1906 / 255 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 27 Oct 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Am 12. Novémber d. J. wird in Rixdorf einé der Neichsbank unmittelbar untergeordnete Reichsbankneben- stelle mit Kasseneinrihtung und Hbeshränktem

Giroverkehr eröffnet werden.

Die im Jahre 1886 in Glasgow aus Eisen erbaute, bisher unter britisher Flagge gefahrene Bark „Elisa Sin” hat durch den Uebergang in das aus\cließlihe Eigentum des deutschen Reichsangehörigen Adolf August Erich Glim- mann zu Antofagasta das Recht zur ted der deutschen Flagge erlangt. Dem Schiffe, für welches der Eigentümer

amburg als Heimatshafen angegeben hat, ist von dem SaileliGen Konsulat in Antofagasta unter dem 10. August d. J. ein Flaggenzeugnis erteilt worden.

KFönigreih Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den bisherigen außerordentlichen Professor in der philo- \ophishen Fakultät und Kustos am Geologish-Paläonto- logishen Muscum der Friedrich Wilhelms-Univerhntät zu Berlin Dr. Otto Jaekel zum ordentlihen Professor 1n der philcsophishen Fakultät der Universität zu Greifswald und den bisherigen außerordentlichen Meoror Dr. Johannes Walther zu Jena zum ordentlichen Professor in der philo- sophishen Fakultät der Universität Halle-Wittenberg zu ernennen sowie dem Kreisbauinspektor, Baurat Engelmeier in Minden den Charakter als Geheimer Baurat zu verleihen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht:

den Militärintendanturrat Grall von der Fntendantur des XVII. Armeeforps zum Geheimen Kriegsrat und vor- tragenden Rat im Kriegsministerium,

den Militärbauinspektor, Baurat Buschenhagen von der Jutendantur des XVI. Armeekorps zum Jntendantur- und Baurat und

den Militärintendanturassesor Taubert von der Jnten- dantur des III. Armeekorps zum Militärintendanturrat zu ernennen,

den Geheimen Registratoren Lenthe und Dulce vom Kriegsministcrium den Charakter als Kanzleirat,

den Militärintendantursekretären Zipp von der Jnten- dantur der 21. Division, Porath von der Jntendantur des III. Armeckorps, Kreußgter von der Jntendantur des X. Armee- kforp3, Birr von der Jntendantur des ITL. Armeckorps, Lüttge von der Jntendantur des IX. Armeekorps, Rüger von der Intendantur des TII. Armeekorp3, Dümmler von der Intendantur des XV. Armeekorps, Lethgau von der Jnten- dantur des XYVII. Armeekorps, Katlein vonx der Jnten- dantur des XI. Armeckorps, Prox von der Jntendantur des IX. Armeekorps diesem bei seinem Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension —, Liebscher von der Jntendantur der militärishen Institute, Schmi von der Lud dantur des VIII. Armeekorps, Baudach von der Jnten- dantur des LY. Armeekorps und Stascheit von der Intendantur des I. Armeekorps sowie den Oberzahlmeistern Nuschkowski vom Jnfanterieregiment General-Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Preußen (8. Brandenburgischen) Nr. 64, Fre yshmidti vom Mindenschen Feldartillerieregiment Nr. 58, Glaser und Fischer @om 4. Unterelsässischen In- fanterieregiment Nr. 143 und Siemann vom Pommerschen Füsilierregiment Nr. 34, diesen beim Ausscheiden aus dem Dienst mit Pension —, den Charakter als RNehnungsrat zu verleihen.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Der bisherige Hilfslehrer an dem Zahnärztlihen Jnstitut der Friedrich Wilhelms-Universität zu Berlin Dr. phil. Hoffendahl ist kommissarish zum Lehrer der Zahnheilkunde an demselben Jnstitut bestellt worden.

Am Schullehrerseminar zu Soest ist der bisherige kom- missarische Lehrer am Seminarnebenkursus dortselbst J}enbeck als ordentlicher Seminarlehrer angestellt worden.

Finanzministerium.

__ Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Wandsbek Regierungsbezirk Schleswig, ijt zu beseßen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Der Steuersupernumerar Böhm in Gollub ist zum Forst- kassenrendanten und der Hegemeister Markusch in Straberg, Oberförsterei Benrath, zum Revierförster ernannt worden.

Kriegsministerium.

Zu Oberlehrern des Kadettenkorps sind ernannt worden : der Kandidat des höheren Lehramts Dr. Keller unter Ueber- weisung an das Kadettenhaus in Bensberg und der Probe- kandidat Dittmerx unter Ucberweisung an das Kadettenhaus in Plön.

Der Geheime Kalkulator N obert Nicolaus von der Naturalkontrolle des Kriegsministeriums ist zum Geheimen Registrator im Kriegsministerium ernannt worden.

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Regierungsrat G oedecke in Cassel ist zum stell- vertretenden Vorsizenden des Schiedsgerichts für Arbeiter- versicherung Regierungsbezirk Cassel und Fürstentum Waldeck und des Schiedsgerichts für die Arbeiterversiherung im Eisenbahndirektionsbezirk Cassel ernannt und der Regierungs- rat Bossart daselbst von diesem Amt entbunden worden.

Der Gewerbeassessor Dr. Glühmann ist zum Gemwerbe- inspektor ernannt und mit der Verwaltung der Gewerbe- inspektion in Nienburg betraut worden.

Den Gewerbeassessoren Thilo in Hagen und Dr. S chell- horn in Essen ist eine etatsmäßige Hilfsarbeiterstelle bei den bezeichneten (Sewerbeinspektionen verliehen worden.

Die Gemwerbereferendare Lipschiy aus Saarbrüen, Grün aus Breslau 11, Steinhoff aus Berlin N und von Korff aus Hagen sind nach bestandener Prüfung zu Gewerbe- assessoren ernannt und den Gewerbeinspektionen in Magde- burg L, Berlin N, Köslin und Linden als Hilfsarbeiter über- wiesen worden.

Justizministerium.

Dem Kammergerichtsrat, Geheimen Justizrat Cwiklihski, den Landgerichtsdirektoren, Geheimen Justizräten Schmidt vom Landgericht T in Berlin und Gary vom Landgericht II in Berlin sowie dem Amtsgerichtsrat Beyrich vom Amts- geriht Berlin-Mitte ist die nahgesuhte Dienstentlassung mit Pension erteilt. :

Verseßt sind: der Landgerihtsrat Ja n ke in Gnesen nach Halle a. S,., die Amtsrichter: Hoffmann in Halle a. S. als Landrichter an das Landgericht daselbst Mannchen in Königshütte nah Charlottenburg, Wellenberg in Ujest nah Nixdorf und Lindner in Schlochau nach Wittenberg.

Dem Amtsrichter For cke in Kelbra ist die nachgesuchte Entlassung aus dem Justizdienst erteilt.

Verseßt sind die Staatsanwälte: Kraut in Elberfeld nah Zannover, Müller in Prenzlau und Kaß in Essen an die Staatsanwaltschaft T in Berlin. e

Der Staatsanwalt Haenshke in Meseriß ist einstweilen in den Nuhestand verseßt. i: L

Der Rechtsanwalt Bobbert in Jserlohn ist zum Notar ernannt. : e

Jn der Liste der Rehtsanwälte sind gelösht: die Nechts- anwälte Dr. Krzyzankiewicz bei derr Amtsgericht in Gräß, Kriese bei dem Amtsgericht in Neustadt 1. O.-Schl. und Dr. Engelbrecht bei dem Amtsgericht in Winzig.

In die Liste der Rechtsanwälte find eingetragen: der Rechtsanwalt Braasch in Vacha bei dem Oberlandesgericht in Jena, der Notar Dr. Witthof in Ronsdorf bei dem Amtsgericht daselbst, die Gerichtsassessoren Necb bei dem Oberlandesgeriht in Cöln, Dr. Walter Jaffé bei dem Landgericht T in Berlin, Dr. Figge bei dem Landgericht I1 in Berlin, Dr. Schmeißer bei dem Landgericht I[1 in Berlin, Dr. Lipp mann bei dem Amtsgericht und dem Landgericht in Breslau, Dr. Pagener bei dem Amtsgeriht in Düsseldorf, Nosen thal bei dem Amtsgericht in Beckum, Gatterer bei dem Amtsgericht in Recklinghausen und der frühere Gerichts- assessor Heinemann bei dem Amtsgericht in Schmiegel.

Der Landgerichtsdirektor Hunold in Elberfeld, der Land- gerihtsrat Atenstädt in Magdeburg, der Amtsgerichtsrat Nosten in Kempen a. Rh., der Staatsganwaltschaftsrat 2immer in Schweidniß, der Rehtsanwalt und Notar, Justiz- rat Zenz yßki in Berlin und der Notar Dr. Bomm in Barmen sind gestorben.

Oberrechnungskammer.

Der bisherige Eisenbahnrehnungsrevisor Noerenberg aus Bromberg ist zum Geheimen Nechnungsrevisor bei der Königlichen Öberrehnungskammer ernannt worden.

Niihfazutliches.

Deutsches Neich.

Preußen. Berlin, 27. Oktober.

Die vereinigten Ausshüsse des Bundesrats für Zoll- und Steuerwesen und für Handel und Verkehr, die vereinigten Ausschüsse für ZolU- und Steuerwesen und für Justizwesen sowie der Ausschuß für Zoll- und Steuerwesen hielten heute Sizungen.

Das Königliche Staatsministerium trat unter dem Vorsiß seines Präsidenten Fürsten von Bülow heute zu einer Sizung zujammen.

Jn der Zeit vom 1. April 1906 bis zum Schlusse des Monats September 1906 sind nah dem „Zentral- blatt für das Deutsche Reih“ folgende Einnahmen (ein- schließlich der gestundeten Beträge) an Zöllen und ge- meinschaftlic;en Verbrauhssteuern sowie andere Einnahmen des Deutschen Reichs zur Anschreibung gelangt:

Zölle 254 331 646 A6 (gegen das Vorjahr 5 844 918 4&), Tabaftsteuer 4555 124 # (— 313889 #4), HZBigaretten- steuer 4835108 M (+ 4835108 M), Buderstea.r 74008560 6 (4- 14743 630 6), Galzsteuer 25 742 061 „id (+ 929514 A6), Maischbottihsteuer 8193859 M (— 570 995 6), Branntweinverbrauhsabgabe und Zuschlag 70 673 074 M (+ 6 141 650 6), Brennsteuer 1 275 325 H (— 1157788 6), Schaummweinsteuer 2628102 á (+ 84525 4), Brausteuer 19 584 254 M (+4 2912 990 M), Uebergangsabgabe von Bier 2166 155 M (+411 161/46), Su mme 454 054 900 (+ 2217098 M). Spielkartenstempel 715386 A6 (—18 960 M6), Wechselstempelsteuer 7 618 I77 M (+513 347 4), Stempelsteuer für Wertpapiere 16 606 755 M (+ 1 017 336 4), Kauf- und sonstige Anschaffungsgeschäfte 8931 238 H (— 1973506 M1), Lose zu: Staatslotterien 10341 576 M (— 2 070 311 M6), Privatlotterien 3 645 574 M6 (+ 759 944 A6), Schiffsfrachturkunden 245 705 M (— 208871 H), Fracht- urkunden 4217 190 M (4+ 4217 190 M), Personenfahrkarten 1771 346 M6 (+ 1 771 346 A6), Steuerfarten für Kraftfahrzeuge 960 700 M6 (+ 960 700 6), Vergütungen an Aufsichtsrats- mitglieder usw. 114115 M (+ 114115 46), Erbschaftssteuer 26 943 M. (+ 26 943 6), Post: und Telegraphenverwaltung 263 739 159 a (+ 15 791 216 A6), M aldbaelsenbahnvermaitung 60 467 000 Æ (+ 6 151 000 Æ).

Die zur Reichskasse gelangte Jsteinnahme, abzüglich der Ausfuhrvergütungen usw. und der Verwaltungskosten, be- trägt bei den nahbezeihneten Einnahmen: Zölle 246 355 615 M (+ 11 693 462 A6), Tabaksteuer 4090634 4 (— 8394 973 M), Zigarettensteuer 2991670 (+ 2991670 #4), Zuer- steuer 66715810 M (+11 122605 A6), 24702848 M (+ 1721762 MÆ), Maisgbottichsteuer

1464099 M (— 298213 A), Branntweinverbrauchs- abgabe und Zuschlag 61 889555 # (+ 6374448 M),

| Brennsteuer 1 275 325 M (— 1 157 788 M), Schaummwein-

steuer 2583 965 A (+ 248 619 M6), Brausteuer und Ueber-

Salzsteuer |

gangsabgabe von Bier 17 386 443 M (+ 1 728 062 M) Summe 423977116 (+ 34029644 M). Spiel: fartenstempel 800 905 (— 2600 46).

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist der ausreisende Ablösungstransport für S. M. S. „Sperber“ mit dem Dampfer „Lucie Woermann“ gestern in Sekondi ein- getroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Cape Coast Castle und Accra fortgeseht.

Der ausreisende Fähnrichstransport für dag Kreuzergeshwader ist mit dem R.-P.-D. „Prinzregent Luitpold“ vorgestern in Neapel eingetroffen und hat gestern die Reise nah Port Said fortgeseßt.

S. M. Flußkbt. „Tsingtau“ is gestern von Macao nah Canton in See gegangen.

Sachsen-Weimar.

Jhre Majestät die Königin Wilhelmina und Seine Königliche He der Prinz Heinrich der Niederlande sind, „W. T. B.“ zufolge, gestern abend aus Dresden zum Besuche Seiner Koniglichen Hoheit des Großherzogs Wilhelm Ernft in Eisena eingetroffen und von Höchstdemselben am Bahnhof empfangen worden.

Oesterreich-Ungarn.

Das österreihishe Abgeordnetenhaus hat gestern nach längerer Debatte in allen Léesungen die Negierungg- vorlage, betreffend die Verstaatlihung der Nordbahn, angenommen.

In der Beratung traten, nah dem Bericht des „W. T. B.*, Kolisccher und Maîtalka für dic unveränderte Annahme der Vor- lage und für die Fortsetzung der Be as ein, während Steinwender und Kindermann für die konzession8smäßige Ein- lösung si aussprachen. Der Eisenbahnminister Dr. Derschhatta erklärte neue Verbandlungen mit ver Nordbahn für ausfihtslos und gab unumwunden zu, daß das Uebereinkommen nit ideal sei und zweifellos Schönheitsfehler aufweise. Wenn man aber überhaupt verstaatlihen und mit dem gemischten System brehen wolle, wenn man überzeugt sei, daß bei der Verstsatlichungs8aktion mit der Nord- bahn begonnen werden solle, dann müsse das geringe Opfer, das in dem vorliegenden Uebereinkommen vielleicht lieae, gebraht werden, ebe man an andere Verstaatlihuugen herangehe. Schließlich bat der Minister um Annahme des Uebereinkommens.

Frankreich.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ wird die Regierung in ihrer Erklärung vor dem Parlament am 5. November den festen Willen bekunden, das Trennungsg eseB an- zuwenden, und, wenn es erforderlich sein sollte, dem Par- lament einen Gesehentwurf vorlegen, auf Grund dessen französischen Kultusbeamten, die sih in offener Auflehnung

egen das Geseß befinden, der Amtscharakter entzogen werden ann.

Rußland.

Jn der gestrigen Sißung der Zentrumsgruppe des Staatsrats gelangte die Frage der politishen Glei ch- stellung der Juden zur Verhandlung.

Wie das „W. T. B.* berichtet, waren die Ansichten darüber verschieden. Dec Graf Reitern bestand darauf, daß die politischen Rechte der Juden sofort anerkannt werden sollten, während Balascheff im Gegenteil empfahl, die Gleichstellung der Juden mit ten Nufsen nit ‘uzulassen.

Es wurde dann mit 28 gegen 16 Stimmen der Beschluß gefaßt, die jüdishe Frage nicht gesondert, sondern zusammen mit der Frage der rechtlichen Gleichstellung aller Nationalitäten der Bevölkerung Rußlands zu verhandeln.

Auf Verfügung des Kriegsministers beginnen in den nächsten Tagen in allen Offiziers\{chulen Vorlesungen von Universitätsprofessoren über diegegenwärtigeStaats- ordnung und über Privat- und Staatsrecht in kon- stitutionellen Staaten.

Die Adelsversammlung der Provinz Tula hat, obiger Quelle zufolge, mit 123 gegen 4 Stimmen be- lossen, ihr Mitglied, den ehemaligen Präsidenten der Duma Moromzew, von der Teilnahme an den Wahlen und anderen Akten der Adelsversammlung auszuschließen, weil er dur Unterzeihnung des Wiborger Manifestes eine unehrenhafte Handlung begangen habe.

Jnfolge der getroffenen Maßnahmen ist in Jekateri- noslaw der am 24. d. M. aus Anlaß der Wiederkehr des Tages der vorjährigen Eceignisse geplante allgemeine Aus- stand mißlungen. Nur in den Eisenbahnwerkstätten und in einigen Fabriken ruhte die Arbeit. Zusammensiöße mit der Polizei haben nicht stattgefunden.

Spanien.

Infolge neuer ungünstiger Nachrichten aus Marokko hat die Regierung, wie „W. T. B.“ meldet, die Bereit- stellung ciniger Kreuzer angeordnet, um sie erforderlichen Falles zum Schuß ihrer Untectanen nah den atlantischen Häfen von Marokko zu entsenden.

Im Senat teilte gestern der Minister des Aus- wärtigen mit, daß heute ein Rotbuch über die Konferenz von Algeciras zur Verteilung komme.

Amerika.

Nach ciner Meldung des „Reutershen Bureaus“ begibt si im Auftrage der Regierung der Vereinigten Staaten der Handelssekretär Metcalf nah San Francisco, um an Ort eine Et über die Berechtigung der Klagen der dortigen Japaner über übelwollende Behandlung zu veranstalten. Veranlaßt ist dieser Schrilt der Bundesregierung dadurch, daß der japanishe Botschafter den Staatssekretär Root auf japanische Konsulatsberichte aufmerksam gemacht hat, nah denen der Boyfkott der Japaner in San Francisco auh auf japanische Restaurants ausgedehnt ist und in einigen Lokalen die Fenster eingeworfen sind. Der japanische Botschafter hat einem Jnterviewer gegen: über geäußert, daß er nur ungern die amerikanische Regierung auf diese japanfeindlihen Kundgebungen aufmerksam gemacht habe, da sie rein örtliher Natur und nur auf San Francisco beschränkt geblicben seien, während ihm von anderen Orten keine Klagen bekannt geworden wären.

und Stelle

Wie der „Daily Telegraph“ aus Tokio meldet, geben die n dort über England nah Amerika gegangeauen sensationellen gabelnachrichten die wirkliche Meinung in Japan nicht richtig ieder. Die Vorkommnisse in San Francisco würden vielmehk Vet nur als ein einzelner Ausbruch von feindseligen Gefühlen an- esehen werden und nicht in weiterem Sinne gedeutet. Da indessen ehörden dabei in Frage kämen, würde Japan in irgend einer Form Genugtuung verlangen, dem Fall aber keine inter- nationale Bedeutung beilegen. Jn maßgebenden Kreisen findet die Tendenz, die Stimmung in Japan in Telegrammen nach

dem Auslande erregter hinzustellen, als sie wirklih is, keine

Billigung. Afrika.

Die Lage in Arzila hat eine neue Wendung ges

nommen. Dte Beniaros find, nah Meldungen der „Agence 6avas“, Herren der Stadt und haben Raisuli aus Cigennuß 1m Stich gelassen. Die Anjeras wollen diesen ist benugen, um sih Gran Sokkos zu bemächtigen. Fen Vertretern der französischen Negierung, die bei dem Maghzen um Aufklärung wegen der Unruhen an der Grenze zwischen Algier und Marokko ersucht E ist gestern ne Antwort vom marofkfanischen Minister des Auswärtigen zugegangen. Jn dieser erklärt der Maghzen, von einigen dieser Vorkommnisse keine Kenntnis zu besißen und lehnt für die ¡brigen jede Verantwortung ab. Er verspricht jedoch sorg- fältige Erhebungen darüber anzustellen, ob die Meldungen über “Vorgänge wirkliche Begründung besißen. _— Der Generalgouverneur von Algerien Jonnart hat quf dem Bankett des Genecralrats in Algier eine Rede gehalten, in der er auf die unter den Eingeborenen in einzelnen Gegenden des Landes ausgebrohene Gärung hinwies. Nach dem Bericht des „W. T. B.“ sagte er unter anderem: “Es steht außer Zweifel, daß besonde:s die Ereignisse, die in Marofïo feit 18 Bèonaten abspielen, in der islamitisen Welt eine gewisse Erregung hervorgerufen haben, die uns zwingt, Vorkehrungen u treffen. In Aegypten verstärken die Engländer ihre Besazung. In Tunis und in unseren Besißungen in Westafrika sin gewisse Borsihwmaßregeln notweadig. In diesen Gegenden, eno wie ia Älgeriea, müssen auslándishe Ränke ganz fsonders überroacht twerden. Algerien liegt in nächster Nähe des axarcishean Herdes von Marokko, wo eine sehr eifrige franzosen- vindlide Propaganda entfaltet wird. Wir werden uns von den Gr- cignissen nicht übercashen lassen. Die marokfanische Frage war niemals afuter als jeßt, und wir würden einen schweren Febler beer geben, wenn wir die Rückwirkung, die sie in Algerien gehabt hat urd ncch haben wird, nit sehen sollten. Seien Sie unbesorgt; wenn e sein muß, werden wir ras und kräftig zuschlagen.“

jene

Parlamentarische Nachrichten.

Nach amtlicher Ermittelung sind bei der am 23. d. M. stattgehabten MReichstagsersaßwahl im Wahlkreise Schleswig-Holstein 1 (Hadersleben-Sonderburg) insgesamt 16200 Stimmen abgegeben worden, davon für den Redakteur hansen- Apenrade (Däne) 10315, für den Amtsrichter Dr. hahn-Sonderburg (freikons.) 5115 Stimmen. Hansen ist somit gewählt.

Bei der am 22. Oktober im 10. sähsischen Wahlkreise Döbeln-Nossen-Roßwein abgehaltenen Reichstag s- ersazwahl sind nah amtliher Ermittelung insgesamt 24044 Stimmen abgegeben worden. Davon sind auf den sozialdemokratishen Kandidaten Karl Pinkau, Photographen und Stadtverordneten in Leipzig, 12207 Stimmen, auf den Kandidaten der Kartellparteien, Professor Dr. Ernst Hasse in Leipzig, Stadtverordneten, 8322 Stimmen und auf den Kandidaten der freisinnigen Volkspartei, Lehrer Heinri ch Yeck in Dresden, 3511 Stimmen entfallen. Pinkau ist somit gewählt.

_ Bei der Ersaßzwahl eines Mitglieds des Hauses der Abgeordneten, die gestern in dem aus dem Kreise West- havelland, dem Stadtkreise Brandenburg und dem Freise Zauch-Belzig bestehenden 7. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Potsdam |stattgefunden hat, wurde, wie V. T. B.“ berichtet, nach amtliher Feststellung der Kommerzienrat Metenthin in Brandenburg a. H. (kon}.) mit allen abgegebenen 348 Stimmen gewählt.

; Nr. 64 des „Zentralblatts für .das Deutsche Reich“, berauëgegeben im Reichéamt des Jnnern, vom 26. Oktober, hat folgenden Inhait: 1) Konsulatwesen: Eraennungen; Todesfall. 2) JIustiz- wesen : Nachweisungen der zur Vertretung des Militärfiskus bei Pfäns qung des Diensteinkommens von Militärpersonen usw. berufenen Nilitärbehörden usw. im Geschäftsbereih der Königlich bayerischen, l Königlich sächsis{en und der Königlich württembergischen Militär- erwaltung. 3) Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. April 1906 bis Ende September 1906. 4) Zoll- und Steuerwesen: Nachtrag zu dem Berzeichnisse der zur Ausstellung dn Zuggissen über die chemische Untersuhung von Verschnitt- renen usw. ermächhtigten Austalten und Beamten. 5) Poltzei- wesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.

__ Mr 63 des „Eisenbahn-Verordnungs-Blatts", heraus- ‘eden lm Minifterium der öffentlichen Arbeiten, vem 23. Oktober, ul solgenden Fnhalt: Erlaß des Ministers der öfentlihen Arbeiten ¿em 13, Ottober 1906, betr. Herausgabe einheitlicher Bestimmungen ir Arbeitecaus\hüsse im Bereih der Preußtish-Hessishen Staats- ‘lenbahaverwaltung.

d ü

Statiftik und Volkswirtschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

(et M Lohnbewegung der Bergarbeiter im Nuhrrevier l E 252 d. Bl.) wind dem „W. T. B.“ aus Necklinghausen „oraphiert, daß die Königliche Bergwerksd irektion auf L Eingabe der Becgarbeiterverbände folgendes ge- nlwortet hat: ky lingbausen, 94. Oktober. Herrn B. Hammagter, Ober- en, Rheinland. Auf die von verschiedenen Bergarbeiter- „tounden eingereihte Œingabe vom 10. d. M. erwidern wir en daß gemäß § 80f des Allgemeinen Berggefetzes bblenk 13 Absay 1 Nr. 5 der für die Königlihen Stein- md Tag welte in Wesifalen erlassenen Saßungen für die Wahl lo áligkeit des Arbeiteraus\{husses Anträge, Wünsche und Bes Clay der Belegschaft, die sich auf die Betrieb3- und Arbeits- E des Bergwerks beziehen, dur den Arbeiteraus\@uß zur Bes E des Werkdirektors zu bringen sind. Von vorstehendem Mitter haben die uns unterstellten Königlichen Berzirispektionen lung erhalten. Königli&e Bergwerklsdirektion. (gez ) Scharf.“ e Sn Nubrrevier fanden în den leyten Tagen zadlreithe Arbeiter- je WeeHlipu ngen stait, in denen Vertreter der Zechenverwallungen * Wünsche der Bergarbeiter nag Lohnerhöhung entgegennahmen und

den Ausshußmitgliedern Mitteilungen über die Entwicklung der Lohn- verbältnifse auf ibren Zehen machten. Es wurde, soweit bisber Nachrichten über diese Sißungen eingegangen sind, den Ausschüssen auch erklärt, daß bei weiter ansteigender Konjunktur die Löhne eine weitere Erhöhung erfahren würden. Beweis dafür f die Tatsache, daß die hne auch in den lezten Wochen wieder allgemein und be- trächtlih in die Höhe gegangen seien.

Die Siek enerkommission tagte gestern in Essen seit 23 Uhr. Um 5 Uhr traten die Vorstände der Bergarbeiterorganisationen zusammen. An den Verhandlungen nahm der Vorsitzende des \{chlesischen Vereins zur gegenseitigen Hilfe Krolik aus Beuthen teil. Die Versammlung der Vorstände leitete Effery vom christlihen Gewerkverein. Der Abgeordnete Sachse vom alten Verbande berichtete über die Verhandlungen der Siebenerkommission. Von fünf Unternehmern und 94 Bergwerksdirektionen, 27 Steinkoblen- und 26 Braunkohlen- werken seien ablehnende Antworten eingegangen. Die Verbands- yorstände protestierten energisch gegen den Standpunkt der Organi- sationen der Werkleitungen, die mit den Vertretern der Arbeiter- organisationen niht verhandeln uad damit au das geseßliche Organi- sationsrecht der Arbeiter niht anerkennen wollten. Sie balten an der prinziviellen Forderung unter allen Umständen fest, daß die Verhandlungen von Organisation zu Organisation zu führen seien, da nur hierdurch der wirtschaftliche Friede in der Bergwerksindustrie aufrecht zu erhalten sei und die Jatecessen der Arbeiter so am wirksamsten vertreten werden könnten. E38 wurde sodann folgender Beschluß angenommen: „Die Arbeiteraus\{chüse aller Kohlenreviere DeutsSlands werden verpflichtet, sofern sie niht werksseitig wegen der Lohn-, Sperre- und Ueberschibten- fragen zu einer Sitzung eingeladen wurden, \{leunigst eine Sißung bei ibrer Verwaltung zu beantragen, um die Forderungen der Ver- bände dort zu verireten. Von dem Resultat der Sigung haben die Auéshußmitglieder auf alle Fälle ihrer Organisation sofort Bericht zu erstatten. Wo Ausschüsse niht vorhanden sind oder nicht aus organisierten Belegshaftsmitgliedern bestehen, sind die Beleg- schaften verpflichtet, sofort Belegschaftsversammlungen einzuberufen, Kommission zu wählen, Verhand- lung mit der Werkleitung zu veranlassen sind. Auch diese Kommissionen haben dann das Resultat der Ver- handlungen an ihre Organisationen zu berichten. Dieser Berit muß spätestens bis zum 8. November d. I. bei den betreffenden Organisationsvorständen eintreffen, damit diese dann am 9. November in gemeinsamer Sitzung darüber beschließen können.“ Eine kom- binierte Versammlung der Siebenerkommission und der Verbände beschloß eine Eingabe an das Oberbergamt in Dortmund, in der ein Verbot der Üeber- und Nebenschichten gefordert wird. In einer weiteren Eingabe an die Oberbecgämter und das Handelsministerium soll auch die Aufhebung der Srerre verlangt werden.

Aus O wird dem „W. T. B.* telegraphiert : Die im Verbande der katholischen Arbeitervereine organisierten Bergleute im Waldenburger Bergrevier haben unter Be- rufung auf die außerordentlihen Teuerungsverhältnisse und die Ho(konjunktur dem Vorstande des Vereins für die berg-

aulihen Interessen Waldenburgs nachstehende Forde- rungen unterbreitet : 1) Die Grubenverwaltungen des gesamten Reviers anzugehen, für alle Arbeiter über und unter Tage eine Lohnerhöhung um 15/9 vom 1. November ab eintreten zu lassen ; 2) die zwischen den einzelnen Gruben des Waldenburger Reviers be- stehende Sperre, welche die Freizügigkeit der Arbeiter illusorisch mache, am 1. November aufzuheben. *

Fn einer am Donnerstag abgehaltenen Versammlung der Leipziger Metallformer, Kernmacher und Gießeret- arbeiter wurde, wie die „Lpz. Ztg." mitteilt, bekanntgegeben, daß die neuen Forderungen der Gehilfen nur von der Hälfte der in Frage kommenden Betriebe anerkannt worden seien. Die Gehilfen fordern u. a. eine täglihe Arbeitszeit von höchstens 9 Stunden, 25 9/9 Auf- {lag auf U-becstundenarbeit, die aber nur in wirkli dringenden Fällen zulässig ist, 50 9% Aufshlag auf Nachtarbeit (nah 9 Uhr abends), 42 4 Stundenlohn für ausgelernte Former im ersten Jahre, 46 bis zum 21. Lebensjahr, 50 4 nah dem 21. Lebent jahr, 40 A für Kernmacher, 45 4 für Schmelzer, 40 - für alle übrigen in Betracht kommenden Arbeiter; die bereits in diefer Höhe bestehenden Löhne sind um 109/69 zu erhöhen; Gültigkeit der Forderungen zunächst bis 1. April 1907 und, falls keine Kündigung erfolgt, dann auf ein weiteres Fahr. Die Versammlung beschloß, in den Betrieben, wo die Forderungen nicht anerkannt werden, alsbald einmütig die Arbeit niederzulegen bis zur Anerkennung. Die Streikenden sollen moralisch und materiell unterstüßt werden. Auf Grund dieses Beschlusses haben gestern früh bereits rund 250 Arbeiter dieser Branchen die Arbeit eingestellt.

Ein Ausstand dec Weber in Lambrecht bei Neustadt a. H,, der dieizehn Wochen dauerte, ist, wie die „Frkf. Ztg." meldet, bes» endet. Die Arbeit wurde bedingungs8los wieder aufgenommen.

Jn Mannheim hat, wie dasselbe Blatt berichtet, die freie Ge- werkshaft der Gipser wegen Zwistigkeiten mit der christlichen Gipsergewerk\haft über das Geschäft, das die Givserarbeiten an den Ausstellung8gebäuden ausführt, die Sperre verhängt. Die übrigen Gip'ergeshäfte antworteten auf die Maßregelung mit der Ausf\perrung sämtlicher gewerkhaftlih organisierten Sipfer.

Fn Wien ist, wie der „Nh. Westf. Ztg.* telegraphiert wird, Mittwoch ein Streik ausgebrochen, der die Versorgung der Stadt mit Lebenêmitteln zu söcen droht. Von den 1509 Geh ilfen der Fleishergewerke find 14?0 in den Ausstand getreten. Die Meister arbeiten mit ihren Lehrlingen die Fleishvorräte auf, dann wird das ganze Wiener Fleishwarengeschäft ruhen. In den wenigen Wiener Fleishermecf ätten, wo troß des Streiks gearbeitet wird, er- zwangen die Streikenden das Einstellen der Arbeit. Die Gehilfen organisierten für heute große Aufzüge, die das Publikum über ihre Lohnforderungen aufklären foll-n

Aus Prag wird der , Fkf. Zig." gemeldet, daß etwa 1000 Glas- arbeiter der Neusatteler Glasfabrik, Aktiengesellschaft für Glasindustrie vorm. Friedrich Siemens, in den Ausstand traten, weil ein Vertrauea8mann dec organisierten Glasarbeiter von der Fabriks- leitung entlassen wurde.

Der Handelsminister Kossuth hat, wie ,W. T. B,“ berichtet, die Direktorea der clektrishen Straßenbahnen in Budapest ersuht, die Forderung der streikenden Angestellien bezü.lih der Bg der Arbeitszeit nad Möglichkeit zu bewilligen; die

ireftoren baben dics zugesagt. Der Verkehr konnte gestern nur auf einigen Linien und in beschränktem Umfange aufrecht erhalten werden. Verschiedene Wagen wurden bei der Ausfahrt dur Aus- ständige aufgehalten, auf deren Zureden die Wagenführer die Wagen verließen. An einer Stelle wurde ein Kohlenwagen über die S [eise gestellt, eine Barrikade aus Steinen errichtet und auf fahrende Wagen mit Steinen geworfen. Zwei Ausftändige wurden verhaftet. Da die Polizei zur Hure Nanu der Ordnung nicht ausreichte, wurde Militär herangezogen. (vgl. Nr. 254 d. Bl.)

Kunft uud Wissenschaft.

Die feit Monaten vorbereitete Miniaturen - Ausstellung Berlin 196 wird am Montag, den 29. d. um 11 Uhr in den Salons von Friedmann u. Weber, Königgrätzerstraße 9, eröffnet werden und von Mittags 2 Ubr ab allgemein zugänglich sein. Die Ausftellung enthält etwa 1250 alte Originalminiaturen deutscher, französischer, englisher und österreihisher Meister aus Privat1besiß, die hier zum größten Teil zum ersten Male gezeigt werden.

um eine welße zur

Vorgeshihtlihe Wandmalereien von verbältnismäßig großer Vollendung sind in den leyten Jahren in beträhtliher Zahl in französishen Höhlen aufgifund-n worden. Ueber diese der Diluvialzeit oder älteren Steinzcit angehörigen Kunstshöpfungen äußert ih der Professor Verworn in Göttingen, der im vorigen Herbst in Frankretch eigene Studiea gemacht hat, in einem der Berliner anthropologishen Gesellshaft vorgelegten Berichte folgender- maßen: Es sind durchaus niht alle Bilder dur größte

Ar :pii s ted: ausgezeihnet. Es gibt neben vielen künstlerischen, ja meisterhaften Darstellungen au Bilder, die in den Formen und Ver- hältnifsen durchaus unrichtig sind; es gibt einzelne geradezu stümper- hafte darunter, wie z. B. die meisten der ziemlih seltenen Menschen- darstellungen, und es gibt viele völlig unverständlihe Krigeleten. Die Zeichnungen sind übrigens wie die Knochenschnitzereien nah Art einer Bleistift- oder Federskizze hingeworfen, nicht mit einer einzigen fortlaufenden Linienführung, sondern es ist Linie an Linie angefügt, und dur neue aufgesegte Linien ist verbessert worden, bis die gewünschte Form herauskam; diese wurde dann durch wiederholtes Kraten vertieft. Aber wie verschieden auch der Bcad der Naturtreue des fertigen Bildes sein mag, eine Tatsache ist ¿chst bemerkenswert : Es findet sich keine Andeutung einer hergebrahien stilisierenden Kunst unter den gesamten Tiecbildern. Das ift ein Grundgegensaßz gegenüber der vorgeschichtlichen Kunst aller folgenden Kulturstufen.

Zur Erklärung dieser seltsamen Erscheinung führt Verworn aus, daß die stilisierende Kunst, die zur konventionellen und ornamentalen Behandlung greife, in allerengstem Zusammenhang stehe mit dem religiösen Leben eines Volkes. Ueberall da, wo religiöse Borsielungen, Kultformen, Förmlichkeiten das täglihe Leben des Volkes be- herrshten, sehen wir nur steife, stilisierende ornamentale Kunst in gauz landläufigen Formen entwickelt. In manchen Fällen schreibe die Religion die Formgebung unmittelbar vor; in sehr vielen anderen finde eine handwerksmäßige und überlieferte Massenwiedergabe der gleichen Idee statt; bei dem beständigen Zug, der alles religidse Geben durhdrioge, würden landläufige Muster berausgebildet und treu erhalten. Dagegen finde si überall da, wo die religiösen Vorstellungen wenig entwickelt seien, wo sie auf das täglihe Leben nur geringen oder keinen Einfluß übten, oder wo sich die mannigfahen und hocentwickelten Interessen und Ziele des Lebens, wie bei den Kulturvölkern, mehr und mehr vom Einfluß religiöser Vorstellungen freigemaht hätten, eine mehr oder weniger naturalistishe Kunstübung vor. Die gani:e Kultur der älteren Steinzeit zeige aber, daß religiöse Ideen in die'er Zeit noch keinen merklihen Einfluß auf das Kulturleben äußerten. Man habe einigen Grund, anzunehmen, daß gegen das Ende dieses Kulturabschnitts die ersten Andeutungen religiöser Vorstellungen aufs getreten seien, deren Herrschaft dann während der jüngeren Steinzeit in der Sitte der Leichenbestattung, der Herstellung von Ahnen- und Götterbildern, Amuletten und in anderen Erscheinungen sier hervortrete.

Das Erstaunen darüber, daß in so weit zurückliegender Zeit von Menschen {hon so vollendete Kunstwerke aeshafffen werden konrten, wie sie in den Diluvialhöbhlen Frankreih3 gefunden worden sind, berube auf der Meinung, daß die ältece Steinzeit den Anfang aller menschlichen Kultur darstelle. Bei dem Studium der fran¡öfishen Funde aus diesem Zeitabschnitt verliere sich dieses Vorurteil, und man gewinne die Ueberzeugung, daß die Kultur der älteren Steinzeit, namen!lich in ihren leßten Abschnitten, en auf verhältnismäßig hohen Stufen stand. Vers worn gelangt bei seinen Nachforshungen im franzdsishen Tertiär ¿u dem Schlusse, daß damals {hon (im obe:en Viiocän oder unteren Pliocän) Menschen lebten. die den Feuerstein zu bearbeiten verstanden. Die ganze Frage des altdiluvialen und des tertiären Menschendaseins wird zur Zeit von den Geologen und den Urgeschichtsforshern noch lebhaft erôrtert.

Verdingungen im Auslande.

Vereinigte Staaten von A merika.

Das Ausschreiben der Panamakanalkommission vom 9. d. M., betreffend Offerten für den Ausbau des Panamakanals (val. „Reich3anieiger“ Nr. 244 vom 15. d. M.), liegt zur Einsicht- nahme beim „Reichsanzeiger“ aus.

Theater und Musik.

Im Königlihen Opernhause findet morgen, Sonntag, eine Gedähtnisfeier für Albert Lorßing aus Anlaß der Ent- büllung seines Denkmals statt, für die „Der Waffenfck{mied“ als Nachmittagsvorstelung (Anfang 24 Uhr), bei ermäßigten Preisen, und „Zar und Zimmermann“ als Abendvorstellung bestimmt sind. ie Damen Herzog, von Scheele - Müller und Fräulein Seebe, der Gast von der Dresdner Hofoper, sind in den weibs lihen Hauptrollen, die Herren Hoffmann, JIöôrn, Knüpfer, Lieban, Mödlinger, Nebe in den männl:chen Hauptrollen beschäftigt. Die Herren Professor Hellmesberger und Kapellmeister Bleh haben die musikalishe Leitung inne. Am Montag wird „Carmen“, mit den Damen Destinn und Herzog, den Herten Naval und Griswold în den Haupirollen, wiederholt.

Im Königlihen Schauspielhause wird morgen „Klein Dorrit* gegeben. Am Montag geht Shakespearcs „Hamlet" in der bekannten Besetzung in Siene.

Im Neuen Königlichen Operntheater geht morgen „Mignon“ in Sjene. Fräulein Farrar singt die Mignon, Fräulein Dietrich die Philine, S Philipp den Wilhelm Meister, Herr Bach- mann den Lothario, Herr Nebe den Laertes. Den Friedrih spielt Herr Vallentin.

Im Deutschen Theater geht am kommenden Dienstag Shakespeares „Kaufmann von Venedig“ und am Freitag Frank Wede- finds „Erdgeist“ in Szene. Wedekind wird den Prolog des Stückes \prehen. An den übrigen Abenden der nähsten Wohe wird „Das Wintermärchen“ gespielt. ,

Das Lessingtheater bringt in nähster Wohe Wiederholungen von Hermann Sudermanns Schauspiel „Das Blumenboot“ außer morgen abend noch am Montag, sowie am Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und nächstfolgenden Sonntagabend; am Dienétag wird „Rosmersholm“ aufgeführt, am Freitag „Hedda Gabler“. Als Nach- mittagévorstellung ift für morgen „Die versunkene Glocke“, für nächst- folgenden Sonntag „Rosenmontag“ argescßt.

Im Scillertheater O. (Wallnertheater) wird diesen und nächsten Sonntag, Nachmittags, „Die Hoffnung auf Segen“ gegeben. Am morgigen Sonntagabend geht „Die rote Robe“ in Szene; dieses Stück ‘wird auch Dienstag und Freitag wiederholt. Mo-tag und Donnerstag wird das Volksstück „Hasemanns Töchter“, Mittwoch „Der Herrgottswarter“ in Verbindung mit dem Lustipiel „Zum Ein- fiedler* aufgeführt, nächsten Sonntagabend . Cyprienne“".

Das Sqhillertheater N. (Friedrih-Wilhelmstädtishes Theater) bringt diesen und nächste; Sonntag, Nachmittags, „Weh dem, der lügt*, morgen abend „Hasemanns Töchter“. Montag, Mittwoch, Sonnabend und nächsten Sountagabend geht „Die rote Robe“ in Siene. Dienstag und Freitag wird „Die Hoffnung auf Segen“, Donnerstag „Frau Inger von Oestrot“ gegeben. Die Dichter- und Tondichterabende, die das Schillertheater nunmehr seit zwölf Sahren im Bürgersaal des Rathausfes veranstaltet, werden auch in diesem Jahre stattfinden. Der erste Abend, der Goethe ge- widmet ist, ist für Sonntag, den 4. November, festgeseßt

Im Theater des Westens wird die Lorßingsbe Oper „Drei Nolandsknappen“ morgen abend sowie am Montag, Mittwoch und nächsten Sonntagabend zur Aufführung gelangen. Am Dienstag, Donnerstag und Sonnabend geht „Schügenliesel" mit Friß Werner als Gast in Sjzene. Donnerstag wird „Der Bettel- student“ (Gutscheine ungültig) gegeben. Morgen nachmittag wird „Die Zauberflöte", nächsten Sonntagnahmittag „Der Trou- badour* aufgeführt. Am Sonntag, den 4. November, findet eine Matinee von Ruth St. Denis ftatt. Als nächste Schülervorstellung geht „Der Freishüß*“ am Sonnabendnachmittag in Szene

Fm Neuen Theater beherrschen Nudolf Herzogs „Condottieri“ in nädster Woche den Spielplan. Sie werden morgen fowie am Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Sonnabend und am nächsten Sonntag aufgeführt. Am Montag wird „Die Howzeit von Posël“ und am Freitag „Der bücgerlihe Edelmann“ und „Der Stammgast“ wiederholt.

Fm Lustspielhause errang das Lustspiel „Unsere Käte" bet seiner gestrigen 50. Wiederholung gleich lebhaften Beifall wie bei