1886 / 74 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 26 Mar 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Fraukreih. Paris, 24. März. (Fr. Corr.) Die Majorität bei der Wahl für die Mitglie r des Budgek- Ausschusses ist den Republikanern im Voraus gesichert.

ie Kammer zählt gegenwärtig 578 Deputirte, welche elf Abtheilungen bilden. Ses derselben umfassen je 53, die fünf anderen je 52 Mitglieder. Die siebente Abtheilung zählt das Maximum von Republikanern 42, die elfte das Marimum von Monarchisten 21; überall haben die ersteren einen Vor- sprung von mindestens zehn Stimmen.

(Köln. Ztg.) Der Minister des Innern hat einigen Mitgliedern des Senats sein Bedauern darüber aus- gesprochen, daß diese Körperschaft der neuen Anleihe so wenig Wohlwollen entgegenbringe; follte der Senatsauss{uß sih gegen den Gesetzentwurf aussprechen, so sei er genöthigt, einen folhen Beschluß zu bekämpfen, und in dem Falle lehne er jede Verantwortlichkeit über die Verzögerung des Beginns der Arbeiten ab. Auch wies der Minister darauf hin, daß der Senat durch ein derartiges Vorgehen sein Ansehen bedeutend schädigen würde. ;

25. März. (W. T. B.) Die Bureaux der Deputirtenkammer wählten heute die Budget- kommission. Sämmtliche Gruppen der Linken hatten fich über die zu wählenden Kommissions-Mitglieder geeinigt und verhinderten dadurch jede Wahl eines Mitgliedes der Rechten. Unter den in die Kommission gewählten Republifanern herrscht indeß über die einzushlagende Finanzpolitik und die vor- geschlagene A nl eihe noch große S N Fey enheit. Wie aus Deputirtenkreisen verlautet, würde die Budgetkommission die Abstimmung über die Anleihe an die Votirung des Budgets anknüpfen, ein Beschluß über die Anleihe demnach nicht sofort erfolgen. Auch soll die Majorität der Kommission anstatt der vom Minister vorgeschlagenen 3 prozentigen ständigen Rente, mehr einer 3prozentigen amortisirbaren Rente zugeneigt sein.

Türkei. Konstantinopel, 25. März. (W. T. B.) Madjid Pascha ist hier angekommen und Gadban Effendi hierher berufen worden.

Serbien. Belgrad, 25. März. (W. T. B.) Der König konferirte wie in den leßten Tagen so auh heute mit verschiedenen Parteiführern anläßlih der Kabinetsbildung. Allseitig sucht man Garaschanin zu bewegen, im Amt zu bleiben, doch beharrt derselbe zur Zeit noch immer bei seiner Absicht, zurücßzutreten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, (W. T. B.) Der Kaiser empfing gestern den diesseitigen Botschafter in Wien, Fürsten Lob anof f. Der Com- mandeur des Grenadier-Corps, General Ganeßtky, ist zum Mater des Wilnaer M ilitärbezirks ernannt worden.

Afrika. Egypten. Kairo, 23. März. (Allg. Corr.) Ein großes Rebellenheer hat \sich in Berber gebildet und bereitet sich zum unverzüglichen Vorstoß vor. Sir H. D. Wolff ist telegraphisch on en worden, fofort eine Konvention mit Mukhtar Pascha zu \{ließen.

(W. T. B.) Der „Times“ wird aus Kairo bezüg- lih der Verhandlungen über die Konversion der Daïra- undDomänen- Anleihen, vom 25. d., gemeldet : die egyptische Regierung sei oewillt, andere Garantien anstatt der Ländereien zu geben, beanstande jedoch jede Neuerung, so lange die gegenwärtigen kostspieligen Verwaltungen in irgend welcher Form beibehalten würden.

Zeitungsftimmen.

__ Die „Landes-Zeitung für Elsaß-Lothringen“ zicht in einem längeren Artikel eine Parallele zwischen dem jüngeren Pitt (1784—1792) und dem Reichskanzler Fürsten von Bismarck. Fn dem Aufsatz heißt es: Pitt fand das Finanzwesen seines Vaterlandes in cinem äußerst zerrütteten Zustand vor. Zur Kennzeihnung der Lage genügt es, darauf hinzuweisen, daß der junge Finanz-Minister einen Fehl- betrag der Staatseinnahmen von 10 Millionen Pfd. Sterl, nah anderer Berechnung von mindestens 5 500000 Pfd. vorfand. ._ . „In friedlichen Zeiten“, äußerte Pitt, „wäre es viellciht noch eine Zeit lang gegangen, aber wie sollte es bei einer plößlich eintretenden C Erschütterung werden?“ Daraus erklärt sih auch, daß Pitt ei seinen Reformen den Schulmeinungen nicht viel Gehör verstattete, wenn sie den großen Zwecken, welche das Stagtsleben gebieterisch stellte, hindernd in den Weg traten. Auch Pitt hatte die neuen Lehren der Volkswirthschaft, welhe von Adam Smith ausgingen, in sich aufgenommen. Troßdem dieselben bekanntlich den indirekten Steuern niht sehr günstig sind, entfernte si Pitt nicht von der ge- \hichtlichen Grundlage, auf welcher das englishe Finanzsystem gebaut war, und welche wesentlich in Zöllen und Verbrauchssteuern bestand. Ja, er hat von den indirekten Steuern einen Gebrauch gemacht, wie kein Finanzpolitiker vor ihm, noch nah ihm. Und als er im Jahr 1798 in Folge der dur die damaligen welterschüttern- den Ereignisse großartig gesteigerten Ansprüche an die Finanzfkraft Englands zur Einführung der Einkommensteuer seine Zuflucht nahm, mußte er_ bald die Erfahrung maten, daß die theoretische, \chul- gerechte Schönheit dieser Steuerart doch in der Anwendung viel zu wünschen übrig ließ. Die grundlegende Reform von 1784—1792 bewegte sich also ganz auf dem Gebiet der indirekten Steuern, und fo nahhaltig war die Wirkung, daß kurz vor Ausbruch der französi- chen Revolution das Gleichgewicht im Staatshaushalt vollständig ergestellt war. Und welche Ansprüche mußte Pitt an das Land stellen, um dieses Ergebniß zu erzielen! Ein gelindes Gruseln mag den Philister von heutzutage überkommen, wenn er die lange Liste all der Gegenstände liest, welche unter dem Griffe Pitts für den eng- lischen Staats\chaß bluten mußten. Abgesehen von den Zöllen, welde hauptsählich Tabak, Thee und Spirituosen trafen, unterlagen Mägde, Karren, Kerzen, Kramläden, Zeitungen, Versicherungen, Vermächtnisse, Spielkarten, Würfel, Pferde, Wagen, Hüte, Seidenbänder und Ge- webe, Linnen, Baumwollgewebe, Gewerbsscheine, Kohlen, Back- und Ziegelsteine, Papier 2c. der Besteuerung, und das ist nur eine BVlumenlese. Könnte sich eine Opposition eine hübschere Pusamuncenszemung zum Donnern gegen den blutgierigen Fis- us und zur Heraufbeschwörung der üblichen Petitionsstürme von Seiten der Interessenten wünshen? Pitt hat es an si sattsam erfahren. Nur unter den \c{härfsten Kämpfen mit der Opposition des Unterhauses gelang es ihm, seine Reformen durzuführen. . . . Die Pfeife und das Schnäpschen des armen Mannes spielten {on vamals thre Rolle auf der Rednerbühne des englischen Unterhauses. Aber alle Angriffe der Opposition, welche, wie zugegeben werden muß, manche be- rehtigte Ausstellungen machte, prallten an dem festen Willen des englischen Volkes ab, durch die eingeleitete Reform die Zukunft des Landes zu chern, die Finanzen des Staats auf die Höhe der licherweise an die Macht Englands herantretenden Ansprüche zu ringen. . .. Das englische Volk in seiner Mehrheit blieb dem jungen Minister treu. . .. Die Opposition selbs trug dur die MaeS ihrer Angriffe und die rundsäßlihe Nörgelei an allen und jeden Reform- vorshlägen der Regierung dazu bei, die Mehrheit - des englischen Volks in die Arme Pitts zu treiben. Alles von vornherein ver- urtheilend, hatte sie es andererseits nie dazu gebracht, Mittel anzugeben,

als spâter die gewaltige Erschütterung, welche dur die französische

evolution hervorgerufen wurde und in ihren Folgen an die englischen Staatsfinanzen ungeheure Forderungen stellte, die weise Fürsorge Pitts für den guten Stand derselben glänzend rechtfertigte, da mußte jelbst die Opposition zugestehen, es sei ein Glü gewesen, daß Pitt bei der Durchführung seiner Reformen so viel Zähigkeit und Ausdauer be- wiesen habe. : L L:

Unter ganz anderen Voraussetzungen als Pitt ist etwa ein Jahr- hundert später der deutsbe Reichskanzler an ein Reformwerk gegangen, das sonst mit den Bestrebungen des gefeierten englischen Staatsmannes zahlreihe Berührungspunkte aufweist. Pitt hat sein Werk unternommen am Anfang seiner Laufbahn; Fürst Bismardck, nachdem er den größten Theil der seinigen bereits durhmessen. Jener als ein Jüngling und Neuling in den Staatsgeshäften, ohne Erfahrung, dieser an verantwortungévoller Stelle, ergraut in den Diensten des Staates, und welchen Diensten! Wie verschieden also die Legitimation Beider zur Sache! Freilich hat die Opposition, welche sih in unseren geseßgebenden Körperschaften gegen die Finanz- politik des Reichskanzlers Wte, demselben immer und immer wieder die Befähigung abgesprochen, auch in den , volkswirthschaftlichen Dingen bessernd einzugreifen, die furzbeinige Unterscheidung des einncren“ und „äußeren“ Bismark. Allein der nämlihe Vorhalt wurde auch Pitt von Seiten der Opposition gemacht; mit weichem Recht, darüber hat die Geschichte zu Gunsten des englischen Staats- mannes ihr Urtheil gefällt. “Und sie wird es auch, wie in vielen anderen Dingen, bezüglich der Finanzreformen des Reichskanzlers thun. Die Finanzwissenschaft deck sich nicht mit der Finanzpolitik, die Staatsbedürfnisse lassen sich einmal nit nah den Rezepten der Studirstube befriedigen. Fürst Bismark ist auch in dieser Beziehung Realpolitiker im besten Sinne des Wortes. Seit er im Jahr 1877 selbst das Steuerruder der deutschen Wirthschaftëpolitik ‘ergriffen hat, nahdem er bisher durch die auswärtigen Angelegenheiten voll- ständig in Anspruch genommen war, ist fein Streben darauf ge- richtet, dem Deutshen Reih auch durch cine feste Finanzverfassung die dauernde Grundlage seines Bestandes zu geben. Bisher ist ihm dies nur bezüglih der Zollgefeßgebung gelungen, die neben der fiska- lishen auch eine hervorragende wirth\caftliche Bedeutung hat, den Zweck nämli, den deutschen Markt vor allem den eigenen Volksgenossen ofen zu halten. Das innere Steuerwesen harrt erst noch des Aus- baues. Theilweise ist auch in dieser Richtung der Anfang gemacht. Aber die großen Pläne, welche reht eigentlih die Bestimmung haben, das Neich zu „finanziren“, wie die Börse sagt, erst das Taback-Monopol und dann das Branntwein-Monopol, sind vorläufig als gescheitert zu be- trahten. Und doch kann und darf das NReformwerk nicht ruhen, bis das Reich finanziell „auf eigene Füße gestellt“ ist, und damit auch die Mittel für die große Sozialreform flüssig gemacht sind, deren An- bahnung vielleicht das größte Verdienst des Kanzlers ift. Die Bismarkschcn Finanzreformen sind überhaupt nur im engsten Zu- sammenhang mit der Sozialreform zu verstehen. Beide müssen gleihen Schritt halten. Selbstverständlich Tommt dabei auch noch, wie bereits angedeutet, der Gesichtspunkt in Betracht, der Pitts leitender Gedanke und Zweck war: das Vaterland dur das feste Gefüge eines ergiebigen Finanzwesens gegen die Erschütterungen zu wappnen und sicher zu stellen, welche auf dem Gebiete der äußeren Politik eintreten können. Allein große Reformen, große Hindernisse! Auch in diesem Punkt haben die Bestrebungen des Fürsten Bismar& vor denjenigen Pitts nichts voraus. Im Gegentheil, es werden ihm mehr Steine in den Weg gewälzt, als dem englischen Reformer. e QU Grund immer dasselbe Lied. Grundsäßlihe Opposition macht den EGindruck der Gehässigkeit und Beschränktheit. Selbst dem sonst Loyalsten ist es darin auf die Dauer nicht mögli, sachlich zu bleiben. Aber persönlich ist Pitt selbst von den \chärfsten Zungen „Sr. Majestät etreuer Opposition“ au während der heftigsten parlamentarischen Kämpfe kaum je so angegriffen worden, wie der Kanzler. . . . In einem ganz bestimmten Zuge gleichen sih aber die Gegnerschaften der beiden Reformer genau. Kaum hatte Pitt eine Finanzbill durchgebracht, so war die Opposition bei der Hand mit der Frage, was sie denn bisher genüßt habe. Auch dort seßte man ih leihthin über das Geseß von Ursache und Wirkung und den alten Saß hinweg, daß alles Ding seine Zeit braucht, wenn es galt, die Finanzpolitik der Regierung in den Augen des englischen Volks herabzuseßen. . . . Das Sprechen „zum Fenster hinaus“ ift nicht erst cine Erfindung unserer Tage, obglei dasselbe in Folge der großartigen Fortschritte der Tagespresse erst recht wirksam geworden ist, Wurde dem Reichskanzler denn nicht auch alsbald nach Einführung der neuen Zölle, und, was noch un- geheuerliher war, fast unmittelbar nachdem die ersten tastenden Versuhe in der Kolonialpolitik gemaht waren, die dringlihe Frage vorgehalten, welche e denn diese Einrichtungen und Unternehmungen bisher getragen hätten 2... . Die Schlagworte der Volksredner (in England) verfingen nicht, in manchen Wahl- versammlungen wurde ihnen einfa gesagt, wofern sie Patrioten seien, bliebe ihnen nichts Anderes übrig, als geradeso vorzugehen wie Pitt, wenn sie in der Mehrheit und am Ruder wären. Pitt hatte und konnte haben cin unbegrenztes Vertrauen in den Gemeingeist seines Volkes, bei welchem er fortwährend volles Verständniß für seine Absichten, felbst die unausgesprochenen, und Unterstüßung in der Ausführung derselben fand Es ging ein großer Zug dur die Verhandlungen des englischen Par- laments jener Tage. .. . Und damit kommen wir auf den Haupt- unterschied, den die beiden Reformwerke aufzeigen, die ganz ver- schiedene Haltung des damaligen englishen Volkes gegenüber der des deutschen Volkes unserer Tage. Der freiheitliebende, stolze Brite verstattete Pitt nicht nur überhaupt die Änwendung der von unseren heutigen Freiheitswähtern arg verketerten indirekten Steuern in allen ihren Arten, sondern au eine Art der Heranziehung der Staatsbürger zu denselben, welche ihnen den Fiskus wie einen Schatten folgen licß. Aber für das Wohl Englands ließ fich die Mehrheit von Pitts Volksgenossen etwas gefallen, da markteten sie niht mit dem Opfer von einzelnen Freiheiten. So zeigt si ein Volk als wirklich frei gerade in der Sel stbeshränkung. Wann werden wir dahin gelangen ?

durs welche den englischen Finanzen aufzubelfen gewesen wäre. Und

Statistische Nachrichten.

Nah Mittheilung des Statistishen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 14. März bis incl. 20. März cr. zur Anmeldung gekommen: 237 Ghe- \hließungen, 906 Lebendgeborene, 30 Todtgeborene, 636 Sterbefälle.

¡Gewerbe und Handel.

Nach einer im „Schweizerishen Handelsamtsblatt“ erschienenen amtlihen Bekanntmachung findet Sonnabend, den 27. d. M.,, Nach- mittags von 3 Uhr an, im Konferenzsaale des Nationalraths zu Bern die Ausloosung der am 30. Juni d. J, zur Rückzahlung gelangen- den Obligationen des eidgenössischen Anlehens von 1380 im Betrage von 578 000 Fr. statt. :

Na den statistishen Ermittelungen des Vereins deutscher Eisen- und Stahlindustrieller belief sih die Roheisenpro- duktion des Deutschen Reichs (einshließlich Luxemburgs) im Monat Februar 1886 auf 269 481 t, darunter 133 247 t Puddelroheisen, 9833 t Spiegeleisen, 35 452 t Bessemerroheisen, 59 903 t Thomas- roheisen und 28046 t Gießereiroheijen. Die Produktion im Februar 1885 betrug 296927 t. Vom 1. Januar bis ult. Februar 1886 wur- den produzirt 566 350 t gegen 616 728 t im Vorjahr.

London, 25. März. (W.T. B.) Wollauktion. Australische Wollen ruhig, Kapwollen {wäcer.

„Bradford, 25. März. (W. T. B.) In Wolle mehr Ge- {äft, Preise unverändert, Mohair- und Alpaccawolle ruhig, aber fest, Beg eufträge klein, aber zahlreih, Preise unverändert, Stoffe ohne Besserung.

Verkehrs - Anstalten.

Die deutschen Fostdan f\chiffe zwishen Kiel und Korför haben ihre Fahrten, welhe wegen Eises vorübergehend unter- brochen waren, wieder aufgenommen ; der Betrieb der dänischen Postdampf- schiffe dieser Linie ist dagegen zur Zeit noh eingestelit._ Die Beförde- rung der Postsendungen nach und von Kopenhagen sowie na und von Norwegen und Schweden erfolgt daher, soweit nit der Weg über Jütland benußt wird, wieder über Kiel—Korsör, und zwar bis auf Weiteres auëschließlich mittelst der deutschen Pe¡tdampfer.

Mit dem 1. April d. J. wird die „Neue Berliner Omnibus- und Patetfahrt - Aktiengesellschaft“ die Omnibuslinie Alexanderplaß—Moabit (Kriminalgeriht) in Betrieb seten. 7 l

Bremen, 26. März. (W. T. B.) Der Dampfer deg Norddeutschen Lloyd „Fulda“ ist heute früh 1 Uhr in Southamvton eingetroffen.

Berlin, 26. März 1886.

In der gestrigen Stadtverordneten - Versammlung hier- felbst wurde die Etatsberathung zu Ende geführt. Es wurde be- ichlofsen, die für das Jahr 1886—87 zu erhebende Quote der Gemeinde - Einkommensteuer auf 100 % der Normalsäte zu bestimmen. Der Etat wurde im Ganzen in Einnahmen und Aus- gaben mit 57 643 178 M genehmigt.

Bei den Pferden der Fuhrwerksbesiterin Wittwe Kulicke, Mar- straße 18 hierselbst, ist der Ausbruh der Roßkrankheit amtlich festgestellt worden. Dagegen is diese Seuche bei den Pferden des Fuhrherrn Rogaß, Gerichts\traße Nr. 72, und des Fuhrherrn Rohnke, Geritsstraße 85, erloschen.

Brüssel, 25. März, Nachmittags. (W. T. B.) Bezüglich des heute Abend stattfindenden Arbeiter-Meetings hat die Polizei angeordnet, daß die Theilnehmer an demselben weder vorher ned nachher in ges{chlossenen Aufzügen ih auf den Straßen bewegen ürfen.

26. März. (W. T. B.) Während des gestern Abend statt- gehabten Arbeiter-Meetings hatten si etwa 1000 Personen vor dem Versammlungslokal eingefunden, welhe \sich jedoch ruhig verhielten. Der Plaß war von der Polizei beseßt. Nach Beendigung des Meetings, in welhem sehr heftige und aufreizende Reden gehalten wurden, fand cine Zusammenrottung statt, es wurde die Marfeillaise abi a versucht, cinen Zug zu bilden, was jedoch die Polizei verhinderte.

25. März, Abends. (W. T. B.) Dem „Etoile belge“ wird aus Charleroi, von heute Abend, gemeldet: man besorge für den morgenden Löhnungstag eine allgemeine Niederlegung der Arbeit. Zur Aufrechterhaltung der Ruhe sei nah Fleurus ein Bataillon Jäger abgegangen und nah Chatelineau Gendarmerie ge- sendet worden. :

26. März, Vormittags. (W. T. B.) Nachdem es der Polizei gelungen war, die Menschenansammlungen, die sich gestern Abend in Folge des Mecetings gebildet hatten, zu zerstreuen, rottete sih später ein kleinerer Menschenhaufe zusammen, welcher sih nah dem Palais zu in Bewegung seßte. Als sich die Polizei demselben entgegenstellte, kam es zu einem Handgemenge. Die Polizei- mannschaften zogen ihre Säbel, worauf ih die Menge zerstreute. Fünf Verhaftungen wurden vorgenommen. Heute früh ist die Stadt ruhig. Die Polizei hat Maueranschläge, die zu Brand und Plünderung auffordern, entfernen lassen.“

_ Lüttich, 25, März, Nahm. 1 Uhr. (W. T. B.) Den Offi- zteren der Truppen is die Ermächtigung ertheilt worden, Per- sonen, welche unbefugter Weise Waffen tragen, festzustellen. Abthei- lungen des 9. Linien-Regiments sind nah St. Nicolas ab- gegangen, wo gestern zwei strikende Arbeiter tödtlih verwundet wurden.

25. März, Abends. (W. T. B.) Nach einer hierher gelangten Anzeige ist bei dem Bahnhof von Hasselt, 6 Fuß von den Cisenbahnschienen entfernt, ein 35 Patronen enthaltendes Dynamit - paccket aufgefunden worden; das Paket war von dem Maschinen- räumer bei Seite geshoben worden. Der hiesige General- Prokurator begiebt sich morgen nah asselt, um die Unter- suchung persönli zu leiten. Nach eldungen aus Charleroi haben auch in Ransart und in mehreren Gruben bei Chatelineau und Fleurus die Arbeiter die Arbeit eingestellt.

Mons, 26. März, Vormittags 10 Ube 30 Minuten. (W. T. B.) Gegen tausend Arbeiter von der Kohlengrube bei Gilly haben die Arbeit niedergelegt und eine Erhöhung der Löhne verlangt. Cine Anzahl der Strikenden hat sih nah Ran sart begeben, um die Arbeiter der dortigen Kohlengruben zur Einstellung der Arbeit zu be- stimmen. L E

New-York, 25. März. (W. T. B) Der Strike der Eisenbahnarbeiter in Kansas-City ist durch Kompromiß beigelegt worden, und es gelang heute wieder, einen Güterzug von St. Louis abgehen zu lassen. Seitens des Oberbefehlshabers der einberufenen Miliz sind Maßregeln zum Schutz und zur Unter- stüßung der Cisenbahngesellschaften getroffen. Der Gouverneur von Missouri hat eine Proklamation erlassen, in welcher er die Missouri-Pacific-Cisenbahngesell\haft anweist, den regelmäßigen Verkehr der Eisenbahnzüge wieder auf- zunehmen, und erklärt: er würde uöthigenfalls Gewalt anwenden, um die Gesellschaft bei Ausführung dieser Befehle zu unterstützen.

Im Walhalla-Operetten-Theater übt die von Jacobson und Wilken unter dem Titel: „Das lachende Berlin“ zu- sammengestellte heitere Vebersiht aus der Berliner Theatergeschichte noch immer die alte Anziehungskraft aus, und die Hoffnungen, welche sih bereits an den ersten Aufführungsabend knüpften, haben sih in glänzender Weise erfüllt. Noch immer füllt sih allabendlich das Haus mit einer großen Zahl Lachlustiger, welche an den ausgelassenen Schwänken ihr Vergnügen haben und \ich einmal ordentlich satt lachen wollen. Es unterliegt keinem Zweifel, daß das lustige Werk, welches am gestrigenAbend bereits die Me Aufführung erlebte, mithin also bald die fünfzigste Jubiläumsvorstellung bei unges wächter Theilnahme erfahren wird, auch bald das Fest der hundertsten Wieder- holung feiern und noch lange das Repertoire des Walhalla-Theaters beherr|chen wird. In der Beseßung der Rollen ist insofern eine Ver- änderung eingetreten, als für das ausgeschiedene fer Dworschack seit dem gestrigen Abend Frl. Negri, welche bis dahin im Tentral-Theater mitwirkte, eingetreten ist und in den verschiedenen Rollen ihre Aufgabe mit solhem Geschick und gefälliger Anmuth erfüllt, daß man diese Neubeseßung als einen Gewinn bezeihnen kann. Die übrigen Darsteller sind allabendlih nach Kräften bemüht, den Heiter- keitserfolg zu einem großen zu machen. Hr. Herrmann mit seinem prächtigen Humor, Hr. Link in seiner grotesken Komik, sowie die Hrn.

hilipp, Worms und Bollmann sind jeder tüchtig an seinem Plat. rl. Bäckers sowie die übrigen Damen gefallen durch ihr frisches, gewandtes Spiel. L __In der N Gala-Vorstellung im Circus Renz kommt ein neues Spektakelstück, betitelt: „Ein Fest in Kalkutta“, zur erst- maligen Aufführung. j

Redacteur: Niedel.

Verlag der Expedition (Scholz). Drudck: W. Elsner.

Sieben Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Berlin:

Erste Beilage zum Deutschen

Zusammenstellung der

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der

Eisenbahnen.

Demnach betrug die Einnahme

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Eisenbahnen | Eisenbahn

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b. mit dem Etatsjahr v. 1. Januar: | Zittau-Reichenberger Eisenbahn

12 087 249| 389 187

_—9560663|— 129 496 049|— 26 L

S 350/86 bezw. Summe A. 1. 1850/56 bezw. 1007 j gegen 1884/89 bezw. 1889

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Nordhausen-Erfurter Cifenbahn

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Weimar-Geraer Eisenbahn

Werra- |

C r Q! 34 O0 RIESGE O C140 C Summe A. U. 1885/86 bezw. 1806 4 5 556+ | 4 7 gegen 1884/35 bezw. 1889 L. Privatbahnen unter Privatverwaltung. 2. mit dem Etatsjahr v.

Unterelbeshe Eisenbahn

+ 83686/+ 18+ 1870+ 9

54 1056| B12

j 43|+ 108 10 943|+ 1083 11443/+ 1

1 28 334| 268

| 844 336| 1589 VOLATO L O 99 995 188

71:892|— 135|— 96 672|— 182

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a. nit garant. Linien

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704|— 113

| O R 39 O

F + H

D 49 250|— 829 40 400|— 270

FE

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0 128 17 217|— 181 15 830|— 1293 9 | _— 189 444|— 730

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a. eigene Strecken . 3e) 180 699 A

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a. cigene Strecken .

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769+ Tf

12 10H

38 430 4644 43 6599 3324 199

94 330

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511 232| 4540

2 401 314| 10195

Zckchmalkaldener E. 5 A 396 440|— 168

Zumme A. IS5/86 bezw. Summe A. 111. 1509/00 A gegen 1984/89 bezw.

14 180l— 410 620|— 174 0l— 64 684 287

179 065 693

11717\— 111 1 502 631

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a . . | QulIr )84 511! 93146 199 308| 1 494/59 084 91 Q

TEEETEON | A 9668360 119 S A. 1500/86 bezw. 1856 26|—2111313/— 93|—266896 Summe A. / H

gegen 1884/89 bezw. 1885 |+ 494,16 E3. Bahnen unterge@2rducter Bedeutung.

V. Staatsbahnen unter

Privatverwaltung

a. mit dem Etatsjahr v. 1 Vacat. Á E

h. mit dem Etatsjahxr v. 1, Januar : 2%5\ Fishhaufen-Palmnickener Eisenb.

4 F, Fricdrichrodaer isenbahn A

664 818 142 5 619 756

10 279

1558 992 4402| 416+ 5 960

F B 85/86 bezw. Summe B. 1. 1880/0 z . gegen 1884/85 bezw.

Au. Privatbahneu unter Staatsverwaltung. ; a. mit dem Etatsjahr v. 1. April: JFlme-Eisenbahn .

2354| 178

1 028|+ 43

Kreis-Oldenburger Eisenbahn

707+

18 100| 1365

388 |—

36 520| 1522

624|—

Neichs-Anuzeiger

Berlin, Freitag,

utscher Eisenbahnen

Güterverkehr

33 637 009

Q E 8 52 _ 24 383 000) * 1700 L 184 500/1183

1287 000 1 172 9 184 956 6 804 747 1 001

15 279 598 273 546+ 178

470 986

219 288|—

E L T E Letter u

e:

G30 916057 26111 7 706 491

14 890 268 735 721

3163 56) 17 251

195 385

245 324 1 011

670 634 837 000 7T51 465|— 19 755 060 1 424 770

7 444

14 135 304

904 C 1435 049|—

35 2191 2656

5 878+ 2459