1863 / 164 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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E02 E E Aar f a R H S A N 1 T E E IANIN E E e S L E D e a R Gi A o

Dit É D E A H o

1450

Ministerium der geistlichen , Unterrichts- und Medizinal - Angelegenheiten.

Der bisherige Privatdocent an der Universität in Breslau, Dr. Heinrich Neumann ist zum außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät daselbst ernannt worden.

Der prafktishe Arzt 2c. Dr. Kalau von Hofe is zum Kreis- Wundarzt des Kreises Darkehmen ernannt worden.

Der praktische Arzt 2c. Dr. Creußt ist zum Kreis-Physikus des Kreifes Montjoie ernannt worden.

An der Realschule zu Crefeld sind die ordentlichen Lehrer Kop- stadt und Dr. Evers zu Oberlebrern ernannt worden.

Haupt-Verwaltung der Staatsschulden.

BetanntmachG ung. Verloosung von Stamm- Actien und Prioritäts- Obligationen Serie 1, 11, und, 1Y, der Nieder-

\chlesis{-Märkischen Eisenbahn.

Bei der am 1. d. M. öffentlih bewirkten Verloosung der für das laufende Jahr zu tilgenden Stamm - Actien und Prioritäts-

Obligationen der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn sind diejenigen |

«38 Stück Stamm - Actien à 100 Tblr.

182 » Prioritäts-Obligationen Ser, I. à 100 Thlr.

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G. - » dergl. »%: A AUO » A gezogen , deren Nummern durch unsere in Nr. 154 dieses Blattes veröffentlichten Bekanntmachung vom 1. d. M. mitgetheilt und den Besizern gekündigt worden sind.

Wir wiederholen hiermit , daß der Kapitalbetrag der Stamm- Actien zugleih mit den Zinsen sür das 2. Semester d. J. vom 16. Dezember d. J. ab, der Kapitalbetrag der Prioritäts-Obliga- tionen aber vom 2. Januar k. J. ab, gegen Quittung und Rü-

gabe der Actien und Obligationen und der dazu gebörigen, nicht

mehr zahlbaren Zinscoupons nebst Talons bei der Hauptkaffe der Niederschle sisch{ch- Märkischen Eisenbahn bierselbst, in den gewöhnlichen Geschäftsstunden zu erheben ist.

Der Betrag der etwa fehlenden Zinscoupons wird vom Kapitale |

gekürzt. Vom 1. Januar k. J. ab hört die Verzinsung obiger Actien und Obligationen auf.

Qugleich werden die bereits früher ausgeloosten ader noch rück- ständigen , auf der Anlage der vorgedachten Bekanntmachung ver- zeichneten Actien und Obligationen wiederholt und mit dem Be- merken aufgerufen, daß ihre Verzinsung bereits mit dem 31. Dezem- ber des Jahres ibrer Verloosung aufgehört hat.

Uebrigens fönnen wir uns wegen der Einlösung der gekündig- ten Effekten“ in cinen Schriftwechsel mit den Jnhabern nicht ein-

lassen, müssen vielmehr bei uns -etwa* eingehende hierauf gerichtete |

Gesuche unberüdcksichtigt lassen oder den Bittstellern portopflichtig zurücsenden. / Berlin, den 15. Juli 1863.

Haupt-Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Gamet. Löwe. Meinedcke.

Abgereist: Se. Excellenz der Staats- und Minister für die

landwirtbschaftlichen Angelegenheiten von Selchow nah Hamburg. | | ergangen, mehrere Schiffe in Stand zu sehen, welche nach jener Jy

Berlin, 15. Juli. Se. Majestät der König haben Aller- gnädigst geruht: Dem Premier-Lieutenant von Lucadou l. vom

2. Schlesischen Jäger-Bataillon Nr. 6 die Erlaubniß zur Anlegung |

des von des Herzogs von Sachsen-Altenburg Hoheit ihm verliehenen Verdienstkreuzes des Herzoglich Sachsen - Ernestinishen Hausordens,

und dem Major von Knorr, aggregirt demselben Bataillon, zur }

Anlegung des von des Herzogs von Anhalt-Dessau Hoheit ihm ver, liehenen Commandeurkreuzes zweiter Klasse des Herzoglich Anhalt, {en Gesammt-Hausordens Albrecht des Bären, zu ertheilen. /

M ichtantlic es.

Sachsen. Dresden, 14. Juli. Das »Dresdener Journal | sagt in einem gegen die »Wiener Zeitung« polemisirenden Artike[, In der Zollvereinsfrage sei die zwölfte Stunde noch nicht gekom men ; schon die nächste Zeit werde Anzeichen bringen, daß der An, * näherung und Verständigung neue Wege sich öffnen. |

Nassau. Wiesbaden, 13. Juli. Der bereits früher iy der zweiten Kammer und am kl. d. M. in der ersten Kammer un verändert angenommene Geschßentwurf, die Einführung einer Civilehe für gewisse Religionsgesellschaften betreffend, lautet wie folgt: l

»Wir Adolph, von Gottes Gnaden 2c., haben in der Erwägung, daß den Mitgliedern einiger Religion8geseUschaften die Eingehung einer gültigen Ehe wesentlich erschwert ist, mit Zustimmung unserer Landstände beschloss F und verordnen wie folgt: §. 1. Vor dem Amte kann unter Beobachtun der Vorschrift der folgenden Paragraphen eine Ehe gültig abgeschlossen werdet * wenn das Brautpaar oder ein Theil desselben ciner Neligionsgesellschaft an ® gehört, deren Geistlichen oder Vorstehern die Befugniß zur Copulation mit bürgerlicher Wirkung nicht zusteht. Y. 2. Das nach bestehenden Vorschriften | zuständige Amt hat die in der Verordnung vom 16. September 1836 vot geschriebene Proclamation in der Art vorzunehmen , daß eine beglaubigt Abschrift des Proclamationsscheins in dem Wohnorte beider Verlobt! während 14 Tagen angeheftet wird. Der Bürgermeister hat den Voll F zu bescheinigen. §. Z. Nach bescheinigtem Vollzug der Proclamation oda f erlangter Dispensation von derselben können die Brautleute die Che gültig! abschließen durch ibre bei dem Amte eines der beiden Theile persönlich ab F zugebende, durch unseren Beamten auf Stempelpapier Nr. 7 zu Protokol zu nehmende Erklärung, daß sie sich als ehelich mit einander verbunden be trachten wollen. §. 4. ‘Eine beglaubigte Abschrift dieses Protokolls hat dai! Amt zur Eintragung in die Civilstandsregister dem Führer desselben mitzw-| theilen, So gegeben 2c.a L

Hesterreih. Wien, 14. Juli. Jn der heutigen Sihung! des Unterhauses legte der Zustizminister den Entwurf einer Kon-| kurs8ordnung vor. Der Abgeordnete Giskra brachte demnä! einen Antrag auf Regelung des Vereins- und Versammlungsrehte® * und der Abgeordnete Mühlfeld einen Antrag auf Zulassung det Israeliten zu Notarstellen ein. Der Abgeordnete Tinti interpellirte f darauf den Minister der auswärtigen Angelegenheiten von Rechberg f wegen ungenügender Genugthuung Seitens Rußlands für die in Galizien vorgekommenen Grenzverleßungen.

Lemberg, 13. Juli. Die »Lemb. ZJtg.« dementirt die Nah richt von cinem Einbruche der Insurgenten aus der Moldau übe Bessarabien mit dem Beisatze, die Dniester - Uebergänge seien streng | bewacht, auch die Grenze gegen Galizien sei stark beseßt und durd| den Landsturm bewacht. ö

Großbritannien und Jrland. London, 13. Juli} Der amtliche Bericht über die Auswanderung während des ver, flossenen Halbjahres weist im Vergleiche mit früberen Jahren außer | gewöhnlich bobe Zahlen auf. Der Strom der Auswanderung hat! troß des in Amerifa tobenden Bürgerkrieges noch immer die Rich: | tung nach Westen beibehalten. Besonders viele »dienstfähige« Jrlän f der waren unter den Emigranten zu bemerken , und es scheint , daß? auch in den Bergwerksdistrikten das Beispiel derselben viel Nah folger gefunden hat. Während in dem vorigen Jahre von Janutt f bis Ende März 17,826 und von April bis Ende Juni 25,596, als in Summa im ersten Semester 45,422 Auswanderer den Hafen von Liverpool verließen, stellen sih für dieses Jahr dic beiden ersten Zab- f len auf 24,807 und 54,076, mithin in Summa auf 78877 Seelen. Die Zahl der Emigranten für das vergangene Jahr betrug in} Ganzen 64,814; in dem eben abgelaufenen Halbjahr ift diese Zall bereits um mehr als ein Viertel übertroffen worden. E

Frankreich. Paris, 13. Juli. »Moniteur« heute anzeigt; vom Könige und der Königin von Spt} nien, vom Könige von Preußen und vom Könige der Niederland! Glückwünsche zur Einnahme von Mexiko erhalten. :

Nun meldet auch das »Pays«, das noch vor Kurzem eine Ep“ f dition nah Madagaskar abgeleugnet hatte, nach Toulon sei Ord

sel abgehen sollten zum Schutze der dortigen Franzosen. Die »J" dépendance« fügt hinzu, jenen Schiffen würden gleih zwei oder drt

| Regimenter mitgegeben werden , welche in Tamatave zu land | bâtten.

Gestern is der französishe Botschafter beim päpstlichen Stuhl, Fürst de Latour d’Auvergne; wie aus Rom telegraphirt wird, al dem Landwege von dort nah Frankreich abgereist. Baron Baude wird ibn inzwischen vertreten. Der Fürst is sehr leidend und b“ giebt sich nach Vichy ins Bad.

Der Kaiser hat, wie d F

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Heute hat die Kaiserin in St. Cloud wieder dem Ministerrathe präsidirt. ;

Der älteste Redacteur des »Journal des Débats«, Delecluse, ist am 10. d. in Versailles, 33 Jahre alt, gestorben.

Die nach Vera - Cruz beorderte Dampf - Korvette »Forfait« ist am 1. Juli von Funchal (Madeira) nach Martinique weitergefahren, wo sie bis zum 1. August bleiben soll, um dann nah Vera - Cruz zu gehen. J

Die anamitische Gesandtschaft von 12—15 Personen, an deren Spitze der Mandarin erster Klasse Phan Tan Yang, steht, wird, dem »Pays« zufolge , in der zweiten Hälfte vorigen Monats von Hue nah Saigun abgereist sein und sich dort bereits nach Suez eingeschifft haben. c

Von der Depesche, welche Herr Drouyn de Lhuys an den Bot- schafter des Kaisers Napoleon in Petersburg, Herzog von Montebello, in der polnischen Angelegenheit am 17. v. M. gerichtet hat, bringt der »Moniteur« heute folgenden Wortlaut:

Varis, 1. Jum 1800.

Herr Herzog! Die Antwort des Petersburger Kabinets auf die Mit- theilungen, die ihm gleichzeitig von den drei Höfen Frankreichs, Englands und Oesterreichs wegen der Ereignisse in Polen gemacht worden sind, hat unsere Erwartung nicht getäuscht. Den Gefühlen, die uns geleitet und, nach seinem eigenen Ausdruck, keiner menschenfreundlichen Regierung fremd sein können, volle Gerechtigkeit widerfahren lassend, hat das Kabinet nicht gesäumt, fins der tiefen Betrübniß, welche es selber bei einer solchen Lage der Dinge empfindet, so wie seines brennenden Verlangens® zu versichern, jenem Zustande bald ein Ende machen zu können, Wir hatten an die Meisheit, so wie an die Freisinnigkeit des Kaisers Alexander appellirt und auf die Zweekmäßigkeit hingewiesen , nach den Bedingungen zu forschen, unter denen in jenem durch das Schicksal so hart geprüften und der Theil- nahme so würdigen Lande Ruhe und Friede würden wiederhergestellt werden fönnen. Dex russische Hof erklärt uns, daß seinen Wünschen nichts besser entsprechen würde, und mit den Mächten über die Tiefe des Uebels einver- standen, giebt er zu, daß es wünschenswerth sei, fich auch über die Mittel zur Abhülfe zu verständigen, Er ladet uns außerdem ein, uns mit zihm näher zu expliciren.

Der Augenblick war also für die Regierung des Kaisers und für die Kabinette von London und Wien gekommen, ihre Jdeen über die Richtung auszutauschen, in welcher das Kiel ihrer gemeinsamen Bemühungen zu er- reichen sein würde, und in dem versöhnlichen Geiste, der schon ihre ersten Schritte beseelte, sind sie Übereinkommen, der russischen Regierung als Unter- handlungs-Basis folgende sechs Punkte vorzuschlagen: 1) Vollständige und allgemeine Amnestie; 2) National-Repräsentation mit solchen Gewalten, wie sie die Charte vom 15. /27. November 1815 bestimmt hatte; 3) Berufung der Polen zu den Staatsämtern, um eine gesonderte, nationale und das Ver- trauen des Landes erweckende Verwaltung herzustellen; 4) vollständige Ge- wissensfreiheit und Abschaffung aller der Ausübung des katholischen Kultus auferlegten Einschränkungen; 5) ausschließliche Anwendung der polnischen Sprache als der amtlichen in Verwaltung, Rechtspflege und Schule; 6) Ein- richtung cines regulairen und geseßlichen Rekrutirungssystems. Mehrere der in diesem Programme enthaltenen Bestimmungen, Herr Herzog, sind bereits in den Plan, den das Petersburger Kabinet sich selbst gemacht hat, aufge nommen; die anderen gehen über das, was es versprochen oder hat hoffen lassen, kaum hinaus; sie sind akle nur der einfachste Ausdruck der Elementar- gesehe des Rechts und der Billigkeit, und haben nichts an sich, was nicht den Stipulationen der Verträge gemäß wäre, an welche die russische Negie- rung in Bezug auf Polen gebunden is. Wir halten uns nun gern über- zeugt, daß dieje Vorschläge Seitens des Petersburger Kabinets keinen Wider- spruch erfahren, und daß dasselbe eilen wird, sie zur Grundlage der Be- rathungen zu machen.

Andererseits haben , wie Sie wissen, Herr Herzog, wenn diè Kabinette, sich an Rußland wendend, den Gründen des allgemeinen Jnteresses gehorch- ten, doch auch die Gefühle der Menschlichkeit ihren Antheil an dem Schritte, den sie thun. Polen bietet in diesem Augenblicke ein schmerzliches Schau- spiel. Je länger der Kampf dort dauert, desto blutiger macht ihn die gegen- seitige Gereiztheit und Rache. Sicherlich liegt es in dem Wunsche des russi- cen Hofes, den Feindseligkeiten ein Ziel geseßt zu sehen, welche in den ehemaligen polnischen Provinzen wie im Königreiche Trauer und tiefes Leid verbreiten. Die Fortdauer dieser Kalamität während der Unterhand- lungen würde die Besprechung irritiren, die ungestört bleiben muß, wenn sie von Nutzen sein soll. Man würde also unter Beibehaltung des mili- tairischen Status quo einen vorläufigen Friedens{luß in Aussicht nehmen müssen, den der Kaiser von Rußland bekannt zu machen und den die Polen ihrerseits auf eigene Verantwortung zu beobachten haben würden.

Was die Form der zu eröffnenden Unterhandlungen anlangt , so hat die russische Regierung selbst in ihren Mittheilungen an die drei Kabinette ihre Meinung darüber zu verstehen gegeben. Sie hat in ihrer Depesche an Herrn Baron von Budberg den zur Regelung des politischen Systems von Europa unlängst berufenen Mächten das Recht zuerkannt, sich mit den Ver- wicklungen zu beschäftigen, welche jenes System stören könnten. Noch aus- führlicher hat sie sih gegen Herrn Baron von Brunnow ausgelassen. »Se. Majestät«; sagte der Herr Fürst Gortschakoff zum Botschafter Rußlands in London, »stimmt dem bei, daß bei der. besonderen Lage des Königreiches die Wirren desselben die Ruhe der angrenzenden Staaten angreifen können, zwischen denen am 3. Mai 1815 Separat - Verträge abgeschlossen worden sind, welche das Loos des Herzogthums Warschau bestimmen sollten, und daß die Mächte, von denen die General-Vereinbarung vom 9. Juni, welche die Hauptbestimmungen jener Separat-Verträge in sich aufgenommen hatte, unterzeichnet worden is, ebenfalls dabei interessirt sind. «

So hat das Kabinet von Petersburg vorweg und aus freien Stücken zu verstehen gegeben, daß es die Mitwirkung der acht Mächte, welche an der General - Akte des Wiener Kongresses Theil genommen haben , annehmen würde, Die Regierung Sr. Majestät (des Kaisers Napoleon) will folchen

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Dispositionen, deren versöhnlichen Charakter sie wohl würdigt; selber entgegen- kommen und ist, so weit es sie betrifft, bereit, sich den Berathungen -anzu-- schließen und in der Konferenz , deren Einberufung zweckmäßig fein wird, sich vertreten zu lassen, wenn, was wir hoffen, Rußland den G undlagen beistimmt, welche von den drei Kabinetten ihm zur Annahméè vorgelegt wor- den sind. Wir werden Uns freuen, wenn die Entschließung, zu welcher der Kaiser Alexander gelangen wird, mit den großen Anteréffen im Einklange steht, welche seiner erleuchteken Erwägung zu empfehlen uns eben so beréch+ tigte als mächtige Bedenken veranlaßt häben ; denn diese Frage, dem Richter- spruche der Gewalt unterzogen , von der sie vielleicht wieder einmal durch- hauen , aber nicht gelöst werden würde , träte von nun an in die Bahn freundschaftlicher Besprechung, die allein geeignet ist, endlich eine bis auf den heutigen Tag vergeblich gesuchte Lösung herbeizuführen , welche der Einsicht dieses Jahrhunderts, so wie der Hochherzigkeit, von der alle Kabinette beseelt sind, SU s sein würde.

ie haben die Güte , diese Depesche Sr. Excellenz dem Herrn Fürsten Gortschakoff vorzulesen und Abschrift davon zu (assen, | : B

Nußland und Polen. Warschau, 10. Juli. Die Ver- haftungen, welche sowohl auf der Straße als in den Häusern vor- genommen werden, beziehen sich vorzugsweise auf Personen , welche durch nationale Tracht Aufsehen erregen. Der Direktor der Peters- burger Eisenbahn, Windisch, hat an die Beamten dieser Bahn eine Verfügung erlassen des Jnhalts: »Täglih wird die Präsenz der Beamten und Handwerker festgestellt; wer niht anwesend is oder ohne erheblihen Grund seine Entlassung verlangt, wird vor ein Kriegsgericht gestellt:« Dieser Befehl hat den Zweck, den bekannten Erlaß der National-Negierung, betreffend die Einstellung des Bahn- betricbs, zu entkräften. Die Station Czyzew an der Petersburger Bahn hat eine starke Besazung erhalten.

In Goroszewo, einem größtentheils deutschen Orte des Bialy- stoker Bezirks, besteht eine große Tuchfabrik, deren deutsche Arbeiter General Maniukin gegen die Aufständischen bewaffnet hat. Sie haben vorläufig 300 Schießgewehre erhalten. Eben so sind an die deutschen Fabrikarbeiter in Lodz Waffen verabreicht. (Pos. Ztg.)

Aus Warschau, 13. Juli, berichtet die »Osts. Ztg.«: Die Verwirrung steigt bei uns täglih und Niemand weiß recht, wer eigentlich regiert. Die Einzichung der Nationalsteuer erfolgt fast öffentlih. Unter den 36 wegen der Crinolinen - Excesse zur Ein- stellung in die Straf - Compagnie Verurtheilten befinden sich auch zwei polnische Gensdarmen ¡ drei andere hat man eingefangen, als sie im Begriff waren; ihr Handwerk an einem russishen Gensdarmen anzuwenden. Jhr Lohn wird wahrscheinlich kein so geringer als der ihrer obigen zwei Kollegen sein. Für die Zeit der Abwesenheit des Grafen Wielopolski soll General-Lieutenant Kryzanowski, früher hier General-Kriegs-Gouverneur, cin sehr energischer Mann, als sein Stellvertreter ernannt sein. Graf Berg soll in seiner Eigenschaft als Stellvertreter des Großfürsten Statthalter in dessen Abwesenheit be- lassen werden. Ob die jetzigen polnischen General - Direktoren unter Kryzanowski, als Chef der Civil-Verwaltung, werden dienen wollen, ist eine andere Frage. Jn den letzten Tagen voriger Woche haben drei Gefechte stattgefunden, das eine bei der Stadt Betchatow, 3 Meilen von Petrikau, wobei der Jnsurgentenführer Lüttich gefan- gen und seine Bande zerstreut wurde; das zweite bei Lowicz, in welchem etwa 500 Russen gegen 1000 Jnsurgenten engagirt waren und 2 Unteranführer blieben; das dritte endlih bei dem Städtchen Janow hinter Czenstochau, in welchem die Russen unter Oberst Ehrnroth gegen 2000 Mann stark über 2600 Insurgenten den Sieg davon trugen. Alles drehte sih dabei wieder um Zerstörung der Warschau-Wiener Eisenbahn, und hatten die Aufständischen wegen Mangel an Artillerie natürlich viel größere Verluste als die Russen.

Wie die »Pos. ZJtg.« unter dem 8. »aus Rußland« berichtet; gehen aus den westlihen Provinzen, besonders aus dem Kiewschen und Whytebskifchen , fortwährend Nachrichten ein über Züge der Bauern gegen dic Aufständischen, und einige Vorfälle zeugen dafür; daß der Aufstand auf Fortschritte bezüglich der Bauern nicht zu bauen, wohl aber viel von dieser Seite zu fürchten - babe; denn die Bauern gehen gegen den Adel und alle diejenigen mit Beforgniß erregender Strenge vor, welche sich direkt am Aufstande ‘betheiligen oder auch selbs nur verdächtig gemacht baben. Jn voriger Woche haben die Bauernwachen im Wytebskischen Gouvernement einen Edel- hof verbrannt, dessen Besißer Gäste aus dem benachbarten Adel bet sih hatte und die Thore nicht öffnen wollte, als die Bauern Einlaß begehr- ten oder die Auslieferung cines dieser Gäste, eines Edelmannes aus Polen, verlangten. Statt aller Antwort {oß man aus den Fen- stern des Schlosses auf die an den verriegelten Thoren polternden Bauern ; worauf diese Feuer an das ganz hölzerne Gebäude legten und die versammelten Edelleute sich durch eine Hinterpforte flüchten mußten und auch glücklih entkamen. Die übrigen Bewohner des Edelhauses ließen die Bauern nicht nur unbelästigt aus dem bren- nenden Hause \sih flüchten, sondern halfen von der beweglichen Hade aus dem Feuer retten; was irgend noch zu retten warz ohne sich etwas anzueignen oder etwas gewaltsam zu zertrümmern. Diese bewiesene Mäßigung is an den Bauern um so mehr zu be- wundern, als sie durch die auf sie aus dem Hause abgefeuerten Schüsse, wobei zwei der Jhrigen getödtet und drei schwer verwundet

| worden, sehr gereizt waren. P