1863 / 144 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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derer - Anlagen habe. Sir F. Croßley bemerkte, daß man den Winter hindurch, troy dieser Bauten-Bill, mit den Geldsammlungen für die brodlose Sg fortzufahren haben werde, und daß es recht und billig sei, das Publikum bei Zeiten darauf aufmerksam zu machen. Es erfolgte sodann die zweite Lesung.

Gestern richtete im Oberhause Lord Stratford de Redcliffe an den Minister des Auswärtigen eine auf die Art der Kriegführung in Polen bezügliche Interpellation. »Als«, sagte er, »der Gegenstand vor einigen Wochen zuc Sprache kam, gab der edle Staatssecretair zu verstehen, daß er, sobald es der Stand der Verhandlungen erlaube, dem Hause weitere Mittheilungen machen werde. Jch würde geduldig diesen Zeitpunkt abge- wartet haben, aber da in den Zeitungen Angaben enthalten sind, die in den Ländern unserer Alliirten einen großen Eindruck hervordringen mussen und auf die öffentliche Meinung einen Einfluß üben fönnen, der ließlich Jhrer Majestät Regierung Ungelegenheiten bereiten dürfte, halte ich es für angemessen, Jhre Aufmerksamkeit auf jene Angaben zu lenken. Dieselben mögen genau oder ungenau die Thatsachen dar- stellen, aber mein edler Freund ist vielleicht im Stande, einiges Licht “darüber zu verbreiten. Betrachtet man die Natur des Krieges und den wohlbekannten Charakter der russischen Regierung, so wie die großen Interessen, die für beide Theile auf dem Spiele stehen, jo wird es nur zu wahrscheinlich, daß arge Grausamkeiten vorfallen. Auf beiden Seiten herrscht offenbar eine Schreckensregierung. Jch habe mir den Hauptinhaltk dessen, was die Zeitungen in den lehten zwei , drei Tagen über die Vorgänge in Polen melden, zusammengestellt, und diese Blumenlese lautet: Priester und Bürger ohne gerichtliche Formalität und unter Umständen von Uberslüssiger Grausamkeit hingerichtet. Weiber und Kinder in ihren Zufluchtspläyen massenhaft umgebracht. Unprovozirte Angriffe auf Privathäuser. Gefan- gene mit kaltem Blut geschlachtet. Leute durch Androhung der Galgen- strafe zu Adressen an den Kaiser gezwungen. Die Gefängnisse zum Ueberfließen voll und nur durch tägliche Hinrichtungen etwas ge- lichte. Grundbesißer verhaftet und ihre Güter konfiszirt , weil sie vorüberziehenden Insurgenten Speise und Trank gereicht hatten. Damen mit der Knute oder mit Ruthenhieben bedroht , weil fie Trauerkleider tragen oder ihre angeschuldigten Gatten nicht ausliefern wollen. Wenn nur ein Zehntheil dieser Angaben wahr ist, so haben wir Grund genug, dagegen unsere Stimmen zu erheben. Jch glaube, es ist die natürliche Folge der Verzweiflung auf der einen und des Bewußtseins ge- fährdeter Machtstellung auf der anderen Seite. Jch traue meinem edlen Freunde und Ihrer Majestät Regierung überhaupt den besten Wunsch zu, eine befriedigende Lösung zu finden. Aber ich kann meine Augen nicht von den Folgen dieses Standes der Dinge abwenden und möchte daher gern meinen edlen Freund veranlassen, etwas Bestimmtes oder Zuverlässiges hôren zu lassen. Der Gegenstand is von dringender Wichtigkeit. Es gilt vor Allem, einen Zusammenstoß zwischen den verschiedenen Mächten zu ver- hüten. Die Dinge kommen allmälig auf den Punkt, wo die Prinzipien einander befeinden und die Jnteressen der verschiedenen Staaten in Kampf gerathen können, und es liegt in Englands wie Europas Interesse, zu sehen, ob nicht ein Stand der Dinge Herbeigeführt, werden kann, der nicht friedigend wäre. Jh maße mir nicht an, einen Vorschlag zu machen, allein ich bin sehr stark der Meinung, daß, wofern nicht etwas Positives geschieht, um die beiden so lang in schwer zu beseitigender Feindseligkeit be- griffenen Theile zu trennen, keine Heilung möglich ist für ein Uebel, das dem Frieden Europas schon so oft gefährlich wurde und immer gefährlicher werden wird. Session er im Stande zu sein glaubt, weitere Mittheilungen über die Lage Polens zu machen; so wie auch, ob er über die von den russischen Behörden gegen ihre Gefangenen geübte Strenge und Grausamkeit, und namentlich

Uber den abscheulichen Befehl, Frauen zu peitschen, irgend eine JTnformation

erhalten hat«. Graf Russell: »In Bezug auf die erste Frage meines

edlen Freundes habe ich zu sagen , daß keine lange Zeit verfließen wird, Korre- |

bevor ih in der

bid 1 Lage sein werde, neue Schriststücke, die pondenz über die

01 polnischen Angelegenheiten enthaltend, auf den Tisch zu legen. Am Mittwoch sind nah St. Petersburg Depeschen aus London, Paris und Wien abgegangen, worin die Ansichten der drei Mächte über den jeßigen Stand der Angelegenheiten Polens aus- gesprochen sind. Man wird, denke ich, diese Ansichten so ziemlich identisch finden. Sobald eine Antwort eingetroffen ist , werde ich die Schriftstücke vorlegen, und sollte ein Verzug eintreten, sollte die Antwort mehr als einige Tage ausbleiben, fo werde ih, obne eine Antwort abzuwarten, die Mitthèi- lung vorlegen , die Jhrer Majestät Regierung nah St. Petersburg Aab- geschickt hat. Was die zweite Anfrage des edlen Lord betrifft, so besteht die

Ich frage somit den edlen Lord, in welchen Zeitpunkt der |

einzige Bestätigung, die wir für die Zeitungsnachrichten von russischer Strenge |

und Grausamkeit haben, in einer Depesche von unserem Konsul in Warschau, die an einer Stelle sagt , daß einige gefangen genommene Personen ohne gerichtliches Verfahren vermuthlich auf Grund einer Art von Kriegs- gericht hingerichtet worden sind. Was den angeblich erlassenen abscheulichen Befehl , Frauen zu peitschen , betrifft , so kann ih an feine Existenz nicht ge _Vir haben keinen authentischen Bericht über den Erlaß eines olchen Befehls erhalten; und ich könnte sicherlich der russishen Regierung keine Vorstellungen machen, außer wenn ih den besten Beweis dafür hätte, daß eine solche Kundmachung erschienen sei. Die Bauern haben grauenhafte Plünderungs - Akte begangen , aber Fürst Gortschakoff hat Jbrer Majestät Botschafter versichert, daß Untersuchungen eingeleitet sind, um die Schuldigen zu überführen , und daß einige schon im Gefängniß sigen, um vor Gericht gestellt zu werden: Die russische Regierung verneint entschieden , daß \ie ctwas mit diesen Akten zu thun gehabt babe.« Lord Brou g ham ift sehr erfreut zu hören, daß sein edler Freund die in England angefommenen Nachrichten über jenen Befehl nicht bestätige. Obne Qwveifel “werde stark übertrieben , aber daß den Berichten viel Wahres zu Grunde liege, fönne er selbst verbürgen. Unglücklicherweise obgleich er damit nichts beschônigen wolle, seien die Grausamkeiten nur zu oft von einem Bürgerkriege nicht zu trennen. Nicht nur diesseits, sondern auch |

jenseits des Atlantischen Meeres begebe sich Vieles, was zu beklagen und zu verdammen sei. Er wolle damit nicht gesagt haben, daß in dem Kampfe zwischen dem Norden und Süden Amerika's Grausamkeiten derselben Art begangen würden wie diejenigen, die sein edler Freund gegenüber beschrieben, allein es seien auch dort nur zu vicle Dinge vorgekommen, die niht nur zu beklagen, sondern sehr zu verdammen seien. Damit ließ man diesen Gegenstand fallen. Graf Malmesbury brachte hierauf den Stand der Beziehungen zu Brasilien zur Erörterung. Er bemerkte, daß er nur seine Pflicht als Mitglied des Hauses erfülle, wenn er den Staats- secretair des Auswärtigen auffordere, nachzuweisen, daß die von ihm an die brasilische Regierung gerichteten Forderungen begründet seien und daß er zur Eintreibung der Schuld die rechte Repressalien - Methode ergrif- fen habe. Die Brasilier seien einstimmig in der Aufforderung an ihre eigene Regierung, sich jenen Forderungen zu widerseßen. Der Bruch scheine dem- nach eine ernstere Bedeutung zu haben, als im Allgemeinen angenommen werde; und er müsse dem edlen Grafen zur Last legen, daß er die Lage Brasiliens nicht genug berücksichtigt habe, daß er sih über Gebühr durch die Darstellungen seiner Untergeordneten habe bestimmen lassen; daß er sich einer willkürlichen und herrischen Sprache in seinen Depeschen gegen die brasilische Regierung bedient und ungesehßliche und unpolitische Re- pressalien ergrisfen habe. Lord Malmesbury wiederholte sodann die Geschichte der ganzen Mißhelligkeit und fand jeden Schritt der Herren Christie und Vereker tadelnswerth. Er behauptete, es sei fein Beweis dafür vorhanden, daß die Bemannung des Schiffes »Prinz von Wales« ermordet worden sei , sondern ganz das Gegentheil, und die Kaiserliche Regierung habe zur Untersuchung und Bestrafung der angeblichen Mörder Alles gethan , was sich von ihr erwarten lasse. Unter diefen Umständen bleibe es zweifelhaft, ob England berechtigt gewesen, Schadenersaß zu fordern oder gar durch Repressalien-Ergreifung erzwingen zu wollen. Was die Offiziere von der britischen Fregatte »¿Forte« betreffe, so seien die Berichte über ihren Streit mit der brasilischen Schildwache ein- ander widexrsprechend; aber man gebe zu, daß sie zur Zeit des Streites im Civil gewesen, und es jei höchst merkwürdig, daß man den König der Bel- gier frage, ob dies nicht eine Beschimpfung der englischen Flotte l O De Oie V n Gon I n SonDon benommen hätten, fo würden die englischen Behörden genau dasselbe gethan haben, was die Behörden von Rio gethan; und doch fei Graf Russell so ungerecht und unedel, die Entlassung und den Ruin des brasilischen Of- fiziers zu verlangen, der den Offizieren des »Forte« jede Aufmerksamkeit be- wiesen. Lord Malmesbury schloß mit dem Antrag auf Vorlegung weiterer Aktenstücke. Graf Ru \\ell erwiderte, Jhrer Majestät Regierung beobachte das Prinzip, daß ein Staat die Pflicht habe, die unter seiner Gerichtsbar- keit lebenden Unterthanen eines anderen Staates zu beschützen. Sie handle selbs nah diesem Grundsaß und verlange, daß andere Regierungen dasselbe thun, Die Ergreifung von Repressalien fei in Fällen, wie der vorliegende, völkerrecht8gemäß und herkömmlich. Seit dem Jahre 1831 habe Frankreich in 21, England in 22 und Nordamerika in 23 Fällen sich durch Gewalt- anmwendung Ersaß verschafft. Auch Graf Russell kam auf die Einzelnheiten der Geschichte zurück und lobte die Energie, mit welcher Herr Vereker nach dem Küstenpunkt geeilt , wo der Schiffbruch stattgefunden , und auf Unter- suchung ogodmungan hake Daß diess lango Jeit vrriweigert und zuleßt man- gelhaft geführt worden , und daß die brasilische Regierung die Ladung des gestrandeten Schiffes nicht habe schüßen wollen, dies sei es, worüber Jhrer Majestät Regierung sich beschwert habe. Er bestreite, daß der Sit A a L O gewesen i und nehme Herrn Christie V den thm ertheilten Weisungen entsprechend in Schuß. Ueber den Fall der Offiziere des »Forte« habe die brasilische Re- gierung erst nach der Repressalien-Ergreifung sich bequemt, das \chiedsrichter- liche Urtheil des Königs der Belgier anzunehmen. Er wolle nicht den be- kannten Spruch: » CIVÍS Romanus sum« verfechten, obgleich er sih mit Stolz auf Oliver Cromwells Erklärung berufe, der gesagt, er wolle dem Namen eines Engländers auf der ganzen Erde Achtung verschaffen. Was er Brasilien gegenüber gethan, würde er auch einer stärkeren Macht gegenüber zu thun wagen. Er fei gern bereit neue Schriftstücke vorzulegen und hoffe, daß die freundlichen Beziehungen zu Brasilien bald wieder hergestellt sein würden. Auch Lord Chelmsford erklärte das Verfahren der Regierung für un- E E Nach einigen Bemerkungen Lord Litteltons ließ man die Sache ( LIL

_Im Unterhause fragte Herr Scully wegen des Murawieff'schen Befehls an und erhielt von Herrn Layard die Antwort, daß er gern der Nachricht mit Bestimmtheit widersprechen möchte, aber die Regierung habe darüber keinerlei JTnformation erhalten. 5

Es is hier eine Handelsgesellschaft unter dem Titel »The Egyptian Commercial ánd Trading Company« in der Vildung begriffen. Diese Gesellschaft, an deren Spihe höchst achtbare Lon- ets „Und ägyptische Firmen stehen, hat den Zweck, die reichen Bodenschäße Oberägyptens, Nubiens und der angrenzenden Länder dem europäischen Verkehr zu erschließen. Ihr Hauptaugenmerk auf die Erleichterung der Communication mit “jenen Gegenden richtend, will sie ihr Actien-Kapital (2 Millionen Pfd. in 100,000 Actien zu 20 Pfd.) theils zur Anlegung von Straßen, Kanälen und Eisen- bahnen, theils zu Kauf und Tausch der Landesprodukte, theils zur Anlegung neuer Pflanzungen, namentlich von Baumwollplantagen, verwenden. Schon vorgestern war das Vierfache der dem Publikum überlassenen 25,000 Actien subskribirt, und von heute an werden feine weiteren Anmeldungen mehr entgegengenommen.

Frankreich, Paris, 20. Juni. Der Prinz von Oranien hat ih, wie der »Moniteur« meldet, nah Fontainebleau begeben, um dort einige Tage beim Kaiser und dex Kaiserin zu verweilen.

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General Forey hat außer seinen an “den Kriegs - Minister erstatteten Berichten vom 3. resp. 8. Mai auch an den Kaiser einen Bericht eingesandt, aus dem der »Moniteur« einige Ein- zelheiten mittheilt. Am 2. Mai begehrte der feindliche Be- fehlshaber im Quadrat Santa Jnez (dessen Erstürmung den Franzosen am 25. April mißglückt war) zu parlamentiren. Gencral Douay sandte den Lieutenant Tulpin ab; dieser wurde aber fofort festgenommen, vor den Chef des Quadrats, der, wie sich zeigte , ein italienischer Flüchtling war, geführt und mit dem Tode bedroht. Doch General Ortega, davon benachrichtigt, ließ den Lieutenant Tulpin zurückgeleiten und bestraste den Offizier , der sich solcher Hinterlist huldig gemacht. General Forey fügt hinzu, daß die im geschgeben- den Körper über die 1nexikanische Frage von den Herren Picard und Jules Favre gehaltenen Reden ins Spanische überseht, zu Tausenden in den von den französischen Truppen eroberten Häuserquadraten gefunden worden sind. « Die »France« hat über New-York vom 6. Juni Nachrichten aus Puebla vom 19, Mai. An diesem Tage hatte die ganze französische Armee von der Stadt Besiß ergriffen das Hauptquartier war im Rathhause aufgeschlagen und die mexi- kanische Armee einstweilen in den Forts Guadalupe, San Loretto und Carmen internirt. Die Einwohner fingen an, ihren Geschästen wieder nachzugehen. Der Gesundheitszustand war fortdauernd be- friedigend. Wie der »Constitutionnel« anzeigt, hat General ¿Forey mit dem lehten Postdampfer dem Kriegs - Minister 23,770 Frs. 54 Cts. übersandt, welche die Soldaten feines Corps fürdie beschäfti- gungslosen Baummwollenarbeiter in Frankreich gesammelt haben. Der » Courrier des Etats Unis« bringt in Nachrichten aus der Havana bis zum 28. Mai, noch einige Einzelheiten, welche Über den Fall Puebla’s mehr Licht verbreiten. Seit der Einnahme des ¿Forts Xavier Anfangs April hatten die Franzosen stete, wenn auch, _ der ungeheuren Hindernisse wegen, langsame {Fortschritte gemacht. Spa- nische, englische und amerikanische Offiziere leiteten die Befestigungd- arbeiten und den Widerstand der Mexikaner. Am 25. April, bei dem Sturme gegen Santa Jnez, fand der heißeste Kampf} siatt: man \chlug sich 7 Stunden lang- und mußte endlich, der Unzuläng- lichkeit der Bresche wegen, sich zurückziehen. Bon diesem Tage an entschloß \ich General Forey, \{hweres Marine-Geschüÿ von Vera- Cruz kommen zu lassen; bis dasselbe aufgestellt war, beschränkte sich General ¡Forey darauf, den Play enger einzuschließen und die BVe- sazung fortwährend in Athem zu erhalten. Einzelne Häusergruppen in Puebla waren in beinahe uneinnehmbarer Weise verschanzt. Verschiedene Häuser waren ganz mit Erde ausgefüllt, andere hatten in den unteren Stockwoerken gar feine Treppe; am meisten Arbeit und Verlegenheit bereiteten die cisernen Gitter und andere künstliche Hemmnisse, auf welche man unver- mutbet im Innern der erstürmten Häuser und Höfe stieß.

Der » Moniteur« enthält eine Liste von Ordensverleihungen seitens Forey’s, welche der“ Kaiser unterm 18. d. bestätigt hat. Zu Al zieren der Ehrenlegion sind 4 Capitaine und 1 Major, zu Rittern 7 Capitaine, 3 Lieutenants, 3 Unter-Lieutenants, 1 Sergeant-Major, 2 Sexrgeants, 3 Aerzte, ferner der bei den afrikanischen Jagern ein- getretene Capitain der walachischen Armee, Aristides Yarka, und der Oberst der mexikanischen Kavallerie , Ortiz de la Pena , ernannk. Der Sergeant-Major heißt Achille Descombes, ist vom 18. Bataillon der Fußjäger und dient 9 Jahre; es ist derselbe, dea Forey am 20. April selbs an Ort und Stelle des Kampfes dekorirt hat.

General Forey hat, um den Handelsverkehr mit Mexiko zu heben, neuerdings ‘eine Verfügung getroffen, welche der Bericht des Kom- mandanten von Vera-Cruz vom 15. Mai schon angedeutet, jet aber der »Moniteur« bestimmt anzeigt. Es sollen nämlich diejenigen Waaren, welche nah Mexiko durch jeßt von ¿Franzosen besehte Häfen importirt werden und nach Gegenden bestimmt sind, o die éFran- zosen ebenfalls die Macht haben, fortan nur die Hälfte des im gegen- wärtigen Tarif verzeichneten Einfuhrzolles zu bezahlen haben. Das fómmt den Waaren aus dem Entrepot von Vera - Cruz zu Gute, sofern sie nah der Besißnahme eingeführt worden sind. Nach wie vor den vollen Zollsay haben zu bezahlen: 1) die außerhalb der von Franzosen beseßten Häfen gelandeten Waaren y selbst wenn sie für Länder bestimmt sind, die unter französischer Autorität stehen 2) die Waaren, welche zwar in einem der von Frankreich besetzten Häfen gelandet worden, aber nach einem Theile Mexiko's bestimmt sind, der bis jeßt noch außerhalb des französischen Actions - Rayons liegt. Obige Zoll-Ermäßigung bezieht sich aber nicht mit auf die Zuschlag- zôlle, so wie dieselben bestehen. N H

Aus Toulon von gestern* wird der » France» gemeldet, daß die Transport-Dampfer »Aube« und »Charente« Ordre erhalten haben, Kriegsmaterial für Mexiko zu laden, und daß am nächsten Montag die Dampf - Korvette »Colberk« und der Dampf - Aviso »Brandon« nach Vera - Cruz abgehen werden, um sich der Flotten - Division des Contre-Admirals Bosse anzuschließen. H 10

Am 28. Mai wußte man auf Martinique noch nichts von der Einnahme Puebla'’s. Das dortige Arsenal hat an Forey die ver langte Munition abgeschickt. Am 20. Mai war dort die Damps- Fregatte »Panama« angekommen , welche die zur Organisirung der

den zu

mexicanischen Staatsverwaltung bestimmten Beamten, Truppen und Material an Bord hatte.

In Bordeaux is es zu Unruhen gekommen. Die zahlreichen und zünftig organisirten Lastträger widerseßten sih durch Thätlich- keiten der Anlage eines Schienenweges längs der Hafenquais unF wurden erst, nahdem man Militairmaht requirirt hatte, zur Ruhe gebraht. Die Polizei wurde von den erbitterten Lastträgern miß- handelt, die Behörden, auh Senator Pietri verhöhnt und mit Stei- nen geworfen. Es wurden einige Verhaftungen vorgenommen. Die Rube is nun hergestellt.

Portugal. Lissabon, 19. Juni. Der betreffende Auss{huß der Deputirtenkammer hat, nah einem Telegr. der »Jnd. belge-, den auf Abschaffung der Todesstrafe dringenden Geseh-Entwurf ein- stimmig gutgebeißen. Ein die Anleihe von 6,0000000 Fr. befür- wortender Geseß-Entrourf wird der Kammer vorgelegt werden.

Italien. Turin, 20. Juni. Jn der Deputirtenkammer wurde , laut Telegramm der »Tndep. belge« , gestern die Rede des Herrn Minghetti durch Herrn Bertani beantwortet. Dieser sprach über die Auflösung des demokratischen Vereins von Henua und über die Expeditionen nach Sicilien und Rom. Jn der heutigen Sihung beantragte Chiavez den Uebergang zur Tagesordnung, d. h. die Billigung des Verhaltens des Ministeriums in Bezug auf die Auf- lösung des demokratischen Vereins von Genua. Angesichts der Hand- lungen und Erklärungen des Ministeriums hinsichtlich Roms und Polens wies der Minister - Präsident alle Anträge mit Aus- nahme des Antrages des Herrn Buoncompagni zurück, welcher der Politik des Kabinets ein unbedingtes Vertrauensvotum ertheilt. Bei der Abstimmung wurde das Vertrauensvotum mit 202 gegen 52 Stimmen angenommen. Sechs Anwesende enthielten fsich der Ab- stimmung.

Die »Opinione« erfährt aus Ancona, daß Msgr. Cajani, Bischof von Gualdo Tadino (Umbrien), am “. Juni, während er die Con- firmation ertheilte, vom Schlage gerührt wurde und in der folgen- den Nacht gestorben ift.

Die »Marine-Zeitung« zeigt an, daß vom Minister der Maríne an die Befehlshaber der Marine-Departements der Befehl ergangen ist, daß päpstliche Schiffe bei ihrem Eintritte in die italienischen Ge- wässer ihre Flagge einzuziehen haben. “Abgesehen von dieser FForma- sität, werden sie gleich den Schiffen besreundeter Mächte behandelt.

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Roy. 17. Juni. So Wurde Vente der 17 Thronbesteigung des Papstes festlich begangen. Der

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der »ITnd. belge« telegraphirt wird, viele in die Hcium rende französische Soldaten empfangen und ihnen zur Ein! ] Puebla Glück gewünscht. Der {wer erfankt gewesene französtsce Gesandte is in der Genesung begriffen.

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Nußland und Po'en, »B: : 1 offiziellen »Kuryer Wilenski« vom 13. Juni folgendes Da mit, welches General Murawieff, Kriegs-Gouverneur von f! unterm §8. Juni an den katholischen Bischof Krasinsfi gerichte:

» Excellenz! Bei meiner legten Unterredung mit Jhnen habe ic Excellenz auf den Antheil aufmerksam gemacht, welchen die lichkeit an den gegenwärtigen Unordnungen un

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meiner Verwaltung anvertrauten Landestheile bade;

ten mir bei der Gelegenheit, daß die Jhrer Oberaufsicht lichkeit ihrem Berufe durchaus treu bliebe. Ir abe liegenden Akten der Untexsuchungs-Kommission, aus Ber: Commandeure, so wie aus ‘den Aussagen einzelner 0

gebracht , daß die hiesige katholische Geistlichte1t Antheil an der Aufregung der Bevölkerung zum

gts lay la

| sie in den Kirchen revolutionaire Aufrufe pudò

schen Angeworbenen vereidigt , fich an die Banden !

| {hon manche Zusammenstöße mit

einige dieser Banden felbst anführt

| traurige Nothwendigkeit auferlegt

gemäß den Erkenntnissen des KriegSger1Mts kriegsrechtliche Strafe vollzieden zu 1a} ihren Unterthaneneid verlegt und A1 viele andere sind bereits ebenfalis det liefert und wird mit ihnen nach alle den. Da ih aufrichtig wünsche

nicht dergleichen strenge Mittel c geistlichen Standes, halte ich es

mit der dringendsten Bitte

wollen und

dahin geltend zu machen

ihr auferlegten

verbrecherischen

Drohungen

zu bleiben, durch

das Bolk zu

auf den richtigen

Gewissens wes

geworden Ing

| deutend das

Priester