1886 / 52 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 01 Mar 1886 18:00:01 GMT) scan diff

andererseits der Ehemann wirklih die Absicht gehabt habe, durch den Befehl die Wiederherstellung des ehelichen Lebens herbeizuführen.

Der Bevollmächtigte zum - Bundesrath, Herzoglich losmeiningische Staats-Minifter Freiherr von Giseke, |st| hier angekommen.

Der Königliche Gesandte am württembergischen Hofe, Graf von We3dehlen, ist von dem ihm Allerhöchst be- willigten kurzen Urlaub nah Stuttgart P und hat die Geschäste der Gesandtschaft wieder übernommen.

Dex General-Lieutenant von Webern von der Armee ist von Urlaub aus Stettin zurückgekehrt.

Der General-Lieutenant Freiherr von Amelunxen, Kommandant von Stettin, und der General-Lieutenant von Dindcklage, Kommandant von Frankfurt a. M., haben Berlin nah Abstattung persönliher Meldungen wieder verlassen.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Nermann in Kreuz, Dr. Schubert in Reinerz, Dr. Franke in Schreibendorf, Gohlih und Dr. Baumert in Freiburg i. Schl., Dr. Schulze - Baldenius in Obernigk, Gruß in Evingsen, Dm m Speicher, Wallis in Lychen, Dr. Zenßsch in Freien- walde a. O.

Das Kreuzer-Geschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Bismarck“, „Gneisenau“ und „Olga“, Ge- shwader-Chef : Contre-Admiral Knorr, ist am 28. Februar cr. in e eingetroffen.

S. M. Kreuzer-Fregatte „Elisabeth“, Kommandant Kapitän zur See Schering, ist am 27. Februar cr. in St. Vincent (Cap Verdes) eingetroffen und beabsichtigt, am 1. März cr. die Heimreise fortzuseßen.

Sachsen. Dresden, 1. März. (W. T. B.) Die Erste Kammer hat den Ankauf der Gashwiß- Meuselwizer Bahn nah den Beschlüssen der Zweiten Kammer genehmigt.

Württemberg. Stuttgart, 27. Februar. (St.-A. f. W.) Die Kammer der Abgeordneten hat in ihrer heutigen Sißung das Gesetz, betr. einen Beitrag an den Prinzen Wilhelm von Württemberg zur häuslichen Einrich- tung 2c., aus Anlaß seiner Wiedervermählung ohne De- batte mit 84, allen abgegebenen Stimmen, angenommen. Die Kammer der Standesherren hat heute mit der Berathung des Feldbereinigungsgeseßes begonnen. Dieselbe dürfte 2 bis 3 Sitzungen in Anspruch nehmen. (Allg. Ztg.)

Vaden. Karlsruhe, 24. Februar. Nach achttägiger Arbeitspause berieth die Zweite Kammer gestern und heute das Budget der Eisenbahnbetriebs- Verwaltung. Für 1884 hat die Brutto-Einnahme der Staats- und Privatbahnen 35605318 A betragen, 136324 mehr als im Vorjahre. Dagegen sind die Ausgaben durch Neubauten u. \#. w. bedeutend ge- stiegen; sie betrugen 20258877 M, 1720827 # mehr als im Jahre 1884. Die Rente betrug 3,22 Proz. und ist in den lezten Jahren stetig zurüdctgegangen. Das gesammte Bahnney beträgt 1363/80 km. Die Linien Wolfah—Sthhiltah und Freiburg— Neustadt sollen am 1. Sep- tember d. J. E werden. Es wurden verschiedene Wünsche laut, deren Erfüllung den weiteren Rückgang der Rente verhüten soll. Der Finanz-Minister führteaus, daß die Lage der Eisenbahn- nanzen zu einer gewissen Vorsichtund zur Spazxsamkeit auffordere, oh sei diese Lage nit bedrohlih Und Hoffnung auf Besserung vorhanden. Der Voranschlag der Einnahme mit 35411 272 M für 1886 wurde genehmigt, ebenso 22 457 441 M für die Aus- gabe. Die Einführung der Gasbeleuchtung in den Wagen wurde ebenfalls gutgeheißen.

26. Februar. (Karlsr. Ztg.) Der Erkältungszustand des Erbgroßherzogs ging in einen leihtgradigen Gelenk- rheumatismus über, dessen bisheriger Verlauf sehr günstig war. Fieber und Schmerzhastigkeit sind nun in der Abnahme begriffen und das Allgemeinbefinden ist ganz befriedigend.

27. Februar. (Köln. Ztg.) Jn dem Befinden des Erbgroßherzogs ist noch keine wesentlihe Veränderung ein- getreten. Dem Charakter der Krankheit entsprechend, finden mancherlei Shwankungen statt, welche eine \tetige Besserung bisher beeinträchtigt haben.

Oefterreich-Ungarn. Wien, 26. Februar. ( Wien. Abdp.) Das Abgeordnetenhaus nahm heute die dritte Lesung der Regierungsvorlage, betr. die Verstaatlichung der Prag- Dux-Bodenbacher Eisenbahn, vor, und erhob diesen Geseßentwurf zum Beschluß. Ferner wurde die Regierungs- vorlage, betreffend die Vermehrung des Fahrparkes Lt! le Staatsbahnen, in zweiter Lesung angenommen.

n der Debatte betheiligte sich auch der Finanz-Minister Dr. Ritter von Dunajewski. Den übrigen Theil der Sigzung nahmen erste Lesungen in Anspruch.

Pest, 27. Februar. (Prag. Ztg.) Das Ob erhaus er- ledigte den Geseßentwurf über das Fnkolatsrecht egn Tehrender Ansiedler, ferner den Ln wurf über die Maßnahmen gegen die egyptishe Augenkrankheit, die Marken- schußkonvention mit der Schweiz, den Handelsvertrag mit Siam und die Congokonvention. Die Berathung des Budgets beginnt am 8. März. Das Abgeordnetenhaus er- ledigte Petitionen.

Großbritannien und Frland. London, 27. Februar. (W. T. B.) Jn dem heutigen Termin vor dem Polizei- geriht beantragten die sozialistishen Führer Hyndman und Gen. die Vorladung von Entlastungszeugen, darunter des ehemaligen Polizeichess Henderson. Die Sache wurde schließlih zum nächsten Mittwoch vertagt.

Malta, 1, März. (W. T. B.) Der Herzog von SEdinburg ist an Bord des Transportschiffes „Tam ar“ aus Portsmouth hier eingetroffen und wird sich morgen nach der Suda-Bai begeben.

Frankreih. Paris, 27. Februar. (W. T. B.) Die Kammer der Deputirten genehmigte heute den Mada- gaskar-Vertrag mit 459 gegen 29 Stimmen. Baron Soubeyran kündigte an, daß er die Regierung über die zwischen der Türkei und Ost-Rumelien errichtete Zoll- linie zu interpelliren wünsche. Die Kammer wird am nächsten Dienstag den Tag für die Berathung dieser Jnter- pellation festsezen.

Rumänien. Bukarest, 27. Februar. (W. T. B.)

Pascha und Geschoff vorgeschlagenen einzigen Friedens - artiikels noch nicht erhalten; dieselben werden jedohch zu morgen erwartet.

Serbien. Belgrad, 27. Februar. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nah haben die Vertreter der Mächte bei der serbishen Regierung vertrauliche Vorstellungen auf Ab- IRATINNS des serbishen Friedensvorshlags gemacht, wonach über Differenzen zwischen Bulgarien und Serbien eine gemishte Kommission entscheiden solle. Der Kriegs- Minister hat jeßt offiziell bekannt gegeben, daß, wie bereits gemeldet, alle weiteren Lieferungen für die Armee ein- ustellen sind. Jm Lager von Nis sind die Masern kark aufgetreten.

Bulgarien. Sofia, 27. Februar. (W. T. B.) Die bulgarische Regierung hat im Hinblick auf die Wahr- scheinlichkeit des Friedens\{hlusses die freie Ausfuhr von Getreide gestattet.

Zeitungsftimmen.

Der „Elsässer“ veröffentlicht an Nummer vom 23. Februar folgende, Ministerium zugegangene Zuschrift :

In der Beilage zu Nr. 10 des „Elsässer“ ift unter der Ueber- \hrift: „Das Branntwein-Monopol und seine Bedeutung für unsere Bauern“ ein Artikel abgedruckt, welcher wesentliche Unrichtigkeiten UEEEE aus in weiten Kreisen grundlose Beunruhigung hervorzurufen geeignet ist.

Schon der ersten Behauptung, „daß von den Bestimmungen, welche zu erfüllen sind, wenn Jemand na Einführung des Monopols einen Branntweinkefsel will errichten lassen, gar nit zu reden sei, weil Niemand in den Fall kommen werde,“ fehlt die innere Begrün- dung, weil, wie der Artikel selbst hervorhebt, auch na Einführung des Monopols die Neueinrihtung von Brennereien ausdrüdcklich vor- geschen ist. Hierzu wird freilich nach Einführung des Monopols eine Erlaubniß nöthig sein, welche von der Landesregierung im Einver- nehmen mit der Monopolverwaltung zu ertheilen ist. Dem Gedanken des Gesetzentwurfs aber entspricht es, daß diese Erlaubniß nicht ver- weigert wird, wenn das Bedürfniß der Errichtung einer neuen Bren- nerei im Interesse der Landwirthschaft begründet ift.

Der Artikel nimmt sodann auf die §8. 6-—17 des Gesekßentwurfs über das Branntwein-Monopel Bezug, um darzuthun, wie {charf und umständlih angeblih die Kontrolebestimmungen für die ländlichen Brennereien seien, und geht dabei von der Unterstellung aus, daß diese Anordnungen auf sämmtliche kleinen Brennereien des Landes Anwendung zu finden hätten. Diese Darstellung is durchaus un- rihtig, da gerade in dem leßtgenannten Paragraphen (17) gesagt ist, daß jene Bestimmungen, auf welche der Artikel Bezug nimmt, auf die kleinen Brennereien keine Auwendung zu finden haben. Darunter fallen insbesondere auch die im Artikel ausdrü- li angeführten Vorschriften über die Einrichtung der Destillir- apparate, „die Kunstschlösser, welche die Monopolverwaltung in der eigenen Küche der Brenner anlegt“.

Der Artikel behauptet weiter, „daß diejenigen ärmeren Eigen- thümer, welche etliche Kirsh- oder Zwetshgenbäume besißen und doch keinen Brennkessel haben“, bei Einführung des Monopols gehindert seien, ihre Obsternte um Lohn brennen zu lassen und so einen guten und gesunden Branntwein zu erzielen. In diesem Punkt hat der Gefeßentwurf durch den Bundesrath eine Aenderung erfahren, welche dahin geht, daß nicht nur den Kleinbrennern felbst, sondern auch denjenigen Personen} welche selbstgezogenes Obst bei Andern brennen lassen, der daraus leon am au. ihren Hausbedarf zu

rlâffe1

n der Spiße seiner ihm vom Kaiserlichen

einem ermäßigten Pr@ise übe n werden kaz. j Die Aunahme, daß die Bestimmung, *wel{e dem MonoPpdl- brenner verbietet, mehr als eine gewisse Menge jährlich zu brennen, die Nachfrage nah dem Obst der Nichtbrenner beschränken werde, ist ebenfalls unzutreffend, da bei der Ermittelung der bisherigen Produktionsmenge der Brenner niht blos das eigene, sondern auch das zugekaufte oder von Anderen zum Brennen übergebene Obst mit in Betracht kommt, und überdies der Landesregierung die Befugniß zustehen foll, gerade bei den kleineren Brennereien die Menge rohen Branntweins, welchen sie bereiten dürfen, unter billiger Berück- sihtigung der wirthschaftlichen Verhältnisse festzusetzen (§. 17, Absatz 3 des Entwurfs).

_Die Haftung des Brenners für die im Voraus bestimmte Mindestmenge des zu ziehenden reinen Alkohols ift in dem Artikel so dargestellt, als wenn auf thatsächliche Verhältnisse, welche das Alkoholergebniß vermindernd becinflufen, gar keine Nücksicht genommen werden follte, während doch im Geseßentwurf ausdrücklich vorgesehen ist, daß den Brennereibesißern freisteht, einen genügenden Grund bier- für glaubhaft nachzuweisen.

Der Artikel findet die Ginführung des Branntwein-Monopols höhst drüend für den Bauersmann, weil das Monopol dazu dienen würde, den Branntweingenuß der Landleute, insbesondere der Dienst- boten, zu erschweren. Daß ün Allgemeinen der Branntwein durch Einführung des Monopols theuerer werden und der Schnapskonsum im Ganzen sich vermindern wird, darin liegt gerade die heilsame Wirkung des Monopols. Vou der Preisfteigerung wird aber beson- ders der norddeutshe Sprit getroffen, welchen der Verfasser des Artikels als die eigentlihe Ursache der Branntweinpest bezeichnet. Der Bauer also, welcher seinen Leuten bisher einen billigen, aber \{chlechten Kartoffelschnaps vorseßte, den er vom Fabrikanten oder vom Händler oder vom Wirth bezog, wird in Zukunft allerdings dieses Getränk nicht mehr vorfinden, er wird den theueren, aber au besse- rer d. h. vom Fuselöl gereinigten Monopol-Branntwein kaufen müssen.

Derjenige Landwirth dagegen, welcher seine eigenen Erzeugnisse brennt oder brennen läßt, kann für si, feine Familie und seine Dienstboten den „Hausbedarf“, von dem er jeßt die Steuer zahlen muß, zu einem gegenüber dem Monopolpreise ermäßigten Preise be- halten und verwenden. Wie groß der ae 09A ist, kann, wie sh von selbst versteht, nur für die einzelne Haushaltung festgestellt werden. Daß hierbei Seitens der Verwaltung mit billiger Rücksicht auf das landwirthschaftlihe Interesse verfahren wird, entspriht der Absicht des Geseßentwurfes und gerade deshalb ijt eine Grenze für den „Hausbedarf* nicht gezogen.

_Die Behauptung, daß die Annahme des Gesetzentwurfs für den elsässischen Bauer im Gegensaß zum norddeutschen Kartoffelbrenner nur nachtheilig sein müsse, steht ganz in der Luft. Auch die Bemer- kung, daß bei der jeßigen Gesetzgebung der „Nordbrenner“ „\{chon fein Profithen gemacht und daneben die Kleinbrenner im Elsaß abgenom- men hätten“, ift unrichtig, wie folgende Zahlen ausweisen :

In Glfaß-Lothringen waren : vorhanden in Betrieb gewesen 1879/80 29 871 19 317 1880/81 39 784 18 470 1881/82 29 883 21 045 1882/83 99 818 19 972 1883/84

30 008 23 714

1884/85 29 994 21 797 Brennereien. _ Richtig ist nur, daß für die Zahl der in Betrieb gesetzten Brennereien die Obst- und Weinernte entscheidend ist und allein zufolge dieser si ein Rückgang ergeben kann, was sich aber in den leßten Jahren in erfreulicher Weise geändert hat. Der Artikel behauptet, es stehe im Geseßentwurf, daß der „Nordbrenner“ 30 oder 40 &# für das Hektoliter seines Kartoffel-

Mijatovic hat definitive Weisungen bezüglih des von Madjib

Rohspiritus erhalte, für den „Südbrenner“ sei festgeseßt, daß er „ctwas mehr“ bekomme für den „Kirshenbranntwein“. Js Wahrheit

lautete die Bestimmung des ursprünuglihen Entwurfs dahin, daß für andere Branutweinarten als Kartoffelbranntwein „ein auf der Grund- lage des jeweiligen Tarifsaßes für Kartoffelbranniwein angemessen be- rechneter Preis zu bestimmen“ sei. Hiernah verstaud es si {on von selbst, daß bei dieser Preisbestimmung der Werthunterschied des besseren gegen den gewöhnlichen Branntwein in erster Linie Berük- GRER zu finden habe.

dabi s A dem Beschlusse des Bundesraths lautet jeßt die Bestimmung ahin:

_„Für Trinkbranntwein, welcher aus Getreide, Kern- oder Stein- Obst, Beeren, Früchten, Wurzeln, Weinhefe, Trestern und dergleichen bereitet ist, wird jedo unter billiger Berücksichtigung der seitherigen Preise dieser Branntweingattungen ein dem höheren Werthe derselben entsprehender Preis festgeseßt.“

Hiermit ift deutlich ausgedrückt, daß es in der Absicht des Bundesraths liegt, den Tarif für die von der Monopolverwaltung an die Brenner zu zahlenden Ankaufspreise demnächst so festzu- stellen, daß nicht allein die Kartoffelbrennereien, sondern auch die Brennereien, welche andere Stoffe verarbeiten, dabei bestehen und gut bestehen können, Insbesondere licgt auch niht der mindeste Grund zu der Annahme vor, daß die Monopolverwaltung je darauf ausgehen könnte, die süddeuts en Obstbrennereien zu unterdrücken. Thatfächhlih machen die Produkte dieser Brennereien dem norddeutschen Branniwein auf dem Markte kaum eine Konkurrenz, sie müssen aber für die Nachfrage des Publikums Seitens der Monopolverwaltung bereit gehalten werden und es ist niht ausgeschlossen, daß die besseren Sorten der in Elsaß-Lothringen erzeugten Branutweine, namentli Kirsch- und Zwetschgenwasser, durch das Monopol ein weit größeres Absfatzgebiet finden werden, als sie bisher gehabt haben. Bedarf aber die Monopolverwaltung der Produktion jener besseren Branntwein- forten, dann muß sie au unter allen Umständen solche Preise zahlen, welche dem Brenner ermöglichen, solche lohnend herzustellen; dabei hat der Brenner an der Monopolverwaltung einen jederzeit zur Ab- nahme seines Fabrikates verpflichteten, zahlungsfähigen Käufer.

Endlih muß noch darauf hingewiesen werden , daß soweit die L welche die Monopolverwaltung den Brennern zahlt, zu niedrig efunden werden follten (was übrigens binsihtlih der Obstbrennereien wohl nicht der Fall sein wird), jeder Regierung freisteht, aus dem auf ihr Land fallenden Antheil on dem Gesammtertrage des Monopols ihren Brennereien einen ang: uessenen Zuschlag zu dem Monopolpreife zu bewilligen. E

Aus dem Vorstehenden erhellt, daß die Befürchtung, die Ein- führung des Branntwein-Monopols müsse zur Vernichtung der Bren- nereien in Elsaß-Lothringen führen, nicht begründet ist.

Wie wir dem „Deutschen Landboten“ entnehmen, hat in Sachen des Branntwein-Monopols der land- und forst- wirthschaftliche Verein der Kreise Sagan und Sprottau in seiner jüngsten Sizung folgende Resolution angenommen:

„Die Versammlung des .….. fühlt sih den verbündeten Regie- rungen gegenüber zu wärmstem Dank verpflichtet, daß sie mit kräfti- ger Hand eine Materie in die Hand genommen hat, welche viele Mißstände beseitigt und gleichzeitig die Möglichkeit giebt, für das allgemeine Interesse wesentlihe Vortheile herbeizuführen. Die Ver- fammlung giebt sih dabei der Hoffnung hin, daß es mögli fein werde, in diesem Sinne die Geseßesvorlage zu verbessern.“

Centralblatt für das Deutsche Reich. Nr. 9. In- halt : Finanz-Wesen: Nachtrag zur Nachweisung über Einnahmen des Reichs vom 1. April 188b bis Ende Januar 1886. Konsulat-Wesen : Grequatur-Ertheilungen. Polizei-Wesen : Ausweisung von Aus- ländern aus dem Reichsgebiete.

Nr. 9. Inhalt: Allgemeine betreffend die Bestellung von

Justiz-Ministerial-Blatt. Verfügung vom 15. Februar 1886, Amtsfautionen mit Prioritäts-Obligationen von Staatseisenbahnen. Allgemeine Verfügung vom 18s. Februar 1886, betreffend die Vor- schriften der Königlichen Ober-Nehnungskammer wegen Bescheinigung der Quittungen über Pensionen, Wartegelder, Wittwen- und Waisen- gelder 2c. Allgemeine Verfügung vom 18. Februar 1886, betreffend die Aufhebung des kollegialishen Schöffengerichts zu Mühlbach.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 84. Inkhalt ; Nichtamtliches: Die Baugebrehen des Wormser Domes, ihre Ursachen und deren Behebung. Vermischtes: Allgemeine Preis- bewerbung für Entwürfe zur Erweiterung des städtischen Museums in Met. Ueber Kohlenverladungen von Schiff zu Schiff. Neuer Sprengstoff. Aufgebung eines Schiffahrtskanals in Amerika.

Statistische Nachrichten.

Giner von dem Hafenamt zu Leer zusammengestellten „Ueber - sicht des Schiffsverkehrs in dem Hafen zu Leer (fisfkalischer Decthafen, sowie städtisher Hafen an der Leda) im Jahre 1885" ent- nehmen wir folgende Angaben: Die Gesammtzahl der im Iahre 1885 angekommenen Seeschiffe cins{l. der am 1. Januar 1886 im Hafen liegenden Schiffe betrug 454 mit ciner Ladungsfäbigkeit von 32 069 Br. Reg.-Tons, davon kamen beladen 284 mit 26 503 Reg.-Tons und unbeladene 170 mit 5566 Reg.-Tons. Von den angekommenen Schiffen famen 211 beladene und 167 unbeladene aus Deutschland, 48 be- ladene und 1 unbeladencs aus Großbritannien 2c. ; der Nationalität nach gehörten 254 beladene und 168 unbeladene Schiffe Deutschland, 15 beladene Schiffe Großbritannien, 11 beladene und 2 unbeladene Norwegen und 4 beladene Schiffe Dänemark an. Im Jahre 1885 gingen vom Hafen zu Leer ab 400 Schiffe mit 33 229 Br. Reg.-Tons, und zwar 334 beladene Schiffe mit 22 061 Reg.-Tons und 66 un- beladene mit 11168 Reg.-Tons. Von den abgegangenen Schiffen gingen 290 beladene und 18 unbeladene nah Deutschland, 27 be- ladene und 29 unbeladene Schiffe nah Großbritannien 2c. Der Nationalität nach gehörten von diesen Schiffen 318 beladene und 42 unbeladene Deutschland, 8 beladene und 9 unbeladene Nor- wegen, 3 beladene und 12 unbeladene Großbritannien 2. an. Die Gesammtzahl der im Jahre 1885 in Leer angekommenen Fluß schiffe betrug 2987 mit 39 726 Br. Reg.-Tons; davon kamen beladen 2496 mit 32 194 Reg.-Tons und unbeladen 491 mit 7532 Reg.-Tons, und zwar kamen aus preußischen Emshäfen 733 beladene und 288 unbeladene Schiffe, aus preußishen Binnenhäfen 1245 beladene und 107 unbeladene, aus oldenburgischen Binnenhäfen 87 beladene und 91 unbeladene, aus den Niederlanden 431 beladene und 5 ünbeladene Schiffe; von diesen Schiffen waren 2699 preußischer, 249 olden- burgischer und 39 niederländisher Staatsangehörigkeit. Die Gesammt- zahl der in 1885 abgegangenen Flußschiffe betrug 3048 mit 39 179 Neg.-Tons; davon waren 514 beladene Schiffe mit 6334 Reg.-Tons und 2534 unbeladene mit 32 844 Reg.-Tons. Der Landesangehörigkeit nach kommen von diesen Schiffen 2760 auf Preußen, 249 auf Olden- burg und 39 auf die Niederlande.

Bevölkerung des Großherzogthums Hessen 1885. (Stat. Corr.) Laut der „vorläufigen Uebersicht der ortsanwesenden Bevölkerung des Großherzogthums Hessen auf Grundlage der Volks- zählung vom 1, Dezember 1885“ sind in diesem Staate bei der jüngsten Zählung 956 170 Einwohner ermittelt worden, d. h. 19 830 oder 2,12 %/9 mehr als bei der voraufgegangenen Zählung, die 52 122 oder 5,89 %/% mehr al8“die Zählung von 1875 ergeben hatte. Den auffälligen Rückgang der Volkszunahme begründet der Vorstand der Großherzoglich hessischen statistischen Centralstelle, Geheimer Rath

. Welker, zu etwa zwei Drittheilen durch die nachgewiesene stärkere

u8wanderung und die geringere natürliche Vermehrung der Ve- völkerung, so daß ein Drittheil der Differenz auf die Wirkung der niht nahgewiesenen Wanderungen entfallen würde.

Wenn nämli das noch unbekannte Ergebniß des Jahres 1885 dem Mittel aus den Ergebnissen der vier Vorjahre entspricht, so sind 1881—85 über Hamburg, Bremen und Antwerpen einschließlich einiger über Havre bekannt gewordenen Auswanderungen 17959 Per-

sonen aus Heffen über See nah außereuropäishen Ländern aus- gewandert, um 12338 mehr als im vorhergegangenen Jahrfünfte. Ünter derselben Voraussetzung beträgt die Zahl der 1881—85 in Hessen Geborenen 158 836 und der Gestorbenen 111 174, _gegen 170 314 bezw. 114 096 innerhalb der Jahre 1876—80 ; die natürliche Zunahme um 47 662 bleibt mithin um 8556 Personen hinter der des vorhergegangenen Jahrfünfts zurück. Unser Gewährsmann scht die Verminderung der Geburten auf Rechnung der verminderten Ghe- shließungen, welche seit 1872 von 8343 alljährlih bis auf 6318 im Jahre 1880 abgenommen hatten und in den vier folgenden Jahren mit 6423, 6501, 6285 und 6723 immer noch unter dem Durchschnitte der 1870er Jahre blieben.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Im Verlage von Justus Perthes in Gotha erschien soeben eine Verkehrskarte vonCEuropa mit Uebersicht der größeren Eisenbahn- verbindungen, Telegraphen und der überseeishen Dampfschifffahrt, im Maßstabe 1: 5 000 000 entworfen von H. Berghaus. Nicht auf politischem Gebiete allein nimmt das Deutsche Reih eine ahtung- gebietende Stellung im Völkerconcert ein, sondern auch in der Ent- wickelung des Verkehrs, sowobl innerhalb Europas als in den trans- fontinentalen Beziehungen, ist sein Einfluß von entsheidender Wichtig- feit geworden. Diese Verkehrserleihterungen bringen es aber auch mit sih, daß nicht allein der Handelsstand, sondern auch Behörden und Privatpersonen immer häufiger in die Lage kommen, sich nell orientiren zu müssen über die bequemste und sicherste Art, mit einem Punkte des Auslandes sich in Verbindung zu seßen. Troy aller Hülfs- mittell, welhe in Druckwerken geboten werden, ist bei den stetig dichter werdenden Maschen des Verkehrsneßzes eine solhe nothwendige Orientirung niht leiht zu beschaffen, wenn sie nicht durch direkte Anschauung unterstüßt wird. Wie die Berghausshe „Chart of the World“ vom augenblicklichen Stande der Routen im Weltverkehr ein flares Bild giebt, so ift die vorliegende Karte bestimmt, für den europäishen Verkehr und für die von Europa nah den übrigen Erd- theilen ausgehenden Verkehrélinien eine bequeme Orientirung zu bieten. Auf den ersten Blik erkennt man auf der Karte die bedeutsame Stellung des Deutschen Reichs und der ODesterreich-Ungarishen Mon- archie im curopäishen Verkehr als Vermittlerinnen zwischen Abendland und Morgenland, zwishen Norden und Süden, wozu sie dur ihre geographische Lage in erster Linie berufen sind; in diesen Staaten finden ih daher die Kreuzungspunkte der wichtigsten unmittelbaren Durch- gangslinien nah dem Orient, der Orientexpreßzüge, welche bereits auf zwei Wegea in die Balkanhalbinsel bineinreichen, und der nah den Mittelmeerhäfen gerihteteten Werbindungslinien, welche durch die klar hervortretenden vier Alpenüberschienungen erst zu ihrer vollen Bedeutung gelangt sind. Die italienische Halbinsel bildet vor allem den wihtigen Ausgangspunkt der überseeischen Verbindungslinien mit Asien, Australien und Ost-Afrika, während die Pyrenäische Halbinsel der ihr durch die geographische Lage vorgeschriebenen Aufgabe, Ver- mittlerin des Verkehrs mit dem Süden und Südwesten, mit Afrika und Süd-Amcrika zu sein, noch nicht im vollen Umfange gerecht werden fann infolge mancher auf der Karte deutli kTenntlich werdender Lücken in den Verbindungslinien, wie cs das Fehlen eines Pyrenäen-Dur- bruches, der Mangel einer direkten Verbindung mit Lissabon zur Zeit noch ist. Auch in andrer Beziehung deutet die Karte an, in welcher Weise Verbesserungen und Erleichterungen im Eiltransport wünschens- werth und möglich sind, z. B. in der Errichtung direkter Verbindungs- linien des Nordens mit den Häfen des Mittelmeeres, Einstellung eines direkten Erpreßzuges von Lissabon nah Si. Petersburg, Ausbau des Scienenneßes auf der Balkanhalbinsel, An|chluß der kaukasischen Bahnen an das europäische CEisenbahnnez u. a. Die Eisenbahnen, auf denen Schnellzüge verkehren, sind von den übrigen Bahnen unter- schieden; die wichtigeren Ueberland-, sämmtliche Untersee-Telegraphen sind hervorgehoben. Sämmtliche regelmäßige Dampfschiffslinien, sowohl die europäischen, wie auch die transozeanischen, sind nach der unter- nebmenden Nation durch verschiedene Signatur bezeihnet. Unter allen diesen haben die wichtigsten Verbindungslinien, welche von hervor- ragender internationaler Bedeutung sind, noch ein besonderes Kenn- zeichen im Kolorit erhalten. Dem augenblicklichen Stande vorgreifend, was aber bei dem allgemeinen Interesse erklärlich ift, ersheinen auf der Karte bereits innerhalb des Mittelmeeres die im künftigen Jahre ihren Dienst beginnenden deutschen Reichspostdampfer-Linten nach Ost-Asien und Australien. Bei den größern Orten ift die Zeit in Stunden angegeben, welche die Fahrt der Schnellzüge von Berlin aus in Anspru nimmt. So erfährt der Leser, daß u. a. Lissabon in 83 Stunden, Queenstown in 51, Nischni Nowgorod in 72, Konstanti- nopel in 70 Stunden von der Reichshauptstadt aus zu erreichen sind. An den Seewegen ist die mittlere Fahrtdauer der Dampfschiffe in Tagen und Stunden bezeichnet. Anstatt einer Uebersicht der Staaten- grenzen, aber mit zwocnigen Ausnahmen mit diefen zusammenfallend, versucht die Randfärbung eine Gruppierung der Staaten nah den Tarifen für Briefporto und Depeschenverkehr. Dadurch fällt es z. B. gleih in die Augen, daß Bosnien und Herzegowina noch nicht das Vorrecht des einfachen (10 4) Briefportos genießen. Ein Blick auf das Kolorit eines Landes genügt, um die Kosten einer Depesche nach demselben berechnen zu können. Diese Reichhaltigkeit der Karte war nur dadurch zu erreihen, daß an Stelle des durh Strichfülle die Lesbarkeit der Namen und den Zusammenhang von Grenzen häufig stôörenden Gebirgs8stihes die Maffenerhebungen in Bodenstufen gléicher Höhe in 5 flar voncinander abstechenden Farben ausgedrückt worden sind. So ift die Karte in allen Theilen klar und übersihtlih ge- blieben, und wird fie ihren Zweck der {nellen Orientierung be- sonders dadur erfüllen, daß eben die wichtigsten Momente durch leiht kenntlihes Kolorit hervorgehoben sind. (Der Preis der Karte, auf Leinewand aufgezogen und mit Stäben und Schnüren versehen, fertig zum Aufhängen, beträgt nur 10 M)

Laud- und Forstwirthschaft. VorläufigeErnte-ErgebnisseinOesterreichim Jahre 1385. Das K \. Ackerbau-Ministeriuum in Wien veröffentlicht soeben eine vorläufige Ueberficht der Ernte-Ergebnifse des Jahres 1885, soweit sie demselben bis jeßt bekannt geworden find. Danach betrug der Ertrag (in Tausenden von Hektolitern) | in an Weizen an Roggen an Gerste an Hafer Niederösterreich 1539 3375 1101 3904 Oberösterreih 831 1510 800 1607 Salzburg 129 180 15 259 Steiermark 848 1026 269 1575 Kärnten 275 668 228 762 Krain 237 131 9201 388 Deutsch-Tirol 143 360 130 117 Istrien mit Triest 152 _34 94 45 Böhmen 4320 8819 5674 S564 Mähren 1707 30082 3823 4031 Schlesien 218 634 421 1113 Westgalizien 1322 1712 1968 3518 Im Allgemeinen is der Ernte-Ausfall als günstig zu bezeichnen, wie eine Vergleichung mit den fünfzehniährigen Durchschnittsergebnissen von 1870—1884 aus8weist. Darnach betrug die Zunahme beim Weizen in Westgalizien 50%, in Schlesien 46%, in Mähren 32 %%, in Niederösterreih 26 9/0; beim Roggen steht Niederösterreih mit einem Rebershuß von 30 %/9 an der Spiye, demnächst folgen Schlesien mit 17 und Kärnten und Istrien mit je 16%/,. Die Gerste warf nament- lih reihen Ertrag ab in Westgalizien (+4- 63 %/) und in Mähren (+ 36 9/0), während beim Hafer nur geringere UÜeberschüsse (Nieder- österrei mit 16 und Krain mit 15%) zu verzeihnen sind. Die ungünstigsten Ernte-Ergebnisse haben Salzburg (Weizen 6, Roggen 10, Gerste gar 47, aber Hafer + 12°%/6) und Deutschtirol aufzuweisen, wo bei Roggen, Gerste und Hafer eine Abnahme statt- gefunden hat, während die Weizenernte dem langjährigen Durchschnitte zu entsprechen scheint.

Gewerbe und Haudel. Die Kaffee - Produktion der Welt. Im Winter 1883/84 sandte die niederländische Regierung einen geeigneten Beamten aus Batavia (Java) nah Brasilien, um die Kaffeekultur und die

Kaffecausfuhr dieses Landes zu ftudiren. Herr van Delden Laërne entledigte fih seines \{chwierigen Auftrages mit großem Gefchick und veröffentlichte die Ergebnifse dieser wihtigen Untersuchung in einem umfangreichen Werke: „Brazilié en Java, Verslag over de Koffi- cuitnur in Amerika, Aziéë en Afrika“, welches 1885 bei Martinus Nijhoff in Gravenhagen erschien. Er besuchte 44 verschiedene Kaffee- plantagen 31 in der Rio- und 13 în der Santos-Zone, den beiden Haupt-Produktionsgebieten, und stellte dur sorgfältige, auf 5 Kalender- und 6 Erntejahre (1878 bezw. 1877—1882) ausgedehnte Ermittelungen einen Durchschnittsertrag fest. Darnach beläuft sich das Erträgniß eines Kaffeebaumes in der Rio-Zone auf 333 g, in der viel günstiger gelegenen Santos-Zone auf 805 g, während der Durchschnittsertrag eines Baumes in Niederländish-Indien von ihm nur auf ca. 250 g veranschlagt wird. Ueber die gesammte Kaffee-Produktion der Welt macht er folgende Angaben. Es erzeugten im J. 1883/4 Zunahme in Proz.

im J. 1863/4 Amerika 2652000 hl 6736 000 hl 154 5117367 , 155

davon Brasilien. . . 2003180 , L E 2 403 000 ,„ 11

dav. Niederl. Indien 1287789 , 1650 000 , 20 E 31000 , 92 000 , 197 Page usammen 4859000 hl 9231 000 bl i 90 Die bedeutende Entwickelung des brasilianischen Kaffeebaues führt der gelehrte Verfasser, nah einer musterhaften Untersuchung aller ein- \chlägigen flimatishen und Bodenumstände, sowie der wirthschaftlichen, geseßlichen und politishen Verbältnisse, hauptsächlich auf zwei Momente zurü: die billigen Arbeitskräfte und die billigen Transportkosten. In Brasilien verrichten etwa 240 000 Sklaven (darunter ca. 45 %/ Perfonen weiblichen Geschlechts) auf den Kaffeeplantagen eine Arbeit, ¿u der 700000 bis 800000 theuere freie Arbeiter nöthig wären, während sich die Transportkosten für 1000 kg yro Kilometer auf 180 Reis = 0,817 4 belaufen. \

In der vorgestrigen Aufsichtsrathssizung der National- bank für Deutschland wurde die Dividende— pro 1889 auf 4%/o festgeseßt. Der Bruttogewinn beläuft ih auf 2081 024 Æ, fommt mitbin dem des Vorjahres gleich. Der Gewinn des Provisionskontos beträgt 756 955 M gegenüber 725 082 4 des Vorjahres. Auf Strontianit-Engagement ist wiederum eine Abschrei- bung von 250000 M gemacht.

Nürnberg, 27. Februar. (Hopfenmarktbericht von Leopold Held.) Die Situation des Hopfenmarktes hat fih seit dem leßten Bericht wenig verändert; der Verkehr is wesentlich ruhiger geworden. Die Preise bleiben indeß im Allgemeinen unverändert. Für Export wurde diese Woche sehr wenig, und auch. für Kundschaft nur grüne gute Mittelwaare gekauft. Der Wochenumsay beläuft sich auf ca. 900 Ballen die Bahn- und Landzufuhren waren etwas weniger. Das Angebot in geringen Sorten war ein verstärktes, die Stimmung flau und lustlos, Die Notirungen lauten: Bayerische Hopfen: Marfthopfen prima 30—35 #4, mittel 20—25 #4, gering 12—18 #4; Gebirgshopfen prima 35—40 Æ; Aischgründer prima , mittel 20-—25 M, gering 12—16 M; Hallertauer prima 70—80 M, mittel 25—35 #4, gering 12—18 #4: Hallectauer Siegel- gut prima 70—85 .; Spalter, je na Lage und Qualität, 20—70 4; Württemberger prima 70—75 4, mittel 25—40 #4, gering 12—18 M; Badische mittel 20—30 4, gering 12—18 4; Elsässer 12—35 4; Posener prima 70—75 #4, mittel 25—40 4, gering 12—18 A; Saazer Kreis und Bezirk, je nach Qualität, 60—130 M i

Wien, 27. Februar. (W. T. B.) Die Dividende des Wiener Bankvereins ist auf 6 Fl. festgeseßt. N

Glasgow, 27. Februar. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 692 208 Tons gegen 987 018 Tons im vorigen Jahre. Zahl der im Betrieb befindlichen Hochöfen 94 gegen 93 im vorigen Jahre.

New-York, 27. Februar. (W. T. B.) Der Werth der Waarenein fuhr in der vergangenen Woche betrug 11 663 978 Doll, davon 3 866 578 Doll. für Manufakturwaaren. Der Werth der E gu der Vorwoche betrug 7 836 697 Doll., davon 2 085 268 Doll,

ür Stoffe.

Submissionen im Auslande.

Belgien.

1) 24. März, 11 Ubr Vormittags. Bureau der „Sosiété natio- nale des chemins de fer Yvicinanux“, rue de la loi No 9 bierselbft. Bau der Linie Poix St. Hubert. Pläne, Lastenhefte 2c. können vom 8. März ab im vorbezeihneten Bureau und beim Ingenieur der Gesellschaft, Hrn. Bellefroid zu Jambes-lez-Namur, eingesehen werden.

2) 10. März, 3 Uhr Nachmittags. Gemeindehaus zu Velroux (Provinz Lüttich). Restauration der Kirhe. Voranschlag 11 624 Fr. Kaution 600 Fr.

3) 19, März, Mittags. Provinzial - Gouvernements8gebäude zu Mons. Pflasterung, Loos 1, des Weges von Blicquy nah Frasnes zu mit „Lessiner* Plastersteinen. Voranschlag 40 711 Fr. Kaution 1361 Fr.; Loos 2, des Weges genannt „de Damerie“ mit „Lessiner“ oder „Quenast“ Pflastersteinen. Voranschlag 39 678 Fr. Kaution 1000 Fr. Offerten in eing: s{hriebenem Briefe an den Herrn Gou- verneur der Provinz Hennegau zu Mons vor dem 16. März.

Verkehrs - Anstalten.

Bremen, 1. M (V.DW Dr Dimpfer des Norddeutschen Lloyd „Donau* ist gestern Nacht 1 Uhr in New-York eingetroffen.

Sanität8wesen und QOnarautänewesen.

Türkei.

Die gegen Provenienzen aus Venedig und Umgegend bestehende Quarantäne von 5 Tagen (,„R.-A.“ Nr. 39 vom 13. Februar d. J.) ist durch Entscheidung des internationalen Gesundheitsraths zu Kon- stantinopel vom 18. S bener 1886 für alle feit dem 16. Februar d. I. von Venedig abgegangenen Schiffe auf 10 volle Tage erhöht worden. Dieselbe ift in den türkishen Lazarethhäfen zu Pacha Liman (bei Valona), Tripolis (Afrika), Beirut oder Clazomene abzuhalten.

Berlin, 1. März 1886.

Der Verein der deutschen Spiritusfabrikanten hat in seiner hier abgehaltenen Generalversammlung am 26. und 27. v. M. den Branntwein-Monopol-Geseßentwurf diskutirt. Bei der Schlußabstimmung wurden, wie die „National-Zeitung" mittheilt, für den amendirten Monopol - Entwurf abgegeben: 267 Stimmen, davon entfielen 230 auf Kartoffelbrenner, 3 auf Spiritushändler, 7 auf Kornbrenner, während 27 Zettel unbeshrieben waren. Gegen das Monopol stimmten 52 Kartoffelbrenner , 32 Händler, 22 Korn- brenner und 14 enthielten sih der Abstimmung, zusammen 120.

Der Verein „Frauenhbeim* bielt gestern seine 11. Jahresver- sammlung ab. Der Verein, welcher den Zweck verfolgt, in seinem in Lichterfelde belegenen „Frauenheim*“ achtbaren, allein _ftehenden Frauen eine dauernde, ihrer gesellschaftlihen Stellung entsprechende Wohnstätte mieths8weise zu gewähren, hat im leßten Jahre alle 14 Zimmer des Hauses voll beseßt gehabt. Er zahlt zur Zeit 42 ständige und 67 fonstige Mitglieder, die insgesammt 1240 #6 Bei- träge zahlten. An Miethe gingen ein 1470 , an Zinsen 237 M, so- daß die Gesammteinnahme sih auf 2947 „H belief. Ihr stand eine Gesammtausgabe von 2316 # gegenüber; darunter befanden sich 1545 M. Aula für die Hypothek. Das Vermögen des Vereins be- trägt 20 776,80

Der Ober-Präsident der Provinz Brandenburg hat die Konzession zur Anlegung einer zweiten Apotheke auf dem Gesundbrunnen dem

Apotheker August Erhardt zu Berlin verliehen.

In Hamburg haben vor einiger Zeit auf dem Heiligengeistfelde Versuche mit verschiedenen, nach dem Konrads\chen lteicee fahren von der Pirnaer Fabrik Konradsher Erfindungen, J. F. Not in Dresden, imprägnirten Gegenständen stattgefunden, über die wir dem „Hamb. Korr.“ Folgendes entnehmen:

Die Proben waren mannigfaltigster Art. Zunächst wurde eine ge- wöhnliche imprägnirte Strohmatraße als Kochherd benußt, um ein Quantum Wasser zu verdampfen und Eier zu kohen. Das blecherne Kochgefäß staud in einem Loch der Matratze und unmittelbar darunter brannte das Feuer, eine große SpiritusNlamme, die fortwährend in direkte Berührung mit dem grobleinenen Bezug der Matratze kam. Nach etwa einer Stunde war das aus einem vollständig mit Ciskrufte bedeckten Eimer in den Kessel ges{chöpfte, also auf 0 Grad abge- fühlte Wasser durch fortwährendes Kochen verdainpft. Mehrere hartgesottene Eier zeigten, daß cs mit dem Kochen wirklich Ernst war. Während des ganzen Experiments blieb die Matrate an allen Stellcn, die nicht direkt von der Flamme getroffen waren, vollständig fühl und ebenso in nächster Nähe des siedenden Wassertopfes. Die Flamme hatte wohl einen Theil des Stoffes und das direkt darüber liegende Stroh verkohlt, das Feuer hatte sih jedoch so wenig weiter verbreitet, daß einige Centimeter über der Flamme das Stroh noch vollständig intakt war. Durch dies Experiment if also die Sicherheit von Betten, welhe na@ dem Konradshen Verfahren imprägnirt sind, gegen weggeworfene Zündhölzer oder umfallende brennende Kerzen vollständig konstatirt. : Ein zweiter Versuch diente dazu, mit Erfolg zu zeigen, daß eine Konradshe Matrate im Falle eines in der Stube selbst oder in einer Nebenstube ausgebrochenen heftigen Feuers für lange Zeit eine sichere Schutzwand gegen weiteres Umsichgreifen des zerstörenden Elementes ist. Es waren an einer Seite von drei nebeneinander frei aufgestellten Matraßen Holzscheite und Spähne, mit Petroleum be- gofsen, aufgehäuft, deren Feuer felbst im Freien auf der \chnee- bedeckten Fläche mehrere Meter weit unerträglihe Hitze verbreitete. Fast 20 Minuten hatte der Haufen bereits gebrannt und mehrere der Umstehenden überzeugten sih, daß sie unmittelbar binter dem voll- ständig kalt anzufühlenden Schirm Sicherheit gegen das wenige Zoll von ¡Buen getrennte Feuer fanden, als der Wuns, zu konstatiren, welcher Feuersgewalt die Matrayen widerstehen würden, eine Ver- doppelung des Brennmaterials veranlaßte. Aber auch selbst dieser Angriff konnte die Matraten nicht in Flammen seten, ihr Inhalt glühte und das Leinen wurde so weit zerstört, wie das Feuer reihte, die nicht direkt getroffenen Eden blieben aber unversehrt, ohne die geringste Wärme und mit unverkohltem Stroh, wovon sich alle anwesenden Falhleute durh den Augenschein überzeugten.

Zur praktishen Verwendung sind die Matraßen der Pirnaer Fabrik von I. F. Noy mit zwei durch runde Polstereinsätze ges{chlo}c- nen kleinen Löchern versehen, von denen das eine für die Einführung eines Feuerlöschs{laucches, das andere zum Hindurchbliken für den Feuerwehrmann bestimmt ist. Es war den Theilnehmern des Ver- suches nicht zweifelhaft, daß, wenn ein solher Schlauch in Thätigkeit gekoinmen wäre, die Matratzen ohne große Mühe zu retten gewesen sein würden, die Schußzwand also eine ganz intakte geblieben wäre.

Der dritte und in seiner äußeren Erscheinung timposanteste Versuch betraf die Konstatirung der Wirkung des Isolirverfahrens bei Baulichkeiten aus Holz mit Isolirpappe gedeckt, die leiht entzündliche Stoffe, wie Spiritus, Benzin2c. enthalten sollen. Zu diefem Zweck war cin etwa 8 Fuß hohes zeltartiges Häuschen errichtet, dessen Wände aus zwei Schichten mit Jsoliranstrich versehenen Brettern, getrennt durch eine isolirie Strohlage und überzogen mit imprägnirter Pappe, bestanden, in dessen Innern sih Flaschen mit den genannten Stoffen und ein Thermo- meter zur genauen Messung der sih etwa entwickelnden Wärme befand. Rings umher waren Holz und Späne, mit Petroleum begofsen, in folchen Massen aufgeschichtet, daß das Feuer eine volle Stunde brannte. Die Flammen s{lugen mindestens 20 Fuß ho hinauf und verbreiteten eine Hitze, die den Aufenthalt mehrere Meter davon unmöglich machte. Als das Feuer fast niedergebrannt war, wurde der Rest des Brennstoffs entfernt und die Thür geöffnet. Hr. Direktor Dr. Voller konstatirte im Innern 12 Grad Celsius, während das äußerliche Feuer mindestens 1200 Grad Hitze entwickelt hatte. Der Erfinder, Hr. Konrad, entfernte auf Wunsch der Anwesen- den mit seinem Messer die 1 mm dicke isolirte Pappschicht und es fand si darunter, ganz vollkommen weiß, das verwendete Holz. Die Innenseite der Wände war vollständig kalt.

Die beiden letzten Versuche sollten die Ifolirung von Spreng- material, Pulver, Dynamit 2x. für den sicheren Transport zeigen. In eine kleine eisenbeschlagene Holzkiste, die innen und außen isolirt war, wurde auf ebenfalls isolirtes feingehacktes Stroh loses Pulver durch Hrn. Brand-Direktor Kipping gegossen, diese Schicht durch eine Ifolir- pappe fest bedeckt und die Kiste mit einem nicht genau \{chließenden Deeel verschlossen. Sie wurde einem Feuer, in welhem Kupferdraht ab- \chmolz, das also über 1100 Grad Hitze entwicktelt haben muß, etwa 15 Minuten ausgesetzt, wobei die Eisenstäbe, auf welchen sie stand, sich so stark verbogen, daß die Kiste direkt ins Feuer fiel. Nachdem das Feuer niedergebrannt war, zeigte es si, daß der Holzdecktel fich beim Fallen verschoben hatte, so daß ein etwa 2 Zoll breiter Spalt entstanden war, dur den die Hitze direkt auf die Isolirpappe wirkte. Trotzdem erfolgte keine Erplosion, das Pulver lag unter der Pappe vollkommen geschützt und wurde in ursprünglichem Zustand aus der Kiste genommen. Das gleiche Verfahren wurde mit einer eisernen Kiste, nach der englihen Pulvertransport-Vorschrift konftruirt, einge- \chlagen. Trotzdem die Kiste selbst rothglühend wurde, entzündete sich das nur in Papier lose eingeschlagene Pulver nicht, sondern wurde ganz intakt wieder aus der etwas abgefühlten Kiste genommen und dann im offenen Feuer sofort zur Entzündung gebracht.

Die duxch praktische Versuche während dreier Jahre bewährte Unschädlichkeit der Löfung für den menschlichen Organismus wird augenblicklich in Hamburg wissenschaftlich festgestellt.

Zur Einleitung von zwei neuen zwölfstündigen Unterri Htskursen in der vereinfahten Stolje' schen Stenographie hält der Vorsitßende des Stolze’shen Stenographen-Vereins, Parlaments- Stenograph Mar Bäckler, öffentlihe Vorträge über das Wesen und die Bedeutung der Stenographie : am 2. März, Abends L! Uhr, im Dorotheenstädt. Realgymnasium, Georgenstr. 39/1 und atn Donner- stag, den 4. März, Abends 83 Uhr, in der Louisenstädt. Ober-Neal- schule, Dresdenerstr. 113.

London, 1. Mär. (W. T. B.) Nah einer Meldung aus Holyhead ist der der Dominion-Linie gehörige Dampfer „Missouri“, in Fahrt von Boston nah Liverpool, während eines Schneesturms an Felsen nahe bei Holyhead gesGeitert. Ein Rettungsboot ist abgegangen, um Hülfe zu bringen.

Manchester, 28. Februar. (W. T. B.)_ Heute Vormittag fand hier eine öffentlihe Kundgebung der Sozialisten statt,

welche ruhig verlief. Nachmittags rottete ih aber eine aus Arbeits- losen und Gesindel bestehende zablreihe Menge zusammen, welche in einer Anzahl Häuser die Fenster einwarf und andere Ausschreitungen verübte. Die Polizei stellte \{licßlich die Ruhe wieder ber und nahm mehrere Verhaftungen vor.

Paris, 27. Februar. (W. T. B.) Nach hier eingetroffenen Nathrichten aus Decazeville ist dort ein neuer Strike ausge- brochen, welcher fast den ganzen Ort umfaßt. Die Strikenden ver- langen die Entlassung eines Ingenieurs, Namens Blazy, sowie die Erhöhung ihrer Löhne und drohen, im Fall der Verweigerung ihrer Sorderungen, die Feuer in den Oefen auszuls\{en. Es sind Truppen abgesandt, um dies zu verhindern.

1. März. (W. T _ B.) Nathrihhten aus Decazeville iut- folge ist die Situation daselbst unverändert. Die Grubengesellschaft beabsictigt die Arbeit einzustellen, wenn die Arbeiter auf ihren For- derungen beharren.