1886 / 10 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 12 Jan 1886 18:00:01 GMT) scan diff

ci i Lactüh i L E D Li Ra a Ma Di Mui d did i A B Sri fc L ip.

Württemberg. Stuttgart, 12. Januar. (W. T. B.) Der „Staats-Anzeiger für Württemberg“ meldet die Ver- lobung des Prinzen Wilhelm mit der Prinzessin Charlotte von Schaumburg-Lippe und fügt hinzu: der Königs sei durh diese Verbindung von innigster Freude erfüllt, welhe im ganzen Lande den lebhaftesten Wiederhall finde; Se. Majestät bose zuversichtlih, daß der Entschluß des Prinzen zum Wohle des Landes gereiche.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 10. Januar. gn Folge des Ablebens des Staats-Ministers Grafen von Ba wiß ist der Staatsrath Dr. Buchka, welcher seit 20 Jahren dem Justiz-Ministerium sowie den mit demselben verbundenen Abtheilungen für geistliche und Unterrichts-Angelegenheiten vorsteht, mit dem Vorsiß im Staats-Ministerium und mit den Funktionen des Ministers des Auswärtigen und des Großherzoglichen Hauses einstweilen betraut worden. Jn diesen Tagen hat si derselbe zu dem Großherzog nach Cannes begeben.

Oefterreih-Ungarn. Wien, 10. Fanuar. (Wien. Abdp.) Jm niederösterreihischen Landtage wurde gestern die Debatte über die Vorlage, betreffend die Errichtung einer Landes-Hypothekenbank für Nieder-Oesterreich, zu Ende geführt. Das Resultat derselben ist die Annahme der Maggschen Anträge, durch welche die Angelegenheit bis zur nächsten Session vertagt erscheint. Außerdem wurde eine Reihe kleinerer Vorlagen der Erledigung zugeführt.

Großbritannien und Jrland. London, 9. Januar. (Allg. Corr.) Der in der Sitzung der irischen National- Liga am Dienstag verlesene neueste Ausweis der zum irischen parlamentarischen Fonds beigesteuerten Gaben weist einen Gesammtbetrag von 3603 Pfd. Sterl. 12 Sh. 6 P. auf, in welcher Summe Amer ika mit 3000 Pfd. Sterl., Austral-Asien mit 500 Pfd. Sterl., Canada mit 52 Pfd. Sterl., Neuseeland mit

50 Pfd. Sterl. und JFrland mit 1 Pfd. Sterl. 12 Sh. 6 P.

figuriren. Die „St. James! Gazeite“ kann nicht umhin, angesichts dessen auszurufen: „Von Amerika 3000 Pfd. Sterl.; von Jrland 1 Pfd. Sterl. 12 Sh. 6 P.! Hier sehen wir, wie die Liga erhalten wird: Durch Leute, denen die legislative Unabhängigkeit Friands ganz gleichgültig ist, aus- genommen als Mittel, vin das von ihnen verabscheute Eng- land zu plagen, zu denmüthigen und zu ruiniren. Nun ist die Frage, ob Engländer gedenken, sih durch Unzufriedene in der Heimath beshwatßzen oder durch die Kreaturen fremder Bös- willigkeit einshüchtern zu lassen, um eine der ihnen von diesen Herrschaften angebotenen Alternativen anzunehmen, nämli: die Vernichtung ihrer parlamentarischen Jnstitution oder den Ruin des Reichs !“

Das „Reutersche Bureau“ meldet aus Bhamo (Birma), vom 31. Dezember (via Minhla, 8. Januar):

Das Hauptquartier kam am 24. d. în Nyadoung an, Der Wun versammelte die Einwohner vor dem Gerichtshofe und verlas die britische Proklamation. Sämmtliche Einwohner \chienen freundlich gesinnt und willig zu sein, die Engländer zu unter- stüßen. Die Vorhut der Expedition erreihte Bhamo am 28. d, ohne auf Widerstand zu stoßen, sodaß keine Verluste zu melden sind. Am nächsten Tage folgte das Hauptquartier und die Flotten-Brigade. Der Wun fam in einem landesüblichen Boote dem Dampfer des Generals entgegengefahren, und versicherte / demselben, daß die Stadt friedlich gesinnt sei. Alsdann landete der General und wurde von dem Wun durch die Stadt geführt. In sämmtlichen von ihnen passirten Straßen bildeten die Einwohner, unter denen si auch viele Chinesen befanden, Spalier.

—- 12. Januar. (W. T. B.) Jackson, Mitglied des Unterhauses für North Leeds, ist an Stelle Nidley's zum Finanz-Sekretär im Schaßzamt ernannt worden.

Frankreih. Paris, 9. Januar. (Fr. Corr.) Heute früh trat der Ministerrath im Elyséepalasi zusammen, um über die Fassung der ministeriellen Erklärung schlüssig u werden. Der Conseils-Präsident hat seine Kollegen ereits von der einzuhaltenden allgemeinen Verhaltungs- linie unterrichtet. Er erachtet, daß die durh die Wahlen vom 4. Oktober geschaffene Lage und die Möglichkeit von Wahlen im August zur Erneuerung der Generalräthe den Republikanern die Verpflichtung auferlegten, die Reste der früheren Spaltun- gen verschwinden zu lassen und sih für den Kampf wider den gemeinsamen Feind zu einigen. Zu diesem Zweck müsse man alle politischen Fragen beseitigen, die zur Uneinigkeit Anlaß geben könnten, und sih im kommenden Jahre nur damit beschäftigen, die Fragen zu lösen, deren Lösung dringend und gleichzeitig für alle Republikaner annehmbar sci. Diese Fragen sind nah Hrn. de Freycinet folgende: 1) die Verwaltung in der Weise zu organisiren und diszipliniren, daß ihr eine Einheit der Leitung gegeben wird und von ihr in allen Graden der Hierarchie eine unumschränkte Ergebenheit für die republi- kanischen Einrichtungen erlangt werden kann. 2) Die regel- mäßige Ordnung in den Finanzen durch die Aufstellung eines Budgets für 1887 von einem wirklichen Gleichgewicht wieder einzuführen, ohne zur Schaffung irgend einer neuen Steuer oder der Emission irgend einer wirklichen Anleihe greifen zu müssen. 53) Die Regelung der Kolonialfragen durch die billigste Organisirung des Protektorats in Tongking und Madagascar zu vollenden. Diese dreifahe Auf- gabe wird nah der Ansicht des Conseils - Präsidenten enügen, das laufende Fahr auszufüllen, so daß es 1887 mög- ih sein werde, die politischen Fragen, die sh auf den ver- schiedenen Programmen der Republikaner befinden, zu prüfen. Auf die wirthschaftlichen und finanziellen Fragen, auf die Re- formen zu Gunsten der nationalen Arbeit gedenkt das Kabinet vorerst sein Augenmerk zu lenken. Hinsihtlih des Budgets will der Conseils-Präsident weder neue Steuern noch eine An- leihe, sondern rechnet hauptsählich zur Herstellung des Gleichgewihts auf die Einschränkung in den Ausgaben. Namentlich beim Kriegsbudget beabsichtigt General Bou- langer, ohne dem Wesen irgend eines Zweiges Eintrag zu thun, eine ganz bedeutende Ersparniß durchzusezen. Sollten aber die Verringerungen in den Ausgaben nicht ge- Ertob dann würden die ungenügenden Einnahmen dur Erhöhung der Alkoholsteuer und Aenderung der Verpflich- tungen des Staatsschaßes vermehrt werden, welche die allzu nahen Rückzahlungen auf einen genügend langen Zeitraum ver- theilen, so daß die im Budget eingeschriebenen Annuitäten vermindert werden. Außerdem beschäftigte sih der heutige Ministerrath mit dem Budget-Entwurf für 1887, dessen allgemeine Grundzüge der Finanz-Minister Sadi Carnot zur Kenntniß brachte. Der Finanz-Minister beab- sichtigt, ein wirkliches und ehrliches Gleichgewicht im Budget herzustellen, ohne jedoch zur Kreirung neuer Steuern noch zu

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einer Anleihe zu schreiten. Er richtete daher an seine Kollegen das Ersuchen, ihre respektiven Budgets einer neuen ernst- lihen Prüfung zu unterwerfen und jede nur mögliche Er- sparniß vorzunehmen. Wie es heißt, sind insbesondere der Kriegs- und der Marine-Minister gewillt, umfassende Erspar- nisse in ihren respectiven Budgets eintreten zu lassen. Der Finanz-Minister Sadi Carnot theilte bei dieser Gelegenheit mit, daß die Steuer-Erträgnisse des leßten Dezember ganz be- sonders ungünstige gewesen seien, namentlih in Folge des er- heblichen Ausfalls beim Zucker. Das Jahr 1885 is} somit um 37 Millionen hinter den Voranschlägen des Budgets zu- rückgeblieben. Die Neuwahlen in den vier Departe- ments Ardêche, Corsica, Landes und Lozère, deren Abgeord- nete invalidirt wurden, sind auf den 14. Februar fest- geseßt. Der Präsident der Republik unterzeihh- nete außerdem eine lange Reihe von Ernennungs- Dekreten höherer Beamter in den verschiedenen Ministerien. Ganz besonders durchgreifend gehen diesmal der General Boulanger und der Admiral Aube vor. Jm Kriegs- wie im Marine-Ministerium wurden sämmt- lihe Direktoren und Chefs dur andere Persönlichkeiten erseßt. Zum Kabinets-Chef des Kriegs-Ministers wurde der Oberst Yung und zum Chef des Großen Generalstabes der Divisions-

eneral Galland, zu Unter-Chefs die Brigade-Generale Peau- cellier und de la Roque ernannt. Der Marine-Minister, Admiral Aube, der ein überzeugter Anhänger der Torpedos und ein Gegner der großen Panzerschiffe ist, soll sehr umfang- reiche Neuerungen und Reformen im Marine-Departement in Aussicht nehmen.

10. Januar. (Köln. Ztg.) Jm Marine-Mini- sterium fanden folgende Personal-Veränderungen statt: Pertier, Ober-Fnspektor des Verwaltungsdienstes, Direktor der Kolonien, wurde seiner Stelle entseßt; Chatelain, Junspektor des Verwaltungsdienstes, wurde zum Direktor desselben er- nannt. Der Contre-Admiral Olvy, Direktor des Personals, wurde durch den Contre-Admiral Vignes erseßt. Ducos, Audi- teur erster Klasse im Staatsrath, ehemaliger Kabinets-Chef des Handels-Ministers Herisson, erseßt Fournier, Direktor der Buchführung; Renard, Unter-Direktor im Handels-Minist-rium, Faure, Unter-Direktor der Buchführung, und Hervoches de Guillon den General-Kommissar Lureau. Der Justiz- Minister hat den P des Gerihtshofes in Tunis verseßt, weil er gegen den General-RNesidenten eine feindselige Haltung gezeigt habe.

11. Fanuar. (W. T. B.) Die Kammern werden morgen die Wahlen der Präsidenten vornehmen. Die Verlesung der Botschaft und der ministeriellen Erklärung erfolgt voraussichtlih am Donnerstag. Dec Handels-Minister Lockroy erklärte Vertretern des Ge- meinderaths gegenüber: er bereite einen Gesetzentwurf, betreffend die Ausstellung im Jahre 1889, vor, und werde denselben demnächst vorlegen.

Spanien. Madrid, 11. Januar, (W. T. B.) Offizielle Depeschen aus Cartagena melden über einen Versuch, \ih des Forts St. Julien, zu bemähtigen, Folgendes: Der Militär-G ouverneur von Cartagena wurde heute srüh 1 Uhr davon benachrichtigt, daß auf dem Fort St. Julien ein Aufstand stattgefunden, habe. (Das Fort liegt am Meere in der äußeren, Vêxtheibigungslinie.) Ein Sergeant hatte sich unter dem SchutzF der Dunkelheit an der Spitze einer Anzahl Bauern den Fort genähert und ein ander Sergeant der Garde öffnete das Thor. Die Aufrührer drangen ein und überraschten den Gouverneur des Forts. General Fajardo, von dem Ueberfall benachrich- tigt, rückte von Cartagena aus mit 5 Compagnien gegen das Fxort vor, ließ die Compagnien indessen in einer gewissen Entfernung Halt machen und begab sich nur mit 4 Gendar- men näher an das Fort, um die Aufständischen zur Ueber: gabe zu bungen. Leßtere gaben jedoch Feuer und verwunde- ten den General durch 4 Schüsse. Da sie aber die Unmöglich- keit erkannten, in dem Fort Widerstand zu leisten, weil sie durch die Besaßung nicht unterstüßt wurden, so entflohen fic nah dem Meere. Fn Cartagena herrsht Ruhe.

Jtalien. Neapel, 11. Fanuar. (W. T. B.) Pozzolini ist nah Massauah abgereist.

__ Griechenland. Athen, 11. Januar. (W. T. B.) Der Kollektivschritt zur Herbeiführung der Abrüstung fand heute mittelst einer von sämmtlichen Vertretern der Groß- mächte unterzeichneten Note statt.

Serbien. Belgrad, 11. Januar. (W. T. B.) Die Nachrichten von der Demission des Ministers des «Fnnern, Marinkowitsch, und oon Konferenzen aller Parteiführer im Königlichen Palais unter Vorsiß des Königs werden vou kompetenter Seite für unbegründet ertlärt.

12. Januar. (W. T. B.) Die Vertreter der Großmächte überreichten heute eine Kollektivnote, in welcher auf Anregung der russischen Regierung die Ab- rüstung der Balkanstaaten gefordert wird. General Leschjanin ist gestern zum militärischen Beirath bei den Friedensverhandlungen ernannt "worden. Der König kehrt heute Mittag mit dem militörishen Gefolge nah Nisch zurü.

_ Rußland und Poïen. St. Petersburg, 12. Januar. (W. T. B.) Das „Fourna!l de St. Pétersbourg“ be- stätigt, daß die Mächte dem russish2n Vorschlage, Serbien und Bulgarien zur Entwaffnung aufzu- fordern, zugestimmt haben. Das „Journal“ bemerkt hierzu: diese Zustimmung bekunde in bestimmter Weise die Einmüthigceit der Mächte angesichts der Gefahren, welche jene Länder bedrohen ; ungeachtet des Mißerfolges der Konferenz könne dies der Ausgangspunkt einer neuen diplomatischen Aktion werden, welche, wenn sie diesmal aufrichtige Unter- stüßung finde und wirksam fortgefühct werde, den Orient vor neuen Komplikationen bewohren dürfte.

Das „Finanz-Amts blatt“ veröffentliht eine vom Kaiser sanktionirte Entschließung des Reichsraths, wonah vom 13. (1.) Januar 1886 ab im Münzsystem einige Veränderungen eintreten jollen. Es sollen Gold- münzen (Fmperials) zu 10 Rubeln geprägt werden. Diese sollen, wie die zu prägenden vollwerthigen silbernen Münzen, 00 Theile des bezüglichen reinen Edelmetalls und 100 Theile E enthalten. Silberne Scheidemünzen, die ausscließlich für den Verkehr im ‘Funern des Reichs bestimmt sind, sollen 500 Theile reinen Silbers und ebensoviel Kupfer enthalten.

Dänemark. Kopenhagen, 11. Januar. (W. T. B.) Das Höchste Gericht bestätigte heute das Urtheil, durch welches der Präsident des Folkethinges, Berg,

General

zu einer sechsmonatlihen Gefängnißstrafe verurtheilt worden war, weil er im Juli 1884 bei Gelegenheit einer po- litischen Versammlung in Holstebro (Jütland) \sih an der ge- waltsamen Entfernung des Polizeimeisters von der Redner- tribüne betheiligt hatte.

Zeitungsstimmen.

Die „Kölnische Zeitung“ schließt eine Besprehung der Branntwein-Monopol-Vorlage mit folgenden Säßten:

. ._. Das sind Bedenken von Einzelheiten, über die \sich eine Ver- ständigung wohl finden lassen wird. Das Wesen des ganzen Ent- wurfs ist so cinfach und die Interessen der vershicdenen Brennerei- betriebe sind so geschickt gewahrt, daß nur Diejenigen den Entwurf von vornherein werden abweisen können, die sich auf den grund\sätz- liben Standpunkt stellen, überhaupt jedes Monopol als folhes zu verwerfen.

Die „Hamburger Nachrichten“ äußern sich über das Branntwein-Monopol folgendermaßen:

„Sieht man von den prinzipiellen Bedenken ab, fo läßt sich vielleicht niht verkennen, daß der Entwurf wenigstens bemüht ift, alle konkurrirenden Interessen zu berücksihtigen und dem prinzipiellen Ge- sihtspunkte in ergiebiger und doch zugleih \{chonender Weise dienstbar zu machen, insbesondere was die Interessen der Landwirthschaft, der industriellen und gewerblichen Betriebe anlangt, dann aber auh in Betreff der Finanz- und sozialpolitishen Seite der Sache. Ferner nimmt der Entwurf besondere Rücksiht auf dic Volksgesundheitspflege und die öffentlihe Moral. Nach allen diesen Richtungen begegnen wir in der Vorlage den beachtenswerthen Winken und Vorschlägen unter Voranstellung der Bedingungen der Zweck- mäßigkeit und praktischen Brauchbarkeit. Wir halten deshalb dafür, daß in dem Entwurf nunmehr wenigstens die geeignetste Grundlage für eine sahlihe Behandlung des hohwichtigen Gegenstandes gegeben ift, welche bisher so sehr zu vermissen war.“

Ueber denselben Gegenstand schreibt der „Schwäb ische Merkur“:

. …. Von dem Standpunkt, jedes Monopol überhaupt zu verwerfen, ist man am Entferntesten in Süddeutschland. Hier haben Diejenigen, welche stets zur nationalen Sache gehalten haben, die Idee des Branntweinmonopols, wie früher die des Tabackmonopols, freudig begrüßt als einen Versuh, das Reih finanziell fest auf die Füße zu stellen, Sie wollen so wenig als irgend Jemand in Bausch und Bogen annehmen, was da ersonnen worden ist. Aber fie scheuen sich niht vor dem Worte „Monopol“ und vor dem allerdings bedeutenden Eingriff der NReichsgewalt, der darin ent- halten ist. Stärkung der Neichsgewalt ist ihnen überhaupt kein (Gegenstand des Schreckens, und sie glauben auch de: Einzelstaaten besser zu dienen dadur, daß sie sie helfen in den Stand seten, Glie- der eines reiche Einnahmen ziehenden Ganzen zu werden, als ihre finanziell fo \{wierig gewordene Lage endlos zu verlängern. Und aufs Ganze gesehen, is es niht lächerlih und auf die Länge unerträglih, daß unsere Nachbarn, die ohnedies aus dem Taback, sei es durch ein Monopol, sei es durh monopolartige Besteuerung, leichte und große Einnahmen erzielen, auß durch den Branutwein sih große Mittel verschaffen, durch die sie uns finanziell überlegen sind, was denn doch auch politisch ja sehr in Betracht kommt ? Wir bedenklichen Deutschen ziehen jährlich 53 Millionen Mark aus dem Branntwein, Frankreich 200, England 300, Rußland 600! Im „Lande der Freiheit“, Nordamerika, gewinnt man vamit 200 Millionen und deckt dadurch die halben Staatsausgaben. Wenn also nur das Monopol uns helfen kaun, es auch dahin zu bringen, wie anderc praktischere Nationen, follten wir dann das Monopol so weit von uns fortweisen? Jedenfalls wird und muß die Erörterung über das Monovol dahin führen, daß wir, so oder so, zu ciner besseren, einträglicheren Branntweinbesteuerung kommen. Wollte Süd- deutsch/and egoistisch sein, so müßte es nah dem jeßt Gebotenen eifrig greifen, denn die geplante Vertheilung nach dem Matrikularmaßstab seßt uns, da wir weniger Branntwein ver- brauchen als die Norddeutschen, wesentli in Vortheil gegen diese. Was as „Gläschen des armen Mannes“ betrifft, das in gewisser Beschränkung allerdings unentbehrlich ist, so wird es etwas vertheuert werden, was vom sittlihen und gesundheitlichen Standp1nkt nicht zu beklagen wäre; gewiß aber auch durch eine ehr- liche Staatsverwaltung erheblich verbessert, so daß es selbst nach Ver- dünnung mit Wasser noch gesünder und shmacthafter wäre, als das jeßt übliche Getränke der untersten Klassen. Doch das sind Einzel- heiten, auf welche einzugehen heute vielleiht zu früh ist. Wir schen auf as Ganze: Wir wollen helfen an dem Werke des Kan; lers

__—Pnder „Landes-Zeitung für Elsaß-Lothringen“ lcfen wir:

Nicht selten werden die sozialpolitishen Bestrebungen des Deut- [en Reichs als eine Art Modesache behandelt, die ohne tieferen (Srund das wohlwollende Interesse weiter Kreise auf ih zu lenken wußte ; bei der praktischen Undurhführbarkeit der gesammten Ideen, so hört man oft, werde, wie bei jedem Modeartikel, so auch hier, dies JIrteresse uur von kurzer Dauer sein.

Gegenüber solchen, theils avf gutmüthigem Unverstand, theils auf sebr verständiger Böswilligkeit beruhenden oberflächlichen Urtheilen, die gerade wegen ihrer Oberflächlichkeit für die Sozialpolitik hinter Bierkrug und Weinflashe sehr viel Verlockendes haben, ist es ein wohlthuendes Gefühl, Anschauungen zu begegnen, die in ernster, vorurtheilsloser Untersuchung der Sache tiefer auf den Grund zu gehen *uchen In hervorragender Weise tritt uns nun dies letztere in einem Vortrag entgegen, welchen einer der bedeutendsten Großindu- striellen ‘der Schweiz, Hr. H. Wunderly- v. Muralt in Zürich, am 4, Dezera1ber v. I. in der „Kaufmännischen Gesellschaft“ daselbst gehalten hat und welcher nunmehr unter dem Titel: „Ueber Haftpflicht aus Fabrikbetrieb und Einführung der allgemeinen Unfallversicherung“ ei Zürcher und Furrer im Druck erschienen ist. Der Verfasser be- trachtet, großentheils im Anschluß an Erörterungen von Pro- fessor Paasche, die ganze Sache von dem Standpunkt aus, daß er die Entwickelung von der Haftpflicht zur allgemeinen Unfallversiherungsgeseßgebung mit Rücksicht auf deren Verhält- niß zu den Grundsäßen des alten Privatrehts ins Auge faßt; gerade mit diesen letzteren mußte auf diesem bestimmten Gebiete immex mehr gebrochen werden, denn fo lange die Arbeiter auf Prozesse an- gewiesen waren, in denen sie den oft recht \{chwierigen Beweis für ein Berschulden des Arbeitgebers oder dessen Beamte zu erbringen hatten, konnte von einer Ueberbrückung der immer tiefer gähnenden Kluft zwischen Arbeiter und Arbeitgeber nicht die Nede sein. Recht hübsch zusammengestellt 1 das gegenseitige Verhältniß des Hasft- vflichtgeseßes, des Sozialistenge]seßes (mit der beigegebenen Ver- sicherung, daß die Regierung selbst für das Wohl der arbeitenden Klassen eintreten werde), der Schußzölle zur Beschaffung der Armee- kosten, der Heranziehung der geshüßten Produzenten zu den Kosten der durh die neuen Wirthschaftsgeseße geschaffenen Einrichtungen. Dabei hat Deutschland in richtiger Erkenntniß der realen Verhält- nisse seine neue Gesetzgebung mit der Krankenversicherung begonnen, denn bei den meisten Unfällen ist nicht sofort die Natur des eingetre- tenen Schadens zu erkennen und erst nah einiger Zeit zu bestimmen, ob für bleibende Schäden mit ganzer oder theilweiser Arbeitsunfähig- keit zu forgen ist. Daß Wunderly den Schhußzöllen als Basis einer So- zialgeseßgebung keinen dauernden Bestand zuerkennt, ist bei dem \chweizerishen Wirthschaftspolitiker sehr erklärlich, für den das „Ausland“ eine wesentlich andere Größe ist als für einen Staats- mann des Deutschen Reichs; dazu fteht Wunderly in dieser Be- ziehung noch offenbar etwas stark auf den Schultern der alten Oekonomie, die nur für absolute Wirthschaftswahrheiten ihre Rezepte geschrieben hat.

Wir wünschen dem Büchlein noch manch ähnliche Nachfolger mit gleicher Urtheilskraft und gleiher Gerechtigfeitsliebe ; sicherlich würde dadur viel dazu beigetragen, daß auch in weiteren Kreisen die allgemeine Unfallversicherung anerkannt würde als „ein wunderbarer Fortschritt des modernen Zeitgeistes, berufen, den Staat zu beben und die Familie zu beleben, die Einigkeit zu stärken und die Zusammen- gehörigkeit zu fördern !“

Centralblatt der Abgaben - Geseßgebung und Verwaltung in den Königlich preußishen Staaten. Nr. 1. Inhalt: Anzeige der in der Geseß - Sammlung und im Reichs - Gesetblatt ershienenen Geseßze und Verord- nungen. T. Allgemeine Verwaltungsgegenitände : Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zoll- und Steuer- stellen. Civilrechtliche Verhaftung der bauleitenden Beamten bei Anschlagsüberschreitungen. 111. Indirekte Steuern : Zulassung von Privattransitlägern ohne amtlichen Mitvershluß für Ricinusöl, butterartiges Lorbeeröl und cilenischen Honig. Denaturirung von Branntwein zur Herstellung von Antipyrin aus Essigäther. Denaturirung von Branntwein zur Herstellung von Spirituslacken. Grfenntniß des Reichsgerihts. Wechselstempel. Mandatar. In- haber. VI. Personalnachrichten.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesund- heitsamts sind in der Zeit vom 27. Dez. a. pr. bis 2. Jan. 1886 von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berechnct, als gestorben gemeldet: in Berlin 23,9, in Breslau 27,1, in Königsberg 36,9, in Köln 24 4, in Frankfurt a. M. 21,1, in Wiesbaden 3,4, in Hannover 29,7, in Kassel 24,9, in Magdeburg 30,1, in Stettin 25,0, in Altona 38,0, in Straßburg 20,7, in Meß 15,9, in München 23,7, in Nürnberg 20,9, in Augsburg 19,4, in Dresden 24,1, in Leipzig 24,3, in Stuttgart 25,3, ia Karlsruhe 26,0, in Braunschweig 24,3, in Hamburg 30,8, in Wien 955, in Budapest 34,7, in Prag 34,5, in Triest 38,8, in Krakau 31,6, in Basel 12,9, in Brüssel 26,6, in Amsterdam 27,4, in Paris 23,8, in London 26,5, in Glasgow 23,3, in Liverpool 27,9, in Dublin 37,1, in Edinburg 18,3, in Kopenhagen 21,3, in Stockholm 19,2, in Göhristiania 27,2, in St. Petersburg —, in Warschau 30,8, in Odessa —, in Rom 21,7, in Turin 17,1, in Bukarest —, in Madrid —, in Alerandria In der Zeit vom 5. bis 11. Dezember a. pr. in New-York 22,3, in Philadelphia 17,1, in Baltimore 16,9, in San Francisco —, in Kalkutta 28,4, in Bombay 26,6, in Madras 38,0. ;

Während der Berichtswoche hat die Sterblichkeit in den meisten Großstödten Europas zugenommen, nur aus den größeren Städten Süddeutschlands, nawentlich aus Wiesbaden, Mainz, Darmstadt, Mannheim, sowie ferner aus Lübeck und Rostock werden kleine Sterb- lichfeitsziffern gemeldet. Vie arößere Sterblichkeit wurde wol zinmeift durch die in vielen Orten ansehnlichG vermehrten Todesfälle an Lungentuberkulose und an akuten entzündlichen Prozessen der Athmungsorgane hervorgerufen, welce leßttere namentlich in Breslau, Dresden, Frankfurt a. M., Hamburg, Hannover, Magdeburg, Amsterdam, Brüssel, London, Paris, Prag u. a. häufig letalen Ausgang nahmen. Auch Darmfkatarrhe und Brechdurchfälle führten besonders in Altona, Berlin, Danzig, Königs- berg mehr Sterbefälle herbei, so daß die Theilnahme des Säuglings- alters im Allgemeinen eine etwas größere als in der Vorwoche war. Bon je 10 009 Lebenden starben in Berlin 70, in München (wie in der Vorwoche) 75 Säuglinge. i

Von den Infcktionskrankheiten wurden Sterbefälle an Masern, Scharlach und Kindbettfieber weniger, an Diph;iherie mehr, an ty- vhöôsen Fiebern und an Pocken fast die gleiche Zahl wie in der Vor- woche gemeldet. So zeigen Masern, nicht selten mit Scharlach und Diphtberie complicirt auftretend, in Berlin, Braunschweig, Bre- men, Dresden, Duisburg, Amsterdam, Krakau einen kleinen Nachlaß, in Barmen, Bochum, Danzig, Freiburg i. B.,, Königsberg, Lwver- pool, London, Paris, Wien cine Zunahme der Sterbefälle. Das &Scharlachfieber hat in Berlin, Hamburg, Christiania, London etwas weniger, in Altona mehr Opfer verlangt. Die Sterblichkeit an Diphtheritis und Crcup war an vielen Orten eine gestei- gerte, wie in Altona, Barmen, Braunschweig, Breslau, Chemnitz, Danzig, Dresden, Duisburg, Frankfurt a. M,, Halle, Hannover, Magdeburg, München, Posen, Stuttgart, Amsterdam, London, Prag, Stockholm, Warschau, Turin u. a.,, während sie in Berlin, Freiburg i. B., Budapest, Christiania, Wien eine kleinere wurde, in Hamburg, Kassel, Königsberg, Paris fast die gleiche wie in der Vor- woche blieb. Typhöse Fieber zeigten in Hamburg. London, Warschau, Tucin eine Zunahme, in Paris eine Abnahme der Sterbe- fälle, Án Flecktyphus kamen aus dem Regierungsbezirk Aachen sowie aus Budapest und Rom je 1 Todesfall, aus den MNegierungs- bezirken Aachen und Marienwerder 4 bezw. 8 Erkrankungen zur Meldung. Aus Prag wird 1 Todesfall, aus Nürn- berg cine Grkrankung an epidemischer Genickstarre mit- actheist. Der Keuchhusten forderte in Berlin und Liver- pool weniger, in Londoa, Dublin mehr Kinder, in Hamburg blieb die Zahl der neuen Erkrankungen fast die gleihe wie in der vorhergegangenen Woche. Einzelne Sterbefälle an Pocken kamen aus Berlin, Zürich, London, mehrfache aus Liverpool, Warschau, Paris, Prag, Nom zur Berichterstattung; häufig waren Pocken noch immer in Budapest unt Wien. Einzelne Pokenerkrankungen kamen a1s Breslau, Nürnberg, Fdinburg zur Mi*theilung. Die Cholera ist in den erslen Tagen dieses Jahres in Algesiras (Provinz Cadiz) wieder ausgebrochen, und kamen daselbt 22 Erkrankungen und 11 Todes- fälle vor. In Italien sind seit dem 28. Dezember (Venedig) kcine weiteren Erkrankungen gemeldet worden. Jm Departement Finistère (Frankreich) find vom 17.——22. Dezember a. pr. 129 Erkrankungen und 7 Todesfälle gemeldet worden. In Triest sind in der Zeit vom 21.-——24. Dezember 7 Cholerafälle mit tödtlihem Ausgange vorge- kommen. Die Behörden haben energische Tilgungsmaßregeln ergriffen. Weitere Crkrankungen sind bis jeßt niht zur Kenntniß gekommen.

_Rudolstadt, 11. Januar. (Thür. Corr.) Die Ergeh- nisse der Volkszählung für das Fürstenthum Schwarz- burg-Nudolstadt weisen nah, daß die Bevölkerung von 80296 auf 99 917 gestiegen ist. Bemerkenswerth ist, daß die Mehrzahl der Amts- gerihtébezirke eine Zuname crfahren hat; nur in einem einzigen Stadt-Ilm hat die Bevölkerung abgenommen. Von den 8 Städten haben 5 zugenommen Rudolstadt um 1834 Bewohner —- 3 haben abgenommen.

E D von dem Statistischen Departement des östecreichischen Yandelsministeriums herausgegebenen „Nachrichten über Industrie, LYandel und Verkehr“ entnehmen wir folgende Mittheilungen über die Statistik des österreihishen Post- und Telegraphen- Raus im Jahre 1884. ‘Das Post- und Telegraphengebiet der im Von Ma N, Seelrelonen Königreiche und Länder hat eine Ausdehnung 31 Dezemb E mit 22 144 244 Einwohnern nah der Zählung vom dient 4191 (1882 1 e umfaßte in 1884 für den Manipulations- ( étitires 1336 deg 4 Post- un -903 Telegraphenanstalten unter ermächtigte Eisenbab A 2) Staaté-, 1464 zur Privatkorrespondenz oa Poitens E m 103 Privatstationen unter der Leitung bru, Prag Brü ronen (Wien, Unz, Graz, Triest, Jnns- perfonal ber Pose” yemberg, Gzernowig und Zara). Bas Gesammt; T8486 E Telegraphenanstalten umfaßte Ende 1884

£099 werlonen, von welchen auf den administrativen Dienst 698 Gie den Manipulationsdienst 17 787 Personen entfallen. Die S1 O S LUNY die Post beförderten Sendungen betrug E E Su und zwar 415160300 (1883 383 619 900) Boa I 12624 441 Postanweisungen, 3 358 261 Nachnahme- H onwellungen, 110 063 Postaufträge, 8 318 000 beförderte oeitungsnummern und 35 362 200 Fahrpostsendungen. Der Gesammt- b B00 400 A N 0, _Werthsendungen „belief sih auf i G Pr De _¿„Kelseverkehr umfaßte 232981 Personen. a samm zaÿl d er beförderten Telegramme betrug 6 623 322 Stck. avon waren 6182451 gebührenpflihtig. Die Zahl der mit der

pneumatischen Post in Wien beförderten Gegenstände belief sich auf 1192238 Stück. Die Finanzergebnisse werden durch folgende Angaben carakterisirt. Es belief sich die Gesammteinnahme auf 24749261 f. (1883 24051596 fl.); davon entfallen auf Briefpostporto 11743024 fffl., auf Fahrpostporto und Passagiergebühren 7 610 016 fl., auf Telegraphengebühren 3 776 317 fl. Die Gesammtausgabe betrug 21 167 833 fl, und zwar 20 409 708 fl. (1883 19811522 f.) ordentlihe und 758 125 fl. außerordentlihe Ausgaben ; davon nahmen die persönlihen Bezüge 10 774 390 fl., die Betriebskosten der Post auf Straßen, Eisenbahnen und Dampfschiffen 5 033 645 fl. 2c. in Anspruch. Der Uebershuß der Einnahmen belief sich demnach in 1884 auf 3 581 428 fl.

Sunmmarische Uebersichten der Zahl der Studirenden auf der Königlichen Rheinischen Friedrih-Wilhelms-Univer- sität zu Bonn im Winter-Semester 1885/86. A. Im Sommer- Semester 1885 find immatrikulirt gewesen 1253. Davon sind a. verstor- ben 1, b. abgegangen mit Exmatrikel 398, ec. weggegangen, ohne ih abzumelden und daher gestrihen 37, d. gestrihen auf Grund des 8. 13 für die Studirenden 2c. vom 1. Oktober 1879 6, e. gestrichen aus sonstigen Gründen 12, zusammen 454. Es sind demna geblieben 799, Dazu find in diesem Semester gekommen 271. Die Gesammt- zahl der immatrikulirten Studenten beträgt daher 1070. Dcvon zählt: die fkatholisch-theologische Fakultät 77 Preußen, 4 Nichtpreußen, zu- die evangelisch - theologishe Fakultät 93 Preußen, 3; die juristishe Fakultät 217 Preußen, 14 Nichtpreußen, zusammen 231; die medizinishe Fakultät 256 Preußen, 11 Nichtpreußen, zusammen 267; die philosopktishe Fa- kul!‘ât a. Preußen mit dem Zeugniß der Reife 262, b. Preußen ohne Zeugniß der Reife nah §8. 3 der Vorschriften vom 1. Oftcber 1879 99, zusammen Preußen 317, e. Nicbtpreußen 76, zusammen 393, Unter den Immatrikulirten der philosop)ishen Fakultät bef.nden sich 59 Preußen und 18 Nichtpreußen, zusammen 77, welche der landwirth- schaftlichen Akademie zu Poppelsdorf angehören. B. Außer den im- matrikulirten Studirenden haben die Erlaubniß zum Hören der Vor- lesungen vom Rektor erhalten: niht immatrikulationsfähige Preußen und Nichtpreußen 34. Die Gesammtzahl der Berechtigten ift mithin 1104. Von diesen Berechtigten hören Vorlesungen AA. von den im- matrifulirten Studirenden : in der katbolish-theologishen Fakultät 81, in der evangelish-theologishen Fakultät 36, in der juristischen Fa- fultät 231, in der medizinishen Fakultät 263, in der philosophischen Fakultät 389, zusammen 1060. Vom Hören von Vorlesungen dis- pensirt sind: in der evangelish-theologisben Fakultät 2, in der medi- zinishen Fakultät 4, in der philosophischen Fakultät 4, zusammen 10; BB. von den übrigen berechtigten Personen: nicht immatrikulirte Preußen und Nichtpreußen 22, Die Gesammtzahl der Berechtigten, welche Borlesungen hören, ist mithin 1082,

Kunst, Wissenschaft und Literatur. Jm Verlage von E. S. Mittler u. Sohn in Berlin erschien die „Geschichte des 1. Großherzoglich mecklenburgischen

sammen 81 ; 5 Nichtpreußen, zusammen 98 ;

Dragoner-Regiments Nr. 17, zusammengestellt vom Premier- |

Lieutenant Seeler.“ Das Dragoner-Regiment blickt auf eine statt-

Entstehung. Der damals regierende Großherzog Friedri Franz I. ents{chloß sih auf die dringende Forderung des Deutscher Bundes, mit der Aufstellung cines NReiter-Negiments zu beginnen, vorläufig jedoh aus Sparsamkeitsrücksihten von nur einer Escadron.

feine

Grster Chef war dec ehemalige K. K. österreichische Kürassier-Oberst |

von Pent, ein geborcner Mecklenburger, welcher österreichische und hannover]che Wachtmeister, Unteroffiziere und Trompeter engagirte und die Ausrüstungsstücke für Mann und Pferd anfertigen ließ. Das Offiziercorps bestand aus Oesterreihern und Mecklenburgern. Am 2E SUNE 1820 tat dié zusammen. Jhre erste ecrste Verwendung fanden die Chevaurlegers bei Ausbruch von Unruhen in Schwerin und Wismar Deutshe Bund mobil, ohne daß es zum Schlagen kam ; aus diesem Anla} wurde eine zweite Escadron gegründet. fiel auf höchsten Befehl die Bezeichnung „Chevaurlegers“ fort und der Name „Dragoner" trat an ihre Stelle. 1841 wurden noch zwei (Escadrons eingerichtet, aus welchem Anlaß meZrere preußische Of- fiziere angestellt wurden. Der erste Felckzug, welchen das Regiment mitmachen sollte, war der in Schleswig-Holstein 1848; am 1. April erhielten die 3. und 4. Escadron die Mobilmachungs-Ordre. Bet Munkmolstrup und Oeversee wurden die Mecklenburger zum ersten Mal handgemein mit dem Feinde. Das stürmishe Jahr 1848 sollte das Regiment auch noch anderweitig keschäftigen, denn es nahm thätigen Antheil an dem Feldzuge tin Baden. Im Feldzuge 1866 sollte nach einigea andern kÉlcinen Affairen ter 29, Juli ein Ehrentag für die mecklenburgishen Dragoner werden, indem sie einen kühnen Angriff auf das von Bayern besetzte Seu- bottenreuth machten, wobei namentli die erste Escadron unter Ritt- meister von Boddien, welcher eigenhändig die feindliche Fahne eroberte, fich auszeichnete. Die 1. Escadron machte 2 Offiziere und 86 Mann zu Gefangenen, und die dritte zeigte sich nicht minder wacker und machte 28 Gefangene. Am 30. Juli fielen der 2. Escadron in dem Dorfe Eschenau 4 feindliche Offiziere, 176 Mann und 1 Compagnie- fahne in die Hände. Die 1, Escadron wurde nach erfolgtem Friedensschlusse der Ehre theilhaftig, an dem feierlichen Einzuge der fnegreichen Truppen in Berlin theilzunehmen; die Regiments-Standarte erhielt später vom König von Preußen ein Fahbnenband mit Schwertern. Der Eintritt Meklenburgs in den Norddeutschen Bund machte eine Vermehrung und Neuorganisation der Großherzog- lichen Truppen nöthig, 1nd so fand denn am 22. September 1367 die Errichtung cines 2. Dragoner-Regiments statt; ein Jahr später gelangte die preußisch-mecklenburgishe Militärkonvention zuin Abschluß ; ium Herbst 1868 rückter. die mecklenburgis{len Dragoner zum ersten Male als cin Theil der 17. Division und des 1X. Armee-Corps in das Manöver. Die nächste Mobilmachung war diejenige für den großen deutsch-französishen Krieg. Die Hoffnung, gleih vor den Feind zu kommen, jollte jedoch getäusht werden; erst am 24. August traf die Marschordre für die mit Ungeduld der Antheilnahme am Kriege entgegensehende 17. Division ein. Dieselbe sollte zur T. Armee unter Vefehl des Generals von Steinmeß stoßen, um die Cernirungs- truppen vor Met zu verstärken. Auch an der Einnahme von Toul nahmen die Mecklenburger Theil. Die 4. Escadron war sodann vor Mezières lebhaft betheiligt ; die Franctireurs bereiteten hier viel Schwierig- keiten. Von größeren Waffenthaten, welche die 17. Division mit vollbringen half, sei zunächst genannt die Schlacht bei Loigny-Poupry. Die Division hatte 10 Offiziere, 184 Mann todt, 34 Offiziere und 814 Mann verwundet verloren, und hatte 1 französishen General, 20 Offiziere und 2000 Mann gefangen genommen, 8 Geschüße und 1 Munitionswagen erobert. Die blutige Schlacht um Orleans folgte und endete mit dem siegreichen Einzug des Großherzogs an der Spitze der 17. Division; leßtere hatte {were Verluste erlitten. Die betreffende Armee-Abtheilung hatte sich an drei Tagen siegreich geschlagen, 14 000 Gefangene gemacht und 46 Geschüße erobert. Auch in die Gefechte bei Meung, Beaugency-Cravant, Marchénoir griffen die Dragoner thätig ein ; in letzterem Scharmütßel machte der tapfre Gefreite Kaschube von der 5. Escadron auf cigene Faust 20 Gefangene. Die Gefechte von Fréteval und Morée folgten. Am 31. Dezember trafen 13 eiserne Kreuze 2. Klasse für das Regiment ein. Weitere Gefechtstage bei Vibraye, Connerré und Thorigné folgten, die Schlacht bei Le Mans war die leßte große Affaire. Am 8. März hatte das Regiment die Ehre, die große Parade bei Rouen, welche ursprünglich vom Kaiser selbst abgehalten werden sollte, vor dem Kronprinzen mit- zumachen. Am 15. Juni zog das Regiment tin seine Garnison Ludwigslust ein. Die Standarte des Regiments erhielt am 30. Mai 1872 das eiserne Kreuz und am 9. Januar 1873 eine neue Auszeichnung, nämli von dem Kaiser einen silbernen Ring mit der Inschrift: „Es wurde mit dieser Standarte in der Hand am 2. Dezember 1870 verwundet und starb in Folge dessen Unteroffizier Lange.“ In dem Feldzuge sind ge- fallen resp. ihren Wunden oder Krankheiten erlegen 8 Unteroffiziere und 15 Mann. Die mit Fleiß und sorgfältiger Benußung der vorhandenen Quellen geschriebene Geschichte bildet für das Regiment

i | lihe Brennereien unter b

| Verhältnisse zu erfolgen, wie dies in al. 3 nur für die kleinen Bren- | nereien vorgesehen ift.

Stamm-Escadron in threr Garnison Grabow |

ne U

| hat beschlossen,

selbst ein werthvolles literarisches Monument, für die Heereskunde einen danfenswerthen Beitrag. Fünf farbige Kunstbeilagen mit Porträts {müden den sauber ausgestatteten Band.

Von den „Beiträgen zur Erläuterung des deutschen Rechts“, die, in besonderer Beziehung auf das vreußische Recht mit Einschluß des Handels- und Wechselrechts, von Dr. I. A. Gruchot begründet, in dritter Folge vom Reichs- gerihts-Rath Rassow und dem Kammergerichts-Rath Küngtel (Berlin, Frz. Vahlen) herausgegeben werden, sind kürzlich wiederum 2 Hefte, das 6. Heft des IRX. Jahrgangs (des XXIXR. Jahrg. der ganzen Reihe der Beiträge) und ein „Beilageheft“ zu demselben erschienen. Wie die früheren Hefte, über deren Inhalt wir bei ihrem Erscheinen berichtet haben, bringt auc das vorliegende 6. mit seinem „Beilageheft“ für den Juristen niht unwichtiges Material. Zunächst enthält das 6. Heft 4 Abhandlungen (Nr. 18—21) und zwar 1) über den Umfang der Erweiterung der Prozeß- und Dispositionsfähigkeit der Minderjährigen in Folge der Vorschrift des 8. 51 al. 1 der Civi;- prozeßordnung unter besonderer Berücksichtigung des in dem Bezirk des vormaligen Ober-Appellationsgerichts zu Ka!sel geltenden Rechts, vom Gerichts-Assessor Fuhs (Schluß von Nr. 14 dieses Iak rgangs) ; 2) über die Restitutionsgründe des §. 211 ff. der C.-P.-W., vom Ober-Landesgerichts - Rath Dr. Udez; 3) Klagbitte und Ürtheilsnorm des Grundschuldanspruhs, vom Amtsrichter Voß; 4) über Anzahl und Beseßung der Civilkammern, vom Bürgermeister Westerburg. Auf diese Abhandlungen folgen unter der Ueberschrist „Aus der Praxis, einzelne Rechtsfälle“, längere oder kürzere Mittheilungen von Urtheilen des Neichsgerihts bei verschiedenen Rechtsfällen und Prozessen (Nr. 52—60). An diese Mittheilungen {ließt sich sodann noch eine „Literatur“, d. h. eine Anzahl theils längerer theils kürzerer Besprechungen und Anzeigen juristisher und staatswissenschaftlicher Schriften sowie eine Uebersicht rechtswissenschaftlicher Zeitschriften an. Außerdem enthält dasselbe 6. Heft noch ein „JInhaltsverzeichniß des XX1X. Jahrganges (Dritte Folge IX.)“, fowie ein „Sachregister zum XXIXR. Jahrgang (Dritte Folge 1X).“ Das „Beilagehefst“ liefert unter der Ueberschrift „Aus der Praxis, einzelne Rechtsfälle“ eine Fortseßung des im 6. Heft mitgetheilten Abschuittes, von Nr. 61 bis 171 nebft einer genauen Inhaltsangabe des „Beilagehefts.“

Land- und Forstwirthschaft.

In der gestrigen (3.) Sißung des Deutschen Landwirth- \chafisraths gelangten folgende Anträge zur Annahme:

Der Deutsche Landwirth\chaftsrath wolle beschließen :

L, In Erwägung, daß der von der Königl. preußischen Regierung dem Bundesrath vorgelegte Gesetzentwurf, betr. das Branntwein- monopol, im Wesentlichen den im gemcinsamen Antrage der Referen- ten aufgestellten Forderungen entspricht, erklärt der Deutsche Land- wirthschaftsrath fich im Prinzip mit dem oben genannten Entwurse einverstanden.

__ 1]. Der Deutsche Landwirthschaftsrath bittet jedoch den Herrn Reichskanzler, bei der definitiven Feststellung des Gesetzentwurfs fol- genden Wünschen Rechnung zu tragen :

1) ad §. 4 al. 1. Der Begriff „regelmäßig“ ist näher zu defi-

| Í Y L Z A is l Men liche Reihe von Jahren zurück, denn bereits vom Jahre 1819 datirt | l

2) ad S. 4 al. 2, Die Festsekung der Produktion hat für sämmt-

illiger Berücksichtigung der wirth\{aftlichen

5 a!. 2: Geschäftêgang in 2 In- rgesehenen einen Initanz ist festzu-

ad S. 4 al 2 Ub 3 as stanzen statt der im Entwurf vo setzen. 4) ad §. 10. Unter den von der Monopolverwaltung anzuschaf- fenden Gegenständen sind auch die „Meßapparate“ aufzuführen. 9) ad §. 22 al. 2. Bei der Wahl der Ablieferungs\telle (Eisen- bahn oder Branntweinmagazin) muß das Interesse des Produzenten

at C45 I ori Edt a1 n 1830. In | möglichste Berücksichtigung finden.

Folge der 1831 von Frankreich drohenden Kriecgsgefahr machte der |

einzufügen hinter den Worten: „Tarif jeweiltgen Produktions-

E S U N bestimmt“: „Unter Berücksichtigung der

L A ( faktoren“. Sechs Jahre später | f

23 al. 2. Ist einzufügen hinter den Worten: „zu be- „dem Kartoffelbranntwein ift auch solcher Branntwein gleihzuachten, welcher solhen anderen Rohmaterialien entstammt, die unter bestimmten Notblagen (Mißwachs) zur Futtergewinnung ver- arbeitet wurden“.

8) ad §. 23 al, 3. Der den kleinen Brennereien zu gewährende Zuschlag ist auf keinen Fall unter der Höhe des gegenwärtig denselben bewilligten Steuernachlases zu normiren.

ewerbe und Handel.

Der Cours für die hier zahlbaren Oesterreihischen Sildber-Coupons ift auf 160,50 A für 100 Fl. österr. Silber herabgeseßt worden.

Der Auffichtsrath des hiesigen Börsen-Handels-Vereins der Generalversammlung vorzuschlagen, auf Cours- bericht-Conto eine Abschreibung von 50000 # vorzunehmen und die Dividende pro 1885 auf 99/0 festzustellen.

Der Aufsichtsrath der hiesigen Getreide-Maklerban hat die Dividende pro 1885 auf 79/0 festgeseßt. Gleichzeitig wurde beschlossen, daß in der bevorstehenden Generalversammlung von dem Aufsichtsrath und der Direïtion der Antrag auf Liquidation gestellt

werden soll.

NULubera, 2% Jana. (Hopfenmarktberiht von Leopold Held.) Der Markt ist völlig unverändert. Bei einer Zufuhr von gegen 500 Ballen betrug der Umsaß der zweiten Hälfte dieser Woche etwas über 1000 Säe. Gutfarbige Hopfen sind rege gefragt und halten fich fest im Preise. gelbe abcr bleiben felbst bei den billigsten Angeboten total unverkäuflih. Mcn zahlt jeßt für wirkliche Primahopfen bis zu 90 A, für grüne Mittelhopfen 40—50 4 und für leichte hellgrüne Waare 25—30 A Die Herkunft spielt, mit Ausnahme von Siegelhopfen, keine Rolle r1ehr, nur die Qualität ist aus\hlaggebend. Partieen find als folhe nur dann verkäuflich, wenn fie aus\chließlich aus gutfarbigen Hopfen bestehen: andern Falls müssen die Eigner, wenn fie zum Verkcuf kommen wollen, stets die gelben Ballen zurückbehalten.

Amsterdam, 11. Januar. (W. T. B) Die Kommandit- gesell\chaft Lens u. Be rgsma, welche hauytsächlich nah Indien Handel treibt, hat ein Moratorium nachgesuht. Die Werthe der Kolonialbanken find in Folge dessen um 1 bis 35 %s gefallen.

Glasgow, 1ï, Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Noheisen betrugen ir der vorigen Woche 4600 gegen 7500 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 11. Januar. (W. T. B.) Wolle fest, ruhiger, Garn ruhig, fest, in Stoffen mehr Geschäft für das Inland.

Kopenhagen, 12. Januar. (W T. B.) Ein Confsfortium, welchem die hiesige Landmannsbank, S. Bleichröder (Berlin), M. A. von Rothschild u. Söhne (Frankfurt a, M.), die Diskonto- Gesellschaft (Berlin) und L. Behrens Söhne (Hamburg) angehören, \chloß mit dem \chwedi\chen Reichsschulden-Comptoir eine Staatsanleihe von 72 Millionen Kronen, zu 3F % ver- zinslih, ab.

New-York, 11. Januar. (W. T. B) Zum Präsidenten der Philadelphia-Reading-Eisenbabn ist Gowen gewählt wor- den; zu Mitgliedern des Verwaltungsraths der Bahn sind Anhänger (Bowens gewählt.

Submissionen im Auslande. ÎItalien.

1) 14. Januar. Rom. Ministerium der öffentlichen Arbeiten. General-Inspektorat der Eisenbahnen. Schienenli:ferung für die Bahn Viterbo—Attigliano. 2 i

I. Loos: Bessemerstahlschienen 2 546,167 t, Voranschlag 534 645 Lire, Kaution prov. 27 000, def. 54 000 Lire. ]

II. Loos: Bolzen 25 004, Haken 93 632, Voranschlag 47 611,2 « : Ï C S , 1 Kaution prov. 2400, def. 4800 Lire.

_ 2) 20. Januar. Provinz Calabria ulira prima. Arbeiten und Eisenlieferungen an den Brücken Amigdalà und Palizzi. Voranschla 57 740, Kaution prov. 3000, def. 7030 Lire. Näheres an Ort und Stelle.

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