den Gerichtsassessor Lorzing in Berlin zum Amtsrichter in Lobsens, . :
den Gericht8assessor Merßz in Bolkenhain zum Amtsrichter in Friedland O.-S., i :
den Gerichtsassessor Hicke in Prettin zum Amtsrichter daselbst, N / | ea Oberrichter von Deutsh-Südwestafrika Richter zum Amtsrichter in Halle a. S., i
den Gerichtsassessor Dr. Plagge in Verden zum Amts- rihter in Rendsburg,
den Gerichisafjessor rihter in Leer. _ i
den Gerichtsassesor Westphalen Amtsrichter in Gemünd, : :
den Gerichtsassessor Dr. Wittmann in Hachenburg zum Amtsrichter in Waldbröl und i ;
den bisherigen fommissarishen Bezirksamtmann in Swakopmund, Staatsanwalt a. D. Dr. Fuchs zum Staats- anwalt bei dem Landgericht I hier zu ernennen,
den Senatspräsidenten Dr. Fabricius in Breslau und von Reden in Celle sowie den Landgerichtspräfidenten Barre in Bielefeld, Dous in Braunsberg, Reichel in Stargard i. P., Karnag in Königsberg i. Pr., Voigtel in Greifs- wald und Müller in Duisburg den Charakter als Geheimer Oberjustizrat mit dem Range der Räte zweiter Klasse, :
denOberlandesgerihtsräten Graefe und Kastan in Posen, Grunwald in Königsberg i. Pr. und Knorr in Stettin, dem Landgerihtsdirektor Rotering in Magdeburg, den Ersten Staatsanwälten Naumann in Frankfurt a. O. und Saro in Danzig, den Landgcrichtsräten von Strombeck in Berlin, von Detten in Paderborn, Cleinow in Glogau, Siemens in Hannover, Seydel in Hirschberg, von Basse in Hagen, Harriehausen in Osnabrück, Kunad in Brom- berg, Ablemann in Bielefeld, Brettner in Kottbus und v. der Lage in Frankfurt a. O., den Amtsgerichtsräten Selig in Wandsbek, Vezin in Osnabrück, Sadrozinski und Klamroth in Berlin, von Weyhe in Buxtehude, Hohenstein in Frankfurt a. M., Jürgenjen in Hujum, Roscher in Hildesheim und Steger in Elberfeld und dem Rechtsanwalt und Notar, Justizrat Bachmann in Bielefeld den Charakter als Geheimer Justizrat , sowie
im Justizministerium : E
dem Geheimen Registrator, Kanzleirat Hartig den Charafter als Geheimer Kanzleirat,
den Geheimen Kalkulatoren Paßwahl und Wunram sowie dem Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator Lucas den Charakter als Rehnungsrat und
dem Geheimen Registrator Knappik den Charakter als Kanzleirat, ferner L i :
dem Gerichtsschreiber, Amtsgerichtssekretär Dürrbeck in Neuhaldensleben den Charakter als Kanzleirat zu verleihen.
Eggers in Osnabrück zum Amts-
in Wiesbaden zum
Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
den Professor an der Bergakademie in Clausthal Otto Doelt zum etatsmäßigen Professor an der Tehnishen Hoch- \hule zu Berlin zu ernennen, _ - : ;
dem Direktor des Französishen Gymnasiums in Berlin Dr. Edmund Paul Georg Schulze den Charakter als Ge- heimer Regierungsrat zu verleihen und (
infolge der von der E zu Düren getroffenen Wahl den Oberbürgermeister Kl oß dajelbst als Bürgermeister der Stadt Düren auf fernere zwölf Jahre zu bestätigen.
Ministerium der geistlichen, Unterrihts- und Medizinalangelegenheiten.
Der bisherige Oberlehrer an der Oberrealschule zu Gleiwiß Dr. Paul Bürger ist zum Kreisschulinspektor daselbst und
der bisherige Rektor Hermann Bruns aus Springe zum Kreisshulinspektor in Schildberg ernannt worden.
Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.
Dem Vermessungsinspektor Deubel in Cassel ist die fommissarishe Verwaltung einer etatsmäßigen Vermessungs- inspektorstelle bei der Königlichen Generalkommission daselbst übertragen.
Die Herren Forstreferendare, die in diesem Herbst die forstlihe Staatsprüfung abzulegen beabsichtigen, haben die vorschriftsmäßige Meldung spätestens bis zum 4. Sep- tember d. J. einzureichen. |
Der Meldung is cin Nahweis über die Dauer des aktiven Militärdienstes beizufügen.
Berlin, den 1. August 1906.
Der Vorstßende der Königlichen GREIE O TEFTANIRAL on So R.
Sched e, Landforstmeister.
Justizministerium.
Zu Notaren für den Bezirk des Kammergerichts sind er- nannt: die Rechtsanwälte Justizrat Karl Engel, Justizrat Stephan Gerhard, Justizrat Friedrich Ulrih, Justizrat Dr. Eugen Nathan Wolff, Zustizrat Dr. Wilhelm Bernstein, Justizrat Dr. Her- mann Oberneck, Justizrat Jakob Unger, Justizrat Arthur Aronius, Justizrat Dr. Benno Mühsam, Hugo Horrwiß, Emil Masur, David Schönfeld, Dr. Emil Sanio, Eugen Fuchs, Hans Aehnelt, Jo- hannes Homeyer, Arnold Schneider, Ludwig Gundlach, Dr. Walther Becherer, Kurt Ackermann, Emil Hallensleben, Konrad Breyer, Dr. Gerhard Bollert, Dr. Karl Meidinger, Max Magendanßt und Frit Marchand in Berlin, mit Anweisung ihres Amtsfißes in demjenigen Teile der Stadt Berlin, der zum Bezirke des Amts- gerihtsBerlin-Mittegehört,dieRechtsanwälteJustizratDr.Eugen Fuchs, Dr. Hugo Neumann und Dr. Arnold Reimer in Berlin, mit Anweisung ihres Amtssizes in demjenigen
Teile der Stadt Berlin, der zum Bezirke des Amtsgerichts |
Berlin-Schöneberg gehört.
Zu Notaren für den Bezirk des Kammergerichts sind ferner ernannt: der Rechjsanwalt, Justizrat Eduard Kassel in Berlin, der Nehtsanwalt und Notar Marx Jenett in Jnster-
burg, die Rehtsanwälte Hermann Halle in Charlottenburg, Gustav Jacobsohn in Berlin, Dr. Georg Freund in Berlin, Dr. Laurentius Köhler in Berlin, “Richard Röhrig in Berlin und Amtsrichter Dr. Pfau in Hohen- salza, mit Anweisung des Amtssißes in demjenigen Teile der Stadt Berlin, der zurn Bezirke des Amtsgerichts Berlin- Mitte gehört, die Rechtsanwälte Arthur Heyer in Koniß und Schey in Allenstein, mit Anweisung des Amts}pes in demjenigen Teile der Stadt Berlin, der zum Bezirke des Amts- gerihts Berlin-Schöneberg ge. j l
Der Rechtsanwalt Saly (Samuel) Türk in Gnesen ist zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts Posen, mit Anweisung seines Amtsfizes in Gnesen, p
der Rechtsanwalt, Justizrat Luft in Leobschüß zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts Breslau, mit Anweisung seines Amtssizes in Leobshü,
der Rechtsanwalt Salo Kosterliß in Königshütte zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts Breslau, mit Anweisung seines Amtssizes in Königshütte, _
der Rechtsanwalt Dr. Sievert in Bredstedt zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Kiel, mit Anweijung seines Amtsftzes in Bredstedt, und i '
der Rechtsanwalt Eberhard Lüring in Quakenbrück um Notar für den Bezirk des Oberlandesgerichts Celle, mit Minoeitana seines Amts}ißes in Quakenbrück, ernannt worden.
Verzeichnis der Vorlesungen und Uebungen an der Königlichen Bergakademie zu Berlin im Winterhalbjahr 1906/07 vom 16. Oktober 1906 bis Mitte März 1907.
Professor Dr. Jahnke: Analytishe Geometrie. Höhere Mathematik und Mechanik 1 mit Uebungen. Regierungérat Brel ow: Darstellende Geometrie mit Uebungen. Zeichnen. N. N.: Erxperimentalpbysik I. Professor Dr. Stavenhagen: Anorganishe Chemie I. Praftische Arbeiten im chemishen Laboratorium. Dr. Wölbling: Analytische Chemie. Experimente zur vhysikalischen Chemie. - Dr. Mehner: Einführung in die physikalishe Chemie und Thermcchemie für Berg- und Hüttenleute. Professor Dr. Scheibe: Mineraiogie I. Mines ralogise Uebungen. N. N.: Mineralogie und Gesteinekunde für Gisenhüttenleute. Geheimer Bergrat, Professor Dr. Wahnschaffe : Allgemeine Geologie. Geologie des Quartärs. Professor Dr. Rauff: Paläontologie mit Uebungen. Geologishes Repetitorium. Dr. Harbort: Ausgewählte Kapitel aus der Paläontologie. Profeffor Dr. Poros Aus8gewählte Kapitel aus der Paläobotanik. Paläobotanishes Kolloquium. Paläobotanishe Arbeiten für Fortge- \crittene. Dr. Kühn: Petrographie. Petrographise Uebungen. Methoden der Gesteinäuntersuchung mit Uebungen. Petrographishe Arbeiten für Fortgeschrittene. Geheimer Bergrat, Profeffor Dr. Beyschlag: Lagerstätienlehre (Kohle, Salz, Petroleum). Dr. Krush: Erzlagerstätkenleßre. Üebungen in Erzlagerstättenlehre. Professor Dr. Keilhack: Quellen- und Grundwasserkunde. N. N.: Einfübrung in die Geologie und Lagerstättenlebre für Hütten- leute. Dr. Denckmann: Paläozoikum des Rheinishen Schiefer- gebirges. Dr. Gagel: Geologie der Deutshen Schußgebiete. Dr. Weißer mel: Lebensbedingungen fossiler Meerestiereund Sediment- bildung. Professor Vater: Maschinenlehre mit besonderer Berück- sichtigung der E und HELRME m E I, mit Uebungen. Oberingenieur Philippi: Elektrotechnik 1. Uebungen in Elektro- technik. Geheimer Bergrat Haselow: Baukonstruktionslehre I. Professor Franke: Allgemeine Bergbaukunde 1. Spezielle Bergbau- kunde (Vorrihtung und Abbau) mit Uebungen. Ausfberetitungskunde. Uebungen zur Ausbereitungskunde mit praktischen Arbeiten im Labora- torium für Aufbereitung. Professor Baum: Spezielle Bergbaukunde air: Cte rh Gewinnung, Förderung, Wafserhaltung) mit Uebungen.
inführung in die Bergbaukunde für Hüttenleute. Bergingenieur É Hüttenwirtschaftslehre einschließli Meontanstatistik. Profeffor Fuhrmann: Markscheidekunde und Geodâsie I mit Uebungen. Markscheiderishes Zeichnen. Professor Dr. Pufahl: Allgemeine Hüttenkunde. Metallurgishe Probierkunst einshl. tehnisher Gatanalyse. Lötrohrprobierkunst. Chemische Technologie. Dr. Peters: Elektrometallurgie 1. Uebungen in Elekftrohemie und Elektrometallurgie für Anfänger. Arbeiten im eleftrometallurgishen Laboratorium für Geübtere. Dr. Krug: Uebungen in der quantitativen Lötrohrprobierkunst. Eisenprobierkunst einshl. technisher Gasanalyse für Anfänger. Arbeiten im Labo- ratorium für Eisenprobierkunst für Geübtere. N. N.: Entwerfen von Metallhüttenarlagen. Geheimer Bergrat, Profcssor Dr. Wedding: Geschichte des Eisens. Theoretishe Eisenhüttenkunde T. Metallographie und Eisenmaterialprüfurg mit Uebungen. Arbeiten im Laboratorium für pbysikalishe Chemie und Kleingefüge. Profeffor Eichhoff: Praktische Eisenhüttenkunde I. Entwerfen von Eisen- büttenanlagen. Entroerfen von Eisenhüttenwerken. Regierungêrat Schlenker: Bearbeitung des Eisens. Wirkliber Geheimer Vber- berarat E sfkens: Einführung in die Rehtswifsenshaft. Bergreht I. Geheimer Oberbergrat Reuß: Zivilrecht I. Geheimer Oberregierungs- rat, Professor Dr. Post: Wohlfahrtsrflege. N. N.: Volkswirt- schaftélebre. ;
Berlin, den 3. August 1906. -
Königliche geologishe Landesanstalt und Bergakademie. Bornhardt.
Krahmann: Berg- und
Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 35 der Gesezsammlung enthält unter : : Nr. 10741 das Gesetz, betreffend die Unterhaltung der öffentlihen Volksschulen, vom 28. Zuli 1906. Berlin W., den 10. August 1906. Königliches Ei anasam, rer.
Nichlamltliches.
Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 10. August.
_ Seine Majestät der Kaiser und König hörten gestern in der Villa Hügel bei Essen den Vortrag des Chefs die Zivilkabinetts, irflihen Geheimen Rats Dr. von ucanus.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der heimfkehrende Transport der abgelösten Besaßungen von S. M. SS. „Bussard“ und „Seeadler“ mit dem Reichspostdampfer „Markgraf“ am 8. August in Genua eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Algier fortgeseßt. :
S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ is am 8. August in Kiukiang eingetroffen und beabsichtigt heute die Reise nah Payangjee fortzusetzen.
S. M. Tpdbtie. „Taku“ und „S8. 90“ sind am 8. August nah Miyadsu in See gegangen. - S. M. S. „Seeadler“ beabsichtigt heute von Kilwa nag
Daressalam in See zu gehen.
Essen a. d. Ruhr, 10. August. Seine Majestät der Kaiser und König besichtigte gestern unter e des Direktors Gillhausen die Werke der Bene Krupp in Rhein- hausen und richtete dabei an eine Reihe von Arbeitern Fragen. Seine Majestät fuhr darauf, „W. T. B.“ zufolge, im Auto- mobil dur die Arbeiterkolonien und wurde hier allenthalben von den Arbeitern und deren Familien auf das allerherzliste begrüßt. Heute vormittag fuhr Seine Majestät von der Villa Hügel nah Essen zur Besichtigung der dortigen Kruppschen Werke. Die Häuser der von Seiner Majestät durhfahrenen Straßen waren prächtig geschmüdckt, Kriegervereine mit ihren Fahnen bildeten Spalier.
Bayern.
Die Kammer der Abgeordneten nahm, „W. T. B.“ zufolge, mit 93 gegen 11 Stimmen einen Antrag Frank auf Abänderung des Berggeseßzes an, dahingehend, daß dem Staate bei Privatmutungen auf Eisenmangan, Schwefel, Alaun, Vitriolerze und Kohlen das Recht der Anshlußmutung eingeräumt werden soll.
Deutsche Kolonien.
Nach den aus Deutsh-Südwestafrika eingetroffenen Meldungen hat, wie „W. T. B.“ berichtet, der Kranken- bestand in der Schußtruppe sih bedeutend verringert. Der Höthstbestand in diesem Jahre war im Monat Mai mit ins- gesamt 1388 Kranken zu verzeichnen. Hiervon entfielen auf Verwundete 39, auf Typhus 176, auf Malaria 67, auf andere Krankheiten 1106. Anfangs August betrug der Gesamt- franfenbestand nur noch 889, also 499 Kranke weniger. Von der Gesamtsumme entfielen auf Verwundete 21, ant Typhus nur noch 91, auf Malaria 18, auf andere Krankheiten 759. Die vorstehenden Zahlen sprehen wohl beredt für die Tatsache, daß troß der großen Verpflegungsshwierigfkeiten alle Anstrengungen gemacht werden, um den Gesundheitszustand der Truppe zu heben. Zwar ift au im vorigen Jahre Ende Juli und Axfang August eine Verringerung des Krankenbestandes zu Tage getreten, aber in erheblich geringerem Maße als in diesem Jahre, der Unterschied betrug nur 196 Kranke. Jm Norden des Schußgebiets is der Gesundheitszustand, dank der besseren Verbindungen und des besseren Verpflegungsnachschubes, recht gut. Jm Süden dagegen leidet er unter der mangel- haften Verpflegung und Unterbringung sowie der shwierigen Nachfuhr von Bekleidung und Wäsche, da die jeßige Be- \chaffenheit des Baiweges troß äußerster Anstrengung nur er- laubt, das Allernotwendigste den Truppen oe tARen
Oesterreich-Ungarn.
Die Erzherzogin Marie Valerie, Gemahlin des Erzherzogs Franz Salvator von Oesterreich, ist, wie „W. T. B.“ aus Jshl meldet, dort gestern vormittag von einer Prinzesfin glüdlih entbunden worden.
Rußland.
Nah Meldung der „St. Petersburger Telegraphen- agentur“ ist gestern ein Allerhöchster Befehl veröffentlicht, der die Schaffung einer Gesandtschaft in Christiania und die Umwandlung des dortigen Generalkonsulats in ein Konsulat anordnet.
Derselben Agentur zufolge haben der Minister des Aus- wärtigen und der s{hwedishe Gesandte in St. Petersburg eine provisorishe Konvention zwishen Rußland und Schweden über die gegenseitigen Rechte der beiden Länder als meistbegünstigte Nationen bezüglih der Handels- und Zollbestimmungen unterzeichnet.
Das Mitglied des Reichsrats rat ofow, der unter dem Ministerium des Grafen Witte die Stellung des Reichs- fontrolleurs innehatte, ist zum Minister für Handel und Jndustrie ernannt worden. :
Die leßte Bewegung zur Veranstaltung eines General- ausstandes kann icke als völlig überwunden an- gesehen werden. Jn St. Petersburg sind, „W. T. B.“ zufolge, die lezten Anzeichen eines Ausjtandes verschwunden. Auch in Moskau ist in jämtlihen Fabriken die Arbeit wieder auf- genommen worden. Die Zahl der Ausständigen überschreitet niht die sonst übliche Zahl. Die Mehrzahl der Druckereien ist im Betriebe, wennagleih die Arbeiter noch nicht vollzählig zur Arbeit ersheinen. Die Straßenbahnen verkehren wieder. Eine Abordnung der Druckereibesizer bat
estern den Stadthauptmann, die verhafteten Vertreter der Schriftsezer wieder frei zu lassen. Der Stadthauptmann ver- spra ihnen, das möglichste dazu zu tun. Der Minister des Innern hat dem Polizeiperjonal fine Anerkennung für den musterhaften Dienst während des Ausstandes ausdrücken lassen.
Seit vorgestern halten die Partei der friedlichen Erneuerung und der Verband vom 30. Oktober in Moskau Beratungen ab, um für die kommende Session der Duma alle fortschrittlihen Elemente der Gesellschaft unter einem gemeinsamen Programm zu vereinigen. Dieses Pro- gramm enthält „W. T. B.“ zufolge unter anderem die Forderung einer proportionalen Berucksihtigung der Minder- heit. An den Beratungen nahmen auch einige Mitglieder der Partei für Volksfreiheit teil.
Es hat sih herausgestellt, daß der Student Mi ento Woinarowitsh, der das Attentat auf Admiral Dubafsow verübt hat, der fliegenden Kampforganisation der Revolutions- partei angehörte, von der auch das Attentat auf den General Nepljujew ¿y Sebastopol verübt wurde.
Ftalien.
Aus Anlaß des Jahrestages der Krönung des Papstes fand in der Sixtinishen Kapelle des Vatikans ein feierliher Gottesdienst statt, dem der Papst, die Kardinäle, die in Rom anwesenden Bischöfe, die Mitglieder des diplomatischen Korps und des Adels beiwohnten.
Türkei.
Nach einer Meldung des „Wiener K. K. Telegr.-Korresp." Bureaus“ ist am Dienstag abend in Saloniki der bul* gere Arzt Nikolow aus Vodena, der sich in Begleitung
es Dragomans der bulgarischen Handelsagentur befand, aus
der Straße von hinten angeschossen und ger verwundet worden ; die Täter, vermutlih Griechen, sind entkommen. Das Attentat dürfte ein Racheakt sein für die kürzlihe Ecmordung des griehishen Arztes in KöprülÜ.
Bulgarien.
Die antigriehische Bewegung in Bulgarien dauert, dem „Wiener K. K. Telegr. -Korresp.- Bureau“ zufolge, fort. Für ein für den 19. d. M. von Vertrauensmännern aus ganz Bulgarien in Ausficht genommenes und aus ganz
ulgarien zu beshickendes allbulgarishes Meeting in Philippopel wurden große Vorbereitungen getroffen. Jn Philippopel find sogenannte Volksbefehle öffentlich ange- shlagen worden, in denen streng verboten wird, auf der Straße griehisch zu sprechen. Jn Jamboli kam es nach einer gestern dort abgehaltenen Versammlung zu Ausschreitungen, wobei die Demonstranten unter den Augen der zur Herstellung der Ordnung herbeigerufenen Truppen zahlreiche Kaufläden und eine Fabrik zerstorten. Jn Varna zwang eine Volksmenge den Bürgermeister, ein Dekret zu unterschreiben, durch den sämtliche Gemeindeangestellte griehisher Nationalität entlassen werden. Die Erfüllung dieser Forderung beruhigte das Volk; es verzihtete daher auf die Abhaltung der geplanten Ver- fammlung.
Amerika.
Das Schagzamt hat nah Meldung des „Reuterschen Bureaus“ angekündigt, daß es den Ankauf von Silber- barren zur aushilfsweisen Ausprägung wieder auf- nehmen werde. Die Käufe sollen an jedem Mittwoch vorgenommen werden und am 15. August beginnen. Der wöchentlihe Bedarf stellt sich auf 100000 Unzen Silber. Dies sind die ersten Silberankäufe der Regie- rung seit dem 1. November 1893, wo die Silberankaufs- bestimmung der Shermanbill aufgehoben wurde. Wie es heißt, hat das Schagzamt in der Voraussicht, daß sein Wieder- auftreten als Silberkäufer den Markt zeitweise unverhältnis- mäßig beunruhigen könnte, ih ansehnliche Beträge für zu- fünftige eses gesichert, sodaß es in der Lage ist, sh mehrere Monate lang vom Markte zurückzuziehen, wenn dies wünschenswert is. Das Schaßzamt wird, der obigen Quelle zufolge, die Politik befolgen, einen mäßigen Be- irag im Besiß zu halten und die Ankäufe so über das ganze Jahr zu verteilen, daß die Anforderungen gleihmäßig sind und kein Element der Unsicherheit auf dem Markte verursachen. Das Schagzamt behält sich das Recht vor, alle Angebote ab- zulehnen oder einen ihm passend ersheinenden Teil der An- gebote anzunehmen.
Statiftik und Volkswirtschaft.
Wohlfahrt8einrihtungen des Norddeutschen Lloyds.
Die Seemannskasse des Norddeutshen Lloyds verfügte am 31. Dezember 1905 über ein Vermögen von 2 724 208,60 Bis zu diesem Zeitpunkt hat sie Zahlungen im Gesamtbetrage von 4 020 984,15 « an ihre Mitglieder geleistet. Die Witwen- und Waisenpensionskafse wies am 31. Dezember 1905 ein Vermögen von 1 894 705,70 Æ auf; die von dieser Kafse in der Zeit ihres Bestehens geleisteten Zahlungen beliefen sih auf 425 717,95 4 Die Elisabeth Wiegand-Stiftung verfügte am 31. Dezember 1905 über ein Ver- mögen von 297 223,50 A Seit dem Bestehen dieser Stiftung wurden 119 333 Æ an Unterstüßungen gezahlt.
Zur Arbetterbewegung.
Eine große Loknbewegung plant, der „Voss. Ztg.“ zufolge, der Verband der Handels-, Transport, und Verkehrsarbeiter in Berlin. Neben einigen kleineren Betrieben sind die Kutscher, Pader und Bodenarbeiter der Paketfahrtgesellscha ft veranlaßt worden, Forderungen zu stellen. Sie verlangen jeßt die gleiche Bezahlung, wie fie in den Berliner Spedition8geschüften Üblich ist, d. h. einen Anfangslohn von 24 bezw. 25 H, Regelung der Arbeitszeit, der Ueberstunden usw. Da die Direktion sich darauf berief, daß sie noch bis 1907 gültige Ver- träge mit ihren Arbeitern habe, so war eine neue Versammlung ein- berufen, die dann eine Kommission beauftragte, nochmals mit der Direktion zu verhandeln. Wenn bis heute kein zufriedenstellender Beshluß vorliegt, wird eine neue Versammlung \{härfere Maß: nahmen, eventuell den Ausftand beschließen. Die in den Leder- Engrosgeshäften tätigen -Packer und ausdiener sind gleihfalls in eine Lohnbewegung eingetreten. Sie verlangen Er- böbung der zur Zeit durhschnittlich etwa 20—22 # betragenden Wochenlöhne, Abschaffung der Trinkgelder und Verkürzung der Arbeitszeit. G
Das gesamte Fabrik personal der Mechanishen Segel-
tuchweberei Baumann u. Lederer in Cassel weigerte sich, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, Ueberstunden zu leisten, um auf diese Weise die Einstellung ausgesperrter Arbeiter zu erzwingen. _ Nachdem in Görliß die Maurer (vgl. Nr. 186 d. Bl.) in den Ausstand getreten sind, haben, wie ,„W. T. B.“ meldet, auch die Bau- und Erdarbeiter beschlossen, die Arbeit einzustellen. Sie fordern zehnstündige Arbeitszeit und Lohnerhöhung.
_ Ueber eine Lohnbewegung im Eisenwerk zu Kaiserslautern teilt die „Kleine Presse“ mit: Vor etwa 14 Tagen reichten die Arbeiter der Zentralwerkstätte und der Abteilung für Brückenbau der Direktion des Werkes eine Reihe von Forderungen ein, die im wesentlichen auf eine 20 9/6 Lohnerhöhung und Verkürzung der 10 ftündigen Arbeits- ¡eit durh Einlegung der Frühstücks- und Vesperpause in diese gingen. ie Direktion verhielt \sch der Haupt- forderung der Arbeiter — 20 9/9 Lohnerhöhung — gegenüber ab- lehnend, gestand aber die Einbeziehung dec Frühstück8- und Vesperpause în die Arbeitszeit zu und erklärte sh au damit einverstanden, daß Sonnabends nur 8 Stunden gearbeitet wird, ohne daß deshalb ein Lohnabzug statifindet. Die Arbeiter bestanden jedoch auf einer Lohn- erhöhung von 15 9/9 statt der zuerst geforderten 20 9%. Die Dicektion verhielt sh jedoch dieser Forderung gegenüber ablehnend, worauf die in Betraht kommenden Arbeiter, 350 an der Zahl, die Kündigung, und zwar durch die Vertrauentmänner der einzelnen Sparten, einreihten. Die Direktion weigerte fih jz2doch diese anzunehmen, da Kollektivkündigungen niht gültig seien, vielmehr leder einzelne Arbeiter kündigen müsse. Die Arbeiter halten jedo die Kündigung in der von ihnen gewählten Form aufrecht. An ter Bewegung sind sämtliche dort bestehenden Arbeiterorganisationen be- teiligt: die freien Gewerkschaften, die Hirsch-Dunckershen Gewerk- vereine und die christlichen Gewerk|chaften. ;
¿ Die S der Regierung, den seit drei Wochen andauernden
Auéstand der Mühlenarbeiter in Budapest zu beenden, ist, wie die „Frkf. Ztg." erfährt, gescheitert. Die Arbeiter wiesen die Konzessionen der Mühlenbesiger zurück und beharren auf der Haupt- sorderung der absoluten Sonntagsruhe. Der Betrieb der Mühlen rudt infolgedefsen weiter. (Vgl. Nr. 180 d. Bl.) :
. Aus Jusowka wird dem „W. T. B.* telegraphiert: Infolge von Zwistigkeiten über das weitere Vorgehen teilten \sih 2500
rbeiter der Grube Alexejewsk in zwei Lager, wobei es zu
ulammenstôßen kam. Zwei Personen wurden getötet und ne größere Anzahl verwundet. Gine Abteilung Dragoner stellte
Xe Ruhe wieder her. (Val. Nr. 186 d. Bl.)
In Verviers hielten, wie „W. T. B.* erfährt, die Arbeit- geber und Arbeitnehmer der dortigen Webeindustrie gestern eine Versammlung ab, um eine Aussöhnung wegen der von den Arbeitgebern verhängten Sperre herbeizuführen. Eine Entscheidung wurde jedo niht getroffen, infolgedessen sollte heute eine neue Ver- sammlung stattfinden. (Vgl. Nr. 186 d. Bl)
In New York ruht, wie „W. T. B.* meldet, der Verkehr der Shleppschiffe der Eisenbahngesellshaften im Hafen voll- ständig, da die Matrosen, MAiGinensSmterer und Heizer zur Grlangung höberer Löhne in den Ausstand getreten sind. Auf den Kais in Jersey City lagern große Mengen von Frachtgütern, die nach der Marhattan-Insel verladen werden sollen. Von dem Ausstand werden fast alle Eisenbahnen betroffen.
Wohlfahrtspflege.
__ Der Wunsch, au für Bremen eine Stelle zu shaffen, die ge- eignet sein sollte, die im öffentlichen Leben fich bildenden Gegensäße auszugleihen und die vershiedenen Gesellschafts|chichten einander näher zu bringen, führte dort im Februar 1904 zur Gründung eines „bürgerlihen Volks3vereins“. Das Wort „bürgerlich“ sollte andeuten, daß der Verein allen Bürgern des bremischen Staates ohne Unterschied der Parteistellung und des Geschlehts mit seinen Ein- rihtungen zugute kommen jollte. Seine praktischen Aufgaben er- blickte der Volksverein zunähst in der Begründung einer Rechts- ausfurftsftelle, in der Abhaltung gemeinverständlicher Vorträge und in ter Sammlung von aufflärendem Material nach Art eines Sozialen Museums. Am 15. August 1904 wurde das Bureau“ des Veolksvereins, am 1. September desselben Jahres die Rehtsauskunfts- stelle, darauf eine öffentlihe Zeitungslesehalle mit etwa 40 Zeitsriften, Tagesblättern usw. eröffnet und mit dem Sammeln und DOrdnen des Materials für das Soziale Museum ein vielversprehender Anfang gemaht. Die im soeben ershienenen Jahresbericht für 1905 ents baltenen ausführlihen Mitteilungen (80 Seiten) bestätigen eine günstige Aufnahme der Vereinspläre in der bremishen Bürgerschaft. Mit 2400 Mitgliedern wurde die Vereinstätigkeit eröffnet, am Schluß des Jahres 1905 betrug die Mitgliederzahl bereits 6025. Es ift allerdings zu berüdcksihtigen, daß die Vereinswirksamkeit sich auf den ganzen Staat erstreckt, der für diesen Zweck in 90 Bezirke eingeteilt ift. Die Bezirke werden in 25 Distrikte zusammengeshloîsen, für jeden dies?r Distrikte wählen die zu denselben gehörigen Obmänner einen Difstrikt8vorsteber. Legtere sowie 25 weitere Verein2mitglieder bilden den Vorstand. Ein Arbeitsaus\{Guß von 9 Personen leitet die sämtlichen Vereinegeshäfte. In allen führenden Körperschaften sind die verschiedensten Berufsftände vertreten, ganz der Zusammensetzung des Gesamtvereins entiprechend, bei dem ih die obige Mitgliederzahl auf 916 Arbeiter, 978 Beamte, 1472 selbständige Handwerker und Gewerbe- treibende, 1616 Angehörige des Handelsstandes, 203 Landwirte, 714 Angehörige sonstiger Berufsarten und 126 Frauen verteilt. Den Beri§t üver die Reht38auskunftsstelle erstattete Konsulent Dr. Karl Vogel. Die Rechtéauskunftsftelle ift täglich geöffnet, für die auswärtigen Mitglieder bält sie Sprehstunden in Bremerhaven und Vegesack ab. Die Auskunft erfolgte über Fragen der Dienst- und Kauf- verträge, der Arbeiter- und Privatverficherung, des Familienrechts, des Erbrechts, des Mietrehts, der Haftpflicht, des Pfandrehhts, des Armen- rets, des Handelsrechts, in Strafsachen usw., und zwär in den vier Monaten September bis Dezember 1904 in 1709 Fällen an 1563 Besucher und im Jahre 1905 in 10 166 Fällen an 9227 Be- sucher. Der Tagesdur(hschnitt der erteil!en Auskünfte in den einzelnen Monaten \ck{wankte zwishen 27 und 39. Es wurden während der Berichtszeit 978 große und 361 kleine Akten angelegt. Schon diese Zatlen drüden eine ungemein intensive Vereinstätigkeit in dem Fache der Rechtsauskunft aus; der Jahresberiht ergänzt die formale Seite dieser Frage ncch- wesentlich, sodaß er für die Organi- sation ähnliher Einrichtungen beachten8werte Anregungen gibt. — Die Bortragstätigkeit des Vereins follte sich ftatutengemäß nur auf „gegebene Fälle“ beschränken, und doch belief fih im Jahre 1905 die Zahl der Vorträge auf 72. Nur hervorragende Fachgelehrte der Gebiete der Volksge]undheitslehre, Volkswirtshaft, Sozialpolitik, Pädagogik sowie beliebte Rezitatoren beteiligten fih an den Vorträgen, die von 5148 Zuhörern besuht wurden. Im Landgebiete wurden die Vor- tragsabende mehrfah zu einheitlihen Volks8unterhaltungs- abenden ausgeftaltet. — Das Soziale Museum is nach dem Vorbilde des Frankfurter Instituts unter Leitung des Aus\{uß- mitgliedes W. von Kalksiein noch in der Bildung begriffen. Nach dem Bericht des Leiters will das Museum in erster Linie vor- bereitendes bezw. ergänzendes Material für alle bremishen sozialpolitishen GesegeSvorlagen sammeln. Hinsi®btlih der Wohnung*frage ist dies bereits durh Sammlung von 100 ein- \chlägigen Verordnungen gesehen. Die Museumsleitung hat ferner eintn „Sozialen Katalog Bremens“ in Angriff genommen, der den Be- stand von 6 amtlichen städtishen Bibliotheken umfafsen und eineZentrale für die Entleihung dieser Bibliothekenbestände bilden wird. Sie hat s{ließ- lich bereits einen ôffentlihen Lesesaal für die ihr zur Verfügung stehenden periodishen Zeitschriften eingerihtet. Wie sehr die Be- strebungen des Bremer Sozialmuseums gewütdigt werden, beweist der Umstand, daß der „Verein zur Bekämpfung der Tuberkulose“ fich mit ibm zur gemeinsamen Schaffung eines „Tuberkulofemuseums“ verbunden hat.
Kunst und Wissenschaft.
An dem Hinscheiden des Verlagsbuhhändlers Franz Freiherrn von Lipperheide nehmen auÿ die Königlichen Museen einen lebhaften Anteil, da der Genannte seit vielen Jahren einer der eifrigsten Gönner und Förderer ihrer Kunstsammlungen gewesen ift.
Die erfte reie Sÿenkung floß dem Königlichen Kuvfer sti ch- kabinett zu. Im Jahre 1887 wurde die berühmte Kupferstich, sammlung des Herzogs von Buccleuch in London versteigert. Ihr bedeutendster WBestandteil war ein beinahe vollständiges Werk der Radierungen Rembrandts in vorzüglihen Abdrüdcen und meist in frühen Plattenzuständen; als wertvollstes Stüuck ein Abdruck des sfogenannten Hundertguldenblattes, Christus heilt die Kranken, im ersten Zuftand, von dem nur 8 Eremplare bekannt find. Für den damaligen Leiter des Ber- liner Kuvferstihkabinetts, Geheimen Regierungsrat Lippmann, bot sh hier eine einzige Gelegenheit, Lücken der Sammlung auszufüllen. Daß freilich auf der öffentlihen Versteigerung gerade die seltensten und wertvollsten Blätter, deren Erwerbung zur Ergänzung der Be- stände des Kupferstihkabinetts notwendig war, nur zu sehr hoben Preisen zu kaufen sein würden, war bi dem Ruf der Sammlung sicher zu er- warten. Es war unter diesen Umständen zu befürchten, daß die Mittel des Kabinetts niht ausreihen würden, um die notwendigen Ankäufe zu malen. Hier trat der Freiherr von Lipperheide in hohberziger Weise ein. Er stellte dem Berliner Kupferstihkabinett für Ankäufe auf der Auktion Buccleuh eine so reihe Summe zur Verfügung, daß Lippmann auf der Auktion, die vom 19. April 1887 ab in London statifand, wenigstens den größten Teil der wünschenswerten Blätter erwerben konnte. Der wichtigste Ankauf war hierbei das erwähnte Hundertguldenblatt im ersten Zustand, das dem Kabinett für 1300 Pfund zugeshlagen wurde. Im ganzen konnten 28 Radierungen von Rembrandt erworben werden, beinahe aus\{ließlich erste Plattenzustände. Zu erwähnen sind außer dem Hundertguldenblatt aht Landschaften, darunter besonders \chône Eremplare des soge- nannten Landgutes des Goldwiegers und der Landschaft mit dem Milhmann; ferner Bildnisse, Selbstbildnisse, Studienköpfe, von religiösen Gegenständen eine Ruhe der heiligen Familie auf der Flut nach Aegypten u. a. Die gegenwärtig im Oberlichtsaal des Éupferstichkabinetts eingerichtete Rembrandtausstellung bietet die beste Gelegenheit, die Bedeutung jenec großen Zuwendung des Freiherrn von Lipperheide zu erkennen, da die aus ihr erworbenen herrlihen Blätter mit dem Namen des Stifters bezeichnet sind.
Weit allgemeiner bekannt wurde die großartige Schenkung der Kostümbibliothek an das Königlihe Kunstgewerbemuseum. Freiherr von Lipperheide hatte diese Bibliothek seit 1870 aus eigenem
Antriebe geschaffen, indem er alles zusammentrug, was für die Geschichte
des Trachtenwesens von Bedeutung war. In 11 000 Bänden und 30 009 Einzelblättern enthält die Sammlung über die Trachten und Gebräuche aller Zeiten und Völker ein Material, wie es \onst nirgendwo so vollständig vereinigt if. Ein Freund j¡ugleich der Geshihte und der Kunst, hat der Stifter nit nur mit weitem Blick die ältere und neuere wifseaschaftliche Literatur des Gebietes, sondern mit besonderer Vorliebe auch künstlerisch hervor- ragende Werke gesammelt : Handschriften, Inkunabeln, kostbare Kupfer- werke, alte Stammbücher, wertvolle Serien alter Zeitschriften und Almanache mit Modebildern. Neben der allgemeinen Kostümgeshichte stehen reidhaltige Sondergruvven, wie die Volkstrachten, die Uniform- werke, die Feierlichkeiten, die Literatur über Fechten, Jagd, Tanzkunst und vieles andere. Um den reihhaltigen Stoff den Gelehrten und den Prafktikern vollends zu ershließen, hat der Stifter selbst diz Heraus- gabe eines großen Katalogs begonnen, der jeßt in ¡wei stattlichen Bänden mit einer Fülle von Illustrationen und eingehenden Registern vorliegt. Er wird für alle Zeit die Grundlage für die eins{lägigen Studien bilden und wie die Sammlung selbst den Namen des groß- zügigen Sammlers und Stifters mit der Kostümkunde dauernd in Verbindung halten. Diese Bibliothek, zu deren Beschaffung mehrere Hunderttausend Mark aufgewendet waren, kam zunähst als Vermächtnis, dann im Jahre 1899 als Geschenk an das Museum, in dessen Neubau in der Prinz Albrehtstraße für fie ein ganz besonders vornehmer Saal als „Freiherr von Lipperheide’che Kostümbibliothek® bergerihtet ist. Eine wichtige Ergänzung erfährt die Bibliothek noch durch eine Sammlung von Gemälden, die für die Kenntnis der Kostüme zusammengestellt ist und deren Ueberführung aus dem Hause des Stifters ins Museum gerade jeßt Gegenstand der Verhand- [ung war. l Í
Eine dritte höht bedeutsame Zuwendung bildet die Samm- [lung antiker Helme, die erf vor wenig Jahren dem Anti- quarium von dem Freiherra von Lipperheide geschenkt ist. Sie hat nah Art und Umfang nicht ihresgleihen; ihre öfentlihe Auf- stellung in den Königlichen Museen war für die wissenshaftlihe Welt ein Greignis, wurde aber auch von seiten des Publikums dur reges Interesse belohnt. In der Sammlung find reihlihe Proben der griehishen, italishen und barbarishen Helmformen enthalten, die niht nur einen Begriff von der Verschiedenheit der Gattungen unters einander geben, sondern auch davon, wie si innerhalb der einzelnen Typen die Form entwickelt hat. WVornean steht eine stattlihe Reibe von Helmen fkorinthisher Form, angefangen von den aus Blech roh gebämmerten Töpfen, die den Kopf fest umschließezn und notdürftig Oeffnungen für Augen und Atmung lafsen — bis zu den eleganten Hauptzierden des fünften Jahrhunderts, die {hon nicht mehr über den Kopf gezogen werden können. — Die griehishen Helme der jüngeren Zeit zeihnen fh nicht nur tand S@önheit des Materials und der zweckmäßigen Form, sondern auch dur künstlerishen Shmuck aus. Sehr reich ist unter anderen au die Gruppe italisher Helme sowie die der gallischen Helme ver- treten. Als ein Paar Glanzstücke aus der römischen Zeit sind ein balbierter Riesenhelm aus vergoldeter Bronze sowie ein merkwürdiger Gladiatorenhelm besonders zu erwähnen. Die Lipperbeideshe Helm- sammlung leidet im Augenblick noch an der räumlih beschränkten Aufstellung in dem früheren etrusfishen Kabinett der Skulpturens sammlung. In Bälde wird fie in dem in den Räumen der ehe- maligen Gemäldegalerie im ersten Stock des Alten Museums neu bergerihteten Antiquarium einen der größten und \{önften Sâle allein zur Verfügung haben und damit einen Rahmen gewinnen, der ihrem außerordentlihen Werte — in materieller, wissenshaftliher und künstlerisher Hinsicht — sowie der großartigen Liberalität entspriht, mit der Baron von Lipperheide diesen kostbaren Besiß den Königlichen Museen zur Verfügung gestellt hat.
Alle drei Stiftungen aber werden den Namen des verewigten Scenkers den Kunstfreunden, welche die Königlichen Museen besuchen, dauernd im Gedächtnis balten.
Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.
Gesundheitsstand und Gang der Volkskrankheiten.
(Aus den „Veröffentlihungen des Kaiserlichen Gesundbeit8amts*, Nr. 32 vom 8. August 1906.)
Peft.
Türkei, Vom 16. bis 22. Juli wurden in Djedda 11 Er- krankungen und 11 Todesfälle an der Pest festgestellt.
Aegypten. Vom 21. bis 27. Juli wurden 10 neue Erkran-o kungen (und 3 Todesfälle) an der Pest gemeldet, davon 5 (2) in Alexandrien, 4 (1) in Sue.
British-Ostindien. Während der am 14. Juli abgelaufenen Wothe sind in der Präsidentshaft Bombay 243 Erkrankungen (und 168 Todesfälle) an der Pest zur Anzeige gekommen, davon 40 (38) in der Stadt Bombay, 26 (22) im Stadt- und Hafengebiet von Karachi, 6 (6) in demjenigen von Jamnagar, 26 (11) im Hafen von Porbandar und 4 (l) im Hafen von Veraval.
_ Queensland. Während der am 16. Juni beendeten Woche ift in Brisbane ein neuer Pestfall bei einem 15jährigen Knaben festgestellt worden. :
Westaustralien. Nach einer Mitteilung vom 2. Juli ift in Fremantle der legte Pestkranke aus dem Krankenhause als geheilt
entlafsen worden. i: _ Pest und Cholera. British-Ostindien. In Kalkutta starben in der Woche vom 24. bis 30. Juni 23 Perfonen an der Pest und 28 an der
Cholera. Gelbfieber. Es wurden gemeldet aus Limon in der Zeit vom 20. bis 25. Juni eine weitere Erkrankung und aus Yucatan vom 10. bis 23. Juni 17 Erkrankungen und 7 Todesfälle.
| Podcken. Deutsches Reih. In der Woche vom 29. Juli bis 4. August find in Ban St. Martin (Kreis Meß) 4 Pockenfälle zur Anzeige
gelangt. Genidckstarre.
Preußen. In der Woche vom 22. bis 28. Juli find 21 Er- krankungen (und 4 Todesfälle) an Genidckstarre angezeigt worden in folgengen Regierungsbezirken [und Kreisen]: ÜcSen 1 [Aachen Land', Arnsberg 4 [Bochum Land, Hagen Stadt, Hagen Land, Herne je 1], Breslau 3 (1) [Breslau Stadt], Düsseldorf 3 [Effen Stadt 1, Duisburg 2}, Königsberg 2 (1) [Königsber; Stadt 1, Rastenburg 1 (1)), Marienwerder 1 [Schweß Münster (1) sRecklinghausen Land], Oppeln 5 (1) [Beuthen Land 1, Kattowiß Land 3 (1), Ratibor Stadt 1), Posen 1 [Posen Stadt], Wiesbaden 1 [Wiesbaden Stadt].
Schweiz. Vom 22. bis 28. Juli je 1 Erkrankung in Zürich und einer anderen Gemeinde des Kantons Zürich.
Verschiedene Krankheiten.
Pocken: Kalkutta 19 Todesfälle; New York 2, St. Peters- burg 3, Warshau (Krankenhäuser) 6 Erkrankungen; Varizellen: New York 31 Erkrankungen; Fleckfieber: Warshau (Kranken- häuser) 9 Erkrankungen; Rüdckfallfieber: St. Peters- burg 3 Erkrankungen; Genickstarre: New York 12 Todesfälle, 7 Erkrankungen; Milzbrand: Reg.-Bez. Posen 95 Erkrankungen ; Brechdurchfall: Nürnberg 55, Hamburg 44 Erkrankungen; Rot- lauf: Wien 24 Erkrankungen; Influenza: London 2, Moskau 5, St. Petertburg 4 Todesfälle; kontagiöse Augenentzündung: NReg.-Bez. Marienwerder 43 Erkrankungen; Ankylostomiasis: Ss Arnsberg 25 Erkrankungen. — Mehr als ein Zehntel aller Gestorbenen starb an Scharlach (Dur@schnitt aller deutschen Be- richt8orte 1886/95: 0,91 9/0): in Beuthen — Erkrankungen wurden angezeigt in Berlin 34, Budapest 24, London (Krankenhäuser) 408, New York 86, Paris 79, St. Petersburg 71, Wien 68; desgl. an Keuchhusten in Worms — Erkrankungen kamen zur Meldung in