1886 / 123 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 26 May 1886 18:00:01 GMT) scan diff

6 680 000 Doll. in der Vorwoche. Jn

Submissionen im Auslande. Niederlande.

1) 2. Juni, 114 Uhr Vorm. Gemeindeverwaltun gu Valin, ung. Aus-

Lieferung von Trottoirsteinen in Platten und als Einfa kunft an Ort und Stelle.

2) 4. Juni. Verwaltung des Hospitals am Coolsingel zu Rotter- Zeitraum vom 1. Juli 1886 Auskunft an Ort und

3) 4. Juni, 10 Uhr Vormittags. Deichverwaltung von Alb- Doelen zu Gorimhem (Provinz R

der für das Hospital im

dam. Lieferun f 7 erforderlihen Kohlen.

bis 30. Juni 1 Stell

lafserwaard in den ) Lieferung von 1100 abgepaßten Basaltsteinen und 620 t Basaltbru stein. Bedingungen käuflich bei der Sekretarie von het Hoogheem- raadschap in den Doelen zu Gorimhem. i : /

4) 8. Juni. Gemeinde-Gasfabrik im Timmerhuis zu Rotter-

dam. Lieferung von Stahl-Schienen, -Laschplatten, «Querschwellen, Auskunft im laatselyke Werken im Timmerhuis zu Rotterdam. Bedingungen käuflih für 1 Gld. bei den Buchdruckern Wed. P. vom

-Kreuzstücken, eisernen Platten, Bolzen u. A. m.

Bureau voor de Waecesberge & Zoon, Houttuin Nr. 73 in Rotterdam.

Verkehrs - Anstalten.

Hamburg, 25. Mai. (W. T. B.) „Suevia“ der

Gesellschaft ift, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas, und der Postdampfer „Gellert von derselben Gesellschaft, von New-York kommend, heute Nachmittag auf der Elbe eingetroffen.

Berlin, 26. Mai 1886.

(N. A. Ztg) Se. Majestät der Kaifer und König haben an den ältesten Sohn Leopold von Ranke's, den Pfarrer am Großen Militär-Waisenhause zu Potsdam, Otto von Ranke, folgendes Handschreiben gerichtet:

Die Trauerbotschaft, die Sie und Ihr Bruder Mir soeben zu- gehen ließen, hat Mich tief erschüttert, wenngleih Ih. derselben seit den legten Tagen entgegensehen mußte! Es ist ein Ehrenmann, ein eter Patriot zu Grabe gegangen, der Mir als folcher nahe stand, aber au dur langen Umgang meinem Herzen verwandt war! Sein Name wird als Geschichtsforscher und unerreihter Geschihts\chreiber, dur, seltene Arbeitskraft bis zu höchsten Lebenstagen, in der Welt dastehen. Jch werde ihn immer dankbar beweinen und sein Andenken

in Ehren halten. Wilhelm.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin sandte aus Baden-Baden nachstehendes Telegramm an den zweiten Sohn des Verstorbenen, den Hauptmann im Garde-Füsilier-Regiment, von Ranke :

Der Schmerz über den Verlust Ihres Vaters wird ein allgemeiner, Ich möchte sagen, ein patriotischer scin! Wem fo vergönnt war, im Dienst der Wissenschaft Licht und Wahrbeit zu verbreiten, lebt im Andenken der Zeitgenossen und der Nachwelt fort. Aber für die Hinterbliebenen ist der Verlust \{chwer zu tragen. Gott helfe Ihnen immerdar! Augusta.

Von Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Kronprinzen erhielt Hauptmann von Ranke das nachfolgende Telegramm :

Sie wissen ebenso wie Ihre Geschwister, daß mi aufrichtige Verehrung und herzlihe Anhänglichkeit von Jugend auf für Ihren Vater beseelte, weshalb ih jeßt, wo er uns genommen ward, mich der tiefen Trauer anschließe, welche die Seinigen erfüllt. Sein Name bleibt unvergänglih in den Annalen der Wissenschaft, wie das An- denken an ihn von Allen stets hoh in Ehren gehalten werden wird, die ihm nahe standen.

Friedrich Wilhelm, Kronprinz.

Im Hause Leopold von Ranke's fand gestern Abend 7 Uhr eine Trauerfeier für den Dahingeschiedenen statt. Das Arbeits- zimmer des ie Historikers war in eine Trauerkapelle umgewandelt : an der Schmalseite war ein Altar mit Kruzifix errichtet; ringsherum standen hche Lorbeerbäume, und inmitten derselben war der Sarg aufgebahrt. Auf demselben lag der Verblichene mit friedlichen Wten auf dem Antliß, in den Händen ein kleines Kruzifix und einen

trauß gelber Rosen. Am Kopfende des Sarges hing vom Altar herab ein großer Kranz weißer Rosen, den Ihre Majestät die Kaiserin gespendet hatte. Daneben „war an einem Kandelaber die Kranzspende Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin von Baden angebracht, während zu Füßen ein Riesenkranz lag, den kurz zuvor der bayerische Gesandte Graf Lerchenfeld im Namen der Königlich bayerischen Staatsregie- rung überbraht hatte. Rings um den Sarg lagen weiter Kränze der Qorswen Gesellschaft, der philosophischen Fakultät in Graz, des ffizier-Corps des Garde-Füsilier-Regiments, ferner ein Palmwedel, den der Wirkliche Geheime Ober-Regierungs-Rath Dr. von Sybel, ein Schüler Ranke's, gewidmet hatte. Die Trauerfeier fand im engeren Familienkreise statt. Neben den Söhnen, den Enkelkindern ‘und an- dern Verwandten wohnten der Kultus-Minister Dr. von Goßler, der Rektor der Universität, Prof. Dr. Kleinert, der Dekan der philofophischen Fakultät, R Dr. Scherer, der Arzt des Verstorbenen, Sanitäts-Rath Dr. Reinke, des Gelehrten lang- jähriger Amanuensis Dr. Wiedemann und einige andere dem Hause nahestehende Persönlichkeiten der Trauerfeier bei. Chorsänger eröffneten mit dem Liede: „Christus, der ist. mein Leben“ die ernste Feier. Dann nahm der Sohn des Verstorbenen, M de von Ranke, das Wort zu einem Gebet. Er knüpste daran die erlesung des Bibelworts: „Also starb Moses, der Knecht des Herrn. Sein Auge war nit dunkel geworden und seine Kraft niht verfallen. Ich bin vor Vielen wie ein Wunder, aber du bist meine Stärke und Zuversicht 2c. Der Gesang: “Long find die Todten“ leitete zu der eigentlichen Trauer- rede über, der die Worte des 126. Psalm zu Grunde lagen. Der Geistliche roies darauf hin® wie es der Wunsch seiner (des Redners) Angehörigen gewesen, ehe die sterblihe Hülle des geliebten Vaters zur ewigen Ruhe gebettet würde, noch in den Räumen, in denen cr 40 Jahre gelebt und gewirkt, seiner in \chlichter Weise E gedenken. Den wähnten Psalm habe er gewählt, da ihn fein Bruder dem mgegangenen vor aht Tagen in einer lihteren Stunde vorgelesen, und les Bibelwort der leßte Trost für den Sterbenden ge- wesen fei. Der Geistlihe erinnerte dann an seines Vaters leßte Rede, die er am 21. Dezember vorigen Jahres gehalten und die gleihsam das Testamentswort des Todten für die Nachwelt geworden. Er hob die große Peimatheliebe, die Hingabe an Eltern und Geschwister, die innige Liebe zu der vorauf- gegangenen Gattin und den Fenderit und Kindeskindern hervor; er gerade der oft wiederholten Worte des Todten : as habe noch eine [tere Familie, die Wissenschaft!“ Mit gleiher Liebe habe er an einen Schülern gehangen. Eine seiner leßten Fragen sei die nah dem efinden seines „treuen“ Wait gewesen, und nun sei me ihm in die Ewigkeit gefolgt. Freunde und Schüler seien ihm im Tode voran- gegangen. er die Kraft zur Arbeit sei ihm geblieben bis in die

den nächsten Tagen geht eine Gold sendung im Werthe von 275 000 Doll. nach Europa ab.

Der Postdampfer Hamburg-Amerikanishen Packetfahrt- Aktiengesell\chaft hat, von New-York kommend, heute Nach- mittag Scilly passirt; der Postdampfer „Silesia“ derselben

leßten Tage. Und geradezu phänomenal fei es, daß es Allen immer bobe einen wollen, als ob der leßte Band seines großen weltgeshichtlichen

es der beste und vollendetste gewesen. Zum S&luß erinnerte d Redner noch an die große Liebe des Verewigten zum Herrscherhause und an seine wahre und echte Religiosität. Noch kurz vor der ernsten Trauerstunde habe man unter seinen Papieren ein religiöses Gedicht, das er am 18. Februar 1881 niedergeschrieben, genen, in dem es zum Schluß beißt: „Allgewaltiger, Du Einiger, Du Dreifaltiger, Du hast mi aus dem Nichts gerufen, hier liege ih zu Deines Thrones Stufen.“ Jn tiefer Rührung sprah Prediger von Ranke dann das „Vater Unser“ und mit dem Gesang „Selig sind die Todten“ {loß die Feier. No einmal wurde der Sarg geöffnet, und alle Anwesenden nahmen den lezten Abschied von dem großen Todten, nachdem. noch sein Haupt mit dem verdienten Lorbeerkranz geschmüdckt worden war. ; ; 5

Die Beerdigungsfeierlichkeit wird mit der Ueberführung der sterblihen Hülle Leopold von Ranke's von dem Trauerhauje (Luisenstraße 24a) aus nach der Sophienkirhe heute Nachmittag 5 Uhr ihren Anfang nehmen.

Der Gewerbekammertag in Lübeck am 17. und 18. Mai d. I. hat folgende Befhlüsse gefaßt : /

I. Die Delegirtenkonferenz gestaltet sich um zu einem Gewerb e- kammertage.

II. Errichtung von Gewerbekammern.

In Uebereinstimmung mit der Resolution des Reichstages vom 9. Juni 1881, sowie mit feinen eigenen früheren Beshlüssen und der an Reichsregierung und Reichstag von ihm eingereichten Denkschrift hält es der deutshe Gewerbekammertag nah wie vor für dringend wünschenswerth, daß Gewerbekammern, welche ebensowohl die Klein- gewerbe als die Groß- und Fabrikindustrie zu vertreten berufen sind, in allen Bundesstaaten, wo golde noch nicht bestehen, errichtet werden. Je nach Lage der Verhältnisse“ können dieselben abgesondert für {ih oder in Verbindung mit den Handelskammern ins Leben treten. Da- gegen vermag die Konferenz weder in Wirthschaftskammern, wie sie in Preußen eingeführt werden sollen, noch in aus\chließlihen Hand- werkerkammern eine den Interessen und Bedürfnissen des Gewerbe- standes entsprechende Vertretung desselben zu erblicken.

TII. Innungswe/sen. 1) Die Verleihung der Rechte des §. 100e an die Innungen und die für dieselbe aufzustellenden Bedingungen.

Der Gewerbekammertag beschließt, unter ausdrückliher An- erkennung der Angemessenheit der in dem Antrage der Handels- und Gewerbekammer Zittau aufgestellten Bedingungen für die Verleihun der Rechte des §. 100e der Gewerbeordnung, diesen Antrag forme als erledigt zu erklären, weil inzwishen glaubhaft bekannt geworden ist, daß auf Grund des Rundschreibens des Herrn Reichskanzlers an die Bundesregierungen vom 3. Februar 1885 bereits Normativ- bestimmungen zwischen den einzelnen Bundesstaaten vereinbart worden sind, welche in allen wesentlichen Punkten dem Bs Antrage Rech- nung tragen. Die Versammlung nimmt hiernah den Antrag Bremens in folgender Fassung an:

«Der Gewerbekammertag vermag die in dem Antrage des Abg. Ackermann und Genossen (sub 11), betreffend Abänderung des §. 100 e der Gewerbeordnung, aufgestellte Forderung, daz die Verleihung der in dem gedachten Paragraphen enthaltenen Innungsrechte an diejenigen Innungen, denen mehr als die Hälfte der Arbeitgeber der in ihnen vertretenen Gewerbe angehören, und zwar ohne weitere Prüfung der wirklich vorhandenen Qualifikation, auf einfachen Antrag erfolgen soll, niht als die für das Interesse des Handwerkerstandes bezw. der Innungsentwickelung erforderlihe Gewähr enthaltend anzuerkennen. Er ist vielmehr der Ansicht, daß alle Innungen, welche auf die Ver- leihung der gedahten Rehte Anspru erheben, vorher ihre Befähigung auf dem Gebiete des Lehrlingswesens, und zwar im Wesentlichen nah den in dem Rundschreiben des Herrn Reichskanzlers vom 3. Februar 1885 aufgestellten Forderungen darzuthun haben werden, daß dann aber die der betreffenden Innung angehörige Zahl der Handwerksgenossen ohne entscheidende Bedeutung bleiben kann.“

Dabei spricht der Gewerbekammertag den Wuns aus, daß die Normativbe\timmungen, da dieselben bis jegt noch nicht amtlih be- kannt gemacht sind, zur Kenntniß des Gewerbestandes gebracht werden, und beauftragt den Vorort, an den Herrn Reichskanzler das Ersuchen zu richten, diese Veröffentlichung veranlassen zu wollen, fowie ferner, f die höheren Verwaltungsbehörden angewiesen werden, die Normativ- bestimmungen als bindende Richtschnur zu betrachten und da, wo Ge- werbekammern bestehen, treffenden Vorrechte an zuziehen. ; R Verhältniß der Innungen zu den Gesellen, mit spezieller

ezugnahme auf die Fachvereine. (§8. 97, 2 und §. 100a der Gewerbeordnung.)

Der Gewerbekammertag beschließt, eine Denkschrift an die Reichs- regierung zu richten, worin dieselbe gebeten wird, einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen die in §. 97 Ziffer 2 den Innungen gestellte Aufgabe auf den Umkreis der gesammten Arbeitgeber, welche im Be- zirk der Innung ein in dieser vertretenes Gewerbe betreiben, aus- Herber wird, mit der Maßgabe, daß dieselben zu den Kosten des

deren Gutachten vor Verleihung der be- die darum nachsuchenden Innungen ein-

erbergswesens und des Arbeitsnachweises die gleihen Beiträge wie die nnungsmitglieder zu leisten haben, und daß für sie au die sonstigen zum Zwedte der Sicherung und Rg dieser Einrichtungen den A aufzuerlegenden Verpflihtungen bindend sein ollen. 3) Die Innungen und das Gese vom 15. Juni 1883, betreffend die Krankenversicherung der Arbeiter.

Der Gewerbekammertag "erklärt es für wünschenswerth, daß be- hufs Förderung der Gesellen- und Lehrlings- Krankenkassen der In- nungen der §. 73 des Gesetzes, betreffend die Krankenversicherung der G einige Aenderungcn und Zusäße erhalte, darunter namentlich olgende:

a. daß auf diese Kassen aud) die Bestimmungen des §. 19 Abs. 2, sowie diejenigen des 8. 26 für anwendbar erklärt werden ;

b. daß der §. 27 auf die Kassen niht angewendet, jedo eine demselben analoge, aus\cließlich für die Innungskassen gültige Be- stimmung angefügt werde, welche lautet: j

„Kassenmitglieder, welche aus der die Mitgliedschaft begründenden Beschäftigung bei einem nnungsmitgliede ausscheiden, Tönnen, fo lange sie sich im Gebiet des Deutschen Reichs aufhalten, Mitglieder der Buigelantenta e bleiben, wenn sie ihre dahingehende Absicht knen einer Woche dem Kassenvorstande anzeigen. Die Zahlung der vollen statutenmäßigen Kassenbeiträge zum ersten Sâlligkeitstermin ist der ausdrücklihen Anzeige gleih zu achten.“

IV. Krank enkassenwesen.

Der Gewerbekammertag erklärt, daß er sih von der Verbesse- rungsbedürftigkeit des Krankenkassen eseßes, insbesondere hinsichtlich Verhinderung der Simulation und hinsihtlih des Verhältnisses der Hülfskrankenkassen zu den durch das Gese begründeten Kassen, sowie der Arbeitgeber zu den Ortskrankenkassen überzeugt hat, und eauftragt den Aus\huß mit der weiteren E Taf und Herbeiführung eines sriftlihen Meinungsaustausches behufs aldiger Einreichung einer Eingabe an die Reichsbehörden.

V. Befähigungsnachweis. In Erwägung:

daß der Antrag Ackermann, Biehl Und Gen. zu den 88, 14 und 15 der G.O., den allgemeinen Befähigungsnahweis im Hand- werk betreffend, nicht dazu angethan ist, das Gewerbe zu heben und das Ansehen und den Einfluß der Innungen zu fördern;

daßes aber im Interesse des Handwerkerstandes als wünschens- werth erachtet werden muß, gerade diesen Einfluß zu stärken, und daß „das den Jnnungen gewährte Recht der Regelung des P 1gMesens für sih und ihre Angehörigen ein vorzugsweise geeignetes Mittel bietet;

däß es ‘endlih als genügend angesehen werden muß, wenn es der Geleßgebung überlassen bleibt, für „alle diejenigen Fälle, wo Gründe des öffentlihen Wohles es erheischen, den rüfungszwang vorzuschreiben und zu regeln ;

beshließt der Gewerbekammertag, den hohen Bundesrath und Reiber zu ersuchen, die gedachten Anträge abzulehnen. der VI. Submissionswesen.

Da die Reform des öffentlichen Verdingungswesens nur allm und scrittweise durchgeführt werden kann, andererseits die Nahwi der bei den Behörden und der Presse wohlwollend ewürdigten \hrift, sowie der* Erfolg des Erlasses des preußis. steriums vom 17. Juli 1885 erst abzuwarten ist, so beauftra die Konferenz den jeweiligen Vorort, da, wo \ih ein geeigneter Anle ergiebt (z. B. aus den mehrfachen Verhandlungen des preußis Landtags über die prinzipielle Bevorzugung deutscher Arbeit), qs wo spezielle Beshwerden an die entlihkeit dringen, unter Be- nußung des in dem Nachschlagwerke verarbeiteten Materials und na Maßgabe der in der Vorrede resumirten Gesichtspunkte auf die öffentlihe Meinung und die einshlägigen Behörden einzuwirken.

Die Gewerbekammern, sowie die Handels- und Gewerbekammern müssen es als ihre Pugare betraten, zunähst da, wo es noch nit eseben ist, auf die Einführung der vom preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten in dem Cirkular-Erlaß vom 17. Juli 1885 aufgestellten Vorschriften für die Vergebung von Lieferungen und Leistungen hinzuwirken.

Arbeits-Minj-

Erfurt, 25. Mai. (W. T. B.) In Alkersleben bej Arnstadt hat, wie die „Thüringer Zeitung“ meldet, ein gestern niedergegangener Wolk enbru ch großen Schaden angerihtet. Mehrere De ind verungläckt, verschiedene Häuser vom Wasser nieder- geri]sen und zahlreihe Aecker verwüstet; einige hundert Stück Vieh kamen in dem Wasser um. :

26. Mai. (W. T. B.) Ueber den bei Alkersleben nieder- gegangenen W olkenbru ch meldet die „Thüringer Zeitung“ ferner: Durch den Wolkenbruch wurden die Fluren von Müllersleben, Bösleben, Alkersleben und Ettischleben verwüstet. In Ettishleben war der Hagel beinahe einen Meter hoch es. In Bösleben wurde ein Damm durchbrochen. Jn Alkersleben kam ein Besißer bei der Rettungsarbeit um.

Rom, 2%. Mai. (W. T. B.) Von gestern Mittag bis heute Mittag kamen in Bari 8 Cholera- Erkrankungen, in Venedig 19 Erkrankungen und 6 Todesfälle vor.

Catania, 25. Mai. (W. T. B.) Die Eruption des Aetna nimmt zu; in der leßten Nacht wurde wiederholt heftiges unterirdishes Getöse vernommen. Der dur die vereinigten Krater gebildete Kegel hat eine Höhe von 200 m; der Durchmesser des Kraters beträgt 250 m. i

29. Mai. (W. T. B.) Vom Aetna wird weiter gemeldet; Die Lava fließt sehr reihlich und is nur noch 5 km von den Häusern entfernt ; der bisher angerichtete Schaden ist jedo unbedeutend.

Fr. Marcella Sembrich seßte ihr Gastspiel in Krolls Theater gestern Abend mit der Rosine in Rossini’'s „Barbier von Sevilla“ fort. Wie seit ihrem ersten Auftreten in Berlin übte auch die gestrige Leistung der Künstlerin wieder eine großartige, in der That einzige Wirkung auf die Hörer aus. Die Beweglichkeit ihrer Stimme, welche sich den Klang der Jugendfrishe bewahrt hat, die beinahe unglaubliche Herrschaft über ihre Stimmmittel, welche die unbedingte Treff\sicherheit einshließt, traten wieder glänzend hervor. Fr. Sembrich hatte, um ihre bewundernswürdige Meisterschaft in der Sangeskunst, die geradezu beraushenden Vorzüge ihres lieb- lihen Organs N zum Ausdruck kommen zu lassen, der reiz- vollen, aber wenig umfangreichen Partie der Rosine durch einige Ein- lagen nachgeholfen. Jn den Variationen von Proc und dem Arditi- \hen Walzer, welche sie vortrug, schien die geniale Sängerin selbst in dem Wohllaut und der geshmeidigen Kraft ihrer Töne zu \{chwelgen, welche bald fkraftvoll und mächtig, bald zart hingehaucht, wie losgelöft von allem Körperlichen dahin zu {weben schienen. So leiht, frei und un- gekünstelt, wie hier die Läufe, Triller und Staccati den Lippen entquollen, haben wir sie kaum je zuvor gehört; dabei blieb der Bua bei den \chwierigsten Fiorituren stets glockenrein, und die Stimme behielt in jeder Tonlage, im Piano wie im Forte, ihre klare quellende Frische und Lieblichkeit. Ein „Wiegenlied“ von Rieß, welches die Sängerin in deutscher Sprache sang, berührte besonders durh die {lite Innigkeit des Vortrags und wurde auf stürmisches Verlangen wieder- holt. Das Spiel dieser „Rosine“ hatte gleichfalls aroße Vorzüge; die Gestalt war von shelmishem Uebermuth und natürliGer Anmut umweht, war einheitlich erfaßt und von fiherer Wirkung. Das Haus war bis auf den leßten E gefüllt und jubelte der Sängerin nah jeder Scene stürmisch zu, so daß der Applaus selbst bei offener Scene beinahe endlos erschien; laute Zurufe, Hände- Élatshen, Tuschblasen und kolossale Blumenspenden gaben der Stimmung der Pu Ausdruck. Hr. Direktor Engel, dem das Auf- treten der Künstlerin zu verdanken ist, mußte zum S{luß gleich- alls auf der Bühne erscheinen. Die übrigen Mitwirkenden des

bends traten naturgemäß neben der genialen Rosine mehr in den Hintergrund. Hr. Erl sang den „Almaviva“ und Hr. Fricke den Figaro“ mit recht hübschen, aber| noch nit zart genug ausgefeilten Stimmmitteln. Der „Bartholo“ des Hrn. Krieg und der „Basilio“ des Hrn. Riechmann sind noch vom vorigen Sommer her in guter Er- innerung. Wie uns die Direktion mittheilt, wird Fr. Sembrich nur noch dreimal auftreten.

Nachdem das „Lachende Berlin“ seine hundertste Aufführung im Walhalla-Theater erlebt hatte, wurde das launige Werk einst- weilen vom Repertoire gelen und an seine Stelle die beliebte Dellingersche Operette , Don Cesar“ geseßt, welche gestern Abend nah längerer Pause wieder in Scene ging. Die Aufnahme der dur ihr anziehendes Libretto wie dur ibre razióse Musik gleich gefälligen Operette war auch gestern eine Feunblide In der Rolle der Maritana hat eine Neubeseßung stattgefunden, indem Frl. Eiben- \{chüß gestern Abend die Partie Jang, Die junge Dame führte si recht gut ein, sie verfügt über eine gut geschulte, fklangvolle Stimme und weiß auch die äußerlihe Darstellung anziehend zu machen. Der König wurde diesmal von u, Bollmann mit Geschick geen, Die Beseßung der übrigen Rollen war die alte. Hr.

orschen spielte und sang wie {on früher frisch und flott den Don

esar, der ihm besonders günstig liegt und in seinen Händen stets die alte Wirkung ausübt. Der einfältige Archivar Don Ranudo wird nah wie vor von Hrn. Link mit jener launigen Komik ause stattet, wie sie dem beliebten Künstler eigen ist. as längst volks- thümlih gewordene Ständchen an Donna T eresa wurde wiederum von Frl, Seebold recht anmuthig vorgetragen, und das Gebet im zweiten Akt mußte wiederholt werden. Hr. Worms sang mit gè- wohntem Erfolge den Minister, während Fr. Boll die Donna Uraca spielte. Bereits am nächsten Freitag wird die erste Aufführung der Lecoqschen Operette „Der kleine Herzog" erfolgen. Die Haupt- rollen sind mit den Damen Seebold, Ei enshüß, Boll und den Herren Herrmann und Korschen besetzt.

R Redacteur: Riedel.

e t s

d Verlag der Expedition (Sol z).- Druck: W. Elsner. Fünf Beilagen | (einshließlich Börsen-Beilage),

sowie den Sommerfahrplan für den Bezirk der Königlichen : Eisenbahn-Direktion Cintöcbeinitea) zu Kölu. 9

und Königlich Preußischen Staats-Anzeiger. den 26. Mai :

P

nah dem Stande am Ende des Monats April 1886.

ür1886/871 sind z. Ver- Amortisat.

Oblig. und sonst. Dar-

Die definitive Ein- nahme des Vorjahre® stellte sih gegen die damalige provisorische

Spalte 18 u. 21

Gesammtes bis jeßt der Gesellshaft

ür 1886/87 36 , nlage - Kapital

1886 sind zur T. nahme an etwaiger Dividende bezw. zinsung berechtigt

In den beiden leßten Jahren sind an denden bezw. Zinsen gezahlt Proz. auf

Demnach betrug die konzessionirtes

Einnahme für diesen Zeitraum aus sämmtlichen

Einnahmeqguellen

Verwendetes Anlage-Kapital

Prioritäts- E | Gesammt Stamm-Aktien Prioritä Wee N

Einnaähme| Einnahme 1885/86 1960s

466 471 887 1785233091 445 078 511 38 948 640

7843|— 384 4+ 114 862+ 229 59

+ 42 669505 351 857 415 799 940 22 874 436 32 510 893

20 909 018| 9 aan 40 510

8

+ 124 276 118 230 + 43299

+ 168 834 95 020 + 55 018

L317 161 + 171 501

58 486 961 33 615 109

5 396+ 99 558 + 89855

54 440 000| 15 750 000| 15 750 000| 22 940 000

15 750 000/15 750 000]

52 410 131

11 250 000| 11 250 000

10 891 683 11 250 000

r L L 7 818 294 57 000 000 15 750 000 22 940 000

4 9% garantirt i, 65 690 000

21 384+ 117

23 500 000| 23 500 000

23 450 058| 226 965 10 000 000

19 500 000| 18 000 000

19 921 890| 205 613 18 000 000 + 14 356[4+-

96 971 429] 710,00/3798243

175 7 280|+ 99 815 208871429/111 900 000

635 111 900 000 54+ 17775

) 205 605 095

24 000 700 240,10) 340 000/15

+ 56 :

4 446|+ 1312 10

8 837|+ 39189 92

61+ 29 010 4 514|+ 13 688 9 8741+ 4906 + 220 089

18 474 000 12 000 000) 12 840 000

16 200 000

30 474 000 25 680 000 16 200 000 )| 19 200 000

13 250 000

49 200 000

18 474 000 12 840 000 11) 960 000f 16 200 000

28 546 493 26 333 638 47 995 803 12 736 224 50 881 233

12 840 000

12 840 000j

+++++++++

12) 19200000 4 8366 + 217 730

13 500 000/ 13 500 000/ 22 200 000

13 500 000/13 500 000

283 000|—

17 000 000 173 680]22

20 400 000 14) 24 770 700

16 968 232 20 133 232

13

29 054 598

+ 7197+ 10120 + 6867

—— 45 778

+ 2538|—

M] 9 000 000 + 3037+

15 020 700 15 020 700

591 830

181 871 42912 493,57 z

198 396 839/959 627 150

3 11141 759 + 354 326+ 419 127

T 3TT 065] + 591 145)

791563

58 894 933 5 + 444 726

44 961 232

59 549 900