1886 / 83 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 06 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

__Die Anzahl der jedesmal zuzulassenden Personen, „die Zeit und der Umfang der Versuhe werden von dem Vor- steher bestimmt.

8. 19

Wegen der Zulassung von anderen, für die Besichtigung der Versuchsanstalt si interessirenden Personen, insbesondere von FFaGgenossen, werden von dem Vorsteher mit Zustimmung

des Rektors besondere Norden getroffen. ¿M

s J: U.

Der Vorsteher hat die aus\chließlihe Leitung der in der Anstalt vorzunehmenden Arbeiten. Er bestimmt die Reihen- folge der Versuche, sowie die Maschinen, welche zu denselben benußt werden sollen. Er is dafür verantwortlih, daß zur Sicherung der in der Anstalt beschäftigten resp. zushauenden Personen die erforderlihen Schußmaßregeln getroffen werden. Die Assistenten, Gehülfen und Arbeiter haben den Weisungen, die er ihnen kraft seiner Befugnisse als Vorgeseßter und Leiter der Versuche ertheilt, E Folge zu leisten.

a A1

_Der Vorsteher hat das Dienstgeheimniß zu wahren und darf weder mündlih noh schriftlich über die angestellten Ver- suche und ihre Resultate an Unberufene Mittheilung machen. Die Assistenten und Gehülfen sind bei dem Eintritt in ihren Dienst auf das Dienstgeheimniß von ihm besonders hinzuweisen (vergl. §. 22). j /

995 Die Assistenten werden in der Regel auf dreimonatliche Kündigung engagirt, do ist in dem mit ihnen abzusGließenden Sie ras ausdrücklih hervorzuheben, daß Verleßung des Dienstgeheimnisses oder grobe Pflichtversäumniß, besonders bei der Handhabung der Apparate, den Vorsteher zur sofortigen Entlassung berehtigt. Der Umfang der einem jeden Assistenten zuzuweisenden Geschäfte und die einzuhaltende Arbeitszeit wird durch den Vorsteher bestimmt. Beschwerden gegen den Letßteren sind durch Vermittelung des Rektors an den Minister zu richten. L S 23; i _Den Assistenten ist es untersagt, in den Räumen der Versuchsanstalt ohne Auftrag des Vorstehers Versuche an- zustellen. Zur Abfassung von Berichten und Zeichnungen über die Versuhsanstalt für öffentlihe Blätter oder zur Ab- haltung von öffentlihen Vorträgen über dieselbe bedürfen sie der Genehmigung des a 4% Mid V 24,

Die Assistenten haben während der Herbstferien Anspruch auf einen je vierwöchentlihen Urlaub, der jedoch nicht gleich- zeitig angetreten und nah den Bedürfnissen der Anstalt ver- fürzt werden kann. Zu anderer Zeit kann ihnen der Vorsteher

bis zu 8 Tagen Urlaub ertheilen. der Genehmigung des Ministers. 25. Die an der Anstalt beschäftigten Gehülfen und Arbeiter werden von dem Vorsteher, und zwar in der Regel mit 14 tägiger Kündigungsfrist, angenommen. Der Vorsteher kann ihnen ohne Kürzung des Lohnes Urlaub bis auf drei Tage ertheilen. Beschwerden über die Assistenten oder Mitgehülfen und Mitarbeiter haben sie an den Vorsteher zu richten. Das Recht sofortiger Entlassung im Falle grober Pflichtwidrigkeit ist bei dem Eingehen des Arbeitsverhältnisses Seitens des Vorstehers vorzubehalten. S. 26.

Die von Privaten und Staatsbehörden zu zahlenden Ge- bühren werden nah Maßgabe der aufgewendc*en Zeit, der verbrauchten Materialien und der Abnußung der Apparate berehnet. Der Tarif wird durh die Kommission festgestellt.

__ Berlin, den 29. März 1886.

Für den Minister Der Minister für Handel ünd der öffentlichen

Gewerbe. Arbeiten. Boetticher. Maybach.

Ein längerer Urlaub bedarf

Der Minister der geistlichen, Un- terrihts- und Me- dizinal - Angelegen-

heiten.

von Goßler.

Von

Abgereist: Se. Excellenz der Wirkliche Geheime Ratl und Unter-Staatssekretär im Neichsamt des J L e ) nah Baden-Baden. 1 des „nnern, E,

4%tiges vormals Nassauishes Staatsanlehen vo 1000000 A1. d.d 1 Oftober l

Bei der am 10. d. M. stattgefundenen 35. Verloosuna de Partial-Obligationen des unter Vermittelung des Bankhauses E Herren M. A. von Nothschild & Söhne in Frankfurt a. M. negociirten 4°/otigen vormals Naffauischen Staatsanlehens von 1 000000 F. d. d, 1, Dffober 1851 find die nacverzeiGneten Obligationen zur Rücckzab! una auf den 30. Juni 1886 gezogen worden:

Litt, 1000 Fl. = 1714 M 29 S Nr. 2 23

Stück über 4000 Fl. oder 6857 M 16 S.

__ Litt. B. à 500 Fl. 857 M. 14 S Nr. 2 31 39 50 52 139 288 186 197 Js 308 349 370 390 396 422 465 470 482 511 526 526 700 707 713 753 757 781 798 799 = 30 Stü ü 5 000 Ne A 20s Stück über 15 000 Fl.

Litt. C. à 300 F[. 914 M 29 S Nr. 4 35 73 82 167 279 312 376 392 414 416 443 464 468 485 501 508 523 528 574 583 604 630 681 734 779 781 791 801 842 874 884 893 908 925 977 978 990 = 38 Stück über 11 400 Fl. oder 19 543 4 02 S.

_Litt, D, à 100 Fl. = 171 Æ 43 »§ Nr. 23 76 127 144 238 246 269 341 365 374 443 449 494 566 631 677 687 697 725 735 781 830 841 860 867 869 8396 944 949 965 1013 1087 1090 1093 1142 1148 1189 1196 1207 1219 1231 1239 1298 1316 1326 1331 1337 1344 1442 1546 1569 1593 1606 1618 1619 1650 1654 1658 1665 1671 1714 1743 1750 1756 1758 1766 1801 1804 1860 1890 1913 1928 1936 1952 1982 2 = 76 Stück über 7600 Fl. oder

as M. 68 3, zusammen 148 Stück über 38 000 Fl. oder 65 143 M Die Inhaber diefer Partial-Obligationen werden hiervon mit dem Bemerken in Kenntniß gesetzt, daß die Kapitalbeträge, deren Ver- zinsung nur bis zum Rückzahlungstermine stattfindet, bei folgenden Stellen erhoben werden können:

; „Bei dem Bankhause der Herren M. A. von Rothschild & Söhne in Frankfurt a. M, bei der Königlichen Regierungs-Hauptkasse in Wiesbaden und bei Jeder anderen Königlichen Regierungs-Hauptkasse, bei der Königlichen Staatsfchulden-Tilgungskasse in Berlin und b

der Königlichen Kreiskasse in Frankfurt a. M.

Die Auszahlung erfolgt gegen Nückgabe der Obligationen mit den dazu gehörigen Zinsscheinen Reihe 1V Nr. 7 und 8 und Zins\cein- Anweisung. _Dex Betrag der etwa fehlenden, unentgeltlih zurück- pen Zinsf\cheine wird an dem zu zahlenden Kapital zurüc- behalten. Soll die Einlöfung von dergleichen Obligationen weder bei dem vor enannten Bankhause, noch bei der Königlichen Regie- rungs-Hauptkafse hier oder bei der Königlichen Kreiskasse in -Frank- furt a. M., sondern bei einer der anderen Kassen bewirkt werden, so

29 61 =

Boetticher das Wort.

Abgeordneten, welcher der Domänen und Forsten Dr. LUcius, der Justiz-Minister Dr, Fried- berg und der Minister der geistlichen 2c. Goßler nebst Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tages- ordnung die | entwurfs, betreffend die versäumnisse

1845 niederen fkatholishen Schulen platten Lande von Schlesien und der Grafschaft Gla.

die der Abg. von hatte. Die Auswanderung nicht beeinflußt werden.

von Puttkamer wesen sei. Mit èem Zwange werde sich nichts erreichen lassen.

Sinne der ausgleichenden Gerechtigkeit zu müßten auch Maßregeln getroffen werden, damit nicht evan- gelische Kinder anders als katholische behandelt würden.

das Geseh nothwendig sei, man dazu schreiten müsse, da

auf die ganze Monarchie auszudehnen. Die Beshramarbe desselben auf einzelne Theile der Monarchie ließe den poli- tishen Charakter desselben ci | Die Bevölkerung Westpreußens seßhaft zu bleiben, und diese O E durh ein vejürchte, daß die Bezirksausschüsse nicht die nöthi jektivitä Se AN Mah, die z shüsje nicht die nöthige Objektivität

Goßler trat den Ausfü

e 1

zeichneten zur Prüfung einzusenden sind. Rükständig sind noch aus den Verloosungen : per 30. Juni 1880: D. 1029 per 30. Juni 1884: B. 176 630. C. 499 534 715. D. 412 458 723 776 994 1193 1284 1491 1720 1999, per 30. Juni 1885: B. 459 461 545 567 717 759. C. 677. D. 188 255 347 351 404 406 459 549 660 805 834 962 973 980 1143 1313 1450 1495 1607 1822 1827 1878 1930 __ Die Inhaber dieser Obligatiouan werden wiederholt zu deren Einlösung aufgefordert. Wiesbaden, den 13. März 1886. Der Regierungs-Präsident : von Wurmb.

Nichkamtliches. Deutsches Neic.

Preußen. Berlin, 6. April. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen heute den Polizei-Präsidenten, Freiherrn von Richthofen und nahmen hierauf in Gegenwart des Kommandanten und des General-Lieutenants von Winter- feld militärishe Meldungen sowie später die Vorträge des Chefs der Admiralität, General-Lieutenants von Caprivi, und des Chefs des Militärkabinets, General-Lieutenants von Albedyll entgegen.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin war gestern und heute im Augusta-Hospital anwesend.

Se. Kaiferliche und Königliche Hoheit der Kronprinz empfing gestern Vormittag 11 Uhr den General- Major z. D. Sasse und dann den Second-Lieutenant Freiherrn von Keyserlingk vom Grenadier-Regiment König Friedrich Wilhelm IV. (1. Pommerschen) Nr. 2. Um 12 Uhr wohnte Höchstderselbe einer Staatsraths- Sitzung bei. Abends 81/, Uhr erschien Deutschen Theater.

Se. Kaiserlihe Hoheit im

Der Bundesrath hielt am 5. d. M. unter dem Vorsiß des Staats-Ministers, Staatssekretärs des FJnnern, von Boetticher, eine Plenarsißung ab. Jn derselben wurde dem Entwurf eines Gefeßes, betreffend die Verlängerung der Gül- tigkeitsdauer des Geseßes gegen die gemeingefährlihen Bestre- bungen der Sozialdemokratie vom 21. Oktober 1878, in der vom Reichstage abgeänderten Fassung die Zustimmung ertheilt.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für Handel und Verkehr und für Justizwesen sowie der Aus\{huß desselben für Justizwesen hielten heute Sißzungen. :

Der Schlußbericht über die gestrige Sibßun des Neichstages befindet sih in der Ersten Beilage. Mans

Fn der heutigen (83.)Sißung des Reichstages, welcher der Staatsfekretär' des Jnunern, Staats-Minister von Boetticher, der Präsident des Reichs-Versicherungsamts Bödiker sowie mehrere andere Bevollmächtigte zum Bundes- rath und Kommissarien desselben beiwohnten, begann das Haus die zweite Berathung des Geseßentwurfs, betresfend die Unfall- und Krankenversicherung der in land- und forstwirthschaftlihen Betrieben beschäftigten Personen. Zur Debatte standen zunächst die S8. 1—3, wozu drei Anträge des Abg. Gebhardt vorlagen. : er Abg. Schrader richtete seine Bedenken gegen den Be- {luß der Kommission, daß es der Landesgesebgebung über- lassen bleiben solle, ob die Selbstversicherung der Unternehmer und die Versicherung der Familienangehörigen zuzulassen sei. Mit dieser weitgehenden Rücksicht auf die Landesgeseßgebung würde der Neichsgedanke ganz verlassen. Wenn an einem Theile nur eine einheitlihe Vorschrift bestehen müßte, o sei es bezüglich der Versicherung der Unternehmer und der Familienangehörigen. Das Geseß verdanke dem Abg. von Francken- stein seine jeßige Gestalt; Konservative und Nationalliberale hätten ihm dabei treue Gefolgschaft geleistet. Redner sprach die Ansicht aus, daß die Neigung zur sozialpolitischen Geseb- gebung im Rückgang begriffen sei.

Bei Schluß des Blattes ergriff der Staats-Minister von

Fn der heutigen (57.) Sizung des Hauses der Minister für Landwirthschaft,

Angelegenheiten, Dr. von

Fortseßung der zweiten Berathung des G eseh- : Bestrafung der Schul- Gebiete der Schulordnung für die Provinz Preußen vom 11. Dezember und des Schulreglements vom 18, Mai 1801 für die in den Städten und auf dem

im Elementarschulen der

Der Abg. Steinmann wendete sich gegen die Ausführungen, Puttkamer am vorigen Sonnabend gemacht werde durch den Gesegentwurf

Der Abg.

A s ; / Der Abg. paruva spra sih gegen die Vorlage aus,

Dr, Windthorst meinte, daß die von dem Abg.

entworfene Schilderung sehr interessant ge- Der Abg. Dr. von Bitter hob hervor, daß das Geseß im empfehlen sei. Es

Der Abg. von Puttkamer (Plauth) erklärte, daß, wenn

nur noch schärfer hervortreten. habe nur sehr wenig Neigung, Neigung werde sicher nicht ver-

Geseß wie das vorliegende. Er

Der Minister der geistlichen 2c. Angelegenheiten, Dr. von

rungen des Abg. von Puttkamer ent-

en. Ueber Schulwege U. w. sei ausführ-

es Material

die in

sind die betreffenden Obligationen nebst Zinsscheinen und Zins\chein-

Séíatistik

der im Fahre 1882 ausgearbeiteten

Anweisung 14 Täge vor dem Verfalltermin bei dieser Kasse einzu- reïthen, von wélcher dieselben vor der Auszahlung an den Unter-

emacht worden sei. Wenn der Abg. von Puttk

en Bezirksausshüssen Mißtrauen entgegengebracht "hahe 9 frage Redner, welchen Behörden derselbe Vertrauen Fete wolle, wenn nicht diesen, von der Bevölkerung selbst e wählten Selbstverwaltungsbehörden. Der Abgeordnete h _ offenbar seine Ausführungen übertrieben. abe

Der Abg. Hobrecht trat für die Vorlage ein. trage Spahn könne er nicht zustimmen.

Nachdem sich der Abg. Dr. Windthorst noch für den Antr Spahn erklärt hatte, wurde die Debatte geschlossen Ls 8. 1 unter Ablehnung sämmtlicher Abänderungsanträge O verändert nach dem Vorshlage der Kommission angenommen ebenso ohne weitere Debatte der §. 2. n, Das Gesetz lautet in der angenommenen Fassung, wie

folgt :

8. 1. Zur Errichtung und Unterhaltung von \hulen in den Provinzen Westpreußen und Posen ist für aaen ans GRAS den E laufende Staatsmitteln zu gewähren, geeignetenfalls auch solche 9 Staatsmitteln zu errihten und zu unterhalten ero tuen E S. 2. An denjenigen Orten jener Provinzen, in welch{en die Verpflichtung zum Besuche der Fortbildungs\hulen nit bet Ortsstatut begründet wird, kann von dem Minister für Handel und Gewerbe den Arbeitern unter 18 Jahren (8. 120 der Gewerbe, ordnung) diese Verpflichtung auferlegt werden. Jedoch darf an 6 Sonntagen während der Stunden des Hauptgottesdienstes Unter- riht nit ertheilt werden. E

Bei Schluß des Blattes ging das Haus zur dritten Berathung des Geseßentwurfs, betreffend die Ex- weiterung und Vervollständigung des Staagts- Eisenbahnneßes und die Betheiligung des Staates 20 mehreren Privat-Eisenbahnunternehmungen über. /

Bei einer Zwangsvollstreckung hatte der Gerichts- vollzieher die Pfändung der im Gewahrsam des Schuldners belassenen und in verschiedenen Räumen des Hauses, sowie in der Nähe desselben befindlihen Mobilien in der Weise voll: zogen, daß er, anstatt Siegel an jeden einzelnen gepfändeten Gegenstand anzulegen, ein Verzeichniß der gepfändeten Gegen- stände aufnahm, dieses Verzeichniß in einem Zimmer des Hauses aufhängte, und von dem Schuldner das über diesen Hergang aufgenommene Protokoll unterschreiben ließ. Dieses Pfändungsverfahren ist von dem Ober-Landesgericht zu Köln für unwirksam erklärt worden, und das Neichsgeriht [1, Civilsenat, hat durch Urtheil vom 24. November v. J, die gegen dieses Erkenntniß erhobene Revision zurückgewiesen. Der General-Lieutenant Freiherr von Gemmingen Commandeur der 14. Division, ist zu einem achttägigen Auf- enthalt hier eingetroffen.

__— Der Kommandant S. M. Kbt. „Cyclop“, Kapitän: Lieutenant Stubenrauch meldet telegraphisch von der west afrikanischen Station: Beschoß Money Bimbia, habe ge- landet und Stadt zerstört. Vom „Cyclop“ Keiner verwundet. Gouverneur anwesend.

J Sachsen. Dresden, 5. April. Das heutige „Dresdner Journal“ veröffentliht das Finanzgeseß, vom 27. März, auf die Fahre 1886 und 1887, Dasselbe stellt die Ueber: chüsse und Zuschüsse des ordentlihen Staatshaushalts für jedes _ der zahre 1886 und 1887 auf die Summe von (4 865542 A6 fest und seßt zu außerordentlichen Staatszween für diese beiden Jahre überdies noch einen Gesammtbetrag von 27 603 690 M aus. |

/ Württemberg. Stuttgart, 5. April. (St.-A. f. W,) Prinz Wilhelm von Württemberg ist heute mit dem Nachtschnellzuge in Begleitung seines Hofmarschalls, von Plato, jeines bisherigen Adjutanten, Nittmeisters Freiherrn von Nöder, und des Adjutanten, Lieutenants Bieber na Bückeburg abgereist. Die Prinzessin Catharina von Württem- berg hat sih ebenfalls zu den Vermählungsfestlichkeiten nah Bückeburg begeben.

Der Präsident des Staats-Ministeriums, Staats-Minister Dr. von Mittnacht, ist gestern Nachmittag von Nizza hier: her zurückgekehrt.

_Vaden. Karlsruhe, 6. April. (W. T. B.) Das Befinden des Erbgroßherzogs ist, abgesehen davon, daß das rechte Ellbogengelenk wieder etwas s{chmerzhaft geworden ist, befriedigend; das Fieber ist gering, die Pleuritis nimmt ab.

: Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 5. April. (Medl. Anz.) Der Herzog Friedrich Wilhelm, welcher heute jeiu 15. Lebensjahr vollendet, ist vorgestern Abend von Dresden hier eingetroffen. Dem Vernehmen nach wird in der stillen Woche die Konfirmation des Herzogs Friedrich Wilhelm und der Herzogin Elisabeth stattfinden. |

Anhalt. Dessau, 4. April. (Anh. St.-A.) Landtag ist nah Beendigung seiner Arbeiten gestern dur den Landtagskommissar, Staats-Minister von Krosigk, ge- {lossen worden.

Dem An-

Fortbildungg- der Minifter Zuschüsse aus

Der

Oesterreihch-Ungarn. Wien, 3. Das Abgeordnetenhaus erledigte heute die Berathung des Unterrihtsbudgets. Jm Laufe der Debatte erklärte der Unterrichts-Minister, Dr. Gautsh von Frankenthurn : er habe angeordnet, daß die im Reichsrath angebrachten Beschwerden und Klagen sofort zum Gegenstande von Erhebungen gemacht würden. Auf die Bemerkung eines Abgeordneten, daß der Unterrichts - Minister sich der politishen Richtung des Ministeriums angeschlossen habe und deshalb feine Hoffnung vorhanden sei, daß es auf dem Ge biete der Schule werde besser werden, antwortete der Minister mit der Versicherung, daß solche Bemerkungen ihn niemals irre machen würden, gerade als Mitglied der gegenwärtigen Regierung unablässig im Jnteresse der Schule zu wirken.

q Srofßbritannien und JFrland. London, 5. April. (W. T. B.) Fn der heutigen Unterhaussizung fragte Ashmead Bartlett an: ob Griechenland den Nath der chte jet angenommen habe und sich eines Bruches des europäischen Friedens enthalten werde. Der Unter- Sta atssekretär Bryce erwiderte: Griechenland habe keine Andeutung gemacht, daß es den Rath der Mächte annehmen ret a dar Woierung sei keine Nachricht zugegange!, en Sta ; Ï V, of s ck Zu eo LAO nd seßte, den lezten Theil der Frage s Der frühere Sekretär von Nachmittag gestorben.

Fraukreih. Paris, 4. April.

April. (W. T. B.)

Jrland, Forster, is heute

(Fr. Corr.) Jm Lause

enthalten, die auch dem Hause zugänglich

der gestrigen Sißung der Deputirtenkammer hat, wié

gemeldet, der

on t get-Aus 1 Tisch des

worauf Gesepentwur autel: y Árt, 1. n der öffentlichen Schuld erforderliche {apital von Cais8€ (Conto-Corrents fasse U von 390 verwenden, ¡sidenten Prt. 2:

Millionen H welche dies

Der Fina

der Interessen des Staatsschaßes

zu handeln, welche ein vermehrt durch die m überhaupt, Hauptbuh

Art. 3. verwendet: i jahres 1886

g August 1889 genehm in Höhe von 105 ti des Militärmaterials schwächung der Defizits

0; Apuil heute einen Antrag reizungen

trages

( eville hingewiesen und betont: ( n gegenwärtigen E zur Verhinderung derartiger Vor- isse hinreichen

X aa Versammlung der gesammten wurde beschlossen, die l da dieselbe als ein bedenkliches Auskunsftsmittel anzusehen sei. Die äußerste Linke beschloß, morgen eine Anfrage über die in Decazeville erfolgte V erhastung

und Roche einzubringen.

rtenfammer begann heute die Berathung

Jn

Nechten zulehnen,

von Ducquercy

Die Deput1 des Anleihe-Gese

lih ohne Beschlußfassung auf morgen. i Nach hier eingegangenen Nachrichten aus sind Camélinat und andere

getroffen und su

Kavallerie-Patrouillen dur{hziehen (W. T. H j einem Meeting präsidiren, welches gegen die Verhaftung der Agitatoren Ducquercy und dungen aus Decazeville

Oi

YVewegung.

Spanien. M

den bisher bekannten Resultaten wurden bei den Cortes- wahlen 310 Ministerielle und 121 Angehörige der Dppositions-

Partei gewählt. Di

Jtalien. „Rassegna

tige Situation nicht

stens bis übermorgen ein definitiver Beschluß gefaßt werden.

Der Präsident der heiten in Ligurien pretis habe eine gehabt.

Der Papst en

hurg-Birstein, welcher darauf auch dem Kardinal:Staats-

sekretär Fa cobini Türkei. Ko!

Jn der heute stattgehabten Konferenz wurde die Akte über die bulgarisch - ostrumelische 1 genehmigt und das darauf bezügliche Protokoll unterzeichnet. (W. T. B.) Die heutige

5, April, dauerte etwa 45

sonderen Zwischenfall. Nah einer Ansprache des Ministers des Aeußern, Said Pascha, unterzeichneten sämmtliche Bevoll- mächtigte das Protokoll, in welhem das Uebereinkommen,

betreffend die

Dj Alexander

als

rumelien, reproduzirt wird.

i Serbien. Belgrad, 5. April. (W. T. B.) Heute fand ein Ministerrath unter dém Vorsiß des Königs statt, welher sich mit den

\hästigte. Vulgarien.

läßlih der Geburtstagsfeier des feierlihes Tedeum statt, welhem auh Vertreter der aus- wärtigen Mächte beiwohnten. | niht erschienen. Die Stadt ist festlich beslaggt. ffendi ist gestern Abend hier eingetroffen und hatte eine

Interredung mit de Der „Polit. C Geburtstag des

feierliher Weise begangen. den von beiden Seiten des Balkans liefen Grat ú Nach dem Gottesdienst beglückwünschte der Metropolit Clement den Fürsten, indem er der unbedingten

depeschen ein. A "

ruck gab.

Dex ,

W

Anni der Kaiserlihen Familie in Livadia, ganzen Montag wüthete an der Küste von Jalta ein heftiger Der Kreuzer „Gedächtniß Merkurs““, der Klipper und ein Dampfer bleiben auf der Rhede von Jalta.

turm. „Zabiaka“

Süd- if Nath Amikcerika

ge chlagen und gedrängt worden.

usses / / mac] gelegt und die größte Eile empfohlen,

die Berathung auf morgen angeseßt wurde. f, wie er von

Der Finanz-Minister ist ermächtigt, in das Hauptbuch

Summe von ( ] Le Cl ( 400 Millionen Franken liefern wird. Diese Renten sollen

des dépôts et_ ; | e 8 der Sparkasse und der nationalen Altersver|orgungs-

“hermittelt werden. N c übermittel hauptsächlich für diejenigen unter den Deponenten

der Republik näher ausführt, verlangen werden.

und dieselbe mit Zinsengenuß vom l der öffentlichen C ; Das Erträgniß der in Art. | 1) für das ordentliche Ausgabenbudget des bis in Höhe von 152 828 200

Schatzscheinen zu erseßen,

5 Millionen, um die Kosten für die Wiederherstellung

(W. T. B.) Jm Senat brachte

die Freiheit l unterdrü ckt werden soll. Jn der Begründung des An- wird auf die jüngsten Ereignisse in Belgien und

Nom, 9. ). schreibt: sie sei in der Lage versichern zu fönnen, daß die Nachricht von einer Ministerkrisis jedes ernsten Charak

nhänglichkeit der bulgarischen Nation an den Fürsten Aus- Die Truppen defilirten unter

urrahrufen. vor dem Fürsten. Nußlaud und Polen. St. Petersburg, 6. April.

riht, daß die Jnsurgenten in Uruguay den Regierung s- ruppen bei Daiman eine . Niederlage beigebraht hätten, ereist sich, einer neueren Pariser Meldung zufolge, als un- rihtig; vielmehr sind die Jusurgenten bei Arredondo

Dep. Wilson als Berichterstatter des sein Referat über die Anleihe auf

Der dem Aus\huß empfohlen wurde,

mit Zinsengenuß vom Ï. April 1886 an die Renten einzutragen, welche ein (ffektiv-

s et consignations zur Verminderung der

Die Depositenkasse wird sie bis in Höhe

unter den Bedingungen, die ein Dekret des nz-Minister ist ermächtigt, in bester Wahrung die Summe in Zprozentiger Rente Effektivkapital von 5 Mill. Franken ergiebt, ateriellen Ausgaben und alle Emissionskosten April an in das Schuld einzutragen. L : 9 erwähnten Emission wird Rechnungs- Fr., um die Emission von welche durch Art. 5 des Geseßes vom igt ist; 2) für das Rechnungsjahr 1887 bis zu bestreiten. Der Rest wird für die Ab- zur Verwendung gelangen.“ _ Bozérian ein, wonach jeder Versuch, durch Au f- der Arbeit zu beeinträchtigen,

es sei zweifelhaft, ob

wirksam seien.

beantragte Anleihe ab-

pentwurfs und vertagte dieselbe schließ-

Decazeville Fntransigenten dort ein- Strikenden aufszur e1zen. die Stadt.

Rochefort wird morgen

en die

Roche protestiren will. Mel- berichten von dem Wachsen der

adrid, 5. April. (W. T. B) Nach

e Ruhe wurde nirgends gestört.

O Ole

ters entbehre. Da jedoch die gegenwär- länger andauern könne, so werde späte-

Kammer, welcher in Familienangelegen- weile, sei nah Rom berufen. Hr. De- lange Unterredung mit dem Könige

wpfing heute den Fürsten von Fsen-

einen Bejuch machte.

stantinopel, 5. April. (W. T. B.)

Angelegenheit

Konferenz

Minuten und verlief ohne einen be-

Fürsten

ährige Amtsdauer des von E

General-Gouverneur

Wahlen zur Skupschtina be-

Sofia, 5. April. (W. T. B.) An- Fürsten fand heute ein

Der russishe Vertreter war Gadban

m Fürsten. / j orresp.“ wird aus Sofia gemeldet: Der Fürsten von Bulgarien pUurae in Aus allen Städten und Gemein- Gratulations-

enthusiastishen Regierungs-Anzeiger“ meldet die glückliche

Den

. Uruguay. (W. T. B.) Die New-Yorker

nach der brasilianishen Grenze zurü ck-

Zeitungsftimmen.

Das „Journal des Débats“ enthält einen Artikel über die belgishen Arbeiterunruhen und die in Decazeville. Der Schluß des Artikels lautet : : S

Wenn man gesagt hat, daß das Uebel überall dafselße und vielleicht anderwärts noch größer ist als bei uns, so ift das nicht genügend, um uns zu beruhigen. Wir müssen uns auch fragen, ob wir hinreichend das Bewußtsein der Gefabr haben, ob wir Alles thun, was die Vorsicht und die Sorge für unsere Erhaltung uns gebieten. Und das ist ersichtlich die beunruhigende Seite unserer Lage. Gefallen wir uns nicht darin, alle sozialen Kräfte abzushwächen, die den anarcistischen und revolutionären Unternchmungen Widerstand leisten könnten ?

úIn der Debatte im deutshen Reichstage Über die Verlängerung des Sozialistengeseßes hat man viel über Belgien und Frankreich ge- sprohen. Es dürfte uns erlaubt sein, die Auslafsungen des Hrn. Windthorst nicht ganz ernsthaft zu nehmen, wenn derselbe für alle Verbrechen der Anarchisten die liberalen Ideen und Institutionen verantwortlich macht . . . . Hr. von Puttkamer \cheint uns richtiger geurtheilt zu haben, indem er anerkannte, daß dieselben ökonomischen Thatsachen in Deutschland wie in Belgien eristiren, und daß die Ge- fahren die gleichen sind. Man kann dasselbe von Frankreich sagen. Unser einziger Nachtheil kommt von unferer Sorglosigkeit und von unserer freiwilligen Blindheit Angesichts der Gefahr. Wir sind stark genug gegen die Anarchisten, wenn wir es sein wollen, und weun die Regierung, der das Land die Obhut seiner Interessen und feiner Sicherheit anvertraut hat, das Bewußtsein ihrer Pflichten hat, und sih dazu entschließt, dieselben zu erfüllen.

Jn ciner Mittheilung der „Danziger Deitung“ über Auswanderung aus dem Kreise Schweß wird gesagt: EGrfahrungsmäßig wandern in unserem Kreise nicht die besißlofen, fondern gerade die besser situirten Familien aus, und befonders die Besitzer kleiner Grundstücke sind es, die nah übereiltem Verkauf ihrer Habe der neuen Heimath zueilen. Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bemerkt hierzu: O 7 Erfahrungsmäßig wird sonst gerade von „deutschfreisinnig" -mandhester- licher Seite das Gegentheil behauptet, und liegt hier offenbar wieder einer der Fälle vor, in denen die Parteitheorie mit dem in Widerspruch teht, was man als Vorgang des wirklichen Lebens selbst zu kon]ta- tiren genöthigt ist.

In der „Berliner Börsen-Zeitung“ lesen wir:

Die Berichte aus den Industriebezirken des Wupperthals lauten ziemlich günstig. Besonders herr\cht in der daselbst schr ausgebreiteten Posamenten-Industrie lebhafte Thätigkeit. Wollene Spiten stehen im Bordergrund des Verkehrs. Die Fabrikanten verhielten sich Anfangs diesem Artikel gegenüber fehr vorsicbtig, eine Folge der im vorigen Jahre theil- weise gemachten \{lechten Erfahrungen; erst als von allen Seiten Ordres einliefen, ging man zur Massenproduftion über, welche nunmehr be- reits einige Monate anhält. England und Amerika traten als große Käufer für den Artikel auf, außerdem nahm aber auh das Inland große Quantitäten aus dem Markt. Diese Wollspitzen find Saison- artifel, die Pplöblich auftauhen, plöglich wieder ver- \{chwinden, deshalb läßt sich noch nicht bestimmen, wie lange ihre jeßige Beliebtheit anhalten wird. Das Geschäft in Tressen, ein Hauptzweig der Wupperthaler Induttrie, liegt auzer- ordentlich till, die Mode verlangt den Artikel augenblickli{ nicht, man macht Versuche, cinige Neuheiten für nähsten Winker zu schaffen, um dadurch vielleicht wieder Abfaß für die nicht sehr begehrten Treffen zu schaffen. In Verschnürungsartikeln entwickelte sich ein befriedigendes Geschäft, welches zeitweise sogar ret lebhaft wurde. Perlgalons, Grelots und verwandte Artikel liefert das Wupperthal jeßt sehr hübsch und erzielt hierfür leidlihe Umsäße. Für Flecht- und Klöppel- \piten herrscht eine so rege Nachfrage für In- und Ausland, wie seit Fahren nicht, in vielen Fabriken wird mit Ueberstunden gearbeitet. Die billige Preislage macht allerdings eine Massenproduktion nöthig ; nur dadur läßt sich \peziell für diesen Artikel heute noch ein Gewinn erzielen. In derselben Blüthe steht die _ Knopsfabri- kation ; Metallknöpfe werden immer noch in so großen Mengen verlangt, daß nur mit Aufbietung aller Arbeitskräfte den Ansprüchen genügt werden kann. Jau wollenen und halbwollenen Kleiderstoffen ift die Beschäftigung zwar keine außergewöhnliche, immerhin aber eîne recht befriedigende; dasselbe läßt sich, was den Absay betrifft, wohl auch von Zanellas behaupten, in dieser Branche wird aber schr über den höchst mangelhaften Nutzen geklagt.

Das „Süddeutsche Bank- und Handelsblatt“

wendet sih gegen eine Rede, welche der Abgeordnete Liebknecht kürzlich Y einer sozialdemokratishen Versammlung gehalten hat, und sagt: / E N zershlage nur die nothwendigen Fesseln der Unterord- nung des Volkes unter Gese und Recht, es wird sich dann {on zeigen, daß der sozialdemokratische Staat fo lange cin Wahnsinn bleiben muß, so lange es niht ideale Menschen giebt, mit gleichen Geistesgaben, gleihen Tugenden und gleichen Moralanschau- ungen. Was foll in unjerer aufgeklärten Zeit die lächerliche, bodenlos dumme Feindschaft gegen das Kapital, insbesondere das des Unternehmers?! Giebt cs einen größeren Segen für cinen Staat, als zahlreihe Kapitalisten, die muthig an die Schaffung neuer Kultur- erfolge gehen und Hunderttausenden, Millionen Arbeit, Verdienst und Daseinsfreude senken? Es ist qualvoll, daß man gewisse in die Augen springende Wahrheiten immer wieder citiren muß, ohne daß man sie, wie einfach sie auch sind, den Berirrten, Bösen, Neidvollen, Gehässigen ins Gehirn zu trihtern vermag! -

Das fagen wir, die wir doch überall für Verbesserung der Lage der Arbeiter eintreten, die wir energi\ch dafür kämpfen, daßihnen gewisse un- veräußerliche Menschenrechte zu Theil werden, daß sie unter auskömmlichen Soldverhältnissen beschäftigt werden. Das fagen wir, die wir fortgefeßt gegen Jene auftreten, welche die ehrliche, liebevolle Antheilnahme für die ärmere Menschenklasse als Humanitätsdufelei ironish belächeln. Das fagen wir, die wir nach oben dringend die energische Durchführung der Vismarkschen gei verlangen und nah unten die Berech- tigung aeben, für treue Arbeit mehr als kargen Lohn zu erhalten. Man wird uns also nicht vorwerfen können, daß wir kein Herz für dîe Gebrechen der Verhältnisse, kein Auge für die Schäden der Zeit haben. Es if eine Schmach, im neu geeinten Vaterlande von Ketten zu sprehen, die das Volk zerbrechen muß. Ein Uebermuth ohne Gleichen spricht aus der ganzen Agitätion, die wahr- li darum nur mit Bangen in die Zukunft blicken läßt, weil fich leider daraus ergiebt, wie chwer unser Volk zum Theil noch die Wohl- that des ungestörten Lebens in wohlgeschüßten Mauern verträgl. Diese Mauern sind die politische Weisheit unseres Kaifers, die domi- nirende Macht unseres Heeres. Auf sie bauen wir, daß fie ein Boll- werk gegen innere und äußere Feinde sein werden. E

Nur in friedlicher Weise kann und muß reifen, was der Geist der Zeit vorbereitet. Er bringt gegenwärtig aller Welt zur Er- fenntniß, daß ganz Europa an dem sozialen Uebel krankt, daß das Arbeitsangebot das der Nachfrage überwiegt; daß wir an Ueber- produktion und darum an erdrücender Konkurren4 auf allen Gebieten leiden und daß wir neue Absatzgebiete, neuen Raum brauchen zur Entfaltung unserer Kräfte. Aber unser „großer weitsichtiger Reichstag“ ist ja in seiner Majorität gegen alles, was von Bismarcl kommt, insbesondere gegen eine energische Kolonial- und Erportpolitik, von der am meisten Hülfe zu erhoffen ist. An diesen „Reichstag“ mögen die Herren Sozialdemokraten _sih halten, von ihren dort sitzenden 25 Mitgliedern verlangen, daß ste den Aus- weg, den das Genie Bismarcks fand, erkennen und unterstüßen mögen. So allein wirken sie, während sie jeßt nur aufreizen!

L

Amtsblatt des Neihs-Postamts. Nr. 21. Inhalt :

Eisenbahn - Verordnungs- Blatt. Nr. 11. Inhalt: Erlasse des Ministers der öffentlihen Arbeiten: Vom 23. März 1886, betr. Ausscheiden der Nordbaufen-Erfurter Eisenbahn aus dem Staatsbahn-Wagenverbande. Vom 24. März 1886, betr. Verwen- dung von Cement bei Hochbauten. Vom 27. März 1886, betr. Berechtigung zur Ausstellung von Leichenpässen. Vom 31. März 1886, betr. Auflösung des für den Bezirk der Königlichen Direktion der Braunschweigischen Eisenbahn zu Braunshweig auf Grund des Unfallversicherungsgeseßzes errichteten Schiedsgerichts. Nachrichten.

Statistische Nachrichten.

Gemäß den Veröffentlihungen des Kaiserlihen Gesund- beitsamts sind in der Zeit vom 21. bis 27. März cr. von je 1000 Bewohnern, auf den Jahresdurchschnitt berehnet, als gestorbea gemeldet: in Berlin 24,6, in Breslau 41,0, in Königsberg 25,7, in Köln 31,6, in Frankfurt a. M. 25,9, in Wiesbaden 26,1, in Hannover 23,3, in Kassel 25,2, in Magdeburg 28,2, in Stettin 23,0, in Altona 32,3, in Straßburg 25,1, in Met 27,0, in München 34,0, in Nürnberg 26,8, in Augsburg 28,6, in Dresden 29,7, in Leipzig 22,3, in Stuttgart 21,4, in Karlsruhe 29,8, in Braunschweig 22,6, in Hamburg 33,9, in Wien 33,8, in Budapest 38,9, in Prag 39,0, in Triest —, in Krakau 30,4, in Basel 23,7, in Brüssel 29,8, in Amsterdam —, in Paris 31,1, in London 26,9, in Glasgow 30,6, in Liverpool 27,4, in Dublin 34,6, in Edinburg 23,8, in Kopenhagen 22,8, in Stockholm 29,1, în Christiania 17,1, in St. Petersburg 36,1, in Warschau 31,7, tn Odessa 34,5, in Rom 36,2, in Turin 36,4, in Venedig 39,7, in Bukarest —, in Alexandria Ferner aus der Zeit vom 28. Februar bis 6. März : in New-York 26,8, in Philadelphia 20,7, in Baltimore 17,9, in San Francisco 21,6, in Kalkutta 26,9, in Bombay 24,3, in Madras 40,9. : 5 :

In der Berichtswoche hat die Sterblichkeit in den meijten Groß- städten cine weitere Zunahme erfahren. Namentlich in den deutschen Städten war die Sterblichkeit cine ziemlich allgemein gesteigerte, während in den westeuropäischen (den größeren französischen und eng- [ishen Städten) sowie in Wien und Christiania die Sterblichkeit ab- genommen hat. Die noch immer überwiegend östlichen (in Nord- deutshland südöstlichen, in Süddeutschland nordöstlichen) Wind- richtungen, die erst zu Ende der Woche allgemein nah Süd und Südwest gingen, riefen noch immer in den meisten Großstädten zahlreihe Erkrankungen und Sterbefälle an akuten Entzündungen der Athmungéorgane hervor, wiewohl in vielen der- selben, wie in Berlin, Aachen, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt a M, Königsberg, Nürnberg, Straßburg, London, Paris, Wien u. a. die Zahl der durch sie hervorgerufenen Sterbefälle eine etwas tleinere wurde. Auch Darmkatarrhe und Brechdurchfälle der Kinder führten mebr Todesfälle herbei, wie auch die Theilnahme des Säuglingsalters au der Sterblichkeit im Allgemeinen eine größere wurde. Bon 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berehnet, in. Berlin 69, in München 130 Säuglinge. Unter den Todesursachen haben von den Infektions- franfhciten nur Diphtherie und in aufßerdeutschen Städten auch tvphöse Fieber und Pocken mehr, Masern, Scharlach, Keuchhusten und Kindbettfieber weniger Sterbefälle hervorgerufen. Todesfälle an Masern waren in Berlin und Edinburg vermindert, in Hamburg, Budapest, London, Paris, Lyon, S. Petersburg, Prag, Wien noch zahlrei. Scharlach zeigte sich in den deutschen Städten felten, auch in Christiania und St. Petersburg sank die Zahl der Sterbe- fälle, während sie in Paris zunahm. Die Sterblichkeit an Diphtherie und Croup war in Berlin, Altona, Dresden, Hamburg, Halle, Mey, München, Budapest, Wien, St. Petersburg, Turin eine größere, dagegen in Köln, Nürnberg, Paris, London, Christiania, Kopen- bagen cine kleinere. Im Regicrungsbezirk Schleswig blieb das Vorkommen von Diphtherie noh ein häufiges, wenn auch die Zahl der gemeldeten Erkrankungen eine kleinere wurde. Das Vor- fommen von Unterleibstyphus blieb in deutschen Städten ein be- \chränktes; auch in Hamburg nahm die Zahl der Erkrankungen ab und sank die Zahl der Sterbejälle auf 5. Dagegen stieg die Sterblichkeit an Unterleibstyphus in London, Paris, St. Petersburg, Warschau. An Flecktyphus wurden aus Stoctholm, Krakau, St. Petersburg je E; aus Prag und Odessa je 3 Todesfälle gemeldet. An Nüctkfallsfieber famen nur aus St. Petersburg 6 Todesfälle und 23 Erkrankungen zur Mittheilung. Aus Leivzig wird je 1 Todesfall an epidemischer Genickstarre und an Milzbrand. aus London und St. Peters- bura. je L Todesfall ai Tollwuth berichtet. Rosfenartige Entzündungen Zellgewcbes der Haut kamen in Berlin, Paris und Kopenhagen häufiger zum Vorschein. Auch (Fr- krankungen und Sterbefälle an Kindbettfieber wurden aus Berlin, Wien, Paris mehrfach zur Anzeige gebracht. Der Keuchhusten forderte in Berlin, Dublin, Glasgow und St. Pe- tersburg mehr, in London etwas wemger Opfer, auch in Hamburg und Kopenhagen nahmen Erkrankungen daran ab. N odeëfâlle an Pocken kamen etwas mehr als in der Vorwoche zur Mittheilung, und zwar aus Edinburg, St. Petersburg und Won cinzelne, aus Zürich 3, aus Prag und Venedig je 4, aus Wien und Paris je 7, aus Rom 10, aus Budapest 15. Erkrankungen au Pocken zeigten sich vereinzelt in St. Petersburg, Edinburg und Hamburg (2); aus London wurden {«, aus Wien %5, aus Budapest 35 Crkrankungen gemeldet.

des

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

In der Verlagsbuchhandlung von J. J. Weber in Leipzig erschien vor Kurzem die 4. Lieferung des von Pr. Otto Dammer unter Mitwirkung von Fachgelchrten und Sachverständigen heraus- gegebenen höchst nüßlichen und brauchbaren „Jllustrirten Lexiko ns der Verfälschungen und Verunreintgungen der Nahe rungs- und Genußmittel 2c.“, das eîne Nebersicht über alle eins{hlägigen Verhältnisse bringt und eine genaue Anleitung zur Unter suchung der Waaren giebt. Die 4: vorliegende Lieferung enthält zunächst den Schluß des Artikels „Kunstbutter“ und reicht sodann von „Kupfer“ bis „Natriumsulsat“. Wie în den vorangegangenen Lieferungen, so sind auch in der vorliegenden vierten alle Artikel mit vieler Sachkenntniß und Sorgfalt behandelt ; besonders hervorgehoben seien: Mehle, Milch, Nahrungsmittel, Messing, Leuchtgas, Mikroskopy. Da wir uns Vat Anzeige der 3. Lieferung bereits eingehend mit dem vorliegenden Werke im Allgemeinen beschäftigt baben, fo beschränken wir uns hier auf diese wenigen Bemerkungen.

Von der 3. Auflage des im Verlage von J. J. Weber in Leipzig erscheinenden großen Universal- Lexikons der Kochkun|! ift die 3. Lieferung (40 Bogen groß 89, Preis 120 M) erschienen ; sie umfaßt die Artikel „Dekoriren“ bis „Forellen“. S : „Engelhorns Allgemeine R omanbiblioth ek“ bringt in dem foeben (im Verlage von J. Engelhorn in Stuttgart) ershic- nenen 16. Bande: „Auf der Woge des Glücks“, von Bernhard Frey (Marie Bernhard) eine dur die vorgeführten sympathischen Gharak- tere wie durch die Handlung und den landschaftlichen, oberbayerishen Hintergrund gleich anziehende Erzählung. e A | _— Bekenntnisse eines Optume] sers von Th. de Quincevy. Deutsch von L. Ottmann. M 2,40. Verlag von Robert Luß in Stuttgart. Dieses aus dem Jahre 1821 \tammende Werk des Engländers Quincey erscheint jeßt zum ersten Male in einer deutschen, und zwar guten Uebersetzung Der Verfasser spricht fich in feinen Bekenutnissen aufrichtiger und klarer über die Wirkungen des Opiumgenusses dem er jabhrzehntelang in leidenschaftlicher Weise fröhnte aus als irgend einer vor ihm und nach ihm. Seine Bekenntnisse, die außer dem speziellen Interesse auch cin allgemeines, fittliches, kulturgeschihtlihes und literarisches, haben und in ihrem Bortrage den Reiz einer Novelle besißen, stehen in ihrer Art ganz einzig da. de Quincey giebt das vornehme Beispiel cines Mannes, der aus eigener Kraft in seinen reiferen Jahren den Verlockungen des Genusses erfolgreich Widerstand geleistet hat. / : i

Kirchhoff u. Wiegand in Leipzig haben über ihr rei- baltiges antiquarisches Bücherlager 6 Kataloge, Nr. 756 bis 761, veröffentliht. Dieselben, u. a. wesentliche Theile der Biblio-

Verfügungen: vom 1. April 1586. Sceepostverbindung mit Norwegen.

theken der Professoren I. C. Schiödte und W. Dunker enthaltend,