1863 / 290 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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entfernt sind, ist die Gesammt - Taxe auf 1 Sgr. für den ein- fachen frankirten Brief festgestellt worden. z

Für rekommandirte Briefe ist außer dem Porto eine Ge- bühr von 2 Sgr. zu entrihten. Für Briefe mit Werthangabe ist das Werthporto auf die Hälfte der bisberigen Säße ermäßigt worden.

Für Sendungen mit Mustern und Waarenproben, so wie Korrekturbogen, für welche nach dem alten Vertrage bis zu 2 Loth exkl. das einfache Briefporto , mithin 2, 3, 4 oder 5 Sgr. und demnächst für jede fernere 2 Loth fortschreitend dieselben Säße zu erheben waren , beträgt das Porto vom deutschen Abgangs- bis zum niederländischen Bestimmungs8orte ohne Unterschied der Entfer- nung fünftig 9 Pfennige für je 40 Grammen = 25 Loth.

Für kaufmännische Cirkulare, Prospekte, Anzeigen und sonstige Sendungen unter Band, für welche dieselben Ver- sendungs-Bedingungen wie im Jnnern des Postvereins gelten, be- trägt das Porto ohne Unterschied der Entfernuug künftig 9 Pfennige für je 1 Loth excl. |

In Betreff der mit Marken unzureichend frankirten Briefe, welche bisher als ganz unfrankirt angesehen wurden, ist dem Grund- saße Eingang verschafft; daß solche Briefe zwar als unfrankirt be- handelt und taxirt werden, jedoh unter Anrehnung des Werthes der verwendeten Marken; bisher wurden dieselben als ungültig be- trachtet.

Es stcht zu erwarten, daß der neue Vertrag zur Förderung der; an den erleichterten Korrespondenz-Austausch im internationalen Ver- kehr sich knüpfenden Interessen wesentlich beitragen werde.

Danzig, 9. Dezember. Von den hier im Hafen liegenden Kriegsschiffen wird die Korvette »Arcona« und die Brigg »Rover« Mitte d. M. nah Swinemünde gehen, woselbst die Brigg »Mus8- quito« und Korvette »Nymphe« bereits stationirt sind. Zur Jn- standsezung der Dampf-Kanonenboot-Flottille sind bereits zwei Jn- genieure von hier nah Stralsund abgegangen. (Danz. D.)

Hldeuburg, 8. Dezember. Nachdem die Landtags-Abgeord- neten gestern zusammengetreten sind und sich mit der vorläufigen Wablprüfung beschäftigt haben, wird das Ergebniß derselben morgen zum Vortrag kommen, und da die Berathung und Beschlußfassung darüber {werlich mehr als einige Stunden hinwegnehmen wird, so rechnet man schon morgen auf die Eröffnung des Landtags. Die Sturm- fluth vom 3. auf den4. d. M. hat nach allen darüber einlaufenden Be- richten an verschiedenen Stellen unsere Deiche und Uferwerke beschä- digt, jedoch is ein Unfall von besonderer Erheblichkeit nicht zu be- klagen gewesen, und insbesondere haben auch die am meisten aus- geseßten Deichstrecken die Gefahr sehr gut überstanden. Jn Betreff des im preußischen Hafengebiete entstandenen Durchbruchs eines Kajedeichs, wodurch der ganze Arbeitsplay unter Wasser geseßt und viel Material zerstört ist, hat man Über den Schaden mit seinen Folgen noch nichts Näheres gehört. (Wes.-Ztg.)

Holstein. Rendsburg, 7. Dezember. Sicherem Vernch- men nach sollen auf Befehl des Kriegsministeriums für die eventuelle sofortige Stellung von 1300 Pferden zur dänischen Armee vorberei- tende Veranstaltungen getroffen werden. Nach einer Mittheilung der »H. N.« wird bei dieser Maßregel auf ein Patent vom 22. Fe- bruar 1806 Bezug genommen, worin bei einer Bestimmung über den Repartitionsmodus auf ein altes, niemals öffentli publizirtes Gese vom 26. Januar 1789 zurückgegangen is. Die einzig zu konstatirende Bestimmung dieses Gesehes, welches Niemand im Lande kennt und welches selbs| dem holsteinschen Ministerium unbekannt sein wird, ist, daß bei einem Aufbruche der Armee 3303 Pferde zu stellen sind, wovon ein Drittel auf die Herzogthümer fallen. Also selbst nach’ dem Gesehe; worauf man sich beruft, können nur 1100 Pferde verlangt werden, während jezt mehr als das Doppelte, 1300 von Holstein und 980 ‘von Schleswig verlangt werden. Allerdings bat man 1806, 1813, 1830 und 1859 auf diese Weise Stückpferde einberufen, aber sowohl 1830 als 1859 is ausdrücklich ausgesprochen, daß nur gegen volle Vergütung die Stellung geschehen solle, in bei- den ‘Fällen blieb es bei: der Einberufung.

Altona, 7. Dezember. Seit Sonnabend isst man in vielen Speichérn in der Elbstraße eifrig damit beschäftigt, die dort für Hamburger Rechnung lagernden Waaren zu Wasser und zu Lande nach» Hamburg zu schaffen; angeblih wegen det bekanntlich in allen Assekuranz-Policen gebräuchlichen Formel“ der Versicherung »außer gegen : Kriegsgefahr«.

9. Dezember. Heute Morgen is eins der hier liegenden dänischen Bataillone nach der Gegend von Segeberg pte R

(Alt. M.

S@Hleswig, 7. Dezember. Jn den lehten Tagen haben die QJufubren von Pallisaden, Fourage, Stroh 2c. aus Flensburg mit der süd - {leswigshen Eisenbahn fortgedauert. Man erwartet hier nächstens Telegraphen-Jngenieurce aus der Hauptstadt, welche damit béauftragt sein sollen; eine Feldtelegraphlinie längs der Dannevirke- stellung mit 6 oder 8 Stationen herzustellen. Die Dannevirkelinie wird im Laufe dieser Woche von Truppen beseht sein.

Der kommandirende General im 2. General-Kommandodistrikt,

General-Lieutenant Thestrup, welcher hier bereits am 5. d. M. er- wartet wurde, wird in Folge veränderter Bestimmung erst Mitte oder am Schluß dieser Woche hier eintreffen.

Hier is den Hausbesißern vor einigen Tagen die Anzeige ge- macht; daß dieselben sich noch auf 5000 Mann Einquartierung zu richten hätten. Ein Theil davon wird hon heute erwartet.

Hamburg, 9. Dezember. Die beiden Kopenhagener Blätter »Dagbladet« und »Faedrelandet« erklären , Dänemark könne Hol: stein keineswegs ohne Schwertstreih räumen. Bis Mittags waren hier noch keine Truppen angesagt.

Sachsen. Weimar, 8. Dezember. Es is bereits mitge- theilt worden, daß die hiesigen Gemeindebehörden den Beschluß gn faßt haben, zur Unterstühung der shles8wig - holsteiner Sache eit Kreditvotum von 10,000 Thlrn. zu bewilligen. Man vernimme jeßt, daß das Großherzogl. Gouvernement die Ausführung dieses nachher auch von dem Bezirksausschusse bestätigten Beschlusses unter- sagt hat. (L. Ztg.) G'otha, 9. Dezember. Die hiesige Zeitung enthält folgende Notiz: Es is} hier ein »Hauptwehrcomité für Deutschland« zusammen- getreten. Eingezogene Erkundigungen haben ergeben , daß dasselbe mit der Herzoglich \ch{leswig - holsteinshen Regierung hier nicht in Verbindung steht.

Baden. Karlsruhe, 8. Dezember. Durch Allerhöchste Ordre vom 6. d. M. wird Se. Großherzogliche Hoheit der Prinz und Markgraf Wilbelm zum General-Lieutenant und zum General- Inspektor des Großherzoglichen Armee-Corps ernannt. (Karlsr. Z.)

JWürtcembera. Stuttgart, 8. Dezember. Jhre Kaiser- lichen Hoheiten der Großfürst und die Frau Großfürstin Constan- tin von Rußland nebst Familie sind zum Besuche der Königlichen Familie gestern Abend hier angekommen und im Königlichen Resi- denzschlosse abgestiegen. (St.-A. f. W.)

Bayern. München, 7. Dezember. Ueber das Resultat der Mission, welche Staatsrath Francke im Auftrage des Herzogs Friedrih von Schleswig-Holstein hier Zu erfüllen hatte, vernimmt man noch nichts Bestimmtes; man weiß jedoch, daß Herr Francke sih sehr befriedigt über dasselbe geäußert hat. Heute Morgen hat derselbe unsere Stadt wieder verlassen. (N. C.)

S. Dezember. Se. Majestät der König ist gestern von Rom abgereist und wird morgen in Florenz eintreffen. Die Ankunft Sr. Majestät in München dürfte sonach bis zum nächsten Sonnabend Abend zu erwarten sein. (Bayer. Z.)

Niederlande. Haag, 7. Dezember. ur weiteren Amor- g/ 3

dafür nur 5 Millionen auf das Budget gebracht hatte. treffende Amendement war von dem früheren Finanz - Minister, van Bosse, eingebracht. Der erheblichste Theil des Budgets, die National- \{huld, is mit allen Stimmen , und auch die Übrigen Hauptposten, welche bis jeyt zur- Berathung kamen, sind angenommen worden. (Köln. Ztg.)

Lord Wodehouse wird seine Reise an den kopenhagener Hof mor- gen antreten. Als Secretair wird ihm wahrscheinlih sein Bruder beigegeben werden, welcher heute aus dem Haag hier erwartet wird. Sir John Lawrence, dessen Abreise nah Jndien auf Übermorgen, den 10ten, angeseßt ist, hat inzwischen noch lange Konferenzen mit Charles Wood und dem Schaßkanzler gepflogen. Der Gesandte für Japan, Rutherford Alcock, wird am 28. d. England verlassen, um sih auf scinen Posten zurückzubegeben.

In Windsor wurde heute ein geheimer Rath unter dem Vorsiß der Königin abgehalten.

Fraukreich. Paris, 8. Dezember. Der »Moniteur« pu- blizirt heute (wie bereits telegraphisch gemeldet) die Antworten, welche der Kaiser auf seine Einladung zum Kongresse von den Souverainen Rußlands, Sachsens und Württembergs erhalten hat.

Dem Senate wurde heute der Adreßentwurf vorgelegt. Es heißt am Schlusse dieses Entwurfes, der im Wesentlichen eine Um- reibung der Thronrede is, Über den Kongreß:

Mögen die Souveraine, durch ihre hohe Einsicht und den Geist der Neuzeit geleitet, sich Ew. Majestät für eine Aufgabe anschließen, die den Kämpfen zuvorkommt, anstatt deren Ausbruch abzuwarten, welche die ver- schiedenen Ansprüche regeln und das Recht der Regierungen in Einklang

beschlossen, sich zu enthalten, seine Ausnahme-Lage gestattet ihm vielleicht weniger, als Ew. Majestät, von den Gefahren des status quo berührt zu sein; allein die übrigen Regierungen können nur, einer zusammenbrechenden Vergangenheit gegenüber, durch Begründung einer Situation gewinnen , die fortan weder bedroht noch verkannt werden darf. Auch die Völker werden dabei gewinnen, daß sie in eine Zukunft der Transaction und der Eintracht eingehen. Was auch geschehen möge, das Land wird Ew. Majestät nicht desavouiren, nachdem Dieselbe R Verantwortlichkeit Rehnung getragen und nah den Mahnungen der Weisheit zu Europa gesagt hat: »Jch spreche im Namen Frankreichs. «

In Bezug auf das mexikanische, Anlehen hofft der Senat von Seiten-Mexiko's auf eine Entschädigung, welche die gemachten Aus- lagen decken werde. »Generosität hindert Recht und Gerechtigkeit

nicht! « sagt der Senat.

tisation der niederländischen Staatsschuld sind von der Zweiten Kam- mer 114 Million Gulden bestimmt worden, während die Regierung Das be- |

Großbritannien und Jrland. London, 8. Dezember. |

mit den gerechten Bestrebungen der Völker segen wird. England hat indeß /

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In dem den Kammern vorgelegten Erposé war bekanntli von ‘einem Handels- und Schifffahrts - Berteae die Rede ; Ut mit Schweden und Norwegen unterhandelt werden sölle. Wie ‘der »Moniteur« heute meldet, haben die Berathungen gestern begonnen. Frankreich ist dabei durch Herrn Drouyn de Lhuys und Herrn Behic mit drei Fach-Direktoren des Handels-Ministeriums , Schweden und Norwegen aber durch den Gesandten , Baron Adelsward , und die Ministerialräthe Willending aus Stockholm und Bernhoft aus Christiania vertreten. Í

9. Dezember. Der »Moniteur« publizirt die Antworten der Souveraine Belgiens , Jtaliens und der Niederlande auf die Kongreß - Einladung. Dasselbe Blatt desavouirt auf das Entschie- genste diejenigen Blätter, welche in der über den Suez - Kanal aus- gebrochenen Polemik die Meinung der Regierung zu vertreten be- hauptet hatten. C

Italien. Turin, 8. Dezember. Jn der heutigen Sihung des Abgeordnetenhauses ward ein Gesehentwurf eingebracht , welcher die Unterdrückung des Brigantenthums und die Aufrechter- haltung der öffentlichen Sicherheit in den neapolitanischen und sici- lianischen Provinzen bezweckt. Der sicilianische Abgeordnete Bertolami sprah für das Ministerium und lobte dessen energisches Auftreten. Gestern sind sieben Mitglieder der Bande Caruso's gefangen genom- men worden.

Wie man aus Neapel, 5. Dezember meldet, war dort, weil sich Volkshaufen vor einem durch Frevlerhand mit Dolchstößen durch- bohrten Muttergottesbilde gesammelt hatten, der Befehl ertheilt worden, alle derartigen Bildwerke aus den Straßen in die Kirchen zu schaffen. Dieser Verfügung war Folge geleistet worden, ohne daß sich Symptome von Widersehlichkeit kund gegeben hätten. Unter den jungen Freiwilligen zeigte sih eine stets zunehmende Auf- regung seit dem Erscheinen des Briefes von Garibaldi, in welchem dieser von Victor Hugo eine Million Gewehre begehrt.

Nußland und Polen. Von der polnischen Grenze, 8. Dezember, wird der »Osts.-Ztg.« mitgetheilt : Das Organ der pol- nischen Demokratie, der in London erscheinende »Glos wolny», scil- dert die kriegerischen Vorbereitungen, welche die Leiter des Ausfstan- des zum nächsten Frühjahr machen, als sehr umfassende. »Die bei- den Aufgaben schreibt das genannte, in der Regel gut unter- richtete Blatt auf welche heute alle übrigen sich reduziren, sind: ) die Erhaltung und Verstärkung der bisherigen Weise der Kriegführung; 2) die Aufhäufung und Vorberei- tung aller möglichen Materialien, um im Frühjahr mit einer organisirten Macht hervortreten zu können, stark genug, die Volksmassen in Bewegung zu bringen und“ bewaffnet gegen Rußland zu führen. Die National - Regierung hatte bei der Be- rufung Mieroslawsfis zur hervorragenden Betheiligung an die- ser großen und unerläßlichen Arbeit keinen anderen Zweck. Sie hat in seine Hände die entsprechenden Mittel gelegt. Alle Na- tional - Behörden, Comités und auswärtige Agenten haben die nöthigen Aufträge erhalten. Wir hoffen, daß sie auf keine Be- denken , keinen Mangel an Aufrichtigkeit und am allerwenigsten auf Widerstand stoßen werden. Mieroslawsfki giebt hierin ein Beispiel, das wir seinen bisherigen Gegnern zur Nachahmung aufstellen. Ueberall sucht er Unterstühung, ruft jede Opferwilligkeit auf, schaart um si jede Bereitwilligkeit und Fähigkett, ohne Rü- sicht auf die Person und die politische Meinung. Unter den wich- tigsten und dringendsten Pflichten des Organisators der nationalen Streitkräfte is jeßt die nothwendigste, den Nationalkrieg durch alles zu verstärken, was momentan äußerlich von ihm losgerissen Ivar, oder in seinen inneren Mechanismus sih nicht einfügte. Jn Frank- reih, England, der Türkei, Amerika u. st. w. sind noch viele Emi- granten, welche troy des langen Exils volle physische und geistige Frische bewahrt haben. Bisher geschah wenig oder nichts um diese cdel- müthigen und verdienten Männer zur gemeinsamen Arveit heran- zuziehen und sie zu überzeugen, daß die Bedürfnisse des Vaterlandes so verschiedenartig und zahlreich sind, daß jeder gute Wille, jede Unter- stühung benußt werden kann und muß. Ferner verweilen in den Haupt - und anderen Städten Europa's viele Polen , die ermüdet vomKampfe oder aus anderenGründen vergessen, daß heute bei der schweren Noth des Landes, jede Ruhe Hoffnungslosigkeit, jedes freiwillige Ver- lassen des Nationaldienstes ein Vergehen gegen die Kriegsgesche ist, Das {were Verantwortung nach si zieht. Auf beide Kategorieen un- serer im Auslande weilenden Brüder ist bereits das Augenmerk ge- richtet. Der Organisator hat Maßregeln getroffen, von denen jeder Betheiligte bald Kenntniß erhalten wird.« Mehrere polnische Guts- besißer aus der Provinz Posen, welche sich mit ihren Familien nach Paris begeben hatten, um dort den Winter zuzubringen, haben von

der National-Regierung bereits die Aufforderung erhalten, schleunigst auf ihre Güter zurüzukehren und der weiteren Befehle gewärtig u sein. l ; / c E 7. Dezember. Gestern ist hon wieder ein Trans- port von 108 Gefangenen, den besseren Ständen angehörig/ nach Ruß- land abgegangen, und allem Anschein nach wird es noch lange

au Professor Dr. med. Chalubinsfi verhaftet ‘aber bald wieder frei- gelassen. Gleich darauf ist er, einer der beliebtesten Aerzte und geschickter Operateur, ins Ausland gereist. Wenn wir hier eine Rund- schau der angeseheneren Privatpersonen halten , so finden wir einen großen Theil derselben im Auslande, und wer es ermöglichen kann, geht noch fort, zumal aus der Provinz. ‘Dieser Tage entführtén die Insurgenten ganz in der Nähe von Warschau einen ihnen [nmíß- liebigen Gutsbesißer, der indeß von einem russishen Streif-Detache- ment wieder befreit und in Sicherheit gebracht wurde. Vor einigen Tagen rekrutirten die Jusurgenten in der Gegend .von Miechow im ehemaligen Krakauischen mit Gewalt und nahmen auch den jungen Gutsbesizer Schirmer mit fort. Der junge Mann entlief, die Jn- surgenten aber schossen ihn auf der Flucht dur die Brust, Er soll ohne Hoffnung sein. Da die Kasernen, die konfiszirten und außer- dem gemietheten Häuser noch nicht ausreichen, um das in Warschau stehende Militair für den Winter unterzubringen, so werden noh immer mehr große Häuser für die Truppen gemiethet; nament- li sind es größere zusammenhängende Wohnungen, welche vom Militair gesucht werden, um mehrere Compagnieen zusammenlegen zu können. Seit einigen Tagen treffen mit der Eisenbahn wieder Truppen ein, so gestern 2 Batterieen à 8 Geschüße aus Rußland. Der hiesige Armeebestand wird sich nun wohl bald auf 200,000 Mann belaufen. Heute wurden wieder viele Verhaftungen, namentlich von Arbeitern auf dem Warschau-Wiener Eiscnbahnhof, vorgenommen. (Ofts. Z.) :

Telegraphische Depeschen aus dem Wol ffschen Telegraphen-Büreau.

Frankfurt a. M., Mittwoch; 9. Dezember, Abends. Der geseßgebende Körper beschloß heute aus Anlaß der Abstimmung der siebzehnten Kurie in der vorgestrigen Bundestagssißung einstimmig :

1) Den Senat zu einer Erklärung darüber aufzufordern, wie die freie Stadt Frankfurt gestimmt habe.

2) Den Senat zur sofortigen Anerkennung des Herzogs von Augustenburg als einzigen Erbberechtigten für die Herzog- thümer aufzufordern.

Wien, Mittwoch, 9. Dezember, Abends. Die »Wiener Abend- post« erfährt, der dänische Generaladjutant Orlogscapitain FJrmin - ger habe bei dem Kaiser behufs Uebergabe der Notification der Thronbesteigung Königs Christian IX. eine Audienz nachgesucht. Graf R echberg habe indessen den dänischen Abgesandten darauf aufmerksam gemacht, der österreichische Hof halte den Kopenhagener

nicht der lebte sein, denn wie verlautet, soll auch unsere Hochschule i Vrtficiilon unterworfen werden. Wie ichThnen neulich schrieb wurde

Hof erst dann für berechtigt, sich den deutschen Mächten gegenüber auf den Londoner Vertrag zu berufen, wenn Seitens des Leßteren vorher den Verbindlichkeiten Genüge geleistet wäre, welche die Vor- aussezung für die Zustimmung der deutschen Mächte zu diesem Ver- trage gebildet hätten, daher in der Entgegennahme des Notifications- \hreibens ein Aufschub einzutreten haben werde. Hierauf habe Or- logscapitain Jrminger erklärt; er müsse unter diesen ‘Umständen auf die Audienz verzichten, und habe demnächst Wien verlassen.

Die heutige »Wiener Abendpost« theilt ferner das Schreiben des Kaisers an Napoleon und die Depesche an Fürst Metternich, datirt vom 17. November, mit. Das Schreiben des Kaisers beant- wortet das die Einladung zum Kongresse enthaltende Schreiben Napoleons vom 4. November d. J. Es heißt darin: Jch habe den Mir gemachten Vorschlag gewissenhaft geprüft; zunächst mußte Tch mir die Frage stellen, ob der Plan alle Bedingungen vereinigt, die Mir erlauben, ein entsprechendes Ergebniß zu hoffen. Der Er- folg jedes Unternehmens hängt zum großen Theil von der Art ab, mit welcher man es beginnt und von dem Plane, den man sich vor- gezeichnet hat. Je s{chwieriger das Unternehmen ist, je mehr es die Mitwirkung verschiedenartiger Kräfte und Willensabsichten erheischt, um fo dringender stellt sih das Bedürfniß heraus, sich mit Klarheit über den Ausgangspunkt zu verständigen, den Gegenstand und die Mittel der beabsichtigten That festzustellen, und die Linie des einzu- {lagenden Verhaltens voraus zu bestimmen. Diese Bedingungen scheinen Mir von wesentlicher Bedeutung für den Erfolg des Werkes, welches Ew. Majestät zu unternehmen wünscht. Ehe Jch daran theil- nehme, halte Jch es für unerläßlich, Über gewisse vorläufige Punkte aufge. klärt zu sein. Ju einem Worte, Jch wünschte mit einiger Genauigkeit die Grundlagen und das Programm für die Berathungen des zu eröffnenden Kongresses zu kennen. Bezeichnet man im Voraus und im Einzeluen die Fragen , welche der Kongreß prüfen soll, fommt man über die seinen Arbeiten zu gebende Richtung überein,