1886 / 79 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 01 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Der Bundesrath trat heute zu einer Plenarsißung zusammen.

Die Schlußberichte überdie gestrigen oen des Reichstages und des Landtages befinden sih in der Ersten Beilage.

In der heutigen (79.)Sißung des Reichstages, welcher der Staatssekretär des Reichsjustizamts, Dr. von Selling, beiwohnte, theilte der Präsident mit, daß als Vor- lage der Freundschafts-, Handels- und Schiffahrtsvertrag mit dem Sultan von Zanzibar eingegangen sei.

Das Haus trat hierauf in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Ergänzung des 809 . der Civilprozeßordnung war.

Bei Sgluß des Blattes sprach der Abg. Dr. Meyer (Halle).

Jn der eutigen (54.) Sigung des Hauses der Abgeordneten, welher der Vize-Präsident des Staats- Ministeriums, Minister des Jnnern von Puttkamer, der Minister für e F Domänen und Forsten, Dr. Lucius, und der Finanz-Minister, Dr. von Scholz, nebst Kommissarien bei- wohnten, stand auf der Tagesordnung die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Béförderung deutscher Ansiedelungen in den Provinzen West- preußen und Posen. L

8. 1 lautet nah den Beschlüssen der Kommission:

Der Staatsregierung wird ein Fonds von 100 Millionen Mark zur Verfügung gestellt, um zur Stärkung des deutshen Elements in den Provinzen Westpreußen und Posen gegen polonisirende Be- strebungen durch Ansiedelung deutsher Bauern und Arbeiter

1) Grundstücke fäuflich zu erwerben,

; f soweit erforderlich, diejenigen Kosten zu bestreiten, welche ent-

iehen

a. aus der erstmaligen Einrichtung,

b. aus der erstmaligen Regelung der Gemeinde-, Kirchen- und

Sculverhältnisse

neuer Stellen von mittlerem. oder kleinem Umfange oder ganzer Landgemeinden, mögen sie auf besonders dazu angekauften

(Nr. 1) oder auf sonstigen, dem Staate gehörigen Grundstücken

errichtet werden.

Mit der käuflichen Erwerbung von Grundstücken is nur in dem Umfange vorzugehen, daß hinlängliche Mittel zur Bestreitung der nah Nr. 2 erforderlichen Kosten übrig bleiben. i

Jn Verbindung mit §. 1 kam folgender Antrag des Abg. von Huene zur Berathung:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen :

I. die Königliche Staatsregierung aufzufordern :

1) dasjenige statistishe und sonstige Material mitzutheilen, aus welchem hervorgeht, mit welhem Erfolge die polnishe Na- tionalität unter Verdrängung der vorhandenen deutshen Elemente, wie behauptet ift, versucht hat, sih auszubreiten ;

2) eingehende Mittheilungen über Art, Umfang und Erfolg der früheren Germanisirungsversuhe durch agrarpolitische Maß- regeln, wie folche seit 1830 getroffen worden sind, zu machen;

IT. die II. Berathung über den Geseßentwurf auszuseßen bis zur aeaung des verlangten Materials.

Der Abg. von Huene machte darauf aufmerksam, daß in der Kommission ein gleichlautender Antrag zurückgewiesen worden sei. Es scheine, man fürchte die Vorlegung des Materials, weil es Ee mit demselben bestellt sei, denn sonst brauchte - man ih doch vorx Angriffen niht zu fürchten. Die Regierung verweigere jede Auskunft über ähnlihe Maßregeln, die in den dreißiger Jahren getroffen worden seien. Er beantrage namentliche Abstimmung über seinen Antrag, damit sich zeige, welcher Volksvertreter bereit sei, Mittel zu bewilligen, ohne daß die Nothwendigkeit der Verausgabung klar nah- gewiesen sei.

__ Der Abg. von Rauchhaupt erklärte es für notorisch, daß die polnische Bevölkerung sih in den östlichen Provinzen in bedenktliher Weise vermehrt habe. Für diese Thatsache brauche der Beweis nicht erst geführt zu werden.

__ Der Abg. Dirichlet wies darauf hin, daß neben den pol- nischen Katholiken viele deutshe Katholiken in West-- preußen und Posen ansässig seien. Die Ta be- drängten die Deutschen nicht, sondern sie seßten sih an die Stellen, die von unzufriedenen Deutschen verlassen seien. Redner wandte sih hann gegen den Kom- missionsbericht, der sih leiht über das verfassungsmäßige Be- denken hinweggeseßt habe, das darin bestehe, daß die pol- nischen Preußen prinzipiell von dem Ankauf von Parzellen ausgeschlossen sein sollien. Das Jnstitut der Rentengüter, das eingeführt werden solle, unterscheide sich so gut wie gar niht von der Erbpacht. Auch auf konservativer Seite sei dieses Projekt s beurtheilt worden.

Der Abg. Dr. Wehr (Dt. Krone) meinte, daß die Vor- legung weiteren Materials unnüß sei. Fn den Debatten, in den Motiven der Vorlage und in der Kommission seien so aus- reichende Daten zur Muna der in Aussicht genommenen Maßregel mitgetheilt worden, daß diejenigen, welchen dies Material nicht genüge, wohl au dur die Vorlegung weiteren Materials niht würden zufriedengestellt werden können. Die

eltend gemachten Verfassungsbedenken seien hinfällig, da keine

rivilegien geschaffen werden sollten.

Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Kantak gegen 8. 1 der Vorlage.

Baden. Karlsruhe, 1. April. (W. T. B.) Auh gestern Nachmittag war das Fieber bei dem Erbgroßherzog E Abends war der Erbgroßherzog ganz fieberfrei.

er Gelenkshmerz i geringfügig, die Pleura-Ergüsse sind unverändert. i

_Oesterreih-Ungarn. Wien, 30. März. Der heutigen „Wiener Abendpost“ zufolge ist das Befinden des Erzherzogs Karl Ludwig ganz befriedigend, die Reconvalescenz schreitet fort, und werden deshalb keine Bulletins mehr ausgegeben.

Wie dasselbe Blatt mittheilt, ist die Erzherzogin Mar-

arethá gleihfalls an den Masern erkrankt. Das

ulletin lautet: Die Nacht etwas unruhig, Fieber mäßig, katarrhalishe Erscheinungen unverändert, Masernauss\chlag ver- läuft Dae

Wie der „Agramer Zeitung“ aus Pest berichtet wird, hat die kroatische Regnikolar-Deputation ihre meri- torishen Verhandlungen beendet. Vorgestern wurde das be- treffende Nuntium in leßter Lesung angenommen ; dasselbe wird nunmehr an den Präsidenten der ungarischen Deputation, Ladislaus von Szögyény-Marich, geleitet werden. Jm Ein- vernehmen der beiden Präsidenten wird binnen Kurzem der Zeitpunkt für den Zusammentritt beider Deputationen fest- gestellt werden.

A

Großbritannien und Jrland. London, 31. März. (W. T. B.) Das Unterhaus nahm heute nach kurzer Debatte in zweiter ‘eine von_ der Regiecung unter- stüßte Bill an, wodurch den Polizisten das Wahlrecht gewährt wird.

1. April. (W. T. B.) Nach dem Bericht des Schaßamts betrugen die Einnahmen des Staats in dem mit dem 31. Marz jaEienven Finanzjahr 89581 30}- Pfd. Sterl. gegen 110 Pfd. Sterl. in dem vorheV. Ee Finanzjahr. Unter den Mehreinnahmen befinden fi : 3 Millionen Einkommensteuer und 245 000 Pfd. Sterl. aus den C rag es der Post, unter den Mindereinnahmen 494 000 Pfd. Sterl. aus den Zöllen, 1 140000 Pfd. Sterl.

“aus der Accise, 335 000 Pfd. Sterl. aus Stempelerträgen und 167 000 Pfd. Sterl. diverse.

Die Nachrichten der „Times“ bezüglih des Stockens der Arbeiten der afghanischen Grenzkommission werden jeßt auch von der „Daily Nèws“ für unbegründet erklärt. Dem genannten Blatte geht aus bester Quelle die Meldung zu, daß die Nachrichten über Zerwürfnisse zwischen den englishen und russishen Kommissaren an der afghanishen Grenze völlig unrichtig seien, und daß die Arbeiten der Kommission einen N greichen Fortgang nehmen. Es E keinerlei Ursache für irgend welche Unzufriedenheit vor- handen. :

Calcutta, 24. März. (A. C.) Die heute ausgegebene amtlihe Zeitung veröffentliht den Ausweis des Finanz- Ministers, Sir Auckland Colvin über die Lage der Finanzen Jndiens. Danach betrugen im Fiskaljahr 1884/85 die Ein- künfte 70 690 681 Pfd. Sterl., die Ausgaben 71 077 127 Pfd. Sterl. Es verblieb sonach ein Defizit von 386 446 Psd. Sterl. Die revidirten Voranschläge pro 1885/86 sind: Ein- künfte 73508 100 Pfd. Sterl.; Ausgaben 76 488 900 Pfd. Sterl”; Defizit 2890600 Psd. Sterl. Dieses große Defizit ist nur durch die für die militärishen Vor- bereitungen in 1885/86 verursahten Ausgaben und die Kosten der Expedition nah Birma verursacht worden. Für das Paas 1886/87 find die Einkünfte auf 75 798 700 Pfd. Sterl. und die Ausgaben auf 75 616 500 Pfd. Sterl. veran- schlagt. Es würde sonach ein Uebershuß von 82 200 Pfd. Sterl. verbleiben. Der Finanz-Minister bemerkt: die indische Regierung habe eine schließlihe Vermehrung ihrer Aus- gaben von niht weniger als 2000 000 Pfd. Sterl. im Zusammenhange mit den militärishen Veränderungen, den \trategischen Eisenbahnen an der Grenze und den Küsten- vertheidigungswerken adoptirt. Andererseits haben sie ihre Hülfsquellen um etwa 800 000 Pfd. Sterl. durh Umwandlung der Gewerbesteuer in eine Einkommensteuer bereichert. Die Nas sei indeß durch die Ungewißheit in Bezug auf die

estaltung des Silberwerths verwickelt.

Frankreich. Paris, 31. März. (W. T. B.) Die „Agence Har verbreitet folgende Mittheilung: Die eitungen fagen: die Regierung habe die gestrigen Be- chlüsse dex Budget-Kommission angenommen. Die égierung hatte diese Beschlüsse weder anzunehmen, noch ah- lehnen ; dieselbe iiê)n éine unrichtige Auslegung er- ; hrên zu haben. Die Regierung hat nicht die Emittirung einer Anleihe von 1466 Millionen beantragt, sondern vorgeschlagen, 466 Millionen Rente zum direkten Umtausch gegen gegenwärtig im Umlauf befindliche Obligationen zu kreiren und sodann eine Anleihe im Betrage von einer Milliarde im Wege öffentlicher Zeichnung aufzunehmen. Diese Anleihe von einer Milliarde ist es, welche die Kommission auf 900 Millionen ermäßigt hat. 31. März, Abends. (W. T. B.) Fn der heutigen Sißung der Budget-Kommission hielt der Finanz-Minister Sadi Carnot den von ihm aufgestellten Plan in Vetreff des Gesammtbudgets und der Anleihe aufrecht und erklärte: er werde denselben vor der Kammer vertreten. Der Minister deutete dabei an, daß er zurücktreten werde, wenn sein Plan nicht angenommen werdén sollte. Nachdem der Finanz-Minister sich sodann entfernt hatte, beschloß die Kommission, daß 425 Millionen von den 900 Millionen der Anleihe durch öffentliche Subskription ausgegeben, die übrigen 475 Millionen dagegen dazu dienen sollen, einen Theil der s{chwebenden Schuld dur einfahen Umtausch gegen Rententitres zu konsolidiren. Die Kommission beschloß \chließlih, daß die Anleihe in 3prozentiger amortisirbarer Rente erfolgen soll. Alle diese Beschlüsse wurden mit geringer Majorität gefaßt. Andrieux wurde zum Berichterstatter der Kommission gewählt, lehnte aber dieses Mandat ab. Die weitere Berathung wurde auf morgen vertagt.

Jn Folge des allgemeinen Strikes in Decazeville wird die Ausdehnung des Strikes auf Cranzas und das Kohlenbecken im Departement Gard befürhtet. Da einige Banden belgischer Strikenden sih der Grenze nähern, sind sofort Maßnahmen getroffen worden, um allen Eventualitäten zu begegnen; so sind u. A. Truppen requirirt worden, um die Zolllinien zu verstärken. Jm Departement Nord herrscht vollkommene Ruhe.

_— (Köln. Ztg.) Die „Agence Havas“ berichtet: Der Kriegs- Minister hat am 27. eine Abordnung des Pariser Ge- meinderaths empfangen, die ihm die dringliche Nothwendigkeit | der Schleifungder PariserNingmauer vorstellte. General Boulanger zeigte sich dem Gedanken, die Ringmauer dur eine neue Linie von Forts zu erseßen, sehr günstig. Ohne das Gesuch des Semer abzuwarten, hatte der Kriegs- Minister den General Richard bereits beauftragt, die verschiedenen Punkte zu bezeihnen, wo e R errichtet werden müßten im Falle einer theilweisen oder gänzlichen Schleifung der Ringmauer. General Boulanger will vorerst eine bloß theil- weise Schleifung vornehmen. Die Ringmauer is im Ganzen 36 km lang. Man finge damit an, die 18 km zwischen Auteuil und Romainville zu schleifen. Diese Zone ist am leichtesten zu vertheidigen. Sie is gleichfalls die. bequemste, insofern man den Grund veräußern und damit die Kosten der. Schleifung und der Errichtung der neuen Forts decken könnte. Jm Gegensaß zu dem, was gewöhnlich der Fall ist, hätte die Stadt keine Grundfläche zu enteignen. Sie würde im Gegentheil die Grundflächen der Kriegszone, nah Abzug eines Raums von 72 m Breite zur Errichtung eines doppelten, mit Bäumen bepflanzten Boulevards, verkaufen können. Man meint, die theilweise Schleifung sei nur noch eine Frage der Zeit, d. h. der nöthigen Zeit, um die neuen Forts abzustecken und zwischen der Stadt und dem Staat einen finanziellen Vertrag abzuschließen. :

Türkei. Konstantinopel, 31. März. (W. T. B.)

Die Pforte richtete an dén Fürsten von Bulgarien das dringende Ersuchen, von seinen Einwendungen

„in Stadtshulen mit russischer Unterri

geen seine Ernenuung zum Gouverneur von Ostrumelien auf ahre abzustehen. Die Pforte ersuchte gleichzeitig die

Mächte, in gleihem Sinne in Sofia auch fernerhi i zu werden. H fernerhin vorstely

Serbien. Belgrad, 31. März. (W. T. B. nin, welher vom Könige mit der bung ae Ÿte Kabinets beauftragt war, lehnte die Uebernahme uen Auftrages ab und wiederholte seine Bitte um Genehmi der Demission. Der König nahm darauf die Entlassurs

an und beauftragte Ristics mit der Neubil iy Kabinets. ildung dez

Rußland und Polen. St. Petersburg,

(W. T. B.) Der Kaiser und die Kaiserin“ find r

d gester

u den leßten De

ritte der Mäghte fn zu bewegen, bemerkt gz oUurg : „Man begreift

des Fürsten ; allen L avitietter | Alexander

1 von alle der betreffen Entschluß gefaßt ist, scheint es, daß der bulgarige Regierung nur übrig bleibt, sich zu unterwerßey es handelt sich um eine Transafkftion, aus welcher Bulgatie: eines Tages definitive Lösungen hervorgehen lassen fan wenn man die Weisheit besißt, keinen neuen Konflikt und keine neuen Komplikationen hervorzurufen, g daß dadurch die Mächte veranlaßt werden könnten ihr Entgegenkommen zu bedauern. Es is ein soyale Versuch, aus welchem Bulgarien alle Vortheile ziehen kann, wenn es denselben in einer entsprechenden Weise handhaben will. Das Journal führt aus, daß die Situgatiqy im Orient keine radikalen Lösungen vertrage, und daß eine gewisse Unklarheit fic den Verhältnissen von selbs aufdränge. Die gegenwärtige Transaktion erscheint noth: wendig im Namen höherer FJnteressen, und wenn Rußland welches soviel Opfer für Bulgarien gebracht hat, es verlangt so hat es au das Ret darauf zu renen, daß seine Stinne A werde. Fürst Alexander hat den Frieden in Gefahr gebracht; er hat Verlegenheiten hervorgerufen, deren Trag: weite er niht hat ermessen können, die er aber auth nit in der Lage gewesen ist zu beschwören. Es bleibt ihm ali Nichts übrig, als sih zu unterwerfen, ohne sich länger mit den mehr oder weniger verhüllten Drohungen aufzuhalten welche aus Sofia gemeldet werden.“ /

Das „Journal de St. Pétersbourg“ vernimmt: die 6e rüchte über die Nihtzulasfung von Fremden israeli tisher Religion in Rußland seien übertrieben; es han: dele sih hierbei wahrscheinliÞ nur um die Zurückweisung von Personen, die von allen Mitteln entblößt seien.

nah Süd-Rußland abgereist. 1. April. (W. T. B.) aus Sofia, betreffend die S den Fürsten zur Nachgiebigkeit „Fournal de St. Pétersb ohne Mühe die Enttäuschung aber nachdem von

,

Der Minister von Giers, der Kanzlei-Direktor Gra

Lamsdorff und der Staatssekretär Fürst Obolenski he

geben sih am Sonntag nah Livadia und verbleiben daselb F

während des Aufenthalts des Kaisers und der Kaiserin. __Mit dem eg Tage führt die russische Post internationale Postkarten mit bezahlter Antwort ein und gestattet, daß internationale Drucsachen und Waarenproben-Sendungen mit kurzen handshriftlihen Notizen geschäftlichen Jnhalts versehen werden.

Der „Neuen Zeit“ zufolge wird mit der Umwandlung deutscher Kreisshulen in den baltischen S

ts)prache fortgefahren. spra

__ Süd-Amerika. Uruguay. (W. T. B.) Die „Agence Havas“ meldet aus Montevideo, vom 30. März: Di Aufständishen von Uruguay verfügen über bedeutende Hülfsmittel und erhalten namentlich aus der Argentinishen Republik Verstärkung. Die Regierung von Uruguay trift die nothwendigen Maßnahmen zur Unterdrückung des Auf standes. Die Beziehungen zwischen Uruguay und Argentinien werden als sehr gespannt bezeihnet. Die Regierung von

Uruguay wird ein Rundschreiben über die Haltung Argen: |

tiniens an die Mächte richten.

__Dem „Reutershen Bureau“ wird aus Buenos Aires vom 31. Yârz telegraphirt: Nach einer hier einge troffenen Nachricht ist es in U ruguay zu einem blutigen Zusammentreffen zwischen den Regierungstruppen

und den Aufständischen gekommen, in welchem die Leh F

teren den Sieg davon getragen haben.

Zeitungs8ftimmen.

Die „Rheinish-Westfälische zum 1. April:

Fürst Bismarck tritt heute in sein 72. Lebensjahr. Wir glaubei uns der vollen Zustimmung unseres gefammten Leserkreises versichet halten zu dürfen, wenn wir in seinem Namen dem bewährten Ministe unseres Kaisers, dem ersten Kanzler des hauptsächlich durch ih wieder errichteten Deutschen Reiches ein herzliches Glückauf zurufen, Giebt cs doch kaum im ganzen Deutschen Reiche eine Gegend, welche, wie die der rheinish-westfälischen Industrie, dem Fürsten Bismarck ‘zu Dank verpflichtet ist. Hier verbindet sich mit der gerechten Würdigung feiner Verdienste um die Einigung des Reichs und die geniale Leitung der auswärtigen Politik, die man selbst au der Seite der Feinde des Kanzlers gegenwärtig hin und wieder a treffen kann, vor allem die Erkenntniß des großen Werkes, welch gurst Bismarck auf dem Gebiete der inneren Politik geschaffen hat.

önnte der Reichskanzler auch nur auf das, was in dieser Beziehung während der leßtvergangenen zehn Jahre auf seine Initiative hin 6 hafen worden, hinweisen: das allein würde ihm für alle Zeiten ei dankbares Andenken im Herzen des Volkes sichern. Die wirthschaftlidt Reform, die Reform der Steuergeseßgebung und endlich vor allem dit großen sozialpolitishen Geseße, durch welche Deutschland ret eigentli erst dem früher so oft erhobenen Anfpruh auf den Staat der Humanität, der Menschlichkeit par excellence gerecht geworden is haben den Hauptinhalt der kanzlerischen Thätigkeit in dies geit gebildet. Die Erfahrungen und Ereignisse eines jedes neun Jahres zeigen, daß sih Fürst Bismarck auch hier wieder als del \charfblickende, die Entwickelung der Zeiten sicher voraussehen: Staatsmann bewiesen hat. Noch vor wenigen Tagen stellte Ul Bismarck dies als sein Programm hin, daß er sich für die lele 15 Jahre des Friedens, deren sich Deutschland zu erfreuen att, vorgeseßt: „die Herstellung der Zufriedenheit durch Verminderung des Hruckes der öffentlichen Lasten, die Durchführung der sozialistische! Reformen“. Wenn zu alledem bisher nur der Anfang gemacht worde wenn der Kanzler auch jeßt noch die volle DurWführung seines Je ramms in weiter Ferne sieht, so weiß leider jedèrmann, daß nicht urs Bismarck die Schuld dafür trägt, sondern die Zerfahrenheit unserer poli tischen Parteien, die diesen Plänen wenig günstige Zusammenseßung des Reichstages, die Beeinflussung und Vergiftung des öffentlichen Lebens dur die Agitation gewissenloser Demagogen , deren Existenz eben auf d dauernden Unzufriedenheit breiter Schichten der

den drückenden Gemeindesteuern als seine Aufgabe hingestellt. oft sind dem Meichstag zur Vollendung dieser Aufgabe

Zeitung“ schreibt

i evölkerung beruht V Wie oft hat der Neichskanzler die Entlaftung der Bevölkerung 15 F

wobl Fs

te und vorbereitete Steuerreformgeseße vorgelegt worden. tus da rbeit der Volksvertretung hat sie entweder ganz ver- worfen oder ihre Tragweite so gekürzt, daß sie Stückwerke geblieben sind. Noch in den leyten Tagen war das Volk Zeuge von der Oberflächlichkeit, mit der der Reichstag \sich gewöhnt hat, Die Norlagen der Regierung zu behandeln. Was Wunder, wenn den Fürsten Bismarck bei der zweiten Lesung der Branutwein-Monopol- vorlage der Unmuth faßte und et den Reichsboien die gerechten Worte entgegenricf: „I bin überzeugt, daß Diejenigen, die unter der Fort- dauer der gegenwärtigen Zustände leiden, Diejenigen, die ausgepfändet werden, die ungerechte Steuern zahlen müssen, die Gemeinden, die un- erträgliche Lasten tragen müssen, die Beamten, dieverkommen, der Meinung sein werden, daß das erhalten des Reichstages dem Vertrauen, in welchem ihm die Schlüssel der Hauptrevenuen anvertraut sind, niht entsprochen hat.“ In der That, wenn etwas das Volk aufrechterhält in feiner Hoffnung, daß es der Regierung unseres Kaisers doch {ließlich ge- (rben werde, auch denjenigen Theil der Pläne des Fürsten Bismarck, der bisher noch unausgeführt bleiben mußte, zur weiteren Festignng der inneren Einrichtung des Reiches zu vollenden, so ist es niht sowohl das Nertrauen auf den Reichstag, sondern das Vertrauen auf den ReihS- fanzler selbst, dessen Ideen sih immer, nahdem der Widerstand gegen die- selben glücklich überwunden war, als heilsam für unser Vaterland er- wiesen haben. Wem anders als dem Fürsten Bismarck ist in leßter inie hauptsählich zu verdanken, daß gegenüber den traurigen ZU- ständen in Belgien das deutsche Volk und namentli die industriellen Kreise innerhalb desselben sich voll versichert halten, vor derartigen Ausbrüchen der Leidenschaft bewahrt zu sein. Ist es doch neben der privaten Fürsorge, welche die Arbeitgeber in Deutschland den Arbeitern seit Jahren haben zu Theil werden lassen und welche die Beziehungen der beiden Berufsstände zu einander in viel freunD- liherer Wei e gestaltet haben als das in Belgien der Fall ift, vorzugsweise die aus der Jnitiative des Reichskanzlers hervorgegangene bisherige sozialpolitische Gesetzgebung, die, mit voller Uebereinstimmung und unter wesentliher Mithülfe der Arbeitnehmer zu Stande ge- fommen, eine andere Empfindung gar nicht aufkommen läßt. Dieses Gefühl der Dankbarkeit und der Zufriedenheit, von dem Beide, sowobl Arbeitgeber wie Arbeitnehmer, gerade in diesem Augenblicke dem Reichskanzler gegenüber durhdrungen sind, wird für ihn, den Freund des Volkes und Förderer seines Wohles, nicht die kleinste Gabe sein, welche dem Fürsten Bismarck an seinem heutigen Geburtstag

dargebracht wird.

Der heutige „Hannoversche Courier“ fagt 1n seinem Leitartikel : i

Heute vor einem Jahre entflammte in ganz Deutschland unD weit über des Reichs Grenzen hinaus die Begeisterung zur Feier Des siebzigsten Geburtstages des R Bismarck, des Begründers deut- scher Einheit nnd Freiheit. ohl wissen wir, daß er niht aus fi selbst heraus das Reich geschaffen hat, daß er nur aufgebaut, wo taufend Andere vor ihm in Wort und That den Grund gelegt, aber ohne ihn, ohne sein mächtiges Wollen, ohne feine Genialität, ohne feine volle und ganze Hingabe an das Vaterland würden wir heute kein Deutsches Reich haben ; darum gebührt dem Kanzler der ungef chmälerte Ruhm, der Begründer von Deutschlands Einheit zu sein. Und nicht nur seiner Einheit, au seiner Freiheit. Hätten Preußens Heere bei Königgräß versagt, wäre Preußens genialster Staatsmann aus dieser Welt abberufen worden in den Tagen der Entscheidung mit Deutschlands Einheit wäre au seine Freiheit dahin gewesen. Wir sprechen niht von der politischen, von der Vereins- und Versamm- lungsfreiheit, sondern von jener, die shwerer wiegt, als alle jene zu- sammengenommen, von der Freiheit des Vaterlandes...

Der Kanzler vollendet heute sein 71. Jahr: wenn er zurückshaut auf seinen Geburtstag vor 20 Jahren! Damals in voller ManneS8- fraft stand er an dem entscheidenden Wendepunkt seines Lebens, in seiner Hand lag das Schicksal Deutschlands, Europas. Schon rasselten die Schwerter in den Scheiden; auf beiden Seiten trieben die Dinge mit elementarer Gewalt zu“-einem Kampfe auf Tod und ben. Hätte Bismarck in diesen Tagen auch nur einen Schritt zurü ck- gethan, so wäre Preußens und Deutschlands Geschik auf Jahrzehnte hinaus besiegelt gewesen. Diese Betrachtungen drängen sich unwillkür- lih auf, wenn man erwägt, daß in diesem Jahre sich das zweite De- cennium vollendet, seitdem auf den Schlachtfeldern in Böhmen die eisernen Würfel fielen. Jeder Deutsche, der damals die Schikung pries, welche des Sieges Lorbeer an die preußischen Fahnen knüpfte, dem wird auch heute. die Brust voll Dank erfüllt sein, daß es uns beschieden is, auch heute noch, nach zwanzig Jahren, den greifen Königlichen Feldherrn mit der Kaiserkrone auf dem Haupte, und den Kanzler, des Deutschen Reichs wahrhaften Erzkanzler, an der Spiße des Vaterlandes in geistiger und körperlicher Nüstigkeit ihres {weren Amts walten zu sehen. R

Wer vor wenigen Tagen des Kaisers Wilhelm neunzigsten Ge- burtstag mit jubelndem Herzen beging, der wird auch scinem ersten Paladin zum einundsiebzigsten Geburtstage aus voller Brust Die Segens- und Glückwünsche darbringen, welhe für das Dasein des Kanzlers allein nod) Werth haben können: daß es ihm beschieden fein möge, das Werk, dem er sein Leben geweiht hat, noch in langen, langen Jahren zu hüten und nah allen Seiten hin auszubauen und zu vollenden, damit es auf Jahrhunderte hinaus jedem Ansturm feindlicher Mächte ohne Wanken und Schwanken widerstehe. :

Der Kanzler hat auch in dem verflossenen Lebensjahre der Welt unwiderleglih bewiesen, daß er, obwohl das krieg8geübteste Heer, das die Welt je gesehen, seinen Forderungen den gewichtigsten Nachdruck zu geben bereit steht, ein Mann des Friedens ist. .

Mit welch? nimmer rastender Sorge der Kanzler für das WoHl des seiner Leitung anvertrauten Reichs bemüht ist, hat er uns erst von Neuem wieder in der lebten seiner großen Reden gezeigt. Wenn au aus innerster Ueberzeugung sih ergebende Bedenken gegen Das von ihm befürwortete Branntwein-Monopol viele sciner Anhänger aus den Reihen der nationalgesinnten Liberalen in dieser Frage in die Opposition gedrängt haben, so haben si do diese um so weniger den ernsten der Zukunft S{hleier lüftenden Worten des Fürsten ent- ziehen können, mit denen er seine Rede \{chloß. Nicht eine Drohung klang uns daraus hervor, sondern eine ernste, an das ete VaterlanD8- gefühl gerichtete Mahnung, über kleinlihem Parteigezänk und Fraktions8- intriguen nit die Gefahr zu übersehen, welhe dem Bestand des Reichs droht, wenn die Volksvertretung, statt die wahren und unveräußer- lihen Interessen des Volks wahrzunehmen, ihre Kräfte in unfrucht- barer Wortdreshherei und Parteiverblendung vergeudet. Was Der Kanzler schon so oft vergeblich den Volksvertretern ins Gewissen ge- rufen: über den E nicht die allgemeine Wohlfahrt und die Chre des Staates aus den Augen zu verlieren, das sollte fi ch Jeder tief in das Gedächtniß einprägen, der berufen ist, an dem ge- meinen Wohl. werkthätig mitzuarbeiten. Wohin wir sehen, überall erblicken wir jenseits der Grenzen des Reichs Unsicherheit und Zer- fahrenheit in der Leitung der Staatsgeschäfte und dem entsprehend eine immer mehr und mehr zu Tage tretende Auflösung der bestehen- den sittlihen Ordnung, so daß wir, ohne Pharisäer zu sein, der

Ugung des Himmels nicht dankbar genug sein können, welche dem Staats\chif „Deutschland“ in diesen Tagen der drohenden Stürme 10 wetterfeste Piloten \{enkte. In \olhen Zeiten vermögen Maßz- regeln wenig oder nihts, wohl aber Männer von Talenten, Energie und Charakter, das hat Canning {on vor einem halben Jahrhundert den Politifern zugerufen, welhe immer nah Maßregeln \chrieen.

Bohl uns, daß wir einen Bismarck am Steuer wissen, aber wir dürfen auch nit ershlaffen, ihm mit allen Kräften beizustehen, woo es des Vaterlandes Wohl und Wehe gilt.

¡7 Die in Stuttgart erscheinende „Deutsche Reichs - post“ schreibt zum heutigen Geburtstage des Reichskanzlers : Gewiß mit s{chwererem Herzen als je cinmal tritt der große Eier des Deutschen Reiches, Fürst Bismarck, der Mitbegründer Der Einheit unseres Vaterlandes, diesmal sein neues Lebensjahr an. Mit trübem Bli s{haut er hinaus auf die Zukunft der Shöpfung Des geeinigten Reiches, weil er auf allen den Wegen, die er zur Stärkung des Reiches, zur Sicherung seines Bestandes, zur Erleichterung seiner

Lasten cins{lägt, Gegner findet, dic nur den Einen Wuns im Herzen E. tus Reih nicht innerlich stark werden zu laffen, weil sie fühlen, dat damit ihren beillosen Sondergelüsten das Kreuz gebrochen würde. Msöge er nicht muthlos werden în dem Kampf gegen, kleine Geister, welche theils ihre Zeit nit verstehen und in un egreiflicher Verblendung den herrlihen Bau des einigen Vaterlandes REReN, theils in fluchwürdigem Haß gegen den treuesten Diener seines Kaisers und seines Vaterlandes selbstsüchtige Pfade wandern, unbekümmert um des Vaterlandes Blühen und Gedeihen. Und wenn den tapferen Kanzler Etwas ermuthigen und mit Hoffnung erfüllen kann am heutigen Tage für seinen chweren Kampf, so ist es gewiß auch das Bewußtsein, daß Hunderttausende von treuen Herzen, die das Reich in WaHebeit lieben, heute im Gebet seiner gedenken vor dem Throne dessen, welcher der Völker Loose und Geschicke in seinen Händen trägt.

In demselben Blatt lesen wix ferner: ;

Ein Zeugniß über die deutshe Induftrie und das Kunstgewerbe aus dem Munde eines Franzosen darf wohl Anspru auf Beahtung erheben. Marius Vachon, ein Redakteur des „Journal des Débats“, hat 2 Monate lang die Schweiz und Westdeutschland bereist, um deren Industrie und Kunstgewerbe zu studiren, nachdem er früher bereits im Auftrage der Regierung die deutshen Musterlager besucht und beschrieben #3 Drei Wochen verweilte er in Köln und Um- gegend und nahm überall eine „unglaublihe mit höherer telligenz geleitete Rührigkeit“ wahr: „In den fkleinsien Städten erheben sih zahlreihe neue Gebäude, einige von {lechtem Geschmack von zweifelhafter Architektur, aber alle tragen die Spur einer be- harrlihen Anstrengung zum Schönen und einer HKunsterziehung, die fich allmählich vervollkommnen wird. Die Organisation des öffentlichen Unterrichts ist bewunderungswürdig. Fast jede Stadt hat ihre Schule, in der die Arbeiter niht nur in der Handfertigkeit, fondern auch im guten Geschmack unterrihtet werden. .… . Die Gefahr für uns liegt nit blos in der Quantität der deutshen Erzeugung, sondern au in der Qualität, die sich unter dem Einfluß dieser Kunsterziehung täglich verbefsert.

“— Der „Schwäbische Merkur“ schreibt: i

„Noch vor wenigen Jahren versicherten liberale Gelehrte, wie Emile de Laveleye : nirgends sei der Sozialismus weniger gefährlich als in Belgien; dort halte die Internationale ihre Kongresse, nichts \{ränke ihre Thätigkeit ein, sie erfreue si vollständiger Preß-, Ver- eins- und Redefreiheit, und doh sei die Orvnung nirgends sicherer gewährleistet, denn die Freiheit sei das beste Schußzmittel gegen die Gefahren extremer Schulmeinungen. Ganz dieselbe Lehre, wie wir sie im Deutschen Reichstag gepredigt hören, wenn es gilt, die Gesellschaft zu fchüßen gegen den Mißbrauch der Freiheit dur gemeingefährliche Bestrebungen. Daß es nicht genügt, zu warten, bis aufreizende Worte in verbrecherishe Thaten umgeseßt sind, das zeigt eben das Beispiel Belgiens. Dieser Staat hat . seine Lebensaufgabe in die Aus- bildung der konstitutionellen Theorie geseßt; mit mathematischer Regelmäßigkeit wechselten die beiden Parteien, die Liberalen und die Klecrikalen, in der Regierung des Landes ab, je nahdem das Stimmreht die Einen oder die Anderen begünstigte. Dieser Parteikampf füllte das ganze politishe Leben aus, und für die ernsten Aufgaben des Staates blieb weder Zeit noch Neigung. Weder Klerikale noch Liberale zeigten Interesse dafür... Die Arbeitergeseßz- gebung ist nirgends so weit zurück als in Belgien, obwohl nirgends verbältnißmäßig eine so zahlreiche Arbeiterbevölkerung ist. Auch das gebört ja zum liberalen Musterstaat, daß man die Dinge gehen läßt, wie fie gehen, und dem Staat sein Eingriffsreht möglichst beschneidet.“

Armee - Verordnnungs- Blatt. Nr. 9. Inhalt: Formations- 2c. Aenderungen aus Anlaß des Etats 1886/87." Üebungen der Ersatz-Reservisten im Etatsjahr 1886/87. Ab- änderung der Instruktion für die Artilleriedepot-Inspektionen. -— Dis lokation des Brandenburgischen Train-Bataillons Nr. 3. Be- \chwerden über die Beschaffenheit der an die Truppen im Jahre 1885 verabreihten Naturalien. Fortfall des Gewichtsausschlages bei dena Heu- und Strohankäufen der Magazin-Verwaltungen. Nachträge zur Zusammenstellung der in der Land- und Küsten-Artillerie vor- handenen Geschüßrohre, Laffetten, Proßen und Fahrzeuge 2c. Ver- pflegungszuschüsse für die Garnisonen im Bereiche des 11. Armce- Corps, sowie für die Garnison Uelzen im Bereiche des X. Armee- Corps für. das 2. Quartal 1886.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 134. Inhalt: Nichtamtliches: V. Verzeichniß der Berichte der technischen Attachés. Zur Hausshwammfrage. Die Preisbewerbung für Entwürfe zu einem Lagerhause in Frankfuri a. M.

Neichstags - Angelegenheiten.

Flensburg, 31. März. (W. T. B.) Bei der Reichstags- na chwahl im hiesigen Wahlkreise erhielt der deutsche Kandidat Gottburgsen (nationalliberal) 7320 St., der Däne Johannsen 4145, der Sozialdemokrat Heinzel 2256 Stimmen.

Statistische Nachrichten.

Das Februarheft der Zeitschrift des Kaiserlichen Statistischen Amts „Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ enthält außer den auf den betreffenden Monat bezüglichen oi über den Waarenverkehr, die Zuckerproduktion, die Preise und die Auswanderung folgende Arbeiten : 1) die deutsche Seeshifsfahrt im Jahre 1884 bezw. am 1. Januar 1885; 2) vor- läufiges Ergebniß der montanstatistishen Erhebungen im Jahre 1885; 3) die vorläufigen Ergebnisse der Volkszählung am 1. Dezember 1885 im Deutschen Reich.

_— Nach den „Mitth. der Gr. Hessischen Centr.-St. für Landes- statiftik“ wurde die Landesuniversität Gießen im Winter- jemefter 1885—86 von 536 Studirenden (424 Hefsen und 112 Nicht- hessen) besucht, davon 103 Neuimmatrikulirte. Die meisten Studi- Lo gehörten der medizinischen (103) und der theologischen Fakultät

dd an.

/ In den höheren Mädchenschulen zählte das Grobleriogtbum irm Sculjahr Ostern 18834—85 31 ines und 4 Vorschhulklassen mft 26 ordentlichen Lehrern, 12 ordentlichen Lehrerinnen, 16 außer- ordentlichen Lehrern und Lehrerinnen und 1315, am Schlusse des Schuljahrs 1205 Schülerinnen. o i Á

Die Zahl der einfachen Volksfchulen belief sich im Früh- jahr 1885 auf 987, davon nach dem Bekenntniß 872 gemeinsame, 56 evangelische, 56 fkatholishe und 3 israelitishe; nah dem Geschlecht 914 ganz, 39 zum Theil gemischte, 34 ganz getrennte; nach den Klafsen 558 ein-, 227 zwei-, 103 drei-, 60 vier-, 39 mehrklassige; 551 ohne, 436 mit Schulgeld. An Lehrern waren, ohne die be- sonderen, 2198 (2037 Volks\chullchrer und 161 Lehrerinnen) angestellt. Die Schulen besuchten 164 850 Kinder, und zwar 81 962 Knaben und 82888 Mädchen ; 110 852 Evangelische, 49 570 Katholiken, 3195 Juden und 1233 anderer Konfession. Auf 1000 Einwohner kamen alli 176,1 Schulkinder, auf 1 Schule 168, auf 1 Lehr-

elle 75.

Von den Fortbildungsshulen waren 767 ein-, 76 zwei-, 32 drei- und mehrklassig; fie wurden von 21 283 Schülern besucht (14 739 evangelischen, 6112 katholischen, 280 jüdishen und 144 anderer Konfession). Auf 1000 Einwohner kamen 22,7, auf 1 Schule 24,2, auf 100 Volks\{huls{hüler 26 Fortbildungs\chüler.

An Privatunterrichtsanstalten waren 70 vorhanden, darunter 47 konfessionell - gemeinsame, 8 evangelische, 10 katholische, 5 f{S8raelitishe; 16 für Knaben, 36 für Mädchen, 18 Us An diefen Schulen, die von 4973 Kindern besucht wurden (1400 Knaben, 3573 Mädchen; 2042 evangel, 2063 kath., 838 israel. und 30 anderer Konfession) wirkten, ohne die besonderen, 317 Lehrkräfte (158 Lehrer, 159 Lehrerinnen).

In--

Die Zabl der erweiterten Volks\{ulen betrug 17 (4 für Knaben, 5 für Mädchen, 8 gemischte) mit 86 Lehrern und 17 Lehrerinnen und 3527 Schülern (1807 Knaben, 1720 Mädchen; 2715 evangel, 519 fathol., 170 iêrael. und 123 anderer Konfession).

Die Staats\chuld der australischen Kolonien. Am Schlusse des Jahres 1885 belief sih die Staats\{huld aller australischen Kolonien auf 136 795450 £. Diese gewaltige Summe vertheilte sich auf die einzelnen Kolonien nach den Angaben der „Deutshen Rundschau für Geographie und Statistik“ wie folgt:

Kolonien Staats\chuld auf den Kopf der Bevölkerung

Neusüdwales 35 580 000 £ 36 £ 18 fh. Victoria . 99 362 000 29 12 Oueensland . . 19 070 850 57 19 Süd-Australien . 17 087 600 53 7 West-Auftralicn 1165 000 34 5 Neuseeland . 31 108 000 52 14 Tasmania 3422000 , S WO- zusammen . 136 795 450 E i 40 £ 11 fh.

Troßdem bringt man den neuen Anleihen der Kolonien, nament- lih an der Londoner Börse, Vertrauen entgegen. Die vierprozentigen Konsols notiren in London über pari und die Kolonie Neusüdwales aper ihre leßte Anleihe von 5x Millionen Pfd.-Sterl. zu 3# pCt. plaziren.

Kunft, Wissenschaft und Literatur.

Im Kunstverlage der Hofbuchhandlung Herm. I. Meidinger, Berlin C., Niederwallstraße 22, erschienen soeben die vortrefflih aus- Uai lebens8großen Brustbilder des Kaisers und des

‘ronprinzen, und zwar in gleicher technischer Vollendung wie die unlängst von demselben Verlage vcröffentlihten Bismarck- und Moltke- Porträts. Dicfe neuen Porträts haben, neben aller Aehnlichkeit des seelishen Ausdraks, eine Vornehmheit der Durchführung und Ausftattung zu eigen, die sie zur Zier für jeden Salon geeignet macht, während der billige Preis (das Blatt kostet, auf weißen Carton 60:80 Ctm. gelegt, nur 3 Mark) den Erwerb diefer hervorragenden Kunstblätter auch dem weniger Bemittelten ermöglicht,

Von dem trefflichen militärishen Handbuh: „Der Dienst des Infanterie-Unteroffiziers, von F. G. Graf von Wal- dersee, Königlich preußishem Generallieutenant“, das seit seiner 1. Auflage 1842 in Tausenden und aber Tausenden von Exemplaren in der Armee verbreitet ist, liegt jeßt die siebzehnte Auflage vor. Die- selbe ist unter Berücksichtigung der neuesten Bestimmungen von dem Grafen A. von Waldersee, General à la suite des Kaisers und Königs und General - Quartiermeister feit der 12. Auflage Herausgeber des Bus umgearbeitet, im Verlage von N. Gärtners Verlags- buchhandlung (Hermann Heyfelder), Berlin, Schönebergerstr. 26, er- schienen. Das Kapitel XVI „Die Schießübungen““ hat eine voll- ständige Umarbeitung und bedeutende Erweiterung erfahren. Während dasselbe in der sechzehnten Auflage §. 90 „Die Vorübungen zum Scheibenschießen““, §. 91 „Verhalten bei den Schießübungen selbst“ und §. 92 „Allgemeine Beförderungsmittel der Schießfertigkeit umfaßte, seßt cs sich jeßt zusammen aus: §. 90 „Material und Ein- richtungen für das Schießen“, §. 91 „Ausbildungsmethode“, §. 92 „An- schlag“, §. 93 „Verhalten bei den Schießübungen felbst“, §. 94 „Be- stimmungen über den Dienst bei der Scheibe“, § 95. „Schießprämien und Schütenabzeichen“, §. 96 „Allgemeine Grundsäße für die Ver- wendung des Infanterie-Gewehrs M. 71“, 1) „Feuerwirkung“, 2) „Halte- vorschrift“, 5) „Anwendung der Misère“, 4) „Feuerleitung“, a. „Wahl der zweckmäßigsten Stelle zur Entwickelung der Truppe“, b. „Richtige Bemessung der Stärke der zur Aufnahme des Feuergefehts bestimmten Truppe und sahgemäße Entwickelung derselben“, e. „Wahl des richtigen Moments zur Eröffnung des Feuers“, d. „Wahl des Zieles“, e. „Er- mittelung der s bezw. Erschicßen der Visirstellung“, f. „Be- stimmung des erforderlichen Visirs“, g. „Angabe der Art des Feuers“, h. „Beobachtung der Wirkung des Feuers“, §. 97 „Das Entfernungs- \{chäten“, 1) „Allgemeines“, 2) Ausbildungêëgang“, A. „Vorbereitende Uebungen“, B. „Schätzen von Entfernungen bis 2/0 m“, C. „Schäßen von Entfernungen bis 400 m“, D. „Säßen von Entfernungen bis 800 m“, E. „Schäßen von Entfernungen zwischen 800 und 1200 m“, 8. 98 „Schießübungen mit dem Revolver“. Bei Kapitel XVI[T „Der Garnifon-Wachtdienst“ sind im Vergleih zur fechzehnten Auflage die 8. 107 „Honneurs der Schildwachen“ und 108 „Verhalten der Scildwache vor dem Gewehr“ zusammengezogen in §. 114 „Honneurs der Schildwachen “; neu hinzugefügt ist §. 117 Paroleausgabe, Kirchenbesuch, Trauerparaden.“ Gewiß wird die bedeutende Er- weiterung, welche dem seit 44 Jahren wegen feiner praktischen Brauchbarkeit in der Armee ungemein beliebten Buche geworden ift, einer sympathishen Aufnahme begegnen. s :

Im Verlage von G. Freytag in Leipzig erscheint in 16 Lie- ferungen zuje1 Æ: „Vögel der Heimath, unsere Vogelwelt in Lebens bildern“ von Dr. Karl R Der bekannte Verfasser will in diefem Werke alle in Deutschland, Oesterreih-Ungarn und der Schweiz heimischen Vögel familien-, arten- und gruppenweise, meist nach seinen eigenen reihen Beobachtungen schildern und die Leser da- durch anregen und erheitern, sie auf die Herrlichkeit unseres heimischen Naturlebens und auf die Schönheit der bei uns wohnenden Vögel aufmerksam machen, vor Allem aber auch belehren. Die vorliegende erste Lieferung des Werks, welches Vogelleben, Vogelliebe und Vogelehe, Sang und Klang, Nestbau und Brut, Wanderleben, den harten Kampf ums Dasein, den Menschen und die Vögel, des Vogels Tod und Begräbniß, die Sänger, unter ihnen speziell die Nachtigall und andere Singvögel behandelt, berehtigt zu den höchsten Erwartungen. Der Verfasser bietet ein reihes wisenschaftlihes Material in einer popu- lären, humoristish-gemüthlihen Form, die das Werk für jeden Ge- bildeten zu einer anziehenden Lektüre macht. Die beigegebenen Ab- bildungen in Farbendruck, deren Zahl sih auf 120 erstrecken wird, . sind vorzüglich ausgeführt, auch die Ausstattung, Druck und Papier ist sehr sauber.

Im Verlage von Alerius Kießling in Berlin, 8. Branden- burgstr. 64, erschien soeben in fechszehnter Auflage: Kießlings be- fannte Topographische Karte der Umgegend von Berlin im Maßstabe von 1 : 150 000, ein Terrain von 85 Qu.-Meilen um Berlin umfassend, in sauberem Farbendruck ausgeführt, mit Orts- verzeichniß, Preis 1 4 Ein besonderer Vorzug der Karte sind die fonzentrishen Kreise, welche die Entfernungen in Zwischenräumen von je # Meile (vom Dönhoffplaß aus gerechnet) in anshaulichster Weise zur Darstellung bringen. Die Karte is gegen die früheren Auf- lagen verbessert worden.

Die erste Nummer des 11. Quartals von „Mode und H aus“ Praktische illustrirte Frauenzeitung mit illustrirter belletristischer Beilage und Schnittmusterbogen (Erpedition Berlin W. 35, Lüßow- straße 81, Abonnementspreis pro Quartal 1 6) is uns soeben zu- egangen. Die Redaktion hat für eine Bereicherung des Inhalts der Baitshrift gesorgt. Das Modeblatt weist eine Fülle zweckentsprehender Sllustrationen auf. In der Arbeitsstube finden si viele, die mannig- fachsten praktischen Bedürfnisse deckende Handarbeiten = Dessins. Das „Haus“ enthält unter Anderen das Frauenbild: „Schwester Clara“, die Plauderei : „Er fürchtet si vor dem Heirathen“, Gesundheit- liches u. f. w. Die illustrirte belletristische Beilage bringt als Titel- bild das Porträt des Tenors des Königlichen Opernhauses, Hrn. Nicolas Rothmühl, weiter zwei humoristishe Bilder: im Walhalla- und im Deutschen Theater und Dichterfreudenz ferner an Erzählungen

„Orest und Pylades“ (Fortseßung), das Genrebild: „Ein Hochzeitstag“ ;

dann Plaudereien, Kunst- und Theaterkritik, Räthsel u. dergl.

Die in Leipzig und Berlin, den 3. d. M. erscheinende Nr. 2231 der „Illufstrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen : Professor Christian Roths, für die Berliner Jubiläums - Kunst- ausfstellung bestimmte Bismarck-Büste. Das Eisfeld in der Trave- münder Bucht. Nah photographishen Aufnahmen von Joh. Nöhrin in Lübeck gezeihnet von Ernst Heyn. Der Afrikareisende Gra Joachim Pfeil. Die elektrische Beleuchtung des Winterweges zwischen Kronstadt und Dranienbaum. Originalzeihnung von St. Schamota. Ein Ball der Sthriftstellergesellshaft Concordia în Wien. Originalzcinuny von W. Gause. (Zweiseitig.) Dex