1886 / 43 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 18 Feb 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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bei der demnächst stattfindenden zollamtlichen Abfertigung, ist nah einem eel des Reîchsgerichhts, 1. Strafsenats, vom 23. Dezember v. J., als Urkundenfälshung zu bestrafén.

Nath der im Reichs-Eisenbahnamt œufgestellten in der Zweiten Beilage T Nachweisung der au deutschen Eisenbahnen aus E Bayerns 1m Monat Dezember v. J. beim Eisenbahnbetriebe (mit Auss{hluß der Werkstätten) vor ekommenen Únfälle waren im Ganzen u verzeihnen: 10 Entgleisungen und 1 usfammenstoß auf freier Bahn, 19 Entgleisungen und 21 ujamutgiöße in Stationen und 146 sonstige Unfälle (Ueberfahren von Fuhr- werken, Feuer im Zuge, Kesselexplosionen und andere Betriebs- ereigni e, wobei Personen getödtet oder verleßt worden sind). Bei diesen Unfällen sind im Ganze, und zwar größtentheils durch eigenes Verschulden, 165 Personen ver- unglüdt, sowie 31 Mienba sa Ras, erzSSE und 124 uner- heblih beschädigt. Es wurden von 17 702 124 überhaupt S Reisenden 1 getödtet, 3 verleßt (hiervon ent- zu en die Tödtun auf die Bahnstrecken m Verwaltungs- ezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Altona und je eine Verleßung auf die Bahnstrecken- im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisenbahn-Direktion Berlin und Hannover und auf die Reichseisenbahnen in Elsaß-Lothringen), von Bahnbeamten und Arbeitern im Dienst beim eigentlichen Eisefbahnbetriebe 27 getödtet und 89 Peri und bei Nebenbeschäftigungen 8 verleßt; von Steuer- 2c. Beamten 1 getödtet, 1 verleßt; von Rees Personen Rai der niht im Dienst befindlichen ahnbeamten und Arbeiter) 17 getödtet und 11 verleßt; sowie bei Selbstmordversuchen 6 Personen getödtet und 1 verleßt. Von den sämmtlichen Verunglückungen mit Auss{luß der Selbstmorde entfallen auf: A. Staatsbahnen und unter Staatsverwaltung stehende Bahnen (l&i zusammen 98 77736 km Betriebslänge und 688341 876 geförderten Achskilometern) 151 Fälle, darunter die größte Anzahl auf die Bahnstrecken im Verwaltungsbezirk der Königlichen Eisen- bahn-Direktion Breslau (23), Berlin (21) und Frankfurt (13); verhältnißmäßig, d. h. unter Berücksichtigung der geför- derten Achskilometer und der im Betriebe gewesenen Längen, find jedo auf E im Verwaltungsbezirk der König- lihen Eisenbahn-Direktion Frankfurt a. M., auf den Badischen Staatseisenbahnen und auf den Bahnstreken im Verwal- tungsbezirk der Königlichen Eisenbahn - Direktion Elberfeld die meisten Verunglücckungen vorgekommen. B. Größere Privätbahnen mit je über 150 km Betriebslänge (bei zusammen 1646,18 km Betriebslänge und 19051 695 ger Awhskilometern) 6 Fälle, und zwar auf die Hessische udwigs-Eisenbahn. C. Kleinere Privatbahnen— mit je unter 150 km Betriebslänge (bei zusammen 144756 km Betriebslänge und 8822134 geförderten Achskilometern) 1 Fall, und zwar auf die Weimar-Geraer Eisenbahn.

Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Königlich wür ego Regierungs-Rath Schicker is hier ange- ommen.

Sachsen. Dresden, 17. Februar. (Dr. J.) Die Zweite Kammer ae in ihrer heutigen Sißzung dem Geseßzent- wurf, betreffend die theilweise Abänderung und Ergänzung des allgèmeinen Berggeseßes (betreffend Einführung des Fngrossa- tionszwangs für Bergbaurechte), mit einigen von der Depu- tation beantragten, nicht erheblichen Aenderungen ihre Zu-! RUNAO s,

Februar. (W. T. B.) Die Zweite Kammer genehmigte zum Bau eines neuen Kunst -Akademie- gebäudes und eines Kunst - Ausstellungsgebäudes in Dresden als zweite Rate des gesammten Bauaufwandes von 2900000 M die Summe von 1300000 4

Elsaß-Lothringen. Straßburg, 17. Februar. (Lds.-Ztg.

f. Els.-Lothr.) Der erste O der Tagesordnung der gestrigen (10.) Plenarsißung des Landesaus \ch usses war der Etat der Landwirthschaft. Bei den fortdauernden Aus- gaben führte zunächst Kapitel 66, E der Pferdezucht, zu einer längeren Diskussion. Der Abg. Baron Zorn von Bulach (Vater) plaidirte für eine weitere Ver- mehrung der {weren Hengste im Landgestüt und für eine zahlreihere Einstellung derselben bei Pri- vaten; dann könne man vielleiht an eine Verminderung der Hengste im Landgestüt denken. Der Landgestüts-Direktor Pasquay wies darauf hin, daß dem s{hon im Vorjahre ge- äußerten Wunsh nach Vermehrung der {weren Hengste be- reits nachgekommen sei; die Einstellung einer größeren Zahl von Hengsten bei Privaten entspreche, wie die Erfahrung ge- lehrt habe, zur Zeit weder den FJnteressen der Pferdezucht noch den M oder Wünschen der Privaten selbst; eine Verminderung der Hengste des Landgestüts sei für jeßt durchaus nicht zu empfehlen. Dieser L A pflichtete auch der Abg. Ködchlin ei. Der Abg. Baron von Schauenburg bezweifelte den größeren Nußen schwerer Pferde und der Abg. Peterolff \sprach für eine Herabseßung des Sprunggeldes, worauf der Gestüts-Direktor Pasquay dar- legte, daß die Sprunggelder keineswegs hoch seien. Zu Kap. 69 Tit. 1 (zu Zushüssen behufs Abhaltung landwirthschaftlicher Ausstellungen und an landwirthschaftlihe Vereine, sowie zur Verbesserung der Rindviehzucht) is der Antrag eingebracht worden, die im Etat geforderte Summe von 58000 # auf 70000 M zu erhöhen. Die Abgg. Remlinger und Baron Zorn von Bulach (Sohn) traten für die Bewilligung der Erhöhung ein; der Abg. Dr. Gunzert wies darauf hin, da is andereErwersbzweige leiden und daß bei den landwirthschaftlihen Ausstellungen au das Kunstgewerbe Berücksichtigun Lion sollte; der Abg. Dr. North wünscht, daß die erhöhte Po ition \pezifizirt werde, da- mit guch die, Rindvie zucht ihren Theil erhielte und nicht Alles auf lan h atb e Ausstellungen verwendet würde; Abg. Köchlin glaubt, daß eine solche Spezifikation die landwirth- eb Vereine zu sehr beschränken würde; der Abg. aron von Schauenburg betonte, daß die Landwirthschaft überall leide; die Hauptshuld trügen die Dee die gege Hypothek, die Prozeßsucht und der Luxus; der Abg. aron Zorn von Bulach (Vater) führte gus, daß die Ur- lase des Leidens der B id vor Allem darin zu en sei, daß Europa mit überseeischen Produkten über-

U emt würde, dagegen könne nur ein höherer Eingang3- zoll P und auch nür, wenn ganz Europa gemeinsam vor-

gehe. Der Antrag auf Erhöhung der Position wurde darauf angenommen.

Bei den einmaligen Ausgaben, Kapitel 14, zur Unter- ftüzung ländwirthschaftliher Meliorationsarbeiten in Loth- ringen, 25 000 4, erstattete auf eine Anfrage des Abg. Heusch, der Abg. Jaunez Bericht über die in Lothringen beabsichtigte Musterfarm, welche sich noch im Stadium der Vorbereitung

. Dr. Ruhlmann

befinde. Jm außerordentlichen Etat stellte zunähst der Abg.

eine Anfrage

Regulirung der schiffbaren Zl, wörauf dex Ministerial - Rat

t erwiderte. Abgeordneter Schneegans erkundigte sih na dem Stande der Angelegenheit des Straßburg-Ludwigshafener Kanals, worauf der Unter-Staatssekretär Dr. Ledderhose aus- führte, daß entsprehend der Resolution des Landaus|usses die vorbereitenden Schritte gethan seien; mit der bayerischen Regierung sei ein völliges Einverständniß erzielt; gegenwärtig werde in ges Hauptsektionen, nämli auf bayerishem Gebiet und in Elsaß-Lothringen gleichzeitig an der Sache gearbeitet; welche von den drei auf Üsässischem Gebiet in Frage kom- menden. Linien zu wählen, sei noch niht bestimmt; die vorbereitenden Arbeiten würden den vorgesehenen Zeitraum von zwei Jahren nit wesentlih überschreiten; an die Reichs- behörden und die Reichsvertretung könne sih die Landes- regierung erst wenden, wenn das Projekt fertiggestellt wäre. Nach einer weiteren Anfrage des Abg. Dr. Gunzert bezüglich der Jll-Regulirung, auf welche der Unter-Staatssekretär Dr. Ledderhose erwiderte, daß nah Prüfung der Ergebnisse der jeßt beendigten Enquete mit dem Bau des Kanals be- gonnen werden würde, wurde der Rest des. Etats bewilligt.

Als nächster Gegenstand der Tagesordnung folgte der Etat der Tabackmanufaktur. Die Debatte wurde von dem Abg. Baron Zorn von Bulach (Sohn) eröffnet, welcher die Ansicht ausführte, daß die Rentabilität der Manufaktur gegen das Vorjahr R sei, daß sie ihren Zweck dem Lande, insbesondere dem Tabackbau gegenüber, niht mehr erfülle, daß der Stock der Cigarren mit großen Verlusten veräußert werde und die Lage des Jnstituts einer langsamen Liquidation gleiche. Der Unter-Staatssekretär Dr. von Mayr trat diesen Ausführungen im Einzelnen entgegen, indem er si auf die eingehenden Dar- legungen bezog, welche in der Kommission gemacht worden feien ; die Rentabilität sei im leßten Jahre gerade gewachsen, und au der Bericht der Kommission konstatire ausdrücklih, welch wichtiger Faktor die Manufaktur für den Tabackbau des Landes sei; die mit den Thatsachen nicht übereinstimmenden Behauptungen, daß der Cigarren-Stock mit Verlust veräußert werde, und daß die Lage des Jnstituts einer langsamen Liqui- dation gleihe, müßten der Manufaktur schaden, und es sei deshalb im ges Uhen Interesse wie im FJnteresse der Steuerzahler geboten, diese Behauptungen zurückzuweisen. Nach einer weiteren Debatte wurde der im Etat eingestellte Uebershuß von 500 000 46 genehmigt.

Oesterreich-Ungarn. Wien, 17. Februar. (W. T. B.) Jm Abgeordnetenhause brachte die Regierung heute ein Lan d- sturmgeseß für die österreichishen Länder, mit Ausnahme Tirols und Vorarlbergs, ein. Ein Antrag auf Schluß der Debatte über die Verstaatlihung der Dux-Boden- baher Eisenbahn wurde mit 137 gegen 130 Stimmen OH N Die Debatte wird am nächsten Freitag fortgeseßt werden.

Die amtliche Zeitung veröffentlicht eine Verordnung, durch welche die Pferde-Ausfuhr aus Bosnien und der Herzegowina nah dem Auslande verboten wird.

Pest, 18. Februar. (W, F B.) Ein Erlaß des Mi- nisters des Fn nern an? sämmtlihe Gemeindebehörden untersagt mit Hinweis auf die Neutralität des Staates Werbungen und Sammlungen zu Gunsten der unga- rischen Legion für Serbien.

Großbritannien und Jrland. London, 16. Februar. (Allg. Corr.) Die Königin hat dem Unterstügungs- fonds für die Arbeitslosen in London einen Betrag von 500 Pfd. Sterl. zugewendet; bis jeßt haben die Samm- lungen für diesen Zweck 37 000 Pfd. Sterl. ergeben.

Das neue Kabinet trat gestern in Downing-street unter Mr. Gladstone's Vorsiß zu seiner ersten Berathung usammen, welche über drei Stunden währte. Vor der Sißung hatte der Ober-Sekretär für A eine Privat-Unterredung mit dem Premier-Minister. ie irische Frage bildete na- türlih den Hauptgegenstand der Erörterung, und es verlautet, daß ein Kabinets-Ausshuß gebildet wor- den sei, welher erwägen soll, in welher Weise dieselbe am besten gelöst werden könne. Ein diesbezüglicher Gesezentwurf soll im Parlament erst eingebraht werden, nachdem der Aus\huß seine Arbeiten beendet hat und das Ergebniß derselben vom Kabinet erwogen worden ist. Neben- her beschäftigte sich das Kabinet auch mit der Situation im Südosten Europas, worüber Lord Roseb ery einen detaillirten Bericht erstattete.

Der Premier Gladstone hat an Lord de Vesci, einen liberalen Reichspair und Großgrundbesißzer in Jrland, ein Schreiben gerichtet, in welchem er sich einen freien Meinungs- austausch von den verschiedenen Klassen und Sektionen erbittet, die am geeignetsten dazu seien, volllommene und authentishe Jnformation über die Bedürfnisse und Wünsche des irishen Volkes zu liefern. „Jh meine“, fügt Mr. Gladstone hinzu, „von allen Klassen des irischen Volkes, gleichviel, ob sie der E oder der Minderheit an- gehören, und ob sie mit dem Boden M der Jndustrie oder mit dem Eigenthum im Allgemeinen im Zusammenhange stehen. Es würde nicht in meiner Macht liegen, diese Jnsormation durch den Empfang großer Deputationen für mündliche Erörterung, der ih mich gegenwärtig nicht em fühle, zu erlangen. Jch würde jedoh alle Andeutungen hohshäben, insbesondere wenn sie den uns vorliegenden Fragen an die Wurzel gehen, die meinen Kollegen und mir selber dienlih sein könnten, bei der schwierigen Aufgabe, festzustellen, wie wir in diesem wih- tigen Zeitpunkt unsere Pflichten Jrland und dem Reiche gegen- über am besten erfüllen können.“

Das Kriegs-Ministerium hat die nachstehende Mit- theilung veröffentlicht:

„Der gegenwärtige Kavaller'iesäbel wurde im Jahre 1884 von einem Aus\chuß gebilligt. Es war eine großé Lieferung er- forderlih, um den alten Säbel zu erseßen, und dem einzigen englischen Fabrikanten dieses Artikels, der im Stande ist, einen großen Austrag auszuführen, wurde ein dreijähriger Auftrag für seine ganze Fabri- fationsfraft ertheilt. Ferner wurde die Regierungsfabrik in Enfield in der vollen Ausdehnung ihrer Fähigkeit beschäftigt, und endlich wurde der Rest der erforderlihen Anzahl von Säbeln bei deutshen Fabrikanten bestellt, nachdem deren Klingen eine sehr strenge und befriedigende Prüfung bestanden hatten. Der deutsche Preis bewegte sich etwas unter dem englishen. Der englische Lieferant hat um die Grlaubniß nachgesucht, für einen großen Theil seines Kontrakts deutsche Klingen liefern zu dürfen, und zwar weil er es \chwierig findet, seine englischen Klingen fo herzustellen, daß sie die Prüfung bestehen. Gine derartige Schwierigkeit hat sich indeß in der Regierungsfabriï zu Enfield niht herausgestellt, wo der

d die Räumung und

ganze gebrauchte Säbelstahl von Firth & Son in Sheffield geliefert

worden ift.

Der Vize-König von pes, Lord Dufferin welcher vor einigen Tagen in Mandalay eintraf, ist, wie gemeldet wird, ohne Säumen zu einer Entscheidung in Betreff der künftigen Regierung von Ober-Birma gelangt, Seinem Ermessen nach ist das Land noch nit reif für eine geordnete Civilverwaltung. Die militärishe Okkupation des Landes wird demn in ihrer bisherigen Art und Weise bis November fortgeseßt werden. Die Garnison wird aus 16 000 Mann britisher und indisher Truppen unter dem Oberbefehl des Generals Prend ergast besehen. Gleichzeitig soll die britishe Autorität im Ce E e prompt her: gestellt werden, zu welchem Behuf ohne Verzug ein starkes Expeditionscorps dahin entsandt werden wird.

Aus Sierra Leone vom 27. Januar wird gemeldet: Infolge von Gerüchten über einen drohenden Einfall von Binnenstämmen in diese Niederlassung hat der Gouverneur, Sir Samuel Rowe, das Truppenschiff „Tyne“ angewiesen, hier zu bleiben. Der „Tyne“ hat eines der westindishen Regimenter an Bord, das dazu: bestimmt ist, die hiesige gegenwärtige Garnison abzulösen, die indeß ebenfalls vorläufig hier verbleiben wird.

17. Februar. (W. T. B.) Der neue englische Bot: schafter in Konstantinopel, Thornton, ist heute früh auf seinen Posten abgereist.

18. Februar. (W. T. B.) Gestern fand in Windsor unter dem Vorsiß der Königin ein Ministerrath statt, in welhem Mr. Gladstone zum Lord-Geheim-Siegel- bewahrer ernannt wurde.

Frankreich. Paris, 16. Februar. (Fr. Corr.) Jn Folge der Deputirtenwahlen vom leßten Sonntag hat ih die Zusammensezung der Kammer merklih ver: ändert. Die Rechte, welhe nah den Wahlen vom 4. und 18. Oktober vorigen Jahres 202 Mitglieder umfaßte, zählt jezt nur mehr 183. Die Zahl der republikanischen Abgeord- neten beträgt zur Stunde 396. Fünf Sitze sind in der Kammer erledigt: die der Herren Ganne, Bonnerot und Villain, Mitglieder der Linken, die gestorben sind, des gleichfalls verstorbenen Monarchisten Lorais und der Henri Rocheforts, welcher seine Entlassung ge- geben hat. Vier dieser Siye zum Mindesten werden nach den Ersatwahlen von Republikanern eingenommen werden, sodaß, wenn die Kammer vollzählig sein wird, es darin mindestens 400 Republikaner und höchstens 184 Monarchisten geben wird. Das ergiebt eine Mehrheit von 216 Stimmen zu Gunsten der vereinigten Linken. Jn Folge der Wahlen am leßten Sonntage sind unter 90 Departements Algerien und Corsica mit inbegriffen 59 Departements mit republika- nischer, 11 mit gemischter und 20 mit vollständig antirepubli- kanisher Vertretung.

_— (Köln. Ztg.) Das ganze Kohlenbeden von Gua bei Decazeville ist militärisch beseßt, weil die Grubenarbeiter sehr aufgeregt gegen die Besizer der Kohlen- werke von Gua sind, welche sih weigern, eine Lohnerhöhung zu bewilligen.

17. Februar. (W. T. B.) Der Munizipalrath von Paris beschloß, si{ch bei der Regierung für die Ver- anstaltung einer internationalen Ausstellung im Jahre 1889 auszusprechen.

Die lezten Nachrichten aus Corsica lassen es nunmehr dennoch ungewiß erscheinen, ob der bonapartistishe Kandidat Gavini als gewählt anzusehen oder ob eine Stichwahl erforderlich ist.

_ Türkei. Konstantinopel, 17. Februar. (W. T. B.) Ein Telegramm des „Reuterschen Bureaus“ meldet: Wie es heißt, hätte Rußland die türkishe Note dahin beant- wortet, daß es seine Zustimmung zu dem türkisch- bulgarishen Abkommen ausge)prochen hätte mit Aus- nahme des Artikels, betreffend die Militärkonvention.

Philippopel, 17. Februar. (W. T. B.) Fürst Alexander ist heute Nachmittag, begleitet von seinem Bruder, Prinzen Franz Josef von Battenberg und dem Minister Karawelow, hier eingetroffen und feierlich empfangen worden. Bald nach der Ankunft des Fürsten im Palais machten die Konsuln ihre Aufwartung. Die Stadt ist festlih geshmüdt. Abends fand eine Jllumination statt.

Rumänien. Bukarest, 17. Februar. (W. T. B.) Jn Folge eines Zwischenfalls in der Deputirtenkammer bei der Berathung des Gesehentwurfs, betreffend die Natio- nalbank, hat der Minister-Präsident Bratiano seine Ent- lassung gegeben. Die Majorität ersuchte Bratiano, die Demission zurückzunehmen. Bratiano behielt sich die Antwort vor. Der König berief die Präsidenten des Senats und der Kammer, um mit diesen die Sachlage zu besprechen.

18. Februar. (W. T. B) Nach Nachrichten aus Sofia hat O Alexander im Hinblick auf die morgen ablaufende Kündigungsfrist des Wasffenstillstandes l neut und sehr dringend kundgegeben, daß ihm Sicherstellung gegen militärische Üeberrashungen gegeben werden müßte.

Amerika. Washington, 17. Februar. (W. T. B.) Die Kommission des Repräsentantenhauses zur Vorberathung der Frage wegen der Silberausprägung lehnte in ihrer heutigen Sizung mit 7 gegen 6 Stimmên den Antrag ab, einen Bericht vorzulegen, welcher sich gegen die Bill, betreffend die Suspendirung der Silberausprägunÿg, ausspricht.

Afrika. Egypten. Kairo, 15. Februar. (Alg. Corr.) Jm Abdin-Palast wurde R abermals eine Konferenz zwischen dem Khedive, Sir H. D. Wolff und Mukhtar Pascha abgehalten. Die Unterhandlungen machten indeß feine weiteren Fortschritte. Jn Koscheh sind Ueberläujer von den Rebellen angekommen, welche melden, daß die Re- bellion in Kordofan große Verhältnisse angenon men habe.

Zeitungsstimmen.

Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" wird aus Lissa geschrieben :

Die von dem hiesigen Deutschen Bürgerverein aus Anlaß da A Ee im Abgeordnetenhause an Se. Durchlaucht den Fürsten ismarck gerichtete Zustimmungs8adresse hat folgenden Wortlaut :

„Durchlauchtigster Fürst ! Hochgebietender Herr und Reichskanzler ! di Ew. Durchlaucht haben in der Polendebatte des Abgeordneter hauses am 28. und 29, v. M. der polnish-demokratisch-ultramontane

nd Intere en des

geihstagsmajorität eine so schneidige, deutshe Antwort gegeben, daß durch das Berz jedes Patrioten mit freudigem Dank erfüllt werden

B er Deutsche Bürgerverein zu Lifsa in Posen, vor Jahresfrist ins Leben gerufen, um hier an der Ostgrenze des Reiches vaterländische Fesinnung zu pflegen und die Fahne des Deutschthums hochzuhalten, ‘1 es für seine patriotishe Pflicht, Ew. Duréhlaucht, des gro

sers treuem Kanzler, der bereit ist, „seinen Kopf und feine Ehre

nzuseßen, um das Vaterland auch gegen den Willen von Majori- ten zu retten“ seine vollste Zustimmung und scinen chrerbietigsten unk auszuspre@hen. j

Wir geloben Ew. Durchlaucht, nach wie vor treue Wacht zu sten gegenüber einer das Deutschthum gefährdenden polnischen ¡tation, und fest zu stehen zur Fahne der nationalen Politik in der “mnd unseres in Chrfur{t geliebten Kaisers und seines großen Kanz- e der unbeirrt von der Parteien Gunst und Haß den unershütter- sichen Muth und den eisernen “Willen besißt, das neuerstandene Deutsche Reich zu erhalten und auf die Bahnen einer gesundeu und iarfen Entwielung zu führen.

Gott segne Ew. DurhlauGt! Jn tiefster Ehrerbietung und unershütterlihem Vertrauen

Ew. Durchlaucht treu gehorsamer ; Der Deutsche Bürgerverein zu Lissa-Posen. F. A.: Geißel, Vorsitzender.“

Ueber 0 ea enes äußert sih die „Wies-

ener Presse“ folgendermaßen: y hade sich nun auch die Parteien der derzeitigen Reichstagsmehr- {t zur Verlängerung des Sozialistengeseßes stellen mögen, Thatsache t, daß diejenigen, welche die Verlängerung ablehnen, damit eine ihwere Verantwortung auf sich laden. Das Geseß_ ist nothwendig. 6 wäre ja ein wahrer Segen, wenn das nit der Fall wäre. Aber len wir uns doch um. Jn Oesterreich führt man ein Sozialisten- sey ein. In Frankrei, wo ein radikales Ministerium am Ruder ift, feht fh dasselbe angesichts der blutigen Ereignisje in Decazeville und t, Quentin veranlaßt, die et Amnestie zu verweigern und vem Amnestieantrage gegenüber die Kabinetsfrage zu stellen. In nzland bricht der sozialrevolutionäre Sturm mit elementarer Ge- malt los. Die Arbeiterbataillone des parlamentarischen Muster- \aates durchziehen die Straßen und plündern die Läden, rauben und vernichten in einem Umfange, wie dies anderwärts noh nit vor- ommen... Unseren Freisinnigen kommen dieje Vorkommnisse sehr ingelegen. Sie suchen sie damit abzuschwächen, daß sie sagen: Die \rheber des „Unfugs“ find nicht Sozialdemokraten, fondern \narhisten. Für die Masse eristirt dieser Unterschied nicht. Derselbe ift fheoretisch cin gewaltiger; die Sozialdemokraten wollen die denkbar weitestgehende Organisation des Skaates, der Gesellschaft, eine Or- zmisation, in der das Individuum völlig aufgeht. Die Anarchisten wollen überhaupt keine staatliche Ordnung. Aber die Gegensäße be- chren ih Hier zur Zeit derart, daß sie gerade in ein- inder laufen. Die Sozialdemokraten wollen die lestehende Staats- und Gefellsbaftsordnung über den Haufen werfen, in eine neue Ordnung an die Stelle der alten zu seten. die Anarchisten wollen die bestehende Ordnung umstürzen, weil se überhaupt feine wollen. Im gewaltsamen Umsturz des Bestehenden nd beide einig und da sie dieses Ziel vorläufig noch _nicht erreicht haben, liegt für sie auch feine Veranlassung vor, sih schon jeßt gegenseitig abzuthunz; im Gegentheil, sie gehen brüderlich Hand 1n qund, Das Gesindel, welches sich in, London in Trupps von Tausenden plündernd und zerstörend dur die Straßen wälzte, kehrt h keinen Pfifferling an den theoretishen Unterschied zwischen Sozial- dmofratie und Anarchismus. Es ist lächerlich, von der entfesselten Bestie vrauszusehen, daß sie sih bei ihren Handlungen von Dofktrinen leiten lse. Der Staat hat die Verpflichtung, Vorsorge zu treffen, daß die bösen Leidenschaften eines stets dazu geneigten Theils der Be- vôlkferung nicht von gewissenlosen Hetern aufgestahelt werden. Fie Gefahr, daß dies geschehe, ist fortdauernd vorhanden und vhalb is das Sozialistengeseß noch unentbehrlich. die Freisinnigen meinen, daß "von ihren Protegés, den Sgzialdemokraten nichts zu fürhten fei, nun, wozu machen sie {h dann Kopfshmerzen? Das Sozialistengeseß rihtet sih gegen uf den Umsturz der bestehenden Staats- und Gesellshastsordnung richtete Bestrebungen. Verfolgen die Sozialdemokraten folhe Be- \rehbungen nicht, verfolgen sie nur Reformbestrebungen, wenn au urfehrte, so thut ihnen das Geseß gar nichts. Beweise? In threr vohburg Berlin können die Freisinnigen \folhe massenhaft sammeln.

Der Abgeordnete für den Wahlkreis Altenburg, Hr. herrmann, Mitglied der freisinnigen Fraktion, hatte sih in finer Reichstagsrede am 22. Januar über den Stand der Altenburger Landwirthe u. a. folgendermaßen geäußert : j

„Fch habe die Chre, einen Wahlkreis zu vertreten, der an die ¿00 Dörfer aufzuweisen hat, und dieser Umstand giebt mir wohl uh das Recht, in diese Debatte über die Lage der Bauern ind der Landwirthschaft mit einzugreifen. Die Noth, die herzergreifende Noth, wie sie gestern Hr. von Schalscha ge- \dildert hat, in der die Landwirthschaft und inébesondere de mittleren und kleineren Bauern sich befinden follen, die herzergreifende uud herzzerreißende Noth ist au in meinem Wahlkreise vor der Wahl namentli von Rittergutsbesißern und ihren Pächtern den Bauern oftmals vorgepredigt worden, allein unsere Bauern pochten uf ihren Geldbeutel und ihre Dokumente als Gläubiger der Landes- bank und lachten die Herren aus. Sie überließen es den Edelleuten, vor den Thüren des Staates um Schutzölle und künstlihe Erhöhung der Getreidepreise zu betteln. ; A

Glauben Sie niht etwa, daß wir in unjeren altenburgischen Unden lauter derartige fette Gegenden haben, die unserm Bauern- sand etwa einen Ausnahmezustand sichern; wir haben ebenso Gebirgs- egenden, in denen nicht mehr als das Sechsfache der Aussaat geerntet vird, Allein diese Bauern sind thätig und wissen ihte Bedürfnisse mit ihren Verhältnissen in Einklang zu bringen, und das hat bewirkt, daß sie an Wohlhabenheit hinter den Bauern in guten Ge- genden keineswegs zurüdstehen. Allerdings werden niedrige Getreide- preise jedem, der Getreide zu verkaufen hat, unangenehm sein, aber ein intelligenter Bauer wird die Erhöhung der Getreidepreise ver- s\mähen, weun er dafür die Vertheuerung aller der Bedürfnisse in den Kauf nehmen muß, die er sonst hat. Und was ein eter, tüchtiger Bauer ist, der wird es überhaupt verschmähen, si auf Kosten Anderer in bereichern !*“

Jn Folge dieser Rede haben die Altenburger Landwirthe, vie das „Wochenblatt für Gößnig und Umgegend“ nittheilt, Schritte gethan, „um an derselben Stelle, wo sie so ilamirt worden sind“, ihre wirklichen Ansichten zum Ausdrudck u bringen. Sie haben am 13. Februar an den Deutschen eihstag folgende Erklärung eingereicht :

«Hohem Reichstage überreihen wir, aus allen Theilen des Herzogthums Alten urg vereinigten mittleren und fleinen Landwirthe threrbietigst folgende Erklärung: Zu unserem großen Erstaunen und niht ohne aufrichtige Entrüstung vernehmen wir aus den Be- tihten über die Reichstagsverhandlungen vom 29. Januar 1886 die Ausführungen des Hrn. Abg. Herrmann bezüglih unserer Stellung- hme zu den landwirthshaftlihen Zöllen. Genannter Herr hat sich dahin ausgesprochen, daß die landwirthschaftlichen lle nur für die „großen Herren mit E Namen“ seien, ie Bauern aber nichts von der Zollpolitik hätten. Nah der tine Partei vertretenden „Altenburger Landeszeitung“ soll er sogar (äußert haben, daß in seinem Wahlkreise die „großen Herren“, als sie mit Schubßzöllen gekommen seien, von den Bauern ausgelacht worden seien, it solchen Aeußerungen s{chlägt der Herr Abgeordnete der üter den hiesigen Landwirthen überwiegend verbreiteten Ueberzeugung leradezu in das Gesicht, weshalb wir Unterzeichneten niht Anstand le)men, dagegen zu protestiren, als ob Hr. Herrmann die Ansichten y Altenburger Bauernstandes in Wahrheit

Wenn |

verträte. Wir bedauern“ lebbaft, daß der Vertreter unferes Landes so wenig Verständniß für die Stimmung der hiesigen bäuer- lihen Bevölkerung zu haben s{eint, um auch deren Interesse im Reichstage auf richtige Weise zu vertreten. Wir fühlen uns mit den größeren Grundbesißern durch ein gemeinsames Band der Interessen umschlungen und werden uns auch dur Hetereien hierin nit irre maden lassen. Eine Verbesserung unserer mehr und mehr bedrängten Lage erwarten wir aber nicht von Verwirklichung der Herrmannsÿen Auslassungen, sondern von der Zoll- und Wirthschastspolitik Sr. Dur{hlaudt des Reichskanzlers Fürsten Bismark. In Ehrerbietung (folgen 3312 Unterschriften mittlerer und kleiner Landwirthe).

Eisenbaßn +Verordnungs - Blatt. Nr. 5. Inkhalt: Erlaß des Ministers der öffentlichen Arbeiten: vom 20. Januar 1886, betr. Aufstellung der Etats-CEntwürfe.

Kunst, Wissenschaft uud Literatur.

Barmen, 17. Februar. Die „Rheinish-Westfälische Poft“, welche-den cigenthümlichen Standpunkt des rheinischen Kon- ervatismus vertritt und seit Gründung des Provinzialvereins der rheinishen Konservativen das offizielle Organ derselben ist, erscheint seit dem 15. d. in bedeutend vergrößertem Format und wird vom 1. April d. J. ab den neuen Titel „Westdeutsche Zeitung" an- nehmen.

Der verdiente Direktor des Bayerischen Gewerbe- Museums in Nürnberg, Carl von Stegmann, hat aus den von ibm in dem zehnjährigen Zeitraum von 1874 bis 1884 bei den verschiedensten Gelegenheiten gehaltenen Ansprachen, Reden und Vorträgen eine Auswahl zur Veröffentlihung gebracht, welche uns vorliegt. Diese Sammlung bildet einen interessanten Beitrag zur Geschichte der auf Förderung und (Entwickelung des deutschen Kunstgewerbes ge- richteten Bestrebungen und bietet zugleich einen historishenUÜeberblick über dieselben. Der Rückblick auf alle diese Bemühungen zur Hebung des gewerb- lichen Kunstfleißes, an denen sich der Vorgenannte selbst in so hervor- ragendem Maße betheiligt hat, ist um so erfreulicher, als die Erfolge derselben jeßt so schön entfaltet vor Aller Augen liegen. Wie Nürn- berg mit der Errichtung der ersten deutshen Kunstgewerbeshule bahn- brehend vorging, so war auch das am 25. Oftober 1874 eröffnete NBayerishe Gewerbe-Museum mit seiner Unterrichtsanstalt der treibende Faktor für einen neuen großartigen Aufschwung des Kunstgewerbfleißes in Bayern, der sich bis zu uns nah Norddeutshland segensreih erwies. Direktor von Stegmann hat in der bei jener Eröffnungsfeier gehaltenen Rede die ersten Ausgangspunkte der Bewegung und ihren Fortgang übersichtlich dargelegt und namentlich das Verdienst des deutschen Architekten Gott- fried Semper hervorgehoben, welcher auf Anregung des Prinzen- Gemahls Albert von England (des Vaters Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Kronprinzessin, welche in derselben Richtung der Förderung des deutschen, speziell des Berliner Kunstgewerbes Ihre unermüdliche hohe Fürsorge schenkt) den Plan für das nahmals fo be- rühmt und vorbildlich gewordene Kensington - Museum entwarf. Das Lehrinstitut des Bayerischen Gewerbe-Museums wurde durch den in der vorliegenden Publikation an zweiter Stelle mit- getheilten einleitenden Vortrag des Direktors über „Kupfer und seine Legirungen“ (gehalten im Jahre 1875) eröffnet. Derselbe bezcihnet zuglei denjenigey Zweig, in welchem das Bayerische Gewerbe-Museum, wie die beiden leßten Nürnberger Ausftellungen bewiesen haben, besonders erfolgreich thätig gewesen ist, nämlich die Erzgießerei. Die erste Ausstellung des Museums war die von Ar- beiten der vervielfältigenden Künste im Bayerischen Gewerbe-Museum, welche Direktor von Stegmann im September 1877 mit der, gleih- falls mitgetheilten, Ansprache eröffnet hat. Der weiter abgedruckte Muscums-Vortrag des Genannten über das „Zeichnen und den gewerb- lihen Zeichenunterriht“ (aus dem Jahre 1878) enthält vor- treffliche Fingerzeige für die Handhabung dieses Unterrich18 und einen vollständigen Plan für die Unterweisung im Zeichnen an Fortbildungs-, Handwerker- und Sonntagssculen. Die Pariser Ausstellung von 1878 gab den Anlaß zu einem Vortrage über die französishe Kunstindustrie und die Fürsorge des Staats für dieselbe. Die darin ausgesprochene Hoffnung, daß unter dem Schuße des neuen Neichs sich auch in Deutschland eine Blüthe des Kunst- gewerbes entfalten werde, fand ihre Erfüllung und konnte sich in der Bayerischen Landes-, Industrie-, Gewerbe- und Kunst-Ausftellung er- weisen, welche durh die Initiative und Fürsorge des Bayerischen Ge- werbe-Museums im Jahre 1882 in Nürnberg zu Stande kam. Der Vortrag (gehalten 1880), in welchem Direktor v. Stegmann den Plan zu dieser Ausstellung ahe sowie die feierlihe Schlußrede (Oktober 1882) sind der Sammlung ebenfalls einverleibt. Aus der ersteren lernen wir übrigens, daß den bayerishen Industriestädten Nürnberg und Augsburg die Ehre gebührt, die ersten deutschen Ausstellungen veranstaltet zu haben, und zwar im Jahre 1818, worauf in den Jahren 1819—1821 in Augsburg noch 3 weitere Veranstaltungen diefer Art, 1825 die b, uud 1829 in An- wesenheit der bayerishen Majestäten die 6. Ausstellung folgte. Auch in München war bereits in den Jahren 1818, 1819, 1821, 1822, 1823 und 1831 eine Auswahl bayerischer Industrie-Erzeugnisse vereinigt. Endlich enthält die Sammlung noch eine Rede, gehalten bei der Preis- vertheilung der Ausstellung des Vereins deutscher Blecharbeiter (1879), sowie eine Reihe von Ansprachen, gehalten bei den Preisvertheilungen der König-Ludwigs-Preisstiftung 1876, 1877, 1878 und 1884. Diese von König Ludwig IL. von Bayern gegründete Stiftung verleiht Geld- preise und Medaillen für die besten Arbeiten, welche in der „Perma- nenten Ausstellung“ des Museums innerhalb Jahresfrist zu fehen ge- wesen sind. Die dem ebenfalls um die Anstalt wohlverdienten Vor- sitenden des Verwaltungsraths des Bayerischen Gewerbe-Museums, Kommerzien-Rath Kugler, gewidmete Publikation ist im Verlage des Museums (Carl Schrag) erschienen. /

Die in Leipzig und Berlin den 20. d. M. erscheinende Nr. 2925 der „JIllustrirten Zeitung“ enthält folgende Ab- bildungen: Wilhelm Grimm. (Zu seinem 100 jährigen Geburtstage.) Die Arbeiterunruhen im Westend von London am 8. Februar. 9 Abbildungen : Die Excesse in St. James Street. Zerstörung und Plünderung von Kaufläden in Piccadilly. Der siamesishe Gesandte Prinz Prisdang. Verbrennung eingelöster Werthpapiere im Betrage von 57 Millionen Mark im Landhause zu Dresden. Originalzeihnung von E. Ummer. Skizzen von einer englishen Fuchsheße. 9 Ab- bildungen. Originalzeihnungen von Franz OD'Stückenberg. Piqueur. Aufsulhen der Fährte. Die Meute (Fuchshunde). Schicksalstücke. Beim Meet. Ueber die Hecke, Sn der Box: Polce far niente. Halali. Reinecke in Nöthen. Auf dem Heimweg. O Arago. Verfolgung eines Wilderers. Nach einem Gemälde von Joseph Wopfner. Hans Victor von Unruh, f am 4. Februar. Nah einer Photographie von Emil Tiedemann in Dessau. Amerikanische Skizzen: Eisboot-Wettfahrt auf dem Hudsonflüsse. Verkleinerte Nochbildungen aus den „Studien und Kompositionen“ von Jean Stauffaher. (St. Gallen, Moriß Kreußmann). 2 Abbildungen. Der russishe Numpfkünstler N. W. Kobelkoff. 2 Abbildungen. Pro- duktionen desselben darstellend. Gehirn eines Rumpfmensen. —— Eine Kropfoperation in China. Nach der Zeichnung eînes chinesischen Slugblattes. Neue koreanische Münze (1 Yang). Moden : Diner- toilette. Elegante Gesellschaststoilette.

Gewerbe und Handel.

In der gestrigen ordentlihen Generalversammlung der-Bau- Ma am kleinen Thiergarten wurde der Geschäfts- eriht verlesen und unter Genehmigung der Bilanz und Deharge- ertheilung an die Verwaltung die Vertheilung einer Dividende von 89% genehmigt. In der sich anschließenden ordentlichen Generalver- sammlung wurde der S L das Grundkapital üm 90 9/6 oder weniger durch gleichantheilige è üchzahlung herabzuseßen, und wurde das Statut dahin abgeändert, daß die Aufsichtsraths-

gi von jeßt an zusammen 4°/ Tantième vom Reingewinn erhalten.

Der Aufsichtsrath der Berlin-Neuendorfer Aftien- Spinnerei hat beschlossen, der Generalversammlung die Verthei- (uns ciner Dividende von 34% (gegen 54% im Vorjahre) vorzu- schlagen. N

Der Aufsi{tsrath der Sächsisch-Thüringischen Aktien- Gesellschaft für Beau akob én Verwerthnan bat gestern eine Sitzung gehalten, in welher der Réchnungsabs{chluß pro 1885 festgestellt wurde. Der Aufsichtsrath beschloß, eine Dividende von 40/70 BRYFGERhes neben ca. 98/10 %/o Abschreibungen vom |Aktien- apital.

Straßburg, 16. Februar. Dem von dem Abg. Baron Zorn von Bulach (Vater) über die Tabackmanufaktur erstatteten Be- riht entnimmt die „W8.-Ztg. f. Elf.-Lothr.“ das Nachstehende:

Dic Regierung hat die eingehendsten Erläuterungen gegeben, um den Uebershuß von 500090 4, welchen sie zur Annahme vor- \{lägt, zu rechtfertigen, und hat uns spezielle Nachweise ge- liefert, sowohl über die Bestände an MRohtabacken, Ganz- und Halbfabrikaten zu Anfang der Betriebsjahre 1884/85 und 1885/86, als über die Erlöse und die Fabrikation während dieser beiden Jahre.

Aus der Prüfung dieses Materials hat die Kommission ersehen, daß die Manufaktur im Stande ist, die volle Summe des für das laufende Jahr vorgesehenen Uebershusses unverkürzt abzuliefern, ohne dadur eine nachtheilige Minderung des Betriebskapitals herbeizu- führen, und daß auh nah den Ergebnissen des Betriebes aus den ersten 9 Monaten des laufenden Jahres der abzulicfernde Ueberschuß für das Jahr 1886/87 auf 500 000 A veranschlagt werden kann.

Aus der dem Landesausschuß unterbreiteten Uebersicht der Ein- nahmen und Ausgaben der Landesverwaltung für das Etatsjahr 1884/85 geht hervor, daß der Tabackmanufaktur am Schluß des Jahres nah Ablieferung von 610850 #4 an die Landes-Hauptkasse ein Kassenbestand von 339 254 M und 533 615 4 für noch zu berich tigende Einnahmereste verblieben sind.

Von der in der erwähnten Ucbersiht aufgeführten Totalsumme von 2512548 4 treffen rund 2000000 4. auf den Erlös von Tabackfabrikaten während dieses Etatsjahres. Zu den erwähnten Be- ständen und den Resten aus dem Etatsjahr 1884/85 sind für das laufende Jahr aus dem Verkauf der ersten 9 Monate weiter 1512 640 4 zum Soll gestellt, so daß die gesammte JInfollstellung an Einnahmen für das Jahr 1885/86 fich am 1. Dezember 1885 auf die Summe von 238510 Æ belief. Von dieser Summe sind \chon 1609943 Æ am 31. Dezember 1885 eingegangen, und 503 296 M. werden nah den Verkaufsbedingungen bis zun 1. April 1886 eingehen, so daß die Totalsumme der Effektiveinnahme aus dem Ergebniß der ersten 9 Monate sih am 31. März auf 2113 239 belaufen wird. Von dieser Summe muß man 666 099 4 für ge- machte und noch zu machende Ausgaben, die sich auf diesen Zeitraum beziehen, abziehen, so daß der Uebershuß der Ginnahmen aus dem Betriebsergebniß der ersten 9 Monate des laufenden Jahres zu Ende desselben \sich auf 1447 140 4. belaufen würde.

Shre Kommission hat sih die eingehendsten Informationen über die Verkäufe angelegen sein lassen, namentlih in der Richtung, wie viel von jeder Art des verarbeiteten Tabaks verkauft worden sei und was jeder dieser Verkäufe eingetragen habe; fie hat die Versicherung gewonnen, daß während des verflossenen Jahres fowohl wie im laufenden der Verkauf der Cigarren vom Sto, die aus der Zeit der Ausdehnung des Betricbes stammen, weitere Entwickelung ge- nommen hat.“

Des Weiteren tritt der Bericht namentlih für Fortseßung der alten Fabrifationsweise ein, welche es ermögliche, den eljsaß-lothrin- gishen Ackerbau durch Ankauf feiner Tabakfabrikate ¿zu begünstigen. Die Manufaktur hat von 1879 bis 1884 inklusive 105 345 Ctr. Elsässer Tabat, also 17 558 Ctr. im Jahresdurhscnitt gekauft; das geschah freilih innerhalb der Zeit der Erweiterung der Fabrikation, wo die Manufaktur auf einmal über 30 000 Ctr. einheimischen Tabak kaufte. Die Durchschnittsproduktion des Landes mag auf 109000 bis 110009 Ctr. geschäßzt werden. „Die Manu- faftur gedenkt auch fernerhin, so viel als möglih, von der Produktion unseres Tabaks zu verarbeiten. In Bezug auf den Ver- fauf unserer Tabacke ist ein Käufer, welher ein Zehntel der Waare nimmt, wer es auch sei, nicht zu verahten Der Bericht konstatirt ferner das zuvorkommende Verhalten der Manufaktur den Verkäufern gegenüber im Gegensaß zu vielen privaten Käufern, welche den Ver- fäufer dur allerlei Chikanen schädigen ; vielleicht ließe sih ein Mittel ausfindig machen, den Pflanzer gegen derartige Mißbräuche zu \chügen. Der Bericht drückt endlich die Hoffnung aus, daß gute Zeiten für die Landwirth\chaft überhaupt, wie speziell für den Tabackbau zurückkehren würden; inzwishen dürfe man keinen der Faktoren vernahlässigen, welche unsere Tabacke zur Geltung bringen; unter diesen werde auch die Manufaktur ein zwar besch:idener, aber sicherer fein, wenn sie fortfährt, sih unserer Produkte zu bedienen, wie sie es auch früher

ethan. s R Bericht {ließt mit deim Antrag der Annahme des Betrages von rund 500 000 M, welchen die Regierung vorschlägt.

Antwerpen, 17. Februar. (W. L. B.) Wollauktion. Angeboten 1715 Ballen La Plata-Wollen, davon verkauft 1182 Ballen. Preise sehr fest. : E

New-York, 17. Februar. (W. T. B.) Am nächsten Sonn- abend wird für 533 000 Dollars Gold nach Europa abgesandt werden.

Subztnissionen im Auslande.

Niederlande.

1) 92. Februar 1886. Deichverwaltung von Wonseradeels Zuider Zecdyken zu Bolsward (Provinz Friesland), JFongemastraat: Lieferung von 2595 Pfählen von Tannenstämmen à 62, 53, 41 und 354 dem. Näheres an Ort und Stelle. F

9) 24. Februar 1886, Vorm. 11 Uhr. Bürgermeisteramt zu Gindboven (Provinz Nord-Brabant): Lieferung von 75 900 Stü Granit-Straßen-Steinen, sowie von 400 m Trottoireinfafsung. Näheres bei dem Gemeinde-Architekt J. A. van Dyck zu Eindhoven.

3) 1. März 1886, Nahm. 1 Uhr. Deichverwaltung des Polders Arkenheem im Gemeindehause zu Nyfkerk (Provinz Gelderland): Lieferung von 3000 h1 Ruhrkohlen. Nähere Auskunft beim Sekretär des Polders. i N

4) 5. März 1886, Nahm. 2 Uhr. Gemeinde - Gasfabrik Rotter- dam, Oost-Zeedyk: Lieferunz von 15 000 000 kg westfälisher Gas8- kohlen. Näheres an Ort und Stelle. |

5) 9. März 1886. Gemeinde - Gasfabrik in Zutphen: Lieferung von 3800 000 kg westfälisher Gaskohlen. Näheres beim Direktor der Gasfabrik.

Sanitäts8wesen und Quarantänewesen.

Egypten. | Der internationale Gesundheitsrath zu Alerandria hat in seiner Sitzung vom 2. Februar 1886 beschlossen, die Anklinfte aus Shang hai und Singapore von diesem Tage ab zum freien Verkehre zuzu- lassen (vgl. „R.-A.* Nr. 245 und 256 vom 19. und 31. Oktober 1885).

Berlin, 18. Februar 1886.

Der Spiel schrein, welher Ihren Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kron- prinzessin zur Silberhochzeit von dem Verein für pen ges Kunstgewerbe gewidmet worden, ist heute. Vormittag im Uhrsaal der Akademic der Künste Höchstdenselben feierlih überreicht worden. Der Saal war mit Teppichen: und Velarien reih geshmüdt; der Shrein selbst stand .detn Eiugang gegenler an der Südwand auf jenem kostbaren Teppich, der einen eil der Ehrengabe bildet. Zu Seiten des Saales waren in Schränken und Kästen jene Tausende von Gegenständen ausgebreitet, die den Snhalt des Schreins bilden.