1886 / 91 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 15 Apr 1886 18:00:01 GMT) scan diff

wn größere Summen für die bezeichneten Zweckte eingestellt e. Der Abg. Dr. Peters bat, den Regierungsbezirk Oppeln auszushließen. Es seien dort nationalpolnish gesinnte Ele- mente so gut wie garnicht vorhanden. l Der Abg. Dr. Meyer ete m hob hervor, daß man in der Förderung des Schulwesens keine dem Polenthum feindliche Maßregel erblicken könne. Seine Partei werde deshalb einer Prüfung der Vorlage zustimmen. ;

Der Abg. Dr. Windthorst verwahrte sich gegen die Be- auptung, daß er die Polen nur als Unterthanen sub con- iticne ausehe. Er habe si lediglih dahin ausgelassen, daß

die den Polen zugesicherten Rehte au aufrecht erhalten werden müßten. (Schluß des Blattes).

Uebergiebt der Shuldner bei drohender Zwangs-4 vaROUnE Gegenstände, derenPfändung bevorsteht, einem anderen Gläubiger in der Absicht als Pfand, um ein bereits früher gegebenes Pav Roemer zu erfüllen, so handelt, na einem Urtheil des Reichsgerihts, IV. Strassenats vom 19. Februar d. J., der Schuldner, selbst wenn er sich dabei bewußt ist, daß dur seine Handlung die Zwangsvoll- streckung und die Befriedigung von Pfandgläubigern vereitelt wird, nicht strafbar.

Zum 31. März 1887 Dragoner-Regiment Nr.

wird das 1. Badische Leib- 20 von Manuheim und

nah Karlsruhe, mit der 4. Eskadron nah Durlach und das 3. Badishe Dragoner-Regiment Prinz Karl Nr. 22 von Karlsruhe und Durlach mit dem Stabe, der 1., 3. und 4. Eskadron nah Mannheim, mit der 2. und 5. Eskadron nah Schwezßingen verlegt werden.

Der Kaiserliche Botschafter am russischen Hofe, General der Infanterie von Schweiniß, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Für die Dauer der Abwesen- heit desselben von St. Petersburg fungirt der Botschafts-Rath von Bülow als interimistisher Geschäftsträger.

Baden. Karlsruhe, 13. April. (Karlsr. Ztg.) Heute ist über das Befinden des Erbgroßherzogs nach- folgendes Bulletin erschienen:

Das gestern noch sehr shmerzhafte Knie und dessen Umgebung find beute weit weniger empfindlih. Die Nacht brachte nicht fo rubigen und langdauernden Schlaf als die vorhergehende. Temperatur heute Morgen normal. Dr. Tenner.

Heute Vormittag 10%/, Uhr traf die Kaiserin von Oesterrei hier ein, wurde am Bahnhof von dem Groß- herzog und der Kronprinzessin von Shweden und Norwegen empfangen und nah dem Schlosse geleitet, wo die Großherzogin Jhre Majestät am Hauptportal empfing und in deren Appartement 110A Dort befand sih die Erb- großherzogin zur Begrüßung der Kaiserin. Nah etwa einstündigem Verweilen wurde die Kaiserin sodann von dem Großherzog und der O nach dem Bahnhof geleitet un erfolgte darauf die Rückkehr Jhrer Majestät nah Baden-

aden.

Sachsen - Weimar - Eisenach. Weimar, 14. April. Die Nachriht von der Verlobung der Prinzessin Elisabeth mit dem Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg-Schwerin hat im ganzen Lande die freudigste Theilnahme erregt. Die Prinzessin, eine Dame von erlesensten A des Geistes und des N hat dur freundlihe Liebenswürdigkeit und selbstlose üte die Liebe der Bevölkerung in hohem Maße sih er- worben, und so sehr sich diese über das Lebensglück der Prin- zessin freut, so empfindet sie doch s{hmerzlih den Gedanken, daß die Prinzessin jich von ihrem Heimathlande trennt. Die Bestimmungen über den Zeitpunkt der Vermählung der Prinzessin werden endgültig wohl erst im Laufe des Frühjahrs Zeitolsen werden.

Hamburg, 14. April. (Hamb. Corr.) Ueber das bereits telegraphish gemeldete Bombardement und die Zer- störung von Money-Stadt in Bimbia sind nunmehr mit dem Dampfer „Professor Woermann“ brieflihe Nachrichten eingetroffen, aus denen hervorgeht, daß der Gouverneur von Kamerun, Freiherr von Soden, es sich angelegen sein läßt, den Eingeborenen klar zu machen, daß in der deutschen Kolonie statt der bisherigen Geseßlosigkeit und üblichen Gemaltthätigkeiten Geseh und Ordnung herrschen sollen. Es wird berichtet, daß die Money-Stadt am 22. Februar von dem Kanonenboot „Cyclop“ bombardirt und vollständig zerstört wurde. Nachdem es bekannt geworden wax, daß der Häupt- ling dieser Stadt, Namens Money, einen Onkel von König Bell, Namens N'Gande, ermordet hatte, ging das Kanonen- boot „Cyclop“ mit dem Gouverneux nah Bimbia, warf vor besagter Stadt Anker und gab gleih dar- auf den üblihen blinden Schuß zum Zeichen, daß der Gouverneur die Häuptlinge zu sprehen wünshe. Money kam aber niht, und als nah ihm geschickt wurde, ließ er fagen: wenn der Gouverneur etwas von ihm wünsche, könne er ja an Land kommen. Darauf wartete der Gouverneur 0 bis zum nächsten Morgen um 8 Uhr; dann wurde die Stadt mit 9 großen und 21 kleinen Granaten beworfen, worauf das Landungscorps an Land ging und die Stadt bis auf wenige Häuser niederbrannte. Erbeutet wurden außer Piegen, Ochsen und Hühnern noch 3 Kanoes. Der Gouverneur jat einen Preis ausgeseßt von 20 Kru für den, der Money todt, 25 wer ihn lebendig bringt; darauf hat er Bimbia- Preeso zum König von Bimbia ernannt. Durch diese ener- gische und durchgreifende Maßregel des Gouverneurs, die ge- wiß allseitige Billigung findet, wird es hoffentlih gelingen, den erwähnten Money, welcher sich von jeher A und renitent erwies, einzufangen und in verdienter Weise zu bestrafen.

nad arln mit dem Stabe, der 1., 2., 3. und 5. Eskadron

_Oesterreih-Ungarn, Wien, 14. April. (W. T. B.) Prinz Alexander von Hessen, welcher heute hier ein- etroffen ist, wurde heute Nahmittag? Uhr von dem Kaiser in Brivataudienz gen, m 3 e machte der Kaiser dem

rinzen im Hotel Jmpérial seinen Gegenbesuch und verweilte etwa eine Viertelstunde bei demselben. Für die Dauer seines Bebgen Aufenthalts ist dem Prinzen der General-Major von èoehne zur Dienstleistung attachirt.

Das Abgeordnetenhaus nahm heute endgültig das Budget für 1886 an und begann sodann die Generaldebatte über das Landsturmgeseß. Knoy bekämpfte dasselbe und beantragte HOErgona zur Tagesordnung. Hompesh er- klärte Namens der Polen: dieselben würden als gute

Oesterreiher für das Gese stimmen. Sturm erklärte: er werde mit einer zahlreihen Gruppe von Gesinnungs- genossen für das Eingehen in die Spezialdebatte stimmen, um gewisse Verbesserungen der Vorlage zu veranlassen, er ofe, daß ihm die Majorität hierin entgegenkommen werde. m Namen der Tyroler gab Giovanelli die Erklärung ab: sie würden für das Geseg stimmen, ohne den Rechtén Tyrols hinsihtlich der Landesvertheidigung Eintrag zu thun. Die Generaldebatte wird morgen fortgeseßt werden. _

est, 14. April. (W. T. B.) Nachdem _Istocz heute im Unterhause seinen Entwurf eines Börsensteuer- geseßes begründet hatte, erklärte der Finanz-Minister, daß die Vörsensteuer nihts mit dem Antisemitismus zu schaffen habe; der Entwurf sei nihts weiter als eine auszugsweise Uebersebung des deutschen Geseßes, mit Weglassung gerade des wesentlichsten Theiles über die Erleichterungen, und wäre praktisch unausführbar. Von dem deutshen Geseße lasse sih bereits sagen, daß das finanzielle Ergebniß hinter den Erwartungen zurückgeblieben sei und seine volkswirthschaftlihe Wirkung noch garnicht beurtheilt werden könne. Da übrigens die Frage die eingehendste Beleuhtung von allen Seiten erheische, jo bat der Minister, den Entwurf dem Finanz- und Wirth- \hastsaus\huß zu überweisen. Dieser Antrag wurde an- genommen.

Niederlande. Haag, 14. April. (W. T. B.) Die Erste Kammer hat heute den Geseßentwurf über die Ab- änderung der Eingangs- und Ausgangszölle für Niederländish-Jndien mit 20 gegen 8 Stimmen an- genommen. Die Erledigung der Vorlage wegen Konver- tirung der 4prozentigen Schuld ist wegen der einge- tretenen Ministerkcisis bis zum Wiederzusammentritt des Haujes vertagt worden.

Großbritannien und Jrland. London, 14. April. (W. T. B.) Jn der heutigen Sißung des Unterhauses wurde die zweite Lesung der irishen Verwaltungs- bill auf den Antrag Morley's bis zum 10. Mai verschoben.

Dem Meeting, welches heute in Her Majesty's Theatre stattfand, um gegen die irische Verwaltungs- bill Gladstone's zu protestiren, wohnten sehr zahlreiche Mitglieder des Oberhauses und des Unterhauses bei. Lord Hartington erklärte: seine Anwesenheit bedürfe keiner Rechtfertigung; die gegenwärtige Krisis mache das Zu- sammenwirken Aller nothwendig, um sich einer Trennung von Großbritannien und Jrland zu widerseßen. Redner kritisirte darauf die einzelnen Vorsh!öge Gladstone's und beantragte eine Resolution, in welcher hervorgehoben wird: jeder Versuch, die Union zu entkräften, würde sür die Fnter- essen Englands und Jrlands verhängnißvoll sein. Die Reso- lution, welche von Rylands unterstüßt wurde, wurde mit großem Beifall angenommen. Hierauf ergriff Lord Salisbury das Wort und erklärte: es seien keine Ent- shuldigungen nothwendig, wenn Männer aller Par- teien die Meinungsverschiedenheiten vergäßen und \ich vereinigten, um das Reich in dem E der Gefahr zu vertheidigen. Die ministerielle Bill sei eine s{impf- liche Uebergabe und würde, wenn sie angenommen werde, das ganze z@ )-s{chwähen und England in ein Unglüdck stürzen, wie es n "seiner Geschichte bisher noch ‘niht da- gewesen. Die Feinde Englands betrachteten die Vorschläge Gladstone's mit Frohlocken, die Freunde mit Scham und Ver- zweiflung. Die tributären Pier der Türkei, denen die Autonomie bewilligt wurde, sollten England eine Lehre geben: sie seien heute unabhängige Länder. Das Meeting verlief sehr enthusiastisch. Die Reden Lord Hartingtons und Lord Salisbury's wurden mit dem lebhaftesten Beifall begrüßt.

15. April. (W. T. B.) Die gestrige Kundgebung in Her Majesty's Theatre wird von fast sämmtlichen Morgenblättern als nahdrücklihe und bedeutsame War- e an den Premier Gladstone betrachtet, mit der Homerule- Vorlage nicht weiter vorzugehen. Die „Times“ fordert die Nation auf, dem gestrigen Protest durch weitere ähnliche Kundgebungen Nachdruck zu geben.

Bei der ÉErgänzungswahl in Jpswich, welche durch die Ungiltigkeitserklärung der Wahl der früheren zwei liberalen Vertreter nothwendig geworden, wurden die Tory-Kan- didaten Dalrymple und Elho mit s{hwacher Majerität gewählt; die unterlegenen liberalen Kandidaten waren der Generalfiskal Davey und Lord Hervey.

Ftalien. Rom, 14. April. (W. T. B.) Der Minister-Präsident Depretis verlas heute in beiden Kammern ein Dekret des Königs, wodurch die Session vertagt wird. Die Sizungen wurden sofort geschlossen.

Griechenland. Athen, -14. April. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Die hiesigen Vertreter der Mächte überreichten dem Minister-Präsiden- ten Delyannis heute eine Note, in welcher die Mächte das Arrangement betreffend Ostrumelien mit- theilen und dem Wunsche Ausdruck geben, daß Griechenland dem Wunsche Europas auf Erhaltung des Friedens entspreche.

Die Deputirtenkammer hat sämmtliche ihr von der Regierung gemachten Vorlagen auch in zweiter Lesung ge- nehmigt; sie votirte ferner den Zwangscours für die um- laufenden Bankbillets. Delyannis erklärte, daß Griechen- land nah wie vor dieselbe Politik befolgen werde.

Türkei. Konstantinopel, 14. April. (W. T. B.) Server Pascha ist angewiesen worden, sich nach Livadia ju begeben, um den Kaiser von Rußland im Austrage

es Sultans zu begrüßen. Chakir Pascha und Mehmed

Bey werden demnächst abreisen , um an den Arbeiten der Grenzabsteckungs-Kommission theilzunehmen. Gadban Effendi is} beauftragt worden, die Frage wegen der Kom- A zur Modifiziruag des organischen Statuts zu regeln. -

Das schon signalisirte Rundschreiben der Pforte an die Mächte, betreffend die Abrüstung Griechenlands, weist noch darauf hin, daß, da die internationale Flotte sich in der Nähe der griechishen Gewässer befinde, es wünschens- werth wäre, wirksame Maßregeln zu ergreifen, um Griechen- land zur Abriüistung zu zwingen. Die Pforte ersucht die Mächte, ihr die dem Kommandanten des Geschwaders gegebenen Jnstruktionen n.itzutheilen. '

Afrika. Egypten. Kairo, 12. April. (Allg. Corr.) Das „Reutersche Bureau“ meldet: Die Erörterung der mit der Verwaltung im Zusammenhange stehenden Fragen ist zwishen Mukhtar Pascha und Sir H. D. Wolff jeßt wieder thätig aufgenommen worden. Gegen- wärtig stehen keine britishen Truppen mehr jenseits Wady Halfa, wo das gesammte Betriebsmaterial der Nil-Eisen-

bahn nah Ak al eo untergebraht werden wird. Gerüchte daß die sudanesishen Jnsurgenten einen Ausgleih n AFT egyptischen Regierung zu shließen wünschen, gewinnen an Boden.

Zeitungsftimmen.

In der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung“ lesen wir:

Aus Charleroi erhält die „Weser-Zeitung“ einen längeren Artikel Brig der Devise „Nah dem Sturm“. Am Schlusse desselben eißt es:

„Schon jeßt konkurrirt die französische, die englishe und die Ruhrkohle mit Erfolg im hiesigen Kohlenbecken, und ih möchte sehr bezweifeln, ob auf die Dauer sich die hiesige Kohlenindustrie einer solchen Konkurrenz gegenüber überhaupt wird halten können. Von einer Ausbeutung des Arbeiters von Seiten des Kapitals kann gewiß nicht die Rede sein. Die Statistik des Jahres 1884 ergiebt aus dem Gesammtertrage der belgischen Zechen für die Arbeit 57,7 9% und fürs Kapital 1,2 9/0 und zeigt, daß, wenn die enormen Kapitalien, welche in den Zechen investirt sind, ganz frei geliefert würden, gs der Durchschnittsarbeitslohn nur um 5} - pro Arbeits- tag erhöhen würde. Das beweist, daß in der belgischen Kohlenindustrie Kapital und Arbeiter in gleiher Weije leiden und wahrscheinli einer noch dunkleren Zukunft entgegengehen.* Der internationale Wettbewerb wird si hieran nicht kehren, er wird kämpfend ruhig mit anseben, wie das hier investirte Kapital nach schwerer Einbuße sich deplacirt und die Arbeiter theils verhungern, theils anderen Erwerb finden. Dieser Prozeß mag lange dauern, doch ih fürchte, er wird unvermeidlich sein; keinenfalls aber wird er ganz \hweigsam vor ih gehen; einen Nothschrei haben wir in diefen Wochen gehört. Möge die Regierung den armen Kohlenarbeitern ihr \{chweres Loos durch wohlthätige Einrichtungen, deren Modelle sie in Deutschland finden kann: Konsumvereine, Krankenkassen, Unfallversicherung und ¿Altersversorgung, möglichst erleichtern; möge sie sie schüßen gegen die Heßereien und Verführungen einheimischer und fremder Aufwiegler, die von nah und fern die faum zum Gehorsam zurückgekehrten Elemente von Neuem zu reizen suchen; möge sie im Interesse der Arbeiter bei ähnlihen Vor- kommnissen sofort Energie zeigen, anstatt zu warten, dis der Vulkan seine Lava über den Rand ergossen hat und das Land unfehlbar ver- wüsten muß.“

_ Das „Deutsche Wollengewerbe“ berichtet über die Lage des Tuimarkts (Stapelartikel) :

Das Geschäft in besseren bis hochfeinen ck-Tuchen und Köpers (Croisés), feinen Satins und Doeskins, deren Fabrikation an si gegen früher bekanntlih bedeutend vermindert ift, hat sich in dem leßten Halbjahr nicht so shlecht gestaltet, wie man bei der allgemein wenig erfreulichen Lage in Tuchstoffen hätte erwarten dürfen. Der Verbrauch weist keinen Rückgang gegen voriges Winterhalbjahr auf; allerdings lassen die Bestellungen für dieses Frühjahrs- geschäft auch zu wünschen übrig. Zu dieser Art Waare haben nh neuerdings feine stück- und wollfarbige Granits gesellt, welche bei der besscren Kundschaft guter Aufnahme begegnen. Nicht so erfreulich ist die Lage der stückfarbigen Kammgarnstoffe, in welchen si seit nun hon Jahresfrist eine erhebliche Üeberproduktion dahin elen macht, daß die Preise gedrückter sind, als es dem gesunkenen tohmaterial entspriht. Der Verbrauch selbst hat bei der feineren Waare kaum nachgelassen, während si bei demjenigen der mittleren Qualitäten der Mitbewerb der farbig gemusterten Kammgarnstoffe recht fühlbar maht. Am gangbarsten sind zur Zeit neben Croifé- Rippen beziehentlich Granit, auch Satins, shmalere und auch breitere Diagonale.

Ein dauernd guter Absaß erhält sich in feinen wolls{warzen 3-Tuchen und Croisés, sowie in wollfarbigen, besonders wollblauen Tuchen und Doeskins, welhe auch für ausländishen Bedarf einige Nachfrage haben. Deutschland hat den Vortheil, den für diese Tucharten geeignetsten Rohstoff in den feinen und hohfeinen \chlesischen Wollen zu besißen, deren reine Fabrikation leider dur Verzüchtung von Iahr zu Jahr zurückgeht. Ein ungleich umfang- reicheres Geschäft als die rheinishen und sächsishen Fabriken in den feineren, haben die s{lesischen und mitteldeutschen in den N und mittleren Qualitäten aufzuweisen ; besonders tritt dies ei wollblauen Tuchen zu 7—9 H und ebensolhen Doeskins zu 8—9;3 M hervor. Gleich gut bleibt die Nachfrage für Militär- Diagonals, vornehmlich Strumpf- oder Reittrikots. welche zu Uni- formhosen ausgedehnte Verwendung finden. Reittrikots sind von Schlesien aus auch in geringer Waare zu 7—9 # auf den Markt gebracht worden ; dieselbe is gut verkäuflich, da sie solid gearbeitet ift.

Farbige Besaßtuhe haben sich im Absatz in gewohnter Höhe erhalten ; doch mat si seit einiger Zeit der Mitbewerb österreichischer Fabrikate bemerkbar, welche in Güte und Farbe ebenfalls treffli ergestellt sind. In ordinären {hwarzen Tuchen ist troß fort- geseßt beschränkterer Fabrikation keine Besserung im Absaß einge- treten; es ist diese Erscheinung nur daraus erklärlich, daß das faufende Publikum jene Tuche dur zweckdienliche dunkle Musterwaare erseßt. Die Nachfrage nach billigem s{warzen Hosensatin zu 5—7 A. bleibt dagegen fortgeseßt gut. Der Verbrau von kunstwollenen Mäntel- und Rodstoffen ist zwar troß des Sinkens der Wollpreise ein umfang- reicher geblieben, so daß dic meisten Betriebe voll beschäftigt waren, doch sind die Preise derart gedrückt, daß kaum ein Nutzen bleibt.

Die „Thüringische Correspondenz“ meldet aus Weimar u. d. 14. April: :

Der Geschäftsgang in den Haupt-Industriezweigen Thüringens ift augenblicklich ein keineswegs unbefriedigender, wenn auch das Neber- maß der Konkurrenz sich in empfindliher Weise bemerkbar mat und zu Klagen Veranlassung giebt. Die Wollstoff-Fabrikation in Gera und Greiz hat eine nicht leichte Zeit glücklich überstanden und ent- wickelt sich jeßt wieder in erfreuliher Weise. Für Apolda und seine Metallwaaren-Fabrikation ist die lange Dauer des Winters vortheilhaft gewesen; der Bedarf an Waaren il in Folge dessen gestiegen, und wenn auch mit geringem Vor- theil gearbeitet wird, so findet do keine Arbeitsstockung statt. Auf dem Gebiet der Spielwaaren-Fabrikation ist, wie aus Sonneberg \chrieben wird, der Geschäftsgang allerdings etwas flau; wenn der Rückgang, soweit er si im Verkehr mit Frankrei, Italien und Oesterreich zeigt, auf Rechnung der Zollpolitik geseßt wird, so wider- spricht dem do der Umstand, daß auch die Ausfuhr nach England, wo so gut wie kein Zoll erhoben wird, und nah Rußland, wo seit längerer Zeit eine Zollsteigerung nicht en hat, nachgelassen hat. Daß die Stockung nur als eine vorübergehende A d wird, zeigt der Umstand, daß die Baulust in Sonneberg eine sehr rege ist.

D L)

Armee - Verordnungs - Blatt. Nr. 10. Inhalt: Dislokation der Dragoner-Regimenter Nr. 20 und 22. Abände rung des „iedens-Bekleidungs-Reglements. Uebungen der Arbeits- soldaten des Beurlaubtenstandes für das Etatsjahr 1886/87. Aut- gabe von Nachträgen. Anmeldung des Bedarfs an Freiexemplaren des „Reichs-Geseßblattes". Veränderungs-Nachweisung Nr. 1 zum Namentlichen Verzeichniß der für die Dauer des zur Zeit bekleideten Hauptamtes zu Ee bezw. Stellvertretern der Vorsigenden der Schiedsgerichte im Bereich der preußischen Heereëverwaltung ernannten Militär-Beamten. Nachträge zur Vorschrift für die Verwaltung der Königlichen tehnishen Institute der Artillerie excl. Pulverfabriken vom 26. November 1874 und zur Vorschrift zur Verwaltung der Kö- niglihen Pulverfabriken vom 13. März 1879, Abänderung der Bekleidungs-Etats für Sanitäts-Uebungs-Detachements. Serv!t?

Anspruch der zur Kriegs-Akademie 2c. kommandirtcn Offiziere bei Beurlaubung während der Ferien. Ausführungs-Bestimmaungen zur Allerhöchsten Kabinets-Ordre vom 11. März 1886. Aenderung der Garnisonverwaltung zu Berlin. Bekanntmahung der Lebensver- icherungs-Anstalt für die Armee und Marine. “" Amtsblatt des Reihs-Postamts. Nr. 25. Inhalt: Verfügungen: vom 13. April 1886, Wiederaufnahme des Posft- anweisungsverfehrs mit Bulgarien. t

Ministerial-Blatst für die gesammte innere Verwal- tung in den Königlich fler d lig Staaten. Nr. 3. Snhalt: Allgemeine erwaltungsfahen. Uebersichten der Kreis- Tuss{@üsse über Geschäfte der allgemeinen Landesverwaltung. Eisen- bahnbeamte als polizeilihe Vollistreckungsbeamte im Sinne des §. 34 Nr. 6 des Gerichtsverfassungsgeseßes. Kassen- und Rehnungswesen. Bescheinigung von Quittungen über Pensionen und Wartegelder. Unterrihtsverwaltung. Grundsäße bei Pensionirung von Lehrern und Lehrerinnen an öffentlihen Voll¿schulen. Verwaltung der Kom- munen, Korporationen und Institute. Bildung des Stadtkreises Linden. Rae Im Allgemeinen. Polizeiliche Ver- fügung über Beseitigung von Fernsprehanlagen. Rechtsweg unzulässig. Sicherheitspolizei. Gefangenen-Tran8portwesen. Fischereipolizei. Festseßung von Geldstrafen in Fischereikontraventionen. Gendarmerie. Fouragevergütung für Gendarmerie-Dffiziere.

Reichstags - Angelegenheiten.

Bei der Ersaßwahl, welche im 2. Hannoverschen Wahl- freise (Aurich) für den verstorbenen Oekonomierath Vissering ftatt- gefunden hat, ist der Dr. med. Kruse zu Norderney S A mit 7904 gegen den Rechtsanwalt Hacke in Aurich (deutschfreisinnig mit 6439 von 14 343 abgegebenen Stimmen zum Mitglied des Reichstages gewählt worden.

Statistische Nachrichten.

Die Nr. 358 der „Mittheilungen der Großherzoglich hessischen Centralstelle für die Landesstatistik (Aprilheft) enthält : Gesundheitszustand und Todesfälle im Großh. Hessen im IV.Quar- tal 1885. Tabackbau im Großh. Hessen 1884—1885. Tägliche MWasserstände Oktober, November und Dezember 1885. Vergl. meteorologishe Beobachtungen Februar 1886. Preise der ge- wöhnlihen Verbrauchsgegenstände Februar 1886. -— Sterblichkeits- verhältnisse Februar 1886. Anzeige.

Den Mittheilungen entnehmen wir über den Tabackbau im Großherzogthum Hessen im Erntejahr 1884/85 folgende Daten, zunähst in Bezug auf die Zahl der Tabackpflanzen und den Flächeninhalt der mit Taba bepflanzten Grundstücke. In der Provinz Starkenburg betrug im Hauptsteueramt Darmstadt die Zahl der Tabackpflanzer 2, der Flächeninhalt der mit Tabak be- vflanzten Grundstücke 1,05 a; im Steueramt Bensheim betrug die Zahl der Tabackpflanzer zusammen 3169, der Flächeninhalt der mit Taback bepflanzten Grundstücke 99 290,79 a. Im Salzsteueramt Wimpfen gab es 327 Tabackpflanzer, der Flächeninhalt der mit Tabak bepflanzten Grundstücke betrug 6848,69 a; im Hauptsteueramt Offen- bah existirten 95 Tabackpflanzer und die mit Tabak bepflanzten Grund- stüde wiesen einen Flächeninhalt von 944,98 a auf.

Jn der Provinz Oberhessen betrug im Hauptsteueramt Gießen die Zahl der Tabackpflanzer 39, der Flächeninhalt der mit Tabak bepflanzten Grundstücke 11,78 a. j

In der Provinz Rheinhessen gab es im Hauptsteueramt Mainz 9 Tabackpflanzer und 197,62 bepflanzte Are Tabackland; im Haupt- steueramt Worms 2 Tabackpflanzer und 35,01 a bepflanztes Taback- land. Im Hauptsteueramt Bingen existirt kein Tabackbau. :

Gin Gesammtüberblick ergiebt also für die Provinz Starkenburg an Tabackpflanzern einen Bestand von 3584, an Flächeninhalt der mit Taback bepflanzten Grundstücke 107 085,51 a; für die Provinz Ober- hessen 39 Tabackpflanzer und 11,78 a, für die Provinz Rheinhessen 4 Tabackbauer und 232,63 a. Für das gesammte Großherzogthum stellt sich mithin die Zahl der Tabakpflanzer auf 3627, der mit Tabac? bepflanzten Grundstücke auf 107 329,92 a.

Eine Uebersicht über die Ergebnisse der Tabackernte und den Er-

trag der Tabaksteuer ergiebt folgendes Resultat für die einzelnen Pro- vinzen des Großherzogthums: Die Menge des geernteten Tabacks in dahreifem, trockenem Zustande betrug für die Provinz Starkenburg in den Aemtern Darmstadt und Offenbach zusammen 2277752 kg; der mittlere Preis stellte sich einshließlih der Tabacksteuer auf 90,86 M, der Werth der Tabackernte auf 2069 490 \#. Die Gewichtsfsteuer weist 817 994,20 4. Schuld, 22,10 #( Nachlässe auf ; die Flächen- steuer 1656,30 46, Nachlässe 49,30 46. In der Provinz Oberhessen betrug die Menge des geernteten Tabaks in dachreifem, trocktenem ZU- stande 251 kg, der mittlere Preis (einschließlich Tabacksteuer) von 100 kg betrug 90,77 Æ, der Werth der Tabackernte 228 A, Gewichtêsteuer feine, Flächensteuer: Schuld 52,10 #. In der Provinz Rheinhessen betrug die Menge des geernteten Tabacks in dachreifem, getrocknetem Zustande 6681 kg, der mittlere Preis (einschl. Tabacksteuer) von 100 kg Taback belief \sich auf 61,26 M; der Werth der Tabaernte belief sih auf 4093 Æ Gewichtssteuer : Schuld 1882,80 4, Nachlässe keine. Flächensteuer 161,85 H, Nach- läfse keine. Alles in allem |tellt sih also die Tabackernte und der Ertrag der Tabacksteuer für das ganze Großherzogthum Hessen folgender- maßen : Die Menge des geernteten Tabacks in dachreifem, trockenem e betrug 2284 684 kg, der mittlere Preis (einschl. Tabad- teuer) von 100 kg Tabadck betrug 90,77 4, der Werth der Tabakernte 2073811 4 Gewichtssteuer: Schuld 819 877 M4, Nachlässe 22,10 4. Flächensteuer 1870,25 M, Nachläfsse 49,30 / _ Die K. K. Polizeidirektion in Wien hat kürzlich die Statistik des Fremdenverkehrs in Wien im Jahre 1885 abgeschlossen, wenigstens was die in den Hotels abgestiegenen Fremden angeht. Die Zahl der in den Wiener Hotels angekommenen Fremden belief sich nah den polizeilihen Anmeldungen auf 227 917 Köpfe oder besser Meldezettel, denn nur diese werden gezählt, und da auf einem derselben häufig ganze Familien sammt der Dienershaft eingetragen werden, so ist die Zahl der in den Hotels abgestiegenen Personen in Wirklichkeit viel größer. Da die Zählmethode immer dieselbe ist, ‘fo sind die für die einzelnen Jahre gegebenen Ziffern vollkommen vergleihungsfähig. Unter diesen Umständen ist die Fremdenzahl des Jahres 1885 als günstig zu bezeichnen; 1884 beherbergten nämlich die Wiener Hotels nur 182 887 und 1883 199 433 Fremde. Gegen die beiden Vorjahre ist 1885 also eine Zunahme von 24,6 bezw. 15,6 9/4 zu verzeihnen!

In den einzelnen Monaten des Jahres 1885 war der Fremden- zuzug den früheren Erfahrungen vollkommen entsprehcnd. Die größte Zahl der Fremden hatten die Monate August und September mit 27936 und 27 083 Personen aufzuweisen; dann folgten Juli mit 24535, Oktober mit 21643, Mai mit 20432, Juni mit 19 314 Fremden. Die geringste Frequenz fand in den Monaten April mit 17 443, November mit 16 386, PVtärz mit 15586 Februar mit 13163, Fauuar mit 12 373 und Dezember mit 12023 Fremden statt. Im Jahre 1884 stieg die Zah! der Fremden nur in den Monaten August und September auf über 20 000 Köpfe, während dies 1885 in fünf Monaten der Fall war!

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Kurfürstin Dorothea, die Gründerin der Doro- theenstadt zu Berlin. Von Prof. Dr. William Piersfon, Oberlehrer am Dorotheenstädtishen Realgymnasium zu Berlin. Ab- druck aus der Festschrist des Dorotheens\tädtischen Realgymnasiums. Berlin, 1886. R. Gärtners Verlagsbuchhandlung, H. Heyfelder. (39 S.) Ladenpreis 1 4 Da eine parteiishe Ueberlieferung das

Bild der Kurfürstin Dorotbea, ver zweiten Gemahlin des Großen Kurfürsten, bekanntlich frühzeitig und dauernd entstellt hat und noch jeßt die Erinnerung an dieselbe meist weniger günstig ist, als sie verdient, jo hat es Prof. Pierson unternommen, in der Festshrift zur fünfzig- jährigen Jubelfeier des Dorotheenstädtishen Realgymnasiums zu Berlin die Kurfürstin gegen die unwürdigen Verdächtigungen, die im Volke gegen e laut geworden, in Schutz zu nebmen und die Vielverkannte endlich ganz zu Ehren zu bringen. Er thut dies in vorliegender Schrift, in der er zunächst cine recht interessante Biographie der Kur- fürstin Dorothea, die in manchen Stücken auf der Benußung neuen Materials beruht, im AUgemeinen liefert und sodann in einem be- sonderen Uüvschnitt ausführlich über die Gründung der Dorotheen- stadt, durd welche sih die genannte Kurfürstin in Berlin verewigt hat, berichtet.

des

Die Sawsenspiegels. Von Dr. Emil Steffenhagen, Ober- Bibliothekar in Kiel. VI. Die Fuldaer Glofsenhandshrift. Wien. 1886. In Kommission bei C. Gerolds Sohn. (Aus dem Fahrgange 1885 der Sigungsberi(hte der phil -histor. Klasse der Kais. Akad. der

Wissensch. besonders abgedruckt.) Da der in der ständischen Landes-

Entwickelung der LandreHts8glosse

bibliothek zu Fulda befindlihe Kodex des Sachsenspiegel-Landrechts von Homeyer in seiner Ausgabe des Sachsenspiegels nicht erwähnt ist, obwohl derselbe im 3. © 1che höchst eigenartig fkompilatorisch gestaltet ist, so hat Steffenhagen in vorstehender Schrift demselkten eine befondere Besprechung gewidmet. Er beschreibt zuerst im Allgemeinen die Hand- chrift nach Form und Inhalt, macht ihre verschiedenen Verfasser namhaft _ und führt die in den beiden ersten Büchern von dem Texte bei Ps abweichenden Lesarten an, beschäftigt sich sodann aber vorzugsweise eingehend und aus- führliß mit dem 3. Buche, das nach Vollzähligkeit und Anordnung des Textes, wie in der Gestalt der Glosse einen von dem Hergebracten stark abweichenden Charakter bekundet, zeigt, daß dasselbe eine aus verschiedenen Quellen zusammengetragene Kompilation sei, Beziehung. zum Schwabenspiegel habe, aus dem Rechtsbuh nach Distinktionen größere Partieen aufgenommen habe u. \. w. und theilt \chließlich eine Anzahl Gerichtsformeln aus der Zeit Kaiser Karls IV., die der Kompilator gegen den Schluß einverleibt hat, mit. In einem Anhange ist der lothringishe Landfrieden v. I. 1354 in seinem bisher niht bekannten Wortlaut, sowie ein Bruchstück der Goldenen Bulle, das in der Fassung von allen bisher bekannten deutschen Texten abweicht, abgedruckt. Der gedahte Fuldaer Kodex steht also, wie erwähnt, in Beziehung zum Schwabenspiegel, ist von Interesse für die Geschichte der Libri Fendorum und ihrer Glosse und bietet ein be- merkenswerthes Zeugniß für die Verbreitung der Sachsenspiegelglosse Uan Gegenden, sowie für ihre Verbindung mit anderen ullen.

E. I. Hildebrandt: „Freuden und Leiden des Feld- zuges 1870/71 und der Okkupation.“ Verlag der Deutschen Militär-Musiker-Zeitung (Prager), Berlin. Preis 50 -. Dieses interessante Memorandum is nach dem Kriegstagebuch des Verfassers zusammengestellt, der den Feldzug als Hautboist im 8. Ostpreußischen íJntanterie-Regiment Nr. 45 mitgemacht hat, und giebt ein \{lichtes, ohne alle Effefthascherei gemaltes Bild von den Erlebnissen des ein- zelnen Mannes aus jener großen Zeit. Das Werkchen liest sich sehr gut, verdient aber außerdem noch deshalb Beachtung, weil der Gewinn für den zu gründenden Fonds zur Unterstüßung von Militär-Musikern bestimmt ist. Das kleine Buch verdient darum nicht nur bei den Regimentskameraden des Verfassers, sondern auch in weiteren Kreisen recht weite Verbreitung zu finden. f

Die große, aus 10 Blättern bestehende S pezialkarte von Afrika (im Maßstabe von 1: 4000 000), welche die Geographische Anstalt von Justus Perthes in Gotha besorgt, ist um eine weitere Lieferung vorgeschritten. Diese 4. Lieferung enthält wieder 2 Blôtter, sodaß nun bereits 8 davon vorliegen und mit der in 14 Tagen versprohenen Schlußlieferung die Karte vollständig in den Händen der Abonnenten sein wird (Preis jeder der 5 Lieferungen 3 K). Von den neuesten beiden Blättern umfaßt die eine die 6. Sektion „Abessinien“, bearbeitet von Hermann Habenicht, die andere die 10. Sektion „Delagoa-Bai“, bearbeitet von Dr. Richard Lüddece. —— Was die Sektion „Abefsinien“ betrifft, so stützt sih dieselbe hauptsächlih auf E. Ravensteins für die Royal Geographical Society in London gezeichnete Karte von Ost- Acquatorial-Afrika. Troßdem nahm die Zeichnung dieser Sektion mehr Zeit in Anspru als vorherzusehen war, da das Material für die Nordhâälfte des Blattes sehr komplizirt ist und hier zum ersten Mal gründlich verarbeitet werden mußte. Aus diesem Grunde hat sich auch die Ausgabe der 4. Lieferung etwas verzögert. Die Telegraphenlinien, projektirten Cisenbahnen und früheren Stationen der egyptischen Ne- gierung in den Sudanprovinzen sind auf der erwähnten Sektion gans fortgelassen, da sie bis auf Weiteres do nur historishen Werth aben. Nur die Flüsse, welche früher von Dampfbooten mindestens zweimal im Jahre befahren wurden, sind eingetragen. Die Grenzen von Abessinien sind, zur Schonung des interessanten physishen Bildes, nur durch \{chmale rothe Linien markirt, Die von der Deutsch- Ostafrikanischen Gesellschaft an der Somali-Küste erworbenen Gebiete (welche noch niht unter den Schuß des Reichs gestellt sind) sind ihrer ungefähren Ausdehnung nah auf der Karte durch blasses Halbkolorit angedeutet, Auch für das andere Blatt der Karte, die Delagoa-Bai, bildeten die Arbeiten von Ravenstein neben R. de Lannoy-Bissy's Karte die Grundlage; doh wurden stets auch die Originalkarten der Reisenden zu Rathe gezogen und sind viele Nach- träge und Verbesserungen jener Karten auf Grund neuerer Ereignisse und Aufnahmen nöthig geworden. Die Grenze der „Neuen Republik“, des jüngsten süd-afrikanishen Staats, ist nach Haevernicks Angaben eingetragen, aber nit kolorirt, weil dieser Staat noch von feiner europäischen Macht anerkannt worden ist. Die Küsten von Madagaskar sind nach den Karten der englishen Admi- ralität, das Innere nah Lannoy de Vissy gezeichnet. Für die Darstellung des Terrains war das vorliegende Material nur dürftig. Auh über die Grenzen der Distrikte und der einzelnen Stämme der Insel waren die Angaben nicht zuverlässig genug, und ist ihre Eintragung deshalb unterblieben. Dagegen hat die ganze Insel das Kolorit eines französishen Schußgebiets erhalten, weil schon jeßt die Französishe Republik die Vertretung von Madagaskar in allen auswärtigen Beziehungen übernommen hat, obgleich in dem am 17. Dezember 1885 abgeschlossenen und am 6. März ratifizirten Vertrage die Anerkennung des französishen Protektorats von Seiten Madagaskars nicht ausdrücklich ausgesprohen ist. Der wichtige Hafenort Tamatave ist als französishe Besitzung bezeichnet, da der- selbe bis zur Leistung der bedeutenden Entschädigung von französischen Truppen besetzt bleiben wird. Die scharfe Zeichnung, der deutliche überall Teiht Tesbare Druck und die sorgfältige Kolorirung auch der neuesten Blätter ter Karte verdient cine ganz besondere Hervorhebung.

Die Friedrichs - Werdershe Gewerbeschule in Berlin ist eine Oberrealshule: sie besteht aus 8 Klassen (Prima, Ober- und Unter - Sekunda, Ober- und Unter - Tertia, Quarta, Quinta, Sexta); an derselben unterrihten 26 Lehrer (außer dem Direktor 9 Oberlehrer, 9 ordentliche Lehrer, 2 wissen- \chaftlite Hülfslehrer, 5 technishe Lehrer). Die Anzahl der Schüler betrug dem vom Direktor Gallenkamp für das Sculjahr 1885/86 erstatteten Jahresberichte über die Gewerbeschule zufolge am 1. Februar 1885 im Ganzen 524, und am 1. Februar 1886 514; oavon waren, ihrer Religion nach, am 1. Februar d. J. 140 evangelisch, 24 fatholisch, 2 Dissidenten, 48 jüdish; hinsichtlih ihrer Heimathsverhältnisse aber zu derselben Zeit 462 Einheimische, 46 AuL2wärtige, 6 Ausländer. Das Zeugniß für den einjährigen Militärdienst erhielten Ostern 1885 28, Michaelis 1885 14 Schüler; davon sind zu einem praktischen Berufe Übergegangen Ostern v. J. 26, Michaelis v. J. 12. Die Abiturientenprüfung bestanden Ostern v. J. 2, Michaelis v. J. 4 Schüler. Zum diesjährigen Oster- programm der Friedrihs-Werdershen Gewerbeschule werden besonders ausgegeben: Die Abhandlung des ordentlichen Lehrers Dr. Weltien „Zur Theorie der linearen homogenen Substitutionen“ und „Ueber- tragungen deutsher Lieder ins Englische“ vom Oberlehrer Dr. Dick- mann.

Der Führer im Bade Wildungen. Zehnte Auflage" Bad Wildungen 1886. In Kommission der Speyershen Buchhandlung (Gust. Schmidt) zu Arolsen. Ein höchst bequemes und brauchbares Büchlein, das dem Besucher des Bades Wildungen über alles Aus- kunft giebt, worüber er eine folche hinsihtlich des Bades nur wünschen fann über die Lage und geognostischen Verhältnisse des- selben, die Verwaltung, dic Quellen, die Krankheiten, gegen welche das Wildunger Mineralwasser gebrauht wird, den kurmäßigen Gebrauch der Wildunger Mineralwässer, die Bäder, die Aerzte, die Wohnungen, die Gasthäuser, die Naturalverpflegung, die Brunnenmusik, die Lese- zimmer, die Spaziergänge, die Ausflüge, die Leihbibliotheken, die milden Stiftungen, Nieder-Wildunagen, die Post und Telegraphie, die Kur- abgabe, die polizeilihe Anmeldung, die Kurlisten, ausländisches Geld, die Reise nah Wildungen, die Fuhrwerke, Schriften über Wildungen, endlih auch über den Tarif für das Droschkenfuhrwesen. Außerdem ist das Schristhen mit 8 hübschen Bildern (Badelogirhaus, Nieder- Wildungen, Brunnenstraße, Georg-Viktor-Quelle und Wandelbahn, Helenen-Quelle, Europäischer Hof, Alt-Wildungen und Schloß Friedrihstein, Schloß und Stadt Waldeck) und einem Kärtchen des westlichen Deutschland ausgestattet.

Die in Leipzig und Berlin den 17. d. M. erscheinende Nr. 2233 der „Illustrirten Zeitung“ enthält folgende Abbildungen: Der Kopf der Haydn-Statue für das Haydn-Denkmal in Wien, modellirt von Heinrih Natter. Die Arbeiterunruhen in Mailand: In der Straße Vittorio Emanuele. Nach einer Skizze unseres Spezialzeihners U. Ferrari. Der Arbeiteraufruhr in Belgien: Der Brand der Fabrik und des Schlosses Baudoux. Nach einer Skizze unseres Spezialzeichners L. v. Elliot. Ferdinand von Richthofen. Die neue Handelsbörse in Leipzig, Originalzeihnung von B. Straßberger. Bruder Kellermeister. Gemälde von I. E. Gaißer. Nach einer Photographie von Victor Angerer in Wien. Frühlings- bild aus den steierschen Tauern (mit dem Hochgolling im Hinter- grund). Originalzeihnung von A. Heilmann. Junger Dzelot im L R Garten: zu Berlin. Nach dem Leben gezeihnet von

. Mütßel. St. Petersburger Bilder: In einer „Moskauischen Bäckerei“ um die Mitternachtsstunde. Originalzeihnung von G. Broling. Kopfjäger auf Java. 6 Abbildungen. Flagge des Congo-Staats. Moden: Anzug aus Wollstoff\ und Sammt. Kostüm aus s{chwarzer Faille mit Spitzen- und Sammtbesaßz. Zur Erinnerung an Victor von Scheffel. 11 Abbildungen: Portrait Jos. Victor von Scheffels. Nach einer Zeichnung aus der Samm- lung „Studienköpfe Anton von Werners“. (Verlag von Paul Bette in Berlin.) Geburts- und Sterbehaus Victor von Scheffels in Karlsruhe. Die Scheffel-Palmen bei Bordighera an der Riviera di Ponente. Nach der Natur gezeichnet von F. Rohstock. Jlustration zu Victor von Scheffels Gedicht „Der erratisbe Block“ von Heinz Mayer. Aus der illustrirten Prachtausgabe von Victor von S cheffels „Trompeter von Säfkingen“ (Stuttgart, A. Bonz u. Co.). 3 Ab- bildungen: Margaretha, die Trompete blasend. Das Concert im Gartenpavillon. In der Herrenstube des Knopfwirths zu Säkkingen. Aus dem Bildercyklus zu Victor von Scheffels ,Ekkehard“ (München, Verlagsanstalt für Kunst und Wissenschaft). 3 Abbildungen: Audifarx und Hadumoth. Nach der Komposition von J. Flüggen. Efkfchard trägt Frau Hadwiga durch die Klosterpforte. Nach der Komposition von A. Lezen-Mayer. Virgilius auf dem Hohentwiel. Nach der Komposition von J. Herterih. Victor von Scheffels Adelswappen.

Gewerbe und Handel.

Die gestrige ordentlihe Generalversammlung der Deutschen Hypotheken-Bank- Aktiengesellschaft in Berlin geneh- migte einstimmig die Bilanz pro 1885 und ertheilte der Verwaltung die Decharge. Die auf 5 %%a festgeseßte Dividende gelangt von beute ab zur Auszahlung.

In der gestrigen Generalversammlung der Aktionäre der Mitteldeutshen Kreditbank wurden die Anträge der Ver- waltung genehmigt und die Vertheilung einer Dividende von 5 9% für 1885 beschlossen.

Dem Geschäftsberiht der Aktiengesellschaft für RNheinish-westfälishe Industrie zu Köln pro 1885 ent- nehmen wir, daß die Resultate des vergangenen Geschäftsjahres durhaus zufriedenstellend sind; fie gestatten die Vertheilung eines Reingewinnes von 146 803 #({ Der Brutto-Uebershuß beläuft sich auf 227 890 #4, zu Abschreibungen sind verwandt 65 685 A Der Vorstand s{lägt vor, den Reingewinn wie folgt zu verwenden: 10 9% zur Bildung, bezw. Dotirung einer Spezial-Reserve 14530 4, 5 %/6 Tantième für den Aufsichtsrath 7265 4, 8% Dividende 120 000 , Betriebstantième an den Direktor der Cementfabrik 1762 M, bleiben zum Vortrage auf das laufende Jahr 3246

In der Generalversammlung des A. Schaaffhausen schen Bankvereins zu Köln vom 14. d. M. wurde die vorgelegte Bilanz genehmigt und die Dividende pro 1885 auf 40/0 festgeseßt.

Die „New-Yorker Hdls.-Ztg.“ schreibt in ihrem vom 2, d. M. datirten Wochenberi cht: Das Geschäft am Waaren- und Produktenmarkt ist rubig geblieben. Weizen und Mais haben im Ganzen genommen nur mäßigen Exrportbegehr gehabt und vorwöchentliche Schlußnotirungen niht ganz behaupten können. Hafer fand dagegen nah jener Richtung mehr Beachtung als gewöhnlich, stellte sih aber im Wehe ebenfalls niedriger. Weizenmehl ftand in \{leppendem Verk.r. Das Befrachtung8geshäft war wieder mäßig lebhaft, Raten haben indessen bis jeßt feine nennenswerthe Besserung aufzuweisen. Baumw olle hatte bei ziemlich ruhigem Ge- {haft Anfangs willigere Tendenz, ist jedoch in den leßten Tagen auf Grund besserer Liverpool-Berichte fester gewesen. Der Woll- markt war still, aber fest. Brafil-Ka ffees fanden wenig Beah- tung, ohne im Preise wesentlihe Veränderungen erfahren zu haben. Von reinshmeckenden Sorten begegneten namentlich ostindische Kaffees recht guter Nachfrage. Rohzucker hat etwas lebhafteres Geschäft und festere Tendenz gehabt. Am Theemarkt herrschte cin stetiger Ton, doch haben Transaktionen in Folge der anhaltend großen Verkäufe auf dem Auktionswege nur einen beschränkten Umfang erreiht. Prov i- fionen verkehrten troß zunehmendem Exportbegehr für Schmalz und besserer Nachfrage für Long und short clear Middles fast durchgehends in rügängiger Tendenz, sind jedoh am Schluß wieder etwas fester ge- wesen. Terpentinöl war flau, Harz behielt rege Nachfrage. Raffinirtes Petroleum flau und nominell. Pipe line-Certifikates befinden sich noch immer in weichender Tendenz. Schlußpreis 715 C. Gd. In der Lage des Metallmarktes hat keine wesentliche Aenderung statt-

efunden. Mit fremden und einhcimischen Manufakturwaaren lieb es ill. Der Import fremder Webstoffe beträgt für die heute be- endete Woche 2256 489 Doll. gegen 1 704 548 Doll. in der Parallelwoche des Vorjahres. Der Außenhandel der Union im Februar zeigt das prognostizirte Resultat: Der Waaren-Import hat den Export von Produkten und Waaren überstiegen, und zwar um 4718720 Doll, gegen einen Ueberschuß . des Erports über den Import von 11 912 789 Doll. im Februar 1885. Für die ersten 8 Monate des laufenden Fiskaljahres ergiebt sich cin Ueberwiegen des Gxports von 50 922 382 Doll. in der Waaren- und von 2 284998 Doll. in der Contanten-Bewegung, während in der Parallelperiode 1884—85 die Ausfuhr, abzüglich eines Import-Saldos von 8 520817 Doll. Con- tanten, die Einfuhr um 151 052 118 Doll. übertroffen hatte.

London, 14. April. (W. T. B.) Wollauktion. Tendenz flau.

Glasgow, 14. April. (W. T. B.) Die heute hier statt- gehabte Versommlung von Besißern shottisher Eisen- werke hat sh über die Frage einer Einschränkung der Noheisen- Produktion nit einigen können. Die Einschränkung der \choitisch;en Eisen-Produktion ist somit aufgegeben.

Warschau 14. April. (W. T. B.) Die Betriebscinnohmen der Warschau-Wiener Eisenbahn betrugen im Monat März 1886 19 000 Rbl. melx als in demselben Monat 1885. Die Betriebs- einnahmen der Warschau-Bromberger Bahn betrugen im Monat März 1886 2000 Rbl. mehr als in demselben Monat 1885.