1863 / 107 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

886

noch fort. Es hatten gesprochen für die Kommissions-Anträge : die Abgeordneten Stavenhagen, Taddel, Parrisius (Brandenburg) und Dr. Gneist; gegen dieselben: die Abgeordneten Ließ, V. Kirchmann, Graf Bethusy - Huc und Meibauer. Bei Schluß unseres Blattes \prach Abg. Dr. Gneist seit bereits 147 Stunden. Die Debatte wird voraus\ichtlich morgen und übermorgen fortgeseht werden.

Bayern. München, 5. Mai. Durch königliche allerhöchste Entschließung vom 28. April sind die Landräthe des Königreiches auf den 15. Juni -d. J. einberufen.

Großbritaunien und Jrland. London, 5. Mai. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wales haben der Citycorporation, welche ihnen ein Fest, dessen Art von ihnen selbst bestimmt werden möge, angeboten hatte, die Mit- theilung zukommen lassen, daß sie am 1. Juni einen Ball in der Guildhall mit ihrer Gegenwart beehren werden.

In der gestrigen Sißung des Unterhauses zeigte Mr. Gregory auf den 29. d. eine Besprechung der Lage des ottomanischen Reichs und seiner Finanzen an. Mr. Peacocke zeigte die Absicht an, ehestens die Aufmerksamkeit des Hauses auf die Umstände zu lenken, unter denen die »Sea Queen« von Falmouth nah Matamoras abgesegelt ist, ohne ein Post- felleisen an Bord zu haben; so wie auf die Thatsache, daß ein Theil der von Earl Russell - im Oktober 1862 an Mr. Stuart gerichteten Depesche unterdrückt worden sei; ferner die Absicht, die Vorlegung der Depesche in exienso zu beantragen. Auf eine Anfrage Mr. Maguire's wegen der Jnsel Sombrero, erklärte Mr. Layard, daß es ein Irrthum sei, zu sagen, daß ein Amerikaner die Jnsel Sombrero vor 10 Jahren entdeckt habe. Sie war vielmehr wohl bekannt und gehörte lange zu den britischen Besißungen im Karaibischen Meerbusen. Sie wurde im Jahre 1810 von dem britischen Offizier, Capitain Hayes , und dann wieder 1850 von einem anderen britischen Offizier vermessen. Jm Jahre 1856 entdeckte Capitain Johns, aus den Vereinigten Staaten, einige Lager von phosphor- saurem Kalk auf der Jnsel , und seitdem wurde diese Mine bearbeitet und haben sich Leute auf der Jnsel niedergelassen. Als Capitain Tatham vor Kurzem hinkam , fand er die Flagge der Vereinigten Staaten dort aufge- pflanzt , und als britischer Offizier wollte er sie während seiner Anwesenheit nicht wehen lassen, da dies ausgesehen hätte, als ob er die Souverainetät der Vereinigten Staaten anerkannt hätte. Capitain Tatham bat daher, daß man die Flagge senke, und da dies nicht geschah, that er cs selber. Eine Korrespondenz über den Gegenstand sei nicht vorhanden. Nach einiger Conversation über die » Auszählung« des Hauses am vergan- genen Freitag geht das Haus in Comité über die Zoll- und Re- venüen - Bill, und als die Reihe an die dritte Klausel fommt, welche die mildthätigen Anstalten der Einkommensteuer unterwerfen soll , sagt der Schaßtkanzler, er theile diese Anstalten in drei Klassen !— die kleinen, mittleren und großen ein. Die kleinen seien, anstatt Gutes zu stiften, gradezu verderblich , indem sie die Tendenz hätten , das Volk an das Almosen- Nehmen zu gewöhnen. Ein günstiges Beispiel der Anstalten der mittleren Klasse sei die Geistlichen-Waisenschule , die ein Einkommen von 5600 Pfd. per annum hat, und die er mit 145 Pfd. zu besteuern vorschlage. Der Stand, aus welchem die Schüler stammen , sei der arme Klerus, und das Budget dieses Jahres bezwecke zu Gunsten dieses Standes , Steuern zum Betrage von 7000 Pfd. jährlich nachzulassen. Ein passendes und tref- fendes Bild der großen Klasse sei Christ's Hospital. Dasselbe besihe ein Jahreseinkommen von wenigstens 70,000 Pfd. und empfange an frei- willigen Beiträgen 6000 Pfd. jährlich. Gestiftet wurde es für »sieche, wunde und brodlose Kinder« , aber dies sei nicht dis Klasse welche die Wohlthaten der Anstalt genießt. Jm Gegentheil, es werden in die Anstalt nur Kinder von Personen aufgenommen, die ein Einkommen von 200 bis 500 Pfd. St. besien, während die Gouverneure für eine Einzahlung von 500 Pfd. St. festen Einfluß auf die Beseßung von 1600 Schülerstellen erhalten. Man habe ihm vorgestellt, daß, bei einer Besteuerung mildthätiger Anstal- ten, 500 Patienten weniger in das St. Bartholomew's Hospital aufgenom- men werden könnten. Dieses Hospital habe ein Einkommen von 36,000 Pfd. St, und würde nah Abzug der Steuer, welche die Angestellten ent- richten, 350 Pfd, St. zu zahlen haben. Dies sei nur ein theilweiser Entgelt für die Vortheile, welche die Einkommensteuer dem Spital verschasft habe. Der Nachlaß an Weinzöllen habe für das Spital einen Werth von 238 Pfd. St., der von Zöllen auf ausländische Arzneistoffe einen Werth von 415 Pfd. St., der von Gebühren für Lebensmittel einen Werth von 1214 Pfd. St., so daß diese Nachlässe allein dem Spital eine Summe von 1867 Pfd. St. jährlich ersparen. Der Schaßkanzler vertheidigt den Vorschlag vom Gesichtspunkt der Gerech- tigkeit ‘und Politik, will ihn aber dem Hause nicht aufdrängen, wenn dieses seinem Prinzip nicht huldigen möge. Sir S. Northcote, Mr. Maguire, Lord H. Vane, Mr. V. Martin und Lord Rob. Cecil fkritisiren darauf die Maßregel mit Bitterkeit , worauf der Schahkanzler bemerkt, daß, nachdem kein unabhängiges Mitglied zu Gunsten der Maßregel gesprochen, es ganz unnöthig sein würde, das Haus zur Abstimmung aufzufordern. (Das heißt mit andern Worten, daß er die Clausel 3 zurücknimmt.) Mr. Disraeli hält diesen Entschluß für den klügsten, der sich hätte fassen lassen. Lord Palmerston, erklärt sich im Prinzip für den Vorschlag des Sthaß- fanzlers. Die Maßregel habe den gesunden Verstand und die Gerechtigkeit für sich, und alle seine Kollegen bätten sie gebilligt. Das Haus aber stehe unter dem Einfluß lokaler Vorurtheile, und unter diesen Umständen handle der Schaßkanzler klug und taktvoll, indem er den Vorschlag fallen lasse. Die Clausel Nr. 3. wird darauf ohne Abstimmung verneint.

Frankreich. Paris, 5. Mai. Der »Moniteur« theilt heute den Wortlaut der Antwort mit, welche Fürst Gortschakoff unterm 26. April auf die französische und die englische Note wegen Polens ertheilt hat, und leitet diese Mittheilung mit folgenden Wor- ten ein: »Da die Antwort der russischen Regierung auf die fran-

zösische Depesche in Betreff der Angelegenheiten Polens in verschie-

denen Blättern zu irrigen Analysen oder Jnterpretationen Veran- lassung gegeben hat, so balten wir es für ersprießlih, dieselbe hier zu veröffentlichen. Diese Depesche und deren Anhang (die Antwort auf die englische Note) sind vom Herrn Botschafter Rußlands dem Herrn Minister der auswärtigen Angelegenheiten am 1. Mai vorge- lesen und abschriftlih überlassen worden. Beim Lesen dieser Schrift stücke kann man sich leiht überzeugen, daß dieselben den Weg zu versöhnlichen Planen öffnen, und daß man darin die Grundlagen zu Unterhandlungen findet, welche auf eine Verständigung zwischen den verschiedenen Höfen hinausführen können, die in diesem Augen- blicke danach forschen , wie die legitimen Jnteressen Polens in Schuß zu nehmen seien. «

Eine heute früh beim Kaiser eingegangene Depesche vom General- Kapitän der Havannah bringt sehr wichtige Nachrichten aus Mexico, welche die »France« so zusammenfaßt: »Da General Ortega, Play- Kommandant von Puebla, einsah , daß Widerstand nicht möglich sei , ließ er den General Forey um eine Capitulation bitten. Aber die Bedingungen, welche der mexikanische General dabei stellte, schienen nicht annehmbar und wurden abgelehnt. Am anderen Tage machten die Belagerten , 12,000 Mann stark, einen Ausfall , der aber mit voller Macht zurückgeschlagen wurde und si in eine wirkliche Nieder- lage verwandelte. Jn Folge davon richtete der Gemeindevorstand der Stadt an General Forey die Bitte, nicht zum Bombardement zu schreiten. Der General antwortete mit der cinem französischen General geziemenden Würde, daß das Bombardement unnüß sei, um Frankreichs Sieg zu sichern , und daß die Rücksichten der Menschlich- feit in seinem Geiste von den Rechten des Krieges nicht getrennt seien. Bei Abgang des Schiffes, welches diese hoffentlich bestätigten Nachrichten gebracht, sah man die bedingungslose Capitulation Or- tega’s als gewiß an.«

Wie bereits telegraphisch gemeldet, straft der »Moniteur« heute die »France« Lügen, welche troh des Widerspruches der englischen Blätter den Prinzen und die Prinzessin von Wales in Fontaineblean er- wartet werden licß und darin \chlecht unterrichtet war. Das amtliche Blatt fügt hinzu: »Der Tuilericenhof hat, obschon ein solcher Besuch ibm großes Vergnügen gemacht haben würde, niemals bestimmt darauf g ehofft, der Pflichten wegen, welche Jhre Königlichen Hohei- ten in England während der ersten Monate ihrer jungen Ehe zu erfüllen haben.»

Die Nachrichten aus Tanger lauten, dem »Moniteur« zufolge, viel besser: am 17. April haben die Kabylen si wieder unterworfen, und die dorthin zum Schuße der Fremden geschickten Kriegsschiffe sind auf ihre Stationen zurügekehrt.

Djemil Pascha, türkischer Botschafter dahier, begiebt sih morgen nah Madrid , um dort die Schreiben zu überreichen , die ihn auch als Botschafter bei der Königin von Spanien beglaubigen.

Die internationale Telegraphen - Kommission is gestern unter Vorsiß des Ministers des Auswärtigen hier zusammengetreten.

Éin Kaiserliches Dekret vom 2. Mai bestätigt die hier gegrün- dete Madagaskar-Compagnie für Bodenkredit, Jndustrie und Handel ein zweites ernennt zum Gouverneur derselben den Baron von Richemont.

Spanien.

« Aus Madrid, 4, Mai, wird telegraphirt : »Jn der gestrigen Sihung des Senates vertheidigte sch Narvaez gegen

die Angriffe der Progressisten. General Prim sprach sih gegen die Möglichkeit eines Ministeriums Narvaez aus.»

Ftalien, Ein Brief Mazzini's an einen seiner Haupt- agenten, welcher die Aufgabe hatte, einen republikanischen Aufstand in Mailand und Brescia zu arrangiren, is der Regierung in die Hände gefallen. Ein Beamter des Ministeriums des Jnnern, welcher die Leitung der geheimen Polizei hat, ist von Turin aus in Mai- land eingetroffen, um die Sache weiter zu verfolgen. Wie es scheint, war der vielbesprochene Putsch gegen Venetien, rur das Vorspiel oder, besser gesagt, bloß Maske, um die Regierung im Jnnern mit aller Energie anzugreifen. Zahlreiche Verhaftungen wurden sowohl in Mailand als auch in Brescia und Desenzano vorgenommen, und mehrere Depots von Waffen, meist Flinten und Revolver, find der Regierung in die Hände gefallen, auch sollen Über 100 Stück soge- nannter Orsini-Bomben, in einem Keller vergraben, aufgefunden worden sein. Aus den bei den Verhafteten vorgefundenen Briefen scheint hervorzugehen, daß der 4. Juni als der Tag des eigentlichen Ausbruchs der Revolution festgeseßt worden war, und daß Mazzini hoffte, bis dahin über 10,000 Gewehre verfügen zu können.

Laut Berichten aus Rom, vom 2. d. Mts, hatte der Papst weil er sich etwas angegriffen fühlte, die Reise nah der Provinz Frosinone um einige Tage verschoben. Die Minister-Krisis war vorüber, und das gegenwärtige Personal bleibt im Amte. Die Anleihe war gedeckt, und man hatte das Anerbieten cines belgischen Banquiers nicht angenommen.

Der Prinz und die Prtnzessin Napoleon sind am 4. Mai Abends von Neapel nach der Levante abgereist.

Die »Wien. Ztg.« vom 6. enthält nachstehende Mittheilung (ohne Datum): Die Nachrichten, welche der leßte Dampfer aus Palermo nah Genua gebracht hat, lauten Über die politische Stimmung auf der Jnsel Sizilien so bedrohlich, daß man von

887

Neapel in aller Eile Militairverstärkungen nach Palermo schicken mußte. Der Widerstand gegen die piemontesische Rekrutirung hat auf der ganzen Jnsel den höchsten Gipfelpunkt erreicht und überall flüchten sich die jungen Leute, um nicht in die piemontesischen Regi- menter eingereiht zu werden. Jn Piana und Marinello wenige Miglien von Palermo fam es zwischen Konskribirten und cinem Detachement Linienmilitair zu einem förmlichen Kampfe, weil die Rekruten sich nicht gebunden wegführen ließen. Man wecselte Schüsse und zog die Messer, wobei ein Soldakt und cin Rekrut todt auf dem Plaße blieben und mehrere Leute von beiden Parteien ver- wundet wurden. Von Palermo is eine Abtheilung Kavallerie nach den unruhigen Ortschaften geschickt worden.

Rusland und Polen. Von der polnishen Grenze, 5. Mai, meldet die »Osfts. Ztg. «: Seit dem 1. d. kommen aus dem Koniner Kreise täglich auf Wagen, deren Räder mit Stroh um- wickelt sind, zahlreiche Transporte von verwundeten Insurgenten über die preußische Grenze, die in den nächst gelegenen Dörfern und Städten, sogar bis Posen untergebracht werden. Jn der Regel sind diese Transporte von Eltern und nahen Verwandten der Verwun- deten begleitet , deren Wehegeschrei verbunden mit Verwünschungen gegen die Verführer ihrer Söhne und Angehörigen, herzzerreißend ist. Die Aeußerungen des Schmerzes sind gewiß um so gerechtfertigter, als die meisten jungen Leute, die sich an der Jnsurrection betheiligen, faum das Knabenalter überschritten haben und von Geistlichen und adligen Brodherren beredet und ohne Wissen und Willen der Eltern angeworben werden. Es ist Thatsache, daß fast F der polnischen Frel- heitskämpfer Knaben und Jünglinge von 16—20 Jahren sind, die bisher nur dieFeder oder denHobel oderPfriemen führten oder dem gnädigen Herrn Bedientendienste leisteten. Stämmige und kräftige Bauernburschen wie jedes polnische Dorf sie dußendweise aufzuweisen hat, oder durch die Arbeit abgehärtete Männer im fkräftigeren Alter sucht man ver- geblich in den Reihen der Jusurgenten. Als dem im Kampfe ge- bliebenen französischen Offizier Jung-Blankenheim die Freischaar, die er gegen die Russen führen sollte, zum ersten Mal vorgeführt wurde, rief er aus: »O Polen, sind das deine Freiheitskämpfer Er wun- derte sich eben so sehr über die geringe Zahl (die Schaar war nur 100 Mann stark, obwohl ihm Tausende versprochen waren), wle über die zarte Jugend und die auffallende Körperschwäche seiner Kom- battanten und konnte nicht begreifen, daß Polen nicht fräftigere Männer zum Kampfe für seine Unabhängigkeit stelle. Hatte man ihm doch nach Paris geschrieben, daß ganz Polen im Aufstande sei. Graf v. Jung - Blankenheim erklärte höchstens 40 Mann seiner Schaar für körperlich tüchtig zum Kampfe gegen reguläre Truppen, und wenn seine Schaar später auf einige Hundert anwuh®/ \o sah er sich vergeblich nach fräftigeren Männern um, auf die er die Hoff- nung des Sieges gründen konnte. Noch mehr wurde seine Hofs- nung herabgcstimmt, als er sah, wie die Bauern 1m Kreise Konin den Insurgenten mit Drohungen und sogar Feindseligkeit begegneten und durch alle Gewaltmittel, durch Prügel und Erhängen, nicht zu bewegen waren, ihnen für baares Geld die nöthigen Lebensmittel zu liefern. Mit dem täglich fühlbarer werdenden Mangel an Lebens- mitteln nahmen auch die Desertionen zu und die Schaar von 800 sMann, die von Jung-Blankenheim kommandirte, war vor dem ent- scheidenden Treffen auf eiwa 600 reduzirt. von Jung-Blankenheim sah sein Schicksal klar voraus. Am Tage vor dem Treffen bei Ofowie äußerte er zu einem seiner französischen Freunde: »Wir gehen Alle dem Verderben entgegen, aber wir sind es unserer Ehre \hul- dig, den Kampsfplaÿ nicht zu verlassen. « Noch verdient bemerft zu werden, daß das Lager des Jung-Blankenheimschen Corps den Russen durch einen Bauern verrathen wurde. : 4A

Der »Czas« vom bten d. hat die Nachricht, daß Minicew ski bei Olkusz von 600 Russen angegriffen wurde und sie {lug der Verlust der Russen belaufe fih auf 50. '

Der »Pos. Ztg.« wird aus Polen, den 4. Mai, berichtet: Am 3. rückten die erst am 1. und 2. in Konin angelangten Garde- Ravalleric-Abtheilungen und auch Infanterie nach“ Slupce und Wilezyna vor; gestern zogen sie jedoch vereint und in Stärke von etwa 1200 Mann in der Richtung nach Kazmierz ab und blieben nur noch 2 Kompagnieen Infanterie in Slupce.

Wie bekannt, hatten die Ansurgenten in der Ausdehnung zwischen Peisern und Wilszyn, von der preußischen Grenze bis 1 Meile vor Konin die russischen Adler abgerissen und Polen pro» flamirt. Die Russen haben nun wieder russisches Regiment ein- eführt. :

M Gestern soll es zwischen den Russen und dem Seiffertschen Corps bereits zu einem Zusammenstoß gekommen sein j ebenso au bei Chodz mit dem Taczanowski'schen Lager. Die Jusurgenten ver- meiden jeßt, so lange sie können, einen Zusammenstoß, um ihre Kräfte bis zum 13. d. M. zu \{chonen, einem Tage, der, wie fie meinen, sehr verhängnißvoll für sie sein wird. L n

Aus Lemberg, 2. Mai, berichtet die »Bresl. Z.« : Eine An- zahl Knaben, durhshnittlich im Alter von 10 bis 12 Jahren, 3099 (wie es verlautet, in 2 Abtheilungen , ine von 30 und die zweite von 50, und zum Theil bewaffnet) von hier aus, um am Kampfe in Polen Theil zu nehmen.

Die »St. Petersburger Zeitung« bringt über die bereits ander- weitig gemeldete Affeaire des General-Majors Kostanda nachstehen- des Telegramm aus Warschau den 1. Mai: Die mir untergebe- nen Truppen haben das: Geburtsfest Sr. Mazj. des Kaisers in einer würdigen Weise begangen. Nachdem ih erfahren , daß die Jnsur- genten die Umgegend von Babiak Brdow und Ossowie beseht hat- ten, rücte ich um 3 Uhr Morgens mit einer Abtheilung, welche aus 5 Compagnieen Jnfanterie, 120 Sapeuren, 2 reitenden Geschüßen, 40 Husaren und 35 Kosaken bestand, aus Kolo aus, wo ich den Train unter einer Bedeckung von 250 Mann zurückließ. Unr 7 Uhr griff ich den Wald von Offowie “in drei Kelonnen an. Wir stießen hier auf die Banden der Führer Jung de Blankheim, Seyfried, /Solnicki und Oborski , die Über 3000 Mann zählen mochten und zum Theil am Tage vorher von Nowa-Wies an der preußischen Grenze hierher vorgerückt waren. Die Banden, welche größtentheils aus QZuzüglern aus Preußen bestanden, enthielten Viele , welche mit Bajonetbüchsen be- waffnet waren, und gegen 200 Reiter auf preußischen Pferden. Der Kampf dauerte 4 Stunden. Die Jusurgenten, von drei Seiten um- ringt, schlugen sich mit Verzweiflung, wurden aber durch den kühnen Andrang der Truppen auseinandergesprengt und flohen in der Rich- tung nach Izbica. Den Jusurgenten wurden Jung , dessen Stabs- Chef Gomres, der Befehlshaber dex Sensenmänner, Skawronski und gegen 400 Mann getödtet und 85 Mann, darunter zwei Geistliche, gefangen genommen. Außerdem fielen eine Fahne, einige Feldzeichen;, über 200 Büchsen, viele andere Waffen, Karten, Papiere; Vorräthe, die Bagage und Pferde in unsere Hände. Wir haben an Todten : 2 Gemeine; an Verwundeten : 2 Offiziere (Lieut. Groshbowski und Unterlieut. Kolmakow) und 18 Gemeine. Auch 8 Pferde sind ver- wundet worden. Um 8 Uhr Abends kehrte ich nah Kolo zurü:

Wie der »Wien. Ztg.« aus Krakau, den 5. Mai, telegraphisch gemeldet wird, wurden am 4. d, Abends 6 Uhr, die Jnsurgenten von den Russen in Jgolomia angegriffen und bis Clo gedrängt, wobei die Kugeln bis nach Clo fielen und einen österreichischen Sol- daten leiht verwundeten. 59 Insurgenten, 6 Wagen mit Waffen und 2 eiserne Kanonen wurden von den österreichischen Truppen itbernommen und nach Mogila gebracht.

Zwei am 5. d. Nachts im Vorpostengefehte bei Plofi ver- wundete Insurgenten wurden Vormittags aus Chrzanowo hierher- gebracht. Laut ihrer Aussage is die betressende Insurgenten-Abthei- lung, 600 Mann stark, von französischen Offizieren kommandirt; gegen Olkusz gerückt. Die Esforte meldet, daß der Kampf bei Ploft fortdauert.

Telegraphische Depeschen aus dem Wolff {en Telegraphen-Büreau.

Lemberg, Donnerstag, 7. Mari. Gestern hat in den: Wal- dungen bei der Glashütte Rozaniecka (zwischen Tarnogrod und To- maszow) ein heftiger Zusammenstoß zwischen russischen Truppen und dem Corps des Jezioran ski stattgefunden. Nach einem dreistün- digen Gefechte zogen die Russen \sich zurück, während die Insurgen- ten die Stellung bei ihrem alten Lagerplaße behielten. Der Verlust der Polen wird auf 40 bis 50 Todte und 100 Verwundete: ange-

geben, der russische ist unbekannt. National- Dank.

Seine Königliche Hoheit der Kron prinz haben im Namen Sr. Ma- jestät des König®/ des Allerdurchlauchtigsten Protektors des National- Danks für Veteranen, folgende Personen zu Verwaltungs -/ beziehungêwei|e zu Ehren-Mitgliedern der Stiftung zu ernennen und. die Patente für dieselben de dato Berlin, den 1, Mai 1863 Höchsteigenhändig zu vollziehen geruhet.

L. Regierungs - Bezirks - Kommissariat Danzig+ Kreis- Kommaissariat Carthaus. Zum Kreis - Kommissarius: den Rittergutsbesigzer Richard von Windisch auf Lappin. A .

lÎ. Regierungs - Bezirks - Kommissariat Cöslin, Kreis- Kommissariat Dramburg. Zum Ehren-Mitgliede: den Ritter- gutsbesihzer König auf Schloß Callies. E 7

III. Regierungs - Bezirks - Kommissariat Posen. Kreis- Kommissariat Kosten. ZU Ehren-Mitgliedern: den Königlich Niederländischen Oberförster Bölke zu Racot / den Königlich Niederländi- schen Wirthschafts-Jn\pektor Pohl daselbst , den Gutsbesitzer Drescher zu Poladowo, den Rittergutsbesizer Fenner zu Zelazno, den Agronomen Förster zu Bronikows, den Gutsbesizer Gensmer zu Neuhof, den Ritter- gutsbesizer Freiherrn von Gersdorff zu Parsko, den Königlichen Lieutenant von Löper zu Wielichowo , den Rittergutsbesizer Maske zu Jerka, den Rittergutsbesiger Naglo zu Bielowo, den Bürgermeister Neubert zu Schmiegel , den Rittergutsbesißer Pohl zu Szcezodrowo / den Königlichen Domainen-Pächter Reman o w sky zu Mosciszki, den Königlichen Kreis- Baumeister Rose zu Kosten, den Königlichen Polizei-Distrikts-Kommissarius Schilling daselbst, den Königlichen Lieutenant und. Corrections - Anstalts- Direktor von Yaluskows ki daselbst, den Königlichen Polizei - Distrikts- Kommissarius Sawade zu Wielichowo , den Zimmermeister Schütt zu Czempin, den Königlichen Polizei-Distrikts-Kommissarius und Bürgermeister Wende daselbst, den Herzoglich von Azarenza - Pignatelli schen Oberförster und Rentmeister Spiel er zu Nitsche, den Gutsbesizer Wolfram zu Zbechy.

IV. Regierungs-Bezirks - Kommissariat: Trier, Krei®- Kommissariat Saarbrücken. Zum Kreis-Kommissarius: den Königlichen Landrath von Gärtner zu Saarbrüten.