1863 / 45 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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brasilischen mit denen der englischen Regierung zu vergleichen. Für den Werth des Schiffes habe die britische Regierung keinen Ersaß verlangt, aber da erwiesen war, daß die durh den Schiffbruch unbeschädigte Ladung vom Bord des Fahrzeugs weggeschleppt worden, verlangte die Regierung, daß die Ent- shädigungs - Ansprüche des Eigenthümers untersucht und im Fall ihrer Gültigkeit, befriedigt werden. Der Lord-Kanzler verliest eine Botschaft von der Königin, worin die bevorstehende Vermählung des Prinzen von Wales angezeigt und das Haus ersucht wird, die zu angemessener Aus- stattung des hohen Paares erforderlichen Maßregeln zu genehmigen. Earl Granville beantragt die sofortige Genehmigung einer Adresse, um der Königin für die Botschaft zu danken und Gewährung des darin aus- gesprochenen Wunsches zuzusagen. Lord Derby unterstüßt den Antrag und dieser wird darauf einstimmig angenommen. Der Marquis of Nor- manby bringt das jüngst veröffentlichte italienische Blaubuch zur- Sprache und beschuldigt die Regierung schreiender Jnkonfequenz, denn sie habe im Jahre 1849 die Besezung Noms durch | französische Truppen nicht uur ge- billigt, sondern indirekt die Jdee dazu der französischen Regierung eingegeben. Qum Beweise beginnt er Privatdepeschen zu citiren , die er als Gesandter in Turin im Jahre 1849 von der englischen Regierung empfangen hatte. Earl Grey protestirt gegen die Verlesung von Privatdepeschen. Lord Normanby verliest darauf öffentliche Depeschen und wirft Lord Rufsell vor , daß er erst vorigen Herbst plöglich den Plan gefaßt habe, energisch auf die Entfernung des Papstes aus Rom hinzuarbeiten; eine Politik, die er zugleih lächerlich und gehässig findet. Earl Rus- sell, erwiedert, es gehe aus den veröffentlichten Papieren zur Ge- nüge hervor, daß Englands Regierung die französishe Beseßung Roms nur geduldet, nicht gebilligt habe. Mit seinen Ausfällen auf die italienische Re- gierung komme dér edle Marquis zu spät. Sie sei von allen europäischen Mächten, außer Oesterreich und Spanien, anerkannt; und Jtalien habe in Freiheit und Wohlstand bereits merkwürdige Fortschritte gemacht. Was die Beseßung Roms betreffe, so habe die englische Regierung bereits 1849 ihre Folgen vorausgesehen und nie gedacht, daß sie permanent sein werde. Er wisse, daß auch der Kaiser Napoleon fühle, wie sehr die Occupation Roms den Grundsätzen des internationalen Rechts widerstreite , und daß er selbst ihr gern ein Ende machen möchte. Daß die weltliche Regierung des Papstes ein trauriger Anachronismus und eine Anomalie sei, gebe heutzutage jeder freifinnig denkende Europäer zu; und er empfehle seinem edlen Freunde das neulich erschienene Werk »Die weltliche Herrschaft des Papstes, beurtheilt von der französischen Diplomatie« nachzulesen. Der Earl of Ellenbo- rough preist die würdige und unabhängige Haltung, welche die italienische Regierung jeßt beobachtet, und spricht die Ueberzeugung aus , daß die Zeit tommen müsse, wo das italienische Parlament in Rom tagen wird. Nach einigen Gegenbemerkungen des Marquis of Normanby vertagt sich das Haus.

Im Unterhause nahm gestern Mr. W. B. Ferrrand (unter lauten Cheers der konservativen Seite) zum ersten Male seinen Siß für Devonport ein. Auf eine Anfrage Mx. Bentinck8 wegen der angeblichen Aufhebung der Blokade von Charleston durch einen gelungenen Angriff der Konföderir- ten erwiedert Lord Palmerston, dié Regierung wisse bis jeßt nicht mehr als was die Zeitungen gemeldet, nämlih daß die Blokade am Morgen eines Tages durchbrochen und am folgenden Tage wieder hergestellt worden. (Eine Stimme: »Am selben Tage«.) Genug, dieselbe Post brachte die Nachricht von der Aufhebung und Wiederherstellung der Blokade. Was die staatsrechtliche Bedeutung des Vorfalles betreffe, so hänge dieselbe zu schr von den Umständen ab, als daß die Regierung, vor näherer Kenntniß dieser Umstände, eine Meinung darüber abgeben könnte. Mr. Roebuck: Jch wünsche die Frage zu wiederholen , die der edle Lord an der Spize unlängst nicht aus dem Stegreif be- antworten zu können exklärte, was eigentlich von ihm recht merkwürdig war. 29 möchte wissen, warum keine von fremden Regierungen eingelaufene Depeschen Über die Abtretung der Jonischen Jnseln in den jüngst vorgeleg- ten Schriftstücken mit enthalten sind? Lord Palmerston: Jch denke, mein ehrenwerther und rechtsgelehrter Freund fragte, ob eine Depesche von Oester- reich da sei. Mr. Roebuck: Dies war ein Theil meiner Frage. Lord Palmerston: Es ift keine Depesche darüber von Oesterreich da, auch keine von irgend einer anderen Regierung. Lord Palmerston erscheint nachher an der Schranke des Hauses und überbringt die Botschaft der Königin, die Vermählung des Prinzen von Wales betreffend. Der Sprecher verliest die Depesche, Lord Palmerston beantragt und Mr. Disraeli unter- slüht eine Adresse an die Königin. Sir H. Willoughby und Mr. Wil- li ams verlangen einen Ausweis über die Einnahmen des Herzogthums Cornwall. Der Schatzkanzler sagt denselben zu, worauf der Adreß-An- trag einstimmig angenommen wird. Bei der Motion auf Vertagung lenkt Mr. S. Fihgerald die Aufmerksamkeit des Hauses auf die neulich negozirten Handelsverträge, namentlich auf den zwischen England und Îta- lien s{webenden Vertragsshluß. Die Regierung lasse immer Frankreich die Jnitiative ergreifen und folge dann bescheiden hinterdrein. Als Signor Mariani voriges Jahr behufs der Unterhandlungen nah England fam, sei er nicht einmal dem- Präsidenten des Handelsamts vorgestellt worden. Mr. Layard entgegnet, daß England als freihändle- risher Staat, keine Zugeständnisse zu machen übrig habe, was allerdings die Unterhandlungen nicht erleichtere. Signor Mariani habe mehrere Unterredungen mit dem Präsidenten des Handelsamts gehabt, aber erflärt, daß er nicht abschließen könne, bis er wisse, was in Paris geschehen sei. Die Schuld liege also nicht an Jhrer Majestät Regierung. Die Verträge mit Preußen, Oesterreih und Dänemark seien wegen verschie- dener Detailsachen nicht zum Abschluß gediehen. Mr. Hennessey sucht zu beweisen, daß Englands Handel mit Neapel und Sicilien in. den leßten Jahren sehr abgenommen habe, und daß dies die Folge von Englands italienischer Politik sei. Mr, Disraeli bemerkt, daß Sir Rob. Peel anno 1844 sagte: »Denken Sie nicht, daß die Handelsverträge für immer bei uns ein Ende haben?« Jn der That seien Handelsverträge mit dem Frei- handel unvereinbar. Doch habe der Apostel des Freihandels, das ehrenwerthe Mitglicd für Rochdale (Cobden), einen merkwürdigen Vertrag der Ait geschlossen. Man sehe daraus, daß, wie wahr oder werthvoll auch abstrakte Prinzipien fein mögen, der Wohlstand der Nationen nur von ihrer klugen Anwendung

abhänge. Das Land habe nun einmal die Politik der unbeschränkten kurrenz angenommen ; sei es mit. derselben unzufrieden geworden, so wers, E es offen erklärt, aber man könne nicht zugleih die Vortheile ungefesh É Konkurrenz und diplomatisch-kommerzieller Arrangements genießen s Milner Gibson vertheidigt die von der Regierung beobachtete Pos; | und verweilt mit Wohlgefallen bei den Einzelnheiten des englisch - h, , gischen Vertrages. Jm Ganzen habe die Regierung Grund, mit ne,

Handelspolitif zufrieden zu sein, und allmälig werde es gelingen, die Î L

F. Zt È

tionen Europas mit den Prinzipien und auch mit der Praxis deg Frei Die Motion wird darauf genehmigt und baly

handels zu befreunden. nachher vertagt sich das Haus.

Frankrei. Paris, 18. Februar. Die Opinion N, tionale enthält eine öffentliche Danksagung der bier lebenden volni, | schen Jugend an die französischen Studenten, welche vor weni | Tagen eine Demonstration zu Gunsten Polens gemacht haben. 9j Unterzeichner der Adresse zeigen in ihrem und ihrer Kameraden Ny. men an, daß sie abreisen, um für ‘die Unabhängigkeit ihres Vate. landes zu kämpfen. Ladislaus Miiewicz hebt dabei hervor, daf

° , . . , Þ hon viele junge Eiuigranten in den Reihen der Aufständischen sid befinden, und daß selbst alle bejahrten Veteranen, obschon fie für Familien zu sorgen haben, entweder schon abgereist sind oder ihre Vorbereitungen zur Abreise treffen.

Ueber den telegraphischen Verkehr zwischen dem Großherzogthum Luxemburg und den Telegraphen - Bureaux an der französischen | Grenze is eine Declaration am 1. Februar vereinbart worden, ° welche der Moniteur heute amtlih veröffentlicht. Sind die beider scitigen Bureaux nicht weiter als 50 Kilometer entfernt, so kost die einfache Depesche von 20 Worten 15 Fr.

Der Moniteur glaubt, daß der französische Botschafter am groß. britannischen Hofe, Baron Gros, heute zu Windsor, wohin er tin: geladen worden, der Königin Victoria seine Beglaubigungsschreiben in einer Privat-Audienz überreichen werde.

Îtalien. Auf dem Ministerium des Jnnern zu Turin laufen täglih im Durchschnitt {nicht weniger als 100 Petitionen aus Neapel ein.

Eine telegraphische Depesche aus Bari vom 13. Februar mel: det: »Die Untersuchungs-Kommission Betreffs des Räuberwesens ist

- heute Abend angekommen.« Ein Regiment Hufaren, drei Regimen-

ter Chevauxlegers und ein Regiment Ulanen werden sich in die Ba- silicata, Capitanata und nah Apulien begeben, um die Räuber banden zu bekämpfen, die sih im Frühjahre daselbs zu konzentrir gedenken.

Das Giornale di Napoli \{chreibt: »Wir hören, daß Ponynêfli, Generalmajor der Kavallerie in unserer Armee, seine Entlassung verlangt und erhalten hat und auf der Stelle nah Polen abge reist ist.«

Der Genueser Zeitung zufolge is das Movimento vom 11, mit Beschlag belegt worden, und zwar wahrscheinlich wegen eines Aufrufs zu Gunsten Polens, “der mit einer Einladung zu eint polenfreundlichen Volksversammlung endigte. Derselben sollten auß Parlaments-Mitglieder beiwohnen.

Nußland und Polen. Von der poluischen Grenze , del 17. Februar, wird der Oft. Ztg. geschrieben: Nachdem die wieder holten Versuche, Waffen über die westpreußische Grenze nach Poli einzuführen , an der Wachsamkeit der westpreußischen Behörden g \cheitert find, hat die Revolution8partei für ihre Waffentransporkt jeßt den Weg über die Posensche Grenze in der Nähe der Weichsdl gewählt. Am 13. wurden auf dem Bahnhofe zu Osiek zwei Kisten mit der Aufschrift »Lederwaaren«, und am 16. auf dem Bahnhost in Bromberg drei große Kisten unter der Declaration » feine Eisen waaren« polizeilich in Beschlag genommen. Die beiden ersteren Kisten , die an den Gutsbesißer von Sikorski adressirt waren , ent hielten Hieb- und Schießwaffen verschiedener Art, die drei l teren meist Revolver. Diese Waffensendungen stehen mit Aufstand® * versuchen in Verbindung, die in diesen Tagen in den Kreis! | Wloclaweck und Konin, wo sich {hon am 15. kleinere Jnsurgente banden gezeigt haben, gemacht werden sollen. Jm Kreise Jn wraclaw is unter der polnischen Bevölkerung allgemein das Gerüd! verbreitet, daß Mieroslawski sich im Kreise Wloclaweck befinde und die Bauern unter der Fahne des Aufstandes sammle. Da det Name Mieroslawski bei den Bauern eben so populair, wie bei M Adel verhaßt is, so hat jenes Gerücht in: jener Gegend diesseits n | jenseits der Grenze nicht geringe Aufregung hervorgerufen. über Konin kommende Warschauer Post is heute an H ö Grenze zum ersten Male ausgeblieben. Man vermuthet, daß F

der projektirte Aufstand bei Konin bereits zum Ausbruch a B. men und in Folge dessen die Communication unterbrochen ck

(Die darauf bezügliche, gestern {hon telegraphisch mitgetheilt |

Nachricht der Breslauer Zeitung aus Posen, den 18. (Februa A

lautet wörtlich:

»Heute früh is hier die Nachricht von der in der verflossen!! _

Nacht durch die Insurgenten erfolgte Einnahme der Stadt K A

eingegangen und sollen dei diesem Uceberfalle 4000 Russen ? streut worden sein. «

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Dagegen meldet die Posener Zeitung vom 19. Februar nur Folgendes: / i N

„Die Koniner Post ist gestern ausgeblieben; als Grund wird angegeben, daß in der Koniner Gegend der Aufstand ausge- brochen sei. «) E j /

Aus Warschau, 17. Februar ,” wird der Bresl. Ztg. mitge- theilt: Der heutige Dzien. powz.« berichtet : Der General Baron Mengden rapportirt nach einer sehstägigen Expedition in die nörd- lichen Theile des Gouvernements Augustowo , daß der Kreis Ma- riampol, wo sich aufständische Banden konzentrirt hatten, jeßt von solchen gänzli befreit ist. Die Gesinnung der ländlichen Be- völkerung ist die befricdigendstez ohne sih gewaltthätige Handlungen u erlauben, bemüht sich die ländliche Polizei mit Hülfe der Land- leute Aufrührer jeden Standes (Wirthschaftsbeamte, Priester u. dergl.), welche sich bestreben, sie durch Aufheßereien zur Unruhe zu verleiten und zu den Aufständischen zu führen, festzunehmen und den militai- rishen Behörden zu übergeben. Den 15. Februar wurde auf die Nachricht, daß eine Bande Aufrührer sih zu einem Ueberfall auf die Stadt Mlawa anschickte, eine Truppe von 50 Kosaken und 90 Mann Infanterie, sie zu suchen, ausgesandt. 6 Werst von MtTawa erreichte das Militair diese aus 150 Mann bestehende Bande, und hat die- selbe theilweise aufgehoben, theilweise zerstreut. Den Aufständischen sind 30 Mann getödtet, 16 gefangen worden. Außerdem haben sie Waffen und Munition verloren , einige Fuhrwerke und 15 Pferde. Das Militair hatte 2 Verrwoundete.

Vom Chef des radomer Militairbezirks is auf telegraphischem Wege folgender Rapport eingegangen: Der Oberst Zwierew hat Studzianna genommen. Die Aufständischen haben sich in die Wäl- der geflüchtet. Jn Opoczno ist die Ordnung wieder hergestellt.

Aus Lemberg, 18. Februar, erhält die Wien. Ztg. nachfol- gende Depesche: Hier eingelangten Nachrichten aus Tarnow zufolge

soll Langiewicz mit 3500 Mann sich von Staszow gegen Slobnica |

gezogen haben. Von seiner Mannschaft sollen 4—500 Mann mit Doppelgewehren , etwa 1000 mit Sensen, der Rest mit Knitteln 2c. bewaffnet sein. Die Leute sollen in Folge der Strapazen fast kampf- unfähig sein. Wie aus Przemysl mitgetheilt wird, zerstreuen sich die Insurgenten von Zuwierzynice in der Gegend von Kamienka und Kziespol. Mehrere der nach Galizien geflüchteten Familien Fehren nach Polen zurü.

Amerika. Der Dampfer. City of Edinburgh is mit 913,000 Dollars an Contanten und Nachrichten aus New-York vom 6. d. eingetroffen. Nach denselben haben die Unionisten große Anstren- gungen gemacht, Charleston anzugreifen. Die Expedition des Ge- neral Banks is aufgeschoben worden. Die Konföderirten haben

die unionistishen Kanonenboote bei der Jnsel Nr. 10 angegriffen, |

sind aber zurückgeschlagen worden. Der Kommandirende in Georgia und die Gouverneure von Nordcarolina und Alabama haben das Volk aufgerufen, in der Vertheidigung des Vaterlandes fortzufahren. Die Legislative zu New-York hat die Emanzipations-Proclamation gebilligt. Die Handelskammer hat das Vertrauen ausgedrückt, daß die Regierung sich verpflichten werde, zur Unterdrückung der Rebellion Hilfe zu leisten. Der unionistische Dampfer Queen West hat die Blokade von Vicksburg forcirt. Wie gerüchtsweise verlautete, würde Butler Halleck ersehen.

Nach weiteren Berichten mit dem Edinburg, die bis zum 7. d. reihen, haben die Konföderirten in einem Seetreffen im Golf

von Texas den Unionisten einen Kriegsdampfer von 12 Kanonen | abgenommen und in Folge dessen den Hafen von Galveston für

offen erklärt. Jn einer Gegenproklamation der Unionisten wird die ganze Küste von Texas für blokirt erklärt.

Die Konföderirten arbeiten an der Befestigung von Richmond. |

Ihrem Kongresse liegt cin Gesegentwurf vor, wonach alle Regie- rungsbeamten zwischen 18 und 45 Jahren in das Heer eingestellt und in ihren Aemtern durch krieg8untüchtige Personen erseßt werden ollen. | In Washington ging das Gerücht, der Kongreß werde alle Speculationen auf das Goldagio mit # Prozent besteuern.

Die Gesehgebung von Indiana diskutirt zwei Vorschläge zur Herstellung des Friedens zwischen dem Norden und dem Süden.

In Vera-Cruz war am 28. d. M. das Gerücht verbreitet, Mejia habe Doblado geschlagen und 400,000 Dollars erbeutet. Daß die Franzosen von der Garnison von Puebla eine. Niederlage erlitten, hat ih nit bestätigt. Am 28. d. befand Forey sich noch in Orizaba. Es wurde erzählt, in Tampico hätten die Mexikaner Agonen) die den Franzosen behülflih gewesen, nach deren Abzuge gehängt.

Elaan Bericht des Times8-Korrespondenten über die Lage von Charleston entnehmen wir Folgendes: »Zu behaupten, daß Char- leston, wie es jeht is, uneinnehmbar sei, würde offenbar eine Täu- hung sein; aber nichtsdestoweniger is es wahr, daß es nur mit einer sehr bedeutenden Truppenzahl, die gleichzeitig zu Land und zu Wasser einen Angriff machen müßte, zu bezwingen is; und zwar müßte der Angriff mit zähester Ausdauer ausgeführt werden. Beim

Eingange des Hafens bedroht Fort Sumter mit gewaltigen Geschüßen |

die belagernde Seemacht, und hinter diesem Fort ershwert das neue

Fort Ripley die Annäherung gegen die Stadt. Was die Stadt selbst betrifft, so haben zwei der tüchtigsten Ingenieure der Conföde-

ration, die Generäle Lee und Beauregard, all ihre Kenntnisse und ihre Erfindungsgabe- aufgeboten, um Charleston von der Land-

seite zu {hühen. Die erste Linie der Vertheidigungswerke , welche General Lee vor seiner Verseßung nach Virginien anlegte, wurde durch Beauregard zu einem vollständigen Neße von Schanzwerken und Redouten ausgeführt, welches sich nördlich vom Cooperflusse bis südlih zum Ashleyflusse erstreckt. Zudem reicht \hon- eine nur ober- flächlihe Bekanntschaft mit der Umgegend der Stadt hin , um die Ueberzeugung zu gewinnen, wie unmöglih es für cine Armee ist, solche Lagunen-Sümpfe und Wälder zu durchdringen , wie sie zwi- hen den zahlreichen Flüssen Südcarolinas liegen. So ist es leicht erklärlich, daß die Föderalisten vor kurzem bei Pocataligo, ungefähr in der Mitte zwischen Charleston und Savannah, von ciner weit geringeren Truppenzahl überwältigt und zu ihren Kanonenböten zurückgetrieben wurden. Außer den Übrigen Vertheidigungswerken zu Land und zu Wasser, sind vorzüglich die beiden großen eisengepanzerten Widderköpfe zu bemerken, welche jeßt auf dem Werfte liegen und bei cinem Angriff auf die Stadt wohl vieles von sich hören lassen wer- den. Was die Wirksamkeit der Blokade betrifft , welche den Hafen von Charleston sperrt, so dürfte vielleicht unter ähnlichen Umständen keine andere Nation eine wirksamere zu Stande bringen; soll aber die Wirksamkeit der Blokade nah der Zahl der Schiffe zu

rechnen sein, welche beim Versuche, ein - und auszulaufen ; ge- nommen werden, so ist es eine Lächerlichkeit, Charleston, Wilmington, Savannah und Mobile für wirklich blokirt anzusehen. Kaum eine dunkele Nacht vergeht, ohne daß ein Fahrzeug in einem dieser Häfén ein - oder ausläuft; und doh würde dies zu verhindern und eine enger einschließende Blokirung auszuführen für keine Nation mögli sein; wenigstens was die Zahl der dazu verwandten Schiffe betrifft. Es existiren Fahrzeuge, die während dieses Krieges in südlichen Häfen

| Über 50 Mal ein - und ausgesegelt sind und faum einen einzigen

Schnß gehört haben, der auf sie abgefeuert worden sei. Die Welt hat in dem riesenmäßigen Kampfe, der nun seit 2 Jahren diesen Kontinent

| verheert, manche Wahrheiten und Belehrungen gezogen ; aber es ist zu

bezweifeln, ob eine folgenreichere und wichtigere Lehre sich ergeben hat, als die Ueberzeugung von der Unmöglichkeit, zu unseren Zeiten eine kräftig wirkende Blokade entlang einer ausgedehnten und uuregel- mäßigen Küste darzustellen. Das Glück und der reiche Erfolg , der ein bedeutendes Charlestoner Handlungshaus in dem Geschäfte der Blokadebrechung begleitet hat, ist weder im Norden noch im Süden

| ein Geheimniß. Kein Schiff aber, welches dieser Firma, den Herren

&raser u. Co., gehört, landet jemals an den Werften von Charleston, ohne daß die vollständige spezifizirte Faktura dem General Beaure- gard Überreicht wird, damit er aus der Ladung alles das, was er ch aus der Regierung dienlich erachtet, zu Einkaufspreisen aus- wähle.

Die Ratification cines Handels- und Schifffahrtsvertrages zwi- hen den Vereinigten Staaten und der Republik Liberia wurde am 17. Februar in London von Mr. Adams, dem amerika- nischen Gesandten, und Mr. Ralston, dem Generalkonsul von Libe- ria, vollzogen. Dies- ist der- erste Vertrag und zugleich die erste Anerkennung völliger Gleichstellung zwischen den beiden Ländern. England anerkannte die Republik Liberia bereits vox 14 Jahren, und scinem Beispiele folgten nach und nach die meisten anderen Mächte; aber die Washingtoner Regierung hatte sih bis jeßt des Schrittes enthalten, mit einer farbigen Gemeinde in Bezichung zu

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Telegraphische Depeschen aus dem Wolffs\chen Jelegraphen-Büreau.

Wien, Freitag, 20. Februar. Nach Berichten aus Athen vom 14. sind die bisherigen Mitglieder der provisorischen Regierung wiedergewählt worden.

Krakau, Freitag, 20. Februar. Die Gerüchte von den Grau- samkeiten der russishen Soldaten gegen die verwundeten in Ojcow zurückgebliebenen Insurgenten bestätigen sich. Ojcow is in Asche gelegt. Der heutige »Czas« meldet, daß die Russen am l7ten d. das Tnsurgentenlager bei Staszow angriffen, aber zurückgeschlagen wurden und sich in der Richtung von Stobnica (südwestlih von Staszow, nach der galizishen Grenze hin) zurückzogen.

London, Donnerstag, 19. Februar, Abends. Jm Ober- hause kündigte Lord Ellenborough an, er werde in der mor- genden Sihung die Regierung intcrpelliren, ob sie von der russischen Regierung Mittheilung über den Ursprung des polnischen Aufstandes, und von der preußischen Regierung über den Abschluß der Conven- tion empfangen habe.

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