1906 / 274 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 19 Nov 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Ministerium für Handel und Gewerbe.

Der Berginspektor Dr. Peri von dem Steinkohlen- bergwerke Heiniß ist an die Bergwerksdirektion zu Saarbrücken ver)eßt worden.

Nachtrag zur Tagesordnung

für die am 28. November d. J, Vormittags 11 Uhr, in

Bromberg stattfindende 26. (ordentliche) Spur des

Bezirkseisenbahnrats für die Direktionsbezirke Brom- berg, Danzig, Königsberg.

a. Ersaßwahl eines stellvertretenden Mitglieds für den Landegeisen- bahnrat für die Jahre 1904 bis 1906. És & Einlegung ¡eines Schnellzugpaares auf der Strecke Bromberg— irshau. Bromberg, den 11. November 1906. Königliche Eisenbahndirektion. Krueger.

Nichkamfkliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 19. November.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten vorgestern auf der Fahrt von Donaueschingen na Baden- Baden den Vortrag des Vertreters des Auswärtigen Amtes, Gesandten Freiherrn Dr. von R Let Gestern nahmen Seine Majestät im Neuen Palais bei Potsdam den Vor- trag des Chefs des Zivilkabinetts, Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus entgegen.

Jhre Majestäten der König und die Königin von Dänemark sind heute vormittag zum Besuche Jhrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin hier eingetroffen. Zum Empfange der Allerhöchsten Gäste hatten Sih, „W. T. B,“ zufolge, außer den Majesläten Jhre Kaiserlihen und Königlichen

‘'oheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin, die A und Prinzessinnen des Königlichen Hauses und des Hauses Hohenzollern, die in Berlin un Potsdam anwesen- den Prinzen und Prinzessinnen aus regierenden deutschen

äusern, ferner der Staatssekretär des Auswärtigen Amts von Tschirshky und Bögendorff, die Herren des Haupt- quartiers, die in Berlin anwesenden Generale und Admirale und die Herren und Damen der dänishen Gesandtschaft auf dem Lehrter Bahnhof eingefunden. Nach der gegen- seitigen Begrüßung der Allerhöchsten und Höchsten Herr- haften und der Vorstellung des Ehrendienstes nahmen die Majestäten den Vorbeimarsh der von dem 2. Garde- regiment z. F. gestellten Ehrenkompagnie ab und be- gaben Sih zu Wagen durh das randenburger Tor und die prächtig geshmückte Mittelstraße Unter den Linden nah dem Königlihen Schlosse. Auf „dem Pariser Play wurde Seine Majestät der König von Dänemark von dem Oberbürgermeister Kirshner, der mit dem Bürgermeister Dr. Reicke und dem Stadtverordneten- vorsteher Dr. Langerhans an der Spiße von Abordnungen des Magistrats und der Stadtverordnetenversammlung dort Auf- stelung genommen hatte, mit einer Ansprache begrüßt, auf die Allerhöchstderselbe dankend erwiderte. Jhrer Majestät der Königin von Dänemark wurde von Ehrenjungfrauen ein Maiblumenstrauß mit Schleifen in den dänischen Farben überreiht. Vor dem Königlihen Schlosse nahmen Jhre Majestäten der Kaiser und der König Frederik den Vorbeimarsch der Truppen der Garnison ab, die vom Branden- burger Tor bis zum Lustgarten Spalier gebildet hatten. Danach fand im Gardes du Corps-Saale des Schlosses Empfang und großer Vortritt statt.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkbt. „Vorwärts“ am 16. November in Nanking eingetroffen.

Deutsche Kolonien.

Aus Deutsh-Südwestafrika wird, „W. T. B“ gufolge, amtlih gemeldet:

ach einem Telegramm des Obersten von Deimling aus Keetmanshoop vom 13. November Abends hat eine Hottentotten- bande unter Führung Stuermanns (anscheinend des bei Beginn des Feldzuges viel genannten Propheten) am 1. November die Besaßung von Uchanaris in der Nähe des Stationsgebäudes überfallen. 5 Reiter sind gefallen, 2 wurden {wer und 1 wurde leiht ver- wundet. Der Oberleutnant Freiherr von Fürstenberg übernahm fogleich mit der 9. Kompagnie des 2. Feldregiments und dem Maschinengewehrzug Müller die Verfolgung in der Richtung über Wasserfall in die Großen Karasberge. Oestlihß von den Großen Karasbergen erreichte er ihn am 5. November. Nach kurzem Gefecht lief der Feind auseinander. Fünf Mann der Bande stellten sich am 10. November bei Hauptmann Siebert in Lifdod (oftlih der Karasberge) und gaben ihre Gewehre ab.

Eine zweite Hottentottenbande zeigte sch am 8. November bei Naiams, südwestlich von Keetmanshoop. Sié wurde von der 7. Kompagnie des 1. Feldregiments unter Hauptmann Doerschlag den Fischfluß abwärts verfolgt und lief am 10. November in den Fishflußbergen auseinander.

Oberleutnant Moliòre verfolgte mit der 4. Kompagnie des 2. Le und 1 Gebirgsge\chüß seit dem 23. Oktober im Fish“ flußrevier eine Hottentottenbande unter Fielding. Dieser Hottentotten- führer, wahrscheinlich ein Bondelzwart, hielt #sich bisher zu- meist in den Kleinen Karasbergen auf, von wo aus er Naubzüge und Viehdiebstähle unternahm. Moliòre vertrieb am 24. Oktober den Gegner aus {wer zugänglihen Schlupfwinkeln am Fis{fluß südlich von der Einmündung des Kabriviers und trieb ihn über Huns in die Mer o/en Per, Teile dieser Bande raubten am §8. November Abends bei Willem-Chrikás (\üds- westlich von Bethanien) eine größere Anzahl Transporttiere. Leutnant Gerlich verfolgte die Räuber mit 30 Reitern von Kubis aus. Er nahm am 9. November dem Feind bei Haries das geraubte Vieh wieder ab, erbeutete dessen MNeittiere und Proviant und trieb ihn in die Huibberge zurück. Molière steht mit seiner Ab- ting bei Huns Tierkluft und Weißbrunn am Südrande der Huib-

ochebene.

vorgestern die Verhandlung reform fort.

des Ausschusses angenommen.

¿schon zu einer Katastro gefü rt haben. Ih fürhte diese Leute unser Gl

Oesterreich-Ungarn.

Die „Wiener Zeitung“ veröffentliht ein Kais rae

Had rena nah welchem die Delegationen auf den . November nach Budapest einber ufen werden.

Das öósterreihishe Abgeordnetenhaus seßte

er dritten Gruppe der Wahl-

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ wurde ein Minoritätsantrag Mettal, betreffend die Ausgestaltung der Landesgeseßgebung, ab“ gelehnt und die dritte Gruppe der Wahlreform gemäß den Anträgen Bei der Verhandlung der vierten Gruppe, betreffend das Geseß über die Wahl der Abgeordneten bis zur Wahlordnung für den Reichsrat, verloren die ersten sechs Redner das Wort, teils weil sie im Saale niht anwesend waren, teils weil sie darauf verzihteten. Der Abg. Geßmann beantragte den Schluß der Debatte. (Lärmende Proteste der Tschehish-Radikalen sowie des Grafen Sternberg unter Hinweis auf die angeblide Zusage des Präsidenten, nah Erledigung der dritten Gruppe die Verhandluug abzubrehen.) Während der Lärm andauerte, zog Geßmann seinen Antrag zurück. Unter \türmishem Proteste der Christlih-Sozialen wurde dann ein Antrag des Abg. Choc auf Schluß der Sitzung angenommen.

Die nächste Sitzung findet heute statt.

Bei den gestrigen engeren Wahlen zum mährischen Landtag sind „W. T. B.“ qufoige in 9 tshehischen Wahl- bezirken 6 Tschehen und 8 Sozialdemokraten, darunter 1 Tschehe in zwei Wahlbezirken, gewählt worden. Jn drei deutshen Wahlbezirken sind drei Deutsch-Fortschrittlihe gewählt worden.

Großbritannien und Frland.

Eine Bekanntmachung des Kriegsamts besagt, „W. T. B.“ zufolge, daß der Kriegsminister zet im Verfolg der von ihm in seiner Rede vom 27. Oktober dargelegten Politik Maß- nahmen zur wirksamen Ausbildung ausgewählter Offiziere treffe, die zu höheren Stellen in der Armeeverwaltung und zu Leitern der den einzelnen Abteilungen angehörenden Dienst- weige geeignet gemacht werden sollen; der Minister hat einen eral us\huß eingeseßt, der über alle mit der ie: Ausbildung und Unterweisung dieser Offiziere zusammen- hängenden Dinge Vorschläge machen soll.

Rußland.

Gestern hat in St. Petersburg eine von vielen hundert Personen besuhte Generalversammlung des Verbandes

vom 30. Oktober stattgefunden.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ führte Gutshkow, der der Versammlung präsidierte, in einer Rede aus, daß die dies- maligen Dumawahlen klareres Verständnis und gereiftere An- sihten zeigen würden. Wer bürgerliGe Rechte auf revolutio- näârem Wege unter Ecschütterung des Vaterlandes er- werben wolle, der möge für die Kadetten und andere lins stehende Parteien stimmen. Was die Parteien der Rechten betreffe, so seien ihre Bestrebungen in der Agrar-, der Arbeiter- und der Schul- frage fori e: „Sie werden“, fuhr der Redner fort, „erwünshtie Bundesgenofsen sein, wenn niht heute, so am Tage nah den Wahlen im Kampfe für die Bewahrung der Prärogative der monarcishen Staatsgewalt, in der Nationalitätenfrage, in Fragen der Weltpolitik. Andererseits sehe ih, der ih überzeugter Konstitutionalist bin und an eine herrlihe Zukunft der russishen Monarchie im Sinne der Gewährv igiger demokratisher Reformen eule, daß Elemente zum "oer Selbstherrshaft auftreten, die uns

und glaube, sie sind nicht imstande, 1 aubensbekenntnis zu teilen, nämlich daß das monarchische Prinzip konstitutionell der Form, demokcatisch den Aufgaben nach sein muß.“ Miljutin erklärte, die gesetgeberische Arbeit des Kabinetts Stolypin sei zwar der orm nah antikonstitutionell, ihrem Wesen nach aber sei e wobltuend, da sie den Forderungen der Zeit entspreche und die Anerkennung der Bevölkerung finde. Man könne darin den Beweis sehen, daß selbst die \{chwerfällige bureaukratische Maschine von den Grundsägen des Oktobermanifestes durchdrungen werde. Dies versprehe für die Zukunft friedlihe gemeinsame Arbeit der Volksvzrtretung und Regierung. Der Advokat Plevako hielt eine Ansprah:, in der er folgendes ausführte: „Der Verband vom 30, Oktober betrahtet das Vaterland niht als den Bésit einer Partei, sondern die Pactei als Dienerin des Vaterlandes. Wir lieben unser Vaterland, wir wollen, daß das“ Blut unserer Landsleute nicht in den Straßen der Städte Nußlands flteße. Wir wollen, daß der Grundsaß der bürgerlihen Gleichheit das Land beherrshe und niht der wachsende Einfluß dieser oder jener Partei. Wir werden keine Qerpremoen abgeben, die wir nicht erfüllen können, und keine Wechsel aueftellen, die wir niht einlöfen Éöônnen. Wir sind Ferteidiger der Wahrheit und der Gerechtigkeit und wir find der Ansicht, daß cas Wohl des Volkes niht in dem Stahl der Klinge, sondern in dem Eisen der Pflugschar liegt. Wir sind gegen das Kreuz, an dem man die neuen Heiligen kreuzigt, aber wir bewundern das Kreuz, an das unser Heiland um den Preis seines Lebens die großen Worte des Friedens und der Liebe geschrieben hat. Wir sind monarchisch gesinnt, aber die Monarchie ist uns kein Symbol. Sie ‘ist uns dessen ungeachtet heilig, denn sie hat der Kultur unseres Landes große Dienste erwiesen. Wir werden aber nicht denen die Hand reihen, die die Monarhen Rußlands daran hindern, Herrscher ¡u werden, die als Befreier über freie Bürger und nicht über Sklaven herrshen. Einigkeit macht stark; wir werden zu den Wahl- urnen mit dem Gebete shreiten, daß Gott uns einen Propheten fenden möôge, der Nußland retten wird. Es lebe das freie russische Kaiser- rei, geleitet von einem dur die besten Geister und die besten Herzen des Vaterlandes beratenen Kaiser !“

Wie das „W. T. B.“ meldet, sind vorgestern abend in Poltawa von unbekannten Mördern der Garnisonchef, General Polkownikow und ein zufällig auf der Straße befindlicher Soldat erschossen worden.

Schweiz. Der Nationalrat hat, laut Meldung des „W. T. B.“,

mit 93 Stimmen bei einigen Stimmenthaltungen den Handel s- vertrag mit Frankrei ch genehmigt.

Afien.

Die indische Regierung hat nah einer Meldung des „Reutershen Bureaus“ beschlossen, das Hinterland von Dhala, das bei der im Ult 1903 entstandenen Grenzfrage von englishen Truppen beseßt worden war, zu räumen; nig Sa la Truppen werden Dhala in wenigen Tagen verlassen. ;

Mit Rücksiht auf die Oeffnung von Mukden, Antung und Tatungkao hat Yuanschikai eine Denk- \chrift an den Kaiser gerichtet, in der er, obiger Quelle zufolge, um die Mittel zur Ausführung verschiedener -öffent- liher Bauten bittet; diele Bauten müßten von China aus-

eführt werden, damit es seine Souveränität wahre. Die Sinanzbébörde hat empfohlen, daß diese Gelder von den be- treffenden Provinzen aufgebracht oder aus den in diesen An

vinzen aufgebrahten Steuern bezahlt werden. Die die Oeff- nung der genannten Pläße betreffenden Bestimmungen sollen D N der auswärtigen Angelegenheiten unterbreitet werden.

Afrika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ is der Haupt: urheber des Angriffs gegen die Matrosen des französischen Kreuzers „Galilée“, der, von Saïda kommend, vor ere in Tanger landete, von Zollbeamten verhaftet und ins Gefängnis ebraht worden. Ould Berrien und andere Gefangene von rzila sind eingeschifft worden, um nah der Zitadelle von Kasba gebracht zu werden, wo sie für Lebenszeit inhaftiert bleiben werden. / i

Die in Mogador vor Anker liegenden Kriegsschiffe haben “ie ic getroffen, um für alle Eventualitäten bereit u sein.

j Wie aus Kapstadt gemeldet wird, sind Ferreirg L seine Genossen vorgestern gefangen genommen worden.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die S Sißung des Nei chs- tags befindet sih in der Ersten Beilage.

Statistik und Volkswirtschaft.

Ueber die Bedeutung und die Ausführung der außer- ordentlichen Viel blen am 1. Dezember 1906.

Die siebente allgemeine Viehzäblung im Deutschen Reiche ist planmäßig für den 1. Dezember 1907 in Aussicht genommen. Um aber {hon jeßt darüber klar zu sehen, ob der zur Zeit wenigstens in dem srouten deutshen Bundesstaate vorhandene Viehbestand dem Be- dürfnisse der Bevölkerung genügt, hat \ich die preußische Staats, regierung veranlaßt gesehen, bereits für den 1. Dezember des laufenden Jahres eine außerordentlihe Viehzählung beschränkten Umfanges anzuordnen. Die Zählung wird sich auf Preußen sowie auf die Fürftentümer Waldeck und Pyrmont erstrecken.

Dem vorerwähnten Zweck entsprechend ist die Erhebung nah den denkbar einfachsten Grundsäßen aufgebaut, sodaß die Beantwortung der zu stellenden Fragen keinem der Befragten einen nennenswerten Aufroand an Zeit und Mühe verursachen kann.

Gezählt werden folgende Viehçattungen: 1) die Pferde, und zwar die unter und die über 3 Jahre alten, 2) das Rindvieh bei Unterscheidung der unter F Jahr alten Kälber, des F bis 1 Jahr so- wie des 1 bis 2 Jahre alten Jungvießes und der 2 Jahre alten und älteren Bullen, Stiere und Ochsen einer-, der Kühe, éb und und Kalbinnen anderseits, 3) die Schafe, und zwar gesondert die unter 1 Jahr alten und die älteren, und 4) die Schweine, bei denen folgende Gruppen gebildet werden: unter # Jáhre alte, 4 bis 1 Jahr alte und 1 Jahr alte oder ältere. Alle übrigen Viehgattungen, die bei früheren Viehzählungen ermittelt wurden, wie Maultiere, Maul- esel und Esel, Ziegen, das Federvieh und die Bienenstödcke, bleiben diesmal unberücksihtigt. Zu den Fragen nah dem Viehstande tritt nur noch die nach der Zahl der auf einem Gehöfte befindlichen viehbesißzenden Haushaltungen. Um diese Frage richtig zu beantworten, ist streng auf den begrifflihen Unterschied zwischen Gehöft und Haushaltung zu achten; die Zähleinheit bildet bei der Viehzählung, abweihend von dem bei der Volkszählung angewendeten Verfahren, nicht die Haushaltung, sondern das Gehöft. Das Gehöft kann aus einem einzigen Hause bestehen, und das wird, namentlih in den Städten, auch häufig der Fall sein; es kann aber auch mehrere Ge- bäude um en, z. B. außer dem eigentlihen Wohnhause noch Wirt- shaftsgebäude DEINE Nen Art, die mitunier au bewohnt sein können. Für die Landgemeinden und Gutsbezirke wird diese Tatsache nicht selten zutreffen. Ganz besonders bei den leßteren ist darauf zu achten, daß der Gutshof mit sämtlichen umlich zugehörigen Baulichkeiten stets ein Gehöft bildet, ebenso aber auch jedes außerhalb des engeren Gutshofes liegende Insthaus (Knechts- oder Taglöhnerhaus), jedes Vorwerk usw. Maßgebend für die Bezeihnung als Gehöft ist dem- nah allein die räumliche Lage der einzelnen Boulichkeiten, nit etwa die rechtliche Zugehörtgkeit zu irgend einem Anwesen.

Aus dem Gesagten ergibt si bereits, daß bei der Einteilung nah Gehöften keinerlei Rüksiht auf die Zahl der in diefen ansässigen Hauswirtschaften genommen wird. In den meisten Fällen, namentli in den Städten, aber auch auf dem platten Lande, wird das Gehöft von mehr als einer Haushaltung (Familie oder Einzelhaushaltung) bewohnt werden. Von diesen Haushaltungen sollen aber in die Vieh- zählungsfkarte lediglich diejenigen eingetragen werden, die irgend ein oder mehrere Stück Vieh der erfragten Art besißen, und zwar nur ibrer Gesamtzahl nah, gleichgültig, wieviel Vieh die einzelne Haut- haltung besißt.

Im übrigen ist noch besonders darauf zu sehen, daß zerstreut vor- kommende Viehstücke in \tädtishen Haushaltungen, in Häfen, auf Schiffen, Pferde in Bergwerken usw. sowie etwa noch im Freien auf Weide befindlihes Vieh niht übergangen werden.

Die Erreichung des bedeutsamen Zwecks der Zählung hängt zum großen Teile von der Mithilfe der Bevölkerung ab. An diese wird daher die dringende Bitte gerichtet, das Zählgeshäft durch bereit- williges Entgegenkommen den Zählern, Ortsbehörden usw. gegenüber zu erleihtern. Vor allem is Selbstzählung, d. h. die eigene Aus- füllung der Zählkarten durch die Hausbesitzer, Eigentümer, Pächter und Verwalter wünschenswert. Ferner aber bedarf es einer möglichst großen Zahl [rev eaer Zähler, die bei Ausübung ihrer ehrenamt- lichen Tätigkeit die Eigenschaft von öffentlihen Beamten be sigen. Es steht zu erwarten, daß \ih, wie in früheren Jahren, so aub diesmal genügend Männer finden, die bereit find, dieses Ehrenamt ju übernehmen; fie würden damit dem allgemeinen öffentlihen Intere} einen wesentlihen Dienst leisten.

Endlich ist noch in geeigneter Weise, namentlih durh Besprechung in den Gemeindeversammlungen und in den Schulen sowie dur die amtlihen Blätter und die Tagesprefse welche leßtere sich dur Ab- druck der vorstehenden Mitteilungen oder durch Verbreitung einer fonsilges entsprehenden Belehrung ihrer Leser ein großes Verdienst erwerben würde der Zweck der bevorstehenden Zählung zur möglichst all-

emeinen Kenntnis zu bringen. Namentlih würde darauf inzuweisen ein, daß die in den Zählkarten enthaltenen Angaben lediglich zuf Förderung wissenshaftliher und gemeinnüßziger Zwedke, in keinem Falle etwa zu Steuerzwecken dienen; daß sie überhaupt nit geeignet sind, die letzteren zu verfolgen, geht hon daraus bervo!; daß aus den Zählkarten nur der Viehstand eines Gehöfts in seiner Gesamtheit, nicht aber der des einzelnen Viehbesizers ent- nommen werden kann. Nach Beendigung der Aufbereitung der Zählungsergebnisse durch das Königlich preußishe Statistische Landet- amt sind in den fertigen Tabellen überdies die Angaben selbst für die einzelnen Gehöfte niht mehr erkennbar.

Zur Arbeiterbewegung.

Die im „Allgemeinen deutshen Gärtnerverein“ organisierten Land schaftsgärtner Groß-Berlins rOollen, wie die „Voss Ba mitteilt, Freitagabend in sehr zahlreih besucter öffentlicher

ersammlung, eine Lohnbewegung für das geo jahr 1907 vor zubereiten. Aufgestellt wurden von den Versammelten u- 5 folgende Forderungen: Verkürzung der Arbeitszeit von jeß! 1 auf 9 Stunden. Erhöhung des Mindeststundenlohns für gelernt Gârtner von 50 auf 60 &, für Gartenarbeiter von 40 auf 50 2: Ueberstunden 15 4 Zuschlag; Landzulage von 2,50 auf 2,75 A Eine Lohnkommission wurde gewählt und beauftragt, auf Grundlagf dier Berat es einen neuen Lohntarif auszuarbeiten , der enl d us nau erufenden Versammlung zur Beschlußfassung vorzgeles

erden oll.

Das Kreisamt des die Provinzen Schlesien, Posen, Ost- und Westpreußen umfassenden Kreises 9a der Deutschen Buchdrucker- tarifgemeinshaft befaßte sih, wie „W. T. B.* berichtet, in einer gestern in Breslau abgehaltenen Sißung mit der FellseBung yon Lokalzushlägen auf den neuen Buchdruckertarif. Es wurde beschlossen, die Zuschläge für Posen auf 84, für Bromberg auf 87, für Kattowiß auf 74% zu erhöhen und für Zoppot, Tilsit ‘und Krieg einen Lokalzushlag von 5, für Glogau und Graudenz einen # schen von 24 9% neu einzuführen. (

Fn Braunschweig nahmen, wie die „Köln. Ztg.“ E die ausftändigen Dachdecker, nahdem die Arbeitgeber zum 1. März eine Lohnerhöhung zugesagt haben, die Arbeit wieder auf; die Maurer und Zimmerer seßen den monatelangen Ausftand fort. Jn den nähsten Tagen wird dort eine Versammlung deutscher Kali- arbeiter tagen, um über die Lohnfrage und das Zweischachtsystem

beraten. E Sämtliche Arbeiter der Terniwerke in Terni haben, wie demselben Blatte aus Mailand telegraphiert wird, die Arbeit nieder- elegt, weil die Regierung der amerikanischen Gesellshaft Midwale die Lieferung von 2100 Tonnen Panzerplatten für das Schlachtschiff „San Giorgio* in Auftrag gegeben hat. Dem römischen ,Mefsagero“ zufolge stehe die Ausschreibung des Wettbewerbs für die Lieferung von Panzerplatten für ein Schwestershiff des „San Giorgio* nahe bevor.

Fn Helsingfors wurde, dem „W. T. B.* zufolge, der seit August d. J. dauernde Ausstand von über 4000 Arbeitern der metallurgishen Fabriken am Res beendet, nahdem eine Verständigung zwischen den Arbeitgebern und Arbeitnehmern erzielt

worden ist.

Kunst und Wissenschaft.

Die Königlich Bayerishe Akademie der Wissen- haften wählte, wie „W. T. B.“ aus München meldet, zu forrespondierenden Mitgliedern unter andern den Professor der keltishen Philologie Zimmer- Berlin, den Professor der deutschen Rechtsgeshihte Zeumer-Berlin, den Professor der Anatomie Froriep- Tübingen, den Professor der Anatomie Nah l- Leipzig, den

rofessor der Botanik Stahl- Jena, den Direktor des astrophysi-

falschen Observatoriums, Geheimen Oberregierungsrat, Professor Dr. Vogel- Potsdam und den Professorj der alten Geschichte Nissen- Bonn.

Aus Upsala berihtet „W. T. B.“, daß die Königlich Shwedische Akademie der Wissenschaften den Protehor der mathematischen Physik M. Planck in Berlin und den Professor der deutshen Sprache und Literatur H. Planck in München zu aus- wärtigen Mitgliedern ernannte.

Veber den Flug der Luftschiffer Usue und Crespi über die Alpen wird dem „Herald“ aus Mailand berichtet: Die Luft- {iffer, die am Sonntagmorgen mit dem Ballon „Mailand* von der Ausstellung aufgestiegen waren, sind am Mittag nah einer Fahrt von vier Stunden fünf Minuten bei Aix-les-Bains gelandet. Jhre Absicht war, den {hon von mehreren anderen Luftshiffern gemachten Versuch, die Alpen zu überschreiten, zu wiederholen ; während keiner ihrer Vorgänger Erfolg hatte, haben sie ihr Ziel erreiht. Sie hatten sh zu diesem Zweck mit Sauerstoffbehältern und flüssigem Ballast ver- sehen. Nach einer Stunde hatten sie eine Höhe von 4900 m erreicht und das Thermometer zeigte zehn Grad unter Null. Als sie über 5000 m ho gestiegen waren, nahmen sie ihren Sauerstoffvorrat zu

ilfe. In diesem Augenblick zerbrah die Glasröhre, und die Luftschiffer egten den Mund an die Pumpe und atmeten das Gas direkt. Unter der Kälte hatten sie bei ihrer warmen Kleidung nicht allzu sehr zu leiden. Vom starken Südwind getrieben, erreihten fie bald den Monte Rosa. Nach zwei Stunden war der Ballon 8800 m hoch, und die Temperatur auf 34 Grad unter Null Fen, Der Puls hatte 122 Schläge, und die Atmung war nur mit Hilfe des Sauer- \tofffes möglich, aber die Alpen waren überschritten. Vor den Augen der kühnen Luftschiffer breitete sih ein grandioses Panorama mit Schnees und Eisfeldern, die in der Sonne gligzerten, aus. Die Schnelligkeit des Ballons betrug 100 km in der Stunde. Die Isôre wurde in einer Höhe von 5350 m überflogen; dann erschtenen der Lac du Bourget und Aix-les-Bains vor ihaen, und sie bewirkten die Landung.

Technik.

Die Dampffaßerplosionen in Preußen 1905.

Im Jahre 1905 haben \ih in Preußen fünf Dampffaßexplosionen ereignet; sie betrafen ein Gefäß zur Gewinnung von Naphtol-Sulfo- säure, eins zur Herstellung von Aragnes, eins zum Ueberdämpfen von Toluol-Naphthylaminlösungen, einen Gerbstoffkoher und einen Garn- dâmpfer. Ueber die Bauart dieser Apparate und die näheren Um- stände ihrer Explosion geben folgende Mitteilungen Auskunft.

1) Zu Griesheim im Kreise Höchst erxplodierte am 7. Januar, Abends gegen 94 Uhr, in einer chemishen Fabrik für Teerfarbstoffe und deren Nebenerzeugnisse ein zylindrishes Dampffaß, in dem Naphtol-Sulfosäure hergestellt wurde; es war in einem Stücke aus grauem, feinkörnigem Maschineneisen gegofsen, eingemauert und mit direkter Feuerung versehen, hatte einen Bügelverschluß und einen Höchstbetriebsdruck von 45 Atmosphären. Das Arbeitsverfahren war folgendes: je 100 kg Naphthionat und hochgradige Natron- lauge wurden 8 bis 10 Stunden ¡4 auf 240 bis 260 Grad C. bei 45 Atmosphären-Ueberdruck im Gefäß erhißt, worauf nah borangegangener Entfernung des abgespaltenen Ammoniaks das Selig entleeet wurde. Bei der Explosion wurde der gußeiserne Körper des Dampffasses zerstört, und seine einzelnen Teile wurden durch das Dach fortgeshleudert. Außer dem Gebäude, in dem das Gefäß stand, erlitten auch die benahbarten Baulihkeiten starke Beschädigungen ; Personen wurden nicht verleßt. Die Veranlassung zur Explosion waren die bereits weit vorgeschrittene Shwächung des kugelförmigen Gefäßbodens sowie ein in diesem vorhandener, vermutlih durch zu hohen Druck veranlaßter Riß; leßteres konnte aber wegen Verstopfung des Manometerzugangs mit Sicherheit niht mehr festgestellt werden.

2) Am 6. April, früh 4 Uhr, explodierte im Betriebe der dhemishen Fabriken des Salzbergwerks „Neu-Staßfurt“ zu Löder- burg, Kreis Kalbe, ein zylindrishes Dampffaß, in dem zur Gewinnung bon Magnesia Frma N aue mit Kalkmilch gekocht wurde. Das Gefäß bestand aus Siemens- A SNQIAS , besaß einen mit Schrauben E D En Deckel und arbeitete in Verbindung mit einem anderen Gef X bei einem Betrieb3drucke von 5 Atmosphären, während der Dampsfentwickler, der den Betriebsdampf lieferte, eine hôhste Dampfspannung von 6 Atmosvhären besaß. Bei der Arbeit wurde so verfahren, daß man 3,5 cbm Chlormagnesiumlauge ankochte, ihr ebenfoviel Kalkmilh zuseßzte und dann das Gemenge fo lange sieden ließ, bis ein Druck von 3 Atmosphären erreiht war, der etne

tunde lang gehalten und dann auf 1 Atm. vermindert wurde, worauf die ‘nun fertige Masse in eine tiefe Grube gelangte. Die Explosion riß die Shweißnaht des Dampffasses zwischen dem Mantel und Boden ringsherum auf, s{leuderte den Mantel und Deckel fort und {lug die Armaturen des Gefäßes ab. Dabei wurden ein Arbeiter getötet und zwei andere {hwer verleßt; au ist an mehreren Gebäuden ein bedeutender Matertalshaden entstanden. Die mangel- hafte, unsahgemäße Ausführung der Schweißnaht zwischen dem Mantel und dem unteren Boden des Dampffasses hatte den Anlaß zu der Erplosion gegeben.

3) In einer Gerberei zu Elmshorn, Kreis Pinneberg, explodierte am 13. April, Vormittags 11 Uhr, ein mit zwei Bügelverschlüssen D gerüstetes, aus gehämmertem Kupfer gefertigtes zylindrishes

ampffaß, das zusammen mit drei anderen Gefäßen bei einem QEE von 1,5 Atm. zum Ausziehen von Gerbstoffen, hauptsächlich Naebrahohol, benußt wurde. Das Arbeitsverfahren war einfa.

ah Füllung des Gefäßes mit dem zerkleinerten Gerbstoffe und Zusezung von Wasser, oder statt dessen bereits Aus gener Brühe, wurde Dampf eingelassen und der Gerbstoff etwa eine Stunde lang

gekoht; während der Druck allmählih auf 1 Atm. stieg, fand die Entleerung des Gefäßes statt. Bereits beim Anlassen des Dampfes erfolgte die Explosion. Der untere Teil des Dampffasses riß der Lnge nah auf, wobet der obere Teil fortges{leudert und sämtliche Ausrüstungs\tücke zerstört wurden. Der Raum, in dem die Dampf- fässer standen, stürzte zusammen, und die drei übrigen Dampffässer erlitten starke Beschädigungen. Eine Person wurde sofort getötet und eine andere leiht verwundet. Der Grund der Explosion läßt ih mit Sicherheit niht angeben, und es ist fraglih, ob außer der starken Abnuzzung des Gefäßzes au ein Versagen seines Reduzierventils und dadurch entstandener zu großer Ueberdruck mitgewirkt haben.

4) Ein seit dem Jahre 1902 ohne polizeiliche Zune betriebenes, ¿ylindrishes Dampffaß aus Schmiedeeisen mit gußeisernem Deckel, zum Däâmpfen von Garnen benußt, explodierte am 2. Augusl Nach- mittags 41 Uhr, in einer Baumwollspinnerei und Weberei zu Cöln. Das Dampffaß war liegend angeordnet, ruhte frei auf Füßen und wurde für sich allein mit einem höchsten Drucke von 3 Atm. be- trieben. Das Arbeitsverfahren bestand darin, daß die Garne auf einem leihten Wagen in das Dampffaß eingefahren und, nahdem sie kurze Zeit einem Üeberdrude von 1,6 bis 2 Atm. ausgeseßt waren, wieder aus diesem entfernt wurden. Gleich nach Beginn der Arbeit, während der Dampffaßwärter noch im Begriffe war, die Einlaßventile des Gefäßes zu \chließen, erfolgte die Explosion, die einige Schrauben und Flügelmuttern des Verschlusses zerbrach und leßteren selbst weit in einen Spinnsaal hinein fortshleuderte. Das Dampffaß verblieb auf seinem Plaße und zeigte keine Veränderung seiner Lage. Zerstörungen an auerwerk kamen nicht vor. Der Wärter erlitt eine geringfügige Verleßung am Oberarm und konnte seinen Dienst weiter versehen. Als Ursache des Unfalls muß das ungleihe Anziehen des Deckelverschlusses und infolgedefsen die Üeber- lastung einzelner Schrauben und des gußeisernen Deelringes an- genommen werden; eine Ueberlastung durch zu hohe Dampfspannung liegt nicht vor, da das Sicherheitsventil richtig eingestellt und in gutem Zustande war.

5) Ein aus grobkörnigem Graugufsse hergestellter, erst seit fünf Tagen versuhsweise betriebener Apparat, bei dem es zweifelhaft war, ob es fich um ein Dampffaß im engeren Sinne des Wortes oder um ein doppelwandiges, mit Dampf geheiztes, offenes Kochgefäß handelt, explodierte am 26. September, Nachmittags 2 Uhr, in einer Anilinsölfabrik zu Elberfeld. Der zur Destillation einer Toluol- Naphtbylaminlösung bestimmte Apparat war zylindrisch, stand aufrecht, hatte 2 aufgeshraubte Deckel und war aus mehreren Ringen zu- sammengeseßt. Jn dem untersten, gußeisernen Ringe war zwischen zwei \{chmiedeeisernen Böden ein Bündel von Nöhren eingebaut. te Lösung befand sich in diesen von Dampf von 4 kg Druck umgebenen Röhren. Zu Anfang der Arbeit die Destillation hatte eben be- gonnen zersprang der Mantel des untersten Ringes in mehrece Stücke, dur die zwet gets Säulen, die Stüßen des Apparats, zerbrahezn. Personen kamen niht zu Schaden ; auch fanden ketne Zerstörungen an Ausröstungsgegenständen und Gebäuden statt. Die Ursachen der Explosion waren, außer den im Apparate vorgefundenen von innen nach außen gehenden älteren und neueren Nissen, die mangelhafte Bauart des Apparates selbst und die Verwendung des Be «d mit hohem Dampfdrucke ungeeigneten Gußeisens. (Stat.

orr.

Land- und Forftwirtschaft. Ausführung des Fleishbeschaugeseßtzes.

Nach § 5 Abs. 2 des Ausführungsgeseßes zum HleilGbelhaugelene vom 28. Juni 1902 ist eine doppelte Untersuchung auf Trichinen în allen Fällen ausgeshlofsen. Wie zur Vermeidung einer wiederholten derartigen Untersuhung bei Verbringung von Schweinefleisch oder Schweinefleishwaren vom Schlacht- oder Herstellungsorte nach anderen Gemeinden der Nachweis der erstmaligen Trichinenshau zu führen ist, darüber hat es bisher an einheitlihen Vorschriften gefehlt. In vershiedenen örtlihen Bestimmungen is angeordnet, daß eingeführtes Schweine- fleisch, insbesondere Schweinefleischwaren, an denen fich naturgemäß ein Trichinenschaustempel niht befinden kann, nur dann von einer mikroskopishen Untersuchung befreit bleiben, wenn der Nachweis für die bereits vorgenommene Trichinenshau durch Bescheinigung der Ortspolizeibehörde des Herkunftsortes erbraht oder doch eine Be- scheinigung darüber beigebraht wird, daß am Herkunftsort eine all- gemeine SUgaterige Trichinenshau für Schweinefleisch besteht.

Solche Bestimmungen gelten insbesondere auch für Schweines- fleisch, das aus anderen deutschen Bundesstaaten oder den Hohen- zollernshen Landen eingeführt wird und nah den §§2 und 3 a. a. O. amtlih auf Trichinen zu untersuhen ist, sofern es zum Genusse für Menschen verwendet werden soll und niht bereits einer amtlichen Trichinenshau unterlegen hat.

Auch in außerpreußishen Bundesstaaten, in denen überhaupt eine Trichinenschau vorgesehen ist, ist bisher das aus Preußen dorthin ein- S Schweinefleisch vielfach ähnlihen Beschränkungen unterworfen gewesen.

Um den hieraus für den Verkehr mit Schweinefleisch \ich er- gebenden Belästigungen in einer mit den Rücksichten auf den dus der menshlihen Gesundheit verträglihen Weise vorzubeugen, ist zwischen den Regierungen der Bundesftaaten, in denen mindestens für das nit lediglih zum Hausgebrauche ausgeschlahtete Schweinefleisch die Trichineus@au allgemein vorgeschrieben ist, nahstehende Ver- einbarung zustande gekommen.

Alles Fleisch von Schweinen, das innerhalb von Preußen, mit Ausnahme der Hohenzollernshen Lande, innerhalb des Königreichs Sachsen, von Sachsen-Weimar, Oldenburg, Braunschweig, Sachsen- Meiningen, Sachsen-Altenburg, Sachsen-Coburg-Gotha, Anhalt, Schwarzburg- Rudolstadt, Schwarzburg-Sondershausen , Waldeck, Reuß à. L., Reuß j L, Schaumburg-Lippe, Lippe, Hamburg, Lübeck und Bremen in den Verkehr gelangt und aus einem der S Staaten stammt, wird als untersucht auf Trichinen an- gesehen.

Zu dem in den einzelnen Staaten Motderlen Nachweise der Untersuchung des eingeführten Schweinefleishes auf Trichinen ge- nügt daher die Feststellung, daß das Fleisch aus dem Gebiete cines der genannten Bundesstaaten stammt.

Als Herkunfteort wird in der Negel angesehen:

a. bei Bahn- und Postsendungen der auf den Begleitpapieren

Lr SOQuRs (Frachtbrief, Postpaketadresse) angegebene gangsort,

b. wenn das Fleisch von Personen eingeführt wird, der Her-

kunftsort der betreffenden Person.

Fleish von Schweinen, das in das Gebiet der genannten Bundesstaaten aus einem anderen Bundesstaate (nämlih aus einem der süddeutshen Staaten Bayern, Württemberg, Baden, Hessen, aus Mecklenburg-Shwerin, Mecklenburg-Streliß) aus Elfaß- Loth- ringen oder aus den Hohbenzollernshen Landen Engelthet wird, ist auf Trichinen zu untersuchen, falls nicht besonders nachgewiesen wird, daß die Trichinenshau bereits vorgenommen ist. Ebenso wird dasjenige eingeführte Fleisch behandelt, bei dem der Nachweis der Herkunft aus kinem der am Eingange der Vereinbarung bezeichneten Gebiete nicht mit der nötigen Sicherheit geführt ersheint oder der Verdacht vorliegt, e in eines dieser Gebiete der vorgeschriebenen Trichinenshau nit unter- legen hat. Es bleibt den Einführenden überlassen, den Nach- weis der Herkunft aus einem der genannten Gebiete oder der Untersuhung auf Trichinen durch Beibringung von Ursprungs- zeugnifsen, Trichinenschauattesten oder ähnlihen Bescheinigungen zu erleichtern und zu sichern. Í

Soweit hiernah eine Untersuchung des eingeführten Schweine- fleishes auf Trichinen erforderlih wird, hat fie an dem Orte statt- pen wo zuerst die Möglichkeit besteht, das Fleish in den Ver- kehr zu bringen. Wird das A nach der Untersuhung von diesem Orte weitergeschaft, so wird es fo behandelt, wie wenn es an diesem

Ort ausgeshlahtet wäre, d. h. es ist an dem neuen Bestimmungs- orte nur der Nachweis der Herkunft und nicht auch der Untersuchung auf Trichinen zu verlangen.

es nah der Einfuhr

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Auf Grund des § 19 des l midi “ion -i ibi oes vom 28. Zuni 1902 und im Ansch{luß an § 58 der Ausführungsbestimmungen vom 20. Juni 1903 bestimmen die Reffortminifter in einem Erlaß an die Negierungspräsidenten und den Polizeipräsidenten zu Berlin, daß vom 1. Dezember d. J. ab, dem Tage des Inkrafttretens der Vereinbarung, nah den in ihr enthaltenen Grundsäßen zu verfahren ift. Die gleichen Grundsäße sind auch auf den Verkehr innerhalb des preußischen Staatsgebiets, mit Ausnahme der Hohenzollernshen Lande, zur î wendung zu bringen, sodaß also der Nachweis der Herkunft des Schweinefleishes oder der Schweinefleishwaren aus diesem Staats- pes et genügt, um eine weitere Untersuhung auf Trichinen auszu- chließen. Es ift Vorsorge zu treffen, daß entgegenstehende Bestim- mungen in Polizeiverordnungen, Gemeindebes{chlüfsen usw. ausdrüdcklich außer Kraft geseßt werden.

Auf Fleisch von Wildshweinen findet die Vereinbarung keine Anwendung.

Der Erlaß bestimmt jedoch für den Verkehr folchen Fleisches, daß der zur Vermeidung einer erneuten Untersuhung auf Trichinen erforderlihe Nachweis der erstmaligen Trichinenshau sowohl durch deutlihe Stempelabdrücke an dem Fleishe als auch durch Bescheint- gungen der zuständigen Polizeibehörden über die vorgenommene Trichinenschau geor werden karin. Auch hiermit sind die bestehenden Vorschriften erforderlihenfalls in Einklang zu bringen.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrungs- maßregeln.

Rußland.

Die russische Kommission zur Bekämpfung der Pestgefahr hat die Stadt Hongkong für pestfrei erklärt. (Vergl. „N.-Anz.“ vom 1: Funt d, S. Nr: 128) 4 is

ürkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat für Herkünfte von Beirut und Triest eine ärztlihe Unter- suchung angeordnet, die im ersten Hafen der Türkei mit einem Sanitätsarzt zu erfolgen hat.

Ferner hat der Gesundheitsrat die für Herkünfte von Alexandrien angeordnete 48 stündige Quarantäne auf 24 Stunden ermäßigt. Alle übrigen für derartige Herkünfte ange- ordneten Maßregeln bleiben in Kraft, doch können dieselben sowohl in einem Lazarett der Türkei als auch in den Sanitätsstationen von Jaffa oder Rhodos erfolgen. (Vergl. „R.-Anz.“ vom 29. September d: I, Nr. 231)

Die für Herkünfte von Adalia angeordneten Q uarantäne- Mabregeln find aufgehoben. (Vergl. „R.-Anz.*“ vom 7. d. M,

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Verdingungen im Auslande.

Bulgarien.

10. Dezember 1906. Kreisfinanzverwaltung Sofia: Lieferung von Zylinderöl, Wert 28 500 Franken, und von Baumwollabfällen, Wert 46 740 Franken, für die Bulgarishen Staatsbahnen.

Vereinigte Staaten von Amerika.

Office, Isthmian Canal Commission in Washington, D.C. (Panamakanal-Kommission): 11. Dezember 1906, 103 Uhr. Lieferung von zwei Saugbaggern. Näheres beim „Neich8anzeiger“.

Verkehrsanstalten.

Laut Telegramm aus Goch ist die am 18. November Vormittags in Berlin fällig gewesene Post aus England infolge von Zug- verspätung und die beute vormittag in Berlin fällig gewesene Post aus England über Vlissingen infolge Sturmes im Kanal ausgeblieben.

Theater und Musik.

Lustspielhaus.

Auch das Lustspielhaus bietet der erwartungsvollen Jugend bereits ihre Weihnachtsgabe dar; es versammelte am Sonnabend ein froh- gelauntes Publikum, welches das Haus bis auf den leßten Play füllte, um sih an dem Glanz einer Zauberwelt zu ergößen, die ihm in den fünf Bildern des Märchenspiels „Gänfeliesel“ von Rosa Dodillet vor Augen geführt wurde. Die von der bösen Waldfrau geraubte, von ‘threr Patin, einer gütigen Fee, beshüßte und von ¡wei braven, glücksuchenden Jünglingen befreite Prinzessin is natürli die Heldin des Stückes. Ihre Schicksale als arme Gâänsehirtin bewegen die Herzen der jugendlihen Zuschauer und lassen endlosen Jubel hervorbrehen, als die Prinzessin Lisa im Königs\chloß ihrer Eltern am Weihnachtsabend im lichterstrablenden Bar mit den Ihrigen wieder vereint ist. Recht geschickt zeigt

ierbei das Bühnenbild gleichzeitig das Wiedersehen ihrer beiden tapferen Befreier unter dem bescheidenen Christbäumhen im Dorf- \{ullchrerhause. Ueberhaupt ist das Ganze dem kindlihen Empfinden ret verständnisvoll angepaßt, von poetishem Hauche durhweht und mit liebenswürdigem Humor gewürzt. Es verfehlte daher auch nicht seinen Eindruck auf die so leiht empfänglihen erzen seines jugendlichen Publikums. Durch eine von errn Franz Neumann dazu recht stimmungsvoll geshriebene Musik, eigensänge und zierlihe Elfentänze, wurde das Interesse noch erhöht. Bollbefriedigt und \trahlenden Auges zollten die kleinen Theater- besucher der Verfasserin und den trefflihen Darstellern ihren Tribut mit wahren Beifallssalven. Von den Mitwirkenden seien besonders die Damen Mallinger, Wilhelmi, von Goldeck, Marba sowte die Herren Bothmann und Beckmann hervorgehoben. Di*: beiden leßt- genannten namentlich vertraten die komishen Rollen des Stückes mit großem Geshick und Erfolg.

Der dritte Symphonieabend der Königlichen Kapelle unter Felix Weingartners Leitung findet am Freitag, Abends 7x Uhr, die Symphoniematinee um 12 Uhr im Königlichen Opernhause statt. Die Partituren zu den aufzuführenden Werken, soweit sie im Druck erschienen sind, werden auf vielseitigen Wunsch des Publikums im Vorraum des Königlihen Opernhaufes und in allen Nängen bei den Logenschließern verkauft.

Im Königlihen Schauspielhause findet morgen, Dienstag, die Erstaufführung von „Das Glashaus“, Lustspiel in drei Aufzügen von Oskar Blumenthal, in folgender Beseßung statt: Waldemar Guhl: Herr Boettcher; Vally, seine Frau: Fräulein von Mayburg; Justizrat Krantz, ihr Vater: Herr Pohl; Christine Hansen: Frau Schramm; Hedda, ihre Nichte: Fräulein Arnstädt; Eduard Möllen- dorf, Verlagsbuchhändler: Herr Keßler ; Brösie, sein - Sekretär :

err Eggeling; Dr. Max Eberhard, Schriftsteller: Herr Sommer- torff; Albrecht von Shlutow: Herr Patry; seine Frau : Frau Buße; Charlotte Imstaedt, Schauspielerin: Frau Willig; Hubert Willfried : Herr Vallentin; Martha: Fräulein Hoff; Hermann: Herr Winter; ein Schreiber: Herr D ein Dienstmädchen: Fräulein Nitter; ein Droschkenkutscher: Herr Eichholz. Die Lene führt Herr Patry.

Das Lessingtheater bringt ‘als nächste Neuheit Ludwig Pes romantishe Komödie „Der heimlihe König*. Die Proben aben bereits begonnen. Die erste Aufführung if auf Sonnabend,

den 1. Dezember, angeseßt.

Vielfahen Wünschen entsprehend, hat die Direktion des Theaters des Westens sich e elen Herrn Richard Koennecke zu veranlassen, am Totensonntag noch einmal im „Trompeter von Säckingen“ als „Werner Kirchhofer“ aufzutreten. Am Buß- und Bettag beginnt das Oratorium „Die Shöpfung“ erst um

8 Uhr.

Die Buchausgabe von Max Dreyers neuem Bühnenwerk „Die ¿Si ritoladel, dessen Erstaufführung am 16. d. M. im Neuen Schauspielhause stattfand, ist in der Deutschen Verlagsanstalt in Stuttgart erschienen.