi’s nah Messina; die leßten Berictte datiren aus Palermo. General Cugia, der neue Präfekt von Palermo, if da- hin abgereist. Der portugiesishe Gesandte wird am Sonntage vom Könige in feierlicher Audienz empfangen werden. Der Be- richterstatter der Parlamentskonimission betreffs der neapolitani- schen Eisenbahn und der Uebereinkunft mit Rothschild hat den Bericht vorgelegt und schlägt einige wesentliche Modificationen vor.

Túürkei. Der „Jud. b.“ wird aus Paris geschrieben: Nach Briefen aus Belgrad herrsht in der Stadt wie in dem ganzen Lande eine sehr große Aufregung. Man trifft offen Vorbereitun- gen zum Kriege. Läßt sich die Räumung der serbischen Festungen von den türfishen Besakungen nicht erreichen, so ist der Kampf unvermeidlich; denn die Negicrung des Prinzen wäre gestürzt, wenn sie das Volk zurückhalten wollte. Nun weiß man, und auch die „Patrie“ bestätigt dies, daß die ottomanishe Negierung entschieden jede Diskussion über diese Frage der Näumung ablehnt , die der Konferenz in einem Memorandum der serbishen Regierung unter- breitet worden ist. Die Pforte beschränkt ihre Konzessionen auf eine Verminderung des Effektivstandes ihrer Festungsbesazungen, und wird hierin von England unterstüßt, Bekanntlich ist au der italienische Gesandie in dieser Konferenz; doch hat ihn bis jeßt der Sultan nicht empfangen.

Dem „Wanderer“ geht folgender Bericht aus Ragusa, 29. Juli, zu: Nachdem Derwish Pascha in Folge des bei Oftrog mißlungenen Angriffs sih mit der Hauptarmee Omer Pascha’s ver- eint hatte, {loß si ibr auch Hussein Pascha, welcber in Vassoevici operirte, an, und somit hatte sih die ganze türkishe Streitmacht konzentrirt und ibre Stellung bei Spuz genommen. Die Montene- griner ihrerseits hatten alle ihre Kräfte in Orialukfa gesammelt, und beseßten ihre Vertbeidigungslinien, Die Armee Omer Pascha's zählte über 50,000 Mann, während die Montenegriner kaum 15,000 Mann ihnen entgegenzustellen hatten, Den 18. d. Mts. rücften die Türken zum Angriffe vor. Es entspann sih in Bielopavlovich eine mörderishe Schlacht, welche zwei volle Tage dauerte. Die Montenegriner kämpften sehr muthig, und erst gegen Ende des zweiten Tages zogen sie sih in ihre zweite stärkere Vertheidigungs- linie zurüdck; fie. besehten Zagàrac. Der Verlusk der Türken il dieser Affaire wird nah einer glaubwürdigen Quelle - auf 4- bis 5000 Mann angegeben, jener der Montenegriner ist mir nicht be- kannt. Den 21fsten drangen die Türken neuerdings vor, und griffen die Montenegriner in ihren Stellungen an. Der Kampf ward auf bciden Seiten mit furhtbarer Erbitterung geführt. Beide Théile begriffen, um was es sich handelte. Die Montenegriner empfin- gen den Feind nach ihrer gewobnten Art, und alle Anstrengungen der Türken bracen an ihrem Heldenmuthe. Nach einem äußerst blutigen Kampfe waren die Türken genötbigt, für jeßt die Hoffnung aufzugeben, jenes Bollwerk forciren zu können, Die Armee Omer Pascha's, welbe noch vor wenigen Tagen den Rückzug der Monte- negriner aus Bielopav'ovicb, troß dem üngeheuren dabei erlittenen Vertuste, als einen glänzenden Sieg verkündigt und gefeiert hatte, mußte das Feld von Zagorac räumen und sih mit großem Ver- luste in ihre früheren Stellungen zurückziehen. Die Details dieser Waffenthat sind noch nicht bekannt, Von Luka Bukalovich in der Herzegowina laufen feine Nachrichten ein. Man wundert sih all- gemein, daß er in den jetzigen entscheidenden Momenten unthätig bleibt. Der „Wanderer“ bericbtet aus Belgrad, 27. Juli: Auf Befehl Osman Pascha’s von Bosnien haben die Türken von Uzize, außerhalb des Festungsgebiets, in der dortigen Stadt ein Kaffee- haus und cine Moschee mit bewaffneter Hand beseßt, und befesti- gen sich jeßt darin. Von der serbischen Regierung find gegen die- sen Bruch des Konferenzbesblusses Maßregeln getroffen worden, welche geeignet sind, zu verhüten, daß die Ruhe serbischer Seits gestört werde.

Nach guten (jedoch serbisWen) Angaben beträgt der Stand der serbischen regelmäßigen Armee, “incl, der Reserven, 50,000 Mann;

der ersien Klasse der Miliz, welhe nur junge Leute von 17 bis 20 Jahren umfaßt, 52,000 Mann; der zweiten Klasse Leute, von 20 bis 40 Jahren 52,000 Mann. Sowohl die Miliz erster als zweiter Klasse wird bei Belgrad und in allen übrigen Orten in den Waffen geübt. Für diese Armee sind, wiederum nah serbishen Angaben, 150 Kanonen mit Bespannung he- reit, deren Kaliber jedoch nicht groß ist, außerdem etwas Gebirgsgeshüß. Die türkishe Besaßung der Festung beträgt 2000 Mann reguläre, 1690 Mann irreguläre Truppen und die Armirung allein gegen die Stadt 150 Kanonen. Mit großer Sorgfalt wacht man darüber, daß der Friede, oder rihtiger Waffenstillstand, nicht durch ein zufälliges Ereigniß gebrochen werde, was bei den jungen serbishen Soldaten niht immer leicht ist. Der Fürst schenkte der Armee aus seinem Privatvermögen 200,000 Dukaten und 12 Mill. Oa Getreide, die Fürstin 6 Mill. Oa, wodurch der Brodbedarf für lange Zeit gedeckt ist.

Gerüchte von Unruhen in Bulgarien erhalten fich, der Bezirk Pirot ist im Aufftande. Wenn die Revolution in Bulgarien äll- gemein werden sollte, so dürfte die hier errihtete bulgarische Legion eine besondere Wichtigkeit erhalten. (W. Z.)

Nußland und Polen. St. Petersburg, 29. Juli. Die Beiträge für die Abgebrannten, welche vom 4,—12., Juli der eigenen Kanzlei Jhrer Majestät der Kaiserin eingereiht sind, betra- gen 13,472 R, 52 K. Die ganze Summe der bei der genannten Kanzlei eingegangenen Beiträge beläuft fih auf 116,753 R. 225 K.

Der Lieutenant a. D. Jankowski, früher im Olwiopolschen Ulanen-Regiment, ist wegen Abfassung und böswilliger Verbreitung aufreizender Schriften und verbrecherisher Verbindung mit einer geheimen politishen Gesellshaft in Krakau laut eines am 14. Juni d. J. Allerhöchst bestätigten Erkenntnisses des General- Auditoriats unter Verlust aller Standesrechte und der ungarischen Medaille zu vierjähriger Zwangsarbeit in den Bergwerken verurtheilt. (N. P. 3,

Von der russishen Grenze, 28. Juli. Der Grenzverkehr hat rufsisher Seits wieder eine Erleichterung erhalten, Bisher erhielten die in den russischen Grenzkreisen sih aufhaltenden preußi- schen Unterthanen feine vussiswen Grenz-Legitimationskarten, ent- behrten daher bei kürzeren Reisen- in die Heimath jeder Legitimation und mußten sich, nah dem Ausdrucke der Grenzer, über die Grenze s{muggeln, zumal ihnen die preußischen Pässe gegen Aufenthaltskarten abgenommen wurden und neue Reisepässe nur mit großen Kosten zu erlangen sind, Jett ist von den russishen Behörden angeord- net, daß die in den rusfishen Grenzkreisen lebenden preußiscen Unterthanen, wenn sie sih moralisch gut geführt und zu keinem Zweifel an ihrer Zuverlässigkeit Anlaß gegeben haben, eben so wie die russishen Unterthanen Grenz - Legitimationskarten von den jen- seitigen Polizeibehörden erhalten und nah Preußen kommen und wieder zurückkehren können. Diese erleihternden Bestimmungen be- ziehen sih indessen nur auf die russischen Landestheile, niht auch zugleich auf die polnishen Provinzen. (Tilsit. Z.)

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff'schen Telegraphen-Büreau. Wien, Freitag, 1. August, Nachmittags. Das Unterhaus ift bis zum 15. September vertagt worden. Bern, Freitag, 1. August, Abends. berichtet an den Bundesrath über die

Der Staatsrath Tessins steigende Aufregung in namentlih wegen

Tessin in Folge italienischer Provocationen , Tourte

Plakate, die Lugano als ein italienische Stadt bezeichnen. ist beauftragt, Erkundigungen einzuziehen.

London, Freitag, 1. August, Nachmittags. Nach mit dem „Kangaroo“ aus New- Vork eingetroffenen Berichten vom 22ften v. Mts. waren die Konföderirten bis fünf Meilen von Nashville vorgerückt, Gerüchts8weise hieß es, daß die Franzosen Guaymas in der Provinz Sonera ofkkupirt hätten.

Der Wechselcours auf London war in New-York 131, Gold- agio 195; Fonds waren matt.

Turin, Freitag, 1. August, Abends. Man versichert, daß der Zufluß der Angeworbenen in Corleone fortdauere und daß Garis- baldi täglih in Messina erwartet werde, Es heißt gerühtsweise, daß ein mit Waffen beladenes amerikanishes Schiff in Palermo angekommen sei.

Nach dem „Giornale di Napoli“ hätten die Franzosen ihre Stellungen an den römischen Grenzen verlassen und sih zu Terra- cina, Velletri und Frosinone konzentrirt. Das päpstliche Detache- ment zu Alatri hat sich nach Ferentino zurückgezogen. Die biSsher