1863 / 66 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Vorbild in seinem Fawmilienleben für Vornehme und Geringe: cin Held, der, wo es galt , seine Brust zur Errettung des Landes dem Feinde kühn entgegenwarf und sein Volk zur Schlacht und zum Siege führte: ein christliher Held, dessen höhere Freude es war, sein Volk unter den Segnungen des Friedens zu weiden: wahrhaftig, ohne Prunk und Schein , eine s\ittlih ernste Erscheinung gegenüber dem Leichtsinn und der Lüge der Zeit, und doch so mit fühlend für jeden Schmerz und jede Noth cin gütiger und barmherziger Fürst !

»So erhebe sich dies Denkmal und mahne uns, dem Herrn un- \ern Gott zu danken für sein Wunder an unserem Fürstenhause und an unserem Volke, für Prüfung und Hülfe, für Sieg und Freiheit und Frieden. Es rufe hinein in das Gelärm der Vorüberziehenden die Königsfrage: Eure Zeit, wie die meine, in Unruhe, ist auch Eure Hoffnung in Gott? Es rufe in die Herzen voll Sorge das auch von diesem Könige besiegelte Wort: »An Gottes Segen is Alles ge- legen« und spreche Allen, die vorübergehn, ins Gewissen die Loosung, die dieser König uns gegeben und bei der es in Preußen bleiben soll und bleiben wird: Mit Gott für König und Vaterland! «

Hieran {loß sich das folgende Gebet :

»König aller Könige und Herr aller Herren! schau mit Gna- denblicken auf das Werk dieser Stunde und laß seinen glücklichen Fortgang Deinem Schuße und Deinem fördernden und helfenden Aufsehn befohlen sein, Dir zur Ehre, uns zur Freude! Nicht, daß wir meinen sollten, unserm in Gott ruhenden König durch dies Denkmal etwas an wahrer Ehre zutragen zu können. Was sind alle menschlichen Ehren gegen die ewige Lebenskrone auf seinem Haupte! Nein, o Herr, niht ihm und auch nicht uns, die wir vor funfzig Jahren seinem Rufe folgten in Schlacht und Sieg, sondern Deinem Namen allein gebührt die Ehre und der Ruhm. Denn Du hast Dich an ihm und Deinem Volke als ein Gott erwiesen wunderbar in Rath und That und hast Dein Volk er- lôöset mit starker Hand.

So sei denn auch jeßt gnädig Deinem Volke in dieser ernstrn Zeit um Deines Namens willen! Handle mit uns nicht nach Deiner Gerechtigkeit , sondern nach Deiner Barmherzigkeit. Laß uns erfahren, daß in unserem Lande Güte und Treue sich wieder begegnen und Gerechtigkeit und Friede sich füssen. Gieb Dei- nen Segen zu den Absichten Deines Knechtes, unseres Königs und Herrn, der mit besorgtem Herzen seines Volkes Wohl bedenkt, und erquicfe sein Herz durch den Trost Deiner allmächtigen Hülfe, wie Du das Herz scines Vaters oft erquickt hast, und verleihe durch Deine Huld, daß er deß froh und gewiß sei, daß Du, Herr aller Herren, die Throne behütest und die Könige, die Deinen Namen fürchten.

Vor Allem {Üüße, schirme und segne, o Herr, den König, die Königin , die Königin - Wittwe, den Kronprinzen und seine Ge- mahlin , die Prinzen und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und laß es dem Hause Hohenzollern nie an einem Thronerben fehlen, der in Deiner Furht und nach Deinem Willen das Scep- ter der Regierung führt.

Behüte, stärke und segne insbesondere auch die alten treuen Krieger , die auf den Ruf ihres Königs zu diesem Feste herbci- geeilt sind. Führe Du sie, nachdem sie froh geworden all des Guten , das das Herz und die Hand des Königs ihnen bereitet, zurück in den Schooß ihres Hauses und ihres heimathlichen Be- rufs. Sei ihnen Sonne und Schild, wenn auch ihre leßte Ab- \chicdsstunde {lägt und laß es ihnen nicht an Kind und Kindes- kfindern fehlen, die, wenn der König ruft, für Thron und Land sih mit gleicher Freudigkeit bereit stellen.

So sei und bleibe mit uns, Herr unser Gott, wie Du ge- wesen bist mit unsern Vätern. Verlaß uns nicht und ziehe die Hand nicht ab. von uns, zu neigen unsere Herzen zu Dir und Deinen Wegen, auf daß unser Volk an Haupt und Gliedern stark werde in Dir und in der Kraft Deines Namens!

Solches Gebet. wollest Du hören um unseres Herrn und Heilandes Jesu Christi willen und wollest jeßt Deinen Segen legen auf den König und sein Haus, auf unser Volk und unser Land, auf dies werdende Denkmal und die daran arbeiten werden. «

Der Geistliche {loß mit dem apostolischen Segen.

Se. Majestät der König verrichtete hierauf ein stilles Gebet ; ebenso die Prinzen uud die Umstehenden.

Darauf wurde der Choral: »Nun danket Alle Gott«, mit Be- gleitung aller Musikchöre, von der ganzen Versammlung gesungen.

Zum Schluß der Feier geruhte Seine Majestät der König, ge- folgt von den Königlichen Prinzen, die Front der Ritter des Eiser- nen Kreuzes und der Veteranen entlangzugehen und huldreiche Worte an dieselben zu richten, überall von freudigem Zuruf empfangen.

Inzwischen hatten Jhre Majestät die Königin und die Prin- zessinnen sich zu Wagen nach dem Schlosse zurübegeben.

Das Lâäuten der Glocken aller Kirchen der Stadt hatte von dem Augenblicke an, wo Se. Majestät der König die drei Hammer- \chläge that, die Feier begleitet und deren Schluß ward kurz vor 1 Uhr Nachmittags wieder durch drei Kanonenschüsse bezeichnet.

So verlief und {loß das Fest unter dem Eindruck der Er- hebung und Begeisterung für alle Theilnehmer. Möge dieser Ein-

druck fortleben in den Herzen des Volks als eine dauernde Erinne. rung an die ruhmreichen Erfolge, welche den unter dem Wabhlspry * M »Mit Gott für König und Vaterland« kämpfenden preußischen Heeten G

zu Theil wurden, als eine ernste Mahnung an die Opferfreudigt mit der alle Patrioten einst die höchsten Güter des Lebens unt : das Leben selbst für das Wohl des Landes darbrachten, willig dg

Rufe ihres angestammten Herrschers folgend, welcher mit dem edlen Ver : trauen cines Hohenzollern-Königs sagen durfte: »Meine Sache 6 | die Sahe Meines Volks«. P

Das »Journal des Débats« brachte am 12. d. M. an de Spite des Blattes einen Artikel, welcher die preußische Verabredung mit Rußland in einem sehr fremdartigen Lichte erscheinen läßt und seine Darstellung durch eine Reihe thatsächlicher Unrichtigkeiten stükt von denen einige dur offizielle Erklärungen der Königlichen Regie: rung, andere in diesem Blatte bereits widerlegt sind.

Dem ungeachtet beeilt sich die Oppositions - Presse National. Zeitung«, »Berliner Allgemeine Zeitung« vom 14. März) mit de Versicherung, man wisse, daß die Berliner Zuschrift des »Journal des Débats« aus offizióser Quelle stamme, aus derselben Quelle welche schon andere Nechtfertigungen der neupreußishen Politik Qt: liefert habe.« Es geschieht dies unverkennbar in der Absicht, di unrichtigen Angaben des Artifels zu. Partcizwecken ausbeuten zu können. L

Um den Werth der dabei benußten Angaben und Auslegungen zu würdigen, wird es genügen, daran zu erinnern, daß die Kartel: Convention zwischen Preußen und Rußland sich lediglih auf die Auslieferung von Deserteuren, Militairpflichtigen und gemeinen Verbrechern, sowie auf das dabei zu beobachtende Verfahren bezieht, Ueber die Sicherstellung der preußischen Grenzen und den Schuß der preußischen Interessen gegen die Rückwirkung der Jnsurrection enthält die Kartel - Convention keine Bestimmungen. Man muß daher hei seinen Lesern die größte Unwissenheit voraussehen, wenn man, wit die genannten Zeitungen thun, glauben machen will, daß Ueber- eilung und Unkenntniß die Königliche Regierung unnöthiger Weise zu besonderer Verabredung solcher Bestimmungen verleitet habe.

Was die Eröffnungen fremder Regierungen in Betreff dieser Verabredungen anlangt, so sind die Vertreter Oesterreichs und Frank: reichs mit solchen nicht beauftragt worden , und is zu einer diesseiti- gen Beantwortung derselben also auch keine Veranlassung vorhanden gewesen. England gegenüber hat es sich vorzugsweise um Auffklä: | rung von Mißverständnissen über die Tragweite der Verabredungen gehandelt. Form und Jnhalt des vertraulichen Meinung8austausches hierüber entsprachen eben so sehr wie die Haltung der Kabinette von Paris und Wien, den freundschaftlichen Beziehungen, in welchen Preußen sich zu den auswärtigen Mächten befindet.

Defterreich. Wien, 16. März. Nach der »General-Kor- respondenz für Oesterreich« sind die Berathungen Über den Entwurf einer Landesverfassung für Venetien heute durch den Staatsminister v. Schmerling eröffnet worden. Jn den folgenden Sigzungen wird der ehemalige Konferenzminister Graf Hartig den Vorsitz führen.

Frankreich, Paris, 15. März. Durch Kaiserliche De- krete vom lten d. sind 5 Obersten zu Brigade - Generalen befördert so wie 9 neue Obersten und 10 neue Oberst - Lieutenants ernannt worden.

Der Groß - Rabbiner Ulmann ist, wie der »Moniteur« anzeigt; zum Mitglied der Kommission ernannt, welche die Vertheilung der im Staatsschaß gesammelten Gelder an die beshäftigungslosen Ar- beiter anordnen soll.

Spanien. Aus Madrid, 14. März, wird telegraphirt: »Laut ministeriellem Beschlusse sollen die Cortes am 8. April eröff net werden. Wahrscheinlich wird der Staatsrath sich dem Plane Salamanca’s widerseßen, in Verbindung mit auswärtigen Kapita- listen eine Hypothekenbank mit ausschließlichem Privilegium in Spanien zu gründen. «

útalien. Die turiner Blätter veröffentlichen die Antwort des Ministers des Jnnern auf den Vorschlag der Depulirten der

Linken, ein Freiwilligen - Corps zur Unterdrückung des Briganten- *

wefens zu bilden. Die Regierung hat beschlossen, sich zu diesem Zwet der mobilisirten Nationalgarde im Verein mit der Armee zu bedie- nen , und verweigert die nachgesuchte Ermächtigung, da sie sih allein

die Jnitiative in Bezug auf die Bewaffnung der Bürger und dit |

Verwendung der Bewaffneten vorbehält. Die für den

Admirals Vacca is der »Re Galantuomos«.

Die » Nationalité's« schreiben: » Troß der Anstrengungen Brof- | ferio’s und Maura Macchi's in der Sißgung vom 183. d. M, hat f

doch die Petition zu Gunsten Polens keine ausnahmsweise Begünsti- gung gefunden. Geschäftsgang für Petitionen hingewiesen, d. h. auf Verweisung an die Kommission, Bericht 2c. Die Kammer hat sich damit begnügkl der Kommission möglichst schleunige Expedition zu empfehlen. Turin, 16, März. Die »Gazzetta Ufficiale« enthält eine

Piräeus bestimmte italienische Schiffs - Division is | 170 Kanonen und 2000 Mann stark; das Admirals\chiff des Contre- l

Der Minister des Junern hat auf den gewöhnlichen L

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königliche Verfügung, welche die Ausübung des staatlichen Ober- aufsichtsrehtes (Exequatur) in Betreff aller Verfügungen auslän- discher geistlicher Behörden regelt.

Nußland und Polen. Aus Warschau, den 14. März, theilt die »Osts. Ztg. « Folgendes (telegr. zum Theil schon Bekanntes) mit: »Die Jnsurgentenbanden, welche zwischen Pultusk und Lomza vom 4. bis 9. März durch Oberst Walujew verfolgt worden und am lehten Tage beim Walde des Städtchens Myszynice (Ortelsburg gegenüber , eine Meile von der ostpreußischen Grenze) zum Stehen gebracht worden waren , sind dort geschlagen und zerstreut worden. Sie waren von Podleski und Zamicczek angeführt , zerstreuten sich mit einem Verlust von 120 Todten und vielen Verwundeten und ergriffen die Flucht in der Richtung des Städtchens Kras§- fiostelte, ZJenjeit „desselben abex afen fe an 12, €,, wieder auf eine Truppen - Kolonne, welhe von Przasnysz (Gouvernement Plock) abgegangen war, und wurden beim Dorfe Dronzdzewo abermals vom Oberst Walujew erreicht und geschlagen, wobei der Anführer Podleski seinen Tod fand. Die Reste der Bande werden weiter verfolgt. General Fenshawe, welcher mit ciner Abtheilung Militair Plock verlassen hatte, überraschte bei Gostynin (Gouverne- ment Warschau) ein Jnsurgenten-Corps von 800 Mann, von denen 200 Mann auf dem Plate blieben. Gefangen wurden auch Viele. Eine andere von Mlawa ausgerückte Kolonne \ch{chlug beim Dorfe Rydzewo eine Jusurgentenbande von 200 Mann, von denen 40 fielen und 5 zu Gefangenen gemacht wurden. An der Warschau- Petersburger Bahn unweit Warschau sind gestern mehrere hundert Mann Ausfständischer vom russischen Militair geschlagen worden, worüber abec Details noch fehlen. Die Jusurgenten sollen große Verluste erlitten haben, den Kanonendonner hörte man hier. Wahr- scheinlich werden die vor cinigen Tagen über Praga ausgezogenen 9—600 Mann auch dabei gewesen sein. Bei der neulich stattge- fundenen Beraubung der Bankkommandite in Lodz (Fabrikstadt von 40,000 Einwohnern (2), meist Deutsche) wurden die Jnsurgenten von einem Jtaliener angeführt. Die Bankbeamten aber wollten nur die Quittung eines Einheimischen gelten lassen, und so unterschrieb einer der Theilnehmer dieser Expedition, der Gutsbesißer Loebelt, die cr- forderliche Quittung nebst dem Jtaliener, welcher sofort 5000 No. an fih nahm und noch denselben Tag verschwand. Loebelt wurde Tags darauf bei der Affaire von -Moskuly durch beide Schulter- blätter geschossen und erhielt einen Pikenstih durch die Brust. Die Wittwe wird jeßt auf Grund der von ihrem Manne ertheilten Quittung dem Staat für das gezwungene Bankanlehen zu haften haben. «

Aus Napporten von Civilbehörden werden nachfolgende Einzel- heiten veröffentlicht: Eine in der Försterei Laznow, Kreis Rawa, in der Gegend von Pocwiedorka am 1. März sich sammelnde Bande Aufständischer führte acht Kolonisten aus dem Dorfe Redzen mit fort und hat dieselben nach der Angabe anderer Kolonisten desselben Dorfes des Lebens beraubt. Die gerichtliche Ausgrabung der Leichen gewährte die Ueberzeugung, daß auf jene Weise ermordet wurden : Ferdinand Marks, Gottlieb und Johann Schacht, Bogumil Fried- rich, Christoph Kind, Gottfried Grams, Johann Stang und Ferdi- nand Rechel.

Am 7. März wurden in dem zu dem Gute Szczawin Koscielny im Kreise Gostynin gehörigen Walde die Leichen des Lorenz Mul- tansfi aus dem Dorfe Sleszyn und zweier unbekannten Personen aufgefunden, welche nah dortigen Nachrichten von durchzichenden Aufständischen aufgehängt worden waren.

Zum Hause des Kossäthen Johann Krakowiecki, in dem Dorfe Olszowka, Gemeinde Ostrolenka, kamen am Morgen des 28. Februar drei unbefannte Männer, und nachdem sie nah dem Miecthsmanne Ferdinand Laskowski aus demselben Dorfe gefragt hatten, tödteten sie denselben mit zwei Schüssen.

Am 28. Februar wurde der Gemeindevorstand von Backi im Radzyner Kreise, Joseph Szyszkowski, von einer Bande Aufständischer weggeführt und bei dem Dorfe Lasfki erschossen.

Änsurgenten, welche am 28. Februar durch die Stadt Kamienczyk im Stanislawower Kreise zogen, nahmen einen gewissen Stan. Gons- kfiewicz mit und erhängten denselben in einem Walde der Gemeinde- markung Dembinki.

Von der Polnischen Grenze, 15. März, meldet die «Osts. Ztg.«: »Vor einigen Tagen wurden die Einwohner von Kalisch des Abends in nicht geringen Schrecken geseht durch wiederholte hef- tige Explosionen innerhalb der Stadt, die dem Krachen einer abge- \hossenen Kanone glichen. Das dadurch in Alarm geseßte Militair ermittelte bald, daß diese Explosionen von einer Art Petarden her- rührten, welche an mehreren Stellen von den Häusern aus auf die Straße geworfen waren. Jn Folge dessen erließ Tags darauf der Magistrat im Auftrage des Commandeurs der in Kalisch garnisonî- renden Truppen, Generals von Brunner, folgende War- nung an die Hausbesizer: »Da gestern an mehreren Orten in Kalish Petarden aus zündbaren Stoffen gefunden sind, #0 hat der Herr Commandeur des Kalischer Detachements aufgetragen, allen Hausbesißern in hiesiger Stadt kundzugeben , daß sie verpflichtet sind , strenge darüber zu wachen, daß derartige Projectile aus ihren

Häusern nicht geworfen werden j denn wenn irgendwo geworsene Petarden zum Vorschein kommen und derjenige, der sie geworfen hat, nicht ergriffen wird , so ist in solchem Falle der Hausbesizer in glei= cher Weise verantwortlich wie diejenigen, welche die Petarde gewor- fen haben.« Die Bauern in der Umgegend von Ka- lish leisten dem Militär und den Behörden bei Ergreifung von Jusurgenten die bereitwilligste Hülse. Es vergeht fast fein Tag, wo nicht eingefangene Jnsurgenten von Bauern nah Kalisch abgeführt werden. Auch in Litthauen werden die revolutionair gesinnten polnischen Gutsbesißer durch die Bauern im Zaum gehalten , die sie sofort denunziren oder gefangen an die Behörde einliefern, sobald sie irgend einen verdächtigen Schritt thun.

- Am 5. d. wurden 4 polnische Gutsbesißer aus dem Gouvernement

Wilna, die ihre Bauern zur Betheiligung an der Revolution hatten bereden wollen, von diesen gebunden an das Kreisamt in Wilna eingeliefert. Jn der Gegend von Kazmierz an der Posenschen Grenze (Wreschen gegenüber) haben sich in diesen Tagen wieder Jn- surgenten gezeigt. Wie man hört, wird dort die Formirung einer Bande aus Zuzüglern aus der Provinz Posen beabsichtigt. Auch hat man seit Anfang voriger Woche in mehreren Gegenden der gedach- ten Provinz kleinere und größere Trupps von Zuzüglern bemerkt, die alle ihre Richtung nah der Gegend von Kazmierz nahmen. Am vorigen Donnerstag kam ein solcher Trupp auf der Straße hin vor Kurnic gezogen, dessen Stärke von Augenzeugen auf mindestens 200 Mann angegeben wird. Mehrere aus diesem Trupp waren mit rothen Garibaldischen Hemden bekleidet und trugen im Gürtel Dolche und Revolver. Viele von diesen, so wie von anderen Zu- zügler - Trupps sind aber nach einigen Tagen wieder nah Hause zu- rückgekehrt oder von den Eltern zurückgeholt worden.

Lie aus Krakau, den 16. März, gemeldet wird, scheint sich Langiewicz gegen Stas8zow zu wenden. Er giebt Noten zu zwei polnischen Gulden aus.

Schtveden und Norwegen. Stockholm, 11. März. Der Geseh - und Oekonomie- Ausschuß hat die Abschaffung der Prügel- strafe angerathen und gleichzeitig die Stände davon benachrichtigt, daß die Regierung mit der Ausarbeitung eines hierauf bezüglichen Vorschlages beschäftigt is. Der Constitutions-Ausshuß hat von der Annahme des von W. F. Dalman gestellten Antrages, daß jährliche Reichstags8sessionen gehalten werden sollten, abgerathen.

Afien. Hongkong, 31. Januar. Aus Peking wird ge- meldet, daß der englische Gesandte, Herr Bruce, nachdem er seinen französischen Kollegen, Herrn von Bourboulon, auf dessen Ueberland- Reise eine Strecke weit begleitet hatte, nah Peking zurücgekchrt ist. Der neue Befehlshaber der französischen Seemacht in den chinesischen Gewässern, Admiral Jorrais, hat sämumiliche französische Schiffe und Truppen von Shanghai abberufen, um sie nah Cochinchina zu schicken, von woher mit der leßten Post aus Saigon bedenkliche Nachrichten cingetroffen sind. Der Kaiser von Cochinchina hat si geweigert, den mit Frankreich abgeschlossenen Vertrag zu ratifiziren und es ist in der Provinz Saigon cin Aufstand gegen die Fran- zosen ausgebrochen, in welchem Viele derselben ermordet worden sind. Der Admiral Jorrais begiebt sih zunächst nah Manila, um dort 2000 Mann anzuwerben und geht dann mit dieser Verstärkung direkt nah Saigon. Jn Shanghai bleiben nur etwa 200 Mann französische Infanterie und das franco=chinesische Corps zurück. Den englischen Truppen liegt jeßt hauptsächlich die Aufgabe ob, Shanghai und das Land in einem Umkreise von 30 Miles zu decken.

Nachrichten aus Yokuhama, die bis zum 8. Januar reichen, machen es glaublich, daß die Warnungen der japanesischen Behörden vor einem drohenden Angriffe auf die Fremden, welche dem britischen Geschäftsträger-am 2. d. M. von Neuem auf amtlihem Wege zu- gegangen sind, ihren guten Grund haben. Man fürchtet insbesondere cinen etwa 4000 Mann starken Haufen , sogenannte Loonins , die fürzlih von den den Fremden feindlichen Daimios aus dem Dienste entlassen worden sind. Andererseits erwartet man den Ausbruch cines Bürgerkrieges zwischen diesen Daimios und der Regierung des Taikon. Das von der lehteren vor Kurzem gekaufte Dampfschiff »Jin-kee« bringt fortwährend Truppen von Jeddo nach Yokuhama; um den Ort gegen einen plöhlichen Aufstand zu s{hühßen. Die Bildung cines Freiwilligencorps unter den Fremden in Yokuhama

. hat guten Fortgang.

Téelegrapdische Depeschen aus dem Wol ffschen Telegraphen-Büreau.

London, Montag, 16. März, Nachts. Auf eine erneute Interpellation Hennessy's erklärt Sir George Grey, er habe den Brief des Baron Brunnow (mit der Vitte um Ueberlassung von Polizeibeamten) weder Lord Palmerston, noch dem Grafen Russell mitgetheilt. Cochrane (für Honiton, fonservativ) ver- langt, daß eine fernere Vorlage von Aktenstücken über Griechenland geschehe, und tadelt in der Motivirung die von der englischen Regic- rung in Griechenland befolgte Politik. Gregory (für Galwway in Irland, liberal-konservativ); der den Antrag unterstüht, wünscht, daß