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hbierdurch zur Kenntniß, daß die Ritter des Eisernen Kreuzes am weißen Bande in dem Entbot Seiner Majestät des Königs zu den Festlichkeiten des 17. März cr., mit einbegriffen find. Berlin, den 21. Februar 1863. Der Vorsitzende des Comités für die Feier des 17. März. von Wrangel, General - Feldmarschall.
3 iehtantliiches.
Vreußen. Berlin, 22. Februar. Seine Majestät der König empfingen, nachdem Allerhöchstdieselben dem Gottesdienste im Dom beigewohnt hatten , den englischen Botschafter und nahmen hierauf die Vorträge des Kriegs-Ministers und des Staats-Ministers von Mühler entgegen.
— 23. Februar. Seine Majestät der König nahmen heute die Vorträge des Wirklichen Geheimen Raths Geheimen Ka- binets - Raths Jllaire, des Wirklichen Geheimen Ober - Regierungs®- Raths Costenoble und im Beisein des General-Feldmarschalls (Frei- herrn von Wrangel und des Kommandanten die militairischen Mel- dungen entgegem
— Ihre Majestät die Königin hat vorgestern das Elisa- betb-Krankenhaus mit Allerhöchstibrem Besuche beehrt und war bei dem 8. Vortrage des Wissenschaftlichen Vereins, so wie Abends bei der Vorstellung im Königlichen Opernhause anwesend. — Gestern wohnte Jhre Majestät dem Gottesdienste in der St. Jakobi-Kirche bei und geruhte die Ausstellung der Bilder aus der Zeit Friedrichs 11, welche der Professor Menzel veranstaltet hat, zu besichtigen. — Das Familien - Diner fand bei Sr. Königlichen Hoheit [dem Prinzen Karl statt.
— In der heutigen Sißung des Abgeordnetenhauses, welcher der Minister - Präsident und der Minister für die Finanzen, der Kultusminister und der Minister des Junern beiwohnten, wurde über den Kommissionsbericht, betreffend die Gesehentwürfe über die Verbesserung der Lage der Jnvaliden, berathen. Eine große Zahl von Amendements war eingegangen , welche alle genügende Unter- stühung fanden. Bei Scbluß unseres Blattes dauerte die General- Diskussion noch fort. Sämmtliche Redner sprachen für die An- nahme der Geseß-Entwürfe, wie sie die Kommission amendirt. Der Ministerpräsident nahm die Regierung vor dem Vorwurf in Schuß, als habe dieselbe durch Annahme des 17. März als Erinnerungs- tag für die Jubelfeier, diejenigen Gefühle in den Schatten stellen wollen, welche mit dem 3. Februar verbunden seien. Die Regie- rung lasse einem Jeden das Seine.
Köln, 21. Februar. Jhre Königliche Hoheit die Kronprin- zessin, Höchstwelche in Begleitung Jhres ältesten Sohnes, des Prin- zen Wilhelm, gestern Morgen Berlin verließ , traf, von Düssel- dorf kommend , wo die erlauchte Frau der fürstlichen Familie von Hohenzollern einen Besuch abstattete , beute Vormittag 97 Uhr mit- telst Extrazuges der Köln-Mindener Bahn hierselbst ein und benußte, nach Besichtigung des Domes, den um 9 Uhr 40 Minuten abge- henden Zug der Rheinischen Bahn zur Fortsezung Jhrer Reise nach England. (Köln. Ztg.)
Hessen. Kassel, 21. Februar. Die »Kasseler Zeitung« meldet in ihrem amtlichen Theile die Ernennung des. Kammerherrn und Legations - Raths Georg von Hesberg zum Bundestags- Gesandten.
Frankfurt a. M., 21. Februar. Die offizielle Mittheilung Über die Bundestagssißung vom 19. Februar lautet: Jn der heutigen Sihung wurde für Luxemburg die Erklärung abgegeben, daß die Königlih Großherzogliche Regierung sich für jeßt nicht ver- anlaßt sehen könne, den Entwurf eines deutschen Handelsgesch- buchs den Ständen des Großherzogthums zur Annahme vorzulegen.
Die Bundesversammlung nahm sodann den Vortrag des Mili- tair - Ausschusses in Betreff der finanziellen Bedürfnisse einer Bun - desfestung entgegen und genehmigte sofort die Umlage der für die Dotation dieser Festung auf das laufende Jahr beantragten Summe.
Ferner wurde von der Reclamations-Kommission über die Beschwerde einer Privatperson gegen eine Bundesregierung Vor- trag erstattet und in Gemäßheit desselben ein die Beschwerde als unbegründet abweisender Beschluß gefaßt. (Fr. Bl.)
Belgien. Brüssel, 21. Februar. Jhre Königliche Hoheit die Kronprinzessin von Preußen is mit dem heutigen Nach- mittagszuge aus Cöln hier eingetroffen und am Lackener Bahnhofe von der Herzogin von Brabant empfangen und in das Schloß ge- leitet worden, Heute Abend war Gala - Diner. Die Weiterreise wird voraussitlich morgen erfolgen. — Das Hochzeitsgeschenk des Königs Leopold für“ die Prinzessin Alexandra besteht in Spitzen. Auch die Herzogin von Brabant wird ihrer Cousine ein ähnliches Geschenk, ein s{hwarzes Spißtenkleid, darbringen. — Das » Journal de Bruxelles« 7; welches Hrn. Rogier ein Henkerskind genannt hatte, ist dafür zu 10/000 Fr. Schadenersaß verurtheilt worden und hat diese Summe erlegt. (Köln. Ztg.) :
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Großbritannien und JrlanDd. Der französische Botschafier, Baron Gros, und Graf und Gr Russell kamen gestern in Schloß Windsor an.
zbsischen Botschafter vor.
Das Armeebudget für 1663—64, welches gestern ausgegeben | wurde, zeigt im Vergleich zu dem des verflossenen Jahres eine V. | minderung von 1,000,113 Pfd. Die vollständige Truppenzahl, der | Unterhalt aus den Armeesubsidien zu bestreiten ist, beträgt in diesen |
Jahre 148/242 gegen 152,403 des Jahres 1862. Die britische Truppen in Jndien zählen , ausschließlich der Depots hier in Enz. land, 72,676, während 1862—63 ihre Zahl 75,899 war. J, hauptsächlichen Posten der bekannt gemachten Voranschläge sind fo[. gende: Generalstabs - und Regimentslöhnungen 5,709%733 Pfd,
Heere8verpflegung und Truppendislocationen 1,223,936 Pfd., Mon: tur-Kommission 630,385 Pfd., Medizinal-Departement 255,993 Pfd,
uneingekleidete Miliz 751,084 Pfd., Freiwillige 321,884 Pfd., Kriegs: vorräthe 838,369 Pfd. , Armee - Requisitenfabrication 956,365 Pfd | Werke, Gebäude, Reparaturen 810,941 Pfd., militairische Erziehung | 172,201 Pfd. , Armee-Verwaltung 213,177 Pfd. Die Totalsumm für den effektiven Dienst ist 12,932,399 Pfd. ; der nicht effffektiy
London, 20. Febru | äfin F ; i De Dl Lord Rufsell bal, E cine Audienz bei Jhrer Majestät der Königin und stellte den fran.
Dienst erfordert 2,127,838 Pfd. Der vollständige Anschlag de Budgets beträgt somit für dieses Jahr 15,060,237 Pfd., während «q im vorigen Jahre sih auf 16,060,350 Pfd. belief.
In der gestrigen Sihung des Oberhauses zeigte Lord Ellenborough auf morgen (heute) eine Jnterpellation an, um vom Staakssecretair di Auswärtigen zu erfahren, ob er die Absicht habe, eine Depesche des Ge neral-Konsuls in Warschau , fo weit sich dieselbe auf den Ursprung dé polnischen Aufstandes bezieht, auf den Tisch des Hauses zu legen ; ferner, er von der russischen Regierung irgend eine Mittheilung über den Ursprun des Aufstandes erhalten habe; und ferner, ob irgend eine Mittheilun von der preußischen Regierung Über die von derselben eingegangene Vi bindlichkeit , den Aufstand unterdrücken zu helfen , eingelaufen sei. — Lor Normanby kommt abermals auf die Depeschen zurück, die er am Dienst Abend zu citiren angefangen, um sein Verhalten zu rechtfertigen, bei welch Gelegenheit Lord Ellenborough bemerkt: Mir scheint Folgend die allgemeine Regel zu sein. Keinem Staatsdiener, der aus dem Diens getreten is , s\reht es frei , öffentlichen Gebrauh von einem Alktenstüt zu machen, welches während seiner Amtszeit in seinen Besi gekommen war, außer wenn es veröffentlicht worden ift; und keinem Minist ist es gestattet, etwas aus einem politischen Aktenstücke zu verlesen, wenn t es nicht sofort auf den Tisch des Hauses legt. Lord Carnarvon brinj die in England und Wales herrschende Gefängnißdisziplin zur Sprache, ut sucht alle neulich in der Presse und außer der Presse vorgebrachten Klagt über zu milde Behandlung der Verbrecher zu begründen. Jn den 148 Cr fängnissen von England und Wales — sagt er — sigen Jahr aus Jah ein 130,000 Züchtlinge, ohne 400,000 auf kürzere Fristen summarisch (d. | durch den Polizeirichter) verurtheilte Personen zu. rechnen. Von diest Gefangenenzahl werden jährlich 160,000 bis 180,000 in Freiheit geseh! Nach den Ausweisen von 1860 — 61 hat die Zahl der Verbrecher si um 13 pCt., die der Rückfälle um 5 pCt. und die der kleinen Polizt vergehen um 33 pCt. vermehrt. Mit Recht — führt er dann weiter ali — habe dieser Stand der Dinge einen gewissen Schreck im Lande hervor gerufen. Dank der sentimentalen Philanthropie unserer Tage, der gut Gefängnißkost und der Scheu vor der Anwendung der Peitsche und gewisst anderen Anomalien habe die strafende Gerechtigkeit fast alle Schrecken ver loren. Eine Verschärfung der Gefängnißdisziplin sei unleugbar gebote. Lord Wensleydale, der gleich Lord Salisbury und anderen konservative! Pairs mit dem konservativen Earl of Carnarvon übereinstimmt, erzählt Bi spiels halber, er habe vor ein paar Jahren ein Gefängniß in Preußen br sucht und gefunden, daß jeder Gefangene 17 Pfund Brot den Tag u! nur mal im Jahre Fleisch bekam, sih aber dabei trefflih befand. (Di Aeußerung klingt, als bestünde diese Gefangenkost 362mal im Jahre aus nid! als Wasser und Brot.) Die Lords Truro, Cathcart und Woodhouse sin der Meinung, daß die Vorstellungen von allzu milder Behandlung der Gefat| genen an flarker Uebertreibung leiden. Auch Earl Granville sagt i seiner Erwiderung, daß die Tretmühle kein Zeitvertreib und die Gefängni kost nicht reichlicher sei , als die Erhaltung des Lebens unter den nied" drückenden Einflüssen der Gefangenschaft und Zwangsarbeit nöthig mad! Jn manchen Grafschafts-Gefängnissen möge die Disciplin gelegentlich zu la"
sein, aber sie stünden unter der Aufsicht der Lokalbehörden , -und die Regi!
rung könne nicht direkt auf sie einwirken. Der Gegenstand eigne \ich ind zur Verweisung an einen Sonderausshuß. Lord Carnarvon zeigt dat auf eine Motion auf einen Sonderausschuß zur Untersuchung des Gege" standes an. Auf eine Anfrage Lord Dudley's bemerkt Earl Graf ville, daß das ticket-of-leave-System das jeßt Gegenstand einer Unt" suchung vor einer Königlichen Kommission ist , aller Wahrscheinlichkeit nat" so gut wie ganz abgeschafft werden wird. P
In der gestrigen Sißung des Unterhauses wurde auf den Antr} von Sir F. S mith eine Adresse an die Krone genehmigt , mit der Bilk um vollständige oder auszugsweise Vorlegung der etwa vorhandenen Kot respondenz zwischen dem Befehlshaber der britischen Truppen , als diese di Jnsel Sicilien beseht hielten , und der heimischen Regierung über den A griff , der zur Einnahme und nachherigen Occupation der Sonischen Insel geführt hat. — Das Haus fkonstituirte sih als Comité , um die neulid!? Botschaft der Königin in Berath zu nehmen, und Lord Palmerston stell!" den Antrag, dem Prinzen und der Prinzessin von Wales eine Appanage i! bewilligen, Nach einer angeme enen Einleitung, worin der Redner die het lichen Beziehungen zwischen dem Volke und der so verfassungstreuen und in ihren F FFamilienleben so ausgezeichneten Königin Victoria hervorhebt — erinnert er die hohen Geldsummen , die in den Jahren 1715, 1745 und 1795 den def
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maligen Prinzen von Wales votirt wurden und bemerkte, daß weder Jhre Majestät noch Jhrer Majestät Regierung Ansprüche von ähnlicher Höhe zu erheben wünsche. Ueberdies besiße der Prinz als Herzog von Cornmvall, Dank den während seiner Minderjährigkeit bei Seite gelegten und ange- sammelten Einkünften des Herzogthums , ein Jahreseinkommen von 60,000 Pfd. 'St. Die Regierung denke , daß — 100,000 Pfd. St. das Jahr für einen Prinzen von Wales fein unverhältnißmäßig großes Einkommen sein würden. Er schlage somit vor, für den Haushalt des Prinzen und der Prinzessin von Wales 40,000 Pfd. St. und der Prinzessin von Wales als besondere Zulage 10,000 Pfd. St. zu bewilligen y so daß die consolidirten Fonds (d. h. die Nationalschuld) nur mit 50,000 Pfd. St. jährlich belastet würden ; ferner der Prinzessin für den-Fall, daß sie ihren Gemahl überleben sollte , ein Wittwengehalt von 30,000 Pfd. St. jährlich auszuseßen. Sir H. Willoughby, Mr. Willia ms und andere Mitglieder bemerken, daß es schicklich gewesen wäre , den Antrag erst nach Vorlegung des Aus- weises über die Einnahmen des Herzogthums zu stellen. Mr. Disraeli hatte gehofft, daß der Antrag ohne Diskussion zur An- nahme gelangen werde. Auf seiner Seite des Hauses herr\che die Ansicht, daß der Vorschlag mäßig und vernünftig sei. Nach einiger Conversation, an welcher unter Anderen auch der Schaßkanzler theilnimmt , werden die Resolutionen genehmigt. — Die Motion auf zweite Lesung der Corrupt Practices at Elections Bill (zur Verschärfung der Gesehe gegen Wähler- Bestechung) wird von verschiedenen Seiten angegriffen ; theils von Konserva- tiven wie Mr. Bentinck, welche die Bestechung für kein großes und jeden- falls für fein heilbares Uebel haltén; theils von Radikalen wie Mr. Ber- keley, der außer der Ballot kein Heilmittel für wirksam hält , und theils von Juristen , die gleich Mr. M'Mahon und Lord Henley die Fassung des Entwurfs mangelhaft finden. Sir J. Grey meint dagegen , die Regierung habe niemals sich einfallen lassen, daß ihre Maßregel das Uebel der Be- \techung mit der Wurzel ausrotten werde; aber sie glaube, es sei schon ein chrenwerther Erfolg, die Entdeckung der Bestechung zu erleichtern und so lehtere zu erschweren. Sir F. Goldsmid und andere Mitglieder sprechen für die Motion, und dieselbe gelangt zur zweiten Lesung. da |
— 21. Februar. Nach einer telegraphischen Mittheilung ist Prinz Alfred, der an Bord des St. George in Neapel von einem Fieber überfallen wurde, in Malta angekommen _und befindet sich dort im Hospital. Das Fieber nimmt einen günstigen Verlauf.
Dem Unterstüßungsfonds für Lancashire sind gestern wieder 2000 Pf. aus Bombay eingchändigt worden. Mit Einschluß dieser Summe hat das dankbare Indien nun schon 24,000 Pf. zu diesem Zwecke hierhergeschickt.
Im Oberhause richtete Lord Ellenborough gestern an den Staakssecretair des Auswärtigen die am Donnerstag angemeldeten deu pol- nischen Aufstand betreffenden Anfragen, und nachdem er vorausgeschickt, Daß er der Regierung nicht zumuthen wolle, über das, was sie selber zu thun beabsichtigt, unzeitige Eröffnungen zu machen, bemerkt er: -— die Nachricht von diesem Aufstände in Polen war uns Allen ein Gegenstand des pein- lichsten Erstaunens. Man hatte seit ein paar Jahren gehofft , daß Polen eine Art verfassungs8mäßiger Regierung erhalten werde. Aber es scheint, daß während diese Hoffnung genährt wurde, die russische Polizei in Polen über Jedermann, der einer politischen Ansicht und Gesinnung fähig war, Erkundigungen einzog; und mitten in der Nacht des 21. Januar wurde ein ers um 10 Uhr desselben Abends unterzeichneter Befehl ausgeführt ; russische Soldaten umzingelten gewisse ihnen bezeichnete Wohnhäuser, und die De- nunzirten wurden aus dem Schooß ihrer Familien gerissen und ohne Vor- bereitung zu vielleicht ewiger Trennung von den Jhrigen fortgeschleppt. Die Warschauer und die Polen überhaupt wurden von tiefster Verzweiflung ergriffen. Ailes was fliehen konnte, floh in die Wälder und erhob sich zum Widerstande gegen die bewaffnete Gewalt Rußlands. Mylords, diese Unglücklichen hatten nicht Zeit zur Ueberlegng, aber, auch, nach reiflicher Ueberlegung hätten sie zu keinem anderen Entschluß kommen können als demjenigen, den ihnen die Verzweiflung eingab. Rußland steht in diesem Augenblick außerhalb Europa's. Unmöglich könnte es seine Truppen durch Polen führen, und es is beinahe gewiß, daß es aus dieser Lage nicht her- austreten kanu, ehe es nicht nur mit den Polen, sondern mit der öffentlichen Meinung ganz Europa’s sih ausgesöhnt hat. Earl Russell erwiedert: Ich werde mich in meiner Antwort so viel als möglich auf die mir bekann- ten Thatsachen beschränken. Den Bericht unseres Konsuls in Warschau kann ih pflihtgemäßer Weise nicht vorlegen, weil es ihm dann unmöglich werden würde, uns über den Gang der Dinge weiter zu berichten. Der gegen - wärtige Ausbruch ist niht ganz so plötzlich und unerwartet gekommen, wie der edle Graf zu denken glaubt. Wenn in frú- heren Zeiten das Streben der russischen Regierung darauf gerichtet war, die Landessprache in Polen auszurotten und das Volk vom katholischen Kultus abzuschrecken, so hörte man, daß der jetzt regierende Kaiser im Gegentheil die nationale Entwicfelung Polens begünstigt. Der grundbesigende Adel Polens hielt daher eine Versammlung ab und sehte, seiner Meinung nach im Ein- klang mit dem Wunsch des Kaisers, eine Adresse auf, worin er erstens die Vereinigung der Anno 1772 in Rußland einverleibten Provinzen mit Polen und zweitens eine constitutionelle Regierung verlangte. Aber als-die Adresse über- reicht wurde, erfuhren die Unterzeichner, sie hätten ein {weres Vergehen be- gangen, und der Ueberreicher, Graf Zamo y ski, wurde des Landes verwie- sen und kam nach England. Der Mittelstand seinerseits sah mit Ver- zweiflung, daß troy aller Verheißungen in der Verwaltung des Landes nichts besser wurde; er bildete daher, namentlich in Warschau, geheime Gesellschaf- ten, unter deren Mitgliedern manche sih zu den extremen Ansichten Mazzi- ni's bekannten. Die russise Regierung hatte natürlich ein Recht, diese Ge- sellschaften zu überwachen, die Mitglieder vor ein ordentliches Gericht zu stellen und nöthigenfalls strenge zu bestrafen; aber zugleich hätte der Kaiser seine Reformpläne weiter ausführen können. Unglülicherweise {lug Der Kaiser, wie man glaubt auf den Rath eines sehr ausgezeichneten Polen, des Grafen Wielopolski, einen anderen Weg ein. Gewiß ist, daß die Con- \cription, wie dieselbe zur Ausführung kam, eine Maßregel von äußerster Härte war. Die Mitglieder geheimer Gesellschaften dachten, wenn sie einmal
dienen müßten, würde es besser für sie sein, in der Heimat ihren lehten Blutstropfen zu vergießen, als in der Fremde ihr Leben in russischen Dienst zu verbringen. Nun My Lords, diese Maßregel, obgleich nicht gegen eine vollfklommen ruhige und wohlgesinnte Bevölkerung er- griffen, war doch eine Maßregel , die, meinem Erachten nach, kein britischer Minister zu vertheidigen wagen würde. ( Hört). Im Gespräch mit dem russischen Gesandten und in einem Schreiben an Sr. Majestät Gesandten konnte ih niht umhin, meine Meinung dahin aus- zusprechen, daß es der unklügste und ungerechteste Schritt war, den die rus- sische Regierung hätte ergreifen können. Jch habe eine Unterredung sowohl mit dem russischen wie mit dem preußischen Gesandten gehabt , aber sie ga- ben mir keine Abschrift der Convention; sie erklärten, in der That keine Ab- chrift zu besißen , allein sie haben mir den Jnhält der Convention im All- gemeinen mitgetheilt. Der russische Botschafter sagte mir heute, es sei von Preußens Seite nicht eine Convention, um den Aufstand in Polen zu un- terdrücken ; aber ich hörte von ihm und vom preußischen Gesandten, die Con- vention gehe dahin , daß Preußen , anstatt sich vollklommen neutral zu ver- halten, den russischen Soldaten erlaubt, wenn sie sich auf preußischen Boden flüchten; ihre Waffen zu behalten , und polnische Jnsurgenten bis auf. preu- ßishes Gebiet zu verfolgén und auf preußischem Boden gefangen zu nehmen. Ich höre auch, . daß die Verbindlichkeit - eine gégen- seitige is, und daß, wenn ein Aufstand in Preußisch - Polen aus- brechen jollte, preußische Soldaten die Erlaubniß haben follen, polnische Insurgenten bis auf russischen Boden zu verfolgen und auf russischem Ge- biet gefangen zu nehmen. Aus einer Depesche, die mir der österreichische Botschafter vorgelesen hat, ersehe ich, daß die österreichische Regierung er- klärt, sich mit Bezug auf den polnischen Aufstand nicht betheiligen , sondern nur allen bisherigen gegen Rußland übernommenen Verbindlichkeiten nach- fommen zu wollen. Was die etwa zu ertheilenden Rathschläge betrifft, so müssen sie Gegenstand der ernsthaftesten Erwägung sein. Jch kenne in die- sem Augenblicke die Zwecke und die Tragweite des Aufstandes nicht ihrer ganzen Ausdehnung nah. Wir wissen nicht, ob er nicht ein bloßer Aft der Verzweiflung ist, gegen welchen die Einflüsse des Eigenthums mit Er- folg aufgeboten werden können, oder ob er nicht weiter um sich greifen und zur nationalen Bewegung werden wird. Unter diesen Umständen muß ich es für“ jeßt ablehnen, die vom edlen Earl gewünschten Schriftstücke vorzu- legen.
Im Unterhause sagte Lord Palme rston auf Befragen: Jch glaube, die russische und die preußische Regierung haben ein Uebereinkommen in Be- zug auf den gegenwärtigen Stand dec Dinge in Polen getroffen; und wie wir hören, geht dasselbe so weit, daß die Truppen des einen Theils die Jn- surgenten bis auf das Gebiet des andern verfolgen dürfen und im Nothfall per Eisenbahn befördert werden. Jch glaube nicht, daß es sich bis auf ein aftives Zusammenwirken russischer und preußischer Truppen erstreckt. Auf eine Frage Mr. Griffith erwiederte Lord Palmerston: Jh höre, daß der jehige Pascha gleich bei seinem Amtsantritt die Absicht ausgesprochen hat , das System der zwangsweisen Arbeit in Aegypten abzuschaffen, und ohne Zweifel ist Jhrer Majestät Regierung der Ansicht , daß dies eine sehr rechte Maßregel is und nur auf Aegypten die Regel ausdehnt, die seit der Thronbesteigung des verstorbenen Sultans in der Türkei Geseh des Landes ist. Die unparteüsche Anwendung dieses Gesehes auf Aegypten is sehr zu wünschen. Es wäre eine humane, gerechte und angemessene Maßregel. Da ich schon aufgestanden bin , erlaubt wohl mein ehrenwerther Freund (Mr. Deuman), daß ich eine von ihm angemeldete Frage im Voraus beantworte. Ob die Regierung die Korrespondenz vorlegen möchte, die Lord Clarendon, als er dem Pariser Kongreß von 1856 in amtlicher Eigenschaft beiwohnte, mit Jhrer Majestät Regierung über die polnische Frage geführt hat? Jhrer Majestät Regierung hat zu jener Zeit von Lord Clarendon über den Gegen- stand nur eine einzige Depesche erhalten, und es steht ihrer Mittheilung nichts im Wege, wenn mein ehrenwerther Freund dieselbe beantragen will.
rankreich. Paris, 20. Februar. Die vor einiger Zeit aus Gesundheitsrücksichten geschlossene Militairschule von St. Cyr soll am 18. März wieder eröffnet werden.
Laut Nachrichten aus Vera - Cruz vom 29. Januar war die Belagerungs - Artillerie am 17ten bis nach Cordova gelangt; bis Ende des Monats hoffte man, sie in Orizaba zu sehen. Admiral Jurien de la Gravière, der feine Flagge von der schwer infizirten »Normandie« auf den »Berthollet« hatte überpflanzen müssen, ist; da dieses Schiff ebenfalls vom Fieber angesteck ward, an Bord der »Dryade« gegangen, wo er die Ankunst seines Nachfolgers, Contre- Admirals Bosse, erwarten will.
— 21. Februar. Der Kaiserlihe Prokurator am Seine- Tribunal hat, wie der »Moniteur« heute meldet , das gerichtliche Verfahren gegen die »Opinion Nationale« beantragt wegen eines von derselben vorgestern veröffentlichten Artikels von E. Noel über die Baumwoll-Jndustrie. Die Anklage lautet auf Ver- breitung falscher Nachrichten und auf Erregung von Verachtung und Haß unter den Staatsbürgern gegen einander. Gleichzeitig {webt gegen dasselbe Blatt ein von einer Schauspielerin anhängig gemachter Perleumdungs-Prozeß. Es isst also der Fortbestand dieses Organs der napoltonischen Demokratie ernstlih bedroht.
Italien. Mailand, 18. Februar. Gestern veranstaltete Prinz Humbert in Monza ein Wettrennen, dem ein Frühstück folgte. Unter den Gästen befanden sich auch der Graf von Paris und der Herzog von Chartres. l
Neapel, 15. Februar. Gestern wurde der Garibaldi'sche Ex- Capitain Cornelli aus Mantua verhaftet, der einen anderen Gari- baldi’schen Ex-Capitain, Gadolini aus Venetien, erschlagen und be- raubt hatte. E
Laut Berichten aus Rom vom 17. d. war eine Untersuchung wegen des Brandes des dem Fürsten Torlonia gehörigen Theaters,