1886 / 35 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 09 Feb 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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zahlrei Bevollmächtigte und - Kommissarien beiwohnten, é Iabegide dritte Lejung des Etats mit dêëssen SpeFial- - Sberathung begonnen. S um Etat des RNeich8amts des Jnnern (Statisti-

sches Amt) erklärte der Staatssekretär von PocUiter bezüglich der von dem Abg. Baumbach gestellten Resolution, betr. Vorlegung einer Dentsemist über die Durchführung und Wirksamkeit des ankenv erungsgeseßes, die Geneigtheit der verbündeten ierungen ohne derenBeschluß rzugensen diesemWunsch zukommen, da ja doch über kurz oder lang eine derartige Nachweisung erforderlich sein dürfte. Die Resolution wurde an- genommen.

Bei dem Etat des Gesundheitsamts wurde von dem Direktor des Kaiserlihen Gesundheitsamts, Köhler, dem von dem Abg. Möller geäußerten Wunsh nah größerer Speziali- firung der Ausgabepositionen “thunlichste Berücksichtigung “zu- gesagt.

Bei Schluß des Blattes beantwortete der Staatssekretär des Jnnern, von Boetticher, die von dem Abg. Kroeber bezüg- lih einzelner Entscheidungen des Reichs-Versi Ras ge- äußerten Bedenken dahin, daß es sich empfehlen dürfte, das Urtheil des Reichskanzlers, als der obersten Jnstanz in diesen Sachen, anzugehen.

In der heutigen (16.) Sißung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize - Präsident des Staats-Ministeriums, Minister des“ Fnnern von Puttkamer und der Justiz-Minister Dr. Friedberg nebst Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: Fortseßung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staats- haushalts-Etats für 1886/87, und zwar wurde zunächst berathen der Etat des Ministeriums des Jnnern, dauernde Ausgaben Kap. 94 (Landgendarmerie).

Der Abg. Rae T trat für die von der Regierung in den Etat eingestellte Forderung zur Vermehrung der Landgendarmerie unter Hinweis auf die Ueberlastung der Gendarmerie in den östlihen Provinzen ein. Die bisherigen Gendarmen seien nicht im Stande, dort den Zuzug aus Rußland zu überwachen. Aus dem Kreise Strasburg sei eine niht unbeträchtlihe Zahl von Ueberläufern ausgewiesen worden ; troßdem seien Beschwerden gegen die Ausweisungen nur in geringer Zahl eingelaufen. Ein Mangel an Arbeitern habe sih weder jeßt bemerkbar ge- macht, ‘noch sei ein solcher für die Zukunst zu befürchten.

Der Abg. Dr. Windthorst erklärte, daß die Regierung sich werde entschließen müssen, klares Material beizubringen, aus dem fich ersehen lafse, wie viel Personen ausgewiesen seien und welcher Konfession dieselben angehörten, damit das treibende Moment der Ausweisungen erkannt werden könne. Er und ¿eiye Partei würden der Regierung stets die Polizeiorgane ewilligen, deren sie zur Aufrechthaltung dex öffentlichen Ordnung bedürftig sei. Sie würde aus diesem Grunde au die Gendarmen bewilligen, die den Zuzug aus dem russischen ami zurückhalten sollten; aber für die Ausweisungen

endarmen zu bewilligen, sei seine Partei niht im Stande.

Der Abg. von Méyer (Arnswalde) sprah sich für die Mehrforderung aus. Von einer Statistik, wie sie der Abg. Windthorst wünsche, verspreche er sich nur wenig Vortheile.

Der Abg. Kantak suchte eine Reihe von Einzelfällen, an denen der Reichskanzler Fürst von Bismarck und die Minister von Puttkamer und von Goßler die polnische Agitation dar- zuthun versucht hätten, als irrthümlih nachzuweisen.

Der Abg. Szmula bestritt gegenüber den früheren Ausfüh- rungen des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck, daß in Ober- éhlesien eine polnische Agitation bestehe. Die Ausweisungen, ie R troßdem stattfänden, seien deshalb doppelt hart und grausam. /

Bei Schluß des Blattes ergriff der Abg. Rickert das Wort.

Die Bestimmung des §. 24 Nr. 1 der Konkursordnung und des §. 3 Nr. 1 des Anfechtungsgeseßes vom 21. Zuli 1879 („Anfechtbar sind ga lieb welche der Schuldner in der dem anderen Theile bekannten Absicht, seine Gläubiger zu benactheiligen, vorgenommen hat“) findet nah einem Ur- theil des Reichsgerichts, Il. Civilsenats, vom 19. No- vember v. J., auch Anwendung, wenn der Schuldner die Absicht gehabt hat, nur einen oder einzelne bestimmte Gläubiger, nicht aber alle seine Gläubiger zu benachtheiligen.

_Sachsen. Dresden, 8. Februar. (Dr. J.) Die Erste Kammer seßte heute die Berathung des ordentlichen Staatshaushalts fort und beschloß, im Einverständniß mit der Zweiten Kammer, die Königliche Staatsregierung um Er- wägung darüber zu ersuchen, ob die kostenfreie Entscheidung in Sachen des Unterstüßungswohnsißes einzuführen sei.

Die Zweite Kammer trat heute in die Berathung des Etats des Justiz-Ministeriums ein. An Kap. 38, YJustiz- Ministerium, . knüpfte sih eine längere Diskussion, die sich namentlich um den von den Abgg. Schreck und Opiy scharf

etadelten Unfug bewegte, der von einem gewissen Theile der

resse mit Veröffentlihung von sensationellen Gerichts- verhandlungen und Besprechung von dabei zu Tage getretenen privaten Angelegenheiten getrieben wird. Der Etat wurde unter Abstrih von 121 000 s, um welche die Regierung Jelbst die Postulate abgemindert hat, bewilligt.

_ Württemberg. Stuttgart, 6. Februar. (Allg. Ztg.) Wie am 29. Januar schon die Fraktion der deutshen Partei mit einem Antrage hervorgetreten war, welher der Kammer vorschlug, über den Entwurf des Verfassungsgeseßtes, betreffend die Vermehrung der erblichen und lebens- länglihen Mitglieder der Kammer der Standes- herren, zur Tagesordnung überzugehen und die Regierung zu bitten, dem nächsten Landtag einen neuen Verfassungsgesehß- entwurf vorzulegen, in welhem auf eine andere Zusammen- seßung der Ständeversammlung überhaupt Nüksicht zu nehmen ei, hat heute auch die Linke ihre Stellung zu der Ver- assungsänderungsfrage präzisirt. Daß ihr Antrag ein weiter- M n sein würde als derjenige der deutschen Partei, ließ ih voraussehen. Auch der Vorschlag der Linken geht auf Tagesordnung bezüglih des einseitig auf die Neuzusammen- seßung der Ersten Kammer Rücksicht nehmenden Entwurfs, ere sodann aber der Königlichen Regierung gegenüber die

wartung aus, daß durch ein dem nächsten Sttidiag vor- ulegendes Gese die hon in mehreren Thronreden zugesagte

enderung der Pera Aar und insbesondere die Fligmmensepung der Abgeordnetenkammer im Sinne freier

au, unter Auss{luß aller Vorrechte der Geburt und des Standes, abgeändert werde. Mit der Berathung dieser wichtigen Fragen wird die Kammer sich nah ihrem Wieder- zusammentritt am 16. Februar beschäftigen.

Baden. Karlsruhe, 5. Februar. (Allg. Ztg.) Die

entwürse über - die Daa der Gemeindegerichtsbarkeit und über die Bestellung von gleihsbehörden_ in streitigen Rechtsangelegenheiten. Durch das erste Geseg soll die bürger- meisteramtlihe Thätigkeit auch in rihterliher Beziehung er- weitert werden; namentlih soll der erste Gemeindebeamte in Rechtsstreitigkeiten größere Entscheidungsbefugniß erhal- ten. Die Berathung #+ ergab allgemeine Zustimmung zu“ dem Entwurf, welher \{ließlich einstimmig ange- nommen wurde. Das zweite Geseß will einige Mängel der Gerichtsverfassung mildern. Jn streitigen Fällen soll“ der Bürgermeister Schiedsmann sein, welcher Sühneverhandlungen über bürgerliche Rechtsstreitigkeiten, über Beleidigungen und Körperverleßungen nach den Bestimmungen des Geseßes pvor- zunehmen hat. Dem Amtsgericht steht die unmittelbare Aufsicht über den Schiedsmann zu. Fm Einzelnen bestimmt das Gesetz, wie weit die Thätigkeit des Schiedsmanns si erstreckt, in welchen Füllen der Schiedsmann nicht zuständig ist (Verwandtschaft, eigene Angelegenheit u. st. w.) sowie über seine Gebühren. Dieses Geseß wurde mit allen gegen 3 Stimmen angenommen. Die Erste Kammer begann gestern die Berathung des Gesetzentwurfs über die Aenderung des Jagdgesezes. Durch denselben wird das Jagdgeld exhöht, die Regelung des Wild- schadens bestimmter fe igesout; die Zeit der. Jagdverpachtung nur noch ‘auf 6 Jahre geskattet: u. #. mw.

Anhalt. Dessau, 6. Februar. (Anh. St.-Anz.) Der Fürst und die Fürstin von Schwarzburg-Sondershausen, die verwittwete Landgräfin von Hessen, in Begleitung des Prinzen Friedrih Karl von Hessen u&"| nit Gefolge, der Erbgroßherzog und die Erbgroßherzogin vonx lenburg-Streliy, in Begleitung der Prinzessin Alexandra Uïs mit Gefolge, sind heute aus Sondershausen, resþ. Frankfurt a. M. und Neu-Strelit hier eingetroffen.

7. Februar. Der Herzog und die Herzogin sind in Begleitung der Erbprinzessin und des Prinzen Eduard heute hier angekommen. Die Beiseßzung der Leiche des Erbprinzen Leopold wird am 10. d. M. stattfinden. Der Sarg mit der Leiche wird am Mittwoch früh in der Schloßkirche aufgebahrt sein. Abends 6 Uhr findet ein Trauergottesdienst in der Schloßkirche statt. Nah Beendi- gung des Trauergottesdienstes heben 12 Herzogliche Förster den Sarg auf und tragen ihn unter Vortritt des Hosmarschalls, der Hofkavaliere und der beiden Adjutanten des Herzogs (mit den Orden des hohen Entschlafenen) nach der Gruft im Thurme der Scloßkirche.

Lübeeck, 8. Februar. (W. T. hat zur Vergrößerung dés 1562 000 M. bewilligt.

B.) Die Bürgerschaft

D afens die Summe von

Oecfterreich-Ungarn. Wien, 8. Februar. (Wien. Ztg.) Der Budgetauss\chu ß erledigte in der Sißzung vom 4. Fe- bruar die Kapitel des „Budgets „Obêrster Nechnungshof“, „Staatsschuld“, „Verwaltung de Staatsschuld“, wobei der Goldcours mit 124, der Cours der Londoner Devise mit 1251/, festgehalten: wurde, und nahm eine Resolution auf ge- seglihe Regelung des Wirkungskreises des Obersten Rech- nungshofes an: Heute wurden die zwei Kapitel „Taba“ und „Dotationen und Subventionen“ erledigt und das Geseh betreffs Gebührenerleichterungen bei Konvertirung von Hypothekarforderungen in Fx E des Herrenhauses an- genommen. Der E wies den Antrag Lienbacher? wegen * Ergänzung des Gebäudesteuergeseßzes einem Süinfer: Subcomité zu. s i

9. Februar. (W. T. B.) Das Unwohlsein des Kron- prinzen Rudolph is ein ganz leichtes, durch Erkältung hervorgerufenes, und ist das Befinden heute ein durhaus be- friedigendes. Bulletins werdên überhaupt nit ausgegeben.

Pest, 8. Februar. (Wien. Ztg.) Jm Abgeordneten- hause wurde vorgestern die Spezialdebatte über das Budget des Kultus- und Unterrichts-Ministeriums fortgeseßt.

Großbritannien und Frland. London, 8. Februar. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Oberhauses leistete Herschel, dem unter Ernennung zum Baron die Pairswürde verliehen worden ist, den Eid als Lord- kanzler. Das Haus vertagte sih darauf bis zum 18. d. M

Frankreich. Paris, 8. Februar. (W. T. B.) Der Senat nahm heute nah dreitägigen Debatten über den Geseßentwurfs, betreffend die Umgestaltung der El ementarschulen, den Artikel an» nah welhem der Unterricht in den Gemeinde-Elementarschulen Laien übertragen werden soll und Mitglieder der Kongregationen von denselben ausgeschloss en werden.

_Die Deputirtenkammer berieth den Antrag Michelin s und anderer Jntransigenten, welhe eine En- quête über die Verantwortlichkeit in der Tongking- Angelegenheit verlangen. Der Conseils-Präsident de Freycinet bekämpfte diesen Antrag, da derjelbe darauf abziele, die Mitglieder der früheren Kammer gleichsam unter Anklage zu stellen, ferner gefährliche Präzedenzfälle hafen, sowie die Einigung der republikanischen Parteien hindern und die Autorität Frankreichs bei ähnlichen Fällen vermindern würde. Der Antrag wurde denn auch {ließlich mit 268 gegen 154 Stim- men abgelehnt. Die Rechte enthielt sich der Abstimmung. Soubeyran richtete eine Jnterpellation bezüglich der Münzzirkulation an die Regierung. Derselbe wies darauf hin, daß die Unzuträglichkeiten des Vtonomatartie- mus immer mehr erkannt würden, und daß die Zahl der Anhänger der A A ährung mehr und. mehr zunehme. Die in dem Handel und der Jndustrie eingetretene Krisis sei durch das Sinken des Silberwerths noch vershlimmert worden. Die Produktion von Gold habe abgenommen, während“ der Verbrauch desselben ein größerer geworden sei ; es würde deshalb an Gold fehlen, wenn man die umlaufenden 7 Milliarden Silber demonetisire. Das Silber sei nicht durch eine über- mäßige Produktion entwerthet worden, sondern weil mehrere Staaten es aus ihrem Münzsystem ausgeschlossen hätten ; der Werth des Goldes würde ebenfalls sinken, wenn es von einer gleichen Ausschließung betroffen würde. Soubeyran bean- tragte shließlich eine Tagesordnun g, in welcher der Regie- rung a wird, die Unterhandlungen mit den Mächten wie- der aufzunehmen, um zur Herstellung eines praktischen und allen

verständigen E genügeuden Münzsystems zu gelangen.

Der Finanz- inister Sadi Carnot erwiderte: es sei unnöthig, auf die rag näher einzugehen. Wenn es möglich

könnte. Der Minister erinnerte an die in der Botschäj Präsidekten Cleveland und an die im preußischen Abgeorbie aue abgegebenen bezüglichen Erklärungen. ‘Der jeßige Zei ei keines1degs geeignet, die Verhandlungen wieder anfzunehue und auf einen Erfolg sei niht zu hoffen. Passy darauf aufmerksam, daß es nicht in der Gewalt dexr q rungen läge, ein normales Verhältniß zwischen dem des Goldes und des Silbers herzustellen. Der Conseil: Präsident de Freycinet sagte zu, daß die Unterhay lungen wieder aufgenommen werden jfollten, sobald der Au blid dazu günstig sei. Soubeyran zog hierauf iein Tagesordnung zurück. Henry Rochefort erti in den Couloirs der Kammer: er habe in Folge der A, nung des Amnestie-Antrages fein Mandat als Abgeordne niedergelegt. : M (Fr. C.) An Stelle des abgeseßten Generals Sh ist der General Carrey de Bellemarre; Commandeur 1 V. Armee-Corps in Orleans, zum Commandeur dei IX, Armee-Corps in Tours, und der General Commandeur der 24. Fnfanterie-Division, zum Command, des V. Armee-Corps in Orleans ernannt wor General Blot war Chef des Großen Generalstabs unter V Kriegs-Minister Farre. General Carrey de Bellemarke wurd: gleichzeitig zum Mitgliede des Ober-Kriegsrathes ‘an Stell di Generals Schmiß ernannt. i A (Köln. Ztg.)® Die- vor Madagaskar Flotten-Division wird sofort nah der Annahme des L, trages mit den Hovas aufgelöst werden. «Der Admi Miot wird “nah Frankreih zurückehren und einem Kapit, den Oberbefehl über die im Büdget vorgesehenen Streitfräig übergeben. Das Expeditions-Corps wird mit Ausnahw von 1000 Mann nach Frankreich zurücgesandt werden: ‘y Lebteren follen Tamatave bis zur Bezahlung der Ent: shädigung von 10 Millionen beseßt halten. Die Chrer wache des französischen Residenten in Antananariva wird q einer Compagnie Seesoldaten bestehen. Die betreffenden L fehle der Regierung gehen am 8. d.. M. ab.

Jtalien. Nom; 8. Februar. (W. T. B.) Jn dz heutigen Sißung des Senats interpellirte Delfico dz Ministerium über die Theilnahme Jtaliens an der- Flotten: Demonstration gegen Griechenland. “Der Minist des Auswärtigen, Graf Nobilant, erwiderte: Ztaliz verfahre in der griechischen Angelegenheit in Uebereinstimmun mit den anderen Mächten. Es sei unmöglich über die beso: deren diesbezüglihen Verhandlungen Näheres mitzutheilt, Der Minister bedauert, gegenwärtig auf die Juterpellatiq nicht weiter eingehen zu können.

Der“ Katser von China ersuhte den Papst, in päpstlihe Vertretung in Peking zu errichten und ein Vertreter Chinas beim Päpstlichen Stuhl zuzulassen.

Rumänien. Bukarest, 8. Februar. (W. T. B.) Heut fand- die dritte Sißung der serbisch-bulgarishen Friedenskonferenz statt. Nachdem Madjid Pascha mi: getheilt hatte, daß nach einer ihm aus Konstantinopel wu gegangenen“ Meldung feine Vollmachten in allernächster Zit eintreffen würden, kamen die Delegirten überein, bis zum Er treffen derselben in nichtoffiziellen Sißungen einen Zden austaush ‘über die shwebenden Fragen herbeizuführen, un dadurch eine nachherige Verständigung zu erleichtern.

Serbien. Belgrad, 8. Februar. (W. T. B.) F von. verschiedenen Blättern gebrahte Meldung über kriegs8gerichtlihes Verfahren gegen den Komma: danten der Shumadja-Division ist unbegründtt. Fm Gegentheil ift derselbe durch Verleihung des Sterns zun Takova-Orden und durch den persönlichen Dank des K önigi ausgezeihnet worden.

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Dänemark. Kopenhagen, 8. Februar. (W. T. d) Der Reichstag ist heute geschlossen worden. A König wird demnächst ein provisorisches Finanzgestj erlassen.

Zeitungsstimmen. Zeitung'

Wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitu mittheilt, ist dem Reichskanzler nachstehende, mit viel Unterschriften versehene Adresse aus Simmern auf de Hunsrücken zugegangen : „Durchlauchtigster Fürst! | Ñ

Wie das deutsche Volk, in Ew. Durchlaucht des Deuischen Reidi getreuen Eckart dankbar verehrt, so sehen die ehrfurchtsvoll unt zeihneten Bürger der Stadt Simmern in dem geplanten Branntiwäl Monopol einen neuen kräftigen Beweis dafür, dem jungen Reichêba ein weiteres stüßendes und erhaltendes Verbandsglied einzufügen 0 so je länger, desto sicherer das Reich zu festen gegen alle Wechselfilt im Leben der Völker. ;

Mit Ew. Durchlaucht erkennen wir in dem Branntwein-Monce)! ein vorzügliches Mittel sowohl zur Aufbesserung der Finanzlage t Reichs als auch ganz besonders zur wirksamen Bekämpfung aller d! sittlihen Gefahren, die unserem Volke aus der bisherigen Art d Darstellung und des Vertriebs des Branntweins erwuchsen, und ! grüßen wir daher das Monopol als ein lebensvolles Glied aud il der von Sr. Majestät, unserem Allergnädigsten Kaiser, ins Leben rufenen Sozialpelitik.“ (Folgen die Unterschriften.)

Jn derselben Zeitung lesen wir: i In dem in der Generalversammlung des Vereins deutscher Ci und Stahlindustrieller am 23. v. M. erstatteten Bericht über V augenblicklihe Gesammtlage der Eisen- und Stahlindustrie wird 1. * Folgendes konstatirt : S

„So unbefriedigend in Folge der überaus \{lechten Preise d! Lage der Eisenindustrie si gestaltet hat, dürfen wir wenigsten? der Thatsache einigen Trost finden, daß in den anderen Indusi“ staaten, in denen die Eisenindustrie zu nennenswerther Bedeutung # langt ist, die Zustände hier und da weit ungünstiger | und namentlich in England und Schottland bereits _ 4 starken Lohnreduktionen oder \ogar mehrfah zum Sl legen der Betriebe und zu Arkeiterentlassungen in gr rem Mäßstabe geführt haben. Ständen uns heute nit j Schußtzzölle zur Seite, so würde der inländische Markt längst 0 englischen Fabrikaten überschwemmt sein. Da uns aber in erfreulid Weise der cinheimishe Absatz bis zu einem gewissen Grade gesid blieb, dié ausländischen Absaßwege, wenn nöthig selbst mit Dpf! so lange als nur irgend möglich festgehalten wurden, ist bei uns A empfindlich drückender Arbeitsmangel doh nur erst auf einem kleme á Theil der deutschen Werke zu bemerken gewesen. Die Schußzölle hoh nit verhindern können, daß die Preise auf dem inländischen M i sih den Preiskonstellationen des Weltmarktes anpaßten, wie dies V uns niemals anders erwartet worden ist; sie haben uns aber L stens einen niht unerheblichen Theil Arbeit gesichert, und diese w

Zweite Kammer berieth vorgestern und 'gestern die Geseß-

wäre, eine einheitlihe Münzwährung aller Mächte herzustellen, so würde man dem Welthandel einen großen Dienst erweisen. Er glaube nicht, daß eine Münzkonferenz dieses Ziel erreichen

thätige und segensreihe Wirkung ist in den ungünstigen Ges jahren 1884 und 1885 weniger den Werken, als vielmehr der ¡0

Î den Rang ablaufen ?

¿on Axbeiterschaft der Eisenindustrie und des, Maschinenbaues zu Theil geworden. waren ngch amtlicher Statistik: ¿Vorhanden H Veschäftigte Arbeiter +1878 4 1883* 1884 27745 396588 38914 D ae 23915 23114 "aber ird) 31769 43012 45726 Sa e 1 45 69% 57407 57449 Flußeisenwerse. . . . . 14562 29033 29019 Summe der Arbeiter 1359273 192625 194 222 Während in 1884 noch eine, wenn auch geringe Zunahme in der er beshäftigten, Arbeiter zu konstatiren it, dürfte allerdings bis Zah hres\chluß 1885 eine Reduktion, wie son aus der Geschäfts- zum hervorgeht, stattgefunden haben. Dieselbe kann aber für das lage Deutsche Reich nah unseren Arfffragen und Schäßzungen höchstens gan 00 Mann betragen, so daß die Arbeiterzahl von 1878 auch heute 9 6 um mehre als 50 000 Mann überschritten sein würde. Die Frage- no für 1885 werden erst in den nächsten Tagen versendet werden, und bogen {hon jeßt um deren gefälligste sorgfältige - Beantwortung w ten. Was die Lohnfsäße betrifft, fo ist durch unsere leßte L tistische Erhebung [egenen e, daß der monatliche Durcl- e wordtenst eines Arbeiters betrug : schnittsverdienst eines A 0 1884 1885

1879 im Zan. im Zan, im Jan.

: N ; « 62,88 M 10,33 M 68,5! Be Gie etnteiten Geg t co c zt Gegeñ 1884 hat, wie gleihfalls bei recht \{chlechter Geschäftslage nicht anders zu erwarten war, eine Éleine Lohnreduktion von pro Monat #& 1/80 bei den Hüttenwerken, von M. 4,15 bei den Ma- cinenfabrtken stattgefunden. Gegenüber den Lohnsäßzen von 1879 ist jedôch erfreulicher Weise noch immer ein nicht unbedeutendes Plus er- halten geblieben.

Der „Schwäbische Merkur“ sagt unter der Ueberschrift „Nochmals für das Branntwein-Monopol“:

Den in dem früheren Aufsaße „Für das Branntwein-Monopol“ hervorgehobenen wirthschaftlichen Vortheilen für das Reich und mittelbar für die Gemeinden, falls die Cinnahmen aus dem Monopol ihnen theilweise zugewendet würden, möchten wir cine Betrachtung folgen lassen, welche in ihrer Wichtigkeit niht weniger als die wirthschaftliche Seite für das Branntwein-Monopol sprechen dürfte. Es ist die s auf die körperliche un® geistige Gesundheit eines fehr großen Bruchtheils dèr ärmeren Bevölkerung. Wenn nur im Wege des Monopols es möglich ist, das giftige Getränk, welches um wenige Pfennige verkauft wird, in cin wenngleich theureres, aber gesünderes zu verwandeln, so it dies niht nur räthlih, fondern geradezu Pflicht. Das größte Kapital ist für Jeden, er fci arm oder reich, feine Gesundheit, aber doch besonders für denjenigen, dessen Cristenz auf seiner körperlichen Arbeitskraft beruht. Wird diese durch gesundheitsgefährlihen Genuß beeinträchtigt, so verfällt er. Unreltbar dem Elend... Shließlih müssen wir noch auf den Umstand aufmerksam machen, daß es den Anschein hat,: als hätte der Gedanke des Branntwein- Monoyols überall den bisher Blinden die Augen geöffnet. Grantreich, Belgien, selbs Ungarn werfen ihre Augen « darauf. Sollten fie uns Wohl möglich; fie haben keine Reichstags- mehrheit, welche sich darin gefällt, dem größten Staatsmann der Zeit ¡u zeigen, daß sie feiner Einsicht mißtraut und, troß so häufiger Er- fahrungen vom Gegentheil, die “Juteressen der Nation besser ver- E, «s

Der „St. Petersburger Zeitung“ wird aus Mitteldeutshland über die Polendebatte im preußischen Ab- geordnetenhause geschrieben: - S E

.__. Vergebens zeigt der Kanzler auf fonkretem thatsählichem Gebiet, daß die Folgen der Obstruktionspolitik der Reichstagsmehr- heit nur dem Reichsgedanken nachtheilig fein können. Schwächung des Reichs gegenüber dem Einzelstaat das ist die Aussicht, die ih 15 Jahre nah Gründung des Reichs bietet. - Dafür den Reichskanzler verantwortlich " machen zu wollen, fkann Niemandem einfallen, der nicht absichtlich vor den Thatsachen die Augen verschließt. Diese Thatsachen, die in den Versammlungen des Reichstages seit einer Reihe von Jahren sich verfolgen lassen, sind dahin zusammenzufassen, daß die Reichstagsmehrheit dem_Reithe Luft und Licht vorenthält und so bewirkt, daß die nationale Schöpfung zu verkümmern droht. Weän hier nicht Wandel geschafft wird, fo bleibt au für den besten Patrioten nihts übrig, als dafür zu forgen, daß die Partikularstaaten die Aufgabê erfüllen, für Deutschland nah besten Kräften zu sorgen. Wird es möglich sein, Wandel zu schaffen ? Die Verhandlungen im preußischen Abgeordnetenhause müssen, so sollte man meinen, ohne Sanguiniker zu sein, auch in den weitesten Kreisen das Verständniß dafür öffnen, daß dic Opposition, in der die Freisinnigen das Werkzeug des Centrums sind, ‘nicht vorwärts, fon- dern rücwärts führt Es ist daher zu erwarten, daß auch die Reichstagswähler, die freisinnig und deutsch sein wollen, mit einer Fraktion brechen, deren Politik solhe Früchte zeitigt. Indessen das sind Hoffnungen. Jedenfalls haben aber die Verhandlungen im Ab-

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| geordnetenhause ein unmittelbares Ecgebniß gehabt ; den engen Anschluß

der Konservativen und der Nationalliberalen, die sihzu gemeinsamem Thun auf gemeinsamem Boden zusammengefunden haben. Dies Ergebniß ist freudig zu begrüßen; hier liegt die beste Bürgschaft für die Zu-

| funft, denn man darf wohl annehmen, daß nach so vielen Erfahrun-

gen die Konservativen wie die Nationalliberalen gelernt haben werden, die Listen und Ränke zu durchschauen, vermittelst deren die Gegner von rechts und links bestrebt sind, sie von diesem gemeinsamen Boden ¡u verdrängen und ihre Einigung zu hintertreiben.

Neichstags - Angelegenheiten.

_Dem Reichstage ist folgender Gesetzentwurf, betreffend die Unzulässigkeit der Pfändung von Eisenbahnfdähr- betriebsmitteln, vorgelegt worden: i „Vir Wilhelm, ven Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Peroen 2. j verordnen im Namen des Reichs, nah erfolgter Zustimmung des Bundesraths und des Reichstages, was folgt : ; N Das rollende Material, welches \ich im Betriebe einer zur Be- förderung von Personen oder Gütern im öffentlihen Verkehr be- stimmten Eisenbahn befindet, ist der Pfändung nicht unterworfen. Durch diese Bestimmung wird dasselbe im Falle des Konkursver- fahrens von der Konkursmasse nicht ausgeschlossen. i : _ Auf das rollende Material ausländischer Eisenbahnen findet die Bestimmung des ersten Absaßes nur Anwendung, insoweit als die Gegenseitigkeit verbürgt ist.

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Statiftische Nachrichten.

Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle fAX bie Landesstatistik,. Nr. 352. Inhalt: estrafungen der Bettler und Landstreicher 1877—1884. Vorläufige rgebnisse des Betriebs der Eisenbahnen Dezember 1886. Meteo- rologische Beobachtungen zu Darmstadt Dezember 1885. Meteoro- ogische Beobachtungen zu Schweinsberg Dezember 1885. Niedere landw. Unterrichts-Anstalten 1884—85. Preise der gewöhnl. Ver- rauhsgegenstände Dezember 1885. -— Vergl. meteorolog. Beobacht. zember 1886, Sterblichkeitsverhältnisse Dezember 1885.

nzeige, Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Breslau, 8. Februar. (W. T. B.) Geheimrath Professor mie Du chke, Scnióe der jucistischen Fakultät der Universität, ist n. A Moskqu,'8. Februar. (W. T. B.) Der bekannte Slawophile f\akow ist aftorben,

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Die von I. Engelborn in Stuttgart verlcgte „Gewerbe- halle, Organ für den. Fortschritt in allen Zweigen der Kunst- industrie“ (unter Mitwirkung bewährter Fachmänner redizirt vcn Ludwig Eisenlohr und Karl Weigle in Stuttgart) hat nunmehr bereits ihren 24. Jahrgang begonnen. In diefer Ziffer allein spricht sich son hinreihend aus, wie vortrefflich sich diese periodisch (monatlich) ersheinende Vorbildersammlung als Rathgeber in der Werkstatt der Kunstgewerbtreibenden bewährt Hat, Ein Vlick in die vorliegenden neuesten beiden Lieferungen beweist aber auch durch den Augenschein. wie vielfältig befruchtende Anregung die „Gewerbehalle“ den Interessenten zu bieten hat. So enthält beispiels- weise die erste Liefcrung (für Januar) an schönen älteren Arbeiten die Aufnahmen eincs üppig reih und \{wungvoll in Holz geschnitten Spiegelrahmens itglienisher Herkunft aus der Barockzeit (Original im hiesigen Kunstgewerbe-Museum), dann einêèr Messingshüfsel mit schönen Gravirungen und Ornamenten aus eingelegten Silber- fäden (venetianishe _ Arbeit aus der Mitte des 16. Jahr- hunder!s, im Hamburgischen Museum für Kunst und Gwerbe), sowie cine Kollektion, in Chromodruck vorzüglich facsimilirter, s{öner Majolika-Fliesen spanisch-maurischen Ursprungs (aus dem Notdböhmi- schen Gewerbemuseum in Reichenberg). Ferner finden wir eine Reihe von Tafeln mit Abbildungen vorzüglicher Erzeugnisse - der neueren Kunstinduftrie, nämlih: ein reizvoll ecfundenes Ziershränkchen (Renaifsancestyl), entworfen von Prof. C. Schik in Karlsrube; fchöne Glasgefäße aus der Fabrik von V. u. L. Lobmeyr in Wien; Tisch und zwei Stühle, entworfen und ausgeführt von Otto Frische in München, end- lich eine Garnitur eleganter Shmuckgegenstände von Boucheron in Paris. Die Februar-Lieferung bxingt an Aufnahmen älterer vorzüglicher Werke: ein italienishes Schreibpult (Privatbesiß, Nom) „mit reichem \ckchônem Ornamentwerk in Reliefschniteerei nach edelsten Renaiffance- motiven; die aus phantasievollen, zierlihen Arabesken und Figuren höchst anmuthig im Styl der italienischen Renaissance komponirte Stuk- decke aus cinem alten Privathause in Nürnberg ; (in Farbendruck) zwei alte Skoffmuster aus der Heiligengeistkirhe in München und dem baye- rischen National-Museum daselbst ; fowie ein \{chönes Eßbesteck deutscher Arbeit aus vergoldetem Silber (17." Jahrhundert, im Berliner Kunstgewerbe - Mufeum). Das moderne Kunstgewerbe ist vertreten durch Möbel (Tisch und Stuhl) für-ein Speisezimnmer, ent- worfen von dem Architekten F. C. Nillius, ausgeführt in der Hof- Msöbelfabrik von F. C. Nillius in Mainz; cin Altarkreuz nebst Leuch- tern, cntworfen vom Prof. A. Gunolt in Graz, in Schmiedecisen ausgeführt- von dem Schlossermeister I. Kerl daselbst; sowie endlich eine ganze Sammlung reizender eleganter Galanterie - Arbeiten von F. Boucheron in Paris (Châtelaine, Streichholz-Büchschen, Tabak- und Cigarren-Etuis. Die „Gewerbehalle“ erscheint monatlich zum Preise von 1 M 50 -Z für die Lieferung.

Gewerbe und Handel.

Dem Jahresbericht des Verwaltungsraths der Allgemeinen Berliner Omnibus-Aktien-Gefellschaft entnehmen wir Folgendcs: Die Benutzung der Wagen der Gesellschaft hat im Jahre 1885 in erfreulicher Weise zugenommen. Billigere Fouragepreise und vortheilhafte Abschlüsse gestalteten das Geschäftsjahr zu cinem ret befriedigenden, sodaß den Aktionären die Vertheilung einer Divi- dende von 11% in Vorschlag gebracht werden kann. Der Neubau des Depots am Kottbuser Damm wurde vollendet. Die von der Gesellschaft befahrenen 11 Linien îtn einer Gesammtlänge von52910m blieben unverän- dert. Es coursirten im Ganzen 41 902 Tageswagen, durhscnittlih täglich 114,8 gegen 1144 in 1384. Die Zahl der beförderten Personen be- trug durchschuittlich pro Tag“ und Wagen 378 Personen gegen 372 iw Vorjahre. Die Einnahme stellte sih 1885 auf 1 862 633 46, 1884 auf 1820442 4, d. i. durhschnittlich pro Tag und Wagen 44,45 K. resp. 43,48 M; mithin Mehreinnahme 1885 42 190,70 /4 Der dur- \hnittlie tägliche Pferdebestand betrug 1203 Pferde, an-welche im Ganzen 439 009 Tagesrationen verausgabt wurden. Die Ausgaben für Fourage betrugen 1885 431244 M, 1884 474 906 4 Die Ge- fsammt-CEinnahmen betrugen 1899903 #4, die Gesammt-Ausgaben 1241 550 MÆ, mithin ergiebt sich ein Bruttogewinn von 658 352 t, wovon 324 552 A. zu Abschreibungen verwandt wurden. Nach einer Abschreibung von 221 547 4 bleiben- am Jahres[chluß 1190 Pferde à 540 M. mit 642 600 M zu Buche stehen. Das Hypotheken-Conto bleibt wie am Schluß des Vorjahres mit 495 000 #1 Hypötheken- \chulden belastet. Das Hypotheken-Amortisations-Conto stand am 31. Dezember 1885 für amortisirte Beträge zu Buch mit 59 235 H. Auf Grundstücke-Conti wurden zusammen 51 398 (A abgeschrieben.

Leipzig,® 8. Februar. (W. T.-B.) Der Aufsihtsrath der Allgemeinen Deutschen Kreditanstalt hat die Dividendé auf 9% festgeseßt. E

| A 8. Februar. (W. T. B.) Bei der am Sonnabend abgehaltenen Wollauktion waren Preise unverändert; heute Ten- denz flau. : L

Glasgow, 8. Februar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 5400 gegen 6500 Tóns in derselben Woche des vas Jaht E

Bradford, 8. Februar. (W. T. B.) _Wolle ruhig, Tendenz zu Gunsten der Käufer, Garne ruhig, Käufer abwartend, Stoffe ruhig, unverändert.

Berkehrs -Anstalten. :

Hamburg, 8. Februar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Silesia“ der Hamburg-Amerikanischen Pacetfahrt- Aktiengesellschaf\t hat, von Westindien kommend, gestern Lizard passirt, und der Postdampfer „Hungaria“ derselben Gesell - {chaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas ein-

etroffen. j L 5 Lies, 8, Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Hungaria“ ist mit der ostindish-cinesischen Post heute Nach- mittag aus Alexandria hier eingetroffen.

Sanitätswesen ns ¿D RGTHRE E: alta.

Gemäß einer unterm 29. Januar 1886 erlassenen Verordnung der Lokalregierung von Malta ist fortan allen aus Venedig und Triest ankommenden Schiffen nah bestandener ärztlichen Besichtigung der freie Verkehr mit der Insel zu gestatten. (Vergl. „R.-A.“ Nr. 6 vom 7. Januar 1886.

Dänemark S A

Zufolge einer Bekanntmachung des Königlich dänishen Justiz- Ministeriums vom 3. Februar 1826 ist für alle von. Venedig fommenden Schiffe in Uebereinstimmung mit dem *Geseße vom 30. März 1885 („R.-A.“ Nr. 104 vom 5. Mai 1885) Quarantäne

angeordnet worden.

Berlin, 9. Februar 1886.

Der Verein „Mädchenhort“, welcher es sich zur Aufgabe gestellt hat, Kindern, „namentlih solchen von Wittwen, während der \hulfreien Zeit in der am Marheineckeplaßz 13 belegenen Anstalt gleilhen Namens Pflege und Beschäftigung zu gewähren, hielt gestern im großen Fraktionssaale des Reichstages seine 2. General- versammlung ab, die Stadtrath Eberty leitete. Dem von Frau Plothô erstatteten Jahresbericht zufolge ist die Zahl der Pfleg- linge von 40 auf 50 gestiegen. Der* Besuch hat sich zusechends regelmäßiger gestaltet : ein Zeichen, daß die Wohlthaten, die die Anstalt bietet, immer mehr anerkannt werden. 30 Kinder erhielten warmes Essen und zwar 7 unentgeltlih, 23 gegen Zahlung von 25 A pro Woche. Insgesammt wurden 3600 Portionen warmes Essen bisher verabfolgt und 608 4A von Seiten des Vereins dafür aufge- wendet. Gegen Zahlung von ò pro Woche erhält jedes Kind täg- li einen Becher Kaffee. Der Gesundheitszustand der Kinder war cin uter. 3 Kindern wurde Sommererholung ermöglicht, ‘1 Kind in einer Pflegeanstalt aegen Die feamutten Einnahmen betrugen

§

3785,48 \ Die Beiträge beliefen sih auf 2262 #, die Ge Zuwendungen auf 1263 K; verausgabt wurden 2551,35 4 ; es blieb

V

somit cin Bestand von 1234,19, während daé ¡Gesazuntvermögen zur Zeit 3949,83 M beträgt. Der Vereîn beabsichtigt, auch in ande- ren Stadttbeilen be? Unterstützung der betreffenden Bezirkébewchner ähnliche Anstalten zu errihten.

Der Berliner Kinder\{chutßverein hielt gestern im Bürger- saal Les Rathhauses unter Vorsitß des Hrn. v. d. Wyngaert seine Iahresveksammlung ab. Dex Vetciu hat sich, wie der Vorsißende konstatirte, aus im leßten Jahre der besonderen Huld Ihrer Majestät der Kaiserin und Ihrer Kaiselihen Hoheit . der Kron- prinzessin zu crfreuen gehabt. Die Zahl der Mitglieder beträgt zur Zeit 1025; unter ihnen befinden fh 88 permanente. 41 Mit- glieder traten im Laufe des Jahres aus, 4@ {lossen sich neu dem Verein an, dessen Bestrebungen außerdem von 304 Personen dur einmalige Zuwendungen unterstützt wurden. In der Pflege des Vereins befanden fich im letzten Jahre insgesammt 164 Kinder, gegen 154 im Veorjahre ; 78 wurden gus diesem übernommen, 86 kamen im Laufe des Îahres neu hinzu. Von diesen 164 Kindern waren 114 unchelich, 50 ‘ehelich geboren. Von letzteren wieder batten 16 keinen Vater, 14 keine Mutter mehr; in 3 Fällen war. der Vater, in 4 die Mutter \{wer krank ; 9 waren von den Vätern verlassen; die Väter von 2 Pfleglingen dienten beimMilitär ; in einem Fall war der Vater brotlos, im letzten Fall die Mutter in Haft. 34 der Kinder waren vom Wedding und Gesundbrunnen, 32 aus der Louifenstadt, *24 aus der Oranienburger Vorstadt. Aus dem ersten Standesamtsbezir? der AltéBerlin, Alt-Kölln, Fricdrihswerder und die Dorotheenstadt umfaßt, stammte „nur ein Kind. Von den 164 Kindern starben im Laufe des Jahres 25 oder 15,24 °/9 gegen 21/0 im Vörjahre. Die größte Sterblichkeit fiel in den Juli. Die Todesursache War in 9 Fällen Brechdurchfall, in 4 Fällen Krämpfe, in “je 3 Fällen Diphtheritis, Magen- und Darmfkatarrh und Atrophie, Gntlassen wurden 38 Kinder und zwar 12, weil sie das statutenmäßige Alter von 3 Jahren errci{t, 7 weil die Elter heiratheten, 17 die zu ibren Verwandten zurückgingen, während 2 in ein Waisenhaus kamen. Es blieb somit am Schlusse des Jahres ein Bestand von 101 Pfleglingen. Der Kassenbericht weist eine Einnabme von 24 434,55 4 nah. Die Jahresbeiträge] brachten 5432,50; „aw einmaligen Zuwendungen gingen 103465 ein; - eine Matînée brachte 702 , der Vazar bei 492 4. Unkosten 4161 s, und an Pflegegeldern wurden 9408 a. gegen 7962 M im Vorjahre einge#bmmen. Ausgègeben wurden 22 701,50 4. darunter 17380 M für Pflegegelder (15 840 M im Vorjahre), 608 M4 für Arznei, 441 4 für ärztlihe Bemühungen und 482 o für Kleidungsftülle. Das Vermögen hat sich vors 58 902,89 auf 60 635,74 #. erhöht. Die Victor-Neumann-Stiftung, die 590 H an*Pflegegeldern ausgab; verfügt zur Zeit über“ 15 608

Am Montag Nachmittag erregtez die Probefahrt einer ncwen Gas- u1s4d-Dampf-Feuersprißtze in den-Straßen Berlins das Aufsehen der Paffanten. Schon der erste Anblick zeigte, d&ß sihz-die Konstruktion der Sprißze nicht unwesentlich von derjenigen unserer bisherigen, gleichen Zncken. dienenden, unterscheidet. Besonders fiel die anderweitige Verwendung Kohlensäure-Druckwirkung fowie die eigenthümliche Konstruktion des Vorderwagens, welche das Fabren auf, jedem Wege gestattet, ins Auge. “Erbauerin ist die Firma Roessemann & Kühneïnann, welhe demnächst eine öffentliche Probe der Leistungsfähigkeit dieser Spritze v&anstalten wird.

Wie der ¿Tägliche Anzeiger für Berg u. Mark“ mittheilt, hat Ernst Scherenbergs dramatische Dichtung „Germania“ kürzlich ihre erste Aufführung, und zwar in der Aula des Gymnasiums zu Merse- burg, mit großem Erfolge erlebt, wo fie zur Nachfeter des Regierungs- Jubiläums Sr. Majestät des Kaisers von den Schülern der obersten Klassen vor einem. großen Publikum, vorgekragen wurde. Cine zweite Aufführung der Dichtung wird am 22. März in der höheren Töhtershule zu Freiburg in Baden stattfinden. Hier werden die Schülerinnen die Dichtung zur Darstellung bringen.

London, 5. Februar, Nahm. 3 Uhr 30 Min. (Œ. T. B.) Heute Nachmittag fand auf Trafalgar Square eine Kund- gebung beshäftigungslofer Arbeiter siatt, welcher gegen 10 000 Perfonen beiwohnten; dieselbe war von der fozialdemo- fratischèn Vereinigung organisirt worden. Es wurden mehrere Resolutionen angenommen, in welchen auf die Nothwendigkeit hin- gewiesen wird, unverzüglih Schritte zu thun, um dem unter der Arbeiter- bevölkerung herrschenden Elend «abzuhelfen. Ferner sollen die Parla- mentsdeputirten für London aufgefordert werden, jede andere parla- mentarische Arbeit zu verhindern, bis ein Geseßentwurf angenommen ist, dur welchen das Arbeits-Ministerium- ermächtigt wird, den Bau von Arbeiterwohnungen zu unternchmen. Sodann wird in den Resolu- tionen eine Herabsetzung der Arbeitszeit auf 8 Stunden verlangt. (58 wurden mehrere hestige und aufreizende Reden gegen die besißenden Klassen und das Kapital gehalten, in denen die Arbeiter aufgefordert wurden, sih zu organisiren und eine soziale Revolution zu machen. Cin Redner, Namens Burns, entfaltete cine rothe Fahne und for- derte die Arbeiter auf, der sozialen Föderation zu folgen, welche ihnen das Zeichen zum Angriff und zur Plünderung der westlihen Stadt- theile von London geben würde, falls die Negierung niht ein Heil- mittel gegen das Elend der Arbeiter finden sollte. Gegen 4 Uhr waren die Reden zu Ende, doch blieb die Menschenmasse noch eine Zeit lang auf Trafalgar Square versammelt und beginnt erft jeßt h ana zu zerstreuen. Störungen der öffentlichen Ordnung sind nicht vorgekommen.

T g, Februar, Abends 9 Uhr 60 Min. (W. T. B.) Im An- {luß an die heute Nahmittag stattgehabte sozialistishe Arbeiter- versammlung ist es noch zu mehrfahen Ruhestörungen ge- fommen. ls die Volksmenge Trafalgar Square verließ, durchzog sie Pali Mall, Saint James Street, Piccadilly, Oxford Street und Regent Street, wobei Fenstersheiben eingeworfen und sonstiger Unfug verübt wurde. Auch in verschiedene Läden brachen die Tumultuanten ein, so namentlich in einen Weinladen sowie auch in Damenkonfektionsgeshäfte; überall wurden Verwüstungen angerihtet und Gegenstände gewaltsam fortgenommen. Ferner wurden mehrere Fuhrwerke, sowie zahlreihe Fußgänger angehalten und leßtere mehrfach ihrer Werthsachen beraubt. Nachdem die Polizei hinreichende Verstärkungen an si gezogen hatte, stellte dieselbe die Ruhe wieder her und nahm zahlreihe Verbaftungen vor. :

9. Februar, früh. (W. T. B.) Die gestern Abend von den Nubhestörern angerihteten Verwüstungen sind nach den vorliegenden Mittheilungen sehr erheblihe. Der aus einigen tauscnd Perfonen be- stehende Menschenhaufen, welher von Trafalgar Square nach der Richtung auf Hyde Park hin zog, zertrümmerte auf seinem Wege fast in jedem Hause und Laden die Fen- ster und bediente sich dazu der meist aus den. Läden geraubten Gegenstände, wie Flaschen, Kisten, Schuhwerk u. \. w. Die Läden der Goldarbeiter und Juweliere hatten von den Ruhe- störern am nieisten zu “leiden; einzelne Ladenbesitzer \{hüßten ihr Cigen- thum, indem sie von dem Revolver Gebrauh machten, andere haben aber große Mengen von Werthgegenständen, Uhren u. f. w. eih-

ebüßt.

s L 9. Februar. (W. T. B.) Alle Morgenblätter drüdcken ihre Entrüstung über die gestrigen Vorgänge im Westend aus und fordern die Ergreifung energischer Maßnahmen zur Verhütung ahnlicher Excesse, sowie die Verhaftung und strenge Bestra- f ung der Sozialistenführer, welche den Unfug organisirt und geleitet haben.

Victoria - Theater. Auf vielfahes Begehren veranstaltet ® das Victoria-Theater, da der „Däumling“ mit feinen lustigen Kinder- scenen, seiner Wandeldekoration durch das Märchenland und* beson- ders dur seine originellen Kinderaufzüge in der' Liliputanerstadt all- abendlih nicht nur das Gntzücken der Großen, sondern vor Allem der Kleinen erregt, morgen, Mittwoch, eine Kindervorstellung, bei der jeder Erwachsene das Recht hat, auf. den numerirten Plätzen ein Kind frei in das Theater mitzubringen.