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Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 21. Mai. Se. Majestät der König haben ‘während des gestrigen Tages noch einige Schmerz - Anfälle gehabt. Dieselben „waren jedoch seltener und von fürzerer Dauer als vorgestern. Die Nacht war gut. Ebenso ist das Befinden am heutigen Vormittage befriedigend.
Se. Majestät haben noch keine Vorträge entgegengenommen, aber den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Karl empfangen.
— Das Herrenhaus nahm im weiteren Verlaufe seiner gestrigen Sihung den von der Petitions-Kommission zu den Petitionen aus der Provinz Posen gestellten, gestern bereits erwähnten, Antrag mit allen gegen eine Stíîmme an.
— In der heutigen Sizung des Abgeordnetenhauses verlas vor Eintritt în die Tagesordnung der Herr Ministerpräsident von Bis- marck-Schönhausen folgende Allerhöchste Botschaft:
»Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen 2c. Náchdem in der Sizung am 11. d. M. das Präsidium des Hauses der Abgeordneten den Anspruch erhoben hat, Unsere Minister seiner Disziplinargewält zu unterwerfen und ihnen Schweigen zu gebieten, find dadurch die Rechte verleßt und in Frage gestellt worden, welche nach Art. 60 der Verfassungs - Urkunde Unseren Ministern zustehen. Unser Staatsministerium hat, indem es durch seine Schreiben vom 11. und 16. d. M. gegen die Wiederkehr ähnlicher Vorgänge sicher- gestellt zu werden verlangte, dem Hause der Abgeordneten zugleich die wiederholte Gelegenheit geboten, dem Vorgange vom 11. d. M. jede störende Einwirkung auf die gegenseitigen Beziehungen zu neh- men, und ihn auf die Bedeutung eines vereinzelten Falles zurüzu- führen. Das Haus der Abgeordneten is diesem versöhnlichen Schritte seinerseits nicht entgegengekommen, sondern hat die erbetene Erklä- rung versagt und sich indirekt den von Seiten des Präsidiums am 11. d. M. bethätigten Anspruh auf eine Disziplinargewalt Über Unsere Minister angecignet.
Ein solcher Anspruch entbehrt der gesehmäßigen Grundlage, und Wir können es der Würde Unserer Regierung nicht für ent- sprechend erachten, daß Unsere Minister als Vertreter der Krone den Verhandlungen des Hauses ' unter Verzichtleistung auf die ibnen rehtlich zustehende und verfassung8mäßig verbriefte selbstständige Stellung gegenüber dem Hause der Abgeordneten und dem Prä- fidium desselben beiwohnen.
Wir können daher das Haus der Abgeordneten nur ermahnen, einer Lage der Dinge, unter welcher die wesentlichsten nteressen des Landes leiden, ein Ende zu machen, indem das Haus der Abgeord- neten Unseren Ministern die von denselben verlangte Anerkennung ihrer verfassungsmäßigen Rechte gewährt und dadurch das fernere geschäftliche Zusammenwirken ermöglicht, ohne welches ein Ergebniß der Verhandlungen des Landtags \ich niht in Ausficht nehmen läßt.
Gegeben Berlin, dén 20. Mai 1863.
(gez.) Wilhelm.
(ggz.) von Bismarck. von Bodelschwingh. von Roon. Graf von Jhenpliy. von Mühler. Graf zur Lippe. von Selchow. Graf zu Eulenburg.«
Das Haus beschloß auf Antrag des Abg. Dr. Virchow: diese Allerhöchste Botschaft der Adreß- Kommission zur Berathung und \{leunigsten Berichterstattung zu überweisen und vertagte sih dem- nächst. Nächste Sißung wahrscheinlich morgen früh 9 Uhr.
— Vor cinigen Tagen sind diejenigen Mitglieder der Evan- gelishen Landeskirche Preußens von hier nach Madrid abgereist, welhe fch der Deputation an Jhre Majestät die Königin von Spanien zu Gunsten der spanischen Protestanten Mátamoros, Taigo und Albama anschließen wollen. Diese Deputation aus verschiedenen Ländern Europas isst bekanntlich von dem Evangelischen Bunde angeregt worden; sie hat nur den Zeitpunkt abgewartet, wo durch die Verurtheilung der Genannten in zweiter Instanz der Augenblick gekommen war, in welchem die Gnade Ihrer Majestät der Königin die Wirkung der bestehenden Geseh- gebung in Spanien aufheben kann. Diese Gnade anzurufen, is der Qweck der Deputation, welche einen rein privaten Charakter trägt, aber aus hervorragenden Persönlichkeiten fast aller Evangelischen Kirchengemeinschaftén besteht, die freiwillig und auf eigene Kosten sih diesem Werk unterzogen haben. Engländer, Franzosen, Hollän- der, Dänen, Schweden, Schweizer, und von Deutschen, außer Preußen, namentlich auch Oesterreicher und Bayern, find dabei betheiligt; von preußischer Seite haben ‘sich die Flügel-Adjutanten Sr. Majestät des Königs, Graf von Kaniß, Se. Durchlaucht derPrinz Heinrich X11. Reuß, der Graf von Behr-Negendank und der Premier-Lieutenant Klüber an- geschlossen. Alle diese sind, dem Charakter der ganzen Deputation gemäß, ebenfalls in ganz privater Weise, nur die Vertreter des allgemeinen Ge- fühls în der evangelischen Landeskirche Preußens. Se. Majestät der König aber ; Allerhöchstwelcher schon seit mehr als Jahresfrist durh Seine Gesandtschaft in Madrid Sich in der dringendsten Weise für die Unglüdcklichen verwandt hat, hat auch jeßt Seine lebhafte Theilnahme an dem 2wecke der Deputation ausgesprochen und die Gesandtschaft amwveisen lassen, der leßteren jede angemessene Förderung und Unter- fiüyung zuzuwenden, Von der milden und edelmüthigen Gefinnung
. Major
Jhrer - Majéstät der Königin von Spanien darf eine freundliche Auf- nahme und ein günstiger Erfolg der Deputation gehofft werden.
Sachsen. Weimar, 20, Mai. Jhre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Frau Großherzogin haben heute nebs| Ihren Hoheiten den Prinzessinnen Marie und Elisabeth Schloß Ettersburg bezogen. (Weim. Z.)
Eisenach, 18. Mai. Als neue Mitglieder der diesjährigen deutsch - evangelischen K irhen-Konferenz werden gemeldet: der Ober-Kirchenrath Dr. Gonesch aus Wien, der Ober - Konsistorialrath Dr. Dorner aus Berlin und der Prälat Dr. Holymann aus Karls- ruhe. Gegenstände der Berathung sind: 1) die Statistik sämmtlicher evangelischer Kirchen in Deutschland , 2) die kirchliche Armenpflege, 3) die Prüfungs-Ordnung der theologischen Kandidaten in den ver- \chiedenen Lande®skirchen , 4) die Revision der lutherischen Bibelüber- sehung, 5) die Form der Einweihung der evangelischen Kirchen, 6) der Bestand des von der Konferenz gegründeten, in Stuttgart bei Cotta erscheinenden allgemeinen evangelischen Kirchenblattes. (L. J.)
Belgien. Brüssel, 19. Mai. Die Kammer hat heute im Gesammtvotum das Stipendiengesey mit 61 gegen 36 Stimmen genehmigt. — Den Handelsverträgen mit Spanien und Jtalien wurde, wie gestern dem preußischen Vertrage, die Ehre der einstim- migen Annahme zu Theil. — Sodann genehmigte das Haus ohne alle Diskussion verschiedene außerordentliche Kreditforderungen und nahm den Bericht der Kommission entgegen , welche den Vorschlag ciner Pensionsgewährung an Herrn Pierre's Wittwe geprüft hat. Der Ausschuß hat die beantragte Pension von 1500 auf 2000 Frs. zu erhöhen beschlossen. (Köln. Ztg.)
Frankreich. Paris, 19. Mai. »France« und »Pays« melden, die königliche Familie in Kopenhagen habe am 16. d. be- chlossen, ihre endgültige Entscheidung wegen des griechischen Thrones bis zum 1. Juni zu vertagen. Die »France« fügt hinzu, die grie- chische Deputation werde nun Kopenhagen am 25. d. unverrichteter Sache verlassen.
König Ferdinand von Portugal ist heute hier angekommen. Der Herzog von Brabant hat Lissabon gestern verlassen und wird nun in Bordeaux erwartet.
Die Hochzeit des Herzogs von Chartres is, laut Memorial di- plomatique, auf den 11. Juni festgesetzt.
Gestern is der Postdampfer von Saint Nazaire nah Vera-Cruz abgegangen. An Bord befindet sich der Artillerie-Brigade-General Courtois Roussell d'Hurbal, welcher an Vernhet de Laumière's Stelle treten soll. Von Vincennes is} gestern eine Batterie nach Cherbourg abgegangen, um am 23. d. auf der Transport - Fregatte »Entreprenante« nah Mexico befördert zu werden.
Ans Peking, 7. März, meldet der »Moniteur«, daß die Miß- handlung der Christen in Kiangsi und Hu-Nan durch die chinesische Regierung schleunigst gesühnt, daß der schuldige General Tienn zum Tode verurtheilt und Msgr. Navarro mit dem Abbé Anot auf Staatskosten unter sicherem Geleit wieder nah jenen Provinzen zu- rückgekehrt ift.
— 2. Mai. Die »Francçe« meldet aus Puebla vom 17ten April, daß die Belagerungs-Arbeiten unter den günstigsten Umstän- den fortdauern.
Túrkei. Aus Alexandrien wird mitgetheilt, daß der Prinz Napoleon dem Vice-König von Aegypten das Großkreuz der Ehrenlegion überbracht habe.
Nuslanud und Polen. Warschau, 18. Mai. Jn die- sen Tagen sind mehrere Gefechte bei Garwolin, Warka und in der Gegend von Wilna vorgefallen ; dasjenige aber, was man sich Pol- nischerseits Über große gegenseitige Verluste erzählt, klingt fo Über- trieben (unter Anderem sollen die Jnsurgenten den Russen 11 Ka- nonen vernagelt haben, obgleich, so viel bekannt , eine solche Anzahl Geschüße noch nie in einem Gefechte vorgekommen) daß ih nähere und zuverlässigere Nachrichten abwarten will. — Heute kann ich Ihnen über das in meinem lehten Briefe gemeldete Treffen bei Czy- zewo und Malkama Näheres berichten. Es war eine gutersonnene Falle, welche der Jnsurgenten-Anführer Plucinski, bis vor Kurzem Bahnhofs-Tnspektor der Warschau - Wiener Eisenbahn, den Russen legte, in welche diese auch geriethen, ohne indessen den beabsichtigten Schaden zu erleiden. Am 13. dieses Monats , sobald General- Graf Toll gehört, daß die Jnsurgenten diesseits Czyzewo die Eisenbahn zu, beschädigen beabsichtigten, begab sich derselbe mit 2 Compagnicen Junfanterie und 80 Kosaken vermittelst Extrazug nah Czyzewo. Nachdem eine Beschädigung der Bahn wirklich gemeldet, ließ der Graf Toll 15 Meilen vor Czyzewo den Zug sehr langsam und vorsichtig fahren, ohne jedo verhindern zu können, daß die ersten Waggons aus dem Geleise geriethen, was cinen sehr starken aber unshädlihen Stoß zur Folge hatte, der da- durch hervorgebraht war, daß die Bahnschwellen herausgebrochen und die Schienen auf den Sand gelegt waren. Beim Stillstehen des Zuges gaben die in der Nähe befindlichen Jusurgenten eine starke Salve auf das Militair, welhem es indeß gelang, sih bald zu sam- meln, worauf es die Aufständischen mit einem mörderischen Feuer empfing. Diese lehteren, hierdurch stußig gemacht, wurden nun von
den Truppen angegriffen und mit einem Verlust von 140 Todten
_wir beschränken uns darauf, die Hauptzüge hervorzuheben.
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in die Flucht geshlagen. Die Anführer Plucinski und Myrtkowski blieben auf dem Playe und viele Gewehre wurden erbeutet. Das Militair verlor 15 Mann. — Ueber das Gefecht bei Jgnacewo oder Slesin bei Kolo bringen die militairischen Berichte noch Folgendes. Die Kolonnen des Generals Krasnotutsfi , bestehend aus 3 Com- pagnieen Schüßen, 60 Sapeuren, 2 Schwadronen Husaren; 27 Ko- saken und 2 Geschützen, beschoß die bei Jgnacewo stehenden Insur- genten zuerst mit Kartätschen , ging hierauf zum Kleingewehrfeuer und dann zu ciner stürmischen Attaque Über, wobei einige Häuser in
lammen aufgingen. Die Jnsurgenten wichen auf Piotrowice zurü, versuchten sih hier zu sehen, wurden aber geschlagen und von den Truppen bis Slesin verfolgt, woselbst die lehteren Posto faßten. Oie Bande war 2500 Mann stark, sehr gut bewaffnet und tüchtig verschanzt, weshalb auch der Verlust des Militairs ein ungewöhnlich großer, nämlich 24 Todte und 71 Verwundete; worunter 2 Offiziere. Das ganze Lager mit einer Kanone , mehreren hundert Karabinern und anderen Waffen , Pulver- und Bleivorräthen wurden erbeutet. Auch die sonstigen Verluste der Aufständischen sind sehr bedeutend. Oer Slesiner Wald und der ganze Weg ist mit Gefallenen bedeckt. — Die seit 2 Jahren abgeschafften Militair-Gouverneurs »Naczelnicy Wojenni« werden wieder eingeführt , weil die Regierung von den Civil - Gouverneurs allein nicht gut genug bedient wird. (Ofts. Z.)
Schweden und Norwegen. Stockholm, 15. Mai. Wie die »Posttidning« heute mittheilt , hat der König ein Comité ernannt, um vorbereitende Schritte zu einer Ausstellung von skandi- navischen Kunst- und Jndustrie-Erzeugnissen in Stockholm zu thun. Zum Wortführer dieses Comité's isst der Prinz Oscar, zum Vice- Wortführer der Ober - Kammerherr Freiherr Knut Bonde ernannt worden.
Dánemark. Kopenhagen, 19. Mai. Jun der heutigen Sizung des Reichsraths theilte der Präsident mit , der Finanz- Minister habe ihn davon in Kenntniß geseßt, daß das Zollgeseh Zur dritten Behandlung in der Form, welche es in der zweiten eryalten, vorgelegt werden werde. i ile va
Amerika. Die Reihe der blutigen und so viel wir bis jeht noch wissen, unentschieden gebliebenen Schlachten des amerikanischen Bürgerkrieges is durch Hooker's Uebergang über den Rappa- hannock im Anfange dieses Monats dur einen Kampf vermehrt worden , der keinem der früheren an Hartnätigkeit nachzustehen , an Dauer aber alle zu übertreffen scheint. Alles, was wir mit Gewiß- heit hinnehmen können , läßt sih darin zusammenfa}sen , daß die Kämpfe der beiden ersten Tage einen völlig unbestimmten Charakter trugen und daß der entscheidende Ausgang von dem Kriegsgeschick des dritten Tages abhängt , von welchem wir einstweilen nur noch vage Gerüchte erhalten haben. Die amerikanischen Blätter bringen die ausfübrlichsten Detailbeschreibungen des Verlaufes der Schlacht ;
Nachdem General Hooker am 27. April den Rappahannock überschritten hatte, begegnete er bis zum Freitag, den 1, Mai, keinem feindlichen Wider- stand. Jn dieser Zwischenzeit {lug er bei Chancellorsville, einem Weiler, ungefähr 10 Meilen südwestlih von Fredericksburg, sein Hauptquartier auf , welches zugleich das Centrum der Armee bildete. Nach rechts hin \{lo}en sich das zwölfte Armee-Corps unter Slocum und das elfte unter Howard an, nach links hin das zweite Armee-Corps unter Couh und das fünfte unter Mexde. Das dritte Armee-Corps unter Sickles bildete die Reserve und hatte im Rücken den Fluß Rapidan. Nordösilih von der Position lagen die Hügel, von welchem am 13. Dezember Burnside's Angriff mit furchtbarem Gemeygel zurückgeschlagen worden war. Hier standen 10,000 Mann Konföderirte , gegen welche General Sedgewick mit 20,000 Mann eine Bewegung machen sollte, wenn der Kampf în der Ebene die Hauptarmee der Konföderirten in Anspruch nehmen würde. Die numerische Stärke der beiden Heere läßt sih in Bezug auf die Kon- föderirten gar nicht angeben, in Bezug auf die Unionstruppen kann man sie nur annähernd auf 120,000 Mann taziren. Der konfóöde- rirte General Lee soll am 1. Mai das Kommando dem erprobten Feldherrn »Stonewall« Jackson übergeben haben , und dieser be- gann an demselben Tage damit, die Schlachtlinie der Unionstruppen von links nah rechts zu refognosziren) An mehreren Orten hatten diese Operationen ernstliche Scharmügßel zur Folge, an denen von nordstaatlicher Seite besonders das zwölfte und fünste Armee-Corps be- theiligt waren. Die eigentliche Schlacht wurde am Sonnabend (2. Mai) Nachmittags um 5 Uhr durch einen heftigen Angriff des Feindes auf die rechte Flanke eröffnet, und wie völlig derselbe gelang, zeigte sich darin, daß das ganze elfte Armeecorps unter Howard in größter Verwirrung die Flucht ergriff, und hätte die Brigade des Obersten Buschbeck nicht dem Feinde den äußersten Widerstand geleistet, so würde der ganze Train und die Artillerie des Corps in die Hände der Angreifer gefallen sein. Jnzwischen war Berry mit einem Theil der Reserve nah der rehten Flanke hin vorgerückt und auf ihn stoßend wurde Stonewall Jackson — denn er leitete selb} den An- griff — in seinem Vordringen aufgehalten und mußte sich zurückziehen. Doch machte das Weichen des 11. Corps die Bildung einer anderen Schlachtlinie für die Hookerschen Truppen nöthig, ein Manöver, welches Angesichts des verwegenen Feindes s{chnell und ohne die geringste Ver-
wirrung ausgeführt wurde: Das elfte Armeecorps, welches sich wieder gesammelt hattej rückte nah der linken Flanke: hin an die Stelle des fünften Armeecorps , welches nebst dem zweiten eine Vorwärts\hwen- fung, machte; der größere Theil des zwölften -Armeecorps zog sich zurück in der Richtung zu dem dritten, dem Reservecorps. Diese Positionsveränderungen wurden theilweise in der mondhellen Nacht ausgeführt und der Kampf dauerte während derselben fort. Dreimal erneuerten die Konföderirten ihren Angriff, welchen jeßt das dritte Armeecorps unter Sickles auszuhalten “ hatte. Keinen Zoll breit wichen Sickles Truppen. Am Sonntag Morgen um 5 Uhr wurde der Kampf wieder allgenkeiner. Auf General Berry's Division, ein Theil des dritten Armeecorps , richtete sih der Hauptstoß der feind- lihen Infanterie; da aber Sickles und. Slocum- zur Unterstühung Berry's bereit waren, so wurde der feindliche Anprall so kräftig empfangen und mit solchem Erfolge zurückgeworfen, daß um 8 Uhr General French den Oberbefehlshaber von dem Rückzuge *der konföderirten Angrifsstruppen in Kenntniß sehen konnte. Das zweite Armeecorps hatte theilrveise an dem Kampfe Theilgenommen., General Hooker ließ gegen 10 Uhr die Schlachtlinie sih näher nach Chancellorsville zusammenziehen, welche Bewegung in guter Ord- nung ausgeführt wurde, während der Kampf noch immer vor sich ging und erst um 113 Uhr eine Pause eintrat. Die Verluste waren beiderseits sehr groß; 2000 Gefangene fielen in die Hände der Unionstruppen; auf der einen Seite fiel der tapfere General Berry (vom 3. Armee-Corps), auf der anderen General A. P. Hill. Am Sonntag Nachmittag machten die Konföderirtrn mehrfache. Versuche; die Linie der Unionstruppen an einzelnen Stellen zu durchbrechen; doch hatte an dem Punkte , welcher hauptsächlih von dem Feinde ins Auge gefaßt worden war, der föderirte Capitain. Weed eine solche Masse von s{chwerem Geschüß aufgestellt, daß die Konföde- rirten mit {weren Verlusten immer wieder zurücweichen muß- ten. Chancellorsville, wo Hooker sein Hauptquartier hatte, wurde von einer Bombe in Brand geseßt und ging in Flammen auf. Gegen Abend zogen sih die föderirten Armece- corps in ihre Schlachtlinie hinter den Punkt , wo Chancellorsville gestanden und das Hauptquartier gewesen war zurück, und die Feindseligkeiten nahmen damit für Sonntag ein Ende. Am Mon- tag Morgen begann ein lebhaftes Artilleriefeuer den erneuerten Kampf; beide Armeen standen sih in nächster Nähe gegenüber, Die weiteren Ergebnisse sind noch nicht bekannt. Aus einem vom »New - York- Herald« ausgegebenen Extrablatte- (datirt vom 6. Mai) können wir nur entnehmen, daß am Montag, den Âten; Nachmittag ein heftiges Gefecht stattfand, in welchem die Konföderirten zurückgetrieben wur- den; doch zogen sich die Unionstruppen wieder in ihre Hauptlinie zurück und warfen Verschanzungen auf. Am frühen Morgen des 5. Mai hatten die Konföderirten auf den Hügeln an der Südseite des Rappahannock Position genommen und begannen gegen die Trains der Unionstruppen ein hestiges Geschüßfeuer. — General Longstreet hatte am Montag Morgen die Abtheilung des General Sedgwick angegriffen und nach lebhaftem Gefecht über den Rappa- hannock zurücgedrängt.
Telegraphische Depeschen aus dem Wolf fschen Telegraphen-Büreau.
Warschau, Mittwoch, 20. Mai. Eine 1200 Mann stärke Insurgentenschaar unter dem Befehl von Dwewnowski is am 18. d. bei dem Dorfe Nowawies zwischen Grojec und Warka (\Üd- lich von Warschau, an der Grenze gegen das Gouvernement Radom) mit Verlust von 150 Todten, 182 Gefangenen, der ganzen Bagage und vieler Waffen , geschlagen worden.
St. Petersburg, Donnerstag, 21. Mai. Laut der »Nordi- {hen Post« tritt in den westlichen Gouvernements in Rußland die Bauernpolizei ins Leben, von der seit einiger Zeit die Rede gewesen ist. Sie besteht aus lokalen Abtheilungen von 60 bis 100 Mann, die selb| ihre Anführer wählen, und steht unter den Militairchefs oder der Provinzialpolizei-Behörde. Die Formirung und Auflösung ressortirt von den Civilgouverneuren. Jhre Aufgabe besteht darin, die Personen und die Communicationen zu überwachen und zu
\chüßhen.
Berliner (etreidehörse vom 21, Mai. Weizen loco 58 — 70 Thlr. nach Qualität, fein weiss schlesischer
69% Thlr. frei Mühle. 2 Roggen loco 80—81pfd. 455—4d Thlr. bez., schwimmend 2 Ladun-
gen 81- 82pfd. 45 —2 Thlr. bez., entfernt 45 Thir. bez., Mai u. Mai- Juni 444—2 Thlr. bez. u. Br., % G. Juni-Juli 45—4 Thlr. bez. u. Br., 2 G., Juli - August 455—4 Thlr. bez., September-Oktober 465-—z Thlr,
bez. u. Br., % G. L Gerste, grosse u. kleine 32--38 Thlr. pr. 1750pfd.