1886 / 75 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Mar 1886 18:00:01 GMT) scan diff

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___ 25874 M), Zinsen, * bâlter 2c. t Öse (1884 58 095 #6), \od

Bericht ergäb für das

“don: 949

Suúmma 620 359 4. 46 H für Schäden bezahlt.

Tes stillem Geschäft in. stetiger Preistendenz.

Fund von dem Gebäudeconto 20404 & statt. der hr abzuschreiben. - #_ . * # s W, x Un: P N Tat alt, ur das «Fay A ellscha ‘verflosseñen Bekriebök hr va ekun gung Etablissements. Zu erzielen, ab Punten nur zu went Johney E: ryailen ? h dem Jahre 884 U ero tj ten C Xa en und I

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“und andere Arbeiten füt 1.085900 ¿#4 hu, fo da

mnd: 1 486 E ‘und “‘gelié ert B ndère Gegenstände im Werthe von 98 Pagen 01d eiverse andere Gegên- 28527 F) guf das Jahr- 1886 l | 7 700 F. zur-Lieferun blieben -(inzwischèn G die Bestellungen auf 537 000-4. erhöht). Der in 1885 er- Bruttöübêrshuß betrug 172292 4 (in 1884 148 931 4). Hier- i gelangen zur Abschreibung äuf Immobilien- und Masthinen-Conto M (1884 10.14T MÆ), auf Reparaturen-Conto 28 552 M (1584 / i ranz, Steuérn, ins Ge- ay eiu Reingewinn ver- bleibt von 72765 M (1884 59816 4). Dieser Gewinn wird wie foldt vertheilt: eservefonds 3638 f (1884 2991 4), Tantièmen für Aufsichtsrath und Vorstand 6913 s (1884 5f 82 H), Dividende die Aktiôónäâre 54 % mit 61 875 M. (1884 43% mit 50625 M), Vortrag auf ‘neue Rechnung 339 M (1884 517 #). | Die Brandenburger Spiegelglas-Versicherungs- Gefellschaft hatte am 17. d. M. ihre Jahresversammlung. er | Jahr 1885 einen Bestand von 12 716 Ver- fiherungen über 4893 013 Versicherüngssumme und 119 318 90 4 Prämieneinnahme, mithin eine Zunahme gegen das Vorjahr Versicherungen über 147 531 # und 6168 M. 92 S Prämie. Die Reserven Ee die Höhe von 102 681 M 32 „4 = 86 °/o der Prämie. Die Schäden kosteten der Gesellschaft im Jahre 1885 62 986 4.30 4. Während des 22 jährigen Bestehens wurden “in Die Statistik über die Ursachen der Schäden giebt über 40 verschiedene Arten derfelben

Wagen und ider trage warén. jahre

07

‘än, darunter allein 34 Fälle aus Rache und 26 dür{chStrol he, welche

ins Gefängniß wollten, Die Dividende. an die Versicherten wird von 59/0 pro 1884 auf 6% pro 1885 erhöht rute j In der Genéralverfammlung der Westfälischen Bank

waren 2044 Aktien mit 404 Stimmen vertreten. Die für das Jahrk

1885 aufgestellte Bilanz sowie die vorgeschlagene Gewinnvertbeilung wurden eitstimmig genehmigt und die ausscheidenden Mitglieder ‘des Aufsichtsraths : die Herren Aug. Velhagen in Bielefeld, Aug. Waldkt- hausen, Essen, Aug. Gnuse, Bielefeld, Theod. Möllcr, Kupfethammer, Conr. Prigge, Bielefeld, wiedergewählt. ¿i y

Die Anhalt-Dessauische Landesbank hat im abge- laufenen Geschäftsjahr, troß des niedrigen Zinsfußes, ein recht günsti- es Erträgniß erzielt, indem sih der Reingewinn auf 571 137 K be- aufen hat. Die Verwaltung is in der Lage, die Vertheilung der gleihen Dividende, wie im Vorjahre, nämlich 8 %/o, vorzuschlagen. Der Gesammtumsaßz bei der Centrale und bei denjenigen Bank- geschäften, bei welchen die Bank als stiller Gesellschafter betheiligt ist, betrug 792 359 373 M, d. i. gegen 1884 mehr 3 999 238 46 Das Grundstücks-Conto hat sih im abgelaufenen Jahre dur Verkauf und Abs{reibung um 37 500 ( vermindert ; dasselbe ließt mit einem Saldo

von 442 500 M. und ergab, neben einem Kapitalgêwinn von 2000 M7"

einen Reinertrag“ von 19 174 A Der “in der Abtheilung für die Realkreditges{äfte "am 31. Dezember! 1884 ‘vorhandene Hypotheken- bestand von 7477 082 H verminderte (d durch Kapitalrückzahlungen und vertragsmäßige Tilgung“ um 459 888 “# auf 7017 193 M3

# dagegen“ gelangten äufncue Darlehne zur Auszähluñg 752 550 H,

so daß per 31. Dezember 1885 7 769 744 #4 als Bestand verblieben. Bis zum Schluß des Jahres hat die Ban" an Schuldner für Dar- lehne im ursprünglichen Betrage von 4 310 000 (4 Zinsermäßigungen gegen Zahlung einer einmaligen Entschädigung bewilligt, ferner im ab- gelaufenen Jahre“ dié E Bons nèuer Darlehne in Höhe von 1347 045 6 ausgesprohen. Von den Entschädigungen Und Pro- visionen hat die Verwaltung ‘den größeren Theil dem Disagio-Reserve- Coóonto und dem Provisions-Reserve-Conto überwiesen; das erstere ließt am 31. Dezember 1885 mit 51167 M, das leßtere mit 83 032 M. ab. Von den mit 5 9/6 verzinslichen unkündbaren Hypo- theken-Pfandbriefen wurden im abgelaufenen Jahre 1 423 200 4 aus- Sre und zur Rückzahlung per 2. Januar und 1. Juli 1886 gekündigt.

s bleiben an unkündbaren f faigen Pfandbriefen am 31. Dezember

1885 3 028 200 M: im Umlauf. Von den 49/0 verzinslihen unkünd-

- baren Hypotheken-Pfandbriefen wurden im Jahre 1885 1 799 400 4

neu ausgefertigt und bis auf einen unbedeutenden Betrag begeben. An 40/0 Pfandbriefen befanden sich am 31. Dezember 1885-4 438 000 M4. im Umlauf. Der“ Reingewinn von 571 137 46 s\oll in Gemäßheit

* des Statuts wie folgt zur Vertheilung gelangen: 240 000. A als

49% Dividende auf 6.000 000 (4 Aktienkapital, 63.015 „4 Tantièmen an Verwaltungsrath, Direktion und Beamte, 240 000 4 als 4/0 Superdividende, 28 122 #6 Vortrag auf neue echnung. Die „New-York er Hdls-Ztg.“ \{chreibt in ihrem vom 12. d. M. datirten Wochenberi cht: Das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt ist, wenn aus nicht sehr lebhäft“ und von L Umfang, im Ganzen genommen och ziemlich befriedigend ver- ausen. Weizen konnte im Terminhandel bei mäßig lebhaftem Ge- \chäft die höchsten Notirungen der Woche niht behaupten und hat für Erport wieder- sehr wenig Beachtung gefunden. Mais begegnete dagegen nach dieser Richtung zu dén niedrigeren Preisen, die im Laufe der Woche etablirt wurden, an einzelnen Tagen sehr “reger Nachfrage und ist auch Seitens ein- heimisher Konsumenten begehrt gewesen. Weizenmehl verkehrte y [c L e Im Befrachtungs- g! äft macht sich noch immer keine Besserung bemerkbar. Am aumwollenmarkt her:\{chte Anfangs wieder große Regsamkeit, die doch in der leßten Hälfte der Woche, bei allmählich weichenden Notirungen, einem ruhigeren Geschäftsverlauf Plaß machte. Für einheimische Wolle ‘gelangte eine willigere Stimmung zur Geltung.

““Brasil-Kaffees haben, obgleih nur mäßig begehrt, im Werthe noch

weiter angezogen, reinschmeckende Sorten sind ebenfalls fester. Roh - tue r verkehrte in Ermangelung irgend welher Nachricht von Belang ü vorwiegend williger Haltung. Von Thec fanden Oolongs und die geringeren Grade japanischen Thees ziemlich viel Beachtung, grüne Sorten waren dagegen vernachlässigt. Schmalz begegnete. zu etwas höheren Notirungen zunchmendem Exportbegehr, während Schweineflei]ch und Speck wieder sehr till gewesen sind und im Preise keine wesentlichen Veränderungen erfahren haben. Terpentinöl war ene lebhaft und Pius sehr ill. Raffinirtes Petroleum is zu den Notirungen flau. ive lines Certifikates konnten den Anfangs der Woche erzielten Avance nit behaupten und sind in Folge wichtiger neuer Quellen im MWäshington-Distrikte 3 C. gefallen und s{chließen flau zu 773 C. G. Metallmarkt gab sich auf den meisten Gebieten ein fester Ton kund.“ Das Geschäft in fremden und einheimischen Manufaktur- Waaren war ruhig. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute beendete Woche 2 912564 Doll. gegen 2119182 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. Î ;

_ Königsberg i. Pr., 26. März. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Verwaltungsraths der Ostpreußishen Südbahn wurde einstimmig Les, mit Berücksihtigung des" neuen Aktien- gelehes der Generalversammlung eine Dividende von 41/3 % für

ie Stammaktien vorzuschlagen. | Magdeburg, 23. März. In der heutigen Sißung des Auf- P PESS Lo lea Lebens-Versiherungs-Gesell- aft wurden von der Direktion der Neun e “und die Bilanz für das Jahr 1885 vorgelegt und Seitens des Aussichtsrathes genehmigt. Danach beziffert sich der Reingewinn auf 296.194,32 M, wovon den mit Gewinnantheil Versicherten 164 694,24 4 = 16/0 ukfommen, währen®* nah Zahlung der statutenmäßigen Tantièmen und otirung des Reservefonds 80 Æ für die Aktionäre verbleiben,

welche danach eine Dividende von 20 pro Aktie = 6§9% erhalten

1 : Anträge des

l: fe des ussi@tgratb genehmigte die 4 wahl derjenigén

109 Wagen und.

Plegenéèn, - éins{ließlich der Baleaken,

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: e F E. 0 sollen. Wie bezüglichen Vo {läge werden der auf den 28. April cr. 4 1 anberauniten “Vitlosammluzg, cue e Genchmigurg unterbreitet |

\linéauund den Hüttenwerken von Agoz ist es zu einem Zusammen,

Wehen. E. is 7 2 ä i , 26.,„März. Di e Generälversammlung Bodenkr, } ete E e Pecits bekannt gegebenen fsihtsraths und der Direktion und nahnt die Wieder-

b b 26. März. (W. T-B.) Wollauktion. Stimmung * ruhig, Preise unverändert. : M E, Glasgow, März. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sih auf 712824 Tons gegen 591 716 Tons im Vorigen Jahre. Zahl der im Betkieb befindlichen Hochöfen 96 gegen 92 im vorigen Jahre. : 7. New-York,“ 26, März. (W. T. D „Baumwolleén- Mo Henbericht. Zufuhren in allen Unionshäfert 64000 B., Aus- hr nah Großbritannien 45 000 B., Ausfuhr na" dem Kontinent 17 000 B., Vorrath 888 000 B.

Submissionen im Auslande.

1) 16 M il, 104 Ub Vorraittags Provinzial-Gouvernement . Url, r Vormittags. rovinzial-Gouvernemen u Brüssel. _We catdten auf der Route Brüssel—Tamise zwischen Laeken und Meysse. Voranschlag 137 000 Frcs. Vorläufige Kaution 6800 Fres. Preis der Pläne 44 Frcs. 75 Cts. Lastenheft Nr. 7 bei der Aäministratión des ponts et chaussées et des mines, rue de Louvain No. 24, zu Brüffel, fäuflih. L j A Nächstens. Station Tirlemont. Pag E Bau ciner Läderarmpée aus alten Schwellen 2c. für Schaffüng einer Station am“Orte „Pypèl- v bei Tirlemont. Voranshlag 21 102 Frs. Vorläufige Kaution 800 Frcs. Auékunft_ beim Ingenieur en chef Direktor De Paepe zu: Station Brüssel (Nord). 3) Nächstens? Lieferung von i 533 284 Dornen - Pflanzen, 28400 Erlen- z 6 000 Virkén- 25 970 E en- 47/050 Akazien- 22000 Buchen: 2000 Weiden- 5770 Tännén- 8 700 Eschen- : ! #300067 Piquets von 0,14 m—0,16 m Umfäng, 3 390 5 „0,395 m Umfang,

T U L T

Durchmesser in der Mitte. Nähere Auskunft wie ad 2.

[Verkehrs - Anstalten.

Travemünde, 26. März. (W. T. B,) Die Schiffahrt ist seit heute tiilag wieder eröffnet.

Bremen, 26. März. (W. T. B) Der Dampfer des Norddeutschen Lloyd „Rhein“ ist héute früh in New-York eingetroffen.

Hamburg,«26. März. (W. T. B.) Der Col pler „Saxonia“ der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt- Akt ien¿Geéfell\chaft ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetkvoffen. Ï

Triest, 26. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „M ars “ist heute aus “Konstantinopel hier eingetroffen.

Sanitätswesen und Quarantänéewesen. |

; Portugal. ; Zie Dur unterm 19. März 1886" veröffentlichte Verfügungen des Königlich portugiesishen Ministeriums des Innern sind die Häfen von Tunis und Tripolis für „rein“ von Cholera erklärtworden, wo-

sone die bisher als „verseucht“ angesehèñen \üdspanischèn Häfen,

owohl die am Atlantischen Ocean, als auch am Mittelmeer ge- von nun n blos als „ver - dächtig* gelten sollen, ausgenommen Algeciräs und Tarifa, welche nah wie vor als „verseucht“ zu betraten sind. :

Berlin, 27. März 1886.

__ Die zu der diesjährigen Generalversammlung des Vater- ländishen Frauen“ Vereins zahlrei ershienenen Delegirten der Zweig- Vereine waren ‘gestern \zu einer Vorbesprehung im runden Saale des Königlichen Pälais versammelt. Jhre Majestät die Kaiserin und Königin, begleitet von Jhren“ Königlichen Hoheiten den Prinzessinnen Wilhelm und Albrecht von Preußen sowie Jhrer Durchlaucht der Prinzessin Friedri von Hohenzollern, geruhte um 7 ria "n Versammlungzu erscheinèn und die Delegirten Sich vorstellen zu lassen. [i

Vor Eintritt in die Tagesordnung überbrachte Geheimrath Sachs aus *#Karlsruhe“ der Versammlung den Gruß Jhrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin von Baden und sprach deren Bedauern aus, nicht, wie regelmäßig in- den Vorjahren, der Versammlung bei- wohnen zu können,

Der erste der zur Berathung gestellten Gegenstände betraf die Begründung eines Verbandes unter den an demselben Orte wirkenden Wohlthätigkeits-Vereinen. Die Be- rathung darüber wurde durch den Polizei - Präsidenten Grafen Hue de Grais eingéleitet, welher insbesondere die in Stettin in dieser Beziehung bestehenden Verhältnisse darlegte. Während Ober-Bürger- meister Miquél über ‘die Verhältnisse in Franffurt x M., Regierungs- Assessor von Meusel über diejenigen in Hannover \sprah und Rentier Breitenfeld mittheilte, däß in Elbing bereits seit einer Reihe von Jahren ein solher Verband unter den dortigen Vereinen bestehe, referirte General von Cel über die im Laufe des leßten Jahres in Berlin zum Zweck der Herstellung eines Verbandes unter den Wohl- thätigkeits-Vereinen und der Errichtung einer Central-Auskunftsstelle gepflogenen Verhandlungen. Staatsanwalt C aus Kassel endlich deutete die Wege an, wie/-auch an kleineren Orken die in dieser Be- Ana anzufstrebenden Ziele erreiht werden könnten.

[8 zweiter Gegenstand der Berathung ftand auf der Tagesordnung das Thema: Arbeitsnahweis als Mittel vorbeugender Armenpflege, zu welhem Staats-Minister Dr. Friedenthal und Geheimrath Sachs aus Katlsruhe das Wort nahmen, der Leßtere namentlich, um die in dieser Beziehung bei dem Badischen Frauen- Verein bestehenden Einrichtungen zu schildern. Nachdem noch Frau Landrath von Wittken, Delegirte des Zweigvereins in Beuthen, die Einrichtung von Kaffeeshänken und Gewährung von Frühsuppen an Kinder empfohlen, die Delegirte des Zweigvereins in Rybnik, ean Oberst-Lieutenant Heinsius, über die am Orte betriebene Knopfhäkelei, und der Major von Unger über den neugebildeten: Zweigverein in Mantreux berichtet hatte, wurde die Versammlung“ bald nah 9 Uhr ge\chlossen.

Das von dem Lehrer Scheibe, hierselbst, Ünienstraße Nr. 64, wohnhaft, vertriebene sogenannte Hensel} dche Nerven salz besteht nach einer polizeilichen Bekanntmachun lediglih-aäus po larlaurem Ammoniak, welches in Apotheken wie Droguenhandlungén käuflich zu

haben ist.

Hirschberg i. Sl, ; 26. März. (W. T. B) Der Bober ist bei Landeshut aus den Ufern getreten. Von dem oberen Fluß- lauf wird starkes Hochwafsér angekündigt.

Brüssel, 26. März. (W. T. B.) Laut Nachrichten aus Charleroi, von heute, hat sih der Strike fast auf das ganze

dortige Kohlengehbiet ausgedehnt, „und zwar in Folge von Ein-

Mitglieder des Aufsichtsraths vor, deren Mandat {P abgelaufen wär. Die Dividende betrug 65/0. *

251 960. Lätten in Tannenholz von 9 m Vinge und 0,45 m

-

ühterun uo Pression Seitens anderer strikender Arbeiter, i r L Einstellung Arbeit auffordern. * Bei. den Gruben von Chats

“\toß mit der Gendarmerie gekommen, wobei es 5 {wr Verwundete gegeben hat. Von Turnay, Namur und Ant, werpen tréffen Truppen daselbst ein. Wie aus Lütti

«gemeldet wird, nimmt die Gendarmerie zahlreihe Verhaftungez unter den bettelnden und mit Waffen versehenen Strikenden vor. J ‘allen Gemeinden patrouillirt die Bürgergarde, -um die Bewohner y chüßen, Ein „Unteröffizier und drei Gemeine sind wegen Jy Fubordination verhaftet.

_— 26. März. (W. T. B.) Ueber die Vorgänge in Charl, ‘roi wird der „Indépendance Belge“, von heute, telegraphisd) g ‘meldet, daß ernstliche Ruhestörungen in dem ganzen dortigen Kohlenrevier vorgekommen seien. In Kohlengruben, -Walzwerf Glashütten, Gießereien feien Banden von Strikenden éingedrunge und hätten den Arbeitern, welche die Arbeit nicht niedergelegt hatten Gewalt angethan. Jn Lodelinsart, Verrerie, Modron un} Dordolet sei Alles von den*Strikenden zerstört wordén, © Die biz jeßt aufgebotenen Truppen seien zur Herstellung der Ordnung nit ausreichend. Î

Charleroi, 26. März. (W. T. B.) Die in der Umgebuy der Stadt belegenen Hüttenwerke und Metallfabriken, iy welche die strikenden Arbeiter eingedrungen waren, haben fast sämmtli zu arbeiten aufgehört. In der Kohleigrube Maubourg wurden die

Grubenarbeiter durch die Strikênden an der For epuno der Arbeit

gehindert. Eine große Anzahl von “Glashütten ist von da Strikenden geplündert worden. In “Chatelineau kam zwischen den Strikenden und der Gendarmerie zu einem thät lihen Zusammenstoß, wobei mehrere Personen verwundet wurden,

26. März, Abends. (W. T. B.) Zum Schuß der Stadt, in welcher: heute mehrfah Schlägereien mit den Strikenden vorkamen, sind weitere 500 Mann Jnfanterie und noch eine Escadron Lan- ciers hier eingetroffen. Dieselben sind nah den Stadteingängen und nah besonders bedrohten Punkten dirigirt worden. theilweise auch die Stadteingänge werden von der Bürgergarde be- wacht. Die Menschen-Ansammlungen, die sich an mehreren Punkten der Stadt gebildet hatten, wurden zerstreut.

26. März, Abends. (W. T. B.) Nah hier eingegangenen Nachrihhten sollen die Brauerei von Binard und die Holzwaarenfabrik von Piette in Chatelineau, sowie die Glashütte von Baudour in Jumet in Flammen stehen.

—#27. März, Vormittags. (W. T. B.) Die ganze Nat dauerten die Ruhestörungen und Verwüstungen fort. Jn Rour gab ein Trupp Soldaten auf die Strikenden Feuer, tödtete fünf und verwundete eine große Anzahl derselben. Viele Landhäuser und Schlösser der Umgegend sind in Brand gesteckt. Jn Mar: Mente und Roux wird um einen weiteren Zuzug von Truppen

ebeten.

iden statt. Die Strikenden, mit Hacken und Knütteln bewaffnet, jeßen sich den Truppen zur Wehre und bedrohen die Stadt, welche L Vürgergarde vertheidigt wird. Der Schaden ift fehr be: rächtlich.

27. März. (W. T. B.) Nach weiteren Ermittelungey sind in der leßten Naht 5 Schlösser und 8 große Glasfabriken vollständig geplündert und niedergebrannt worden.

__ Lüttich, 26. März, Abends. hier und in der Umgegend erheblih gebessert: gruben von Seraing, Flemalle, Jemeppe und Filleur

in den Kohlen-

berrs{cht Ruhe, und die Zahl der strikenden Arbeiter hat abgenommen,

In dem Coerillshen Puddelwerk is die Arbeit vollständig wieder aufgenommen worden.

Im Deutschen Theater wird morgen, nas, „Romeo und Julia“ und am Montag „Das Käthchen von Heilbronn“ (& geben. Am Dienstag, den 30., geht „Die Liebesbotschaft“, Lustspiel in vier Akten von Albin Rheinisch, zum ersten Mal in Scene. Ferner bringt das Repertoire ver Woche außer der Wiederholung obiger

Novität noch Aufführungen von „Nathan der Weise“ und „Antigone“.

Krolls Theater. Mr. Homes und Mad. Fey, welhe hierher

zurückgekehrt sind, geben morgen, Sonntag, wieder eine antispiristishe

Soirée mit ganz neuen Ueberraschungen.

Der bereits vortheilhaft bekannte Pianist Hr. Ludwig Hirsth- berg gab am Donnerstag im Saale der Singakademie ein Con cert, in welchem er eine reihe Auswahl klassischer und neuerer Komposi tionen zum Vortrag brate. Beethovens C-dur-Sonate (op. 53) spielte

der Concertgeber mit N Ausdruck und, von kleinen | Unebenheiten im 1. Saße abgesehen, mit großer technischer Geläufig/ U keit, die er auch in Schumanns Faschings\chwank in glänzendstet Weise zur Geltung brahte. Nach dem Vortrag dreier Impromptu |

von Kiel und einem kurzen, recht hübshen Scherzino eigener Komp--

sition trug Hr. Hirschberg noch 2 sehr anziehende Klavierstücke von Jenset |

und Leschetinzki vor. In Chopins F-moll-Phantasie und- Liszts Tara

tella fand er noh besondere Gelegenheit, seine eminente Fertigkeit glänzen zl E

lassen. Fr. Professor Schulzen von Asten, die sich noch in. [eter Stunde bereit erklärt hatte, für die plößlih erkrankte Sänger O Monti einzutreten, sang Lieder von

ie großen Vorzüge ihrer Gesangsweise, reinste Intonation und deutlihe Aussprache, wurden durch den tief seelenvollen, jedes Suhet nah Rei Effekt vermeidenden Vortrag noch besonders gehoben. Das Rheinische Volkslied von Mendelsfohn erwarb sich stürmische

Beifall. Das zahlreich erschienene Publikum begleitete alle Vorträ!

mit reihen Beifallsspenden.

Das gestrige, unter Mitwirkung des Hrn. H. Grünfeld ÿ (Cellist) und des Hrn. Georg Liebling (Pianist) im Saale de F

Singakademie stattgehabte Concert des Königlich preußischen und Kaiferlih Königlich österreichishen Kammersängers Hrn. Ladislau? Mierzwinski hat dem zahlreich erschienenen Publikum reien Genuß bereitet. Ver Concertgeber, welcher überaus glüdih disponir! war, übershüttete die Zuhörer mit föstlidjen Gaben seines wahrhaft phänomenalen Organs. Die Stimme k

mäßig \{chön und vornchm.

den Intentionen des Künstlers unbedingt. Schön gelang mehrfa der Uebergang vom A in das Falset und umgekehrt. Dit Koloraturen kamen klar zur Geltung, und die Triller wurden korrekt aud

geführt. pu Mierzwinski erschien gestern nit nur als der reihbegnade!t

Sänger, sondern auch nach der Seite des Technischen hin als einer del bedeutendsten Gesangskünstler, welhem mit Recht das Publikum be geisterten Beifall spendete. Zum Vortrag gelangten (und zwar m italienishem resp. französisGem Text) von Rossini cine Arie aus Stabát mater“ und die

aus dem Meyerbeer'shen „Propheten“. Als Ptlecuviastt Lieder von Gounod_und Tosti sowie mit deutschem Te!! a

belebtéx Weise. Bis zum Schluß erglänzte die Stimme in U" verwüsklihem Glanze und voller Frische. Die vortrefflichen Gab

der beiden oben genannten mitwirkenden Künstler wurden uit 1e e

haftem und wohlverdientem Beifall ausgezeichnet. Von \{öne1 großem Ton war der gestern benußte Duysensche Concertflügel.

E E J

R Redacteur: Riedel. B èxlint

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen-Beilage).

Die Brüten, |

Zahlreihe Verhaftungen, darunter auch von Fremden, |

(W. T. B.) Die Lage hat s

endelssohn und Weber,

ng “in allen Lagen glei h : Ohné Tadel war- die Reinheit der 1! A tonation, das Brustregister sowohl wie auch das Falset gehorcht! Wi

f Cavatine aus „Othello“, von Verdi eint F rie aus dem ersten Akt der Oper „Aïda“, ferner eine Arie aus del f Oper „Halka“ von Moniusko und \{ließlich Recitativ und Hymn" Zugaben sana H! F

chumannshe „Jch grolle nit“, lebtercs in stilvoller und geist LR

Verlag der Expedition (Sch olz). Druck: W. Elsnet-*

Erste Beilage zum Deutschen Reichs-Anzeiger und Königlih Preußischen Staats-Anzeiger.

a/ g T De

Berlin, Sonnabend, den 27. März

41886.

Nichtan!kliches.

Preußen. Berlin, 27. März. Jm weiteren Verlauf der g!strigen (74) Sizgung des Reichstages ergriff bei der zweiten Berathung der Branntwein- Monopol vorlage der Reichskanzler Fürst von Bismark

das Wort:

Wenn ich jeßt in der zweiten Lesung das Wort für die Annahme des Monopols ergreife, so \chmeichle ich mir natürlih nicht mit der Hofnung, auf die Abstimmung damit einen wesentlichen Einfluß zu îbet ; ih halte es indessen doch für meine Pflicht, obschon es mir nad dem Zustande meiner Gesundheit s{chwer wird, vor dem Hause die Gründe darzulegen, welhe mih bestimmt haben, den Antrag auf Eiführung des Monopols auch meinerseits zu stellen und lebhaft zu unerstüten. Es : :

Daß ih damit auf die Annahme einen Einfluß üben könnte, dqu ift, wie gesagt, keine Ausficht. Nach der Lage unserer parlamen- tœischen Verhältnisse werden wichtigere Fragen ja doch in der Regel eitschieden, bevor sie überhaupt in die erste Lesung gelangen; fie nerden entschieden innerhalb der Fraktionen. Wenn dort festgelegt ist, vie jede Fraktion sih dazu stellen will, so hat die erste Lesung oder Fe weitere Behandlung in der Regel einen mehr ornamentalen Lharakter.

Die Entscheidung über das Monopol, die ‘in den Fraktionen bercits getroffen war, ja zum Theil bereits getroffen war, bevor die Vorlage überhaupt von irgend Jemand gekannt sein konnte ist ziemlich \chnell erfolgt. Ich will nun gar nicht von dieser leßteren Entscheidung sprechen, die vor der Vorlage erfolgte und die eben nur mit dem bekannten Wort charakterisirt werden kann: Ich kenne die Absichten der Regierung zwar nicht, aber ich mißbillige sie; von dieser will ih nicht \sprehen, sondern nur von der Bestegelung, die sie erfahren hat. Schon am 4. März am 4. März war die erste Lesung konnte doch wohl Jeder merken, daß das Schicksal dieser Vorlage entschieden war, entschieden in der kurzen Zeit vom 92. Februar, wo sie an das Haus gelangt ist, bis zum 4. März, also mich dünkt, in 12 Tagen. Eine Vorlage, an der die verbündeten Regierungen etwa se{chs Monate mit großer Sorgfalt gearbeitet hatten, über die sie unter einander korrespondirt, die sie von ihren Teclnikern hatten prüfen laffen die als vollständig unbrauchbar zu verwerfen, bedurfte das hohe Haus nur der Zeit von 12 Tagen. Die Thatsache, daß die Vorlage in eine Kommission geschickt, eine Kom- mission zu ihrer Begutachtung gewählt wurde, ließ mich hoffen, daß in dieser cine weitere Prüfung der Sache dennoh ausnahmsweise stattfinden könnte. Der Zweck der Wahl ciner Kommission ist doch in der Regel der, das Gesammtecrgebniß der Diskussion der ersten Lesung zu prüfen, namentlich nah den Thatsachen, den Zahlen, den Bedürfnißfragen, die geltend gemacht worden sind, um nachher dem Hause cin begründeteres Votum darüber geben zu können, als der Einzelne ih bilden kann. Es ist früher auch in ähnlicher Weise ver- fahren worden. Ich erinnere mih, daß bei ciner der wiederholten Steuervorlagen, die in den leßten 16—17 Jahren gemacht worden sind mi dünkt, 1869 war die erste; aber es war in ciner der \päteren die gewählte Kommission die Finanz-Minister der größeren Staaten zu ihren Sitzungen emlud, dort die Bedürfnißfragen mit diesen eingehend prüfte, wobei jeder Finanz-Minister das Bedürfniß seines Staats darlegte, und danach zu einer Ansicht über die Bedürfnißfrage kam. Jt das Bedürfniß einmal verneint, ja, dann ist überhaupt die Vorlage unnütz, dann ist die Verwerfung ja ganz natürlih. Wird das Bedürfniß aber bejaht, dann muß doch auf irgend cine Weise Nath geschafft werden; denn die Ausgaben im Deutschen Reich, in den Staaten und in den Gemeinden, zu denen das Bedürfniß nach- taa ist, für diese muß auf irgend eine Weise Fürsorge getroffen werden.

Untersuchungen der Art haben die verschiedenen Minoritätsanträge im Auge gehabt, wie z. B. der von Hrn. Oechelhäuser auf Eia- sezung einer Subkommission; die Kommission hat aber nicht für ingemessen gefunden, darauf einzugehen, ohne die Gründe dafür inzugeben.

Der Herr Finanz-Minister hatte bei der ersten Vorlage den Reichs- 1g gebeten, die Arbeit, die uns vorliegt, als eine gemeinsame zu be- achten, bei welcher Sie den Regierungen im Interesse des deutschen olkes und der richtigen Vertheilung der Lasten, die das Volk zu tigen hat, Ihre Mitwirkung niht versagen möchten. Nun, meine Srren, diese Mitwirkung ift aber nach dem Verlauf der Sache ganz

@olut versagt worden; Sie haben es abgelehnt, das Bedürsniß u‘erer Vorlage, die Richtigkeit der Angaben, die Richtigkeit der Zern irgend zu prüfen; Sie sind mit einer überraschenden Snelligkeit damit fertig geworden. Sie haben es ferner abgelehnt, aw nur cine leise Andeutung über die Art und Weise zu geben, wi dem Bedürfniß, von dessen Vorhandensein die Negtierungen übgcugt sind, das beweist die Vorlage nach Ihrer Mknung abzuhelfen sei. E is der Versfuch gemacht wocen, darauf is gesagt worden ungefähr mit anderen Wten: wir werden uns den Kopf der Regierung nicht zerbrechen undhr nicht Steuervorlagen auf dem Präsentirteller entgegenbringen. Nu: meine Herren, ch6 nehme ein ähnliches Beispiel aus meinem täglzen aus meinem ministeriellen Leben; ein Rath, mein Unter- gebex, macht mir cine Vorlage für einen Zweck, den er als einen gemaschaftlichen ansieht, und 1ch sage ihm: ih theile Ihre Absicht über upt nit, nun gut, dann ist die Sache erledigt. Wenn Sie das edürfniß bestreiten, ist es gut. Wenn ih diesem Rath aber sage :JFhre Arbeit taugt nihts, machen Sie eine andere, machen Sie dere Vorschläge! und er sagt: Ja, in welcher Nichtung? was sind ie Fehler dieser Vorlage? und ih antworte ihm darau Das geht mich gar nichts an; ih erwarte von IhneNath, aber ich bin niht berufen, Ihnen welchen zu er- theile Sie sind dec Rath des Ministeriums, schaffen Sie mir eine dere Vorlage, das ist Ihre Sache nun, dann wird der Rath telleicht höflich chweigen, und wenn er die Thür hinter mir zumad von meinem Arbeitszimmer, so wird er über mi in Aus- drückeidenken oder sprechen, die parlamentarish zu wenig anwendbar sind, s daß ih die Vergleichung auf die Kommission hier weiter fübren'önnte. Ich glaube, der betreffende Rath wird in n Urtheiliber mein Interesse für unsere gemeinschaftlihe Aufgabe und über ne wohlwollende Höflichkeit, die ich meinen Untergebenen son genüber entwickelt habe, wohl die Zustimmung aller Derer haben, è von viesem Vorgange Kenntniß bekommen; so glaube au ih, dafzie Urtheile, die wir von der Regierungsseite aus Höflichkeit niht asprechen, aber innerlich uns doch bilden, auch im deutschen Volke anlih allgemein getheilt werden, überall d: wo man nicht das parlnentaris{;c Interesse über das Interesse des Vaterlandes stellt.

Ma spielt mit uns; man läßt uns eine Art Vlindekuh spielen. Mir wbn nicht, man sagt uns nicht, wie wir es etwa besser machen fönntén, uan läßt uns errathen; e& gibt ja folche Spiele, wo man Jemand herausschickt, um einen \ verstetten Gegenstand zu suchen. Dabei git man ihm aber doch die Hülfe, daß die Musik: sich ver- stärkt od abschwäht, je nahdem er dem Ort näher kommt. Selbst diese fle! Aufmunterung wird uns hier vollständig versagt. Man begnügt h damit, wie es bei diesem Gesellschafts\piel ja stets statt- findet, Ÿ man mit Interesse die mehr oder weniger unbeholfenen oder gesckckten Versuche Desjenigen, den man suchen läßt, betrachtet und seinéritisGen Bemerkungen darüber macht.

In dieser Weise, glaube ih au, hatte ih die Aufforderung des Hrn. Abg. Dr. Windthorst zu verstehen, mich an den Kommissionsverhandlungen zu betheiligen. Ich hätte dort un-

efähr die Rolle gespielt, wie die Juden an den Wassern von N bofon: Ueber, singe uns ein Lied von Zion, damit wir uns an Deinem Kummer erfreuen. Diese Art von Zurückhaltung, von JIm- stihlassen des Ministeriums bei der Arbeit und bei dem Suchen nah den Mitteln, anerkannte Schäden in unserem öffentlichen Leben zu mildern, ist {wer erklärlich, wenn man nicht den Irrthum sich ver- gegenwärtigt, der fast allgemein unsere Verhandlungen beherrscht, als ob die Regierung die Verpflichtung bätte, ihrerseits mehr Patriotis- mus, mehr Fürsorge für das öffentliche Wohl zu haben und fi dafür abzumühen, als ob allen übrigen Mitarbeitern, dem gesammten Reichs- tag, nur die angenchme Aufgabe wäre, der Regierung je nach der Stimmung, die gerade die Mehrzahl beherrscht, je nah dem Fraktious- bedürfniß Nein zu sagen und sie abzuweisen, als ob die Regierungen und die Minister irgend ein Interesse pro domo in der Sache hätten.

Meine Herren, wenn unser Vaterland geschädigt wird, wir können es ebenso gut vertragen, wie jedes Reichstagsmitglied und jeder Ab- geordnete. Wenn uns das mehr zu Herzen geht, wie Anderen, fo \pricht das für unsere Liebe zum Vaterland. Es wird Jeder sich die Geschicke des öffentlihen Gemeinwesens in dem Maße zu Herzen nehmen, in dem er sein Vaterland liebt ; und es ist ja eine \chmeichel- hafte Vorausseßung, die diesem ganzen Irrthum zu Grunde liegt, daß die Regierungen mehr Interesse an dem öffentlichen Wohl nehmen, als ein Abgeordneter zu nehmen verpflichtet ist.

íIndessen, meine Herren, Interessen pro domo haben die Minister niht. Der Einzige unter ih glaube fast allen deutschen Mi- nistern, der bei dieser Vorlage irgend ein persönliches Interesse haben könnte, bin ih, indem ih, wie der Abg. Richter bei irgend einer Gelegenheit sagte, cin großer Brenner vor dem Herrn bin. Er hat diese An- deutungen ja neulih vervollständigt in der Weise, daß er sein Wort von der Schnapspolitik wiederholte und mir dabei Schuld gab, daß ih in den Verhandlungen der leßten Jahre ih weiß nicht mehr, wie er sich ausdrückte; ih habe es hier, aber ich will Sie nicht auf- halten mit dem Nachsuchen —, es ging ungefähr darauf hinaus, daß ich in der Gesetzgebung mein persönliches Interesse an der Brennerei- frage bethätigte.

Nun, meine Herren, es liegt doch in dieser Andeutung, die der Abg. Richter offen ausgesprochen hat, eine Behauptung, die, wenn sie wahr wäre, mich in der öffentlichen Achtung herabseßen müßte. Wenn der Abg. Richter das niht unter dem Schutz des parlamentarischen Privilegiums, andere Leute beleidigen zu dürfen, gesagt hätte, so würde ih ihn einfach vor Gericht fordern und den Beweis der Wahrheit von ihm gewärtigen, Er würde ihm reckcht {wer zu führen scin, da meines Wissens analoge Verhandlungen, in denen ich diese Vorliebe für die Brennerei hätte beweisen können, in den leßten Jahren gar nicht stattgefunden haben. Es ist einmal eine Branntwmeinbesteuerungs- frage im Landtage gewesen, so viel ih mich erinnere; aber eine Be- steuerung der Brennerei ist hier noch nie in Frage gekommen.

Es wäre ja für mich ein Leichtes, dergleichen grobe Injurien zu erwidern und auch den Hrn. Abg. Richter zu beschuldigen, daß er seine Stellung als Abgeordueter in seinem Privatinteresse ausbeute ; indessen ih verzihte darauf. Ich finde es unter meiner Würde, mi auf einen Streit der Art einzulassen. Es wäre ja bedauerlich und der Hr. Abg. Richter wäre doppelt im Unrecht, dergleichen gesagt zu haben wenn er damit irgendwie Glauben fände. Es ist für das Ansehen und die Bedeutung des Deutschen Reichs ziemli gleichgültig, was man in der Welt von dem Hrn. Abg. Richter denkt; es ist aber für das Deutsche Reich nicht gleichgültig, was man von dessen erstem Beamten, seinem Kanzler, denkt.

Fch könnte deshalb mit sehr viel mehr Sicherheit, Niemand zu \chädigen, das, was ih etwa dem Hrn. Abg. Richter als Balken in seinem Auge vorzuhalten hätte, hier vortragen. Aber, wie gesagt, ich glaube, ih habe das nicht nöthig; ih glaube, die Stellung, die ih mir im öffentlihen Leben seit 30 Jahren erworben habe, ist zu fest, als daß der Hr. Abg. Richter mich aus derselben herunterzerren könnte. Sein Gewicht ist zu leiht dazu.

Er hat in derselben Rede die ganze Monopolvorlage in der Hauptsache als ein Geschenk dargestellt, welhes den f{lesis{chen Magnaten, die er zum Theil namentli aufführte, gemacht werden sollte; er hat si bei dieser Aufzählung der einzelnen Kategorien des \chlesischen Adels, wie ih aus dem stenographischen Bericht ersehen habe, eines mehrfahen Beifalls und großer Heiterkeit zu erfreuen ge- habt, wie das schr leiht in Deutschland in allen größeren Kreisen zu erreichen ist, wenn man Nachtheiliges vom Adel spriht; nur muß es eben gerade der deutsche Adel sein. Das ist ein charakteristisches Zeichen, wie \{chwer es ist, den Beifall des Landsmanns zu erwerben, und wie richtig bei uns das Sprichwort ist, daß kein Pro- phet in seinem Lande gilt. Der fremde Adel, {hon der böhmische und ungarishe Magnat neben dem \chlesischen, da hat man „alle Achtung“. Ein englisher Lord da nimmt man den Hut ab nicht nur in England, sondern auch hier bei uns in Deutsch- land. Ein französisher Marquis das hat doh ein gewisses historisches flavour von Rokoko und von Feinheit; das läßt man au passiren; man ist niht geärgert, mitt einem Marquis zu verkehren. Ein spanischer oder italienischer duca der hat etwas Crotisches ; der hat hon an und für sich durch seinen ausländischen Charakter etwas Anzichendes. Aber ein deutscher Graf, und gar ein „Reichs- graf“, wie der Abgeordnete wiederholte, unter großem Beifall, das äârgert jeden Biedermann sehr, daß die auch Brennereien haben, und daß diese staatlih geshüßt werden follen. h | i

Diese gerade! Wenn der Hr. Abg. Richter gesagt hätte: ein Geschenk soll gemacht werden den kleinen Brennereien und den größe- ren, die auf unsicheren Füßen stehen, die verschuldet sind, die vielleicht vorweg verkaufen müssen, dann hätte er etwas nicht ganz so Unwahres gesagt; denen soll wirklich unter die Arme gegriffen werden. Die \chlesischen Magnaten werden aber wohl meistens in der Lage sein, in der ih selbst bin, nämlich daß sie auf den Jahresübers{huß ihrer Brennereien zum Leben niht nothwendig angewiesen sind, sondern daß sie die Krisis, welcher dieses Gewerbe unterliegt, ruhig abwarten Fönnen. In deren Interesse würde es wenn ste ein eigenes Inter- esse verfolgten im Gegentheil liegen, daß man die Krisis wirken läßt, daß man sie nah Möglichkeit verschärft. i

Wir haben ein naheliegendes Beispiel in der ZuckEerindustrie. Du sind hon manche zu Grunde gegangen, die weniger feststanden; die wohl Fundirten halten es länger aus. Wir haben viele Beispiele in Amerika, in England. Ih erinnere an die großen Oper tionen, die seit Jahrzehnten von englishen Industriellen in der Weise gemacht

- wurden, daß dieselbcn die Ueberproduktion begünstigten; die Krisis

wurde dvadurch verschärft, die stärksten und reichsten Fabrikanten verkauften mit Schaden immer wohlfeiler, und nachdem alle ihre Nebenbuhler zu Grunde gegangen waren, gingen sie_mit dem Preise in die Höhe und waren die Konkurrenz los. So würde auch, wenn gar nihts geschieht, die Krisis von selbst {hon die Kontingentirung vollziehen, aber leider zu Gunsten der Reichen und zum Nachtheil der Armen. Die \chlesischen Magnaten werdca niht Diejenigen sein, die leiden; unter den bürgerlichen Schlefiern, unter denen der Hr. Abg. Richter nur einiger Reicheren wohlwollend gerte, ohne ihre Namen zu nennen, da werden gerade nur diese Reichen vielleicht die Krisis überstehen; die glücklichen Jahre, wo man zwischen den Gräbern der Konkurrenten ih etabliren, das seinige besser ausbauen und ausbeuten kann, die werden eben nur diese reichen

Fideifommißbesiter und Grafen und Herren erleben. Ich dachte, dec Abg. Richter wäre mit den Prozessen, wie sie sih im wirthschaftlichen Leben vollziehen, vertraut genug, um sich zu sagen, daß, wenn hier überhaupt ein Geschenk gegeben wird, dasselbe den ärmeren Gewerbetreibenden zu Theil wird, indem durch die Staatsgesetgebung die überwiegende Kon- kurrenz der Reichen gehemmt und wirkungslos gemacht wird. Warum ift denn Niemand ‘bei der Frage .des Tabackmonopols darauf ge- fommen, daß in demselben ein Geschenk für den Tabakbauer läge, der ih doch auch von der Regierung zu Preisen, bei denen er bestehen und leben kann, seinen gebauten Tabak abnehmen läßt, er mag rei oder arm sein. Wenn das nicht geschieht, so geht einfach diese Kultur, diese Industrie, aus der der Staat seine Rente zieht, ein. Das ift eine ganz natürliche Sache. Ich bedauere, daß diese Heterei gegen reiche Leute und gegen den Stand der s{lesis{chen Edelleute hier An- flang gefunden hat. Für dergleichen ift ja Platz genug bei den Wahlen; hier hat es auch gar keinen Nutzen weiter, es stimmt ja Niemand deshalb anders nur der Klafsenhaß wird einigermaßen verschärft und vertieft.

Es handelt sich aber hier gar nicht einmal um die Frage der Brennerei, sondern wesentlich um die Frage des Kartoffelbaues. Ich werde nachher noch auf die Preis- und Arbeitsverhältnisse näher zurück- kommen; ich will hier vorläufig nur hervorheben, daß die Frage niht fo liegt, Branntweinbrenner gegen Schänkwirth, sondern Kartoffel- bauer gegen Schänkwirth. Jede Verminderung unfcres Kartoffelbaues um auch nur ein Hektar ih will ganz obiter taxiren entzieht einer Arbeiterfamilie den Boden ihrer Existenz, und jede Vermehrung unseres Kartoffelbaues um einen Hektar giebt die Möglichkeit für eine Arbeiterfamilie mehr zu leben im Vergleich mit anderen Früchtea, die an der Stelle gebaut werden können.

Diese sozialen und wirthschaftlihen Motive sind indeß garnicht die Hauptsache, die uns zur Vorlage veranlaßt haben, fondern die Hauptsache ist das finanzielle Bedürfniß, das vorliegt und das von dieser Stelle aus {on mehr als einmal vertreten worden ist. Das Bedürfniß \chien fast von allen Parteien anerkannt zu werden; von der freisinnigen Partei habe ih nihts gehört aber auch vom Centrum, das nachher so geschlossen gegen die Vorlage gestimmt hat, schien der Abg. von Huene doch wenigstens das Bedürfniß zuzugeben, und von Seiten der Nationalliberalen, wie mir schien, ungetheilt. Die Bedürfnißfrage aber ist, je älter sie wird, eine immer drin- gendere. Was die deutshe Nation in den verschiedenen Formen, in welchen sie ihr politisches Leben zur Erscheinung bringt, an Ausgaben bedarf, das muß in irgend einer Gestalt do aufgebracht werden, mag das Bedürfniß sich im Verwaltungsgebiet des Reichs, in dem der Einzelstaaten oder in dem der Gemeinden kundgeben; es \{chöpft das alles aus derselben Quelle und dient alles demselben Zweck, der deutshen Nation die Erfüllung ihres politishen Lebens zu ermöglichen.

Die meisten der Ausgaben, die durch neue Einnahmen aus dem Branntwein gedeckt werden sollen, werden bereits geleistet, aber in einer unbeguemen und s{chwer tragbaren Weise. Es ift dies der alte Streit der direkten und indirekten Steuern, über den ih hier {hon öfter das Wort zu nehmen in der Lage gewesen bin, und die Noth- wendigkeit, daß die Gemeinden wenigstens in Preußen dermalen ihre Bedürfnisse wesentlih auf dem Wege direkter Steuern auf- zubringen genöthigt sind.

VIn einer der jüngsten Verhandlungen des Herrenhauses hat der Hr. Minister Friedenthal vorgetragen: Die Summe der Kommunal- abgaben betrage sicher 250 bis 300 Millionen Mark; in Prozenten der Klassen- und Einkommensteuer beträgt die Belastung der Städte 999, die der Landgemeinden 5859/0; in Prozenten sämmtlicher Staats- steuern beträgt die Steuerlast 156% in den Städten und 165% in den Landgemeinden. Der Ausdruck „Nothstand“ sei also vollkommen geredtfertigt. Die Kommission sprehe nur von den dringenden Bedürfnissen ; die Ueberweisung der gesammten Grund- und Gebäude- steuer an die Kommunen decke nur #4 des gesammten Steuer- bedürfnisses. Die Ausgestaltung der Selbstverwaltung, die Aus- dehnung des Schulwesens auf dem Lande namentlich erfordere vielfah Mehrausgaben; aber die Grenze der Leistungsfähigkeit fei bereits erreicht, vielfach überschritten. Gegenüber den unaufhörlichen Anforderungen beginne sih {hon ein passiver Widerstand zu organi- siren. Die Volks\chule, bisher ein Gegenstand der Liebe des Volkes, könnte sehr leiht ein Gegenstand der Abneigung werden. Man müsse die Kräfte der Gemeinde entlasten.

Es ift dies das Zeugniß eines Mannes, dem Sie gerade eine reakftionäre oder übertrieben gouvernementale Stellung doch nit zu- trauen werden. Und um dies Zeugniß zu unterstüßen, erlaube ih mir noch anzuführen, daß in Preußen die Steuerexekution, die Aus-

fändung wegen Gemeindelasten und wegen Schullasten in den leßten

drei Jahren die Ziffer von 44 Millionen Fällen erreicht hat. Also im Durchschnitt der Jahre find 14 Millionen Leute in jedem Jahre ausgevfändet worden, weil fie die direkten Zuschläge zu_den Staats- steuern, deren die Gemeinde und unter Umständen die Schule bedarf, nit leisten können. Meine Herren, Sie haben ein fo empfindliches Herz für die Leiden cines Schankwirths, der nicht mehr mit derselben Bequemlichkeit sein Brod hat; haben Sie denn gar keinen Sinn für die Thatsache, daß 14 Millionen Preußen allein ausgepfändet werden, d. h. eine Beshlagnahme in ihrem Mobiliar in jedem Jahre vorgenominen wird, weil der Reichstag nicht eine Steuerquelle be- willigen will, durch welhe der Noth der Gemeinden in Preußen und den direkten Beiträgen, welche auf denselben lasten, abgeholfen werden önnte ?

Die Gemeindelasten und die Schullasten sind nicht die einzigen Ursachen der Zuschläge zu den direkten Steuern, * wie sie in Preußen erboben werden. Sie haben aus den Angaben des Hrn. Friedenthal gehört, daß er sie zusammen auf 300 Millionen {äßt. Nun find das Zuschläge zu Steuern, die mit den Vermögensverhaltnissen des Be- \steuerten in gar keinem nothwendigen Zusammenhang stehen; es sind Steuern, die unter den Einwohnern derselben Gemeinde eine ungleiche und ungerechte Vertheilung der Abgaben erforderlich machen. Der- jenige, der keinen Grundbesitz hat, bezahlt seine 3% Einkommensteuer ; Derjenige, der Grundbesitz hat, bezahlt einmal die 39% Einkommen- steuer und daun noch, wenn er \{uldenfreien Grundbesis hat, 5 bis 69% aus feinem Grundsteuer-Cinkommen, also im Ganzen 8 bis 99%. Ist er aber verschuldet, auch nur zur Hälfte, fo zahlt er 19 bis 1295 an Grundsteuer von seinem Vermögen. Das find Ungerechtigkeiten, die, wenn sie erträglih sind, {ließli doch die Geduld des dabei Betheiligten allmählih erschöpfen, die Verstim- mungen erzeugen; und diese Verstimmungen finden nachher zu einer unbequemen Zeit einmal ihren Ausbruch. Gerade wenn das Reih der Theilnahme und des Wohlwollens feiner Angehörigen am drin- gendsten bedarf, kann. einmal die aufgespeicherte myvfindlichkeit der ausgepfändeten. und ungerecht besteuerten Preußen zum Ausdruck fommen in einer Weise, die ih bedauern würde. i

ch brauche auf die übrigen Bedürfnißfcagen, zum Beispiel die Mietds\teuer, die Schule, die Nothwendigkeit, die Beamtenbesoldungen aufzubessern, niht einzugehen. Die meisten der PONLETO en treffen ja das Stiefkind der Gesetzgebung in den leßten Jahrzehnten, die andwirthschaft und den Grundbesiß; ih hatte namentlich von Seiten des Centrums ein etwas lebhafteres Entgegenkomuien zur Abhülfe der bauptsählich auf der Landwirthschaft in cinem großen Theile Deutsch- lands lastenden Schäden erwartet; aber es ist mir nit gelungen.

Nun will ich auf die Bedürfnißfrage nicht tiefer eingehen; ih will annehmen, daß die Mehrheit des Hauses das Bedürfniß niht