1886 / 110 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 10 May 1886 18:00:01 GMT) scan diff

Die Generaldiskussion wurde hierauf geschlossen.

Jn der Spezialberathung wurden die einzelnen Artikel ohne Debatte unverändert und hierauf ebenso das ganze Gese in namentlicher Abstimmung angenommen mit 260 gegen 108 Stimmen.

Bei Schluß des Blattes folgte die zweite Berathung des Geseßzentwurfs, betreffend die Anstellung und das Dienstverhältniß der Lehrer und Lehrerinnen an den öffentlihen Volksschulen im Gebiete der Pro- vinzen Westpreußen und Posen und des Regierungs- bezirks Oppeln.

Nachdem die Gebührentarife 1 vom 24. Dezember 1874 bezw. vom 15. August 1876 zur Bezahlung der aus den Grundsteuerkatasterkarten zu ertheilenden Auszüge oder Kopien durch den Gebührentarif 1 vom 10. März d. X. erseßt worden sind, hat der Finanz-Minister unterm 3. d. M. die Bestimmung im Artikel ITII unter Nr. 2 und 3 des Gebührentarifs vom 31. März 1877 zur Bezahlung der nah den Vorschriften in den §8. 35 bis 42 der Geschäftsanweisung (V) für die Kataster:Controleure auszufertigenden Kataster-Auszüge, Abschriften und Hand- zeihnungen dahin abgeändert, daß für die Anfertigung von Handzeichnungen ganzer Gemarkungen und Kartenblätter oder gröpexor Theile derselben neben den nah den Säßen unter îr. 1 zu c zu berechnenden Kosten der Kopirleinwand statt der Gebühren unter Nr. 1 zu a und b höchstens ein Drittheil der Gebühren im Artikel 2 des Gebührentarifs I vom 10. März d. J. in Ansay zu bringen ist.

Der Kaiserliche Gesandte Freiherr von den Brincken hat am 7. d. M. Athen mit Urlaub verlassen. Als interimistischer Geschäftsträger fungirt der Legations-Rath Graf von Leyden.

Der General - Lieutenant Graf von Waldersee, -General-Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und General-Quartiermeister, hat mit den Offizieren des Großei Generalstabes eine 3 tägige Uebungsreise unternommen.

Der General-Lieutenant von Heudud, beauftragt mit der Führung des XV. Arniee-Corps, ist nach beendetem Urlaub wieder abgereist.

Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Ruehne in Neuteich, Dr. Panck in Karthaus, Pr. Ane, Dr. Shumann , Dr. Mendelsohn, Linemann, Dr. Rosenbaum, Dr. Lammert, Dr. Sperling, sämmtlih in Berlin, Lehmann in Eberswalde, Thamhayn in Roßleben, Müller in Weißen- O! die Zahnärzte: Kemnis, Krauß, Engel und Heuer in

erlin.

S. M. Kanonenboot „JFltis “, Kommandant Kapitän- Lieutenant Hofmeier, ist am 8. Mai cr. in Batavia eingetroffen und beabsichtigt, am 13. dess. Mts. die Heimreise fortzuseßen.

S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän- Lieutenant Jaeschke, ist am 9. Mai cr. von Gibraltar in See gegangen.

Bayern. München, 8. Mai. (W. T. B) Die Kammer der Abgeordneten seßte in ihrer heutigen Sizung die Spezialdebatte über den Militär-Etat fort. Eine Forderung für den Bau einer Kaserne in Bam- berg, womit zugleih die Garnison aus Neustadt a. Aich dorthin verlegt werden würde, wurde lebhaft bekämpft und prinzipiell die Belassung der Garnisonen in den kleinen Städten eut Die Forderung wurde mit 102 gegen 27 Stimmen abge- lehnt und der Rest des Etats ohne Debatte den Ausschuß- anträgen gemäß erledigt. Der Kriegs-Minister beantragte nunmehr, den für den Bamberger Kasernenbau gestrichenen Betrag von 140 000 4 zum Bau von Exerzierhäusern in Ulm, Kempten, Eichstädt, Landau und Bayreuth in den Etat einzuseßen, welche Forderung auf Antrag StöCers an den Finan;ausshuß überwiesen wurde. Die Abstimmung über den gesammten Etat wurde in Folge dessen ausgeseßt.

Württemberg. Stuttgart, 7. Mai. Wie der „St.-A. f. W.“ vernimmt, ist am leßten Montag der erste Kammerherr der Königin, Freiherr von Reischach, in Nizza eingetroffen, um Jhre Majestät von dort hierher zu geleiten. Die Rückkehr der Königin wird voraussihtlich am nächsten Monitag, den 10., Abends, nah 6 Uhr erfolgen, während der nig noch einige gen in Nizza verweilen und wahrscheinlich am Mittwoch, den 26. d. M., hierher zurückkehren wird.

Baden. Karlsruhe, 8. Mai. Die „Karlsruher Ztg.“ veröffentlicht heute folgendes Bulletin über das Befinden des Erbgroßherzogs8: :

Die Rekonvalescenz Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs nahm in der abgelaufenen Woche ihren ungestörten und erfreulichen Fortgang. Schlaf, Appctit und Allgemeinbefinden sind fehr gut, und fonnten Se. Königliche Hoheit an jedem der drei leßten Tage mehrere Stunden auf dem Ruhebett außerhalb des Krankenzimmers zubringen

Dr. Tenner.

Mecklenburg-Schwerin. Schwerin, 8. Mai. Die „Medckl. Anz.“ melden: Einer gestern hier Nene tele- graphischen Nachricht zufolge hat sih Jhre Hoheit die Prin- zessin Charlotte von Mecklenburg, Tochter weiland Herzogs Wilhelm von Mecklenburg und der Herzogin Wilhélm, geborenen Prinzessin Alexandrine von Preußen, mit Sr. Durchlaucht dem Sees XVIII. Reuß, Königlich preußischem Major und Flügel: Adjutanten Sr. Majestät des Kaisers, verl ob t.

Sachsen-Coburg-Gotha. Cobur g, 8. Mai. (W.T.B.) Die Herzogin von Edinburg ist mit ihren Kindern zu längerem Aufenthalt hier eingetroffen.

Oesterreich - Ungarn. Wien, 8. Mai. (W. T. B) Die „Polit. Corresp.“ bezeichnet die Meldung hiesiger Blätter, daß der Kaiser in der zweiten Hälfte dieses Monats eine Reise nach Dalmatien und der Herzegowina zu machen beabsichtige, als unbegründet mit dem Bemerken, daß in maßgebenden Kreisen von einer solchen Absicht nichts bekannt sei.

(Wien. Abdp.) Jn der gestrigen Sißung des Ab- geordnetenhauses wurde die Regierungsvorlage, betreffend den neuen Zolltarif, in erster Lesung dem um zwölf Mitglieder verstärkten Zoll-Aus\s{huß Ede: (03 Die weiteren Gegenstände der Tagesordnung wurden nach kurzer Debatte im Sinne der Ausschußanträge erledigt.

Heute waren der Gewerbeausschuß, der Ausschuß für landwirthshaftlihe Erbtheilungsvorschriften und das Subcomité des Verzehrungssteuer-Aus-

den 10. d. M., sind

ses versammelt. Für Montag, \Qui) j J des Schulausschusses

Verhandlungen des Budgetc 2shusses, und des Justizausschusses anberaumt. Pest, 8. Mai. (Prag. Ztg.) Das Abgeordneten- haus nahm heute mit 177 gegen 100 Stimmen die Land- sturmvorlage an. Am Montag findet die Spezialdebatte

statt.

Schweiz. Bern, 7. Mai. (Bund.) Das eidgenössische Militär-Departement hat bei demBundes rath den Entwurf eines Gesetzes, * betreffend die Organisation des Land- sstturms, eingereiht. f j n

10. Mai. (W. T. B.) Bei den gestrigen Stich- wahlen für den Großen Rath im K anton Bern haben die Konservativen fast die Hälfte der noch verfügbaren Siße gewonnen; do verbleibt der freisinnigen Partei die Mehrheit im Großen Rath. Die Landesgemeinde Glarus hat gestern die Nevision der Kantonal-Verfassung beschlossen.

Niederlande. Haag, 8. Mai. (W. T. B.) Die Erste Kammer hat den Geseßentwurf, betr. die Konver- tirung der 4prozentigen Staatsschuld in eine 31/5 pro- zentige, mit 23 gegen 10 Stimmen angenommen.

Fraukreich. Paris, 7. Mai. (Fr. Corr.) Die Frage der Beziehungen des Vaticans zuChina hat zu einem Notenwechsel zwischen dem päpstlihen Stuhl und der französischen Regierung Anlaß gegeben. Zuerst theilte die Kurie dem französishen Ministerium in einer kurzen Note die chinesischerseits gestellten und vom Papste angenommenen Anträge mit, über welche Frankreihs Meinung verlangt wur... Hr. de Freycinet hat am vorigen Freitag darauf geantwortet. Seine Note ist in der Form sehr maßvoll, aber durchaus ent- schieden bezüglich des von Frankreich bisher mit großen Opfern in Ost-Asien ausgeübten Schußrehts. Der Minister bemerkt : die Entschließung des päpstlichen Stuhls könne sehr ernste Folgen haben, deren Verantwortlichkeit Frankreich ablehne. Bereits am Sonntag traf eine neue, sehr ausführliche Note aus Rom ein, in welcher die allgemeinen Grundsäße dargelegt wurden, von denen sih die Kurie bei ihren Unterhandlungen mit China habe leiten lassen und an dem Entschluß, einen unmittelbaren diplomatishen Verkehr mit China herzustellen, festgehalten wird. Der päpstlihe Stuhl wird demgemäß binnen Kurzem einen Nuntius für Peking ernennen. Wie verlautet, verlangt Frankreich, daß der Nuntius sich unter den Schuß des fran- zösischen Gesandten in China stelle.

Fast alle Generalräthe haben ihre Session geschloffen. Der Generalrath des Aveyron äußerte einen Wunsch gegen die Bestimmungen des Gesetzes über den Primarunterricht in Betreff der Verweltlichung und verlangt, daß die Entscheidung in diesen Angelegenheiten den Gemeinderäthen überlassen bleiben möge. Der Generalrath der Manche verwarf einen Wunsch des Abg. de la Martinière zu Gunsten der Auf- hebung der 28tägigen Waffenübungen der Reservisten und der lZ3tägigen Uebungen der Landwehr. Der Wunsch verlangte überdies die demnächstige Einbringung neuer Militärgeseßze und die Verminderung der Militärlasten in dem mit den Interessen der Landesvertheidigung vereinbaren Maße.

N T. V). DiE Mt de Néoragani- sation der griehishen Armee beauftragten f}ranu- zösischen Offiziere erhielten von der französischen Re- gierung den Befehl, bis zur Beendigung der griechisch- türkischen Streitfrage ihren Dienst einzustellen.

DaseGerücht®oon ginem Unwohlsein des Präsidænten Grévy it unbegründet: Hr. Grévy hat heute einem Ministerrath präsidirt.

Spanien. Madrid, 7. Mai. (Pol. Corr.). Der Finan z- minister Camacho ist noch immer leidend und hat dem Ministerrath nicht beiwohnen können, in welchem die Be- \chränkung der Ausgaben im Betrage von 21 Millionen, sowie die Ablieferung der Spezialkassen der verschiedenen Ministerien an die Staatskasse beschloffen worden ist. Diese übernimmt nun die Verpflichtungen aller dieser Kassen. Damit werden etwa 50 Millionen flüssig gemacht, um das Defizit von 80 Millionen zu vermindern. Später foll den Cortes ein Gesetzentwurf vorgelegt werden, der den Verkauf von Staats- waldungen im Betrage von 250 Millionen Realen genehmigt, und diese Summe soll binnen zehn Jahren auf die Marine verwendet werden.

9, Mai. (W. T. B.) Jn dem Prozeß wegen des Angriffs auf die deutshe Gesandtschaft, am 4. Sep- tember v. J., wurde einer der Anstifter zu einem Fahr Ge- fängniß verurtheilt. Der Offizier, welchem die Bewachung des Gesandtschaftshotels übertragen war, wurde freigesprochen.

Jtalien. Genua, 8. Mai. (W. T. B.) Der Herzog von Aosta hat heute Nachmittag auf der Königlichen Yacht „Savoya““ die Reise nah Portugal angetreten.

Griechenland. Athen, 8. Mai. (W. T. B.) Die Geschäftsträger der fünf Me zeigten heute der griechischen Regierung an, daß der Blokadvezustand über die Ostküste Griehenlands von Kap Malia bis zur griehisch- türkishen Grenze für griechische Schiffe verhängt worden sei.

Wie die „Proia“/, das Organ des Minister-Präsidenten Delyannis, meldet, ist der gestrige Abmarsch eines der hiejigen Regimenter nah Thessalien nur veranlaßt dur die Berichte des Generals Sapundzaki über die Konzentrirung der türkishen Truppen und steht in keinerlei Verbindung mit den leßten diplomatishen Vorgängen. Griechenland sei entshlossen, seinerseits die Feindselig- keiten nicht zu beginnen, ergreife aber alle noth- wendigen Maßregeln, um einen eventuellen Angriff zurück- zuweisen.

9. Mai. (W. T. B.) Der französische Gesandte, Graf de Mouy, theilte gestern dem Ministerpräsidenten Delyannis mit, daß die französischen Offiziere in Griechenland ihre Dienste einstellten, da das Erscheinen türkisher Kriegsschiffe von der thessalishen Küste

emeldet sei. Schiffe der internationalen Flotte sind an ver- schiedenen Punkten in den griehishen Gewässern erschienen.

eneral Sapundzaki meldet neue Bewegungen türkischer Truppen nach der Grenze zu. Die Regierung sendet Verstärkungen ab.

Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Delyannis pat eine an die Vertreter Griechenlands im Aus-

ande abzusendende Darlegung entworfen, welche sich über die durch die Blokade geschaffene Lage ausläßt. Fn derselben erkfläri Delyannis: Griechenland habe nicht vermuthet, daß es in einen Zustand der Feindseligkeiten den Mächten gegenüber

traf, um die Rechte Griechenlands zu wahréit. Uebrigens habe die griehishe Regierung die formelle Ver- flihtung übernommen , den Frieden nicht zu stören; 4 pa sei die von Europa angenommene Haltung sowie die Blokade nicht gerechtfertigt. Griechenland sei in Folge der Blokade in einer schwächeren Lage als die Türkei, welcher die Freiheit der Bewegungen auf dem Meere bleibe. Es sei zu befürchten, daß die Türkei die Blokade dazu benußen werde, um Griechenland anzugreifen. Da Delyannis die hierdurh entstehenden Kalamitäten abzuwenden wünsche, sei er ent: \{lossen, seine Entlassung zu nehmen. Der griechische Konsul in Canea meldet, daß die dort liegenden Schiffe des internationalen Geshwaders nah den griechischen Gewässern abgegangen feien. :

9. Mai. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Auf die von der Volksversamm- lung angenommene Resolution erwiderte Delyannis: die Kriegsftage sei: keine Sache dexr Partei und föónne nicht durch parlamentari)he Majoritäten oder Minoritäten gelöst werden, sondern dur die Einmüthig- keit der Nation. Angesichts der von den Mächten diktirten Bedingungen müsse Derjenige, der eine Verantwortlichkeit für den Krieg übernehmen solle, fest überzeugt sein, daß das Volk unerschütterlih entschlossen sei, Krieg zu führen. Wenn das Ministerium unter jenen Bedingungen gezwungen werden solle, die Entwaffnung zu unterzeichnen, fo werde er das wenigstens nicht thun, weil die ganze Frage dann nicht einen nationalen Charakter, sondern das Ansehen einer Zntrigue ge- winnen würde.

9, Mai, Abends. (W. T. B.) Heute fand auf dem Konstitutionsplaße eine große Volksversammlung statt, welche nah heftigen kriegerishen Neden eine Nesolution beschloß, die sih für die weitere Verstärkung der Armee und für die Abreise des Königs nach Larissa ausspriht. Die Volksmenge zog darauf vor die Wohnung von Delyannis, welcher in einer Ansprache erklärte, daß das Kabinet zu einer Unterzeihnung der Abrüstung sich niht verstehen würde. Schließlih demonstrirte die Volksmenge gegen Trikupis, indem sie sih vor dessen Woh- nung begab und sich in Zurufen wie „Verräther“ u. f. w. erging.

Das Ministerium hat seine Demission gegeben, der König hat dem Minister-Pröfidenten Delyannîs indeß in

einem heute Abend übersendeten Schreiben mitgetheilt, daß er

bei den Schwierigkeiten, in denen sih das Land befinde, die Demission nicht annehmen könne.

9. Mai, Nachts. (W. T. B.) Ein Telegramm der „Agence Havas“ meldet: Auf das Schreiben des Königs, in welhem die Demission des Kabinets abgelehnt wurde, weil dasselbe für die Lage verantwortlich sei, in welcher sih das Land befinde, hat der Minister-Präsident Delyannis erwidert: er müsse das Demissionsgesuch aufrecht er- halten, weil die Jnteressen des Landes eine rasche Lösung der Schwierigkeiten erheishten und weil er mit der Vornahme der Abrüstung nicht vorgehen könne, ohne das Ansehen des Landes zu gefährden.

Türkei. Konstantinopel, 9. Mai. (W. T. B.) Jn dem Rundschreiben der Pforte über die Abreise des türkishen Gesandten Feridun Bei von Athen heißt es: Feridun Bei habe den Befehl erhalten, Athen zu verlassen, um das Einvernehmen der Großmächte in Betreff der Erhaltung des Friedens zu bekräftigen. Feridun Bei ist hier eingetroffen. Das Befinden des englischen Botschafters Thornton, welcher mit dem Pferde gestürzt war, ist ein befriedigendes.

9, Mai. (W. T. B.) Die Pforte macht-in einem Cirkular vom heutigen Tage auf die Schwierigkeiten aufmerksam, welche ihr daraus erwüchsen, daß ein Theil der griechischen Truppen zu Banden formirt und bestrebt sei, Konflikte Saa,

Kanea, 8. Mai. (W. T. B) Durch Ka iferlichen Erlaß wird die Eröffnung der kretenfsischen General- verfammlung bis zum 12. Juli c. vertagt. Die eng- lischen Panzerschiffe „Neptune“ und „Carys fort“ und die italienishen Panzerschiffe „Maria Pia“ und „Colonna“ find mit den Gesandten Englands und Ftaliens an Bord vom Piräus in der Sudabai angekommen.

9, Mai. Ein Telegramm des „Neuterschen Burea18“ meldet: Die heute Morgen nach den griechischen Gewässern in See gegangenen Schiffe des internationalen Ge- \{chwaders sind des stürmischen Wetters wegen in die Suda- bucht zurüdcgekehrt.

Rumänien. Bukarest, 9. Mai. (W. T. B.) Das Amtsblatt veröffentlicht die Ernennung des bisherigen Gefandten in Konstantinopel, Ghika, zum Ge- fandten in St. Petersburg an Stelle des bisherigen Ge- sandten Cretzulesco. Als Gesandter nah Konstantinopel geht der frühere Gesandte in Paris, Balatchano.

Serbien. Belgrad, 9. Mai, Nachmittags. (W. T. B.) Nach dem nunmehr vollständig vorliegenden RNejultat der Wahlen zur Skupschtina wurden 60 Anhänger der Negierung, 39 Radikale, 15 Mitglieder der Partei Ristics und 5 Deputirte, welche keiner bestimmten Partei angehören, ge- wählt. Vier Nachwahlen sind erforderlih. Mit den von Könige zu ernennenden 40 Deputixten wird die Negierungs- partei demnach über 100, die Opposition3partei über 58 Mit- glieder verfügen.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 9. Mai. (W. T. B.) Der Kriegs-Minister ist nach Livadia abgereist. :

10. Mai. (W. T. B.) Der Großfürst Alexis is heute nah Südrußland abgereist.

Amerika. New-York, 8. Mai. (W. T. B.) Nach Cincinnati, woselbst für den Sonntag der Ausbruch von Urbeiterunruhen befürchtet wird, sind vier Miliz- Negimenter beordert worden.

Zeitungsstimmen.

Ueber die Einnahmen der Staatsbahnen im Fahre 1885/86 lesen wir in der „Haileschen Zeitung“:

Die neueste Uebersicht des „Reichs: Anzeigers“ über die Einnahmen der (Fisenbahnen im März d. J. und in dem Etatsjahre 1885/86 Jziebt einem Berliner fortschrittlihen Blatte wiederum Anlaß, seine Leser mit dem „Rückgang der Einnahmen der preußisethen Staats- eifenbahnen“ zu unterhalten. Gleich im Anfange des betreffenden Ar-

fommen würde, als man militärishe Vorkehrungen

tikels begegnet dem Verfasser das Unglück, die Noheinnahmen der Staats-

eisenbahnen mit den Reineiunahmen, dem Uebershuß der Einnahmen über die Ausgaben, zu verwechseln. Der Finanz-Minisker hatte im Zanuar d. I. einen Minderübershuß von etwa 6 Mill. gegenüber dem Gr angenommen. Die 23 Mill. des Artikels sind dagegen Mindereinnahmen, welchen erhebliche Mindecrausgaben gegen- überstehen, fo daß sih die von dem Finanz-Minister genannte Zahl mit der vorgedahten vernünftiger Weise überhaupt nit vergleichen läßt.

Auf wie hoh sich der Minderübershuß der Staatseisenbahnen belaufen wird, das läßt sich, wenn wir richtig unterrichtet sind, auch jeßt noch nicht genau übersehen, wie überhaupt bei derartigen Schäßungen {on während des Etatsjahres besondere Vorsicht ge- boten ist. Ersi vor Kurzem, gelegentlich der zweiten Lesung des dies- jährigen Eisenbahn-Etats im Abgeordnetenhause hat der Minister der öffentlihen Arbeiten dies näher ausgeführt und dabei offen anerkanut, daß man in früheren Jahren bei gewissenhafter Schätzung wiederholt nach unten wie nah oben fehlgegriffen habe; namentlich scien die Ucbershüsse mehrfach uicht unerheblih größere gewesen, als ursprüng- lich angenommen. Für den wirklihen Sachkenner kann das uicht Wunder nehmen.

So viel glauben wir aber nach unseren Informationen mit Sicherheit jetzt annehmen zu können, daß die Uebershüsse der Staats- bahnen im Jahre 1885/86 ausreichen werden zur vollen Verzinsung der Gifenbahnkapitalschuld, zur Zahlung der gesezmäßig zur Deckung des Defizits beizutragenden Summe von 2200000 # und noch weiter zur Tilgung von 2% der Eisenbahnkapitalshuld. So lange dies der Fall, werden doch wahrlich die Steuerzahler durch die Eisenbahnen nicht belastet! Unsere ganze Staatseisen- bahnpolitik beruht, dies wurde s{chon in der ersten Ber- staatlihungsvorlage ausgesprochen, auf dem Grundgedanken, daß die Eisenbahnen öffentlihe Verkehrsanstalten sind, welche aus ihren Erträgen die für sie gemahten Aufwendungen verzinsen und ihr Anlagekapital allmählich tilgen sollen; dagegen hat unsere Negierung niemals die Eisenbahnen zu bloßen Finanzquellen machen wollen. Dies können nun allerdings Diejenigen, welcbe in den Landeseifenbahnen nur Svekulationsobjekte schen, deren Werth nach den Dividenden für die Aktionäre und den Tantièmen für die Leiter zu bemessen ist, noch immer nicht begreifen.

Auch die Schlüsse, welche der mehrgedahte A1tikel aus den März- Einnahmen für die Einnahmen der späteren Zeit zieht, {einen uns wenig zutreffend. Die eigentlichen Verkehrseinnahmen waren im März günstige, und es ift kein Grund ersihtlich, warum nicht der April ein ebenfo günstiges Ergebniß bringen sollte. Scheinbar ungünstig waren im März nur die fogenannten „fonstigen Einnahmen“. Dies hängt aber, wie auch {hon wiederholt nachgewiesen ist, mit der anderweitigen Verrechnung dieser Einnahmen zusammen. :

Nach alledem können wir die Besorgnisse des fortschrittlichen Blattes weder für die Vergangenheit noch für die Zukunft theilen. Im Gegentheil! Wir möchten glauben, daß, wenn in einer Zeit fo allgemeinen Verkehrsrückgangs die Staatsbahnen bei fortscreitender Ermäßigung der Transportgebühren und unausgeseßter Vergrößerung und Verbesserung des Staatsbahn-Netzes die volle Verzinsung und Amortisation ihres Anlagekapitals aufbringen, das Land alle Ursache hat, mit einem solchen Ergebniß zufrieden zu fein.

Der „Allgemeine Holzverkaufs-Anzeiger“ theilt aus dem Bericht der Handelskammer zu Emden pro IV. Quartal 1885 Folgendes mit: j

Das abgelaufene Quartal ergab eine Einfuhr von etwa 2500 Lasten, davon etwa 850 Lasten von russischen, etwa 950 Lasten von preußischen Ostseehäfen und der Nest von \{hwedischen und norwegischen Ablade- pläßen. Es wurde verhältnißmäßig viel Rundholz eingeführt, theils um den Mühlen wegen des höheren Zolles auf Schnittwaaren mehr Beschäftigung als bisher zu liefern; theils aber waren es auch in Spekulation auf die am 1. Oktober 1884 eintretende Zollerhöhung beorderte Ladungen, welche verspätet eintrafen.

Versandt sind in dem abgelaufenen Quartale mit der Bahn nur etwa 150 Waäggonladungen. Im Uebrigen war der Absatz normal. Die Preise waren stellenweise etwas gedrückt.

_ Die Gesammtausfuhr des Jahres 1885 betrug 12 000 bis 13000 Lasten und ift demnach gegen das Jahr 1884 um die Hälfte gewachsen. Der Bahnversandt, welcher in den Händen einer einzigen Firma lag, betrug über 1000 Waggons. Der größere Verkehr ist unstreitig den veränderten Zollverhältnissen beizumessen, indessen war auch fonst das Geschäft ein gesundes zu nennen Die verbleibenden Bestände sind groß.

Die Säge- und Hobelwerke waren während des Jahres vollauf beschäftigt. Der auf Schnittholz eingeführte Zoll i den Mühlen günstig gewesen und hat die Anlage einer neuen Mühle bei Großefeln und einer solchen in Oldersum hervorgerufen ; ferner wird, wie ver- lautet, auch hier noch eine aufgestellt weiden.

Das in München erscheinende „Süddeutsche Bank- und Handelsblatt“ bemerkt zur Lage der bayerischen Textilindustrie:

. , Die Ansicht der Fachkreise geht dahin: daß, wenn nicht in aller Bälde cin allgemeiner, andauernder Geschäftsaufsc{wung sich Durchbruch -verschaffen follte, die Depression des Jahres 1885 anstatt abzunehmen, \fich nur noch intensiver wird gestalten müssen, und dies um fo sicherer, wenn fort und fort neue Gründungen in dieser Branche ihr künftiges Heil zu finden suchen. Fast gleichzeitig mit dem Jahresberiht der Augsburger Handelskammer sind auh die Be- rihte der Königlich bayerischen Fabrikeninspektoren ershienen. Danach sind im ganzen Königreich Bayern im vorigen Jahre neu entstanden : eine Baumwollspinnerei (Ay-Ulm), vier Baumwollwebereien, während eine Leinenzwirnerei für ganz feine Garne im Laufe dieses Jahres bereits in Betrieb geseßt worden ist. Hieraus erhellt zur Genüge, daß unsere Großindustriellen, unbekümmert um das schon bestehende Mißverhältniß zwischen Konsum und Produktion, dasselbe durch Ver- größerung der leßteren noch zu erweitern bemüht sind. Selbst die hiesigen Spinner gestehen nun zu, f ciner Ucber-

A EENGER

i ] daß sie unter produktion {wer leiden; aber sie sind der Meinung, daß, weil die Webereien noch sehr günstig arbeiten, die Ueberproduktion noch nicht so bedenklich fein könne. Das ift aber ein \{werer Irrthum, der sih über kurz oder lang bitter rähen muß, und wenn auch heute noch die Weberei eigentlich glänzend daran ist gegenüber der Spinnerei, so darf doch nicht übersehen werden, daß die eben in der Anlage begriffenen neuen mecanischen Webereien in Bayern und Württemberg (Sont- hofen, Bayreuth und Nürtingen) die Ueberproduktion noch weiter ver- mehren müssen und daß bei der mißlichen Lage, in der sih namentlich die Montanindustrie befindet, ein Nachlassen des Konsums möglicher- weise si \chon sehr bald fühlbar machen kann. Die weit vollkommnere Statistik Englands, bis zum Ende des ersten Quartals 1886 reichend, ver- zeichnet denn auch bereits einen ganz bedeutenden Rückgang in dem Verbrauch an roher Baumwolle und auch bei uns in Deutschland dürften die Verhältnisse heute nicht besser liegen. In Anschung der dringend zu wünschenden Abhülfe kann unseren Großindustriellen nur die in der preußischen Thronrede vom 14. Juni 1885 niedergelegte Mahnung ans Herz gelegt werden: „Nur die Zurückführung unserer Produktion auf das Maß des Bedürfnisses wird die ungünstigen wirthschaftlichen Folgen fernzuhalten vermögen, welche cine Anhäufung nicht absayfähiger Erzeugnisse nah si zieht.“

Justiz-Ministerial-Blatt. Nr. 19 Inhalt: Allge- meine Verfügung vom 29, April 1886, betreffend die von den Be- amten der Staatsanwaltschaft an andere Behörden zu machenden Mittheilungen. Allgemeine Verfügung vom 3. Mai 1886, be- treffend die Verwendung des Erlöses aus dem Aktenverkaufe. Er- kenntniß des Meichsgerichts vom 2. November 1885.

Centralblatt der Bauverwaltung. Nr. 19. Inhalt: Amtliches: Perfonalnachrihten. Gutachten der Königlichen Akademie des Bauwesens, betr. den Entwurf zu ciner reformirten Kirche in Insterburg. Nichtamtliches: Die Jubiläumsausstellung der bil-

Krankenhäuser mit kreisförmigen Sälen. (Schluß.) Entwilungs- geliebte der Maas als Schiffahrtêsstraße. a Nath- \ausbau in Hamburg. Technische Hochschule in Berlin. Feld- bereinigung in Württemberg. -— Eröffnung von Markthallen in Berlin. Preisaufgaben des Vereins zur Beförderung des Gewerb- fleißes in Preußen. Preisbewerbung für ten Neubau des Rath- hauses in Stollberg i. E. Abbruch ciner Ufermauer in Le Havre. Seekanal in Korinth. Nachtfahrten auf dem Suczkanal. De Ege nach Mittelasien. Wahl eines Stadt-Bautnsvektors in Breslau.

Statistische Nachrichten.

Im Märzheft der Statistik des Deutschen der wichtigeren Waarenartikel im deutschen Zollgebiet für den Monat März und für die Zeit vom 1. Januar bis Ende März 1886 auch die definitiven Hauptergebnisse der Statistik der Waaren- einfuhr und. Ausfuhr mit Enschluß der Eiunführ und Ausfuhr im Veredlungsverkehr, für das Jahr 1885 ver- öffentlicht, Beigesügt ist cine Berechnung der Gesammteinfuhr und Gesammtausfuhr nach Mengen in 100 kg netto (Doppelcentner), ferner des Mengen-Uebcrs{husses der Einfuhr über die Ausfuhr, bezw. der Ausfuhr über die Einfuhr in beiden Verkehrsarten bei den einzelnen Waarengattungen und endlih des Zollertrags der einzelnen zollpflichtigen Artifel. Hiernah wurden in Jahre 1385 in den freien Veckehr des Zollgebiets 178 673297 Doppelcentner ein- und 188 140 231 Doppelcentner aus demsclben auzgeführt, im Vergleich zum Jahre 1884 mehr 795 636 Doppelcentner bezw. weniger 3377 321 Doppelcentner. Die Zunahme in der Menge der Cinfuhr ist in der Hauptsache herbeigeführt durch eine verinehrte Einfuhr von Bau- und Nuzßholz, sowie von BV.eaunkohlen, Stein- kohlen und Koks, denn von diesen Artikeln allein gelaugten 7 372 879 bezw. 2885 164 Doppelcentner mehr als im Jahre 1884 zur Einfuhr. Außerdem hat eine nicht unecheblihe Mehreinfuhr stattgefunden bei: Kleie, Heu, Futtergewähsen und Futterkräutern, Kartoffeln, frishem Obst, frishen Fischen, Heringen, Kaffee, Roh- tatack, Schmalz und schmalzartigen Fetten, Eiern, grünen und ge- falzenen Rindshäuten, Blauholz, Breanholz, Schleifholz und Holz zur Cellulosefabrikation, Jute, Mineralölen und Zinkerz. Diese Mchr- einfuhr wird nun zum geringen Theil aufgewogen durch die Minder- einfuhr von: Guano, Knochenmehl, Chilitalpeter, Superphosphatep, Getreide, Raps und Rübsaat, Mühlenfabrikaten, Pferden uud Vieh, gekalten und tro@enen Rindshäuten, Schafwolle, Flachs, Baumwolle, Eis, Salz, Fichtenharz, Roheisen 2c. Die Uriachen der fo erheblichen Mehrung der Einfuhr von Bau- und Nutzholz sind in Spekulationen zu fuchen, welche sih an die tin verflossenen Jahre eingetretenen Aenderungen der bezüglichen Zollsäße knüpften. In diefer Beziehung ist deinnah das Jnhr 1885, gleihwie das Iahr 1884, als cin Aus- nahmejahr zu betrahten. Die Abnahme in der Menge der Ausfuhr ist im Wesentlichen veranlaßt dur cinen erheblichen Aus- fall in der Ausfuhr von Eifenerzen (— 1273 332 Doppelcentner), Zucker (— 1090819 Doppelcentner), Bau- und Nutzholz, Vau-, Bruch- und Werksteinen, sowie von Vieh. Ferner trug zur Abnahme der Ausfuhr der Menge noch bei die Verminderung der Ausfuhr von Kleie und Reisabfällen, Weizen, Kartoffeln, Brennholz, Koks und Braunkohlen, Lumpen, Blei, Maschinen, sowie von Eisen- und Eisen- waaren, mit Ausnahme von Eck- und Winkeleisen, Eisenbahnschienen und anderem eisernen Cisenbahnbaumaterial. Jusgesammt belaufen sih diese und andere Ausfälle in der Waarenausfuhr höher als die Zunahme der Ausfuhr bei anderen Waarenartifeln, obwohl dieselbe bei einigen recht erheblich war. In dieser Beziehung kommt ins- besondere in Betracht die Mehrausfuhr von: Superphoësphaten, Heu, Futtergewähsen und Futterkcäutern, Kleesaat, Bier, Spiritus, Melasse und Stärkezucker, Eis, Cement und Traß, Steinkohlen, Torf, Zink, Eck- und Winkeleisen, Eisenbahnschienen und anderem eisernen Ci'enbahnbaumaterial.

In einer Uebersicht über die Hauvtergebnisse der Statistik des Waarenverkehrs im Jahre 1885, welche ¿das neueste Märzheft der reihsstatistischen Monatshefte mittheilt, ist der Zoll- ertrag im Ganzen zu 241 633 154 M. berechnet. Davon entfallen auf die Einfubr von Kaffee 47 253 360 46; Rohtabak (Blätter und Stengel) 32 308588 46; Petroleum und anderen Mincralölen 31 013 950 4; Getreide und Hülsenftüchten 27531 563 #; Mais und syrishem Dari 1 292 615 f; Malz 1312788 4; Wein 14482 369 M; Hclz und Holzwaaren 6 547 098 46; Baumwollengarn 4921 355 46; Vieh 4550113 46; Eisen und Eisenwaaren 4 363 574 4; Seide und Seidenwaaren 3 625724 M; Schmalz und s{chmalzartigen Fetten 3564 110 MÆ.; Heringen 3064944 4; Südfrüchten 2935 378 46; Salz 2911 496 4; Reis 2812 874 46; Wollenwaaren 2263 055 4; Wollengarn 2171481 Æ; Leder und Lederwaaren 1804932 M; Thee 1 660500 M; Pfeffer 1629550 .; Instrumenten, Maschinen und Fahrzeugen 1586 915 M; Leinöl 1532508 6: Iute- und Leinen- waaren 1 263 380 H ; Jute- und Leinengarn 1209 262 4.; Kakao in Bohnen 1156 085 A; getrocknetem Obst 1124036 46; Mehl 1083 257 MÆ; Kurzen Waaren, Quincaillerien, Uhren 2x. 1 069 636 4; Käse 914 140 4; Eiern 834915 46; Kleidern, Leibwäsche und Put- waaren 831 165 A; Butter 813000 /(; Glas und Glasvaaren 501 337 Mz; Fleish 642 124 Æ.

Kunst, Wissenschaft und Literatur.

Die Civilprozeßordnung für das Deutsche Neich nebst den auf den Civilprozeß bezüglichen Bestimmungen des Gerichts- versa)]ungs8geseßes und den Cinführungsgeseten, erläutert von Dr. J. Struckmann, Geh. Ober-Justiz-Nath und Landgerichts-Präsident, und N. Koch, Kaiserl. Geh. Ober-Finanz-RNath, Neichsbank-Justitiarius und Mitglied des Reichsbank-Direktoriuums. Fünfte, weientlih ver- mehrte und verbesserte Auflage. Lex.-89%, Lieferung 1 (Bogen 1—12 SS. 1—182 der Civilprozeßordnung). Berlin und Leipzig. Verlag von J. Guttentag (D. Collin) 1886. Kein Gesetz bat soviele Kom- mnentare hervorgerufen wie die Civilprozeßordnung, cin Beweis, welche Schwierigkeiten sie der Praris bereitet. Dieselben find natürlich von sehr ungleihem Werthe. Manche nähern sich, einzelne Ausführungen zu kleinen Abhandlungen erweiternd, der Form der systematischen Bearbeitung, welche, abgesehen von dem großangelegteun, über die all- gemeinen Lehren noch nicht hinausgelangten Werk vou Wach, bisher fast ganz im Rückstande geblieben ist. Andere enthalten nit viel mehr als Auszüge aus den Motiven und Verweisungen auf reich8- gerichtliche Entscheidungen oder kurze Ansihten der Herau®ê- e ohne Begründung. Zwischen beiden Arten hält der Struckmaun- Kochsche Kommentar glücklih die Mitte. Er ist ebenso frci von längeren theoretishen Ausführungen, als er sich_ fern bält von dem Charakter eines unwissenshaftlihen Repertoriums. Kein Wunder daher, daß er sich bei seinem Erscheinen {nell die Gunst der Juristen gewonnen und dieselbe tro der überwuchernden Konkurrenz zu be- wahren gewußt hat. Der ersten im Februar 1877 erschienenen Auf- lage ist jetzt bereits die fünfte gefelgt: cine Zahl von Auflagen, wie sie bisher von keinem der Kommentare erreiht worden ist. Die*gegen- wärtig vorliegende erste Lieferung der 5. Auflage umfaßt die §§. 1—181 (12 Bogen) und läßt wieder einen Fortschritt erkennen. Noch mehr als bisher haben sich die Herausgeber mit Erfolg bemüht, unter Ab- streifung geschichtlihen Materials den Kern der Meinung des Gefetz- gebers herauszuschälen. Einleitende Vorbemerkungen zu den einzelnen Abschnitten und Titeln orientiren den Leser über die leitenden Ge- danken. Bei den Bestimmungen, um welche sich bereits cine Svezial- Literatur gesammelt hat, ist diese vorangestellt. In der Erläuterung selbst ist die forafäliige Benußung der Rechtsprechung des RKeichs- gerichts und der Obersten und Ober-Landesgerichte sowie der über- reichen Literatur, namentlih auch der sämmtlihen Kommentare und ihrer neuesten Ausgaben und der modernen Lehrbücher des gemeinen und preußischen Rechts überall erkennbar. So steht die neue Auflage

denden Künste in Berlin, Die Pariser Stadtbahnen. Ucher

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für 1886 sind neben den Uebersichten über die Einfuhr und Ausfuhr |

bild des heutigen Civilprozesses, wie cr sich auf der Grundlage der Civilprozefordnung in Deutschland gestaltet hat. Besonders zu rühmen tit auch die logische und übersichtlih-, durch S{lagwörter des Tertes be;eihnete Anordnung des Stoffs innerhalb der reichhaltige: An merkungen. Wenn wir den Herausgebern einen Ratb geben dürfen, 0 ware es der, die Citate der älteren Geseßgebunaen vnd (Entwürfe, welche nur für eingehendere Studien von immer mehr verschwindendem Werth sind, _allmählich noch mehr abzustreifen, als dies bereits gc {eben qt. Im Uebrigen entspriht das Werk in seiner neuen Gestalt durhaus allen berechtigten Anforderungen der Praxis an einen wissen [aftlichen Kommentar. Wir find überzeugt, daß derselbe seine Stellung, wie ne aus seiner ganz regelmäßigen Berücksihtigung in den Rethsgerichts - Urtheilen und den Entscheidungen der hervor- ragendsten Dber-Landes8gerite hervortritt, auch ferúer bewahren wird. Möchte die Vollendung nicht ailzulange auf fih warten lassen!

: Zm Verlage von I J. Weber in Leipzig ist das bereits in weiten Kreisen bekannte Werk „Das Kind und seine Pflege im gesunden und frankfen Zustande“ von Dr. L. Fürst, Sanitäts-Rath und Privatdozent an der Universität, in dritter Auflage ershienen. Der Verfasser hatte bei feiner dankerswerthen Arbeit den Zweck, ein gemeinfaßlihes Buch zur Belehrung über Kinder- Ovgiene und -Krankenpflege zu schaffen, welches aber gleichzeitig auf streng wissenschaftliher Basis ruht. Mit diesem Werk sollte gleich- sam ein Nachschlagebuh geboten werden, wels den Eltern und befonders der Mutter ein treuer Rathgeber sein könnte der s{wierigen Aufgabe gegenüber, ein Kind verständig aufzuziehen und durch Beobachtung der gebotenen hygienishen Vorschriften dasselbe auch gesund zu erhalten. Man hat dabei wohl zu beachten, daß cs nicht aller Orten möglich, bei mancherel1 kleinen unnormalen Erscheinungen, wie sie sich so bâufig in der Entwickelung des aufwachsenden Kindes er- geben, sofort ärztlichen Rath einzuholen; in folhen Fällen aber wird das Fürstsche Buch sich mit seinen cingehenden Belehrungen über die allgemeinen Erscheinungsformen der Krankheiten bewähren, indem es die Symptome richtig würdigen lehrt, die nöthige Anleitung bietet sur die Handleiitungen der Krankenpflege und €s ermöglicht, die Be- obahtung des Krankheitsverlaufes mit Veritändniß durchzuführen und somit dem behandelnden Arzte die nöthige Auskunft sahgemäß zu er- theilen. Der Verfasser kann die neue Auflage mit Net eine wesentlich umgcarbeitete und erweite:te nennen, da er niht nur die jüngîten wissenschaftlißen und praktischen Erfahrungen bereits ver- arbeitet, foudern auch den Inhalt des Buches nach jeder Richtung ver- tieft und, soweit das überhaupt möglich war, das Verständniß durcb flarere Abfassung und reichere Jllustrirung erleichtert hat. Allerdings wird auch jeßt noch ein nicht ganz geringer Grad allgemeiner Bildung nöthig sein für Diejentgen, welche das Buch mit Vortheil verwenden wollen. Ein wefentliher Vorzug dieses Werkes andern ähnlichen gegen- über ift darin zu suchen, daß es die Entwickelung des Kindes nicht nur in feinen ersten Lebensjahren behandelt, sondern es weiterhin in feiner Thôâtigkeit in Schule und Haus beobachtend begleitet und überall werthvolle Winke für die Lebenshaltung bietet. Das, wie er- wähnt, reich mit erläuternden (105) Abbildungen ausgestattete Buch fann auch um feines mäßigen Preises willen (4, geb. 5 4) allen Familien empfohlen werden. :

Veteriitärwesen.

Oen über VerbLetlutntg von L Pierleanthetiteén tm Aus lände Oesterrei ch. Laut der am 14. April 1886 vorliegenden Meldungen. Lungenfeuche. - Land: Zahl der infizirten Orte: C N M O S / E A N ; MiedetiOesterrei. ( und VII. Bezirk von Wien. Dao C 8 Maul- und Klauenseuche. Mähren E Böhmen ._ i Ma Dee e B . Bezirk von Wien,

Tirol. N Maulseuche. I)

Steiermark

Schafräude. a, 8 u : L

April 1886 vorliegenden Meldungen.

Lungenseuche. U J Mähren A ) B Niedcr-Desterreich E 7 und VIII. Bezirk von Wien. Da S

Maul- und Klauenfeu(be.

M E S Nieder- Oesterreich 7 und IV. Bezirk von Wien.

Tut der am 21

Maulseuhe. c Schasfräude. Me E l O d ] Laut der am 30. April 1886 vorliegenden Meldungen. Lungenseuche C l Mähren E A L M Nieder-Oefsterreich S Dia S4 Maul- und Klauenseuche. .)

und VY11I. Bezirk von Wien.

Mähren E Böhmen A N O Maulseuche.

E l Scafräude. Nieder- Oesterreich A E E a C, d j 1

Ungarn. Vom 30. März bis 6. April 1886. Milzbrand der Minder . in 15 Komitaten, 25 Gemeinden, R S ¡ 15 Mil: A aa E. 8 i 3 Vom 6. bis 13. April 1886.

Milzbrand der Rinder . in 15 Komitaten, 25 E Es ¡ 13 Maul- und Klauenseuche S L 3

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Gemeinden, S ch{ch weiz. : 30m 1 hi9 19. Apx il: 1886. Kantone : 5 IöInfizirt in: Zürich 2 Gemeinden, Ställe mit 48 Rindern, E A ú " D k R 9 z 8 U N 25 Schweinen, Appenzell a. Rh... L 2 Rindern E L ) : O E 5 iz 5 ¿ A Wat i 1 l 2

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vollständig auf der Höhe der Zeit und gewährt ein getreues Spiegel-

Insgesammt 23 Ställe mit 176 Stück Vieh