1906 / 199 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 23 Aug 1906 18:00:01 GMT) scan diff

d. im Süden: dur die zuleßt genannte Linie von ihrem Schnittpunkte mit der Mittellinie der Wilsnackerstraße an bis zu ihrem Schnittpunkte mit der zu a bezeihneten Parohial- grenze :

werden aus der unter Königlihem Patronat stehenden St. Fohannis- (Moabit.) Kirchengemeinde ausgepfarrt und zu einer selbständigen patronatéêfreien Heilige Beist-Karcgengemesnde vereinigt.

Die dritte Pfarrstelle (zweites Diakonat) in der St. Johannis- (Moabit-) Kirchengemeinde geht mit ihrem derzeitigen Inhaber als zweite Pfarrstelle auf die Heilige Geift-Kirhengemeinde über. In derselben wird außerdem noch cine Psarciiele (die erfte) errichtet.

Für die Heilige Geist-Kirhengemeinde gelten bis auf weiteres die gegenwärtigen Gebührenordnungen der St. Johannis- (Moabit-) Kirchengemeinde. i

Die Heilige Geist-Kirchengemeinde hat solange, bis sie in den Besiß eines gebrauhsfähigen Kirhhofes gelangt, jedo längstens während eines Zeitraumes von sechs Jahren vom Tage des Inkraft- tretens ihrer Errihtungsurkunde ab, das Necht der Mitbenußzung der beiden an der Seestraße bei Plôögßensee belegenen Kirhhöfe der St. Johbannis- (Moabit-) Kirchengemeinde dergestalt, daß i

a. die Verwaltung dieser Kirchöfe allein der Stammgemeinde verbleibt, welhe auch alle Verwaltungs- und Unterhaltungskosten allein zu tragen hat, E

b. die Zweiggemeinde nur die Stolgebühren für Begräbnisse ihrer Mitglieder auf diesem Kirchofe sowie die Auslösungsgebühren im Falle der Beerdigung von Mitgliedern auf anderen Kirhböfen bezieht, während alle übrigen Gebühren des Stammgemeinde zufließen.

Die der St. Johannis- (Moabit-) Kirchengemeinde aus der auf dem Blatte des im Grundbuhe des Königlihen Amtsgerichts Berlin -Mitte von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 118 Blatt Nr. 4525 wverzeihneten, hierselbft, Birkenstraße 60/61 Ecke Perleberger Straße be- legenen Grundstücks in Abteilung II Nr. 1 am 14. September 1900 zu ihren Gunsten erfolgten Eintragung zustehenden Rechte und Ansprüche, insbesondere auch das Ret auf den ungestörten und unentgeltlichen Besiß, Gebrauch und Genuß der auf dem vorbezeih- neten Grundstück errichteten Heilige Geist-Kirhe werden der Heilige Geist-Kirhengemeinde übereignet, sodaß diese mit ihrer Errichtung be- züglih aller dieser Rehte und Ansprüche an die Stelle der St. JIohannis- (Moabit-) Kirchengemeinde tritt und demgemäß die vorerwähnte Gintragung im Grundbuch auf fie umzuschreiben ist.

Eine weitere Ausstattung soll die Heilige Geist-Kirhengemeinde von der St. JIohannis- (Moabit-) Kirchengemeinde nicht erhalten.

Indem wir diesen Parochialregulierungsplan zur öffentlichen Kenntnis bringen, fordern wir die Beteiligten auf, etwaige Ein- wendungen gegen denselben bis zum 15. September 1906 an einem Wochentage in der Zeit von 10 Uhr Vormittags bis 2 Uhr Nach- mittags in dem Zimmer Nr. 15 unseres Dienstgebäudes, Ehen, straße 26 hierselbst, parterre, bei dem Herrn Rechnungérat Schöneberg oder defsen Stellvertreter unter geeignetem Ausweis über ihre Legitimation zur Sache shriftlich einzureihen oder zu Protokoll zu erflären.

Berlin, den 17. August 1906. -

(Ii, 8,) Königliches Konsistorium der Provinz Brandenburg, Abteilung Berlin. Steinhausen.

Jn der Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des eReichs- und Staatsanzeigers“ is eine Genehmigungs- urkunde, betreffend eine Anleihe der Stadt Hameln, veröffentlicht.

Nichkamktliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 23. August.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten im Schloß Wilhelmshöhe gestern den Vortrag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklihen Geheimen Rats Dr. von Lucanus und heute den des Vertreters des Chefs des Marinekabinetts, Kapitäns z. S. von Krosigk.

Im Monat Juli d. J. haben 3183 Schiffe (gegen 3175 Schiffe im Juli 1905) mit einem Nettoraumgehalt von 583 662 Registertons (1905: 518 155 Registertons) den Kaiser Wilhelm-Kanal benußt und, nah Abzug d-s auf die Kanalabgabe in Anrechnung zu bringenden Elblots.eldes, an Gebühren 264 660 M (1905: 240751 M) entrichtet.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der Transport der von S. M. S. „Bussard“ und „Seeadler“ abgelösten Besaßungen mit dem Reichspostdampfer „Markgraf“ am 21. August in Hamburg angekommen.

S. M. S. „Sto)ch“ is am 21. August in Horta auf Fayal (Azoren) eingetroffen und seßt am 27. August die Reise nach Madeira fort.

S. M. S. „Sperber“ is am 20. August in Lome ein- getroffen und geht heute von dort nah Monrovia in See.

S. M. S. -„Bussard“ ist am 21. August in Sadani eingetroffen und geht heute von dort nah Zanzibar in See.

S. M. S. „Condor“ ist am 21. August in Yap (West- farolinen) eingetroffen. j

S. M. S. „Hansa“ ist am 21. August in Rangoon eingetroffen.

S. M. S. „Luhs“ ist gestern in Tschifu eingetroffen und geht heute von dort nah Tsingtau in See.

S. M. S. „Loreley is gestern in Konstantinopel ein- getroffen.

S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ is am 21. August in Kiukiang eingetroffen und gestern von dort nah Nantshangfu abgegangen.

Rußland.

Jn dem Bestreben, der nächsten Session des Reichsrats und der Reichsduma in erster Linie einen Geseßzentwurf, bezüglich des allgemeinen Elementarunterrihts zu unterbreiten, hat, wie die „St. Petersburger Telegr.-Agentur“ meldet, der Ministerrat in seiner Sißung vom 21. August beschlossen, durch eine besondere Kommission diesen Geseß- entwurf ausarbeiten zu lassen. Der Ministerrat hat zu gleicher Zeit es als unumgänglich notwendig erachtet, daß die Be- züge der Lehrer von Elementar chulen erhöht werden,

und daß auch die Ran, dieser Shulen vermehrt wird. Zu diesem Zwecke hat er für das nächste Jahr einen Kredit von 5 333 000 Rubeln bereitgestellt. Ferner hat der Minister- rat beshlossen, Geseßentwürfe, betreffend die Gleihmachung der Nechte der Bauern mit denen der anderen Bevölke- rungsflafsen, vorzubereiten. Endlich hat es der Ministerrat au für nötig erachtet, die die Freiheit des Unterrichts in Polen und in den litauishen Gebieten beshränkenden Geseßze abzuschaffen. :

Nach Meldungen derselben Agentur aus Helsingfors haben in der legten Zeit an verschiedenen Orten Finnlands Ver- sammlungen der Roten Garde stattgefunden, in denen im Hinblick auf das Senatsrundschreiben bezüglich der Auf- losung der Roten Garde über die Frage beraten wurde, ob dieser Verband weiter bestchen solle oder nicht. Jn den meisten Beschlüssen gab sich die unbedingte Bereitwillig- keit kund, sich dem Senatsbeshlusse zu fügen. Viele Provinzsektionen der Roten Garde sind gegenwärtig bereits aufgelöst. Das aus dem Gesamtverbande ausgeschiedene sogenannte Kampftausend, das die Garnison von Sweaborg unterstüßt hatte, hat fih zerstreut. Einzelne Personen wurden ver- haftet. Bei der Auflösung der Sektionen der Roten Garde in der Provinz fand in einzelnen Fällen shwacher Widerstand statt. Bei der Auflösung wurde beschlossen, Abzeichen, Kokarden und Flaggen zu vernihten. Jm Zusammenhang mit der Auf- löjung der Roten Garde und der Shwächung der sozial- demoktratishen Partei steht offenbar die gegenwärtig zutage tretende Belebung der konjtitutionellen Partei.

Seit vorgestern tagt in Uleaborg ein Kongreß der Sozialisten Finnlands.

Mit Genehmigung des Generalgouverneurs von Riga erschien gestern abend in allen Zeitungen ein Aufruf an die Bewohner der Stadt Riga, in dem diese zur Stiftung von Geldspenden zur Anschaffung von Panzern für die Polizisten, denen gegenwärtig große Gefahr droht, aufgefordert werden. Da es der Krone jeßt an Mitteln fehlt, die nötige Anzahl Panzer anzuschaffen, so sei es Pflicht der Gesellschaft, nah dem Prinzip „einer für alle und alle für einen“, im Jnteresse des allgemeinen Schugzes der Obrigkeit entgegenzukommen und niht zuzulassen, daß der Terror die Tätigkeit der Polizei lähme.

Jm Moskauer Vorort Baschilowka fand die Polizei in einem Privathause viele Waffen und eine Bombe. Dreizehn Personen wurden verhaftet.

Türkei.

Die Pforte hat an die bulgarische Regierung eine Note gerichtet, in der sie ihr Mißfallen über die griehenfeindliche Bewegung in Bulgarien ausdrüdckt. Die bulgarische Regierung hat, der „Polit. Korresp.“ zu- folge, hierauf geantwortet, sie betrachte die türfkfishe Note als niht eingegangen, da der Pforte niht das Necht zustehe, 1n innere Angelegenheiten des Fürstentums einzu- greifen. Jm übrigen betont die bulgarishe Antwort, daß die Verfolgungen, denen die grichishen Elemente in Bulgarien ausgeseßt seien, nur die Rückwirkung der Greueltaten darstellten, die in Mazedonien an Bulgaren verübt wurden. Die Pforte solite daher vor allem in der Türkei selbst geordnete Zustände herstellen. E / -

Gegen die Behauptung, daß die antigriechischen Ereignisse in Bulgarien Repressalien für die Untaten der griehishen Banden -# in Mazedonien seien, wird von

riehisher Seite bei der Pforte und bei den Gcohraächten geltend gemaht, daß das Unwesen der bulgarishen Banden jeit ‘1903 bestehe und viele Untaten gegen die Griehen begangen wurden, die griechischen Banden dagegen zur Selbstverteidigung erst seit kurzem ent- standen seien. Für das Bandenunwesen auf türkishem Boden könne au die griehishe Regierung nit verantwortlich ge- macht werden, wohl aber die bulgarishe Regierung für die Angriffe im eigenen Lande auf friedlihe Einwohner, welche die Lokalbehörden gaänzlih unbeshüßt ließen.

Das öfkfumenische Patriarchat hat, wie das „Wiener K. K. Telegr. Korr.-Bureau“ meldet, beschlossen, ein drittes Memorandum an die Botshaften der Großmächte zu senden. Jn ihm wird eine eingehende Darstellung der Er- eignisse in Anchialo nach den Erzählungen griechischer Flücht- linge gegeben; es wird gegen diese Untaten Einspruch erhoben, die bulgarishe Regierung wird der Mitshuld an den Verfolgungen der Griechen angeklagt, und es wird um die tatkräftige Jnter- vention der Signatarmächte des Berliner Vertrages behufs Wiederherstellung des status quo in Bulgarien ersuht.

Amêerika.

Ueber den Aufstand auf Cuba liegen heute folgende Meldungen vor: Jn der Provinz Pinar del Rio haben si die Aufständischen der Stadt San Luis bemächtigt, wobei eine Anzahl Personen getötet und verwundet wurden. Die Stadt San Luis wurde durch 100 Mann Landgendarmerie verteidigt, von denen sich 50 den Aufständischen ergaben. Mit der Einnahme von San Luis haben die Aufständischen einen wichtigen Stühpunkt für die Durhführung künftiger Operationen gewonnen.

Der Präsident von Cuba Palma erklärte „W. T.B.“ zufolge, daß angesihts der geringen Ausdehnung der revolutionären Bewegung kein Grund zur Beunruhigung vor- liege. Der General José Gomez if vorgestern auf seiner Farm in der Provinz Santa Clara festgenommen worden. Jn Havanna find im Laufe von drei Tagen 610 Personen wegen Verdachts der Teilnahme an einer Ver- s{hwörung verhaftet worden. Troß der Versicherungen, daß die Provinz Haoanna von Rebellen gesäubert sei, erschien gan ein Trupp Aufständischer bei Los Güines, wo er auf Viderstand stieß. L

Bei Hoyo Colorado hat gestern bei Tagesanbruch ein zweiter Kampf zwishen Truppen und Aufftändischen ftatt- gefunden, bei dem an 100 Bürger den Truppen und der Landgendarmerie zu Hilfe kamen und die Aufständischen unter General Banderas in die Flucht shlugen.

Asien.

Nach einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ aus Peking beabsichtigt die Kaiserin-Witwe, eine Konferenz von hohen Würdenträgern, darunter OOE Vizekönige, einzu- berufen, um über die Ann aht einer Verfassung zu be- raten, Die Kommissare, die vor kurzem von ihrer Auslands- reise heimgekehrt sind, sprehen sih für cinen allmählihen Uebergang zu einer konstitutionellen erung aus und halten 10 bis 15 Aubre für notwendig, um das Volk dur Erziehung für eine neue Regierungsform reif zu machen.

30. Welttbewerbprüfung für Marinechronometer.

Die deutshe Seewarte in Hamburg erläßt die folgend- Aufforderung zur Beteiligung an der 30. Chronometer, wettbewerbeprüfung.

1) Zeitpunkt der Prüfung. Die 30. Wettbewerbprüfung für Marinehronometer wird in der Zeit vom 29. Oktober 1906 biz ¿um 17. April 1907 in der Abteilung 1V der Deutschen Seewartz abgehalten werden. Als [leßter Tag für die Anmeldung von Chroro, metecn zum Wettbewerb ist der 22. Oktober 19096, und für die Ein- lieferung der Instrumente der 27. Oktober 196 feftgeseßt worden, Instrumente, die später als an den angegebenen Tagen angemeldet oder eingeliefert werden, können nit mebr zur Wettbewerbprüfung zugelassen werden.

2) Bedingungen für die Zulassung zur Prüfung. Ez steht jedem im Gebiete des Deutschen Neis ansässigen Uhrmater, der sih als folher durch Lehrbriefe oder Zeugnisse von Uhrmatger. \{hulen auêweist, frei, bis zu 10 Chronometer zur Prüfung einzuliefern ohne Nachweis des Ursprungs und der Bearbeitung. Die Annabme dieser Instrumente erfolgt indessen nur so weit, als die vorhandenen Prüfungseinrihtungen in der Abteilung 1IV der Deutshen Seewarte es gestatten. Reicht der Prüfungsraum für die Gesamtzahl der an, gemeldeten Chronometer nicht aus, so tritt eine entsprehente Ver, minderung der von jedem Einlieferer anzunehmenden Instrumente ein.

Von jedem Einlieferer ist bei der Anmeltung ausdrückli zu er, Flâren, daß er mit den unter 6) genannten Verkaufsbedingungen ein, verstanden ift, und daß er die von ibm eingereihten Instrumente der Deutschen Seewarte fo lange zur Verfügung stellt, bis die Ent- scheidung des Reichêmarineamts über den Ankauf getroffen worden ift. Ferker ist bei der Anmeldung anzugeben, in welhem Jahre und Monat die Fertigstellung sowie die [leßte Reinigung und Oelerneuerung bei den einzelnen Chronometern stattgefunden haben. Das Zifferblati und der Holzkasten sind mit dem Namen des Fabrikanten und der laufenden Fabriknummer sowie das Mesfinggehause wenigstens mit der Fabriknummer zu ver sehen. Endlich sind einige Angaben (oder Skizzen) bezügli des Baus der wesentlihen Teile“ (Kompensation der Unruhe, Hemmung usw.) beizufügen. Die Deutsche Seewarte behält sh vor, Chronometzr, die nicht innerhalb des leßten Jahres gereinigt und mit neuem Oes versehen worden find, und folche, die älter als 3 Jahre sind, von der Prüfung auszuschließen.

3) Prüfungsordnung. Die zur Wettbewerbprüfung ein, gelieferten Chronometer werden zunächst bei Zimmertemperatur einer zehntägigen Prüfung bezüglich des Ganguntershiedes zwishen dem ersten und zweiten Gangtage unterzogen. Diejenigen Instrumente, bei denen dieser Untershied mehr als 1,50 S. beträgt, werden von der Ea au8geshlofsen und den Fabrikanten zurüd, gegeben. l

Alsdann werden die zur Wettbewerbprüfung zugelassenen Chronc- meter im Prüfungsraume der Abteilung 1V der Deutschen Seewarte dur langsame Vermehrung der Temperatur zunähst auf 30° Cel. gebracht; bierauf werden dekadenweise die Mitteltemperaturen

20) 20. 20° 159 109-59 59° 10° 150 200 259 30° innegebalten, und zwar werden beim Uebergange von Dekade zu Dekade stets allmählihe Temperaturveränderungen vorgenommen. Schließlich erfolgt eine Temperaturverminderung bis auf Zimmertempveratur.

Die während der Anfangs- und Sc(hlußperiode erhaltenen Gang- werte werden bei der Einteilung der Chronometer in Klassen nit in Rechnung gezogen.

4) Einteilung der Chronometer in Klassen. Nath be- endigter Prüfung werden fämtli@e Chronometer, soweit sie sich über- haupt als brauhbar für die nautishe Praxis erweisen, in vier Klaffen eingeordnet, für die die Höchstbeträge der sväter zu erklärenden Güte- zahlen folgendermaßen festgeseßt worden sind:

Klafse I IT ITI IV A+2B+C 2:50 5:00 650 1600 B 0.75 1.20 1.60 2.50 C 0.010 0.015 0.025 0.050

Diese Größen A, B und C werden berechnet aus den mittleren täglihen Gängen, die während der einzelnen Dekaden beobattet worden find. Zur Bestimmung der Größe A werden die bei gleichen Temperaturen erhaltenen Gänge paarweise zu einem Mittelwerte vereinigt; es wird dann die größte vorgekommene Differenz dieser Mittelwerte gleich A gesegt. Bezeihhnet ferner B' die größte Differenz der täglihen Gänge von zwei aufeinander folgenden Defkaden, r die Differenz der Temperatur während di:ser beiden Zeitabschnitt und T die Differenz der höchften und niedrigsten während der Prüfung überhaupt vorgekommenen Dekadentemperatur, so ift

B B 7 A.

In dieser Formel sind die algebraishen Vorzeichen von B' und A zu berücksihtigen. Endlich erhält man den Wert der täglihen Beschleu- nigung Cdes täglihen Ganges, indem man die Differenz der Gänge bildet, die wäbrend zweier zur Mitte der Untersuhungszeit symmetrish gelegener Dekaden beobahtet worden sind, und alsdann diese Differenz dur die Anzahl der zwishen der Mitte beider Dekaden liegenden Tage dividiert. Nachdem man in dieser Weise die tägliche Beschleunigung aus den beiden äußersten Dekaderpaaren der Prüfung berechnet bat, ist der Mittelwert beider Bestimmungen glei C zu segen.

Innerhalb der einzelnen Klafsen werden die Chronometer nab dem Wert der Summe A + 2B + C geordnet, wobei die Vorzeichen der Summanden nicht zu berücksichtigen sind.

5) Prämiierung der Chronometer. Seitens des Reich3- marineamts sind für Chronometer deutscher Arbeit, die die Bedingungen der Klasse T erfüllt haben, sechs Prämien im Betrage von 1200 4, 1100 Æ, 1000 M, 900 Æ, 800 Æ und 700 M aus gesept worden. Unter „Chronometer deutsher Arkeit* werden solche

hronometer verstanden, die nicht nur von deutsWen Chrono- meter- oder Uhrmachern zusammengeseßt und feingestellt (reguliert) sind, sondern deren gesamten Teiie in Deutschland geferti-t sind. Ausnahm8weise ‘sollen bei der dieéjährizen Prüfung au tolhe Chronometer zugelassen werden, bei denen im Auéla-de an- gefertigte Palladiumspiralen, Nitelstablunruben, Ketten und Zugfedern verwendet worden, im übrigen aber die oben erwähnten Bedingungen erfüllt find. Bei der Anmeldung der Chronometer ist ausdrüdli ¡u erklären, daß si: mit der Anwartschaft auf Prämiierung eingeliefert werden und daß die Bedingungen, die sich auf den deutsck&en Ursprung beziehen, erfüllt find. Außerdem ift anzugeben: 1) der Name des Verfertigers der Spiralfeder; 2) der Name des Unrub- machers; 3) der Name des Verfertigers der Hzmmungsfeder und des Hemmungerades; 4) der Name des Feinstellers. Der Nachweis, daß die mit der Anwartshzft auf Prämiterung einge- lieferten Chronometer deutshen Ursprungs sind, ist durch Vorlage von Arbeitsbüchern, Fakturen, Rehnungen und durch andere geeignete Beweise zu erbringen. Auch müssen ih die : damit einverstanden erklären, daß ihre Werkstätten und Arbeit?- mittel ohne besondere vorherige Benahhrihtigung durch Beamte des Reich8marizeamts besichtigt werden. Das Reichsmarineamt b-hält es sich ferner als Bedingung für die Zulafsuna vor, von dem Ein- lieferer erforderlih?nfalls den Nachweis einer fe{technishen Ausbildung, insbesondere bezüglih der Anfertigung und Feinstellung von Chrono- metern zu verlangen. Dieser Nachweis ist durch Vorlage von Lehr- briefen, Zeugnissen von Ubhrmachershulen oder anerkannt tüchtigen Falhleuten zu erbringen.

Zur Prüfung, ob die obenerwähnten Bedingungen für die Zu- laffung ¡ur Anwartschaft auf Prämiierung erfüllt find, wird seitens der Deutschen Seewarte Anfarg November d. J. eine fahtechnis{che Kommission zusammenberufen werden. Jhre Beratungen finden unter dem Vorsiß des Direktors der Deutshen Seewarte statt, und das Ergebnis der Prüfung wird in einem Protokolle niedergelegt. Die Mitglieder der Kommission könñen, falls es zweckmäßig erscheint, zur Besichtigung der Werkstätten der am Wettbewerb beteiligten Chrono- metermacher berangezogen werden.

Einlieferer .

6) Ankauf der Chronometer. Das Reichsmarineamt behält ih das Recht und die freie Wahl des Ankaufs der eingelieferten (hronometer zu folgenden Preisen vor:

Für ein Chronometer der Klasse I 2 T4

F o o TT . « . . r è- A ober TV ¿600 wo

Bei den prämiierten Chronometern wird dieser Kaufpreis außer

der Le bezahlt. E :

je Lieferanten find anderscits verpflichtet, die von dem NReichs- marineamt angekauften Chronometer sofort nach Beendigung der MWettbewerbprüfung nochmals koftenlos zu reinigen und mit neuem Del zu versehen, falls dies von der Deutschen Seewarte als notwendig eraGtet wird. Ferner haben sie die Porto- und Verpadckungskosten für die Zustellung der angekauften Chronometer an die Kaiserlichen Werften der Abteilung TV der Deutschen Seewarte jurückzuerftatten.

7) Zeugnisse für die untersuchten Chronometer und Veröffentlihung der Prüfungsergebnisse. Nah Beendigung der Wettbewerbprüfung wird über jedes zur Prüfung eingelieferte Chronometer, defsen Güteiahlen die oben für die Klafse TV an- gegebenen Höchstbeträge nicht überschreiten, ein amtlihes Zeugnis aus- gestellt. Darin werden die Gangwerte während der einzelnen Dekaten, die daraus abgeleiteten Gütezahlen sowie die Nummer der Klasse angegeben. Ueber die Anordnung und die Ergebnifse der Prüfung wird ein eingehender Bericht in den „Annalen der Hydrographie usw.“ _ver- fentliht werden, aud wird durch Verteilung von Sonderabdrüden dieses Berichts dafür Sorge getragen, daß diese Ergebnisse in den sh dafür interessierenden fahwissenschaftlihen Kreisen Verbreitung finden.

83) Einlieferung der Chronometer und allgemeine Bestimmungen. Die Deuts@e Seewarte rihtet an die CGinlieferer das Ersuchen, die für die Wettbewerbprüfung bestimmten Chrono- meter, wenn irgend möglich, persönlich zu überbringen. Bei Sendungen durch die Post ist die Adresse

Deutshe Seewarte Abteilung 1V. Hamburg 9, Stintfang. zu benußen. Es empfieblt fich bei Postsendungen, die Aufgabepost- anstalt von der Auflieférung bereits 48 Stunden vorher in Kenntnis ¡u seßen und unter Angabe der Adresse sowie des Inhalts und des Zwecks der Sendung um möglihste Sorgfalt während des Transports zu bitten. Falls der Zug, mit denen die Chronometer in Hamburg eintreffen, der Abteilung 1V der Deutschen Seewarte mit Bestimmtheit angegeben werden kann, wird ein Beamter die Sendurg am Bahn- bofe in Empfang nehmen. S

Auf Grund der bisherigen Erfahrungen mögen noch die folgenden Vorsihtsmaßregeln für die Verfendung der Chronometer in Vors {lag gebraht werden: S

a. Man seße die Unrube durch Unterschieben von Korkstückhen oder Papierstreisen fest, sodaß jede Bewegung verhindert wird. i

b. Man befestige die Cardanische Aufbängung durch Einschieben des Befestigungsarmes und durch sharfes Anziehen der Klemmschraube.

c. Man fülle den garzen Raum zwisWen dem Uhrgehäufe und dem hölzernen Kasten mit trockenem, ftaubfreiem Werg, Holzwolle oder Papierschnißeln, um selbft bei Lokerung der Klemmschraube jede Bewegung des Gebäuses zu verhindern. : ;

d. Das im Ueberkasien befindlihe Chronometer ist in einem Weidenkorbe mit Hilfe von elastishem und möglichst staubfreiem Fúllmaterial (Seegras, Holzwolle usw.) festzuseßen.

e. Zwei Chronometer können in einem Korbe verpackt werden, do so, daß jede unmittelbare Berührung zwishen ihnen durch das Füllmaterial verhindert wird. :

Ueber den Empfang der Chronomet:r wird jedem Einlieferer eine amtlihe Bescheinigung zugestellt; die Aushändigung der Chrono- meter nah beendigter Prüfung erfolgt gegen Rückgabe dieser Be- sheinigung. Auswärtigen Uhrmachern werden die Chronometer auf WVunsch in obiger Weife verpackt mit der Post zurückgeshickt, doch über- nimmt die Deutsche Seewarte keine Verantwortung für etwaige Be- shädigung der Instrumente infolge des Tranéportes.. Die Auslagen für die Verpackung und für die Beförderurg zur Post sind der Ab- tzilung TŸV zurüdzuerstatten.

Alle auf die Wettbewerbprüfung bezüglihcen Anfragen sind an die Deutshe Seewarte zu riten. s ;

E83 wird schließlich au8drücklich darauf aufmerksam gemacht, daß

tine Versicherung der Chronometer gegen Feuersgefahr durh die Deutsche Seewarte nicht stattfindet. __9) Benachrichtigung. Auf Antrag der Deutshen Seewarte ist vom Staatssekretär des Reichsmarineamts genehmigt worden, daß don der 31. Wettbewerbprüfung (1907/1908) an sämtliche ein- gelieferten Chronometer vor Beginn der Témperaturuntersuhung ziner Prüfung bezüglich ihrer technishen Ausführung unterzogen werden. Diese Prüfung wird seitens einer von der Deutschen Sees warte alljäbrlich zu berufenden Sachverständigenkommission ausgeführt. Diejenigen Chronometer, die die Kommission als minderwertig in der tehnishen Ausführung bezeichnet, werden von der Teilnahme an der Wettbewerbprüfung ausges{chlossen. Außerdem sollen, etwa vom ¡leihen Zeitpunkte an, nur Chronometer mit Schnecke zur Wettbewerb- brUfung zugelassen werden.

Hamburg, im August 1906.

Deutsche Seewarte.

Herz.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die italienishe Auswanderung im Jahre 1905.

_, Im Jahre 1905 bezifferte si die italienishe Auswanderurg ine- Clamt auf 726 331 ausgewanderte Personen, von denen 447 083 nah zundern jenseits des Ozeans und 279 248 nah europäishen Staaten iw. niht europäishen Staaten, die an das Mittelmeer grenzen, aus- Tanderten. Die betreffenden Zablen stellten sich für 1904 auf #1 191 (252 366 und 218 825). Demnach hat im Jahre 1905 die wanderung seit dem Vorjabre eine Zunahme von insgesamt 792 140 auëgewanderten Personen zu verzeichnen, und ¿zwar von ry (17 Personen, die \sih jenseits des Ozeans nieterließen, und ven 2423 Personen, die europäishe oder am Mittelmeer gelegene nit “Uropai]ce Ländeë* aufsuchten. Ara, Bon den überseeishen Auswanderern zogen 86003 nah ckLentinien, 30 000 nah Brasilien und 317 009 nach den Vereinigten [g aaten von Amerika. Nach Afrika wanderten 1905 insgesamt „(2 gegen 16 598 im Jahre 1904, nach Asien 788 gegen 376 und 7aŸ Australien 765 gegen 701 im Jahre 1904. i ¿ Die Auswanderung nah den wichtigsten europäishen Ländern ge- ftaltete sich, wie folgt:

19014 1905

Oesterrei 35 853 44 412 Ungarn . 3 584 6 101 Skandinavien 256 210 grankreih A 45 559 58 002 eutschland . 55 049 71 624 Großbritannien . 3 994 3 762 alkanländer 2742 2 894 Sußland E 1578 1 508 Spanten und Portugal 6 75 Belgien, Holland 1776 2 313 Schweiz Os 75 080 Zusammen (einschl. anderer _ europäischer Länder) 203 942 266 982, ofe Die außerordentli starke Steigerung der Auswanderung im ver- rofe en Jahre erregt im Inlande bereits Beunruhigung, da si die “3e Masse der Auswanderer aus Erdarbeitern zusammenseßt und

der starke Abgang der lezteren die Lage der Landwirtshaft schwierig Ps (Nah einem Bericht des Kaiserlihen Konsulats in Rom.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Kampf im Berliner Glasergewerbe (vgl. Nr. 198 d. BLl.) hat eine bedeutsame Wendung genommen. Die Arbeitgeber erklären die Sperre für aufgehoben und fordern durch Säulenanschlag die Gehilfen auf, die Arbeit zu den bewilligten Stundenlöhnen von 60 und 70 S wieder aufzunehmen. Eine Versammlung der au®ge- sperrten und ausständigen Berliner Glaser geh ilfen, die gestern nah- mittag im Gewerkschaftéhause tagte, erklärte sich, der , Voss. Ztg.“ zufolge, mit den verstanden und beaufiragte den Vorftand, den Tarifverirag auf dem Gewerbegeriht abzushließen. Die Arbéit soll morgen, Freitag, wieder aufgenommen werden. b i | Berlins beshäftigten Handwerker (Kupfershmiede, Schmiede, Holzarbeiter usw.) baben, nach demselben Blatte, in zahlrei besuchter Versammlung einem neuen Lohntarif ihre Zustim- mung gegeben, der in den Hauptpunkten eine neunîtündige Arbeitszeit festseßt, einen Anfangëswochenlohn von 36 Æ für alle Handwerker gleihmäßig, Ueberftunden 80 A, NagStarbeit 1,30 #, Sonntagsarbeit 1 Æ die Stunde. Für Maschinisten und Heizer, die zum erften Male mit in die Tarifvorlage einbezogen worden sind, wird eine achtstündige Arbeitszeit gefordert, ein Anfangs- wochenlohn von 36 #, nah einem Jahre 38 H, Abschmierer und Koblenschieber 34 , rah einem Jahre 36 4, Ueberstunden und Sonntagsarbeit 50 v. H. Zuschlag. Die Tariffommission wurde beauftragt, diese Tarife dem Verein der Brauereien Berlins und Umgegend zu unterbreiten. Infolge der Arbeitsniederlegung der Schildermaler bei drei Mitgliedern be}chloß, wie die „Voss. Ztg.“ mitteilt, der Verein Berliner Schilderfabrikanten in einer am 21. August abgehaltenen Versammlung, „daß sämtliche Mitglieder ihre Arbeiter, die dem Verbande der Schildermaler angehören, ent- [afsen, falls die streikenden Arbeiter den drei Firmen nit bis zum 29. d. M. erklären, daß sie am 27. d. M. Morgens die Arbeit im vollen Umfange wieder aufnehmen“. Die Versammlung des Vereins wird am 27. August das Weitere bes{hließen.

Der Ausftand in den Holzmannshen Werken zu Hain- stadt (vgl. Nr. 192 d. Bl.) wird, laut „Hanauer Zeitung“, noch in leßter Stunde beigelegt werden. Die Verbandlungen sind wieder auf- genommen worden. Die Firma bewilligte eine Lohnerhöhung im Durchschnitt von 3 bis 4 Z die Stunde. Ferner wird ein Arbeiter- aus\{huß anerkannt.

In der Lohnbewegurg in der Pforzheimer Shmuckwaren- industrie (val. Nr. 196 d. Bl.) ist, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, nah einer gemeinsamen Beratung von Vertretern der Fabrikanten und der Arbeitnehmer eine Einigung erzielt worden.

Zwischen der Gesellschaft Siemens und Halske, Aktiengesell- schaft in Berlin, und ihren in Hamburg beschäftigten Arbeitern sind, wie die „Post“ meldet, Lohnstreitigkeiten ausgebrochen, die zu einem Ausstand der Arbeiter geführt haben. Infolgedefsen ruhen die focben erst aufgenommenen Grund- und Oberbauarbeiten für die Ham- burger Vorortbahn.

Die Ersten Deutschen Blumentopfwerke in Suffen- | beim s{lofsen, wie der „Frkf. Ztg.“ aus Straßburg telegraphiert wird, |

am 21. August den Betrieb, weil eine Einigung ¿zwischen der Direktion und deren in den Ausftand getretenen Arbeitern niht erzielt wurde.

Für beute ist in Bilbao, wie „W. T. B.“ meldet, der all- gemeine Ausftand (vgl. Nr. 198 d. BL) angekündigt worden, nachdem gestern die On die Forderungen der Bergarbeiter als übertrieben abgelehnt hatten. Truppen in Stärke von 4900 Mann, die an den beberrshenden Punkten aufgestellt find, chügen die Stadt. Das Geschwader wird aus Ferrol erwartet. Der ist bereits eingetroffen und seit gestern ist der Belagerungs- zustand erklärt worden. Die Zeitungen haben ihr Erscheinen ein- gestellt. Ausftändige machten geftern vormittag den Versuch, in Bilbao einzudringen. Als sie daran verhindert wurden, warfen sie Steine auf die Truppen, die Feuer gaben. Ein Mann wurde verwundet.

Technik. Wertzeihenherftellung in der Reihsdruckeret.

Zu den shwierigsten und verantwortlihsten Aufgaben der Neichs- druckerei gehört die S und der Vertrieb der Poftwertzeichen, Versicherungsmarken, Steuer- und Stempelzeihen usw. Die Be- deutung dieses Geschäftszweigs erhellt aus der Tatsache, daß, wie der technishe Sekretär in der Neichsdruckerei Wüft in einem Aufsatz in dem „Archiv für Post und Telegraphie" mitteilt, im vergangenen Jahre 719 verschiedene Wertzeichensorten vorrätig gehalten und da- von ungefähr 4300 Millionen Stük im Nennwert von etwa 590 Millionen Mark in 65 000 Sendungen von der Reichsdruckerei abgeshickt worden sind. Jedes einzelne dieser 4300 Millionen Wert- zcihen muß die sorgsame Arbeit des Papiermachers, Graveurs, Druckers und Buchbinders erkennen laffen und so beschaffen sein, daß es weder ein Fälsher ungestraft nahabmen, noch ein Betrüger unentdeck mißbräuchlich wiederverwenden kann. Die Lösung dieser Aufgabe wird dadurch ershwert, daß der Jahres- bedarf der 719 verschiedenen Sorten bei einigen Sorten nur 25 Stüd, bei anderen 1200 Millionen Stück beträgi, aber auc fast bei jeder Sorte in den einzelnen Monaten sehr erbeblihen Schwankungen unterliegt. Dazu kommt, daß zu allen Zeiten so große Mengen vorräâtig sein müfsen, daß Handel und Wandel nirgents Störung er- leiden, und daß andererseits der Vorrat aus vielen Gründen doch nur so groß sein darf, daß er in absehbarer Zeit verbrauht wird. Dabei müssen mit Rücksicht auf den drei- oder vierfarbigen Druck der einzelnen Sorten die Mengen auch mindestens so groß bemessen werden, daß die Herstellungskosten der Wertzeih:n in angemessenen Grenzen bleiben. Da bei der Einführung neuer Wertzeichen fast niemals vorausgesehen werden kann, wie \ih der Bedarf gestalten wird, so macht die zutreffende Bemessung der anzufertigenden Mengen meist weitere Shwierigkeiten. Neben den großen L Fengen von anderen vorräâtig gehaltenen Wertz-ihen Versicherungsmarken, NReichsstempelzeichen usw. werden im Durchschnitte täglih 1 500 000 gestempelte Postkarten, 200 000 gestempelte Postanweisungen und 12 000 000 Poftfreimarken versandt. h

Ebenso wichtig wie die völlig tadellose Ausführung der Wert- zeichen ist die gewissenhafte Befolgung aller Sicherheitsvorschriften während threr Herstellung, Lazerung und Versendung. In dem ge- nannten Artikel wird darüber folgendes mitgeteilt: Seit einiger Zeit ist die Reihsdruckerei aus Sicherheitégründen dazu übergegangen, zu allen Wertzeihen nur Paviere zu verwenden, die ein natürlies Wafserzeichen tragen. Wafserzeihen nennt man die in. oder auf dem Papiere befindlichen Zeichnungen, Buchstaben usw., die vielfah erft erkennbar werden, wenn man dieses gegen das Licht hält. Man unterscheidet natürlihe und fünstlihe Wasserzeihen. Ein natür- lihes Wasserzeihen wird auf dem Siebe der Papiermaschine dadurch hergestellt, daß eine mit einem Drabtgewebe über- zogene Wasjerzeihenwalze, welche die aus Metall hergestellten Bildzeichen, Buchstaben usw. trägt, sich mit leihtem Druck auf der noch im breiartigen Zustande befindlihen Papierbahn abrollt. Dur diese Bildzeichen usw. wird Pavpierstof verdrängt, es entstehen also dünne Stellen im Papier. Derartige Wasserzeihen sind {on in früher Zeit von den Papiermathern als Fabrif- und Qualitäts- marken angewandt worden. Die Kopie eines älteren Dokuments von 1315 hat als Wafserzeihen den Ochsenkopf mit zwischen den Hörnern hervorragendem Kreuze. Der Ochsenkopf soll das Wappen des Papier- müllers Holbein in Ravensburg gewesen sein; von anderer Seite jedoch wird dieses Wappen den Papiermahern in Fabriano zu- geshrieben. Als Fabrikmarke werden diese Wasserzeihen auch beute no vielfa, z. B. in den sogenannten Normalpapieren, verwendet. Dünne Papiere mit deutlichen und gleihmäßigen Wafserzeihen in großen Mengen auf der Papiermasczine herzustellen, bereitet dem

: Neichsdruckerei

vor dem Gewerbegeriht getroffenen Abmachungen ein- !

| Unterdrucks und die sorgfältige Wiederherstellung der beim

Marineminiîter !

¡ Papiermather mancherlei Schwierigkeiten, weil die Stoffverdrängung | mit Rücksiht auf die Haltbarkeit des Papiers und aus anderen | Gründen nicht zu weit getrieben werden darf. ! Erzielung eines guten, gleichmäßigen und deutlichen Wafsserzeichens ift

Bedingung für die

die Herstellung tadelloser Wasserzeienwalzen. In Deutschland

| hatte man die alte Kunst der Wasserzeichen fast verlernt, während | sie in Italien in hoher Blüte stebt. | gute Schöpfformen und Wasserzeihenwalzen zu erlangen, man war

Es war unmögli, im Inlande

ganz auf das Ausland, befonders auf England, angewiesen. Die hat der Herstellung guter Wafferzeichen seit einer Reihe von Iahren besondere Sorgfalt zugewandt und fertigt heute in ihren eigenen Werkstätten Shöpfformen und Wasserzeihenwalzen an, die den autländishen Erzeugnissen mindestens gleich sind. Künstliche Wasserzeihen werden auf verschiedene Arten, z. B. dur Einprefsen eines farblosen Stempels, durch Druck mit farblosem

DE I Ningbraauereien Groß - | feitigen Firnis oder mit Tonfarben bergestellt. j L it M

Um zu prüfen, ob das Wasserzeichen als natürlihes während der Bildung des Papiers auf dem Sieb der Papiermaschine ins Papier gebrawt oder als künstlibes ins fertige Papier gepreßt wurde, legt man nach Profeffor Herzberg ein Stück Papier mit dem Wasserzeihen în eine konzentrierte Natron- (oder Kali-) Lösung und nimmt es nach etwa einer Minute wieder beraus. Wenn das Wafserzeichen ins fertige Papier gepreßt war, wird es beinabe ganz vers{wunden fein, wenn es aber auf dem Siebe der Papiermaschine eingearbeitet war, wird es noch deutliher als früber berborireten. Dies kommt daber, daß das Papier in konzzn- trierter Natronlauge aufquillt, und dies Quellen um o geringer ist, je weniger Stoff von der Lauge durchdrungen wird. Da das natür- lie Wasserzeichen weniger Stoff enthält als das umgebende Papier, so tritt dieser Unterschied durch das Quellen beider um so stärker zu Tage. Das eingepreßte Wasserzeichen quillt dagegen zu seiner ursprünglihen Dicke und darüber auf. Bei Ausführung des Versuchs ist jedo zu beachten, daß viele Druckfarben dem Prüfungsmittel niht widerstehen.

Für die Wertzeihen werden in der Neihsdruckerei zur Zeit vier in natürlicher Größe dargestellte Wafserzeichen benußt, und ¡war die Raute ¡u sämtlihen Postfreimarken, der Ring zu den Versicherungs- marken, der Vierpaß zu den Reichëstemvelzeihen, Wechselftempel- zeichen, statistishen Marken usw., Kreuz und Ring zu den Etsen- bahnmarken, Wertzeihen verschiedener Bundesstaaten und zu anderen Wertzeihen usw. Zu den gestempelten Postkarten, Postanweisungen, Karterbriefen usw. wird ein weiteres Wasserzeichen mit römischen und arabiîhen Ziffern verwandt; auf ihm fkennzeihnen die römischen Ziffern die Fabrik, die arabischen Ziffern das Geschäftejahr. Sämtliche Wasserzeichen sind für die Reichsdruckerei als Warenzeichen geschütßt worden.

Die mit Wasserzeichen versehenen Wertzeihen gelangen nur nah und na und erst dann in den Verkehr, wenn die alten Bestände obne Wafser- zeihen verbraucht sind. Diese sind natürlih sehr verschieden und au schon deswegen nit unbedeutend, weil sch zur Fernbaltung von Vers legenbeiten, die dur elementare Ereignifse entstehen können, auf dem Neichsdruckereigrundstücke noch ein Reservelager von Wertzeichen be- findet. Dieses seit einigen Jahren eingerihtete zweite Lager ift in möglichster Entfernung vom Hauptlager untergebracht und würde vor- auésihilih bei einer etwaigen Vernihtung des Hauptlagers zur Deckung des Bedarfs so lange ausreichen, bis neue Wertzeichen ber- gestellt worden find.

Die Fürsorge für diz Sicherheit der Wertzeichen beginnt bereits in der Papierfabrik bei der Anfertigung des Papiers, dann folgt in der Reichédruckerei die Gummierung, die Anbringung eines unsihtbaren im Gummieren verloren gegangenen Glättung. Dabei wird seit einigen Jahren ein bom Mastinenbauin spektor Töbelmann erfundenes und ibm vatentiertes Verfahren (D. R.-P. 132 241 und 134 212) angewandt, das sowohl im postalishen wie im geshäftlihen Verkehre manche Vorteile gebracht hat. Die gummierte Papierbahn wird vor dem Glätten über ¡wei im Winkel von 90 ° angeordnete eiserne Lineale geführt und der Eummi- aufstrih dabei in unzählige kleine Teile gebrohen; dadur wird er- reiht, daß das Papier für die Folge glatt liegt und die lästige Nei- gung zum Aufrollen verliert. In der G1mmiererei muß das Rollens

| papier in Bogen geschnitten werden. Hierbei wird dur eine mindefens

dreimalige Zählung die gewonnene Bogenzahl genau festgestellt, und bei jeder weiteren Bearbeitung des Papiers wird es sorgfältig gezählt und nur gegen Quittung weitergegeben. Bei jedem Uebergange von einer Werkstatt in die andere tritt eine doppelte Zählung ein, beim Dienstislufse kommen alle Vorräte in einbruchsihere, dopvvelt ver- s{lofscne Wertgelasse. Von der Gummiererei gelangt das Papier in die Druerei und in die Perforiererei. Nah dem Perforieren wird jeder einzelne Bogen geprüft. Daran {ließt sich in einer anderen, „Wertzeichenprüfung“ genannten Werkstatt eine nobmalige bogenweise Prüfung und das vorschriftsmäßige Verpacken an.

Bis ins einzelne gehende Vorschriften, strafe Leitung und sorg- same Kontrolle find nötig, um die vorstehend kurz angedeuteten Leistungen in ruhigen Zeiten gut und pünktlih durhzuführen ; große Schwierigkeiten entstehen aber, wenn neue Wertieihen eingeführt werden. Zu den bedeutendsten auf diesem Gebiete bisher in der Reihs- druckerei wie in der gesamten deutshen Druckindustrie gelösten Aufs gaben dürften die mit der Durhführung der neuesten Steuerreform verbundenen Arbeiten gehören, und zwar sowobl mit Rücksiht auf den Umfang der Arbeit, als auf die Kürze der zur Verfügung stehenden Zeit.

Es handelte fih dabei um die Herstellung von 126 neuen Sorten von Wertzeihen für die Zigarettensteuer, Frachtstempelsteuer und Personenfahrkartensteuer und von drei Sorten Steuerkarten für Kraftfahrzeuge. - Bei fast allen Sorten fehlten fichere Bedarfsangaben, die Einrichtungen mußten also \o getroffen werden, daß allen wechselnden und unvorbergesehenen Anforte- rungen in kurzer Zeit entsprohen werdet konnte. Ende Mai erhtelt die Neichédruckerei die Genehmigung zum Drudcke der erften Steuer- zeihensorten und bereits Mitte Juni bz2gann die Versendung der Steuerkarten und Steuerzeichhen an die Amtsstellen. Um die reht- zeitige Versorgung der einzelnen Bedarfsstellen nicht zu gefährden, wurde im leßten Augenblick auch noch die Versendung an fast sämt- lide Hauptfteueräâmter von der N'ichsdruckerei übernommen. Bis Mitte Juli find ungefähr 119 000 090 Zigarettensteuerzeihen, 29 000 000 Fradtftempelmarken, 120 000 Steuerkarten, zusammen 148 120000 Stück vershickt worden. Allein die Zigaretten- fteuerzeihen und Frahhtstempelmarken stellen einen Nennwert von ungefähr 42 000 000 Æ dar. Troydem der Reihsdruckerei für ihre Arbeiten nur wenig Zeit gewährt werden konnte, ist bei keiner Amtsstelle eine Verlegenheit eingetreten. Wo die“ ganze Menge niht geliefert . werden konnte, ging fofort eine Teillieferung ab. Eine solche Leistung neben den laufenden, zur Zeit umfangreichen anderen Arbeiten Papiergeld, Anleibescheine, Zinésheine, Spar- marken, Stempelmarkcn usw. is nur dadurch mözglich gewesen, daß alle Vorarbeiten, wie Anfertigung des Papiers, der Druck- formen usw., rehtzeitig und mit dem Einseten aller Kräfte betrieben worden find. Der Umfang dieser Vorarbeiten is durch die während der Vorverhandlungen mehrfah wehselnden Absichten der gesetzgebenden Körperschaften noch erheblich gesteigert, und die Dur(führung der Arbeiten wesentlih ers{wert worden.

Neben dieser auf dem Gebiete der Wertzeichenherstellung in der Geschichte der Neichésdruckerei unerreiht dastebenden Leistung gingen die besonderen, durch die Steuerreform und durch die Aenderung der Handelsverträge herbeigeführten umfanareihen eiligen DruFarbeiten einher; davon seien nur erwähnt das Warenverzeihnis zum olltarif, die Anleitung zur Zollabfertigung, die Nechentafeln für die Zoll- und Steuerstellen und die Handausgaben der sämtlihen neuen Steuer-

geseßze.

Die Königliche _höôhere Maschinenbaushule zu Stettin veröffentliht ein mit Abbildungen versehenes Büchelchen über die mit der Schule verbundenen Laboratorien. Wie daraus zu ersehen ift, sind im Maschinenlaboratorium an Versuchckein-