1863 / 287 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Prinzen“ August von“ Württemberg, den. GeneralsLiéutenant und Chef des Geiiétal: Stabes der Armee, Freiherrn von Moltke, und den Kaiserlich russischen Staatsrath von Ewers.

Das Familiendiner der Königlichen Familie fand bei Jhren Majestäten statt.

7. Dezember. Heute nahmen Se. Majestät den Vortrag des Civil - Kabinets entgegen und empfingen den russischen General v. d. Launiß, den Kriegsminister, den Minister des Jnnern und den Finanzminister. i

Nach einer dem Präsidium des Herrenhaufes zugegangenen Mittheilung des Herrn Ministers des Jnnern is auf erfolgte Prä- sentation Seitens des Rheinischen Grafen-Verbandes der Graf Alfred von Hompesch-Rurich als Mitglied des Herrenhauses auf Lebenszeit berufen worden.

Hldenburg. Varel a. d. Jahde, 4. Dezember. So eben erhalte ih aus Heppens die Mittheilung, daß der äußere Damm bei der heftigen Sturmfluth durhbrohen und der ganze Hafenbauplaß unter Wasser steht , selbst die Traßfabrik und Schmicde stehen bis unter dem Dache im Wasser; der verursachte Schaden is} unendlich groß. Hier in Varel sind die Schornsteine der Actien - Gesellschast für Baumwollspinnerei , so wie der Eisen- und Maschinenbau um- geweht, auch ein Theil der Stadtkirhe abgedeckt, doch der Deich und die hiesige Hafenschleuse vor Durchbruch gerettet, Jn diesem Augen- blick steht das Wasser noch 20 Fuß, und sehr bewegt; Schiffstrüm- mer sind bis jeßt noch nicht gesehen. (N. H. Ztg.)

Holstein. Rendsburg, 3. Dezember. Heute sind dem Vernehmen nah 24 Ingenieure nah Neumünster gegangen, wo noch einige Schanzarbeiten ausgeführt werden sollen. Auch ist heute wieder ein Extrazug mit Truppen vom Norden nach dem Süden hier durchpassirt.

Kiel, 4. Dezember. Hier wird die Gründung eines National- Fonds vorbereitet. Gestern Abend trafen mit dem Dampfschiff »Dania« §85 Mann des 11. Bataillons ein, welche für die Nacht einquartirt wurden und heute um 10 Uhr auf der Bahn weiter

gegangen sind, wie es heißt, nah Glücfstadt und Elmsborn. Das | Schiff hat mit starkem Sturm zu kämpfen gehabt, so daß die |

Mannschaften sehr gelitten haben sollen.

Altona, 4. Dezember. Der Flecken Neumünster soll in. Ver- theidigungszustand geseßt und das ganze Terrain bis oshwvärts nach Segebexg mit Schanzen nah Süden hin versehen werden. Aller- dings dürften, unseren Gewährsmännern zufolge, die für die Ost- gegend Neumünsters projektirten Fortificationen erst in späterer Zeit angelegt werden, allein mit der Aufführung einer bedeutenden

Schanze in der unmittelbaren Nähe des Neumünsterschen Bahnhofes |

soll bereits heute der Anfang gemacht worden sein. Die erforder- lichen dänischen Jngenicure langten mit den Arbeitsgeräthen gestern aus dem Schleswigschen in Neumünster an.

Heute Nachmittag langten wieder etwa 800 Mann Jnfanterie hier an. Die hier kantonnirenden beiden Regimenter (vier Bataillone) werden jeßt fast: vollzählig sein.

Hamburg, 5. Dezember. Gutem Vernehmen nach sind die Versuche der Herren Plessen, Criminil, Leveyzow und Moltke, cine

Verständigung mit dem dänischen Ministerium herbeizuführen, völlig |

gescheitert. In einer in Kopenhagen gestern stattgefundenen Staats- raths8-Sißung soll beschlossen worden sein, jede Beseßung Holsteins als Kriegs§fall anzusehen.

Hessen. Darmstadt, 5. Dezember. Die Erste Kammer hat in ihrer heutigen Sihung mit 11 gegen 10 Stimmen dem Be- \{lusse der Zweiten Kammer in der Schleswig-Holsteinschen Angele- genbeit zugestimmt, jedoch unter Enthaltung der Erklärung über die Erbfolgeberechtigung des Herzogs von Augustenburg, welche dem Bundestage zu Überlassen sei.

YVaden. Karlsruhe, 4. Dezember. Die Zweite Kammer schritt in ihrer heutigen Sißung zur Wahl dreier Kandidaten für die Präsidentenstelle. Ergebniß: Hildebrandt 54 Stimmen, Kirsner 41 und Häusser 34 Stimmen.

VBayeru. München, 4. Dezember. Jhre Kaiserlichen Hoheiten der Großfürst und die Frau Großfürstin Konstantin von Rußland sind gestern Abends von Wien hier angekommen und in der König- lichen Residenz abgestiegen. Die hohen Herrschaften werden in eini- gen Tagen nach Baden-Baden weiter reisen. (Bayr. Ztg.)

Oesterreich. Wien, 5. Dezember. Der »Presse« telegra- phirt man aus Krakau, 4. Dezember:

Auf: Antrag des Staatsanwalts hat das Landesgericht- gestern den »Czas« auf drei Monate suspendirt, die Suspension durch zwei frühere Verurtheilungen wegen der die polnische Jnsurrection be- treffenden Artifel des »Czas« begründend. Die Verurtheilung basirt auf F. 66 P. G. i

Belgien. Brüssel, 5. Dezember. Der König Leopold ist von einer längeren Erkältung so weit wieder hergestellt, daß er heute den neuen französishen Minister, Herrn v. Ferrière, in feier- licher Audienz empfangen konnte. Der Empfang des vom Haag wieder hier eingetroffenen Barons Raeslöff, der die Thronbesteigung

stian's IX. zu melden gekommen, wird in den nächsten Tagen erfolgen. )Köln. Ztg.)

Großbritanzien und Jrland. London, 3. Dezember. Earl Russell hat den franzöfischen Botschafter Fürst de la Tour d’'Auvergne gestern der Königin vorgestellt. Gleichfalls ward Graf Roepstorff,, außerordentlicher Gesandter des Königs von Dänemark, und der dänische Gesandte, Herr v. Bille, der Königin durch Earl Russell vorgestellt.

Der Herzog von Brabant befindet sich seit gestern Abend hier in London.

Der T76jährige Admiral Sir James Canway Plumridge, welcher troy seines. hohen Alters noch im aktiven Dienst war, ist aus der Reihe der Lebenden geschieden.

9. Dezember. Gutem Vernehmen nach geht Lord Wode- house nah Kopenhagen, um dem Könige Christian IX. den Glückwunsch der Königin Victoria zur Thronbesteigung zu über- bringen. Lord Wodehouse erhält außerdem betreffs der gegenwär- tigen politischen Zustände besondere Jnstructionen. :

4. Dezember. Die Regierung macht bekannt, daß noch kein bis zum 17. v. M. reichendes Telegramm über Elgin's Tod an- gekommen ist , obgleich dieses Ereigniß in Kalkutta täglich erwartet wurde. Der Aufenthalt des edlen Lords war eine Strecke weit von der nächsten Telegraphenstation entfernt.

Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron- prinzessin von Preußen brachten den gestrigen Tag in der Hauptstadt. zu. Vorgestern Abend wohnten sie in Windfor einem Concerte zum Besten des dortigen Freiwilligencorps bei.

Der Prinz von. Wales hat an Stelle seines Vaters das Patronat des deutschen Hospitals angenommen. Die Königin Victoria und der König von Preußen sind die hohen Gönner dieses wohlthätigen Instituts.

Die Königin hat auf Dienstag eine Sißzung des Geheimen Staatsraths auf Schloß Windsor anberaumt.

Den Siß im indischen Rathe, welcher durch die Ernennung des (gestern abgercisten) Sir John Lawrence zum Vicekönig von Jndien erledigt worden, wird Sir George Clerk einnehmen.

Frau?reih. Paris, 4. Dezember. Jn der gestrigen Sißung der Legislativen is} dieselbe mit den Wablprüfungen fertig geworden. Das Mandat Pire's vom Jlle- und Villaine - Departement wurde für gültig, das Boitelle’s aber vom Nord-Departement für ungültig erklärt. Es sind so. im Ganzen neun Mandate annullirt worden und für drei bereits die Nachwahlen anberaumt. Am nächsten Dienstag werden die Mitglieder zur Adreß-Kommission ernannt; es heißt ¿ der Regierung werde es keineswegs unlieb sein, wenn Herr Thiers mitgewählt würde. /

Der Kaiser wird 'am 9. d. Mts. von Compiègne wieder zu- rücck kommen und definitiv scine Winter - Residenz in den Tuilerieen nehmen.

9. Dezember. Der »Moniteur« publizirt cine Dank-Adresse an den Kaiser mit mehr als 80 Unterschriften von Komponisten. Darunter befinden \s\ch die Namen Rossini , Auber, Meyerbeer, Fel. David , Gounod ¡; Caraffa 2c. Der Dank gilt der Aufhebung der Theater»Privilegien.

In der Legislative , welche aus 283 Mitgliedern besteht ; sind jeßt noch neun Mandate erledigt.

Heute kam der Kaiser von Compiègne nach Paris, um in den Tuilerieen morgen einen Ministerrath zu halten.

Der »Impartial Daupbinois« zu Grenoble hat wegen eines Artikels über die Legislativ-Sißung, in welcher Royer's Mandat für gültig erklärt worden, eine (erste) Verwarnung erhalten. Der Arti- kel hatte nämlich »von der Entscheidung der Kammer an die Wäh- ler, dic er als Wächter der Ehrlichkeit und Ehrenhaftigkeit der Wah- len darstellt , appellirt , dadurh den geseßgebenden Körper beleidigt

und dessen verfassungsmäßiges Recht angegriffen «.

Aus St. Maurice , 6. November , wird gemeldet , der dortige Gouverneur habe aus Madagaskar von dem Missionar Ellis die Anzeige erhalten , daß der König Radama wirklih noh lebe und binnen Kurzem 1pieder auf dem Throne sißen werde.

Spanien. Die Adreßdebatte in den Cortes hat am Z3ten d. M. begonnen. Die Antwort der Königin auf das Einladungs- chreiben des* Kaisers Napoleon wird bei dieser Gelegenheit nicht zum Gegenstande der Erörterung gemacht werden. Auf allen spanischen Schiff8werften wird sehr eifrig am Bau von Kriegsschiffen gearbeitet. ;

5. Dezember. Der Finanz-Minister hat heute im Kongreß erklärt, daß die halbjährige Zahlung der inneren und äußeren Schuld gesichert sei. Der Kriegsdampfer »Alava« isst bei den. Kanarischen Inseln zu Grunde gegangen.

Portugal. Lissabon, 4. Dezember. Marschall Forey ist gestern hier gelandet, hat dem Könige Ferdinand heute einen Besuch abgestattet und reist am Sonntag nah Saint Nazaire ab.

Italien. Turin, 5. Dezember. Jn der heutigen Sihung des Abgeordnetenhauses beantragte Herr d'Ondes eine parlamenta- rische Untersuchung über die Schritte, welche die Regierung neuer- dings in Sicilien gegen diejenigen gethan hat, welche sih der Mi- litairpfliht entzogen haben, fo wie diejenigen; welche schon früher wegen Verbrechen bestraft worden sind. Der Kriegs-Minister und

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General Govóone vertheidigten ‘dás Verfahrén dex “Regierung. Die Disfussion Über / cinen Antrag Bixio?s, welcher die von der Regie- | rung ergriffenen Maßregeln gutheißt und erklärt, daß es die Pflicht | allex Provinzen sci, glcihmäßig zu der Aushebung beizutragen, ward auf Montag vershoben. Prinz Humbert hat sih äm Asten d. M. in Neapel nah“ Palermo einges{chiff}t und wird erst îm Januar | nach ersterer Stadt zurückkehren.

Rom, 5. Dezember. Heute früh hat Herr von Sartiges dem Papste seine Beglaubigungsschreiben Übergeben.

Griechenland. Athen, 28. November. Gestern langte ein Telegramm von Herrn Trifkupis aus London hier an, wel- ches meldete, daß die fünf Großmächte das Protocoll wegen Abtre- tung der ionischen Inseln unterzeichnet hätten; das Ergebniß der Londoner Konferenz wegen der Befestigungen war noch nicht be- fannt; hier hofft man jedo, die ionishen Jnseln in ihrem jeyigen Zustande zu erhalten und nicht der \hönen Befestigungen beraubt, für welche so viele Millionen verausgabt worden sind, und zwar nicht allein von den Engländern, sondern ‘auch von den Franzosen und früher noch von den Venetianern. Obiges Telegramm wurde vom Minister des Aeußern in der National - Versammlung vorge- lesen. Am verflossenen Sonnabend machte der Advokat und Professor Saripolos der National-Versammlung den Vorschlag, das berüchtigte Dekret aufzuheben, welches das Ministerium Miaulis zu cinem zehnjährigen politischen Tode verurtheilt, Dieser Vorschlag verursachte eine Aufregung sondergleichen, und Saripolos ward unter tobendem Lärm und Schreien genöthigt, die Rednerbühne zu ver- lassen. Zwei Tage darauf begab sih eine Deputation der Nationzal- Versammlung, den Präsidenten an der Spitze, zum Könige, um dem- selben über das Ableben des dänischen Königs ihr Beileid zu be- zeigen. Bei dieser Gelegenheit drückte der König nun ebenfalls den Wunsch aus, das Dekret, welches das Ministerium Miaulis ver- urtheilt, annullirt zu sehen, indem dasselbe in ganz Europa gemiß- billigt würde. Man is jeßt gespannt, welchen Einfluß dieser Wunsch auf die Konstituante üben werde. Der Prinz Johann, Onkel unseres Königs, wird aus Dänemark erwartet,

Türkei. Bukarest, 4. Dezember. Die offizielle Zeitung bezeichnet die von der Pariser »Nation« gebrachte Nachricht, Fürst Couza habe der Pforte und den garantirenden Mächten einen Con- stitutionsentwurf vorgelegt, als erfunden. :

Gesiern wurde in der Kammer der Adreßentwourf verlesen. Der- selbe is in sehr sharfem Tone gehalten, giebt der Handlungsweise des Fürsten die Schuld an den beklagenswerthen Uneinigkeiten, und erklärt \chließlich eine angebotene Versöhnung annehmen und die angekündigten Reformen berathen zu wollen.

Nußlaad und Polen, Von der polnischen Grenze, 4, Dezember, wird der »Osts.-Ztg.« berichtet : Es vergeht fast kein Lag; wo in Wilna nicht Deputationen ausdem Litthauischen und dem Augusto- wer Gouvernement ankommen, um dem General-Gouverneur Murawieff Loyalitäts-Adressen an den Kaiser zu überreichen. So trafen am 2/4. v. Mts. vier solcher Deputationen auf einmal cin, von denen die cine von der römisch-katholischen Geistlichkeit des Kreises Biala, im Gouvernement Kowno, die drei anderen von bäuerlichen Gemeinden des Gouvernements Augustowo abgesandt waren. Die von der ersteren Deputation überreichte Adresse war vom Dekan und 17 Pröbsten unterzeichnet und enthielt außer der Versicherung unver- brüchlicher Treue gegen das angestammte Kaiserhaus die Bitte die unzertrennliche Zusammengehörigkeit Litthauens und Rußlands gegen alle Trennungsversuche des revolutionären polnischen Adels dauernd zu sichern. Zu diesem Zwecke bieten die Unterzeichner ihre patrio- tische Mitwirkung an. Die Deputation überreichte zugleich das Resultat einer unter der Geistlichkeit veranstalteten Sammlung zum Besten verwundeter russischer Soldaten im Beträge von 161 SR. Die Adresse einer der erwähnten väucrlichen Gemeinden aus dem Gouvernement Augustowo enthielt den drohenden Passus: » Sollte der polnische Adel es wagen, 1m, Frühjahre abermals die Waffen gegen den Kaiser und dessen legitime Regierung zu ergreifen, so werden wir wie ein Mann zur Vertheidigung des Thrones und der bedrohten gesellschaftlichen Ordnung uns erheben und an dem unverbesserlichen Adel für all das {were Unrecht, das wir und unsere Vorfahren Jahrhunderte hindurch von ihm erlitten Rache nehmen.« Zum Verständniß dieser Drohung bemerke ih, daß die ländliche e völferung in Litthauen durchweg nicht, wie der grundbesigen e Adel, zum polnischen , sondern zum litthauischen Stamtme ger hört und nur litthauisch spricht. Andrerseits hat sih auch f » National - Regierung« , wie der »Cza®« meldet , von dem pol- nischen National - Comité in Wilna aus den 95 litthauischen Gouvernements und aus Liefland Ergebenheitsadressen mit angeblich nahe an 300,000 Unterschriften überreichen lassen, deren Unterzeich- ner sich bereit erklären, den Befehlen der Nationalregierung unbe- dingten Gehorsam zu leisten und für die Wiederherstellung der p0- litischen Selbstständigkeit Polens und der Vereinigung Litthauens mit demselben Gut und Blut zu opfern. Eine andere Adresse e den litthauishen Gouvernements mit angeblich ebenfalls Tut Unterschriften hat die Nationalregierung deniselben Blatte zu olge

am 8. v. M. an den Papst cingesandt, worin “demselben der ‘Dañk der katholischen Litthauer für die zu ‘Gunsten ‘Polens ‘angeordneten öffentlichen Gebete ausgesprochen wird. Man muß sich nur wun- dern, wie es dem geheimen Nationäl-Comité“ in Wilna béi 'dèr

“Wachsamkeit der russischen Behörden möglich gewesen * ish fo zahl-

reiche Unterschriften zu sammeln, und daß bei ‘der Strenge des MU- rawieff{chen Regiments 300,000 Litthauer es gewagt haben sollten, ihre Namen unter revolutionaire Dokumente zu sehen, deren Etit- deckung das größte Unglück über sie und ihre Familien bringen würde.

Von der polnischen Grenze, 5. Dezember, wird telegraphis{h berichtet: Nach einem in Warschau coursirenden Gerüchte soll der Staatss\ecretair En o ch in Ungnade gefallen und seinéèr Aemter enthoben worden scin. Hube soll zum Justizdirektor ernannt werden.

Aus Polen, 1. Dezember , wird der »Pos. Ztg.« gemeldet: An der Grenze von Litthauen und Kurland, ohnweit walkunen, zeigten sich am 27. an zwei verschiedenen Stellen bewaffnete Jnsur- genten. Ohne erst weitere Befehle von Seiten der Militairbehörden abzuwarten, machten sofort die aus zwei Gemeinden vereinten Bauernwachen Jagd auf dieselben, konnten sie jedoch nicht zum Stehen bringen und mußten unverrichteter Sache heimfkehren, wäh- rend die Aufständischen es mochten etwa zusammen 65—70 Mann gewesen sein nach allen Seiten hin auseinander geflüchtet waren. Einer derselben, ein früherer herrschaftlicher Koch, stellte sich selbs -der Behörde und sagte aus, daß die übrigen meist in ihre Heimath ge- flüchtet seien, aus der man durch Zwang geschleppt oder theilweise auch dur große Versprehungen und unter dem Vorspiegeln gelockt hatte, daß an der Berlin-Petersburger Eisenbahnstrecke ein russisches Corps von 1800 Mann mit zwei Geschüßen zu ihnen stoßen würde. Die bethörten Leute hatten durch drei Tage weder Geld noch Lebens- mittel erhalten und andere, auch wenn man sie nicht verfolgt hätte, seien am selben Tage von selbst auseinander gegangen, an dem die Bauernwachen Jagd auf sie machten.

LUmerika. New-York, 21. Novernber. Berichten äus New-Orleans vom lten zufolge steht General Franklin mit sei- nen Truppen noch in der Umgegend von Vermilionville. Jn Tache fommen häufige Scharmügel, jedoch ohne Entscheidungskampf, vor. Ein aus konföderirter Gefangenschaft zurückgekehrter iFeldkaplan er- klärt die Schilderungen der nordstaatlichen Blätter von der \{lechten Verpflegung , welche den in Richmond detinirten Gefangenen zu Theil wird. Die Ernte in den Südstaaten sei zwar überreich aus- gefallen, in Folge der Schwierigkeiten des Transportes gelangten nur ungenügende Vorräthe nah Richmond, mit welchen natürli die eigenen Soldaten zuerst verproviantirt würden, so daß für die 13,000 Gefangenen, die sih.in und um Richmond befinden, wenig übrig bleibe. Die osüdstaatlihen Behörden haben sich Übrigens jeßt willig gezeigt, die vom Norden für die Gefangenen angebotenen Lebensmitteltransporte anzunehmen. Ein Mißvecständniß war die Ursache, daß sie die Beförderung zuerst verweigerten.

26. November. Die starken Regengüsse und die durch sle hervorgerufene miserable Beschaffenheit der Wege macht es dem Ge- necal Mecade unmöglich, Artillerie und Train zu befördern und er mußte deshalb eine bereits gegebene Marschordre wieder zurückneh- men. Deserteure geben Lee’s Armee auf 60,000 Mann an und behaupten, er sei auf einen Angriff seitens des Potomacheeres völlig gerüstet. Das Bombardement von Charleston war am 23sten noch unausgeseßt im Gange. Der Seewall des Forts Sumter ist gänzlich zerstört, doch Gilmore soll nicht die Absicht haben, die Po- sition zu nehmen, sondern nur ihre Offensiv- und Defensivfähigkeit zu vernichten. Depeschen aus Knoxville vom 23sten theilen mit, daß Burnside nicht nur aushielt, sondern auch alle seine Com- municationslinien beherrshte. Die Bélagerer, auf 30,000 Männ geschäßt, hatten den Angriff von der Südseite her aufgegeben. Wie aus einem Berichte Bragg's an Cooper hervorgeht, wären die [Kon- föderirten im Besig aller Wege, die nah Knoxville führen, ausge- nommen der Verbindung zwischen Charleston und Frenco Broad Rivers. Zwischen Cumberland Gap und Knogpville hatte Géènérál

- Wheeler einen Provianttransport der Bundestruppen genom-

men. General Foster, auf der Reise nah Knoxville, um Burt- side’s Stelle zu Übernehmen, passirte am 23. Cincinnati. Die Er- gebnisse einer von General Thomas angestellten Recognoscirung ver- mochten den General Grant, am 24. in ganzer Front vorzurücken. General H oofker, Befehlshaber des rechten Flügels, und die Divi- sionen Geary's und Osterhaus' stürmten den nördlichen Abhang des Lookout - Berges, wobei fie 5 600 Gefangene “machten. General Sherman überschritt den Tennessee und nabm einen Hügel am west- lihen Ende des Missionary Ridge ¡ durch diese Bewegungen sah „sich Bragg genöthigt, sein Centrum zu schwächen, um die beiden Flügel zu stärken. Am 25. shickte Grant zwei starke Kolonnen gegen das feindliche Centrum, Hooker und Sherman griffen gleichzeitig rechts und links an und das Resultat war, daß die Bundestruppen den Lookout-Berg und den ganzen Missionary Ridge einnahmen. Bei Abgang der lehten Berichte lagerten die Konföderirten e Meile südlich von der lehteren Höhe, General Grant glaubt sich in seiner Depesche an Halleck schon jeyt berechtigt, einen vollständigen Sieg über Bragg anzukündigen. Der Verlust der Bundestruppen wird