1863 / 101 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Haunover, 29. April. Von Sr. Majestät dem Könige ist heute die Verordnung über Berufung einer Vorsynode vollzogen. (N. Hann. Ztg.)

Hessen. Darmstadt, 28. April. Die Deputirtenkammer hat nach einer sechsstündigen Debatte den Antrag, alle religiösen Orden und ähnlichen Genossenschaften in dem Großherzogthume zu- zulassen, mit 38 gegen 6 Stimmen verworfen.

Mainz, 28. April. Se. Königliche Hoheit der Groß- herzog von Hessen is heute Nachmittag vor 2 Uhr hier an- gekommen und von der Bürgerschaft aufs herzlichste empfangen worden. Gleich nah der Ankunft des Großherzogs im Palais er- schienen die obersten Militair- und Civilbehörden zur Begrüßung Sr. Königlichen Hoheit. (Darmst. Ztg.)

Hesterreich. Wien, 28. April. Die »Generalkorrespondenz für Oesterreich« theilt mit, daß der Exdiktator Langiewicz in der Nacht vom 26sten d. Anstalten zur Flucht gemacht habe und nun- mehr streug bewacht werde. (S. tel. Dep.)

Großbritannien und Jrland. London, 28. April. Die Tochter des Prinzen und der Prinzessin Ludwig von Hessen empfing gestern im Schloß Windsor die Taufe. i der Großherzoglich hessischen Familie, Herr Bender, welcher zu die- sem Zwecke von Darmstadt hierher berufen war, nahm die Ceremo- nie in deutscher Sprache und nach dem Ritus der lutherischen Kirche vor. Das Kind erhielt die Namen Victoria Alberta Elisabeth Ma-

es über die Taufe hielt, der Prinz Alexander von Hessen (als Stell- vertreter des Großherzogs von Hessen), die Prinzessin Marie von Cambridge, der Prinz von Wales und der Prinz Heinrich von Hessen. Das bei dieser Gelegenheit gebrauchte vergoldete Taufbecken aus Silber war ursprünglich zu der Taufe der Prinzessin Victoria,

ältesten Tochter der Königin, verfertigt worden und war mit Wasser |

aus dem Jordan gefüllt, welches der Prinz von Wales aus Pa- lästina mitgebracht hatte. Zum Schlusse der Feierlichkeit wurde das Lied »Ein? feste Burg is unser Gott« gesungen.

In der gestrigen Sißung des Oberhauses überreichten der Bischof |

von London und der Carl von Shaftesbury eine Anzahl Petitionen um Schließung aller Wirthshäuser am Sonntag. Earl Russell schil- derte darauf den Stand der »Briefbeutelfrage«. Jhre Lordschaften sagt er werden ohne Zweifel erwarten, daß ich die am Freitag an mich ge- richteten Jnterpellationen beantworte. Aber aus dem, was ich Jhnen zu sagen habe, werden Sie ersehen, daß eine Veröffentlichung des Gutachtens

der Kronjuristen in diesem Augenblick nicht wünschenswerth sein würde. Jn |

Folge meiner Depesche vom 10. Oktober v. J. erließ Mr. Seward an Mr. Welles ein Schreiben, worin er ihm empfiehlt; den föderirten Com- mandeurs die Weisung zu ertheilen, daß die auf genommenen Kauffahrern befindlichen »Postfelleisen einer befreundeten und neutralen Macht, wenn sie

Der Hof-Kaplan |

| schäftigung bei öffentlichen Bauten.

von Clanricarde bemerkte, daß man die englischen Kaufleute v Wortlaut der „amerikanischen Weisungen über die Felleisen vollständige ge in Kenntniß seßen sollen. Hoffentlich werde etwas geschehen, damit ein voll, E O über die Verhandlungen des Prisengerichts nach England ange. E ( werde über diesen P ) L in arl Russell sagt, er werde über diesen Punkt an Lord Lyons In der gestrigen Sihung des Unterhauses sagte Mr. Cubitt, auf

die noch vorhandene Bilanz betrage 90,000 Pfd. St.

die Boll- und Einnahmen-Bill die Verwerfung jener Klauseln zu beantra worsen werden sollen. Mr. Ferrand beantragt die Resolution, Daß es die Pflicht der Regierung sei , ohne Verzug zu berathen , welche Maßre d nothwendig jelten , um dem Elend der Fabrikarbeiter des Nordens abu | fen. Die Vorschläge des Mitgliedes für Carlisle und Präsidenten ber Sin

delskammer von Manchester (Mr. Potter) werde das Haus hoffentlich nid in Betracht ziehen. Die großen Fabrikherren seien selbst für den jammet vollen Stand der Dinge verantwortlich; sie hätten nichts gethan, um ¡6 von den amerikanischen Baumwoll - Lieferanten unabhängig zu mad sie hätten alle den Arbeitern gegebenen Versprechungen gebrochen ; sle prahlten mit dem erworbenen Reichthum , aber Teugneten 1A Verantwortlichkeit, und riefen, die Regierung müsse helfen. Ott

| wälzen y während der Plan (nachdem die Fabriken wieder zu arbeiten be- gonnen hatten) die unbereisten Gegenden Indiens mit Manchesterwaaren zu

eine neue indische Revolution hervorrufen würde. Was die Fabrikanten unter diesen Umständen thun sollten? werde man fragen. Reinesfalls beim Hause um ein Anlehn betteln. Er würde ihnen empfehlen, eine Bill anzu nehmen , welche die Arbeitszeit für Erwacbsene auf 8 Stunden und für Kinder auf 4 Stunden täglich beschränkte. Dies würde der Ueberproduction und Ueberspeculation steuern, die schon so viel Jammer und Elend über die Arbeiter gebracht. Außerdem sollte das Parlament die Bitte der höheren Klasse der Arbeiter gewähren und ihnen die Mittel zur Auswanderung ver | schaffen. Mr. Potter beantragt als Amendement eine Adresse an Jhre Majestät um Cinseyung einer Königlichen Kommission, die über die Lage von

Lancashire eine Untersuchung anstellen und über die besten Abhülfsmittel Be- richt abstatten soll. Vis jeyt seien durch Armensteuer und freiwillige Gaben fast 2 Millionen Pfd. St. aufgebracht worden, und 437,000 Perfonen leb ten noch jegt von Almosen. Unter ihnen gebe es 80,000 arbeitsfähige Leute und diese sollte die Regierung bei öffentlichen Bauten gemeinnüßiger Art beschäftigen. Er glaube, daß eine genügende Baumuwollzufuhr nicht ewig

ausbleiben fönne, und daß nichts nöthig sei, als über die bôse Zwischenzeit hinweg zu kommen und den Muth der Arbeiter aufrecht zu halten. Mr. | Mo Datllit \PUO tur Auswanderung und Be- | Mr. Villiers (Präsident der Armen- |

| Cobden sekundirt.

als solche gebührend legitimirt sind, nicht durchsucht oder aufgemacht, | pflege) bemerkt, daß der Antragsteller (Ferrand) sih in sehr unbestimmten

sondern so schnell als thunlich an ihre Adresse sollen; daß aber diese Justruction keinem falschen Postfelleisen , das sih- durch gefälschte Zeugnisse und Siegel verrathen würde , Schuße dienen sol. « Diese Junstruction war und bis unlängst hat sie zu keiner Frage Anlaß gegeben.

Sigßung der Prisen-Kommission über den »Peterhoff« beizuwohnen. Man zeigte ihm das vom »Peterhoff« fortgenommene Felleisen, das mit dem Sie- | gel von Jhrer Majestät Postmaster-General geschlossen war. Mr. Archibald protestirte gegen das Aufbrechen des Siegels, und bat, man möge den Beu- | tel seiner Bestimmung zusenden. Die Beamten der Vereinigten Staaten | jedoch bestanden darauf, daß der Beutel geöffnet werden solle, was denn auch geschah. Im Beutel wurden mehrere nach Matamoras adressirte Pa- | kete gefunden. Es geschah nichts weiter bei dieser Gelegenheit, und Mr. | Archibald berichtete über diese Angelegenheit an Lord Lyons. Dieser | wandte sih sofort an Mr. Seward, und erklärte, daß das bewußte Verfah- | ren eine Verlegung des Schreibens vom 31. Oktober sei, wodurh er die Unverleßlichkeit von Felleisen dieser Art gesichert geglaubt habe. Mr. Se- | ward sagte, der Gegenstand werde der Erwägung bedürfen. Nachher wurde | Mr. Archibald obermals ersucht, dem Prisengericht beizuwohnen, und erfuhr | dort vom Anwalt der Vereinigten Staaten, daß man beschlossen habe, die | im Beutel gefundenen Pakete zu öffnen. Man lud Mr. Archibald ein, | selber dieses Amt zu übernehmen, um zu sehen, welche Briefe unschuldig | seien, damit man fie an ihre Adresse befördere, und welche sih auf die La- | dung bezögen, damit man sie dem Prisengericht übergebe. Mr. Archibald | jedoch lehnte jede Betheiligung an einem solchen Verfahren ab. Wenn das Gericht die Erbrechung beschließe, so werde er derselben als Zeuge beiwohnen, | aber billigen oder gutheißen könne er die Handlung nicht. Nach dieser Er- klärung des Konsuls wurden alle weiteren Maßregeln eingestellt, und die | Eröffnung der Pakete wurde verschoben. Mr. Archibald berichtete wieder |

an Lord Lyons, und dieser ging zu Mr. Seward und machte ihm bemerk- | lih, daß, dem Befehl vom 31. Oktober zufolge, die Briefe wieder in den | Beutel gethan und an ihren Bestimmungsort gesandt werden sollten. Nach den leßten mir zugekommenen Berichten hatte die Regierung an das Prisen- | gericht telegraphirt, die Pakete bis auf weiteren Befehl nicht zu öffnen, aber einen endgiltigen Entschluß hatte die Regierung der Vereinigten Staaten niht gefaßt. So stehen die Dinge jeßt. Jhrer Majestät Regierung muß natürli das Gutachten der Kronjuristen sorgfältig erwägen, ehe sie irgend einen Schritt thut. Wahrscheinlich werden mit nächster Post Weisungen von bier abgehen, aber in der Zwischenzeit können frische Nachrichten ein- treffen und die ganze Farbe der Sache ändern. Unter diesen Umständen muß ih die Nachsicht Jhrer Lordschaften in Anspruch nehmen dafür, daß ih das Gutachten der Kronjuristen noch nicht mittheile, Der Marquis |

zum | fördern. vom 31. Oftober; | personen seien auf die öffentliche Mildthätigkeit angewiesen. Am 4. April | fähigen Arbeit zu verschaffen wäre ohne Zweifel wünschenswerth. Was den

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wurde Mr. Archibald, Jhrer Majestät Konsul in New-York, citirt, um einer |

befördert werden | und zum Theil ungerechten Anschuldigungen ergangen habe. Auch die im | Berbesserungsantrage empfohlene Unterfuchung würde nichts Neues zu Tage | Ueber 400,000 Personen, darunter 72,000 arbeitstüchtige Mannèë- |

Den Arbeits-

Aluswanderungsplan betreffe, so sei es nicht Pflicht der Regierung, auf Staats- n Die [häybare Arbeitskraft nah anderen Ländern zu exportiren. Das Departement der lrmenpflege habe ermittelt, daß in Lancashire und North Chejhire allein Drainirungs- und andere ähnliche Arbeiten nöthig seien , bei denen man 100,000 Mann zwei Winter lang reichlich beschäftigen könne. Die Regierung werde sofort jachkundige Personen nach den genannten Ge- genden abgehen lassen, und er hoffe, daß man binnen drei Wochen im Stande sein werde, die ganze Masse der arbeitsfähigen Armen, die jezt mit Wider- streben der öffentlichen Mildthätigkeit zur Last fallen, auf Grund der Par- laments-Akte über Boden - Verbesserung in der Heimath zu beschäftigen. Oberst Wilson Potter is mit diesen Bemerkungen von Herzen einverstan-

| den und über die Aussicht auf Beschäftigung von 100,000 Armen sehr er-

freut, Die ganze vom Central - Comité gesammelte Summe betrug 2,139,000 Pfd, wovon noch eine Netto-Bilanz von 755,000 Pfd. vorhan- den sei. Bon der genannten Totalsumme seien 1,400,000 Pfd. aus Lan- cashire allein geflossen, ein Beweis, daß diese Grafschaft ihre Schuldigkeit gethan habe, wenn auch einzelne Fabrikanten kaltherzig gewesen sein mögen. Aber es fei ungerecht, einen ganzen Stand als solchen anzuschwärzen. Seiner Meinung nach sollten, nach den befriedigenden Erklärungen von Mr. Villiers, sowohl der Antrag wie der Verbesserungsantrag zurlickgezogen wer- Det, Die Debatte wird noch ginige Zeit fortgeführt, aber s{hließlich werden Antrag und Verbesserung8antrag zurückgenommen.

Frankreich, Paris, 27. April. Die vom »Moniteur- heute mitgetheilten Nachrichten aus Cochinchina reichen bis zum &. März, zu welcher Zeit die Ruhe auf allen Punkten wieder her- gestellt war. Aus den Provinzen Bien-Hoa, Mytho und Go-Kong waren zahlreiche Unterwerfungs-Anträge gekommen, aber nur unter der Bedingung angenommen worden, daß die einzelnen Dorfschaften die Führer der Rebellion verhafteten und ihre Waffen, so wie die versteckten Kanonen auslieferten. So waren denn {hon an 20 Ka- nonen und schr viele Rädelsführer den Franzosen Überantwortet worden. Die nach anamitischem Gesehe verhängten Strafen sind aus Menschlichkeitsgründen in Zwangsarbeit verwandelt worden, Die Anamiten, welche sich kontraktlich verdingen wollen, werden nah der Insel Réunion gebracht. Die Telegraphenlinie von Saigun nach Mytho ist wieder hergestellt, für die Linie von Bien-Hoa nah

eine Anfrage von Mr. Alderman Salomons, daß das Mansionhouse Co. mité zur Linderung der Noth in Lancashire es nicht für nothwendig halt, sich mit Lord Derby's Central-Comité zu vereinigen. Es bestehe aus 9 Mit, j gliedern; eingelaufen sei eine Summe von mehr als 480,000 Pfd. St. und | i  Π\ Sir S ta | Northcote zeigt an, daß er die Absicht hat, im Comité des Gau d :

gen , durch welche auch wohlthätige Anstalten der Einkommensteuer unte, |

M 038 Pottev's , Du Guags. einer Königlichen Kommission zu übe, | h j 4 4 A E | weisen, habe den Zweck, die ganze Verantwortlichkeit auf die Reaier E thilde Maria, und seine Vathen waren außer der Königin, welche e G) Me, Megierung zu

überschwemmen, die indischen eingeborenen Handweber ruiniren und vielleicht |

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Baría erwartete man von Frankreich erst die erforderlichen Drähte. Die Dorfschaften müssen die Kosten tragen und auch die Arbeits- Mannschaften stellen zum Wiederbau der zerstörten Brücken. QDer | Gesundheitszustand der Expeditionscorps ließ nichts zu wünschen | ubrig. Am 6. März war der Dampfer »Forbin« von Saigun abgegangen , um die Regierung zu Hue von der bevorstehenden An- funft der Vertrags-Ratificationen in Kenntniß zu seten. Außerhalb der Festungsstadt Hue war ein Haus für die französische und spanl1- he Mission erbàut worden.

Der Minister des Jnnern hat unterm 6 d. eine Verfügung ex- lassen, wonach an die beschäftigungslosen Arbeiter von 21 Departe- ments aus der allgemeinen Subscription 598,219 Fres. 20 E. zur Rerthcilung kommen sollen. Auch das National-Comité in Rouen hat aus seiner eigenen Kollekte ca. 660,000 Frs. vertheilt.

Der in Straßburg erscheinende » Alsacien« hat eine Verwarnung erbalten, weil er am 15. d. einen, Lokal - Chronik überschriebenen Artikel mit der Unterschrist Communiqué versehen und sich so eine Formel angemaßt habe, welche nur den amtlichen Mittheilungen zu- fomme. Dadurch hat er das Publikum getäuscht und sich offen den Weisungen der Verwaltungsbehörde widerseßt.

Die in Bordeaux erscheinende »Gironde« hat vom Senator Pietri ein Communiquè erhalten, welches folgenden Passus enthält: »Die Rerwaltung konnte sih der ihr geseßlich zustehenden Waffen gegen diese Zeitung bedienen (Verwarnung); sie hat es nicht gethan, weil sie das Diskussionsrecht achtet, selbst wenn es abirrt.«

- 98. April. Jn der gestrigen Sißung des gesehgebenden Körpers suchten Noubel und Granier de Cassagnac bei der Budget- Berathung die über die neue Wagensteuer und deren ungerechte Ver= theilung im Lande herrschende Mißstimmung zu vertreten und als berechtigt darzuthun. Vuitry entgegnete zur Thatfrage, daß von den 37,500 Gemeinden des Staates nur 21,000 besteuerbare Wagen und Pferde besäßen; von 140,000 Wagen und 212,000 Pferden sei cin Steuerbetrag von nur drei Millionen erzielt worden, wäh» rend die Regierung 5,509,000 Frs. erwartet hatte. Baroche meinte, man müsse noch weitere Erfahrungen mit dieser Steuer machen, bevor man sie wieder abschaffe.

Heute hat der Kaifer auf dem Marsfelde die in Paris garni- sonirenden Truppen des 1. Armee-Corps in Parade Revue passiren lassen. M

Das neue Werk Proudhon's: »Die vereidigten Demokraten, das man hon seit drei Wochen erwartet, ist noch immer nicht er- shienen. Wie einzelne Journale anzeigen, wurden im leßten Augen- blickde noch verschiedene allzu starke Stellen auf Befehl gestrichen.

Der »Courrier d’Algerie« ist, weil er den Scnatus-Consult über das Grundbesißthum der algerischen Araber ein lait accompli ge- nannt, das sich Einem aufdränge, hoffentlich aber wieder in Nichts zerfallen werde, zu einem zweimonatlichen Schweigen verurtheilt worden. |

Ftalien. Turin, 28. April. Der Prinz und die Prin- zessin Napoleon sind in Livorno angekommen und haben ihre Reise von dort nach Pisa fortgeseßt.

Man liest in der offiziellen Zeitung des Königreichs unter dem 95. April: »Nachdem in seiner gestrigen Sißung der Senat über das Gesammtgejeß der Errichtung neuer Depots- und Anlecihe-Kassen abgestimmt und dasselbe mit 80 gegen 2 Stimmen angenommen hatte, wurden mehrere Geseze von Lokal-Jnteresse zur Abstimmung und Annahme gebracht. In der Deputirten-Kammer ward die Diskussion über das Budget des Justiz-Ministeriums für das lau- fende Jahr fortgesezt. Sie- ward auf den Antrag des Hrn. Alluri damit geschlossen, daß man zur einfachen Tagesordnung überging. Die Artikel des Budgets sind angenommen worden. «

Wie aus Chieti, 23. April, gemeldet wird, war in den Abruzzen wiederum ein Briganten-Chef, Giuseppe Bellisame di Monte Odorisio, nebst zweien seiner Gefährten gefangen genommen worden. Ein anderer Brigant, Peliotello de Orsogna, war bei der Gefangen- nehmung als Spion und Verräther betheiligt.

Türkei. Konstantinopel, 27. April. Auf der nun voll- endeten Straße zwischen Beirut und Damaskus wurde eine Fabrpost eingerichtet. Sie verkehrt zwischen beiden Städten täglich in zwölf Stunden. Konzessionäre der Bank trugen der Pforte an, die leßte Anleihe von sechs auf zehn Millionen zu erhöhen. Die Pforten- Kommissäre zur Jnspection der Provinz-Verwaltungen sind abgereist. Der Sultan passirte gestern die Dardanellen und ist heute in Gallipoli. ,

Nusbland und Polen. Von der polnischen Grenze, 27. April, theilt die »Osts.-Ztg.« Folgendes mit: Zwischen Skulsk und Ruszkowo im Kreise Konin standen am 24. d. vier Jnsurgenten- Abtheilungen in der Gesammtstärke von Über 3000 Mann, unter Führung von Jung-Blankenheims, eines französischen Offiziers aus dem Elsaß, und Seyfrieds. Auch befindet sih dort ein ehemaliger preußischer Offizier, von Seydewih. Die Kavallerie, die gut unifor- mirt und bewaffnet is, auch vortreffliche Pferde hat, zählt gegen

großem Eifer betrieben. Am Sonntage wurde unweit Ruszkowo ein Feld - Gottesdienst abgehalten. Der Feld - Kaplan hielt nach der Messe eine begeisternde Predigt. Das Jung - Blankenheim- sche Corps, das ebenso wie das Seyfriedsche aus zwei Abtheilungen besteht, stand früher in Slupce. Gegenwärtig formirt sich in diesem Grenzstädtchen eine neue Abtheilung, die sich täglih durch Zuzügler aus der Provinz Posen verstärkt. Das dritte Haupt-Corps unter Edm. v. Taczanowski ist nah mehrtägiger Abwesenheit am 25, nach Peysern wieder zurückgekehrt. Die Zollämter in Slupce und Peysern werden von Beamten der provisorischen Regierung verwaltet, doch hat der Handelsverkehr dort gänzlih aufgehört. Dazu kommt, daß die provisorische Regierung die Getreideausfuhr aus Polen ver- boten hat. Am 24. war eine auf Recognoscirung ausgesandte Ab- theilung von 500 Russen unweit Biniczewo în die Nähe eines von Insurgenten gelegten Hinterhalts gerathen. Sie wurde noch recht- zeitig durch einen Bauer gewarnt, und zog sich zurück; sonst wäre sie von den Jnsurgenten umzingelt und aufgerieben worden, Der der russischen Regierung ergebene Bauer wurde von den Jnfurgenten ergriffen und aufgehängt. Wie man hört, beabsichtigen die Fnsur- genten einen combinirten Angriff auf die Stadt Konín.

Aus Warschau, 26. April, meldet dasselbe Blatt: Verschiedene ausländische Blätter bringen immer von Neuem die Nachricht von dem Abschied der beiden Grafen Wielopolski, sowohl des Chefs der Civilregierung, als des Stadtpräsidenten , während beide hier ohne Unterlaß thätig sind, und eben so wenig als der Großfürst vorläufig an eine Abreise denken. Allerdings kann es unter so schwierigen Verhältnissen als die hiesigen sind und bei so verschiedenartigen Ele- menten in der Verwaltung nicht ohne Reibungen abgehen j dies ist ein augenblicklich schwer zu beseitigender Uebelstand und werden des- halb Männer, die ihrem Monarchen treu sind oder des Landes Wohl im Auge haben , nicht gleich durch jeden Zusammenstoß zum Rü- tritt bewogen werden. Der langsame Fortschritt der Russen hat seinen Grund meistens in der Unterschäßung ihres Feindes; ers wenn dieser gewachsen ist , fängt man an sich zu rühren , oftmals auch wenn es zu spät is, Wie ih jedoch vernehme, sollen fich die Truppen um Kalish, Konin 2c. der Art zusammen- ziehen, daß den Zuzüglern aus Posen wahrscheinlich bald dasselbe Ende im Kalisch’ schen, wie früher dem Langiewicz im Kra- kau'’schen bereitet werden wird. Man spricht zwar hier und da von Gefechten, die aber entweder erst geshlagen werden sollen oder #0 unbedeutend sind, daß es nicht werth is, darüber zu \{hreiben. Eines der bedeutenderen fiel am 21. d. Mts. im Podlachischen unweit der Stadt Biala (an der Chaussee zwischen Warschau und Brzesc Li- tewvski) beim Dorfe Wolka Plebanska vor, wo cine Jnsurgenten- bande von 300 Mann durch Capitain Dörnfelden mit einem Ver- lust von 25 Todten geschlagen und der Rest zerstreut wurde. Außer- dem bei Borow im Lublinschen, wo Major Sternberg am 18. die Aufständischen {lug, welche 70 Mann an Todten und Verwunde- ten und 5 Gefangene verloren. Gestern fand troy der Verbote der Polizei eine öffentliche Prozession statt; 14 Geistliche wurden deshalb verhaftet, da aber Erzbischof Felinsfi erklärte, daß die Pro- zession mit seiner Bewilligung geschehen, wurden die 14 Geistlicben freigelassen, dagegen aber der Erzbischof in seinem Palais mit Hau®- arrest belegt.

Der »Czas« am 24. d. bei Jozefow (Gouvernement Lublin an der Weichsel 2000 Russen umzingelt wurde, sich aber dur{chs{lug; und Czachowsfi zum Hauptanführer im Sandomirschen ernannt ift.

Aus Lemberg, den 28. April wird telegraphirt: Na dem »Goniec« steht der Jnsurgentenführer Jezioransfi mit einer gut bewaffneten Schaar unweit Tarnogrod. Morafkowsfi am 24. bei Raboczy über die Russen gesiegt, ist am 25. von russischen Truppen überfallen und geschlagen worden. _

Wie cine Meldung von der polnischen Grenze, den 28. * lautet, hat am vergangenen Sonnabend bei dem Städtchen W (einige Meilen südlich von Warschau, an der Pilica) ein bedeutende? Treffen stattgefunden, in welchem die russischen Truppen geichlagen wurden und starke Verluste erlitten haben jollen.

Nach einer Mittheilung der »Bresï. Qtg.« von Grenze, den 26. April, berrs{ht in Kalifch seit Tags z Bestürzung. Die Russen überrumpelten die Volen unweit Blaschke. Es wurden 70 Gefangene und no& wundete, zum Theil bekannte Edelleute, nebs vieler Kalish gebracht. Die Einbringung dauert noch f sind zahlreiche Insurgenten, größtentbeils junge Leute, 8

Schweden und Norwegen. Stockbolm i Ein Telegramm von Stockholm nach Warberg enthält die Mitttertumn daß russische Kreuzer 3. nah Malms bestimmte Sie, von demen zwei die norwegische Flagge irugen, angedalten daden.

Der König empfing beute in einer Audienz Herrm welcher bei dieser Gelegenheit dem Könige seine Creditive S "T2 sischer außerordentlicher Gesandter und devollmätigter Beine 20 hiesigen Hofe überreichte.

25. April. Der Staatsausshuß hat im seiner u

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vom 28. d. enthält die Nachricht, daß Lelewel

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150 Mann. Unter Seyfried kommandiren Zielinski und Oborsfi, Emigranten aus London, Die militairischen Egxercitien werden

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