1863 / 159 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Artikel 8. Für das Verfahren im Prozesse kommen die Y§. 37 und 38 der Verordnung vom 21. Juli 1849

lung S. 307) zur Anwendung. Artikel 9.

Kann der zur Klage Berechtigte irgend wahrscheinli machen, daß jeder Verzug sein Klagerecht gefährde, so ist er befugt, auch {hon vor Erhebung der Klage bei dem Gerichte, in dessen Bezirk das mit dem Mangel behaftete Thier \sih befindet, auf dessen alsbaldige Be- sichtigung, geeigneten Falls Oeffnung und Zerlegung anzutragen.

Artikel 10.

Wenn über eine Gewährleistung ein Rechtsstreit entsteht, so is jede Partei berechtigt, die Versteigerung des Thieres und Hinter- legung des Erlöses zu fordern, sofern die Besichtigung desselben nicht weiter nothwendig ist.

Vorschriften der (Geseßz-Samm-

Attitel 11.

Der verurtheilte Verkäufer kann, auch ohne vorgängige Streit- verkfündigung, seinen Vormann auf Gewährleistung belangen , sofern der Mangel in der diesen bindenden Frist sih gezeigt hat.

Die Klage muß jedo innerhalb vierzehn Tagen nach eingetre- tener Rechtskraft des Urtheils erhoben werden.

Artitel 12.

Alle vorstehenden, für den Kauf von Hausthieren gegebenen

Vorschriften sind auf den Tausch derselben anwendbar. Artikel 13.

Die Bestimmungen dieses Gesetzes gelten auch für Handel®- geschäfte.

Artikel: 1:4.

Die für das Fürstenthum Hohenzollern-Sigmaringen erlassenen |

Verordnungen vom 1. Mai 1766, 9. April 1809, 28. März 1811 und 6. Dezember 1821, so wie die für das Fürstenthum Hoben- zollern - Hechingen ergangene Verordnung vom 16. Dezember 1786, welche die Gewährschaftsleistung bei Vichverkäufen betreffen, sind auf- gehoben.

Urkundlih unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Königlichen Jnsiegel.

Gegeben Schloß Babelsberg, den 5. Juni 1863.

(L. S.) Wilhelm. von Bismarck-Schönbausen. von Bodelschwingh. von Roon. Graf von Jtenpliß. von Mühler. Graf zur Lippe. von Selchow. Graf. zu Eulenburg.

Finanz-Minifterium.

Bei der heute beendigten Ziebung der 1. Klasse 128. Könial. Klassen - Lotterie fiel der Hauptgewinn von 5000 Tblr. auf Nr. 43,2337 2 Gewinne zu 3000 Tblr. ficlen auf Nr. ch6,907 und 92,548, 2 Gewinne zu 1200 Tblr. auf Nr. 35,244 und 97,023, 3 Gewinne zu 5090 Tblr. auf Nr. 90,9859. 88,344 und 89,305, und 3 Gewinne zu 100 Tblr. auf Nr. 18,436. 32,643 und 48,221.

Berlin , den 9. Juli 1863.

Königk. General-Lotterie-Direction.

D TLUTam ti tches.

Preußen. Danzig , 8. Juli. vier Kriegsschiffe »Gefion«; »Adler«, »Basilisk«- und »Bliß« sind, dem »D. Dampfb.« zufolge, seit gestern zur Schießübung nach Orböft abgegangen. Nach Beendigung derselben werden die leßteren F die Uebungsfahrt nab dem Mittelmeere antreten. i _ Osnabruück, 8. Juli. Die »Tgsp.« meldet: Gestern Abend 7 Ubr hat Bürgermeister Stüve sein Amt niedergelegt. Die Ur- sache is ein Konflikt mit den Bürgervorstebern wegen der Wabl des Stadtsyndikus, eines rechtskundigen Senators. :

. Sessen. Darmstadt, 7. Juli. Die Zweite Kammer der Stände berieth und beschloß heute über den Antrag des Abg. Lenz, die Aufhebung des Geseßes vom 8. Januar 1852 über die Bildung der Ortsvorstände und die Wabl des Gemeinderaths betreffend. Nach mebrstündiger Diskussion wurden, wie die »Darmsfst. Ztg. « berichtet, folgende Beschlüsse gefaßt : E

1) dem Antrage des Ausschusses gemäß : rung um Vorlegung eines Gesezentwurfs zu ersuchen , der auf Aufhebung all“ derjenigen Bestimmungen des Gesekes vom 8. Januar 1852, welche 1) die Ernennung des Bürgermeisters und der Beigeordneten, 2) deren Ent- laßbarkeit, 3) die Auflösbarkeit des Gemeinderaths und 4) das Dreiklassen- system betreffen ; _— - {0. vie auf Wiedereinführung der in Folge dieser Be- stimmungen aufgebobenen Vorschriften der Gemeinde - Ordnung ge- richtet sei; 2 nach dem Amendement des Abgeordneten Wadsack (zu dem Beschlusse unter 1, l): Das Ersuchen beizufügen, daß den Beigeord- neten in den Gemeinderathssizungen glei den übrigen Gemeinderatb#-Mit- gliedern Stimmrecht verliehen werde. 3) Nach dem Antrage der Abgeord-

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Großberzogliche Staats8regie-

| sprechendsten

neten Mcÿ, O. Hoffmann 1. und Martin: der Großherzoglihen Staats. gin die Bereitwilligkeit der Kammer auszudrüdcken, daß fic gern cinem von der Großherzoglichen Staatsregierung etwa vorgelegt werdenden Gesetz Entwurfe zustimmen werde, durch welchen den Gemeinden die freie Wabl des Bürgermeisters und der Beigeordneten anbeimgegeben, also Art. -13 der Gemeinde-Ordnung von 1821 aufgehoben werde. :

__Vayera. München, 7. Juli. Der König empfing beute Mittag zur Entgegennahme der Adressen auf die Thronrede zuer} die Deputation der Kammer der Reichsrätbe und hierauf die dex Kammer der Abgeordneten. Herr Thiers , der auf der Rückreise nach Paris gestern von Wien bier eintraf; wurde, nah dem » Nürnb Korr. «, heute vom Könige empfangen. i

Großbritannien und Jrlaud. Im Oberhause erwiderte Graf de Grey and Ripon auf eine von Lord Portman an ihn gerichtete Frage , daß die Regierung Grund und Boden auf mehreren Punkten am Bristol Kanal angekauft habe, um da- jeldst ¿Forts zum Schuß dieser wichtigen Wasserstraße zu errichten. Hicrauf nahm Graf Grey (nicht mit dem Vorgenannten zu verweseln) das Wort: » Wenn der edle Marquis (Clanricarde) von beute in act Tagen mit seiner polnischen Motion nicht vorgedt, und falls der cdle Staats. Secretair des Auswärtigen nicht erklärt, daß eine Erörterung des Gegenstandes für den Staatsdienst schr nachtheilig wäre, beabsichtige ich selbjst den Antrag auf weitere Vorlagen zu stellen. Es if von bober Wich- tigkeit, daß das Haus nicht auseinander gebe, obne über die polnische An- gelegenheit seine Meinung aus8gesprochen zu haben; und da ich vernehme, daß viele von Jhren Herrlichkeiten schon nächste Woche die Stadt verlassen wollen, jo denfe id, daß die Diskussion nicht länger verschoben werden darf. « Graf Russell: »Sollte ih am &Sreitag Grund zu glauben baben, daß eine Diskussion von bedeutendem Nachtbeil sein fönnte, und daß ein Verzug von 3 oder 4 Tagen wünschenswerth sein würde, so werde i den edlen Grafen ersuchen, seine Motion zurückzulegen; aber wenn keine politische Nückfsichten im Wege stehen, werde ic ibn nicht länger zurüzubalten suchen. « A i _ Im Unterhause erschien Lord Palmerston, kurz nachdem der Sprecher jeinen Siß eingenommen hatte, und wurde von den Mitaliedern mit einstimmigem Zuruf begrüßt. Der Kanzler der Schaßkammer antwortete auf eine ¿Frage des Herrn S. Fitgerald, daß der Vorschlag, den neuen König von Griechenland 4000 Pfd. jährlich zu garantiren, der Ge- nehmigung des Parlaments bedürfen, eben so wie Gegenstand diplomati- scher Arrangements scin werde. Unter diesen Umständen tônne die Sacbe nicht “während der gegemwärtigen Session vor das Haus fommen. Herr Laya rd erwidert ebenfalls auf cine Frage S. Fitzgeralds, Herr Seward babe deim britischen Gesandten {Lord Lyons) “geschrieben , der Commandeur des ameritanischen Kreuzers, der unlängst die »Margaret Jessie« in Grund bohrte, stelle es in Abrede, daß er auf das Schiff im britischen Gewässer gefeuert habe. Wenn die Untersuchung, welche die föderalistiscbe Regierung darüber anstellen wolle, das Gegentheil ergeben sollte, werde jene Regierung den Akt desavouiren und die Eigenthümer gebübrend entschädigen. Hr. Roebueck sragîte, ob der edle Lord an der Spike der Regierung ibm zur Wiederauf- nahme der Debatte über die Anerkenn ung der konföderirten Staaten einen Tag anberaumen wolle; boffentlic nächsten Donnerstag oder spatestens nächsten Montag. (Von mehreren Seiten ruft man : Don- nerstag.) Lord Palmerston: »Mit dem besten Wunsch, meinem ebren- werthen und gelehrten Freunde gefällig zu sein, muß ich doc bemerken, daß wir heute den 9. Juli baben, und da ich annebmen darf, daß die chremvertbden Mitglieder nicht gern iange in den August binein siken wollen , so muß wobl das Abkommen ein gegenseitiges sein; wenn man uns erlaubt, die Befestigungsbill beute einzubringen und am Donnerstag zum zweiten Male zu verlesen, \o wollen wir nächsten Montag der amecri- fanischen Debatte widmen lassen. Hoffentlich i das Haus mit diesem Ar- rangement einverstanden,.« (Hört! hört!) Herr Roebuck will darauf ein- gehen, bittet aber , ibn nicht länger als bis Montag binzuhalten. Herr =Darner fragte den Premier, ob etwas Wabres an der Angabe des fran- zöfischen Blattes »la France« sei , daß England sich in der polnischen Brage 10 weit gebunden habe, daß es, im Fall ein Krieg wegen dieser Grage zwischen Franfkreih und Rußland ausbräcde, nicht neutral bleiben Tönnte. Lord Palmerston: »Ich freue mich, meinem ebren- werthen Freunde erwidern zu können, daß Ihrer Majestät Re- gierung in dieser Angelegenbeit die stehende Politik Englands befolgt hat, nämli die Politik , keine voraussichtlichen Verbindlichkeiten einzugehen in Bezug auf Ereignisse, die sich nit genau vorberseben lassen. (Hört! Hört! Wir baben feiner fremden Macht gegenüber rücksichtlich dieser Angelegenheit irgend eine Verpflichtung übernommen. Wir baben daber vollfommen freie Hand und können in Bezug auf jedes kommende Ereigniß in der zweckdienlihsten und den Interessen Englands ent-

( Weise handeln.« (Hört! Hört!) T Lord Naas lenkte die Aufmerksamfkeit : Hauses auf den Stand der Dinge in China. Seit Jahren fei es die Politik Englands gewesen , die Faiserliche Autorität in China zu untergraben und die Unabhängigkeit, wenn nicht die „Zntegritat dieses Reiches zu vernichten. Den ebrenwertben Gred. Bruce fônne man in jeder Beziehung als cinesischen Premierminister anschen. Ju den nothwendigen Folgen dieses Verhältnisses rechnete der Redner unter än- dern auch gefährliche Verwickelungen mit Rußland und êFrankreih. Sir H. Verney vertheidigte den Entschluß der Regierung, die kaiserliche Autorität in China gegen die Feinde der Ordnung (die Taepings) zu unterstützen, Herr Layard bemerkte, es {eine im Parlament wie im Lande we nig Besorgniß wegen der anglo - chinesischen Politik der Regierung zu herrschen , sonst würde der edle Lord (Naas) nicht so lange vor leeren Bänken (es waren nur 20 und einige Mitglieder zugegen) gesprochen haben. Und wenn die angle- chinesische Politik in der That fals, gefährlih und verderblich sei, wie fomme es, daß der edle Lord seine lange Declamation schließe, ohne einen Antrag irgend einer Art daran zu fnüpfen? Er selbft suchte darauf na ch- zuweisen, daß Jhrer Majestät Regierung unmöglich eine andere Politik als die gegenwärtige befolgen könnte. Herr S. Fihgerald hält es für

London, 7. Juli,

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unbestreitbar, daß Jhrer Majestät Regierung aus der früher in China beob- achteten Neutralität definitiv herausgetreten sei und Niemand wisse, wohin die Einmischung zwischen den Kaiserlichen und den Taepings führen werde, Lord Palmerston fügte die englische Regierung müßte, um Lord Naas zu befriedigen ; ibren Einfluß in China ganz und gar aufgeben und das Reich unter die Herrschaft der Russen oder ¿Franzosen fallen lassen; solche Politik werde ihr Niemand anfinnen wollen. Das Haus ging darauf ro forma in ein Subsidien+ Comité über und sodann in das Comité über Bauten- und Befestigungswerke. Lord Palmerston beantragte hier die Resolution, eine Summe von 650,000 Pfd. auf den konsfolidirten Fonds zu schlagen und durch Leibrenten auf 30 Jahre zu erbeben. Diese Summewerde mit dem vorhandenen Rest der früher bewilligten Gelder ausreichen, um die Bauten in Dover, Portland, Portsmouth u. st. w. bis Juli 1864 fortzu- seßen. Sir F. Smith sagte, die amerikanischen Kriegserfahrungen hät ten die Ueberlegenheit von Festungswerken im Kampf gegen Panzer}chiffe nicht bewiesen, und zeigte an, daß er das Haus zur Abstimmung gegen weitere Nerausgabungen in Spithead auffordern werde. Herr Osborne und andere Mitglieder sprachen noch für und wider, aber \cließlich nahm das Haus die Resolution an und vertagte sich um halb 2 Uhr Morgens.

Oie »Morning Post« rügt mit Nachdruck Herrn Roebuck's neu- lihes Verhalten als constitutionswidrig. Sie äußert sh darüber folgendermaßen : N |

»In den besten Tagen Hauses der Gemeinen wäre Noebuckt's Mittheilungen (über seine Unterredung mit dem Kaiser Napo- leon) sofort die Motion gefolgt, seine Worte zu Protokoll zu nehmen. Große Rechtsgelehrte haben dafür gehalten, daß jede politische Communi- cation zwischen einem britischen Unterthan und einem auswärtigen Sou- verain ein s{hweres Vergehen (a high misdemeanour) ist. Aber ohne Frage is es ein schweres Vergeben von einem britischen Unterthan, vermittelst solcher Communication die Ratbschlüsse seiner Königin durchkreu- zen und bekämpfen zu wollen. Ohne Zweifel is es ein Berbrechen , dem englischen Volke eine Botschaft eines fremden Gewalthabers zu überbringen, die gegen die Politik der Königin gerichtet i. Wenn ein Unterthan sich zum politischen Boten des Auslandes an irgend einen Theil seines eigenen Volkes macht, so hat er die Prärogative der Krone angegriffen, Das Haus der Gemeinen kann nur durch Vermittelung der Königin von dem Kaiser der Franzosen hören. Eine direkt an dasselbe von Sr. Kaiserlichen Majestät gerichtete Mittheilung würde es nicht annehmen dürfen. Hätte Herr Roebuck seine Unterhausrede in Gesialt einer Epistel an das eng- lische Volk im Dru erscheinen lassen, so würde ex sih einer Anklage wegen aufrührerischer Schmähung ausgeseßt haben. Wenn es ihm erlaubt sein soll, im Namen des französischen Kaisers zu sprechen, warum sollte dann nicht Sir G. Bowyer das Recht haben, einen Hirtenbrief des Papstes an das Haus der Gemeinen zu verlesen, oder ein anderes Mitglied , den Juwischenträger des Kaisers von Rußland zu spielen, Wir können nur wiederbolen , daß es Tage , stolze Blüthentage in der Geschichte des Hauses der Gemeinen gab, wo solch ein verfassungswidriges Benehmen auf der Stelle durch ein förmliches Tadel8votum des Hauses geahndet worden wäre. Es ist nicht an uns, zu sagen, ob es im vorliegenden Falle der Mübe lohnen würde, einen folhen Antrag zu stellen.«

Der »Globe« pflichtet dem Urtheil der »Post« über das ver- fassung8widrige Benchmen Roebuck's bei und meint , daß er in der guten alten Zeit gewiß in den Tower gesandt worden wäre, um über seine Taktlosigkeit cinige Tage nachzudenken. »Heutzutage«, {ließt der »Globe« , »räumt ihm der Premier gefälligst einen Abend zur Fortsezung der Debatte ein. Wahrlich, unsere Manieren werden sansfter ! «

Auf der Nordwestbahn hat durch die Unaufmerksamfkeit des Zug- fübrers, welcher ein Signal übersehen hatte, ein Zusammenstoß zweier Züge stattgefunden, der mehr oder minder gefährliche Verlezungen bei 31 Passagieren zur Folge hatte. Doch liegt nur einer der Ver- wundeten hoffnungslos danieder.

Frankreich. Paris, 7. Juli. Prinz Napoleon und Prin- zessin Clotilde sind gestern Abend bier wieder eingetroffen.

An Stelle des verstorbenen Generals Marey Monge, Grafen von Peluze, ist der Divisions-General Mellinet, Großkreuz der Ehren- legion , zum Mitgliede des Ordensrathes der Ehrenlegion ernannt worden. 4

Die »France« sagt, mit Spanien würden die Verhandlungen in Betreff Mexiko’s nicht eher wieder aufgenommen werden, als bis Frankreich sich in Mexiko festgeseßt hätte, und dann würden auch ganz neue Grundlagen beliebt werden.

8. Juli. Der »Moniteur« meldet heute, daß der Kaiser gestern früh von Fontainebleau abgereist und um 5 Uhr in Vichy eingetroffen is. Er war von seinen Adjutanten, den Generalen vou Beville und Fleury und dem Oberst von Toulongeon, seinem Kabi- nets - Chef Senator Mocquard, dem Ordonnanz-Offizier, Komman- dant von Vassart und dem Sekretariats-Attaché Pietri begleitet und wurde bei sciner Ankunft in Vichy von den Einwohnern der Stadt und den Badegästen sehr berzlih empfangen. Die Kaiserin und der Kaiserliche Prinz haben Fontainebleau gestern um halb 5 Uhr ver-

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lassen und sind um 7 Ubr im Palast von St. Cloud angekommen.

Im amtlichen Theile enthält der heutige » Moniteur « drei Kaiserliche Dekrete vom 6., mittelst deren der Generalsecretair im JUstiz- und Kultusministerium , Herr Lascoux, an Stelle des auf sein Gesuch pensionirten Herrn Seneca zum Rath am Cassations- hofe, der Prokurator beim Seine-Tribunal erster Jnstanz, Herr Le-

| normant, an die Stelle des Ersteren, und der General - Advokat

beim Kaiserlichen Gerichtshofe in Paris, Herr Moigeon, an die Stelle des Lebteren ernannt wird.

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Italien. Rom, 4. Juli. Laut Telegramm der "Ind. belge« batte die päpstliche Regierung den General Boseo , dén Obersten Lavara und andere Neapolitaner, die bei einem neulich stattgehabten Zweikampfe als Kombattanten oder Zeugen betheiligt waren, des Landes verwiesen. Tristany saß noch in der Engelsburg gefangen.

Neapel, 4. Juli. Wie der »ITnd. belge« telegraphisch ge- meldet wird, schickten sich 8 italienische Kriegsschiffe, zusammen mit 394 Kanonen armirt , zum Auslaufen an. Man hielt Cherbourg für das Ziel ibrer Fahrt, Der Küstenbefestigungs - Ausschuß hat die Verwandlung des Kriegshafens von Neapel in einen Handels- bafen und die Verlegung des Kriegshafens nach Baja beschlossen. Der in Neapel erscheinenden amtlichen Zeitung zufolge belief sich die Zahl derer, welche sich in der Provinz Neapel der Mislitairpflicht entzogen hatten, auf 3500. Es werden Schritte gethan, um ihre Einstellung ins Militair ‘zu bewirken. Dex »Stampa« zufolge hâtte die Rekrutirung, welche unter der bourbonistischen Regierung in Sicilien fortwährend auf Hindernisse stieß, gegenwärtig dort cinen günstigen Fortgang.

euer 1n Le» Kôol- nischen SZeitung« enthaltenen telegraphishen Nachriht von der polnishen Grenze, 8. Juli, war in Warschau am 6. Juli ein Rundschreiben der »polnischen National-Regierung« erschienen , worin dieselbe erklärt , sie habe das Programm vom 22. Januar nicht geändert, den Werth der auswärtigen Diplomatie nie überschäßt, keine Unterhandlungen über den Waffenstillstand gepflogen und könne daher Verbindlichkeiten gegen auswärtige Mächte nur eingehen, wenn sie als Vertreterin einer freien Nation auf gleichem Fuße mit denselben unterhandeln könne.

« Nusßland und Polen. Nach

Aus Krakau vom 7, Juli wird der »Wien. Ztg.« telegra- pbirt: Eine Militairescorte, welche gestern Abends 13 Jnsurgenten hierher brachte, wurde in der Domherrngasse vor dem Polizeiarreste mit Steinen beworfen, in Folge dessen cin Soldat, der getroffen worden war, die Waffe abfeuerte, worauf mehrere Schlisse folgten. Ein Schustergeselle wurde am linken Arme verwundet. Zwei der Haupterxcedenten wurden verhaftet. Eine Jnsurgentenbande, be- stehend aus 60 Berittenen, wurde gestern von den Russen bei Wad- liz8aw attaquirt und bei Prawda über die österreichische Gränze gedrängt.

Mittheilungen der »Osts. Z.« aus Warschau vom 7. Juli entnehmen wir Folgendes: Als eine vieldeutsame Begebenheit wird unter jeßigen Umständen die 4monatlihe Beurlaubung des Chefs unserer Königlichen Civil-Negierung, des Grafen Wiclopolski, ange- schen. Ein großes Gefecht hat vorgestern im Radomschen Gouvernement stattgehabt, bei welchem an 1000 Mann ' kampf- unfähig gemaht worden sein sollen. Wysocki und Rozycki sind auf österreichisches Gebiet zurückgedrängt worden. Der Oberprokurator Joh. Wolowsfi ist zur Verbannung nach Pensa, der junge Nikolaus Epstein zu zwanzigjähriger Zwangsarbeit in den Bergwerken Sibiriens verurtheilt worden. Beide wurden am 4. d. nach ihren resp. Bestimmungsorten abgeführt. Die Nach- richt , daß die Regierung einen guten Theil der aus der General- Staatskasse entwendeten Gelder bereits zurückcrhalten , wird von ganz verläßlicher Seite mit allen Umständen als eine Thatsache mitgetheilt. Bekanntlich haben alle Militairs den Austrag er- halten , jeden auf der Landstraße Reisenden nah seiner Legiti- mation zu fragen. Eine Kavallerie - Abtheilung begegnete in der Gegend von Radomsk cinem mit \{öner neuer Equipage fahbren- den Herrn, der anfänglich durch rasches Fahren zu entkommen suchte, aber eingeholt wurde. Sein Paß, welcher auf einen Inge- nieur lautete, erregte Verdacht, und da man in scinem Wagen zwei {were Kasten fand, worin der befehligende Offizier Waffen arg- wohnte, der Reisende sie aber als Vermessungs-Instrumente ausgab, jedoch nicht öffnen wollte, weil er vorgab, die Schlüssel verloren zu haben, so wurden sie von den Soldaten erbrochen; und zum größten Erstaunen fand man sie mit Pfandbriefen und Jmperialen gefüllt. Die Summen sind noch niht genau bekannt, aber die Untersuchung ist ‘mehreren höheren Offizieren Übertragen worden. Man bof auf der Spur zu weitern Entdeckungen über den Diebstabl zu fein Gestern war es ziemlich unruhig in unseren Straßen, wozu dieën die Krinolinen die Veranlassung - gaben. Die »National rung« hat nämlich den polnischen Damen verschiedene andern auch î Nichttragen der Krinolinen;,

das empfohlen, und unsere Gamins haben sich dies zu Nu

und überfielen in mehreren Straßen ganz anständige

fen sih vor denselben nieder, erfaßten se an den Füßen

ihnen auf die unanständigste Weise die Krinolinen vom Nur dem herbeigekommenen Militair gelang e die Rube

die insultirten Krinolinenträgerinnen zu befreien und me aus Gassenjungen, Lehrlingen 2c. bestehenden Skandalmacher zz haften. Nun schreit der Haufen, die Russen dätten dies ange! um Aufregung zu veranlassen und Gewalttbaten zu degeden wundungen sind durchaus nicht vorgekommen