1886 / 27 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Jan 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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in Aussicht genommenen Stärkungsmaßregeln

Schulwesens inder as hoher Bedeutung. Der Vermehrung

r, besonders tüchtiger Lehrer unter- besserer Dotirung

U Gern shou, gedaht, empfehle sih auch, obligatorische

L ribildungsschulen und deutsche landwirthschaft lihe und Ge-

5 heshulen zu errichten. Schließlih aber würde man auhch

t den Gedanken, für eine deutsche Universität-in Posen zu

nis n aufgeben. Der Antrag biete auß@dem eine gute Aus-

4 in die Zukunft, denn s sei erfreullh, daß. am Beginn

feuen Legislaturperiode sich die Nationalliberalen und die

E rvativen Parteien zu gemeinsamem Wirken ver-

lone hätten. Selten habe Redner etwas so ergriffen

einig Rede des Reichskanzlers, die gerechte

; ige gewaltig€ l ; Q 61s die T tas Licht genügend entwidckelte Nationalgefühl der

W fe großen

5 E - Wer Herr Kriegs-Minister hat \chon vorber in dem Sinne ge

r : rohen und ih brauÿe feines Anerkennung der Polen als Soldaten nis hinzuzufügen; vor Düppel liegt und Bauern begraben, aber ih

Sehr

e in die Akten sehen zu laffen. rihtig! im Centrum.) Meine Herren, Sie sagen: sehr «ih Genau das Gegentheil ist richtig. Auch heute, meine Herren, ehlen noch sehr zablreihe Aktenstücke, welhe, diese Abtheilung unter \ih gehabt hat; auch heute wissen wir E schr viele Verhandkungen, welche, die Kommissarien dieser Abtheilung persönlich mit den Bi- \chöfen über wihtige Rechtsfragen® geführt haben, nichts Gewisses, und ih habe wiederholt Veranlaffung nehmen müfsen, die Bischöfe resp. deren Behörden zu ersuchen, mich mit Nachrichten über das zu versehen, was beispielsweise na Erwerbung der neuen Landestheile in den neuen Bisthümern verhandelt worden is. Es ift ein offenes Geheimniß, meines Wissens auch zum Theil voïn LuaA Miuister-Präsidenten ausgesprohen worden, daß die Abthei- ung es verstanden hat, die Bande, welche sie mit dem großen Orga- nismus,“ mit dem gesammten Ministerium verbinden sollten, zu lösen, daß \ jede Gelegenheit benußt hat, um mit Uebergehung des Ministers und mit Umgehung des Unter-Staatssekretärs Verfügungeñ zu er-

herbeigeführt. Er vertheidige die Rechte der Polen mit | habe, ein - katholishes A

elben Schärfe, wie die sciner katholischen Mitbürger; er Fe Vbercit, auch für den Reichskanzler einzutreten, wenn dessen Rechte angegriffen werden sollten; und au das könnte noch fommen. Jn Bezug auf die Berufung auf Königliche Ver- sprehungen meine er, die Behauptung daß die r ing dar- auf keinen Pfifferling werth sei, erkläre in demselben Augen- blick die Proklamation selbs für nichtig, DUh und Wenden helfe hier nihts. Man solle an einem Königlichen Wort niht rütteln und deuteln; und auch der Reichskanzler sollte so männlih sein, an dem, was er gestern gesagt habe, festzu- halten. Der Reichskanzler warne davor, die Legalität zu hoch zu stellen. Er habe ja auch hon früher sih dahin geäußert, daß er über die Zwirnsfäden des Rechts nicht stolpere. Das heiße nichts Anderes, als mit allen Mitteln die Polen unterdrüdcken

zu seiner Re@nung, dann sicht es nit, ob di und 1; vollen Kritiker im Stande sind, irgend etwas besser zu mas, s die bisherigen Minister. Damit das Land sich die Folgen ur, f Verantwortlichkeit seiner Wahlen. klar. vor Augen hält gd by noch heute, wenn ich irgend Se. Majestät dazu vermöggn f; was ih leider bis jeßt nicht fonnte, darauf bestek daß dieser Versuch gemacht werde, das Land würde dann wohin es mit, den von ihm und seiner Majorität un sebey Staatsmännern kommt, und wir felbst würden es schen Brad irren wir uns in ihnen, vfelleiht machen sie es. fo ausgejeidnet, ie 4

Eine Gewerbesteuer von dieser Höbe auf die Shankwirthe gelegt bei der gemeinsamen barkeit für den Gesammtbäirag, der den Preis des Liters Brannkwein auf’ eine rentable Höhe steigern würde das würde, glaube ih, den Herren #och unbequemer werden.

_Ich weiß nit, ob dem Hktn. Abg. Nichter diese Darlegung gemeiner Absichten genügt. Der Abg. Windthorst_hat, glaube ih, ge-" sagt, man habe das Recht, zu fordern, daß den dunklen Drohungen, die ih ausgesprochen habe, ein etwas deitliherer Ausdruck gegeben werde. Das ist vor der Hand klar genug. In anderer Beziehung werdez wir, . da der Reichstag dié Hülfe, aff die wir, glaube ih, verfassungsmäßig und nah der Ueberzeugung der Nation einen An- fspruch haben} in einer unsers Erachtens unbilligen Weise vêrsagt hat, eben andere Wege - finden. Es werden da- durch, was ich sehr beklage, denn ih muß ja der Politik, die ih bisher verfolgt habe, „einigermaßen Halt gebieten es werden dadurch die Beziehungen der Bundesstaaten zum Reichstage

ewiß A Zéenge polnischer Sotdaten rage: liegt da ein einziger polnischer Edelmann begraben, und liegt in Frankrei ein valnisdee Senider begraben? Hat dewpolnische Adel in demselben Maßes» wie der pol- nische Bauer uñd Bürgerstand sfi. mit seinem Blut an der Ver- theidigung des .preußishen Staat® nah allen Seiten hin betheiligt ? Darüber erwarte ich noch einen Beweis, und bis zum erfolFten Beweis bestreite ih das. Er hat seine Tapferkeit überall, über cklle Bedenken erhaben, na allen Seiten hin“ bewiesen, aber leider selten oder nie im Interesse des preußischen Staats, schr häufig im entgegengesetten Interesse. Sie haben aus meiner gestrigen Aeußerung Ee daß ih alle sdie Maßregeln, die ich® vbrschlage, nicht gegen Polen im Allgemeinen richte. Den poluishen Bauer balte “ich im Gegentheil für einen treuen preußischen Unterthan, wenn er niht durch anders

ih der Erste bin, der zu dem Hrn. Windthorst sagt :

bleiben Sie an Ihrer Stelle. Daß dieser Versuch nie gemggea den kann, ist tine Härte für mich, die Sie zu etwas mehr Sch Wer ih will nit sagen, für méine Person, aber in Ihren Angriffen die Konsistenz und Weiterentwickelung des Reichs veranlassen {L ein Sicherheitsventil, wie der Ministerwechsel „in England eist d

Z Einflüsse künstlih zu anderer Meinung verleitet wird. Der polnische E weiß fehr gut, wie es seinän Vater und Großvater Éergangen ijt, und wie es in anderen Lindern geht; er wünscht keine Rüchr zu einem unabhängigen Polen und zu einer nêuen Adelsrepublik. Deshalb hängt er in Tcgter Instanz immer an seinem preußis{hen Fonia und Herrn; haben über* den nicht zu klagen. Wir wollen eine Sprache nicht anfeinden, wir wollen ihm nur die Möglichkeit geben, beuti zu verskehen, und ißm die Vortheile der Zugehörigkeit zutn preußishen Staat durch, das Organ, durch das Licht, dàs von deutsc)er Seite hineinfällt, noch mehr vor Augen führen.

Ich bitte doch, -da cinen strengen Unterschied zu machen, dies fest zu haltey und mir nicht wieder mit dem Argument zu kommen, daß die polnischen Soldaten füv Preußen ihx Blut vergossen kaben, und daß es eine Undankbarkeit wäre, wenn man - nit, in Anerkennnng dessen, die Hand dazu bicten wollte] die erste Stufe zur Wiederherstel- Tung der Een Republik und Adelsherrschaft ihuen felbst {d er- *bauen. Das Argument ist gerads, fo æbinfällig wie das analoge, das pon Seiten der Centrumspartei uns mitunter vorgehalten wird: die tatholishen Soldaten hätten æbenfo gut für Deutschland gekämpft wie die pcotestantischen. Ja, meine Hten, das hat Niemand anders erwartet, und das äst sehr natürli). Haben Sie irgendwie je die Befürchtung gehabt, daß, wenn das Vaterland in Gefahr wäre, unsere katholische Landsleute zu Hause bleiben würden? Ich Habe sie nie- mals gehabt, weder für die katholischen, noch für die volniscen. Aker cin Argument für unsere Gesetzgebung kann ih aus der That- sache; daß Jeder von uns als Soldat seine Schuldigkeit thut, doch niht entnehmen. : j /

Die übrigen Aeußerungen des Hrn. Abg. Windthorst will ich mit Stillschweigen übergeben; nur insoweit, als sie sich decken mit einer Acußerung, die der Abg. Richter gestern im Reichstage machte, muß ih noch auf dieselben zurücktkommen. Wenn der Bericht richtig ift, fo hat der Abg. Richter die Auszäblung der Präsenzzahl im Neichs- tage damit motivirt, daß der Neichékanzler im Landtage mit dem Staats- streih dro, Um das Branntwein-Monopol durchzubringen. Meine Herren, Sie werden das Alle gleich mir gelesen haben. Jch habe es ja ‘nicht gehört, aber in allen Zeitungen stehts, auc in dem mir hier vorliegenden Berichte:

Abg. Richter (zur Geschäftsordnung): In diesem Augenblick bedroht der Herr Reichskanzler im Abgeordnctenhause für den Fall, daß der Reichstag Obstruktiouspolitik treibt, also das Branntwein- Ytonopol ablehnt, den Reichsïag mehr oder minder deutlich mit Staatsstreichen.

Nun, meine Herren, inwieweit das wahr ist, was der Hr. Abg. Richter gesagt hat, dafür habe ih ja hier 3—400 Zeugen; dieselben werden mir befunden, daß der Abg. Richter eine objektive, ihm selbst ohne Zwcifel als fol&e nicht bekannte Unwahrheit ausgesprochen hat.

Ich babe von Staatsftreichen überhauvt niht gesprohen. Nach- dem der Herr Abgeordnete dieses Thema einmal hier mit der gegen- wärtigen Debatte verknüpft hat, könnte ih doch viel eher ihn an- klagen, daß er für seine Schnapspolitik er hat das Wort auf mich einmal ansewendet, aber ih kann ihm dasselbe jetzt mit vollem Necht zurückgeben, da er an der Spiße dec alliirten Shankwirthe Vorlagen der Reichsregierung, die sie noch gar nicht gemacht hat, gegenüber- tritt —, daß er dafür im Lande wirkt und das Wohl des Landes da- durch mehr @cktfährdet, als ich dur meine angebliche Staatsstreich- drohung. i

Ich habe eine folche Drobung nicht ausgesprochen und bin über- zeugt, der Abg. Richter kann doch kaum einen anderen Grund gehabt haben, dies zu sagen, als damit cs mit dem Reichstagsprotokoll in die Zeitungen komme, das wird auch geschehen ih muß also auch meine Widerlegung dagegen in die Zeitung bringen.

A _Ich habe gestern weiter nichts gethan, als einen besforglichen YVUc 11 die Zutunft zu werfen, wie es mit uns werden werde, wenn im Reichstage die Majorität, die jeßt da ist, die herrschende bleibt. Vom Branntwein-Monopol fehe ih dabei ganz ab; wenn die Herren das ablehnen, nun dann werden wir es nicht haben, wir werden au die Gelder nicht haben, die wir davon erwarten, wir werden die Bedürfnisse nicht befriedigen, wie wir erwartet haben, wir werden auch den Gemeinden nicht zu Hülfe fommen, die Noth leiden, und wir werden die direêten Steuern nicht mindern. Das Alles ist ja für uns fehr bedauerlih, aber es trifft die Personen, die gerade in der Negterung find, niht viel härter als die Anderen; wir müssen uns das Uebel gefallen lassen, wir gehören zu den Archivi, die plectuntur, wenn der Reichstag solche Beschlüsse faßt.

Der Punkt, auf den ich gestern hindeutete der Abg. Richter nernt es Staatêftreich, während ih behaupte, daß in einem besseren als in dem Windthorstscjen Sinne diefer Staatsstreich si in ganz legaien Bahnen bewegen werde der Punkt ist der, daß, wean der Reichstag die Erwartungen nichk ‘crfüllt, die Deutschland von ihm hegt, die verbündeten Regierungen ihrerfcits fehen müssen, wie sie si helfen Tönen, ohne der Verfaffung und dem Neichstage Gewalt' an- zuthun, Das nächfttiegende Viittel ist, daß sie sich ihren eigenen Landtagen wieder mehr nähern, die Beziehungen zu ihnen pflegen und stärken und n von den vergeblichen Bemühungen beim Reichstage, irgend etwas im Intcresse des Reiches zu erreicen, ausruhen. Wir haben keine Ver- pflichtung, uns im Reichstage vertreten zu lassen; von der Bereckti- gung, die wir dazu haben, würden wir dann vielleicht einen spärlicheren Gebrauch machen als bisher, und ich würde öfter die Freude haben, in viejen Naumen Sig wiederzusehen j

_ Wir werden - uns dann «vielleicht *an Ihr Wohlwollen wenden müßen mit einer ähnlichen Vorlage, wie wir sie vor drei Jahren

{hon cipmal gemacht haben, um zu Fehen, ob wir den Schnaps, dessen

V'e'gsperung u8 der Veichslag in der von uns vorgébrahten Form

verrigert, niht eiwa in der Form- einer Licenzsteuer, als Gewerbe-

steucr treffen fEnnen oder etwas dem Annäherudts. Es“ wird, glaub? t, fw die dabei zunächst betheiligten Schantwirthe nüßlich fein, zu erwägen, daß, wenn es gelingt, den Monopolstrom aufzuhalten, man sichnaturgemäß inPreußen in erster Linie gegen die Schank- wirthe wenden # wird, und zwar ni{cht nuk gegen diejenigen, die Branntwein ausfschenken, sondern“ “gegen das Gewerbe

im Allgemeinen. Wir werden bis zu einem gewissen Grade

diè Gewerbesteuer so weit steigern können, daß wir“ eine

Erhöhung des Brannkzeinpreises damit erzwingen und eine Vermin-

derung des Gebrauchs. Wir werden auf dem Wege der preußischen

Gefeßgebung und der preußischeñ "Instruktion die Bedüfnißfrage fo

stellen können, daß wir nicht mebr auf 199 óter gar 150 Eftawöhner

eine Sthänkwirth]chaft behalteu, ohne daß deshalb“ dev Ertrag“ der

Gewerbesteuer, die die Schankwirthe zu zahlen haben, vermindert

wicd, Die übrig bleibende Zahl “der Schankwirthe würde immer

dieselbe Masse Stéuerit aufbringen müssen, die verlangt wird, und diese Steuer würde so hoch sein, daß sie den Branntwein, wénu nicht

u den vollen Betrag dér Monopolpreise, doch so erheblih fteigerte

daß wir arstatt des Betrages von 14 Millionen, den wir“ bei der

geringe Licenzsteuer vor drei Jahren ins Auge gefaßt hatten, vielleicht den zéifachen Beïräg erwärten könen,

Das würde uns schon erbeblid) weiter helfen. Jch glaube, daß dani doch. dié Schänkwitthé ih näch der Motopolmöglichkeit, die ihnen geboten war, zutlicksébhtcn werden, da das Monopol doch den

si mindern, ihr Bêkt wird ctwas trockener gelegt werden, als es bisher der Fall ift. Die Hoffnungen, die wir an die Belebung ge- rade dieses Organs des Reichs geknüpft batten, haben si eben nicht verwirklicht. Wenn auf diefe Weise die Lebendigkeit der Beziehungen der Bundesstaaten zum Reichstage sich mindert, und wenn das lange dauert, dann kann es in der That bedenkliche Folgen haben. Solche Sachen rosten dabei ein und veralten, und es wird kaum mögli fein, troß aller Bestrebungen “der verbündeten Regierungen, das Ansehen des Reichstages auf Lea oye zu erhalten, auf der wir es zu erhalten wünschen, wenn der Neichstag uns nicht Gelegenheit giebt, Geschäfte mit im zu machen. Die Beispiele des Auslandes sind ja darin oft recht lehrreih. Wir sind bei uns nach den Parteiverhältnifsen in einer schr ähnlichen Situation, wie die englische Nation. Dort ift auch eine Basis intransigenter Opposition in Gestalt einer nationalen Oppositionspartei, der Jrländer, der Parnelliten, die es ihrerseits als ersten Wuns) betraten, vom britischen Reiche getrennt zu werden, und die deshalb auf die Schicksale, auf die Art, wie es dem britischen Reiche in feiner jeßigen Zusammenseßung ergeht, niht ein so fehr großes Gewicht legen. Gereiht es dem Lande zum Schaden, däkhn machen sie sih nicht viel daraus; ihr Hauptziel ist: los von England!

Diesen Parnelliten analog haben wir bei uns éine Anzahl În- transigenten, die, theils vermöge ihrer Neigung zur Wiederherstellung Polens. theils vermöge ihrer Neigung zu Frankreich, theils (oho! links.) Sie fühlen sich getroffen, meine Herren, das hätte ih kaum erwartet, ih bin überrascht. Wen's juckt, der kratzt sich unwillkürlich. Ich hatte nicht die Absicht, diese Worte an Sie zu ribten; hätten Sie mit Ihrem Oho etwas gewarket, so wäre es herausgckomrmen, daß ih die Elsasser meinte; aber, so?! Sie gehören auch dazu?! Das ift mir neu!

Also, kurz und gut; wir haben eine Anzahl von intransigenten Parteien, die man wohl unsere Fenier nennen könnte, weil sie eben denselben staatlichen Zweck mit uns nit anerkeinen und nicht ver- folgen. Sie sind ja an fih nicht mächtig“ genug, weder in England die Parnelliten, noh hier die Polen“ und sonstigen Auslandsliebhæber bei uns; aber nun treten ihnen gewisse Elemente hinzu, die zwar niht den «gleichen Zweck # des. Nihilismus“ u. \. w. mit thnen verfolgen , die aber doch lieber noch eine Zeit lang mit ihnen gehen wollen, als daß sie Anderen das Regieren möglich machten oder erleihterten. So tritt dort die englische Fort- \hrittêpartei kann ih fie nur nennen auf die Seite der Parnelliten; dadurch entsicht cine Majorität, die, wie wix in diesen Tagen gesehen haben, wieder cinen NRegierungswechsel herbeiführt. Ganz ähnliche Verhältnisse haben wir bei un& wir haben cinen gewissen Stock von Intransigenten uns gegenüber, ein Piedestal, auf das Jeder springt, ter der augenbliclicen* Regierung Verlegenheiten bereiten und fie augreifen will. Der hat dann die- Herren immer zu seiner Verfügung. . Daß nun bei uns das Centrum dieser Versuhung nicht widersteht, das wundert mich so sehr nicht; denn in ‘konfesstonellen Fragen gehen die Leidenschaften so hoh, daß sie das Urtheil für die Stellung, die der Gegner einnimmt, doch in hohem Grade trüben. Um fo mehr wundert es mich, daß unsere #ortschrittêpartei, und namentlih diejenigen Herren darunter , die früher das \{chône Wort „nationalliberal“ für sih in Anspruch nahmen, auf diefe Weise mitgehen, und ih darf wohl sagen, auf den Nechts- boden des Deutschen Reichs in einer Weise loswirthschaften, daß ih mich freuen will, wenn er das auf die Dauer aushält. In England ist das Mittel gegen eine derartige Opposition schr leiht gegeben man fagt zu dem Führer der betheiligten Opposition: gut, ih trete zurü, sei du fo gut und übernimm das Ministerium. In England gilt es für unpatriotisch, ja, ich kann sagen, für unanständig, Opposi- tion zu machen, wenn man micht bereit is, Denjenigen, denen man opponirt, die Negierung aus der Hand und sie selbst zu übernehmen, um es besser zu machen. Ich befinde mich nun seit bald cinem Viertel- jahrhundert ausf\chließlich einer unfruchtbaren, negirenden Kritik gegen- über, und noch nie bin ich in der Lage gewesen, meine Gegner mit irgend einer Ausficht auf Erfolg auffordern zu können: nun gut, ver- suchen Sie es doch mal ; ich will mi mal auf die Bank der Opposition setzen, spielen Sie das Stück auf der Bühne weiter, ich will ins Parguet gehen und zusehen und klatshen oder zishen. Das ist ja bei uns an- ders. Es ist so leicht, so unfruhtbar, Alles zu negiren, Alles \{lecht zu finden jedes Ding hat zwei Seiten und ficher zu sein, daß man nie auf die Probe gestellt werden kann, selbst zu versuchen, es besser zu machen. La critique est aisée, et l’art est difficile Œin Kritiker wie Lessing hat sich noch nie damit geschmeichelt, daf er selbst, wenn cr Laokoon fkritisirte, im Stande wäre, irgend ein Bildhauer zu sein. Jch kann versichern, die Politik ist keine Wissenschaft, die man lernen fann, sie ist eine Kunst, und wer sie nit kann, der bleibt beffer davon. :

In England ist das anders, und Gladstone wird jeßt zum zweiten oder zum dritten Male zeigen, ob er im Stande ift, den Staatswagen zu fahren; wenn sich ihm eine Majorität dafür versagt, oder wenn er nit im Stande ist, die Parnelliten zu befriedigen, so wird wiederum vielleiht Salisbury eintreten. Jch habe diese Ablösung Hier nicht. Sie würden es kaum für ernsthaft halten, wenn ih sie im Neiche oder hier versuhté; im Reich köunte ih doch nur den Hrn. Abg. Windt- horst als den Hervorrayendsten der Opposition bitten, das Amt des Reichskanzlers zu übernehmen.

Ich würde mich freuen, ihn im Amt zu sehen, ich fürchte aber, er nimmt es nicht an; und ih fürhke noch eins: Se. Majestät der Kaiser hat vielleiht nicht dieselbe Ueberzeugung von seiner Zuverlässig- keit und feiner Begabuna, wie- ih. Jch habe wenigstens auf meine Sondirungen bei. Sr. Majestät früher einmal keine Neigung dafür gefunden. Ih habe Se Majestät ernstlich gebeten, mir die Genug- thuung zu gewähren, meinen «Gegnern doch einmal das Ministerium anzubieten, ihnen Gelegenheit zu geben, daß sie alle die Fehler und Missethaten, deren sie mich anklagen, ihrerseits nun vermeiden und den Staat zur Befriedigung der Mehrzahl seiner Einwohner regieren. Aber ih kann meinen Allergnädigsten Herrn gegen fscinen Willen nicht zwingen. Er hat mir gesagt, er sei zu hoh bei Jahren, um Experi- mente zu machen. j (Sbenso ist cs hier im Abgeordnetenhause; wenn die höchste ver- tretende Körperfchaft tin Lande, der Reichstag, ohne allen Beruf und Aulaß dem preußischen Ministerium ein Mißtrauensvotum giebt, ohné irgendwie provozirt zu sein, lediglich unter dem Eindruck der aggressiven Tricebkraft, von der der Abg. Windthorst Zeugniß ablegte, danu wäre es bei regelmäßigen Fonstitutionellen Verhältnissen A natürlich, daß ein preußisches Ministerium, dessen Präsident zugleih Reichskanzler ist, und der zuglei die preußischen Stimmen im Reiche. zu führen und zu vertreten hat, zurütritt. Es ist. nun möglich, daß Sie hier, der Hr. Abg. Windthorst immer voran, bereit sind, meine Stelle als Minister-Präsidént zu übernehmen und dann als Führer der Majorität an dex Spive zu stehen,“ dem Abg. Bebel vielleiht dann das Ministerium des. Innern anzuvertrauen, den Abgg. Richter. und Rickert das Finauz-' und Handels-Ministériuum zu Gebeg! (: eiterkeit, Oho!). Ja, meine Herren, das wäre doh eine ganz natürliche Sache, wer follte és denn anders thun? Wenn man nit die Nat ex: aus diesen Herren, die das Negierea unmöglih machen odex sehr er- schweren, nimmt, dann kann man sie ja. gär nicht in die Lage beingen, zu

Huuptgegenständ- des Schänkbetriebes, das Bier, vollständig frei läßt.

einmal bei uns nicht vorhanden, wenigstens für den 2 «lt tionirt es nicht. q für den Augenbli fyz

_ Nun, ih hoffe, Hr. Nichter und seine Freunde werden

einigermaßen über die gefährlichen *Gedanfen meines Staatsstre; zur Durhführung des Monopols beruhigt Haben, und ih.erw ina ibm, daß er nun _auch die Ehrlichkeit haben werde, in der t Blättern, ‘die von ihm abhängig sind, - kund zu geben er babe M geirrt in_ feiner Behauptung, als er ohne Grund vor dem Reichs N in das Sprachrohr gestoße1. Ich beabsichtige keinen Staatsstreig L aud auf das Monopol, uicht einmal. eine Auflö}fung, kann ih Jin Inzwischen war folgender Antrag der deuts{freisinn; Partei (Beseler und Gen.) G A G t, ¡Ofreisinuiza __ Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, zu erklärén: daß es Vorlagen, welche positive Einrichtungen zur Erhaltun N zur Pflege der deutschen Bevölkerung in den östlichen Provi n namentlich auf dem Gebiete des Schulwesens und im Einklamg Prin ere gung der Staatsbürger, bezwecken, die socgfiltg fung angedethen lassen wird, w S dc ionc ; ung gedeth en wird, wie es das nationale ntere

_ Der Abg. Enneccerus bemerkte, aus den Worten Reichskanzlers gehe hervor, daß nothgedrungen in nächste Zeit îm Reiche ein langsamerer Gang der Gesebgebung is gar “ein-Stillstand eintreten, dagegen die Geseßgebung i Einzelstaaten in den Vordergrund treten düxfte. Redner habt die Hoffnung, daß dies nicht geschehen werde sondern daß die deutsche Nation deñ fortwährenden Widerstand und die V: kämpfung der Reichsregierung von Seiten der jeßigen Reichè: tagsmajorität, selbst in einer nationalen Frage, brechen werd, Zu seiner großen Freude habe der Minister von Puttkamer eine große Anzahl von Härten bei den Ausweisungen wider: legt. Einige Härten würden wohl doch noch übrig geblieben sein, er bedaure dies, aber das könne sein Gefammturtheil über die generelle Nothwendigkeit der Maßregel nitt beeinflussen. Die aufgeregten und - übertriebenen Dr: stellungen des Abg. von Stablewski bedürften kein sahlihen Widerlegung. Der Abg. Windthorst habe he: hauptet, der Antrag“ der drei Parteien solle einen Kamps gegen die katholische „Kirche inszeniren. Kein Wort deut darauf hin, absichtlih sei sogar jede derartige Beziehung auf kirhliche Fragen- unterblieben. Der Antrag sei ein rein nationaler, und bedauerlich sei es, daß den hier gegebenen bündigen Erklärungen Nachrichten aus dem Auslande ent: gegengehalten würden. Die ganze Geschichte über die Ent stehung des Antrages halte er nur für einen ballon d'essai, um etwas Genaueres zu erfahren. Kleinlich und der Say unwürdig sei es gewesen, sich darüber zu unterhalten, welche Parti das größerê Verdienst dabei habe. Der Reichskanzler habe in markigen Zügen die. polnische Agitation gekennzeihnet ; Redner wolle mit einigen Worten auf die von Albert von Randou zusammengestellten Zahlen über die Größe der von Dsten Preußens nah dem Westen strömenden Bevölkerungè: welle eingehen. 1880 habe Ostpreußen in Summ 95 (29 Menschen mehr an den Westen abgegeben, in gleicher Weise Westpreußen an den Westen der Monarchie 6138, Posen 81512 und Schlesien 144 349, Eine überaus mähtige Bevölkerungswelle habe also im leßten Menschenalter eine Drittelmillion nah Westen geworfen. Hierbei seien die bi der Zählung bereits Verstorbenen gar nicht mitgerechnet, Für das Anwachsen dieser Welle gebe ein Vergleich zwischen 187! und 1880 einen Anhalt. 1871 hätten in den vier Os provinzen 124000 gewohnt, welche im Westen geboren seien, und im Westen 354000 in den vier Ostprovinzen Geboren. Jm Fahre 1880 habe man 450 000 aus dem Osten Stau- mende im Westen gefunden, der Strom sei jährlih um mehr als 20000 Menschen gewachsen. Außerdem hätten die vier östlihen Provinzen zur Auswanderung nah Amerika noch 151 000 Bewohner geliefert. Der Ersay komme zum großen Theile über die Grenze aus Polen. Sei auch die Zahl direkt nihcht meßbar, so lasse sih aus Nachstehendem ein Schluß ziehen. 1880 hätten in den vier Ostprovinzen 42 500 in Rußland Geborene, darunter 8131 Ausländer gewohnt. Man habe aber jeyt in dem ei zigen Kreise Strasburg 7000 derartige Ausländer. Diest Thatsache allein, ohne Rüksicht auf die polnische Agitation, obgleich sie immer die Hauptquelle bleibe, zwängen dazu, einet Damm an der Ostgrenze zu errihten. Den im Jahre 189 durch Minister von Flottwell in Angriff genommenen Maß regeln der Ansiedelung von deutschen Bauern auf 30 große! Gütern habe ein gewisser nachhaltiger Erfolg nicht gefehlt, e falle allerdings verhältnißmäßig nur gering sein können. Was olle ein einziger Gutsbesiger gegenüber der polnischen, dutà eine polemisirende Geistlichkeit oxrganisirten Arbeiterbevölkerung thun? Der deutsche Bauer sei ein wichtiges und bewährte Kolonisations- und Germanisirungselement, während selbst der Gefahr der Polonisirung niht ausgeseßt |& Was die Kosten betresfe, so dürften diese nicht in erster Linie als solche betrachtet werden. Es handele sich vor Allem darum, daß den Leuten gegen eine amortisirende Rente die feige Güter übergeben würden, daß sie nicht zu bauen, ondern nur das Jnventar zu beschaffen und hineinzuzichen brauhten. Wenn man nah außen für Kolonisation mit 0 nicht unzweifelhaften Erfolgen große Summen zu verwenden genöthigt sei, dann sollte man doch, wo es sich um Erhaltung der deutschen Volkskraft innerhalb unserer Grenzen hand, am wenigsten sparen. Eine, wenn auch wichtige ebenrüdfa sei, daß hiermit zugleich ein bedeutsamer Schritt im ntere} des Bauernstandes als solcher gethan werde; dieser se! L wichtiges Element für die Wehrkraft des Volkes, zur Ab- shwähung des Gegensagzes zwishen arm und reid und ein fester Damm gegen Umsturzideen, der beste gegen die Sozialdemokratie an Stelle ‘großer atis, ien; mit ihrer Arbeiterbevölkerung. Noch / immer n! 8 hätten die Polen ihre Hoffnungen auf Wiederherstellung olenreiches genen das habe man soeben wieder gh! Was habe Preußén seit 1773 fi Polén: gethan? u elenden, U

zeigen, daß sie es besser können. Dann. kommt das Volk gar nicht

l dein Verfall. anheitngegebenen Gegenden und Zuständen si ein frisches Leben ent prossen. Die auf dem Gebiete ‘t

Unvergeßlich stehe das Bild vor aller Augen, wie Deut e Minister-Präsident in \{werer Zeit durch die da- der Volksvertretung nicht gestüßt, sondern bekämpft worden B as diese sei in völliger Unkenntniß der Ziele Bismarck- E Politik gewesen. Die Männer, welche 1866 seine schärf- ® Gegner gewesen seien, seien in} ihrer großen Mehrheit, Ne m per österreichische Krieg und die Gründung des Nord- {hen Bundes Klarheit geschaffen, die zuverlässigsten Stütßen E Politik gewesen: Jeßt, nah 20 Jahren weiterer Ent- dlung nach ungéahnten Erfolgen, warne derselbe Leiter = deutschen Politik vor der Gefahr einer Bekämpfung der Regierung in nationalen Fragen. Als Antwort auf diese Warnung’ stelle Redner den vorliegenden Antrag, ein klares und zielbewußtes Vertrauensvotum für die nationale Politik

des Fürsten Bismarck in der Polenfrage. i Der Abg. Windkhorst erwiderte, der Abg. Enneccerus irre, wenn er die gestrigen Enthüllungen über die Entstehung des Antrags für einen ballon d’essai erkläre, Redner habe einfach Thatsachen mitgetheilt. Er werde abwarten, was man ihm sahlih entgegen halten könne. Wenn der Minister des Jnnern sodann die über einzelne Ausweisungen mitgetheilten That- sachen anzweifele, so entgegne cr ihm, es sei doch sehr wohl möglich, daß die Berichterstatter niht Alles erfahren hätten. Im Uebrigen könne der Minister selbst die Härte der Maß- regel nit leugnen, er könne \chwerlich glauben, daß bei einer Ausweisung von 40- bis 50000 Menschen Alles human zu- egangen sei. Hr. v. Jazdzewski habe seine Behauptungen im Reichstage vorgetragen. Redner zweifle niht, daß derselbe auc Quellen dafür anführen könne. Dann habe dex Minister über das erlassene Îieskript gesprochen, habe aber jede kon- fessionelle Berücksichtigung der orthodoxen Russen und Pro- testanten in Abrede gestellt. Der Abg. von Zakrzewski habe esagt, daß er das Reskript eigenäugig gelesen habe. Der ‘inister von Puttkamer sei nun einmal in diese Sache gegen seinen Willen hineingezogen worden, sein Kollege von Goßler abe ihm einen sehr \hlechten Dienst geleistet. Wenn man t ciner solhen Sache engagirt sei, so sehe man sie eben mit anderen Augen an. Jeßt wolle Redner zu den Ausführungen des Reichskanzlers übergehen. Der Reichskanzler habe ge- glaubt, ihm eine Lektion des Fnhalts ertheilen zu müssen, daß die Gegenstände, die beide mit einander verhandelten, zu ernst, und beide zu alt wären, um sih _noch mit Kniffen fleinlicher Art und dergleichen zu necken. Diese Lektion habe der Kanzler aber selbs niht befolgt. aner halte alles estern Gesagte völlig aufreht, er habe sich auch keinerlei Knife oder Versteckspielens s{huldig gemacht. Nicht er fei be- gewohnheitsgemäß aggressiv; vielmehr habe der Reichskanzler, mit dem Redner piel lieber Hand in Hand ginge, ihm soviel in den Weg gelegt, daß ein Handin- handgehen unthunlih sei. Der Kanzler solle do den Kultur- fampf beseitigen, dann würde diese angebliche Hauptpartie der Thätigkeit des Redners von selbst vershwinden. Redner sei allerdings mit dem Reichskanzler darin einig, daß “an ihm nun einmal nichts mehr zu bessern sei. Er würde be- huldigt, mit dem dreifachen Erz des Welfenthums, des Kulturkampss und fortschrittliher Sympathien gepanzert zu i namentlich das Welfenthum werde ihm auch von en Myrmidonen des Reichskanzlers in der Presse, wahr- scheinlich in Folge bezüglicher Jnspirationen,tagtäglich vorgehalten. Sei denn an dem Worte irgend etwas Verdächtiges? Das welfishe Haus sei uralt und allen regierenden Häusern völlig ebenbürtig. Man solle sich doch hüten, es in dieser Form herabzuseßen. Seine Anhänglichkeit an dieses historish ruhm- reihe Haus werde nie erlöshen. Die Herren, die sih hier als königstreu hinstellten, sollten solches Gefühl an ihm achten und ehren. Wer ihn deshalb tadele, den beschuldige er, daß er von wahrer, echter Königstreue gar keinen Begriff habe. Jm Glü und Glanz einem Königshaus zu dienen sei unendlih leiht, aber ihm im Unglück treu zu bleiben, sei shwer. Fm Unglück bewähre sich die Treue, nicht im Glück. Den Kultur- kampfpanzer fönne der Reichskanzler sehr leicht durhbrechen. Er brauhe nur den Kampf in sein Nichts auflösen. Derselbe suche aber mit kleinen Konzessiönchen zu wirken und wolle das Ganze nicht aus der Hand geben. Das Centrum aber werde - festhalten an dem Kampf M die kirhlihen Güter. Es werde ihn um keines Haares reite im Stiche lassen. Wenn es daneben dem Reichskanzler zweckmäßig und recht sei, begegne, so werde es troß“ dieser Feindschaft glücklih sein. Endlich genirten den Kanzler die fortschrittlihen Sympathien des Redners. Allerdings liberal im wahren Sinne sei er immer gewesen und als solher wolle er sterben. Der ete Liberalismus sei niht reaktionär, nicht bureaukratish, kulturkämpferish am allerwenigsten, denn er huldige dem friedericianishen Prinzip, daß Jeder nah seiner Façon selig werden könne. Auch der Reihskanzler habe den liberalen Panzer angezogen. Als er aus Schönhausen hierhergekommen sei, sei er zuerst sehr starker Reaktionär gewesen, dann sei er etwas liberaler geworden, leider im kulturkämpferischen Sinne. Dann sei er wieder etwas konservativer geworden, und jeßt scheine er im Hinblick auf die Zukunft wieder etwas liberaler werden zu wollen, und darum habe er diese neue Partei, der er durh Herrn Miquel seine Sentiments mittheilen lasse, gebildet. Wenn man hm die Unterstüßung des Fortschritts bei den Wahlen vorhalte, so entgegne er, daß durh seinen Einfluß auch eine E Reihe Konservativer gewählt worden sei, ohne daß er shalb konservativ genannt werden könne. Man jolle doch von den Polen nicht das Unmögliche verlangen; werde es denn den Preugen nicht zum ewigen Ruhme angerenet, daß fie au unter der Fremdherrschaft zu Anfang des Jahrhunderts deuts geblieben seien, stehe nicht die Statue des alten York zum ewigen Ruhmeszeichen deß hier in Berlin? Jeder Unter- than habe das Recht, in seinem Herzen Wünsche zu tragen, r er würde ein Verbrehen begehen, wollte er sie irgend

sonders streitsüchtig und

in dem, was nüzlich,

wollen, wie man mit allen Mitteln die Katholiken habe unter- drücken wollen, bis man ngerczen habe, daß sie denn doch noch niht zum Einstampfen rei

für deutsches alle Sympathie; l häufig “mit preußisch. Redner werde \ih freuen, wenn der

Grolman: |

seien. Auch Redner habe

Wesen, deutsches Reich, deutsches Recht nur verwechsele der Reichskanzler deutsch sehr

Reichskanzler öfter hier im Landtage erscheine und dem Par- tifkularstaat das gebührende Recht einräume. Er meine aber, daß der Kanzler dann auch den Herren in München, Dresden, Coburg-Gotha das gleihe Maß von Rechten zumessen werde. Die neue Aftion, die man jevt vor sih habe, beweise, daß es mit einem Bundesstaate, in dem ein übermächtiger einziger Staat, wie Preußen, \ih befinde, s{lecht bestellt sei; und daß das bei der ersten Kollision Jedem klar werden würde. Heute habe man diese erste Kollision. Reichskanzler, Abgeordneten- haus und Herrenhaus seien in voller Thätigkeit, die Beschlüsse des Reichstages in aller Form unter die Füße zu treten. Das sei ein energishes Vorgehen gegen das Reich felbst, und wie gern die Herren Nationalliberalen das auch vertuschen möchten, der Antrag Miquel sei der erste kräftige Schlag gegen den Reichstag, geführt von dem ersten nationalliberalen Führer hinter der Front. Die polnischen Edelleute hätten ihrer Dienstpflicht so gut -wie die Anderen genügt, im Landtage siße ja ein polnischer Oberst-Lieutenant, der alle die Kämpfe mit- emacht habe. Jn Bezug auf den „Staatsstreich“ habe der Reichs- anzler seine gestrigen sehr ominösen und orakelhaften Aeußerun- gen modifizirt, er have heute viel, sehr viel Wasser in den gestrigen Wein gegossen. Was er heute angeführt habe, könne man sih zum großen Theil gern gefallen lassen. Wenn die Regierung dem Neichs- tage weniger Beschäftigung geben wolle und demselben nament- lih die Beschäftigung? mit den ewigen Steuervorlagen ersparen würde, so würde dies ganz im Fnteresse des Landes liegen. Ob der Kanzler mit seinen neuen Steuerprojekten im Hause Glücf haben werde, sei ja möglih, da im Antrag Achenbach die Mittel für unbekannte Zwecke und in unbekannter Höhe bereits zur Disposition gestellt würden. Man brauche jeßt offenbar nur irgend einen Gegenstand als national zu be- zeichnen, und der Kanzler habe das Geld in der Tasche. Ob auch die Steuerzahler so dächten, werde sich ja nach drei Jahren zeigen. Die Klage, daß die Opposition den Reichs- kanzler ohne Noth angriffe, da sie doch zur Uebernahme der Regierung nicht bereit sei, höre man alle Ae ein bis zwei Mal. Habe - sich der Kanzler klar gemaht, was daraus folge? das Verlangen, daß er sofort die englishe Grundlage des parlamentarischen Sy- stems bei uns einführe. Bis dahin müßten sich die Minister | gefallen lassen, daß man es ihnen sage, wo sie Unrecht hätten. Das Ministerium habe nicht absolut immer und allein Recht ; es gebe auch andere Menschen, die Verstand hätten. Redner wünsche keine Aenderung im Ministerium und wünsche das Negiment noch recht lange in den Händen des Reichskanzlers, wenn ex sich nur etwas ändern und vor allen Dingen den Kulturkampf beseitigen wollte. Die inneren Angelegenheiten des Reichs und des e Staates würde sehr leiht au ein anderes Ministerium ebenso gut erledigen wie das jevige, \{hlechter könne es kaum sein. Also erst, wenn man die angeb- liche Basis habe, könne geschehen, was der Reichskanzler vorzu- tragen si erlaubt habe. Der Hinweis auf die englischen Ver- hältnisse könne für die preußischen nichts entscheiden. Jm Üebrigen könne Redner nur darauf stehen bleiben, daß man in dem französishen Jmperatorenthum bereits mitten drin sei. Keine gewaltsame Veränderung, keine einseitige Verände- rung der Verfassungszustände und hoffentlich auch des Wahlsystems, so wolle er die heutige Rede des Reichskanzlers auffassen, aber skeptisch wie er sei, könne er nur mit der War- nung \chließen: Toujours en vedette! Hiernah wurde ein Vertagungsantrag angenommen. Es folgten persönliche Bemerkungen. j Der Abg. von Jazdzewski erklärte, daß er eine Abschrift des Reskripts des Ober-Präsidenten von Westpreußen, aus welchem hervorgehe, daß die Ausweisungsmaßrègel einen kon- fessionellen Charakter habe, in Händen habe und dem Hause, wenn er zum Worte komme, vortragen werde. Er könne von seinen Behauptungen im Reichstage, au bezüglih der Maßregeln gegen kreißende Frauen, nihts zurücknehmen. Der Vize-Präsident des Staats-Ministerinms, Minister des Jnnern von Puttkamer erwiderte: Ich bedauere, daß ich in Ihren Vertagungsbeschluß eingreifen muß, aber die Noth zwingt mih dazu. Ich wiederhole also, wenn ih gesagt, daß in dem Reskript vom 25. Juli 1885, auf welches Hr. Abg. Jazdzewski Bezug genommen hat, keine Silbe, kein Jota von den von ihm angeführten Thatsachen enthalten ist, so halte ih diese Behauptung absolut aufrecht. Er ist also mystifizirt worden. Der Abg. Richter bemerkte, der Zweck seiner gestrigen Provokation im Reichstage, zu den unbestimmten Drohungen des Reichskanzlers von gestern alsbald eine bestimmte Erläute- rung zu erhalten, sei erreiht. Er werde dem hier gegebenen VarodGan des Kanzlers, jeden Staatsstreih zu vernieiden E Verbreitung geben, auf er

au seinerseits diejenige Im Uebrigen

welche der Reichskanzler W zu legen scheine. sage au er: Toujours en vedette! Schluß 4 Uhr. Nächste Sißung Sonnabend 11 Uhr.

In Ergänzung des Berichts unserer gestrigen Nummer über die Sißung des Hauses der Abgeordneten vom Donnerstag theilen wix die Rede des Ministers der geistlihen 2c. An-

elegenheiten, Dr. von Goßler, noch im Wortlaut mit. - Der

inister erklärte: i

Im gegenwärtigen Augenblick, meine Herren, hat die Staats- regierung nur das Interesse, einer Bemerkung des Herrn Vorréedúñers zu widersprechen, und zwar der Ausführung, welche der Hr. Abg. Dr. Windthorst in Beziehung aufdie katholishe Abtheilung des Kultus-Ministeriums den Bemerkungen“ des Herrn: Reichskanzlers

lassen, und daß es jahrelanger Kämpfe „bedurft hat, ¿h jglic gewesen ist, den Minister beziehungsweise den Unter-Staatssekretär in die Stellung zu bringen, die ihm verfassungsmäßig gebührt.

e es möglich

Was speziell die Thätigkeit der katholishen Abtheilung im pol-

nishen Sinne betrifft, so bin ih zufällig, in der Lage, aus cinem Be- richt vom Jahre 1871, der mir vorliegt und von einem westyreußischen Landrath über das Fortschreiten des Polonismus in Westpreußen er- stattet worden ist, eine kurze Mittheilung zu machen. ®

Nach dem Tode des verdienten® Bischofs Sedlag, der 1856 einen

Nachfolger erhielt, war es das p os Bestreben. der später ein-

getretenen Kirchenregierung, die deutzche Geistlichkeit, die unter den früheren “Bischöfen nah Westpreußen gekommen war, zu unterdrücen und der polnishen- Sprache in Squle, Kirche und Familie Förderung angedeihen zu lassen. Eine der hervor- ragendsten Maßregeln war die Beseßung der Dompropstei und ‘der Domdechanei mit ausgesprochen polnishen Mitgliedern des Domkapitels. Ich erwähne die Dompropstei umsomehr, als sie bekanntlih ein Amt ist, welches.in den alten Landestheilen von der Verleihung Sr. Majestät- abhängt. Diese . Verleihung an -aus- gesprochen polnishe Mitglieder war-so auffallend, daß die Ecflärung allein darin gefunden werden Fonnte, daß der damalige Leiter der katholischen Abtheilung in Pelplin gewefen war und die nothwendigen Abmachungen mit dem Herrn Bischof - getroffen hatte.“ Der Bericht {ließt mit der Han Bitte an die vorgeseßte Behörde, diefen Bericht so zu verwahren, daß nicht, wie in anderen Fällen, sofort die bishöflihe Behörde in Pelplin Kenntniß von dem Inhalt dessekben

erhalte.

Meine- Herren, es“ sind dies einzelne Züge, die ih hin- gestellt habe, und die ih ja an ‘der Hand der Vergangeßheit natürlich auch noch weiter beweisen kann. „Sie alle lassen äber ñur zu dem Schluß gelangen, daß, —- vielleicht entgegen einer wohl- wollenden Absicht bei der Gründung dieser Abtheilung, es leider im Laufe der Zeit dahin gekommen is, daß diese Abtheilung sich losgelöst* hat von dem Gesafumtorganismus des Staats- Ministeriums der geistlichen Angelegenheiten, daß sie sfich immer mehr herausgebildet hat nihf als eine Behöxde, welche die Rechte, ‘das jus" circa sacra des Staates der Kirche, gegenüber wahrzunehmen hat, fon- dern umgekehrt als“ eine Behörde, welche nur die Rechte der Kirche gegenüber dem Staat. wahrnimmt. / y Das zu konstatiren, unmittelhar in continenti,

lag im Interesse der Staatsregierung. :

Stätistische Nachrichten. y

Wie aus dem elften Jahrgang des Statistischen Jcthrbuches der Stadt Berlin*ersichtlih, zeigt ein Vergleich „der Ergebnisse * der Armenverwaltung Berlins im Jahre 1883/84 mit dên Ver- hältnissen vor 10/4 Jahren, ean während die Civilbevölkerungszahl um 35,8 9% gewachsen ist, die Zahl der Almosenempfängèr sich ‘um 79,1 9%, der an diese gezahlte Betrag um 93,0 9/0, die Zahl der Pflegekindet .um 42,9 9/0, die ‘der Pflegegelder um 95,4 9%, die Zahl der ane na um 146,0 9%, derengBetrag um 144,1 9% erhöht hatte. Rechnet man di&Porkiouen bei den Extraunterstüßzungen, abzüglih der an 7054 (1873: 3757) Almosenempfänger und an 3406 (1873: 1979) Pflegegeldémpfänger. gezahlten, als Personen (was jedoch niht zutrifft), so betrug die Zunahme der ‘drei Kategorien in _ den leßten 10/4 Jahren 122,6 0/0. Das Verhältniß der Zahl der e vbilam, Dau zur Civilbevölkerungszahl stand bei den Almosen- empfängern dem vor 10/4 Jahren gegenüber um 3,0 per Mille bei den Pflegekindern um 1,8, bei den Extraunterstügnfgen um. 12,0 per Mille der leßteren höher; der Jahresbeitrag der Kosten pro Kopf aber hatte sich bei den Almofenempfängérn um 9,55 M, bei den Pflege- findern um 7,1 ä erhöht und bei den Extraunterstüßungent pro Portion um 0,16 é. vermindert. Die regelmäßigen Almosenempfänger (ohne die Pflegekinder) machten 7,1 9/0 der in den Steuerlisten auf- eführten 196 697. Personen mit. einem Cinkommen unter 420 # aus. Bei der Mieths\teuer ist die Zahl-aller wegen Armuth ganz-Besfreiten auf 17 394 angegeben, die der theilweise Befreiten, die niht Almosen- oder Pflegegeldempfänger sind, auf 3333. Als Ursache der Unterstüßungs8- bedürftigkeit führt-der Bericht der Armendirektion für 1883/84 an, in 7 52 Fällen (50,229/0) hohes Alter, in 4943 Fällen (32,44°/o) andauernde Krank- pit und Siechthunr, in 2641 Fällen (17,34%/o) nicht zureicßenden Erwerb. Die Almosenempfänger erhalten für si bezw. ihre Familien monatli:

bis bis bis bis bis bis bis bis bis bis über im Jahr 3 6 6M. 9M 12M 15 M 18 M 21 4624627 463030

einshließlich 1879 67 1968 2535 3095 3553 * 267" 133 29 12 17 1880 79 22095 41 17 18

2865 3294 3691 .835 145 1881/82 74 2351 2949 3620 3721 1066 194 65 17 16 1882/83 74 2497 46 18 16

3046 3820 3975 964 151 1883/84 63 2481 3084 4124 4183 ‘1035 181 50 18 12 für Pflege- - « finder bis 4 M 4,50 M. 5u.550A 6 M T—10Æüber 10A,

1879 80 768 529 3821 343 58

1880 125 719 723 3979 416 66

1881/82 162 673 840 4300 446 49 430 44 434 44

1882/83 188 581 934 4580 Bon den regelmäßig Unterstüßten standen im- Alter: _ i U.

1883/84 193 473 1024 4774 18

20 Jahre 20/40 40/50 50/60 60/70 70/80 80/90 darüber 1879 25 622 1072 92555 .4660 92943 488 14 1880 20 646 1176 2682 4968 - 3123 562 17 1881/82 39 696 1118 2553 5602 3374 674 23 1882/83 40 767 * 1149 2687 5904 3368 679 16 1883/84 48 737 1134 2574 6323 3767 637 16

Die Männer wareñ nach ihrem bisherigen Beruf und Gewerbe : 1879: 21 Beamte Lehrer, 15 Gelehrte, Künstler, 101 Handeltreibende, 2786 geen Handwerker, 67 Dienstboten, Handarbeiter, - über- haupt 2990; 1880: 16 Beamte, Lehrer, 12 Gelehrte, Künstler 128 Pandareitor, i 2954 121 Dienstboten, e

erne Handwerker, 931; 1881/82: 40 Beamte, Lehrer, 12 Ge- liche vers,

andarbeiter, überhaupt hrte, Künstler, 127 Handeltreibende, 2687 - gewerb 660 Dienstboten, Handarbeiter, überhaupt 3526; 1882/83 Beamte, Lehrer, 22 Gelë rte, Künstler, 152 Handeltreibende, 2021 gewerb- lihe Handiverker, 1387 Dienstbot ; Pana überhaupt 3606: 1883/84: 19 Beamte, Lehrer, 19 Gelehrte, Künstler, 119 Haridel® treibende, 2106 gewerblihe Handwerker, 1503 Dienstboten, Hand- arbeitet, überhaupt 3766. i: Die unterstützten Lrauen waren nach dem Familienstande: 1879; 103 Ehefrauen, 428 Geschiedene, 7641 Wittwen, 1217 Unver- ehelichté Aberbate 9389; 1880: 144 Ehefrauen, 47 Ge Ne 8076 Wittwen, 1269 Unverchelichte, überhaupt 9963; 1881/82: 14 Ehefrauen, 570 Geschiedene, Wittwen, 1351 Paverevel ie «überhaupt 10553; 1882/83: 134 Ghefrauen, 607.Geschiedene, Wittiwèn, 1463 Meer me S, überhäupt 11 004; 1883/84: 118 Ehe-

thatsählih zur Geltung bringen. Mit dem Rezept

Flottwell werde nichts erreicht, es habe die Revolution von 1848

egenüber gemacht hat. Nach den Notizen,“ die tch mir aufgezeichnet ha e, hat der geehrte Herr Vorredner gesagt, die Auflösung der atholischen Abtheilung sei erfolgt, weil man fi gescheut

es 708 Geschiédene, Wittwen, 1525 Unverehelihhte, 29 ohne ngehörige, überhaupt 11 470. :