1886 / 17 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 19 Jan 1886 18:00:01 GMT) scan diff

berehtigten Personen: nicht immatri?ulirte Preußen und Nichtpreußen, welhe vom Prorektor die Erlaubniß dazu erhalten haben, 11. Die Sesamuntzay der Berechtigten, welche Vorlesungen hören, ist mit- in ;

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Am 17. d. M. starb in Stuttgart (am Morgen nach seinem 80. Geburtstage) der Historienmaler, frühere Direktor der dortigen Kunstschule, Bernhard Neher, einer der leßten und bedeutendsten Vertreter der Cornelius’shen Schule. Seine Cartons und al fresco ausgeführten Gemälde gehören an Adel der Empfindung und reiner Größe des Styls zu dem Besten, was die deutsche religiöse und bistorishe Kunst der Gegenwart hervorgebracht hat.

Im Verlage der Fr. Linß“ hen Buchhandlung in Trier ershien eine Broschüre unter dem Titel: „Das Projekt der Kanalisirung der Mosel von Mey bis Koblenz“. Das Projekt ist von dem Kaiserl. Wasserbau-Bezirks-Ingenieur M. Friedel in Met im Austrage des Comités der Vereinigung von Groß-Industriellen am Niederrhein und an der Mosel aufgestellt und für die Veröffentlihung unter Mitwirkung des Reg.-Baumeisters L s8quay zu Mey bearbeitet worden. Der Verfasser sagt in der

inleitung: Die Gesammtlänge der z1: kanalisirenden Mosel zwischen Mey und Koblenz beträgt 301,137 km und umfaßt die drei Strecken von Mey bis zur preußischen Grenze unterhalb Sierck (59,850 km), von hier bis Trarbah-Traben (135,037 km) und von da bis zur Mündung (1062259 km). Für die Streckde Mey—Sierck konnte das im Auftrage des Kaiserl. Ministeriums zu Straßburg unter Leitung des Verfassers hergestellte Thalwegsprofil benutt werden, und für die Strecke von Traben bis Koblenz stand eine Abschcist der in 1880 amtlich ausgeführten Niederwasserspiegel-Nivellements zur Verfügung, auf das die Thal- wegs\sonderungen und sonstigen Aufnahmen bajsirt werden konnten. Bei Aufstellung des Projettes handelt es sich um die Beantwortung der beiden Fragen: Îst die Umwandlung des bestehenden natürlichen Wasserweges in eine für die große Schiffahrt praktikable Wasserstraße möglich ? und mit welchem geringsten Kostenaufwande ist diese Um- wandlung durchführbar? Nachdem die erste Frage auf Grund der Aufnahme bejaht werden konnte, mußte zur Beantwortung der zweiten rage bei Anordnung der Stauanlagen «. auf möglichst große Sparsamkeit Bedacht genommen werden. Auf dieser Basis beträgt die - zur i e des Proicktes nöthige geringste Bausumme 10 600 000 A Sollen höbere Anforderungen an die neue Wasser- straße gestellt werden, als nah dem vorliegenden Projekte in Aussicht genommen, so ist diejenige Maxrimal-Kostensumme zu ermitteln, welche äusgewendet werden darf, ohne daß die Anlage ihre wirthschaftliche Bedeutung verliect. Nach Feststellung dieser Grenze hat es, nah der Meinung des Verfassers, keine Schwierigkeit, bei Aufstellung des end- ültigen Projekts diejenigen Modifikationen eintreten zu lassen, die G als wünschenswerth erweisen. Jm weiteren Verlauf behandelt die Denkschrift zunächst den Zweck und Werth der Kanalisirung der Mesel zwishen Metz und Koblenz und beantwortet alsdann, bis in alle Details eingehend und durch zahlreiche Zeichnungen im Tert er- läutert, die oben erwähnten Fragen. Den Schluß bilden die Kosten- anshläge. Der Denkschrift is außer 6 Plantafeln eine Uebersichts- karte der westdeutsshen Wasserstraßen mit den ansthließenden be-

, deutendsten Wasserstraßen von Frankreich und Belgien beigegeben

Von der „Geschichte der Jahre 1815 bis 1871“, welche der Lic. J. Tauscher, Direktor des Königlichen Stiftsgymnasiums zu “Zeit, im Verlage von Friedrih Andreas Perthes in Gotha erscheinen äßt, liegt jeßt die zweite und dritte Lieferung vor. Das Werk ift, wie \{chon erwähnt -wurde, in erscer Linie für die Schule geschrieben und darum „kurz gefaßt“; aber je weiter es fortshreitet, um fo mehr erkennt man, daß es zur Belehrung auch für weite Volkskreise wohl geeignet ift. Scchlichte und klare Darstellung voll Patriotismus und doch ohne Ruhmredigkeit : das sind die Vor- üge dieses Abrisses der neuesten Geschihte. Die erste Lieferung hatte das nach des Verfassers Eintheilung „erste Buch“, die Friedens- epoche von 1815 bis 1848, und den Anfang des „zwetien Buchs“ ge- bracht, welches die Nevolutionsjahre 1848 bis 1852 umfaßt und in der zweiten Licferung zu Ende geführt ist. Die dritte Lieferung ent- S das „dritte Buch“, welches die Napoleonische Zeit 1852 bis 1864

ehandelt und welcher nunmehr „Das Zeitalter der That“ von 1864 bis 1871 folgen wird.

Gewerbe und Handel.

Der Cours für die hier zahlbaren Oesterreichischen Silber-Coupons is auf 160,75 4 für 100 fl. Oesterr. Silber erhöht worden. :

Dem Geschäftsbericht der Cf fekten-Makler-Bank pro 1885 entnehmen wir Folgendes: Das Provisions-Erträgniß der Vank hat sih von 276 806 H im vorigen Jahre auf 222 365 # ermäßigt, während si das Zins-Erträgniß von 80 141 f auf 88143 4 erhöht hat. Zu den sonstigen Positionen des Bilanz- und Gewinn- und Verlust-Contos is zu bemerken, daß die Bank cigene Effekten nicht besißt und ihre Mittel theils in Reports angelegt, theils gegen Depots ausgeliehen sind. Durch vollständige Abschreibung der zweifelhaften Oa wurde der in den Vorjahren errihtete Ertra-Reservefonds absorbirt, und mußte für sonstige Aus- fälle noch ein Betrag von 11 018 # aus den Erträgnissen des ab- gelaufenen Jahres verwendet werdèn. Der Reingewinn stellt sich auf 176 488 M Hiervon sind (unter Absctzung des vorjährigeu Gewinn- vortrages von 3221 A4) für den statutenmäßigen Reservefond 5 °/o mit 8663 M, 10% Tantième an den Aufsichtsrath mit 17 326 4, 10 % Tantième an den Vorstand mit 17 326 4, zusammen 43 316 4 in Abzug zu bringen, von den verbleibenden 133 171 wird der Betrag von 133 000 zur Fablung von 6,65 9/0 Dividende an die Aktionäre ver- wendet und der Rest von 171 4. auf neue Rechnung vorgetragen.

Glasgow, 18. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 4600 gegen 6200 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

- Bradford, 18. Januar. (W. T. B.) _Woslle ruhig, fest, Garne ziemlich thätig, Mohairgarne ruhiger, Stoffe besser.

Submissionen im Auslande.

I. Italien.

1) 30. Januar. Rom. General-Inspektorat der Eisenbahnen. Weichen 2c. auf der Eisenbahn Adria—Chioggia. Voranschlag: 104 700 Lire. Kaution prov. 5200, def. 10 470 Lire.

2) 28. Januar. General-Direktion der Wasserbauten. Rom. Arbeiten und Lieferungen für Vau der Gebäude und andere Arbeiten für Errichtung der Wasserwerke im Hafen von Genua. Voranschlag : 195 000, Kaution prov. 10000 Lire, def. 10 %.

3) 29. Januar. Dieselbe Behörde. Arbeiten und Lieferungen zu

Baggerarbeiten 2c. im Hafen von Ankona. Voranschlag: 1 287 550,

Kaution prov. 60 000, def. 130 000 Lire. Näheres an Ort und Stelle. IT. Rumänien.

__15. Februar 1886. Bukarest. General-Direktion dec Numänischen Cisenbahnen. Lieferung einer größeren Anzahl Weichen. Zeichnungen und nähere Bedingungen zur Einsicht in der Expedition des „Deutschen Reichs-Anzeigers“.

Verkehrs - Anstalten.

1) In Korea is die Errichtung einer Telegraphenlinie von Chemulpo über Söul und Ichou nach Mukden angeregt und die Ausführung derselben der cinesischen Telegraphenverwaltung über- tragen worden.

2) Die Beförderungsgebühren für die mit Tupiza, Cotagaita, L aca, Potosi, Sucre oder Chuquisaca in Bolivien über die

abel der Brazilian Telegraph Company und der Western and Brazilian Telegraph Company gewechselten Telegramme sowie für Telegramme, welhe unter Benußung der argentinishen Land- linien mit jeder anderen Telegraphen-Anstalt in Bolicien gewechselt werden, sind für die Strecke von Lissabon ab

auf 15,375 Fr. für das Wort festgeseßt worden. Von Deutschland ab beträgt die Wortgebühr für den Weg über Frankreich, Spanien, Lissabon, Pernambuco, Cáâbles estern 16,125 Francs 13,25 #. Telegramme nah La Paz in Bolivien kfönnen ebenfalls via Lissabon, Câbles Western, Mollendo be- fördert werden. Die Wortgebühr ab Deutschland beträgt 17,20 M. 3) In Shavfking, Provinz Kwangtung in China ift eine Tele- graphenanstalt eröffnet; die Wortgebühr beträgt für die Theilstrecke ab Hongkong 1 Fr. = 0,85 M _4) Die Censur der in Nicaragua anlangenden Telegramme ift aufgehoben worden. _ Lübeck, 19. Januar. (W. T. B.) Der |,Lübecker Zeitung“ zufolge werden die Vorarbeiten zum Elbe-Travekanal bis

Mitte Februar beendet sein.

Hamburg, 18. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rugia“ der Hamburg-Amerikanishen Padcketfahrt- Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New-York eingetroffen.

Triest, 18. Januar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Diana“ ist mit der ostindishen Post gestern Nachmittag aus Alexandria hier eingetroffen. E

Christiania, 18. Januar. (W. T. B.) Das Barks\chiff „Anna Howitz“ aus Rostock, in Fahrt von Savannah nach Bergen mit Baumwolle, hat an der Westseite der Jnsel Karwoe Schiffbruch gelitten.

Sanitäts8wesen und Quarantänewesen.

Oesterreich-Ungarn.

I. Durch Verfügung des K. K. Handels-Ministeriums ift die in

den dalmatinishen Häfen gegen Dampfer und Segler aus Triest an- geordnete fünftägige, bezro. 48stündige strenge Beobachtungsreserve, ferner die ärztliche Visite der aus dem Triester Gebiete abgehenden Dampfer vor deren Abfahrt aufgehoben. („Neichs-Anzciger“ Nr. 11 vom 13. Januar 1886.) Die ârztlihe Visite der Triester Provenienzen im ersten dalma- tinischen Ankunftshafen und die Verpflihtung der Hafen- und See- sanitäts-Aemter, die Ankunft von Passagieren aus Triest, auh wenn sie über anderé Häfen anlangen, den politischen Lokalbehörden anzu- zeigen, ist jedoch aufrecht erhalten.

11. Durch Verfügung der K. K. Seebehörde zu Triest ist die für

rovenienzen aus allen italienischen Häfen bestehende fünftägige Quarantäne („Reichs-Anzeiger Nr. 305 vom 30. Dezember 1885) auf die Provenienzen der italienishen Häfen der Adria bis zum Vorgebirge S. Maria di Leuca beschränkt. Provenienzen aus den übrigen italienishen Häfen unterliegen nah wie vor ärztlicher Revision und Desinfektion der Wäsche- und Kleidungsstücke. L ; Tunis.

Mittelst ministerieller Entscheidurg vom 5. Januar 1886 ist die medizinal-polizeilihe Beobachtung von Schiffen, welhe Mekka-Pilger an Bord führen, aufgehoben und gleichzeitig die Verfügung außer Kraft geseßt worden, welche den auë Tripolis einlaufenden Fahrzeugen die Einholung besonderer Zeugnisse des dortigen französishen General- Sw vorschrieb. (,„Reichs-Anzeiger“ Nr. 294 vom 15. Dezember

Bi

Berlin, 19. Januar 1886.

_ Der Arendsshe Stenograpbenverein „Alt-Kölln“ ist zu dem Rollershen System übergegangen und eröffnet am Donnerstag Abend im Brauereti-Ausschank, Gertraudtenstraße 8, am Petriplat, einen unentgeltlihen Lehr kursus in der Fiollershen Steno- graphie. Derselbe erfordert nur 4 Lehrstunden; vie vollständigen Lehrmittel kosten 3 M.

Die fensationellen antispiritistishen Soiréen von Mr. Homes und Mad. Fey im Krollscchen Etablissement baben fi bereits solchen Ruf erworben, daß dem ausgezeichneten Kürstler- paar cine überaus große Anzahl von Einladungen sowohl von aus- wärts wie von hiesigen Privatvereinen und Gesellschaften zuge- gangen ift.

Deutsches Theater. Hr. Sommerstorff ist von seinem Un- wohlsein wieder hergestellt und wird in der morgigen Aufführung des [d von Heilbronn“ wieder den Grafen Wetter von Stahl pielen.

Die Sonnabend-Vorstellung von „Denise“ im Residenz- Theater, deren Rein-Erlös vom Direktor Anno in anerkeanens- werther Weise den Unterstütungskassen des „Vereins Be-liner Presse“ zugesichert war, hat einen recht günstigen finanziellex Erfolg erzielt. Wie wir hören, ist der namhafte Betrag dem Verein bereits zugecangen.

In Dresden ist gestern der Kammersänger Joseph Tichatscheck gestorben. Tichatsbheck war am 11. Juli 15807 zu Weckelsdorf in Böhmen geboren, verließ das zu Wien begonnene Studium der Medizin, um sich zum Theatersänger auszubilden, betrat 1834 zu Graj als Solosänger die Bühne und nahm 1838 ein Engagement am Dresdener Hoftheater an, das er niht mehr verließ. Von hier aus verbreitete sich sein Nuf durch ganz Deutschland, wozu noch häufige Gastspiele an allen größeren Theatern kamen. 1867 wurde er pen- sionict. Tichatscheck war der erste Wagner{änger ; Rienzi, Tannhäuser, Lobergrin gehörten zu feinen Glanzpartien.

_Das gestrige Montags-Conceri der Sirren Tr. Hans Bischoff und W. Hellmich im Saale der Sing-Akaden:ie brachte durch die Mitwirkung des Barons von Senfft, des Königlichen Kammervirtuosen Willner (Waldhorn) und des Seiffertschen a cappella- Gesangvereins dem Publikum reihe Abwechselung. Das Concert be- gann mit einem Brahmsschen Trio in Es-dur für Klavier, Violine und Waldhorn. Wenngleich diese Zusammenstellung im ersten Augen- blick dur die Verschiedenartigkeit der Klangfarben eigenartig berührt, so müssen wir doch gestehen, daß dem Komponisten die Verwendung dieser Instrumente zu einem Zusammenklingen wohl gelungen ist. Die Ausführung des s{chwierigen und langen Musikstücks war eine vorzügliche. Hr. von Senfft sang Lieder und Balladen von Mendelsfohn, Schumann, Franz und Löwe. Der geschäßte Sänger, dessenWiedererscheinen im Concertsaale nah längerer Pause wir mit großer Freude begrüßen, fesselte das Publikum durch geistvollen Vortrag und klangshöne Stimme. Der Seiffertshe Gesangverein bewährte seinen guten Ruf in dem Vortrage verschiedener Gesänge und erntete namentlih mit dem C. Reinecke’schen „Ei Du denkst wohl gar“ lebhaftes Bravo und Da capo ein. Einen besonderen E bot aber der Klavicrvortrag des Hrn. Dr. Hans Bischoff. Derselbe spielte, mit vornehmer Auf- fassung und bis ins Detail hinein mit größter Sauberkeit und klarster Gliederung der einzelnen Phrasen, von I. Naff : Präludium und Fuge in E-moll und von Fr. Liszt: Ballade in U-moll. Der geschäßte Künstler erntete dafür vielen Beifall und mehrfachen Hervorruf.

Literarische Neuigkeiten und periodishe Schriften.

Mittheilungen aus der historischen Literatur XIV. Jahrgang. I. ele Inhalt: Jahresberihte der Geschihts- wissenscaft IV. (Rethwisch). Allgemeine Geschichte in Einzeldar- stellungen (Hirsh). Programmenschau (Foß). Lewy, Altes Stadtreht von Gortyn auf Kreta (Bauer). Dunker, Des Perikles Fahrt in den Pontus (Bauer). Imhoof-Blumer, Porträtköpfe auf griechishen Münzen hellenisher und hellenistisher Völker (Droysen). Sei. Grundlagen ciner Geschichte der römishen posses8io

(Meßger), Fränkel, Studien zur römischen Geschichte I. (Dietrich).

Soltau, die Gültigkeit der Plebiszite (Dietrih). Raf Memoiren der Kaiserin Agrippina (Bohn). Fuchs, Geschihte Kaisers L. Septimius Severus (Bohn). iß, Deutsche Vos fafsungsgeshihte IV. (Hirsch). Gieseke, Die Hirshauer währen, des Investiturstreites (Krollick). Mayer, Geschichte der Burggraf von Regensburg (Krollick). Wolfstieg, Verfafsung8gescite y Goslar bis zur Abfassung der Statuten und des Bergrechtes (Ulris, Laue, quo von Vicenza (Zschech). Kaiser Karl 1V. Jugenz, leben (Hahn). Liv-, Esth- und Kurländisches Urkundenbuh 11 (Poelchau). Mittheilungen aus dem Stadtarchiv von Köln y7 VIII. (Fischer). Busch, Drei Jahre englischer Vermittelungspcütj 1518 bis 1521 (Schmidt). Balan, Monumenta saeculi Ny] historiam illustrantia I. (Smidt). Schröder, Die Einfübruz der Reformation in Westfalen in dem Zeitraum von 1520— 154) (Kalckstein). Fleischfresser, Die politische Stellung Hamburgs jy der Zeit des dreißigjährigen Krieges (Fischer). Tupeß, Dec Stre um die geistlichen Güter und das Restitutionsedikt (1629) (Fische) Wapler, Wallensteins leßte Tage (Fischer). Weinitz, Des Don Diego de Aedo y Gallart Schilderung der Schlaht von Nördlingen (im Jahre 1634) (Fischer). Gedruckte Relationen über die Sthlagt bei Nördlingen 1634 (Fischer). Keller, Der kriegsgerichtliche Proze gegen Kilian Kesfelring 1633—1635 (Fischer). Johann Gez Riîts Lebenserinnerungen I. (v. Kalkstein). Schuster und Geschichte der Sächsischen Armee (Foß). Poelchau, Die [ivländisée Geschichtsliteratur im Jahre 1884 (Hirsch). Heydenreich, Biblie. graphisches Repertorium über die Geschichte der Stadt Freiberg und thres Berg- und Hüttenwesens (Knauth). Meyer, Die neuer Nationalökonomie in ihren Hauptrihtungen auf historisher Grund, lage und fkritish dargestellt (v. Me Zeitschrift der Gesell, schaft für Schleswig-Holstein-Lauenburgishe Geschichte XIV. (Holte) Zeitschrift der B YaL für chleswig- R Lauenburgishe Geschichte. Fünfzehnter Band eft 2. Kiel. Kommissions-Verlag der Universitäts-Buchhandlun, 1885. Inhalt: Aus Dahlmann's Perfonalakten. Zum 13. Mj 1885 mitgetheilt von Archiv-Rath Dr. Hille. Biographische N-- tizen über die Offiziere, Militärärzte und Beamten der ehemaligen P PL Een Armee und Marine, herausgegeben nah Ayf- zeihnungen des verstorb. Preuß. Majors Lübeck von F. Möller. Bugenhagen's Beziehungen zu Schleswig-Holstein und Dänemark Von F. Bertheau. Anna Dvena Hoyers und ihre niederdeutsde Satire „De Denishe Dörp-Pape“. Von Dr. Paul Schüße. An: tiquarishe Miscellen. Von H. fnbe mann: 1) Zwei mittelalterlide Siegel\tempel. 2) Mittelrheini\sche Sarkophage. 3) Waldemarstoît 4) Kringberge. 5) Klaas’ Steen. 6) Das vergrabene Kind. 7) Us oarkeiten. 8) Kniesbuck. 9) Moderne Sagenbildung. 10) Moor leihenfunde. 11) Alterthümliche Brunnenanlagen. 12) Figurensteine, 13) Das fog. Nordfriesishe Wappen. 14) Die Knudsgilde in Stles

Philologisch-antiquarishe Bemerkungen zur alten Geographie Schleswig-Holsteins. Von Direktor Dr. Detlefsen. Kleinere Mit: theilung. Aufhebung des Klosters Reinbek. Von W.. Sillem. Centraldólatt für allgemeine Gesundheitspflege, Organ des Niederrheinishen Vereins für öffentliche Gesundheitöpflege. A von_Dr. Finkelnburg, Professor an der Universität zu onn, Dr. Lent, Sanitäts-Rath in Köln, Dr. Wolffberg, Privat: dozent in Bonn. Vierter Jahrgang. Elftes und zwölftes Heft. Bon, Verlag von Emil Strauß. 1885, Inhalt: Das Hebammenwesen in seiner Bedeuturg für sich und für die allgemeine Gesundheitspflege, Von Dr. Friedr. H. G. Birnbaum. Chemische Untersuchungen und

Versorgungen. Gesammelt von E. Grahn. (S{hluß.) Wele bygienischen Maßnahmen bedingen die neuen Forschungen auf den Gebiet der Tuberkulose? Von Prof. Dr. Rühle. Nachweisunz über Krankenaufnahme und Bestand in den Krankenhäusern au 54 Städten der Provinzen Westfalen, Rheinland und Pee pro Monat September und Oktober 1885. Sterblichkeits-Statift! von 57 Städten der Provinzen Westfalen, Rheinland und Hessen Nassau pro Monat September und Oktober 1885. Kleinere Mit E F E T s

E eitschri ür Forst- und Jagdwesen. Zugleich Organ für forstlihes Versuhswesen. 1. Heft. E D 7 Abhand lungen: Zur Durcforstungsfrage. Vom Ober-Forstmeister Kraft zu Hannover. Ueber Bildung und Kultur des Ortsteins. Von E. Ramann, Assistenten an der Forst-Akademie Eberswalde. Mit eine lithographirten Tafel. 11. Mittheilungen: Weitere Mittheilungen über die Pilzwurzel (Micorhiza) der Bäume. Von Luerssen. Pis8odes validirostris Schoenh. (strobili Redt.) Serstörer ton Kiefernzapfen. Von Altum. Tortrix (Grapholitha) Zebeana Rats, Von Altum. Bericht über die Versammlung der Forstwirthe i Regierungsbezirks Wiesbaden zu Weilburg, den 14. und 15. September 1865, Wom Oberförster Staubesand zu Hershbach. IV. Literatur: Hartig, R., Die Zerstörungen des Bauholzes dur Pilze, Bericht erstatter Luerssen. Laguna, D. Máximc, y D. Pedro de Arils,

Borne, Max, Handbuch der Fischzuht und Fischerei. Berichterstattet Altum. Corneli, R., Der Dachshund, M Geschichte, Zucht, Al richtung und Verwendung, nebst einer Abhandlung über Kunstbaut. Berichterstatter Bando. Uebersicht der forstlih beachtenswerthet Literatur. V. Notizen: Zur Entwicklung des Hylesinus piniperds Von Altm. Zum Vogelfang in Ober-Italien. Von Altnm.

Milch -Zeitung. Organ für die gesammte O und das Molkereiwesen. Nr. 2. Inhalt: Die Konkurrenz der Kunst butter. Von Prof. Dr. Alexander Müller in Berlin. -— Ansteckenè Hausthierkrankheiten. Deutschland. Perlsuht. Allgemeine Berichte. Unschlittshmelzen in Südrußland. Erfahrungen in der Pra. Vacuumprozeß zum Entrahmen der Milch. Geräthe-, Ma]cinew und Baukunde. Zentrifuge Patent Anderson und Hansen. Biolog!t. „Geltige“ Milch. Ueber die Bedingungen, durch welche das O \{chlechi der Nachkommen beeinflußt wird. Verschiedene Mitthe! lungen. Deutschland. Polizeiverordnung betr. die Wanderschasheerdel. Desterreih-Ungarn. Handel mit Butter. Zur Hebung de Käsefabrikation. Litteratur. Die englischen Fleishschafrassen und ihre Verwendung in Deutschland. Sprecchsaaï. Bezahlung de Milch nah Fettgehalt. Heizung der Käsekellec. Flaschen fü! den Milchbetrieb. Zum Butterhandel. Berichtigung. Mark berihte. Anzeigen.

DasVolkswohl. es Ausgabe der Sozial-Correfpondeti) Nr. 2. Inhalt: Die Armuth als Mittel reich zu werden, Die Großstädte in Deutschland und Frankreich. Billige Voll“ ernährung in Dresden. Sozialer Einfluß des Hauslehrermangt 5, Soziales: Das Offenhalten evangelischer Kirchen tagsüber. Das Kochen als obligatorischer Unterrichtsgegenstand. Arbeilel“ verhältnisse: Neueres über Deutschlands Arb eitacBlonai, e e sindemarkt in Dresden. Auf dem Breslauer Mugel-, oder KneŸl! verdingungsmarkte. Der Verein für das Wohl der arbeiten Klassen in Frankfurt a. O. Arbeiterkolonien in Thüringen. ib Strohflehterei in Florenz. Anzeigen. Beilage: Inhaltsverze! niß des „Volkswohl“ für das Jahr 1885. “and!

Der Feuerwehrmann. Nr. 2. Inhalt: Die Jnftan?! baltung der Feuerspriße zur Winterszeit. Beiträge zur genntn? der Staubexplosionen. Hausmittel und Selbsthülfe bei Verlei gen. Rheinish-Westfälisher Feuerwehr-Verband. Jahresber der Hörder freiwilligen Feuerwehr pro 1884/85. Aus anr Feuerwehrkreisen. Verschiedene Mittheilungen. Für Alle E und für Einen Alle! Brandfälle 2c. —- Bie Tochter des Pode

inie

Redacteur: Riedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Druck: W. Elsnt“ Sechs Beilagen

Berlin:

(einshließlich Börsen-Beilage).

iFrandez

wig. 15) Bracteatenfund in Groß-Vollstedt. 16) Die Bökelnburz, |

Temperaturbeobachtungen des Leitungswassers verschiedener städtische k

Flora forestal española. Berichterstatter Liuerssen. von den

Erjiece Beilage E A zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger. e 2

Berlin, Dienstag, den 19. Januar

Nichtamtliczes. Berlin, 19. Januar. Ju der gestrigen (27.) Sivung des Neichstages wurde die zweite Be-

rathung des Budgets beim Etat der Neichs-Post- und Telegraphenverwaltung, und zwar beim Tit. 1

Preaßen.

| kungen | zur Glocke greife; die schroff Art und Weise, in welcher der |

Kap. 3 der ordentlihen Ausgaben, Gehalt des Staats- |

sefretärs 24 000 é, fortgesest. i

Mit diesem Titel wurde die Resolution Lingens, welche voin Centrum unterstüßt ist, verbunden; dieselbe lautet:

die verbündeten Regierungen zu erfuchen, zu veranla)sen, fortzu-

{hreiten mit wirkfamen Anordnungen, damit den Post- und Tele- 1 -

_ . "” . . f araphenbeamten Sonntagsruhe und Sonntagsfeier ermöglicht bleibe."

Es bemerkte sodann der Abg. Gamp: Die mißverständ- lihe Auffassung, welche seine Bemerkungen zum Post-Etat in erster Lesung nicht nur hier im Haufe, sondern auch außerhalb desselben gefunden hätten, nöthigten ihn, nohmals

darauf einzugehen und den prinzipiellen Standpunkt feiner |

‘tischen Freunde darzulegen. Er hätte erwarten dürfen, e Pte die in der gesammten Pflege aller Verkehrs- verhältnisse ihre Aufgabe erblice und alle Bestrebungen unter- stüße, die sich auf die Hebung des Verkehrs auf allen Gebie- ten erstreckten, vor dem Vorwurf, die Reichsverkehrsintere))en schädigen zu wollen, unbedingt sicher sci. Und wenn der Staatssekretär des Reichs-Postamts nur einen geringen Theil desjenigen Wohlwollens, das er für feine Vorlagen von dem Hause wünsche und bis jeßt auch stets gefunden habe und immer finden werde, dem Hause entgegengebracht hätte, 10 hätte eine solche mißverständliche Auffassung nicht Play greifen dürfen. Ebenso hätte es der Verwahrung des Staats}jekretärs egen die Verkennung der Leistungen der Postverwaltung seinerseits (des Redners) nicht bedurft, denn wenn er (Redner) auch die hervorragenden Leistungen der Post und die Antheilnahme des Staatssekretärs daran nit in so beredten Worten anerkennen könne, wie der 1a sekretär es gethan habe, fo würden doch seine des Redners) Freunde in dieser Anerkennung von Lines Pariei übertroffen. Das könne aber nicht abhalten, yrinzipielle Fragen zu erörtern. Seitdem ein großer Theil der Eisenbahnen in das Eigenthum des Staats übergegangen sei und dieser nicht nux die finanziellen Ergebnisse für die Aktionäre, sondern die allgemeinen wirthschaftlihen und Verkehrsinteressen vorzüglich zu berücksichtigen habe, sei es von Bedeutung ge- worden, die Leistungen der Eisenbahnen für die Post un- entgeltlich eien. Für die Eisenbahnen sei noch ein großer Theil wichtiger Aufgaben auf allen Gebieten des wirthschaft- lihen Lebens zu erfüllen, die sie bisher in Folge ihrer finan- ziellen Lage noch nicht hätten verwirklichen können. Man rebe jeßzt cine Tarifermäßigung für Stückgutsendungen an, von der Landwirthschaft - werde eine Tarifermäßigung für Dungfabrikaie gewünscht, in den östlichen Provinzen erstrebe man Ermäßigungen für die Getreidesendungen nah dem Westen; eine große Aufgabe sei ferner für die preußische Eisenbahnver- waltung die Bewilligung eines Ausnahmetarifs für die west- fälishe Kohle, damit dieselbe der englishen Kohle an den Küsten der Nordsee erfolgreih Konkurrenz machen könne. Die Eisenbahnverwaltung könne aber allen diejen Wünschen von Hande), Industrie und Landwirthschaft nicht gerecht werden, weil ihre finanziellen Verhältnisse es nicht zuließen. Dies sei der Kernpunkt seiner früheren Bemerkungen und seine Partei wünsche eine eingehende Prüfung diejer Verhältnisse. An den Mißverhältnissen sei hauptsächlich der Umstand {huld gewesen, daß die Eisenbahnen für die Post unentgelt- lide Leistungen zu erfüllen hätten. Der Staatssekretär habe gesagt, daß die Postverwaltung von ihren Einnahmen im Be- trage von 231/, Millionen Mark noch große Aufgaben zu er- füllen habe, wie die Ausgabe für Wohnungsgeldzuschuß Gehaltserhöhungen für die Beamten, Vermehrung der etats- mäßigen Stellen, Wittwen- und Waisenversorgung und porto- freie Beförderang der Reichscorrespondenz. Alle diese Ausgaben dürfe man doch aber der Postverwaltung nicht ins Credit schreiben; alle diese Ausgaben seien ihr ja nicht aufoktroyirt worden, und die Post habe von allen Gehaltserhöhungen für Beomte den Löwenantheil erhalten. Die portofreie Balbrdenina der Reichs- correspondenz sei allerdings eine große Last für die Post, die man berüsichtigen müsse. Wenn man alle dieie Ausgaben von der Einnahme der Postverwaltung abziehe, so bleibe ihr immer noch ein wirklicher Uebershuß von 13 Millionen Mark. Demgegenüber müsse man die Leistungen der Eisenbahnen für die Post feststellen. Die sämmtlichen Eisenbahnen hätten circa 17 Millionen Mark aufzuwenden, um die Selbstkosten zu deen, die ihnen durch die unentgeltliche Se rung der Postcorrespondenz entständen. Was die f ane des Anlagekapitals der Postverwaltung betreffe, so habe der Staatssekretär erklärt, die Post habe gar fkein

nlagekapital. Das sei aber thatsächlih nicht ganz richtig. Die Post habe doch erhebliche Werihogjette an Gebäuden, Telegraphenanla en u. \ w. Er (Redner) halte eine agene Gestaltung des Post-Etats allerdings für gereht-

ertigt und sei zu dieser Ansicht gekommen durch das Studium derjenigen Vorverhandlungen, deren Unkenntniß Um der Staatssekretär vorgeworfen habe. Die bisherigen Gebühren für Drucfachen halte er niht den Grund- aßen von Leistung und Gegenleistung entsprechend normirt. Die Drucksachen dienten nur in sehr ver- [Qwindendem Maße zur Hebung des geistigen Ver- ehrs und viel mehr dem Reklamebedürfniß. Eine Preiserhöhung für dieselben könne er nicht als Nachtheil gusehen. Was die Frage des Zeitungsportos betreffe, so sei ieselbe schon 1874 in der Kommission erörtert worden. Es Me damals, besonders auch von freikonservativer Seite, von daß vg Nordeck von Rabenau, darauf hingewiesen worden, ie le Gebühren des Zeitungsportos nicht rihtig normirt S (Präsident von Wedell-Piesdorf unterbrach den Redner die Er, con, bei dem Tit. 1 des Etats zu bleiben.) Was Studium Hung der Ausgaben anlange, so sei er durch das gekomme e Vorverhandlungen zu der Ueberzeugung absolua 1 daß die Erweiterungen manchmal doch über das vie ¡nothwendige Bedürfniß hinausgingen. Die Zahl

elegraphenstationen sei in - den leßten Jahren bis

Staaïs- |

| überzeugend nachzuweisen. | die Kohlentarife bei den Eisenbahnen zu ermäßigen.

mit daf;

: wolle sehe,

diesen Bemer- |

8000 gestiegen. Er e | der Präsident |

schließen, da er

auf fast

Staatssekretär neulih auf seine (des Redners) Ausführungen |

| geantwortet habe, sei seines Erachtens nicht ganz gerechtfertigt.

Es wäre jedenfalls für den Staatssekretär erforderlich gewesen, die Nothwendigkeit einer derartigen Vermehrung der Ausgaben Ungleich wichtiger wäre es z. B., Das würde der wirthschaftlichen Lage sehr zu Gute kommen. Und er (Redner) sei gern bereit, allen Bestrebungen zur Förderung des Verkehrs zuzustimmen. Aber er halte es nit für gerecht- fertigt, dringende Wünsche minder berechtigten Wünschen gegenüber zurücktreten zu lassen.

Hierauf ergriff der Staatssekretär des Reichs-Postamts Dr. von Stephan das Wort:

Meine Herren! Ich weiß nicht, ob es dem cinen oder andern von Ihnen auch so ging wie mir: ih habe eigentlich den Eindruck, als ob diese eben gehörte Rede gar nicht hierher gehört ; entweder bätte sie, wie der Herr Abgeordnete in seiner Nede bei der ersten Etatsberathung sich auch vorbehalten hatte, in der Kommission gehalten werden follen, wo Zeit und Raum genug war, alle diese zum Theil \{chwierigen Fragen, vie er berührt hat, gründlich zu er- örtern; oder sie hätte gehalten werden sollen was beispielsweise die Koblentarif-Angelegenheit und die Verhältnisse der preußischen (ifenbahnverwaltung betrifft —, im preußischen Landtag, aber nicht bei der zweiten Berathung des Feichshaushalts-Etats.

Es würde mir gar nicht {wer werden, die eben gehörte Rede Saß für Saß zu widerlegen, sowohl mit Zahlen als auch mit anderen Gründen. Indessen würde ih dazu auh beinahe cine Stunde Zeit gebrauchen, und ich glaube, daß das doch einigermaßen verschwen- derisch sein würde bei der Lage der Geschäfte in diesem hohen Hause.

Fch werde mich daher auf eine kurze Erörterung der Hauptpunkte beshränken, möchte jedoh eines vorher erwähnen. e

Wenn der Herr Abgeordnete gemeint hat, ih hätte damals în \{rofer Weise ihm geantwortet, so, glaube ih, hat er meine Stim- mung und auch meinen Ausdruck mißverstanden. Es ist möglich, daß ich selber Schuld daran bin dur meine vielleicht etwas zu schnelle Diktion. Ich kann thm indessen versichern, daß mir jede Absicht in dieser Beziehung, ihm sowohl wie jedem andern Mitgliede des hohen Hauses gegenüber, völlig fern gelegen hat. Wenn er gleichwohl die Empfindung einer etwas {chrofen Behandlung harte, wie ih nicht bezweifeln kann nah dem, was er gesagt hat, fo kann das lediglich nur daran gelegen haben, daß ih gegen seine Ausstel- lungen und Angriffe, die der Postverwaltung galten, sahlihe Grürde ins Feuer geführt habe, und daß das Gewicht und die Stärke diefer sahlihen Gründe ihm den Eindruck einer gewissen Schroffheit ge- macht hat; dafür kann ih nit. , 4 :

Da der Hecr Abgeordnete in der Kommission, ungeachtet wieder- holter Aufforderungen, doch nun zu den einzelnen Angriffen überzu- gehen, die er in der ersten Rede in Aussicht gestell: hatte, dieses nicht gethan, fondern es vorgezogen hat, wegen dicser Details hier das Wort zu ergreifen, so scheint es mir, daß er oielleiht ein gewisses Bedürfniß empfindet, die Eindrücke, die seine erste Rede, allerdings nicht zu seinem Vortheile, sowohl im Inlande als auch im ganzen Auslande hinterließ, es gingen mir darüber ganze Posten von Briefen und Zuschriften zu abzushwähen; ih habe den Eindruc: es wird hier etwas zum Rückzuge geblafen.

Ueber die Hauptpunkte will ib nur einige wenige Worte sagen. Was nämlich das Verhältniß zur Eisenbahn betrifft, so ift dasselbe ausführlich im Reichstage erörtert worden bei dem Geseß vom 20. Dezember 1875. Da finden Sie durch viele Sißungen hindur die Frage erörtert über das gegenseitige Verhältniß, und es hat der Reichstag dadur, daß er der Geseßesvorlage damals mit großer Majorität bei- trat, den Standpunkt aufrehterhalten, der auch früher immer maßgebend war, daß die Eisenbahn. zu diesen Leistungen verpflichtet ist, weil ihr dafür Acquivalente abgetreten sind, nämlih das gesammte Post- monopol der Personenbeförderung das Monopol, welches nöthig war, um im Interesse der Nation für die Briefe und Drucksachen das billige Porto zu erhalten. Unt hier stehe ich auf einem ganz anderen Standpunkte, auch als Nationalökonom, wie der Herr Vorredner. Wenn er sagt, die Kohlen billig befördert werden müßten, so sage ih, es is vor allen Dingen wichtig, daß die Briefe, die Annoncen und die Drucksahen billig befördert werden, weil darin der geistige Verkehr beruht, und weil überhaupt der Geist der Materie vorgeht: denn der ganze Handel und Verkehr wird erst durch die Briefe, durh die Post vermittelt, wie das Leben durh die Sprahe. /

Gegen die Berechnungen, die dic Eisenbahn aufgestellt hat und die im preußischen Abgeordnetenhause vorgebraht worden sind, habe ih ernste Bedcnken; sie sind gar niht kontradiktorisch zwischen den beiden Verwaltungen festgestellt und beruhen avf einseitigen Berechnungen der Eisenbahnverwaltung. Nach unserer Rech- nung kommen nicht 12 Millionen heraus, sondern nur 4 Millionen, und wenn wir all die Kosten in Gegenrechnung stellen, welche die Eisenbahn der Post dadur verursacht, daß sie diese nöthigt, zu dem äußerst kostspieligen Apparat der ambulanten Bureaux, zu doppeltem Personal, ferner zur Herstellung von Gebäuden an Orten und in Gegenden, wo es uns niemals in den Sinn kommen würde, Gebäude für Rechnung der Postverwaltung aufzustellen, endlich zu doppelten Anstalten auf den Bahnhöfen und in den Orten so kommt durch diese Gegenrehnung ein Betrag von 11 Millionen heraus, der billigerweise mit in Betracht gezogen werden muß. Sie schen dieraus, wte schwierig diese Frage ist, und daß in der That im Hause hier das Plenum nicht der geeignete Ort ist, diese Gegenstände zu erörtern. Solche Leistungen einer Verwaltung für die andere kommen übrigens anderswo auch vor. Der Herr Abgeordnete hat selbst erwähnt, daß die Poft 8 Millionen dadurch verliert, daß sie zur portofreien Versendung der Reichsdienstsendungen genöthigt ist. Jch will ferner daran erinnern, daß die preußishen Gerichte sämmtliche fiskalische Prozesse sportelfrei ea, Was sollte daraus werden, wenn die Postverwaltung solche Gegenrehnungen machte, während sie außerdem, wie bereits erwähnt, als Aequivalent das ganze Personenmonopol an die Bahnen abgetreten hat. i / j

Wenn ih das in Betracht ziehe und mir auch die Zahlen ver- gegenwärtige, die der Herr Abgeordnete zitirt hat er hat hier ganz rihtig gerechnet, und es ist ihm diesmal kein Malheur mit den Zahlen passirt daß dann der Ucebershuß der Post etroa auf 30 Millionen die genaue Zahl is 32 Millionen zu stehen kommen würde, wenn man nämlich die Erträge, die in der ersten Plenarberathung erwähnt wurden, Pensionen, Wohnungzsgelder :c. hinzuzieht : dann würde sich der Uebershuß der Postverwaltung auf 18 %% der Brutto-Einnahme tellen, während er in den glänzendsten Jahren der preußischen Postverwaltung meines Vorgängers, des verdienstvollen General-Postmeisters von Nagler, ge- ringer war. Zu der Zeit, wo die hohen Portosäße bestanden, wo peinlich die fiskalishen Interessen gewahrt wurden, hat der Ueberschuß betragen 15, 16, 13 9/6, dann späier 89/0, dann ist er sogar einmal auf 4 9/0 gesunken. Dem gegenüber ist der jeßige Finanzertrag doch

i That ein sehr erheblihes Resultat. j : L as Vie Act mia Vetrifft, so kann ih nur bei meiner An-

1886,

cht stehen bleiben, daß die Postverwaltung ihr Kapital ganz allein aufgebracht bat, und daß die Ueberschüsse demnach bei ihr in Rechnung fommen müssen. Es ist vielleiht die Anleibe zu berücksihtigen von 60 Millionen eigentlich nur 52 Millionen; die anderen 8 Millio- nen haben wir in Betriebsfonds. Dafür wäre der gerinze Betrag von ca. 2 Millionen Zinsen in Rechnung zu stellen, andererseits würden aber die Uebershüsse in Gegenrechnung kommen.

Was dann die Erweiterungen der Postanlagen betrifft, so hat der Herr Abgeordnete gesagt, sein Studium der Vorgänge habe ihm die Ueberzeugung verschafft, daß etwas zu ausgedehnt damit vorgegangen wäre. Ja, mein Studium erstreckt sich aller- dings nicht auf die Vorgänge, ih habe nie aus alten Akten gelebt, sondern mein Studium erstreckt sich auf die Bedürfnisse des Landes, auf die Wirklichkeit, auf die Gegenwart, auf das, was nöthig ist, und daraus habe ich und mit mir viele Andere die Ueber- zeugung gewonnen, daß wir lange noch niht am Ende der Erweite- rung unserer Post- und Telegraphenanlagen siud, daß täglich neue Bedürfnisse hervortreten, wie ja einfah s\chon die Zunahme der Be- völkferungszahl, die Ausdehnung der Städte und die Ver- mehrung der landwirthscchaftlichen Bautcn und der Industrien auf * dem Lande beweist daß wir darum, ich will niht sagen, vieles nachzubolen haben, daß wir aber keineswegs in Aufwendung von Mitteln für Erweiterung dieser Anlagen zurückbleiben dürfen. Wir Faben auch den Beweis dadurch geliefert, daß gewisse Einschränkungen in den Forderungen für neue Anlagen gegenüber den leßten 5 Jahren eingetreten sind, wo bekanntlih der große Organifationsplan für die Landpostanlagen aufgestellt ist. Soviel darüber.

Was nun den ODrucfsachentarif betrifft, so ist es richtig, daß ih gesagt habe, eine Aenderung des Druckfachenportos wäre erwünscht. Es fragt sih nur, was man unter Aenderung versteht. Sie verstehen darunter, wenn ih recht verstanden habe, eine Erhöhung dieses Tarifs. Nun, täuschen Sie sich nicht über den finanziellèn Effekt einer solhen Maßregel, der würde so außerordent- lich unwesentlih sein, daß er kaum in Betracht kommen kann.

Es werden im Ganzen besördert nah einer mir hier vorliegenden Statistik vom Jahre 1881 Sie gestatten, daß ih das vorlefe 102 205 600 Drudtfachensendungen ; davon sind nur 4578 000 solche zwishen 50 und 100 g; das ist die Klasse, der der Herr Abgeordnete seine besondere Theilnahme gewidmet hat. Der Einnahme-Auéfall bei Einführung des Portosaßes von 9 Pf. für Sendungen im Gewicht von 50 bis 100 g, was damals von jener Seite (links) befürwortet wurde, würde jährlich 229 000 M. be- tragen. E Diesem Ausfall gegenüber würde durcl) Erhöhung des Portosatzes für einen anderen Theil der Drucksachen, wie Sie folhen wünschen, eine Einnahme stehen, die ich höchstens auf ebenso viel shäßen könnte ; sie wird aber überhaupt nah meiner Meinung nicht cintreten, weil eine große Anzahl von Sendungen dann mit der Post gar nicht be-* fördert werden würde. Der Annoncenverkehr, der für das Geschäft ** so wichtig ist, Sie wissen, daß die Franzosen das Sprühwort “* haben : lVannouce c'’est l'âme de l’affaire würde wesentlih be- einträchtigt werden , wenn cine Erhöhung des Portos eintreten sollte. Denn e&8 kommt n Bela 068 diese Annoncen zu 10, 20, 30 Tausenden verschickt werden, und es ist sicher, daß bei einem solchen Faktor der Portosat sehr ins Gewicht fällt, und daß die Erhaltung der Geschästsverbindungen, sehr erschwert werden würde, falls eine Porto-Erhöhung einträte. Finan- ziell wird nichts gewonnen werden, im Gegentheil, es wird vielleicht eine finanzielle Einbuße eintreten. Also die Maßregel kann ih als zweckmäßig zur Erreichung eines höheren Ueber]chusses nicht aner- kennen.

Meine Herren, wenn man alt wird, lernt man viel, pflegt man zu sagen. Ich habe ja die Ehre gehabt, seit Entstehung des Deutschen Reichstages, und {on des Norddeutshen Bundes, an den parlamen- tarischen Arbeiten mich zu betheiligen. Früher wurde mic immer das Gegentheil von dem gesagt, was der Herr Abgeordnete heut angeführt hat. Es sagte hier Hr. von Unruhe-Magdeburg 1875: s

Was den Hinweis des Hrn. Abg. Braun auf hohe Postübershüsje anlangt, so stehe ih auf dem Standpunkt, daß ih sage: wir wollen eigentlich mit der Post keine Ueberschüsse erzielen. Hr. Dr. Nieper vom Centrum sagte 1577:

Die Reichs-Postverwaltung kann nicht mehr im bisherigen Mafe Finanzquelle für das Reich sein. Das ist aber auch meines Er- achtens garnicht nöthig, da die großen Verkehrsanstalten keine, Finanzquelle sein sollen. :

Die Herren Schroeder (Friedberg) und Gumbrecht sagten bei der zweiten Berathung des Gesetzentwurfs über den Haushalts - Etat von 1877: i:

Die Verkehrsanstalten sollten nicht fiskalishen, sondern allge- meinen Zwecken diencn, überhaup! nur den Verkehr fördern.

Der Hr. Abg. Laëker sagte 1877: j

Die Post, von der wir ja wissen, daß sie immer auf Ueber- {üsse hincrbeitet, r.icht ganz zu.m ungetheilten Danke des Landes, O Der Hr. Graf Udo von Stolherg-Wernigerode sagte: ; Ich bin nun niht der Ansicht, daß man die Telegraphie als cine Eirnahmequelle benußen soll; aber ih meine allerdings, man müßte sie so tellen, daß die Einnahmen und Ausgaben sih wenig- stens annähernd balanciren. E Der Hr. Abg. von Schorlemer-Alst sagte: _ : Ich meine, das richtige Verhältniß der Ausgleichung der Ein-

nahmen und Ausgaben wäre überhaupt, daß cie Post und Telegraphie * ;

gar feine Einnakl,mequelle wäre. :

Sie sehen, meine Herren, wenn ih damals die Ueber- . \chüsse zur Ablieferung gebraht hätte, wie heute, so_würde cs mir fast gegangen sein wie Al Hafi ‘der als Defterdar Saladins sagte: „Ja, wenn ih mi auf Uebershüssen ertappen ließe !“ S

So, meine Herren, ändern {ich hier die Ansichten, aber wir nicht, wir stehen auf demselben Standpunkte. ;

Ich will nun noch zum S{hluß zum Zeitungsporto kommen, weil es ein gewisses Interesse darbietet. Es ist ganz richtig, ih stimme mit dem Herrn Abgeordneten völlig überein, daß die jeßige Hortosesisegung für die Zeitungsgebühren durhaus fein Ideal von

arif darstellt. Es geht das Prinzip des Frankirens nach gerissen Prozentsäten, und daraus müssen gewisse Ungleichheiten entstehen, namentlich wenn eine Zeitung mehr als einmal tägli befördert wird, oder wenn ein sehr niedriger Abonnementspreis festge- sezt ist bei Zeitungen, “welche _meist mit der Scheere redigirt werden, welche keine Jllustrationen u. \. w. bringen. Das ist klar; aber es besteht jenes Prinzip seit 1848, also beinahe jeßt 40 Jahre, und der ganze Industriezweig hat sih daran gewöhnt. Sie würden, wenn Sie Aenderungen daran vornchinen wollten, denen ih an si keineswegs abbolb sein würde, wenn sie das Riútige träfen außerordentliche Verschiebungen bervorrufea, die keinen Menschen befriedigen würden. : a

Es ist nur dreierlei mögli. Mit einem neuen Tarife, der den Leistungen der Post sih ans{hlösse, also rationeller wäre als det jeßige, würden Sie entweder nur eine Cxmäßigung herstellen können, und zu einer solchen, glaube ih, würden die verbündeten Regierungen sich nicht verstehen. Jh würde auch meiner. seits, von meinem Standpunkte aus eine Ermäßigung ver Post- gebühren für Zeitungen durchaus nicht als Bedürfniß erachten, wie ih denn für eine Ermäßigung der Tarife mich niht eher aussprechen

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