1886 / 109 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 May 1886 18:00:01 GMT) scan diff

ag Gin worden, während die äußeren Felder nebst den polygonalen Hallen zu langgestreckten Galerien umgebildet wurdes. Die Säle baben nach Entfernung der mit Wellblech eingedeckten Zeltdächer und Ersetung derselben dur eine thunlichst leihte Eisenkonstruftion mit Robglasdeckung Oberlichtbeleuhtung erhalten. Die Wände, welche die Sâle von einander und von den äußeren Galeriea trennen, be- steben bis zu einer Höhe von 4,5 11 aus ausgemauertem Eisenfachwerk, darüber bis zur Dachkonstruktion aus festgespanntem starkem Leinen- stoff. Die Galerien, welche ihre feitlihe Beleuchtung behalten haben, find durh doppelte hölzerne Wände von 4,5 m Höhe iu Kabinete von trapezförmigem Grundriß abgetheilt, unter Belassung eines breiten nges an der Frontwand. Der Eintrittsraum unter der Kuppel nebst den drei anstoßenden Feldern ift behufs Ausbildung als festliche Eintrittshalle für eine besondere Aus\{chmücckung vorbehalten. Ciner völligen Aenderung hat der Fußboden unterzogen werden müffen, Derselbe bestand in den Gängen aus Beton und in den übrigen Flähen aus Dielung auf Lagerhölzern. Leßtere lag etwa 15 em höber als der Estrich der Gänge. Abgesehen von dem Um- stand, daß der Holzfußboden bereits vom Schwamm ergriffen war, und deshalb seine Beseitigung geboten hien, mußte der Höhenunter- schied der vershicdenen Theile auf jcden Fall beseitigt und ein ein- heitliher Fußboden gebildet werden. Unter Benutzung der bereits in Beton ausgeführten Theile als Unterpflaster ist deëhalb beim Umbau ein durhgängiger Cementestrih von der Art hergestellt worden, wie er in Süddeutshland {hon seit längerer Zeit niht nur für Jnnen- râume, sondern auch für Bürgersteige mit Erfolg benutzt wird. Der bequemen Reinigung halber hat der Estrih der Säle und seitlihen Galerien Gefälle nach einem je im Mittelpunkte an- gelegten, mit einem Gitter bedeckten Einfallshachte bezw. Schlamm- fange erhalten, welcher mit der ausgedehnten und bei Gelegenheit des Umbaues vervollständigten Entwäfserungsanlage in Verbindung steht.

Der Anbau besteht in einer dem Hauptgebäude in der Längsachse angefügten, 35 m langen und 25 m breiten Halle, welche zur Aufstellung größerer Bildwerke dienen soll, und in sechs für An- nahme von Gemälden bestimmten Oberlichtsälen von länglicher Grundrißform. Der Fußboden ift hier in derselben Weise hergestellt wie im Hauptgebäude. Die Umfafsungs- und Scheidewände des Aus- baues find sämmtlich 14 Stein stark, 6 m hoh aufgemauert und, fóweit der Standfestigkeit wegen nothwendig war, mit Strebepfeilern versehen. Das na allen Seiten abgewalmte Dachgerüst der Skulp- turenhalle ift ganz in Eisen hergestellt, in der untersten Zone mit verzinktem Cisenwellbleh, sonst mit Rohglastafeln einge- dectt worden. Auf dem Firste befindet sich ein Lüftungsaufsay. Die Gemäldesäle haben Holzcementdächer mit \ägeförmigen Oberlichtern erhalten. Die Unterfläben der Dachschalung und die Pfetten, welche auf gewalzten eisernen Trägern ruhen, sind gehobelt und bilden zu- glci die Decke der Säle. Das Aeußere des Anbaues ist aus Spar- jamfkeitsrüdsihten, da für gewöhnli die Umgebungen desselben vom Publikum nit betreten werden, in den \{lichtesten Ziegelbauformen ohne Verwendung besonderer Verblendsteine ausgeführt.

Zur thunlihsten Beschränkung der Baufeuchtigkeit, worauf wegen der für die Bauausführung zum Theil schr ungünstigen Jahreszeit besonders geahtet werden mußte, sind die inneren Wandflächen des Um- und Anbaues, mit alleiniger Ausnahme der etwa 80 ecm hohen unteren Brüftungsflächen, niht geputzt, sondern mit Stoff bespannt worden, welcher ebenso wie derjenige des oberen Theils der Saalwände mit Leimfarbe gestrichen ist. Letzteres geschah nicht nur der dekorativen Wir- kung wegen, \fondern auch zum Schutze der Stoffe gegen das Entflammen, nachdem die zuerst in Aussicht genommene Imprägnirung mit Rück- sicht darauf aufgegeben war, daß darunter erfahrungsmäßig das An- sehen der Stoffe erheblich leidet, und in dem frishen Bau vermöge der hygroskopishen Natur der Imprägnirunçgsmasse die Gemälde der Gefahr des Verstockens ausgeseßt worden wären. Um das Eindringen unmittelbaren Sonnenlichtes zu verhindern, ist die Oberlichtwirkung durch fest untergespannte Behänge gedämpst, während die Seitenlicht- flähen mit einem durhscheinenden Anstrich von Lackfarbe gedeckt sind

Bei der bisherigen Benutung des Hauptgebäudes hat sich als Uebelstand herausgestellt, daß darin an heißen Tagen si eine fehr s{wüle, für die Besucher lästige Temperatur entwickelt. Da dies hauptsächlih auf die Ausftrahlung der Wärme durch die Glas- und Wellblecheindeckung zurückgeführt werden muß, fo ift auf den Dächern ein Wasserleitungsneß mit zahlreihen Sprenghähnen an- gelegt worden, von denen aus die durch Laufbretter und Leitern überall leiht zugänglich gemachten Dachflächen ausgiebig besprengt werden können. Man hofft, durch die Verdunstung des Wassers auf den erbißten Flächen eine wirksame Abkühlung derselben zu erzielen.

In seiner jeßigen Form bedeckt das Gebäude mit dem Anbau eine Fläche von rund 13200 qm und bietet etwa 8300 qm Behang- flähe für Gemälde, wobei von den kleineren, für Aqguarellen, Kupfer- ftiche u. st. w. geeigneten Wandflächen abgesehen ist, Die Kosten des Umbaues betragen nach dem Anschlage 126 000 4, diejenigen des Anbaues 119 500 46 Entwurf und Ausführung lagen in den Händen des Prof. Friß Wolff. Mit der Bauführung waren die Negierungs- Bauführer Radke und Stoeßel hetraut. Die Konstruktion des Dahes der Skulpturenhalle ist von dem Ingenieur R. Cramer bearbeitet und berechnet worden.

Berlin, im April 1886 (verspätet).

Die Plenarversammlung der Centraldirektion der Monumenta Germaniae ward in N Jahr in den Tagen vom 13.—15. April in gewohnter Weise abgehalten. Leider waren von den auswärtigen Mitgliedern zwei, Geh. Rath Prof. y. Giesebrecht in München durch Unwohlsein, Hofrath Ritter v. Sickel in Wien durch einen längeren Aufenthalt in Rom von der Theilnahme abgehalten. Da die Geéntraldirektion im Laufe des Jahres ihc Mitglied, den Justizrath Guüler in Frankfurt a. M., der schon der früheren Leitung der Uonumenta angehört hatte, durch den Tod verloren, nahmen von auswärts nur Prof. Dümmler in Halle, Prof. Hegel in Erlangen,

ofrath Prof. Maaßen in Wien theil. Dagegen waren die hiesigen Mitglieder vollzählig anwesend. Von der Wahl cines neuen Mit- gliedes ward für jeßt Abstand genommen.

Auch in diesem Jahr hat es niht on manchen Störungen gefehlt, wie sie bei der großen Zahl betheiligter Arbeiter kaum zu vermeiden find. Doch darf sowohl nah den vollendeten Werken wie nah den Berichten, welche die Leiter der einzelnen Abtheilungen erstatteten, N der Arbeiten als ein allgemein befriedigender bezeichnet werden.

Vollendet wurden im Lauf des Jahres 1885/86 in der Abtheilung Auetores antiquissimi :

1) Tom. 1V, 2: Venanti Honori Clementiani Fortunati opera

pedettria. Recensuit et emendavit Bruno Krusch. 4.;

2) Tom. VII: Magui Felicis Ennodi Opera. Recensuit Fr. Vogel. 4.; G

ín der Abtheilung Seriptores :

3) Scriptores rerum Merovingicarum tom. I (Gregorii Taro- nensis opera), pars 2: Miracula et opera mi nora (ed. Bruno Krusch). 4.;

4) Gesta abbatum Fontanellensium. feld. 8.;

in der Äbtheilung Leges:

5) Sectio V: Formulae Merovingici et Karolini aevi. Accedunt

ordines judiciorum Dei, ed. R. Zeumer. Pars 2. 4.; von dem Neuen Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde :

6) Band XI. ;

Der Leiter der Abtheilung Auctores antiquissimi. Prof. Mommsen, get auf der im vorigen Jahre kegonnenen, in diejem beschlossenen

eise die Bibliotheken Italiens, der Schweiz, Frankreichs und Eng- Tands für die kleinen Chroniken aus der Zeit des Uebergangs aus dem Alterthum in das Mittelalter vollständig ausgebeutet und jeßt an die Ausgabe selbst Hand gelegt. Von den noch ausstehenden Editionen des Sidonius, mit Anhang der Briefe des Ruricius und Faustus, und des Claudianus ist jene der Vollendung, diese dem Drucke nahe. Dagegen sind die auf die Bearbeitung des Cassiodorus geseßten Hoff- nungen auch in diesem Jahre nicht in Erfüllung gegangen.

Recensuit S. Löôwen-

vollendet, mehr aber theils weitergeführt, theils begonnen als in manchem früheren Jahr. Lebbaft gefördert ward der 15. Band der Folioausgabe, der bestimmt ift, die zahlreichen Supplemente zu den Vitae und fleineren Historiae der tarolingishen, sächsishen und fränkischen Zeit zu geben ; sie haben folchen Umfang erhalten, daß jeßt mit dem Ende des 10. Jahrhunderts {on 700 Seiten überschritten find. Der Drutk steht in der Ausgabe der interessanten Vita quinque fratrum des Bruno, die Dr. Kade aufgefunden und für uns be- arbeitet hat. Den größeren Theil des Bandes lieferte Dr. Holder- Egger, einzelnes Dr. von Heinemann, dessen Thätigkeit leider dur läângeres Kranksein unterbrochen ward. Die in den Monumenta bisher fehlende Ausgabe der Gesta Heinrici metrice (Carmen de bello Saxonico), üb r deren Verfasser neuerdings wieder lebhaft verhandelt ist, wird Oberlehrer Dr. Pannenborg in Göttingen liefern, Der 28. Band der Secriptores enthält auf den 30 Bogen, die geseßt sind, die ausführlichen Nachrihten des Rogerus de Wendover und Matheus Parisiensis zur Geschichte der staufishen Zeit, die Dr Liebermann be- arbeitet hat. Und noch immer steht ein bedeutender Theil aus. Dann folgen die dänishen Autoren, die ebenfalls für die staufische Periode, insonderheit die Zeit Friedrich I. und Heinrich des Löwen die wichtigsten Nachrichten enthalten. Der Leiter der Ab- theilung, Geh. Reg.-Rath Wait, von früher her mit diefen Autoren näher bekannt, benußte einen Aufenthalt in Kovenhagen, um die Hand- schriften der Königlichen und Universitäts-Bibliothek zu untersuchen, von denen mehrere später, ebenso wie wichtige Codices der Universitäts- Bibliothek zu Upsala, zu näherer Benußung gefälligst hierher gesandt worden sind. nter [u QUuges zur Kritik dänischer Geschichtsquellen werden demnächst die Ausgabe selbst vorberciten. Da es sich aber als nothwendig herausgestellt hat, auch die isländish geschriebenen Berichte heranzuziehen, ward Herr Dr. Finnur Jöunffon in Kopen- hagen gewonnen, die eins{lagenden Stücke der Knytlinga-Saga und einiger anderer nordisher Darstellungen zu bearbeiten. Auch von dem 29. Bande, der zu Anfang Nachträge älterer italienischer Werke, Miracula Columbani, Vita Petri Urseoli ducis Venetici, die ungedrudckte Vita eines Abts Gregorius, die ausführliche metrische Bearbeitung der Vita Anselmi u. a. bringen wird, sind {on einzelne Bogen ge- druckt. Für die späteren Bistoriae der staufishen Zeit hat Dr. Holder-Egger auf einer zweiten Reise nah Italien in Nom, Florenz, Lucca, Affti, Mailand gearbeitet ; einiges andere Dre, Simons- feld in München übernommen. Am wenigsten Fortschritte haben in diesem Jahr die neuen Ausgaben der Gesta pontificum Romanorum und der Streitschriften aus der Zeit Gregor VII. und seiner Nachfolger gemacht, nachdem die handschriftlihen Vorarbeiten großentheils ab- geschlossen sind. Dagegen is nah Vollendung des ersten Bandes der 8eriptores rerum Merovingicarum der Dru des zweiten regel- mäßig gefördert; die umfassende Kompilation des sogenannten Fredegar großentheils vollendet. Es \chließen sih an der Liber historiae Francornm (Gesta regum Francorum) und die Bücher über einzelne Könige oder Mitglieder der königlihen Familie, alles bearbeitet von Dr. Krush, der inzwischen eine interessante Untersuhung über die Gesta Dagoberti in den Forshungen zur deutshen Geschichte ver- öffentlicht hat. Der Zeit nach reiht sih hier die neue Bearbeitung der Gesta abvatum Fontanellenzium an, welche Dr. Löwenfeld für die Sammlung der Ofktavausgaben geliefert hat auf Grund einer alten Handschrift in Havre, die Pert. unbekannt geblieben war und die crheblih von dem früher gedruckten Text abweiht. Da das Werk für die Kritik der karolingishen Annalen des 9, Jahrhunderts eine niht geringe Bedeutung hat, wird der zuverlässige Text vielen erwünscht sein. Mit besonderer Freude ist endlich zu melden, daß der Druck der deutschen Chroniken wieder hat aufgenommen

werden können. An die ausführlihe Einleitung von Dr. E. Schröder {ließt sich der mit Benußung alles hand- \chriftlihen Materials bearbeitete Text der Kaiserhronik,

den wir sicher erwarten dürfen im Laufe des Jahres vollendet zu sehen. Auch macht Prof. Strauch in Tübingen Hoffnung, daß dann als- bald das noch umfangreichere Werk des Enenkel folgen kann, das den ersten Band der deutschen Chroniken abschließt. Wenn die Arbeiten dieser Abtheilung vielleicht am meisten dur Zusendung von Handschriften aus den Bibliotheken des In- und Auslandes ge- fördert worden sind, so haben außerdem zahlreiche Gelehrte durch Kollationen oder Abschriften bereitwilligst ihre Unterstüßung gewährt : zu nennen sind A. Molinier in Paris, Ouverleaux in Brüjsel, Thompson und Dr. Rieß in London, Rogers in Cambridge, C. Cipolla in Turin, ælemming in Stockholm, Erslev in Kopenhagen, Herzberg-Fränkel in Wien, W. Meyer und Simonsfeld in München, Wyß in Darmstadt, Wachter in Düsseldorf.

In der Abtheilung Leges hat Dr. Lehmann, der die neue Be- arbeitung der Lex Alamannornm übernommen, die wichtigeren älteren B aus Paris, St. Gallen, München, Wien, Gotha, Wolfen- büttel, Hamburg, die sämmtlich gefälligst hierher gesandt wurden, neu verglichen und hofft im Lauf des Jahres die Bearbeitung des Textes vollenden zu können. Der zweite Band der Kapitularien ist durch amtliche Geschäfte und längeres Unwohlscin des Prof. Boretius zurückgehalten worden. Dagegen gelangte die Ausgabe der Formeln bon Dr. Zeumer und damit eine sehr wichtige Publikation zum Abschluß; fast noch in leßter Stunde konnte eine in Klagenfurt auf- gefundene Handschrift durch gütige Mittheilung der nöthigen Ab- schriften von Ritter von Jaksch verwerthet werden. Die Sammlung der Formeln von Gottesurtheilen, die den Schluß bildet, ist ungleich viel reicher als irgend eine frühere und bringt eine nicht geringe Zahl ungedruckter Stücke, Genaue Register und Konkordanzen werden den Gebrauch des Bandes erleihtern. An der Herausgabe der Sen Konzilien, für welche die hiesige aus der Hamiltonshen Sammlung erworbene Handschrift verglichen ward, wird sich demaächst unter Leitung des Hofraths Prof. Maaßen in Wien Pr. Lippert betheiligen. Prof. Weiland in Göttingen ist bei der Arbeit für die neue Aus- gabe der Reichsgeseße und Acta publica (Leges IT) besonders dur Mittheilungen aus dem vatikanischen Archiv von Hofrath von Siel unterstüßt worden. Dr. Kehr, der hierbei {on Hülfe geleistet hat, wird noch einige Monate für diese Zwecke in Rom verweilen. Dagegen kehrt Hofrath v. Sickel, der Leiter der Abtheilung Diplomata, der den Winter über dur die Direktion der österreichischen Station für urkundlihe Geschichtsforshung in den römischen Archiven in Anspru genommen war, jeot nach Wien zurück und wird die Arbeiten für die Ausgabe der Ürkunden, zunächst Otto I1L., die in- zwischen die Drr. Uhlirz und Fanta, dieser leider gestört dur un- ünstige Gefundheitsverhältnisse, fortgeführt haben, zum Abschluß ringen. Eine längere kritishe Abhandlung über Echtheit, Aus- fertigung, Datirung und Ueberlieferung der einzelnen Urkunden er- scheint in den Ergänzungsheften zu den Mittheilungen des Instituts für österreihische Geschichtsforschung.

Die Abtheilung Epistolae unter Leitung des Prof. Wattenbach bereitet dur den zuleßt eingetretenen Hülfsarbeiter Dr. Gundlach jeßt eine Edition aller älteren, besonders für die fränkische Geschichte wichtigen Briefe vor. Zu dem Ende ist ein Verzeichniß der Ausgaben und Handschriften aufgestellt, das demnächst im neuen Archiv ver- öffentlicht werden foll, und dem die Bearbeitung der Texte nah den großentheils {hon verglichenen Handschriften folgen wird. Von Dr. Rodenberg, der sih inzwischen auch als Privatdocent an der hiesigen Universität habilitirt hat, ward der Druck der Brief Innocenz 19. weitergeführt und der Abschluß - eines Bandes für das nächste Jahr in Aussicht gestellt : manhe wihtige Ergänzungen zu den Abschriften von Pert, welche fortwährend die Grundlage bilden, lieferte aus dem vaticanishen Archiv Dr. v. Falke.

In der Abtheilung Antiquitates, welche Prof. Dümmler in paue leitet, wird Dr. Traube in München - die erste Hälfte des 3. Bandes der Poetae aeyi Karolini demnächst zum Abschluß bringen. Die Fortseßung hat Dr. Harster in Speier übernommen. Von den Necrologia Germaniae gelangt eine Hâlfte des vom Archivar Bau- mann in Donaueschingen bearbeiteten Bandes, die alamannischen Diözesen mit Aus\schluß Straßburgs, besonders zur Ausgabe; woran sih später die Sammlung der österreichischen von Dr. Herzberg- ränkel in Wien anschließen wird: auch einzelne Verbrüderungs-

Der 11. Band des neuen Archivs unter Prof. Wattenbachs Redaktion enthält außer kritischen Untersuhungen verschiedener Art über den Catalogns Felicianns der Papstgeschichte von G. Waißtz, den Formelsammlungen von K. Zeumer, zur Autgate der Lex Ribuaria von K. Lehmann, über tironishe Noten von W. Schmiß auch eine Reihe bisher ungedruckter Stücke, mitgetheilt von Bishop, Dümmler, Hansen, Löwenfeld, Schepps u. a. Dr. Holder-Egger berichtet über eine italienishe Reise. Schon ein Blick auf diese Bände zeigt, wie viel auf dem Gebiet der deutichen Geschichtsforshung gearbeitet wird; aber auch wie viel zu thun, wie in mancher Beziehung un- ers{chöpflich der Reichthum unserer Geschichtsquellen ift.

Vom 4. Garde-Regiment z. F. und dem 3. Garde-Gre- nadier-Regiment Femigin Elisabeth trafen heute die Fourier-Kommandos behufs Bereitstellung „der Quartiere, welche für die Regimenter während der Frühjahrsübungen hierselbst, vom 10. bis 21. d. M, erforderli sind, hier ein.

Rom, 7. Mai. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag kamen in Venedig 7 Cholera- Erkrankungen und 9 Cholera-Todesfälle, in Brindisi 2 Cholera-Erkrankungen und 2 Cholera-Todesfälle und in O stuni 1 Cholera-Erkrankung vor.

Chicago, 7. Mai. (W. T. B.) Von der Polizei sind noh weitere Mengen von Ou uamit aufgefunden worden. Die „Arbeiterzeitung“ ist nach mehrtägiger Unterbrehung heute Morgen wieder erschienen, vom Bürgermeister wurde derselben aber die Unterdrückung angedroht, falls sie fortfahren sollte, aufreizende Artikel zu bringen. ;

New-York, 7. Mai. (W,. T. je Aus mehreren Städten wird die Fortdau:r der Arbeitseinstellungen behufs Erzwingens der Erhöhung der Lohnsäte und der Herabsetzung der Dauer der Arbeitszeit gemeldet; Ruhestörungen waren aber nit vorgekommen.

Im Deutschen Theater wird morgen, Sonntag, „Der Widerspänstigen Zähmung“ und am Montag „Nathan der Weise“ gegeben. Am nächsten Donnerstag, den 13., beginnt das Gastspiel des Hrn. Carl Ernst vom Deutschen Landes-Theater in Prag, und zwar wird derselbe als erste Gastrolle an diesem Abend den „Hamlet“ spielen. Ferner bringt das Repertoire der Woche außer der Wieder- bolung von „Der Widerspänstigen Zähmung“ noch am Mittwoch, d ri „Gin Tropfen Gift“ und am Sonnabend, den 15., „Don

rlos,“

Belle-Alliance-Theater. Das Gastspiel des Hrn. Theodor Lebrun bringt morgen noch eine werthvolle Gabe seines Repertoires, nämli den Beethoven in „Adelaide“, ferner die Partie des Kaplans, eines Gourmands in dem dreiaktigen Shwank „Der Lieutenant und niht der Oberst", von L. von Saville. Am Freitag beschließt Hr. Direktor Lebrun sein Gastspiel, und am Sonnabend beginnt Hr. Emil Thomas das seine mit der Rolle des Flickshneiders Kiewe in Emil Pohls Gesangsposse „Namenlos*“. Gleichzeitig findet an diesem Tage das erste große Doppel-Concert fowie das erste Auftreten des beliebten „Schnabl-Trios, statt.

Bäder - Statistik. Wiesbaden, 4. Mai. Das offizielle „Badeblatt“ registrirt 15 096 Kurgäste.

Aachen. Seit dem 1. Januar bis zum 6. Mai 7394 Fremde.

Führer für Aachen, Burtscheid und Umgebung von Pr. Lersch u. A. Aachen, Rud. Barth.

Bad Wildungen und seine Mineralquellen mit besonderer Berücksichtigung ihrer Heilkräfte bei den KrankheitenderHarnorgane, von Sanitäts-Rath Dr. St ö ker. Neubearbeitet von Kreis-Physikus Dr. Marc. Neunte Auflage. Bad Wildungen 1886. Im Verlage der Wildunger Mineralquellen- Aktiengesellshaft. In Kommission der Speyershen Buchhandlung (Gustav Schmidt), Arolsen. (40 S.) Die vorliegende Schrift, die bereits die 9. Auflage erlebt hat, giebt in klarer und ansprechender Form über Alles Auskunft, was für den Besucher von Wildungen von Wichtigkeit ist über Wildungen als Kurort, die Wildunger Mineralquellen; über Störungen der Blut- und Knochen- bildung, fkatarrhalishe Affektionen der Athmungs- und Verdauungs- organe; die Krankheiten der Harnorgane, die Wildunger Mineral- quellen, den kurgemäßen Gebrauch der Wildunger Mineralquellen, über Lebensweise und Diät bei dem kurmäßigen Gebrauche der Wil- dunger Wasser, sowie über die lokalen Verhältnisse des Badeortes. Am Ende befindet sich eine übersichtlihe Zusammenstellung der Ana- [lysen der Wildunger Mineralquellen, Uebrigens wurden von Dr. Marc in dieser neuen Auflage, dem Fortschritt der Wissenschaft entsprechend, bei einzelnen Kapiteln zeitgemäß einige Abänderungen vorgenommen, ebenso wie auch in statistisher Beziehung und hinsichtlich der Mit- theilungen über lokale Verhältnisse. Außerdem ist die Schrift mit mehreren Abbildungen (der Stadt und des Bades Wildungen, des Ceuta I und des Europäischen Hofes in Wildungen) ge-

müdckt. Der vierzehnte \chlesische Bädertag und seine Verhandlungen nebst dem statistishen Verwaltungs- beriht, dem medizinishen und meteorologischen Be- rihte für die Saison 1885. Bearbeitet und herausgegeben von dem Vorsißenden P. D engler, Bürgermeister in Reinerz. Reinerz 1886. Verlag des \{chlesischen Bädertages. (9. u. 107 S.) Der vorliegende Bericht über den 14. \{lesischen Bädertag enthält zu- nächst die ca. 15 auf demselben gehaltenen Vorträge; dieselben sind sehr verschiedenen Inhalts und beweisen, daß so ziemli alle Tages- fragen, die von Interesse sind, auf demselben von den Bädervertretern Sle|iens aufmerksam in den Kreis der Berathungen gezogen wurden. Auf diese Mittheilungen der Vorträge und Verhand- lungen folgen sodann ein medizinisch-statistisher Bericht über die Saifon 1885 in den zum s{lesischen Bädertage vereinigten Kurorten Kudowa, Flinsberg, Görbersdorf, Königsdorf-Jastrzemb, Lande, Langenau, Reinerz, Salzbrunn und Warmbrunn; ein statistisher Ver- waltungsberiht über die genannten fchlesischen Bäder, und ein Bericht über die Witterungsverhältnisse im Sommer 1885 in den vereinten schlesischen Kurorten. Aus dem vorliegenden interessanten Bericht geht übrigens hervor, daß der \{lesishe Bädertag auf dem seit 14 Jahren betretenen Wege rüstig vorwärts schreitet, troß der ungün- stigen Zeitverhältnisse und verschiedener, dem Bäderwesen feindlichen

trömungen. i

Brunnen- und Badeorte. Berlin, Verlag von Alb. Goldschmidt. Der 17. Band von „Griebens Reisebibliothek“ bildet das Buch: „Die Brunnen- und Badeorte, Seebäder und klimatischen Kurorte Deutschlands, Oesterreih-Ungarns, Belgiens, E u. \. w. Ba das soeben in 10. Auflage erschienene Buh haben die einzelnen

runnen- und Badeverwaltungen Mittheilungen geliefert, fodaß be- züglich der in dem Buche behandelten Brunnen- und Badeorte den Patienten und Touristen die beste Auskunft geboten wird. Jm 1. Theile iebt das Buch allgemeine Regeln für den Gebrauch einer be Ae, r; in den folgenden Theilen behandelt es die verschiedenen Klassen der Mineralwässer u"d deren Heilwirkungen, die Kaltwa} Pa die klimatischen Kurorte und die Seebäder, Dann folgt ein. Ver- - zeichniß der Kurorte nach ihrer Höhenlage, und hieran reihen si die „Brunnen- und Badeorte* in alphabetischer Reihenfolge.

Beulinu:

Verlag der Expedition (Sch olz).

Sieben Beilagen (eins{ließlich Börsen-Beilage), sowie der Sommer-Fahrplan für deu Eisenbahn-Direktions-

Druck: W. Elsner.

ücher, wie das besonders wichtige von Salzburg, finden hier Be-

Von der umfassenden Abtheilung der Seriptores ist weniger im Druck

rücksihtigung.

bezirk Bromberg.

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Redacteur: Riedel. | 3

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ly Erste Beilage zum Deutsche?Reichs-Auzeiger und Königlih Preußischen Staals-Auzeiger.

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Berlin, Sonnabend, den §8. Mai

in DeutsckesMe ic.

gæ-Blé Geschäftsbericht des

fon}: Versiherungsamts. Von verschiedenen S an das Reichs-Versicherungs- amt Anträge wegen Vit

deeing eines Exemplars seines Geschäftsberichts für ddie“ 7 bis zum 31. Dezember 1885 erichtet worden. Nageb{ deeser Bericht Seitens des Reichs- anzlers unter dem ü uar 1886 dem Reichstage mit- etheilt worden ist n ‘sache Nr. 167, 6. Legislaturperiode I. Session 1885/80 Fnd ird derselbe nachstehend auch hier zum Abdruck gebra“ {alte

T s ¿ He'jeistlh äftsbericht des Reichs - V # füörungsamts für die Zeit bis zum v, gáMmen/l, Dezember 1885 S. ¿31 DEE Feen, fing vom 5, August 1885, Reihs-Gesetzblatt 7 : S. 5 —. - Berlin, den 31, Dezember 1885. Durch das Unfallversiherungsgeseß vom 6. Juli 1884 (Reichs- Gesetzbl. S. 69) ius Leben gerufen, hatte das RNeichs-Versicherungë-

amt sich während der ersten Zeit semes Bestehens vornehmlich mit

der Organisation der Berufsgenoffenschaften, der Errichtung der berufsgenossenshaftlichen gerihte und : der Organisation der Arbeitervertretung zu beschäftigen. L

Diese Aufgabe kann gegenwärtig, soweit das vorerwähnte Geseß in Frage kommt, als im Wesentlichen gelöst bezeichnet werden. gur den Gelcungsbereih des Ausdehnungsgesetßzes vom 28. Mai 1885 (Reichs-Gesetzbl. S. 159) haben die Arbeiten erst zum kleineren Theile abgeschlossen werden können.

Bildung der Berufsgenossenschaften.

Um die Organisation der Berufsgenossenschaften vorzubereiten, erlich das Neichs-Versicherungs8amt unter dem 14. Juli 1884 gemäß 8, 11 des Unfallversicherungsgeseßes einc Bekanntmachung, Le

betreffend die Anmeldung unfallversicherungspflichtiger Betriebe, mit welcher eine nähere „Anleitung“ zur Belehrung der betheiligten Betriebsunternehmer und Behörden verbunden war.

Gleichzeitig wurde den leßteren eine Nachweisung der Gruppen, Klassen und Ordnungen der Reichs - Berufs- (Gewerbe-) Statistik, sowie cin Formular für die Zusammenstellung der Anmeldungen mit- getheilt, und 47 industriellen 2x. Vereinen unter Beifügung des er- forderlichen Materials anheimgegeben, Anträge zur freiwilligen Bildung von Berufsgenossenschaften vorzubereiten. i / :

Die Industrie nahm die neue Ordnung der Dinge, welche ihr eine berufsgenofsenshaftlihe Organisation und die Befreiung von den Haftpflichtprozesien brachte, beifällig auf. ._ H A

So ergab cs si, daß fast sämmtliche Industriezweige rechtzeitig Anträge auf Berufung von Generaälversam:nlungen zum Zweck der freiwilligen Bildung von Berufsgenossenschaften stellte. A

Eine Ausnahme trat nur hervor hinsihtlih der Steinbrüche, Kies-, Sand- und Torfgräbereien, fowie hinsichtlich einzelner, landes- gescßlich bestehenden Knappschaftsverbänden nicht angehörender Berg- werke und Salinen, endlich hinsichtlih des Baugewerbes in einigen östlichen Provinzen des preußischen Staates, sowie in Baden, Elsaß- “Lothringen und den Hohenzollernschen Landen. ;

Nach dem Verhältniß der Zahl der beschäftigten Arbeiter aus- gedrückt, haben für 20 °/6 der versicherungspflichtigen Betriebe geeignete Anträge auf Abhaltung. von Generalversammlungen vorgelegen, für 10 9/9 dagegen nicht. 7 s E

Hierbei ist freilich zu bemerken, daß das Reichs-Versicherungsamt von dem Recht der Beiladung stets dann Gebrauch gemacht hat, wenn durch einen Antrag Betriebe von der Aufnahme in die Berufsgenofsea- schaft direkt oder indirekt ausgeschlossen wurden, welche wegen ihrer geringen Zahl, oder wegen dex geringen Zahl der in ihnen be- schäftigten Arbeiter eine eigene leistungsfähige Genossenschaft zu bilden außer Stande waren und auch einer anderen Berufsgenossenschaft zweckmäßig nicht zugetheilt werden konnten. S S

Einer zu großen Zersplitterung der Industrie in zahlreiche kleine Berufsgenossenschasten, wie dieselbe von vielen Seiten angestrebt wurde, hat das Neichs-Versicherungsamt sofort in den Anfangs- stadien, als es sih um die Vorbereitung der Anträge in den Kreisen der Betheiligten Fibelie, nach Kräften entgegengearbeitet. Soweit dennoch Anträge auf Bildung leistungsunfähiger Berufsgenofsenschaften einliefen, wurde gemäß §. 13 Absaß 3 a. a. D. die Entscheidung des Bundesraths eingeholt (Denkschriften vom 19. Dezember 1884 und 22, Februar 1885, Drudäsachen des Bundesraths Nr. 9 und 44).

Die Zahl der von Verkretern des Reihs-Versicherungsamts ab- gehaltenen Generalversammlungen beträgt 53. Die leßteren fanden in der Zeit vom 7. Januar bis 11. April 1885 in den Haupt- industriezentren statt und zwar :

Schieds-

O N 23 Versammlungen, R N P e G e e ail 4 s Dn E 3 ; T S 3 5 U N 3 Ï ú E N S 2 v „N e A 2 7 a I L S T UR 2 ¿i außerdem:

in Magdeburg, Kassel, Erfurt, Eisenach, Köln, Krefeld, Saarbrücken, Augs- burg, Chemniß, Hamburg und Mül- hausen i. E. je 1 = zusammen 11 i:

überhaupt 53 Versammlungen:

An den Versammlungen nahmen 12 578 E Da E eee Theil, fo daß in jeder Versammlung durchschnittlich 237 Unterne mer anwesend gewefen sind; durch Vollmacht, für welche unter den Ein- ladungen ein Schema vorgesehen war, sind außerdem 32881 Unter- nehmer vertreten gewesen. Die größte Zahl der in einer Versamm- lung Erschienenen betrug 813. E Mittelst Denkschrift vom 29. April 1885 (Nachtrag dazu vom 16. Mai 1885) gelangten die von den Generalversammlungen gemäß 8. 14 a. a. O. gefaßten Ee sowic eine Uebersicht der proto- tollarischen Aussagen von 763 Vertretern derjenigen Industriezweige, für welche - geeignete Anträge auf Einberufung einer Generalvérsamm- lung nicht gestellt waren, mit den entsprechenden diesseitigen Vor- {lägen an den Bundesrath (Drucksachen des Bundesraths Nr. 78 und 90). Unter de 21. Mai 1885 faßte dieser über die Angelegenheit Beschluß, so daß es mögli war, hon am folgenden Tage 41 202 inzwischen vorbereitete Einladungen zu Genofsenshaftsversammlungen K e Berathung der Statuten an 20 hiesige Postanstalten zu ver- eilen. : Nach den Beschlüssen des Bundesraths beträgt die Zahl der im Wege der Genehmigung gefaßter Generalversammlungsbeschlüsse ge- bildeten Beussgenossen) chaften 49, die der ohne solche Beschlüsse er- richteten Berufsgenossen|schaften 6. Zu diesen 55 Berufsgenosf ens jaften kommen die auf Grund des Ausdehnungsgeseßzes vom 28, Mai 1885 genehmigten beiden Berufsgenossenschaften der Privatbahnen und der

Straßenbahnen hinzu, fo taß zur Zeit 51 genehmigte und 6 crcichtete Verufsgenossenschaften bestehen, nämlich : i mit Betrieben und Arbeitern,

24 Reichs-Berufsgenossenschaften 66 879 1 392 138 22 andere Berufsgenossenschaften, welche sih über die Grenzen Eines i Bundesftaates hinaus erftrecken. 67 456 981 085 I. 46 größere Berufsgenossenschaften . 154 335 2 373 223 5 Berufsgenossenschaften, welche

innerhalb des preußischen Staats- gebiets bleiben L 2 Berufsgenossenschaften, tesgl. in Baba A t a ais i Bernfsgenossenschaften, desgl. in S es Se 1 Berufsgenossenschaft, desgl. in U ns

1 Berufsgenossenschaft, desgl. in

__ Elsaß-Lothringen E 247

IT, 11 Landes-Berufsgenofsenshafsten . 32632 Summe 57 Berufsgenossenschaften . 186 967

Aufstellung der Statuten. e

Am Fuße der vorerwähnten Einladungen war jedesmal mitgetheilt worden, cs solle nah Erledigung der Hauptbeschlußfassung eine Be- rathung über gewisse genau formulirte Hauptfragen stattfinden, welche demnächst dur das Statut zu regeln sein würden; außerdem folle cin Ausschuß zur Vorbereitung eines der nächsten Genossen\chaftsversamm- lung vorzulegenden Statukenentwurfs' gewählt werden.

Auf diese Weise wurde das Verständniß für die Bedeutung des Statuts in weiten Kreisen verbreitet, die erste Verfammlung in er- höhtem Maße fruchtbringend gemacht, Zeit g ‘wonnen und ermöglicht, daß die Statutenversammlungen nux von verhältnißmäßig Wenigen besuht zu werden brauchten. E E

An der Hand eines vom Reichs - Versicherungsamt aufgestellten Normalstatuts vollzog sich die Ausarbeitung der Statutenentwürfe für die einzelnen Berufsgeuossenschaften durch dic vorerwähnten Aus- schüsse verhältnißmäßig rasch. Das Reichs - Versicherungsamt vor- revidirte in den Monaten März bis Juni die Entwürfe, fand für seine Ausstellungen und Wünsche bei den Ausschüssen im Allgemeinen ein williges Gehör und konnte fomit unmittelbar nah dem Bundes- rathsbes{luß vom 21. Mai die Statutenversammlungen abhalten lassen, deren letzte am 27. Juni 1885 tagte.

Am 26. Juni fanden gleichzeitig fünf Versammlungen statt, an anderen Tagen zwei und drei Versammlungen, was behufs Bewältigung der Einladungen und fonstigen Vorarbeiten die Heranziehung zahl- reicher Bureaußülfskräfte erheischte. :

Am 10, Juli wurde das leßte Statut genchmigt. :

Proteste oder Beschwerden in Betreff der Gültigkeit der in den General- und Genossenschaftsversammlungen gefaßten Beschlüsse sind nit erhoben worden. /

Einer Entscheidung des Bundesraths auf Grund des §. 20 Absay 2 des Unfallversicherungsgesèßes, oder eines Erlasses der Statuten durch das Reichs-Versicherungsamt (§, 20 Absatz 3 a. a. Ö.) hat cs nicht bedurft. Í | Abschluß der Organisation und Inslebentreten dex Unfallversicherung.

Sobald für die einzelne Genossenschaft das Statut genehmigt war, wurde deren innere Organisation (Wahl des Vorstandes, der Sektionsvorstände, Vertrauensmänner und genossenschaftlichen Beisitzer zu den Schiedsgerichten, Aufstellung des Etats 2c.) betrieben. Vor- bereitende Schritte hierzu waren bereits mittelst eines Rundschreibens vom 11. Mai 1885 (, Amtliche Nachrichten des Reichs-Versicherungs- amts“ S. 139) gethan. j : E

Vor dem Ende September 1885 war die innere Organisation bei allen Berufêgenossenschaften durchgeführt. Dieselbe umfaßt

57 Genofsenschaftsvorstände mit 696 Mitgliedern, 313 Sektionsvorstände mit 1818 Mitgliedern und 5269 BVertrauensmännern. | E

Durch die Aufstellung von Formularen für die Einladungen zu den konstituirenden Versammlungen, für die Versammlungsprotokolle, für das Genossenschaftskataster und die Mitgliedscheine wurde die Durchfübrung der Organisation diesscits unterstüßt und der gesctz- mäßige Verlauf gewährleistet. j | i :

Úm aber das Unfallverficherung8geseß zum 1. Oktober 1885 feinem vollen Umfange nah in Kraft seßen zu können, war es erforderli, die unter dasselbe fallenden Reichs- und Staatsbetriebe (Fabriken, Werften, Werkstätten 2c.), deren Anle luß an die Berufs- genofsenschaften auf Wunsch der zuständigen Behörden bisher nicht erfolgt war, auf Grund des Gesetzes voin 28. Mai 1885 mit den entsprechenden Einrichtungen zu versehen, auch die Privat- und Straßen- bahnen, deren Werkstätten 2c. ebenfalls von den bestehenden Berufs- genossenschaften ausgeschloffen waren, bis zum 1. Oktober 1885 berufs- aas )aftlich zu organisiren i g s

Außerdem bedurfte cs im Hinblick auf §. 62 Absayz 3 des Unfall- versicherungsgesetes vorab der Ernennung der Vorsitzenden für die zu errichtenden 433 Schiedsgerichte (darunter 28 Gerichte, welche gemäß §. 46 Absaßz 2 a. a. D. vom Bundesrath auf diesseitigen Borschlag gebildet worden find, Denkschriften vom 23. Juni und 11. August 1885, Drucksachen des Bundesraths Nr. 103 und 115).

Die Ernennung erfolgte rechtzeitig, nahdem die Schiedsgerichtssißze gemäß §. 46 Absay 3 a. a. O. in 234 Fällen vom Neichs-Versiche- rung8amt im Einvernehmen mit den betheiligten Landescentral- behörden und in 199 Fällen von letzteren allein bestimmt worden waren, ; :

Dancben wurden die Beziehungen zur Post geregelt, die Berufs- genossenshafts-Vorstände mit den nöthigen Instruktionen und zwölf verschiedenen Poftanweisungsformularen versehea, das Unfallanzeige- formular festgestellt, die Ausführungsvorschriften zu §. 5 Absahz 9, betreffend die Erhöhung des Krankengeldes vom Beginn der fünften Woche an, erlassen, die Wahlen der Bevollmächtigten von etwa 17 000 Krankenkassen (§. 45 a. a. O.) durchgeführt, und ein alpha- betishes Verzeichniß der zu den einzelnen Berufsgenossenschaften ge- hörenden Gewerbezweige aufgestellt.

Die Allerhöchste Botschaft vom 14. April 1883, laut welcher Se. Majestät der Kaiser auf die rashe Einführung der Unfall- versiherung hohen Werth legte, der Umstand, daß zum 1. Oktober zahlreihe Privak-Unfallversicherungsverträge abliefen, endlih die Rü- sicht auf die zahlreihen s{hweren Unfälle, welche täglich neues Elend in die Kreise der Arbeiterbevölkerung brachten des Anschwellens der zerseßenden Haftpflichtprozesse niht zu gedenken dieses Alles mußte dem Reichs-Versicherungsamt die äußerste Beschleunigung der Organisationsarbeiten zur Pflicht 1inachen.

Am 14. September 1885 konnte berichtet werden, daß Alles \foweit vorbereitet sci, uin die Unfallversiherung am 1. Oftober 1885 in Kraft treten zu lassen. (Drucksachen des Bundesraths zu Nr. 122.

atrces geschah durch Kaiserlihe Verordnung vom 25, Sep- tember 1886 (Reichs-Geseßbl. S. 271).

Genossenschaftskataster, Arbeitervertreter-Wahlen. Seit dem 1. Oktober 1885 ist die Aufstellung der Genossenschafts-

kataster und die Versendung der Mitgliedscheine gefördert, die Wahl der Arbeitervertreter und der von diefen zu wählenden Schied8gerichts-

14 033 229 864

10 935

D

3 056 4311 13 167 56 745 770996 2 847219

beisißer in die Wege geleitet, und wegen der Aufstellung der Gefahren- tarife und Lobnnachweisungen das Erforderliche eingeleitet worden.

Die Wahl der Arbeitervertreter erfolgt in dem Bereiche des gemäß §. 44 a. a. D. diesscits erlassenen Regulativs in 852 für den vorliegenden Zweck gebildeten Wahlbezirken. Die Zahl der zu Wäh- lenden beträgt 1054, die der wablberechtigten Klassen 10519, fo däß durchschnittlich auf 10 Klassen oder auf reihlich 2000 Arbeiter eln Arbeitervertreter (mit zwei Ersatmännern) kommt: ein Verbältniß, welches annähernd auch in denjenigen Sektionen bestehen dürfte, die über die Grenzen Eines Landes nicht hinausgehen und für die das Wakhlregulativ deshalb von den zuständigen Landes-Centralbehörden erlassen wurde. Zu Wahlkommissaren find diesseits im Einverucbuen mit den leßteren durchweg die betheiligten Schicdsgerichtsvorsitenden ernannt worden.

Ausdehnungsgcsez vom 28, Mai 1885.

Zu dem Ausdchnungsgeseiz vom 28. Mai 1885 wurde die zunächst erforderliche Ausführungsbekanntmachung 2c. unter dem 5. Juni 1885 erlassen und, nahdem es unter Abkürzung der Anmeldungsfrist bereits gelungen war, zwei Eisenbabn-Berufsgenossenschaften vor dem 1. Ok- tober 1885 zu organisiren, nah Eintreffen der Anmeldungslisten (§. 11 der Gesetze) die Bildung der Schiffahrts-, Fuhrwerksbetriebs-, Spedi- tions- 2c. Berufsgenossenschasten vorbereitet. Am 29. und 30, De- zember 1885 fanden die ersten Generalversammlungcn der Schifferei- e. Unternehmer statt.

Anstellung ehemaliger Privat-Unfallversicherungsbeamten.

Auf die Wiederverwendung der in Folge der neucrcn Gesetzgebung stellenlos gewordenen Privat-Unfallversiherungsbeamten wurde he- sonders Bedacht genommen. : i / ;

Soweit bekannt, sind 79 von diefen Beamten Lei den Veruss- genofsenschaften als Geschäftsführer 2c. angestellt worden. Zur Zeit find noch 8 ehemalige Privai-Unfallversic)erungsbeamte im MNeichs- Versicherungsamt beschäftigt, nachdem mehrere andere aus dem Bureau des Neichs-Verficherungs8amts heraus bei den Berufsgenossenschaften eine Anstellung gefunden haben.

Amtliche Nachrichten des Reichs-Versicherungsamts.

Seit Jahresfrist giebt das Reichs-Versicherungsamt zweimal monatli eine eigene Zeitschrift, die oben bereits angeführten , Amt- lichen Nachrichten des Reichs-Versicherungsamts“, beraus. Dicfclbe hat jeßt 1908 Abonnenten. : A L

Im Format des Neichs-Gescßblattes erscheinend, dient das Vlatt wesentlich zur Erlcihterung des Verkehrs mit den Berufsgenossen- schaftsorganen, sowie zur Sicherung einer gleihmäßigen Durchführung der Unfallversicherungsgeseßgebung, zumal auch der „Deutsche Reichs- Anzeiger“ das Wichtigere aus den „Amtlichen Nachrichten“ aus freien Stücken übernimmt und tadurch zur Kenntniß der betheiligten Staats- und Kommunalbehörden bringt. Der erste Jahrgang enthält 100 Be- heide und Beschlüsse, zahlreihe Bekanntmachungen und Nund- [hreiben, eine Nachweisung der Berufsgenossenschaften, ihrer Sektionen und Schiedsgerichte, der Vorsißenden der Genossenschafts- und Sektionsvorstände, sowie der Schiedsgerichte, der Ausführungsbehörden für die Reichs- und Staatsbetriebe, Referate über die General- 1nd Genossenschastsversammlungen 2c., siatistishe Tabellen 2.

Plenarsißungen.

Es sind bis jeßt 100 Plenarsizungen abgehalten worden, deren Ergebniß in Protokollen niedergelegt ist. Außerdem fanden an bez stimmten Wochentagen Berathungen der ständigen Mitglieder und Hülfsarbeiter des Reichs-Versicherungsamts ftatt. E

Diese zahlreichen Sißungen und Berathungen waren nothwendig einmal weil die Geseße eine Reihe von wichtigen Fragen nicht selbt lösen, sondern der ausführenden Behörde zur Lösung übertragen z sodann weil die Ausführung der Geseße an sih eine schwierige ist. Letzteres, von anderen in der Sache selbs liegenden Gründen ab- gesehen, hauptsächlich deshalb, weil die Gefeße, welhe neben der Regelung der Unfallversicherung die korporative Gliederung weiter Berufskreise, die Organisation eines Systems von Schiedsgerichken und die Errichtung einer umfassenden Arbeitervertretung heischen, ohne irgend welchen Vorgang ein bisher völlig unangebautes Gebiet urbar machen und darum mit theils neuen, theils \{wankenden Be- griffen operiren. Die wichtigsten Begriffsunterlagen der Gesetze stehen nicht fest, weil sie dem wirthschaftlichen Leben entnommen werden mußten. 5 : s

“Da auf A Begriffen öffentlich-rechtlihe Pflichten und Nechte mancherlei Art beruhen, gestaltet sih deren Anwendung zu einer be» sonders \ch{wierigen und im Hinblick auf das Wohl und Wehe der in Betracht kommenden Invaliden, Wittwen und Waisen verantwortungs2 1 vollen, i ! Das Reichs-Versicherungsamt befindet sih vor der Aufgabe, im Laufe der Jahre hier cine gewisse Festigkeit anzubahnen. Zu diesem Zweck ist ein Präjudizienbuch angelegt worden, in welches bereits 270 grundsäßlihe Entscheidungen aufgenommen find. j

Außerdem machten die Beziehungen zu den betheiligten obersteu Reichs- und Landes-Centralbehörden wegen der über die eigentliche Unfallversicherung hinausreihenden Bedeutung der Geseße, zahlreiche Berathungen nothwendig. Die Zahl der von dicfen Behörden bein Reichs - Versicherungs8amt eingelaufenen Schreiben beträgt 1340, während .an dieselben diesseits u. A. 61 Rundschreiben gerichtet v ind. á i | A vie rechtsprechende N De einzutreten, lag für das Reich8- Versicherungsamt ein thatsächliher Anlaß noch nicht vor, Dagegen hat sih dasselbe an den Vorarbeiten für die Ausdehnung der Unfall- versicherung durch die ihm übertragene Ausarbeitung von drei Gesetz- entwürfen nebst Motiven betheiligk. i 7

Im Uebrigen daf auf die nachstehende Nachweisung der von Reichs-Versiherungsamt bis jeßt ausgeführ*.1 größeren Arbeiten Bezug genonmen werden.

Das Neichs-Versicherung8amt. Bödiker.

Nachweisung der vom Reichs-Versicherungsamt biszum 31, Dezembex 1885 ausgeführten größeren Arbeiten.

Fs wurden ausgearbeitet : : E 3 Gesehentwürfe nebst Motiven, betreffend Ausdehnung der Unfallversicherung die Transportgewerbe 2c, D a. Lde Und Forstwirthschaft, c. » Meichs-, Staats- und Komtnunalbeamten;

3 Entwürfe zu Kaiserlichen Verordnungen, betreffend die Aus- führung der §8. 50 Absfay 4, 90 Absatz 4, 111 des Unfall- versicherungsgeseßes;

18 Ausführungs- 2c. Bekanntmachungen;

9 Denkschriften für den Bundesrath; t

10 gutatli ye Aeußerungen auf Grund des §. 1 Absatz 7, 8 und 8. 90; :

; 61 Rundschreiben an oberste Reichs- und Laydes-Centralbehörden

j 75 Rundschreiben an die Berufsgenossenschafts-Vorstände;

: 54 Rund! reiben an Arbeitervertreter-Wahlkommissare, Schieds- gerichtsvorsißende, Krankenkassenvorstände 2c. ;

a. au