1906 / 281 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Nov 1906 18:00:01 GMT) scan diff

des Großkreuzes des Königlich Serbischen St. Savaordens: dem Generalstabsarzt der Armee, Professor Dr. Schjer- ning, Chef des Sanitätskorps.

Deutsches Reich.

Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht : dem Ersten Vorstandsbeamten der Reichsbankstelle in Minden (Westfalen), bisherigen Bankassessor Schrader den Charakter als Bankdirektor mit dem Range eines Nats vierter Klasse zu verleihen.

Dem Königlich shwedishen Honorarkonsul mit dem Range und Titel eines Generalkonsuls August Goßmann in Lübeck sowie dem Vizekonsul bei dem shwedishen Konsulat in Lübeck Eli S Holmberg ist namens des Reichs das Exequatur erteilt worden.

Königreich Preußen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den Regierungsassessor Dr. jur. Adolf Abicht in Marienwerder zum Landrat zu ernennen.

Ministerium des Jnnern.

Dem Landrat Dr. Adolf Abicht ist das Landratsamt im Kreise Marienwerder übertragen worden.

Evangelischer Oberkirchenrat.

Der in die Oberpfarr- und Ephoralstelle in Osterwieck berufene Pastor und Superintendent Deuticke, bisher in Arendsee, ist zum Superintendenten der Diözese Osterwieck, Regierungsbezirk Magdeburg, bestellt worden.

NAichkamlkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 28. November.

Seine Majestät der Kaiser und König hörten heute während der Fahrt von Berlin nah Hammer in Schlesien den Vortrag des Chefs des Militärkabinetts, Generals der Jn- fanterie Grafen von Hülsen-Haeseler.

Jhre Majestät die Kaiserin und Königin haben der verw. Frau Kommerzienrat Marie Blumwe geb. Strelow zu Prinzenthal das silberne # rauen-Verdienstkreuz am weißen Bande Allergnädigst zu verleihen geruht. ;

Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrat s für Rech- nungswesen und für das Seewesen, die vereinigten Ausschüsse für Rehnungswesen, für das Seewesen und für andel und Ver- fehr, die vereinigten Ausschüsse für Rechnungswesen und für Eisenbahnen, Post und Telegraphen, die vereinigten Ausschüsse für Rehnungswesen und für Handel und Verkehr sowie der Ausschuß für Rechnungswesen hielten heute Sißungen.

Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. S. ¿Ss gestern von Hankau nah Nanking abgegangen.

Kiel, 28. November. Seine Majestät der Kaiser nahm gestern, „W. T. B.“ zufolge, im hiesigen Königlichen Schlosse die militärische Feier der Einstellung Seiner König - lihen Hoheit des Prinzen Sigismund von Preußen, des jüngsten Sohnes des Prinzen Heinrich, als Offizier des 1. Garderegiments z. F. und der Stellung desselben à la suite der Marine vor und begab Sich Nachmittags, begleitet von Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Heinrich, nah dem Bahnhof, von wo die Abfahrt nah Berlin um 2,30 Uhr erfolgte.

Bremen.

Der Senat hat der Bürgerschaft, „W. T. B.“ zufolge, ein umfangreiches Projekt Loge eg! für einen Jndustrie- und Handels hafen und die Anlage einer Verbindun gs- bahn zwishen dem Holz- und Fabrikhafen und der preußischen Staatäbahn mit der Einmündung bei Oslebshausen. Die Gesamtkosten des Projekts sollen 18 Millionen betragen. Der Senat beantragt die Geneh- migung des Projekis und Bewilligung von 12 909 000 M

dafür.

Oesterreich-Ungarn.

Das österreihische Abgeordnetenhaus seßte gestern die Debatte über 42 der Wahlreformvorlage fort. Nach den Ausführungen des Abg. Nitsche, des General- redners für den Antrag Pergelt, wurde die Debatte ge- ar worauf tatsächliche BeriQuaungen folgten. ach dem Beriht des „W. T. B.“ erhob der Abg. Graf Sternberg gegen den frühzeitigen Schluß der Debatte Einspruch und bemerkte unter Ausfällen gegen die Krone, die Zeit werde kommen, wo auch die Armee gegen die Hofburg ziehen werde. Dem Redner wurde \chließlich das Wort entzogen. Der Abg. Holansky legte gegen die Einmischung der Krone in die Rechte der Gesetzgebung Ver- wahrung ein; ihm wurde gleichfalls das Wort entzogen. ierauf fyras nochmals der Graf Sternberg und protestierte gegen die Ein- erufung der Delegationen auf einen Sonntag, weil dadurch die Ge- fühle von Millionen Christen verleßt würden. Dem Abgeordneten wurde abermals das Wort entzogen. Darauf folgten die Schlußworte des Berichterstatters der Minderheit.

Das Haus lehnte in namentliher Abstimmung mit 233 gegen 68 Stimmen einen Minoritätsantrag Schreiner auf

Schutz der ZWahlteetenileilung durch Zweidrittelmajorität ab und, nahm § 42 gemäß den Ausshußanträgen an. Auch ein Minoritätsantrag Pergelt, betreffend h egliche Festlegung der deutshen Delegationsmandate aus Böhmen und Mähren, wurde in namentlicher Abstimmung mit 187 gegen 111 Stimmen abgelehnt. Die Regierung unterbreitete darauf dem Hause ein fiebenmonatiges Budgetprovisorium. L

Bei den gestrigen Stihwahlen in aht t\chechi- \hen Landgemeindebezirken Mährens wurden, „W. T. B.“ zufolge, sechs Agrarier, ein selbständiger Kandidat und ein Kat olisd-Kon ervativer wi In dem deutschen Landgemeindebezirke Weißkirchen wurde der alldeutsche Kandidat gewählt.

Großbritannien und Jrland.

Das Oberhaus hat gestern in zweiter Lesung das Handelsschiffahrtsgeseÿ angenommen.

Im Laufe der Beratung gab der Parlamentsuntersekretär Lord Fiuzmaurice, „W. T. B.“ eee die Erklärung ab, daß die Re- gierung die pre einer internationalen Ladelinie nicht aus dem Auge verloren habe und daß in dieser Frage in den Verhandungen mit Deutschland und Norwegen ein recht befriedigender Fortschritt zu ver- zeichnen sei. Von einigen Mächten, wie ¿. B. Spanien, glaube er tatsächlid, daß sie in nit zu ferner Zeit dieselbe Ladelinie, wie in England, annehmen würden. / i (

Im Unterhause interpellierte der Liberale Bellairs

estern die Regierung, ob die Admiralität davon Kenntnis abe, daß über genaue Einzelheiten des Dreadnought-Typs in deutshen Zeitungen Monate vorher berichtet worden wäre, che das Schiff von Stapel gelassen worden sei.

Nach dem tele rapbifchen Bericht des genannten Bureaus er- widerte der Marinesekretär R obertson, daß, soweit ihm bekannt sei, keine der von der deutschen Presse veröffentlichten Angaben in bezug auf alle wihtigen Einzelheiten genau richtig sei. Auf eine andere Anfrage erklärte der Marinesekretär, es läge kein Grund zu der Annahme vor, daß über die Konstruktion der Unterseeboote und thre Einrichtungen etwas in die Oeffentlichkeit durhgesickert sei.

Frankreich.

Dem gestrigen Ministerrat wohnte auch der General- gouverneur von Algerien Jonnart bei, der über die Lage in Süd-Oran und die Maßnahmen, die zur Unterdrückung eventueller Unruhen an der marokkanishen Grenze ergriffen wurden, berichtete. Der Minister des Aus- wärtigen Pichon machte, „W. T. B.“ zufolge, hier- auf Mitteilung von dem Stande der Vorverhandlungen zwischen Frankreih und Spanien über die Bildung der Polizei in Marokko und dem Einvernehmen, das hin- sichtlih eines Eingreifens erzielt worden sei. Die Regierung wird das Parlament ersuchen, die Algeciras-Akte zu rati- fizieren. Der Ministerpräsident Clemenceau erklärte so- dann, die Jnventaraufnahmen seien bisher ohne wesent- lihe Zwischenfälle vor sih gegangen und würden ohne Unter- brechung beendet werden. i

Der Senat hat gestern nah längerer Debatte mit 924 gegen 55 Stimmen die Dringlichkeit für die bereits von der Kammer genehmigte Vorlage angenommen, durh die die Anwendung von Bleigemischen, besonders Bleiweiß zum Anstreihen von Gebäuden, untersagt wird. Die Debatte Uber das Marineprogramnm wurde sodann auf den 4. Dezember festgeseßt. s O h :

Die Deputiertenkammer hat in der gestrigen Vormittagssizung den Rest des Landwirtschaftsbudgets angenommen.

Rußland.

Das Moskauer Komitee der Partei der frtedlihen Er- neuerung hat die Mitteilung erhalten, daß in allen Städten Ostrußlands Komitees dieser S organisiert werden und in vielen Städten sich die Wu en von der Kadettenpartei ab- wenden und der Partei der friedlichen Erneuerung anschließen.

Wie die „St. Petersburger Telegraphenagentur“ aus Wladimir meldet, sind gestern 35 Gefangene, darunter 9 {were Verbreher, aus dem dortigen Gefängnis entflohen, nachdem sie den Direktor, zwei von dessen Gehilfen und alle Auf- eher gebunden hatten. Die Flüchtlinge nahmen 22 Revolver mit

atronen und 3 Säbel mit sih, zershnitten die Telephon- drähte und erbrachen das Magazin, aus dem sie Zivilanzüge entwendeten. Jn der Wohnung des Direktors raubten sie, nahdem sie dessen Familienangehörige geknebelt hatten, Wertgegenstände. Ein Aufseher wurde verwundet. Sieben Flüchtlinge wurden in einer Entfernung von 10 Werst von der Stadt wieder ergriffen, ein Flüchtling wurde in der Stadt selbst verhaftet.

Ftalien.

Dem Senat wurde gestern vom Minister des Aus- d Tittoni die Akte der Marokkokonferenz und vom Minister für Ackerbau, Jndustrie und Handel Coccu- Ortu ein SEMERPt Nuhetag, vorgelegt.

In der Deputiertenkammer, die gestern ihre Arbeiten wieder aufgenommen hat, gelangte ein Brief des Kammerpräsidenten Bianchieri zur Verlesung, in dem dieser mitteilt, daß er wegen seiner Ernennung zum Großsekretär des Sankt Mauritius- und Lazarus-Ordens das Kammerpräsidium niederlegen wolle. Auf Vorschlag des e SUU n Giolitti beschloß die Kammer einstimmig, die Demission nicht anzu- nehmen. Der Vizepräsident Baron de Riseis teilte so- dann mit, daß er dem in Rom eingetroffenen Köni der Hellenen den Gruß der Kammer übermittelt und bei dieser Gelegenheit Wünsche für die Wohlfahrt Griechen- lands ausgesprochen habe, mit dem Jtalien durh die Bande traditioneller Freundshaft und Sympathie ver- knüpft sei. Der König Bora habe seinen Dank ausge- sprohen und der Kammer und Jtalien eine gedeihlihe Zukunft gewünscht. Jeßt, wo der König im Begriffe je abzureisen, entbiete er ihm und dem hellenishen Volke ehrfurhtsvollen und herzlihen Gruß. Hierauf wurde die Regierung wegen der von den Zollbeamten in Genua zur Durchseßung ihrer Forderungen ins Werk geseßten Obstruktion interpelliert.

Der Finanzminisier erklärte, wie das „W. T, B.“ meltet, daß diese Bewegung sih auf Genua beschränke, denn einige ähnliche Versuche, die bei Zollämtern von geringerer Bedeutung gemacht worden seien, seien unverzüglih unterdrückt worden. Die Re- gierung sei in der Lage, der Bewegung durch die Entsendung anderer Beamten nah Genua Herr zu werden, der Handel werde unter dieser Bewegung nicht zu leiden haben. Der Minister erklärte weiter, er werde gegen die an der Be- wegung beteiligten Beamten die strengsten Maßregeln ergreifen; das Vorgehen dieser Beamten sei unverzeihlih, denn ihre Karriere sei eine der besten im Reffort des Finanzministeriums. Der Minister- präsident G iolitti bemerkte, daßdas Vorgehen der Zollbeamten in Genua

betreffend den wöchentlichen

einen wahren Erpressungsversuch gegen die Regierung und das Parl bedeute; in den leßten Sabren hätten die Zoilbeaüitaa eine ehalt8auf besserung von im ganzen 700 000 Lire erhalten. Die Regierung werde fih zu einer Prüfung der von den Zollbeamten aufgestellten Forderunzen erst verstehen, wenn die Reihen dieser Beamten gesäubert und die Un- würdigen aus dem Dienste entlassen seien und wenn eine gewisse Zeit eit dem beklagenswerten Vorfalle vergangen sein werde. Wollte die

egierung anders handeln, so würde sie unwürdig sein, auf ihrem Plate zu verbleiben.

Die Sizung wurde dann aufgehoben.

Belgien.

Die Deputiertenkammer hat gestern die Beratung der Congoangelegenheit wieder aufgenommen. Vor der Sizung der Kammer hielten die Abgeordneten der Rechten eine Versammlung ab, in der Mitglieder der Regierung die Lage des Congostaats vom internationalen Standpunkt aus erläuterten. Sie brachten die Ausübung des Rechtes der Besigzergreifung des Congostaats durch Belgien zur Sprache und forderten als vorbereitende Maßregeln die Uebernahme des Freibriefes der Kolonie und die Unter- zeihnung des Ueberlassungsvertrags. Einige Mitglieder wiesen darauf hin, daß die bevorstehende Besprechung der Congo- angelegenheit in der Kammer von großer Bedeutung sein werde. Es sei nötig, zunähst die Souveränitätsrechte des Congostaats festzustellen, da die eventuelle Fedusage Sou- veränität Belgiens nur eine Fortsezung der Souveränität des Congostaats darstellen werde.

Nach dem Bericht des „W. T. B.“ erklärte der Minister des Aeußein Baron de Favereau in der Kammer in Beantwortung einer früher gestellten Anfrage Pa ul Jansons, daß die belgische Regierung von der englishen Regierung keine Mitteilung, betreffend die Becibuncén ¡wishen Belgien und dem Congostaate, erhalten habe. Die belgishe Regierung werde im Ds ihrer Rechte und der Nechte des unabhängigen Congostaats völliger unein- eshränkter Lees des Handelns der Richtlinie folgen, die ihr die bestehenden nteressen vorschreiben.

Die Kammer vertagte hierauf die Debatte über die Congo- angelegenheit auf heute.

Serbien.

Jn der Skupschtina legte der Finanzminister gestern den Geseßentwurf, betreffend die Anleihe für den Ausbau der Eisenbahnen und die Beschaffung von Kriegs- material, vor. Ein Regierungsantrag auf unge Ver- handlung wurde gene ee, Sodann sezte der Minister- präsident Paschitsh die Beantwortung der Jnterpellation Ribaraz über die Kanonenfrage fort.

Nach dem Bericht des „W. T. B.* legte der Ministerpräsident die ganze Geschichte dieser seit drei Jahren auf der Tagesordnung stehenden Frage ausführlich dar und {loß mit einem Appell an die Versammlung, die Frage nicht weiter zu vershleppen. Der Nationalist Welikowit\ch wies auf die traurigen Erfahrungen hin, die mit dem Schneidershen Material gemaht seien, und beantragte eine Tages- ordnur g, in der die Haltung der Regierung verurteilt wird, weil sie im Gegensaß zu dem Bericht der Kommission und demnach im Gegen- say zum“ Staatsinteresse vorgegangen sei.

Die nächste Sißzung wurde sodann auf heute anberaumt.

Amerika.

Der Friede auf Cuba iffst vollständig wieder- hergestellt. Es wird amtlich bekanntgegeben, daß eine Kommission, der zwei hervorragende amer E Juristen angehören werden, ernannt werden soll behufs Revision aller Gejeße, R das Eigentumsrecht. Die zur A der Ersaßzansprühe aus den jüngsten Unruhen ei geente om- mission hat, „W. T. B.* zufolge, die Höhe derselben auf weniger als 200 000 Pfd. Sterl. geschäßt.

Afien.

Das persische Ministerium hat gestern im Parlament einen Antrag eingebracht, daß es unumgänglih notwendig sei, eine nicht große äußere Anleihe abzuschließen. Wie die „St. Petersburger E meldet, beshloß das Parlament einstimmig, ohne auswärtige Unterstüßung eine Nationalbank auf Aktien zu gründen mit 8 bis 15 Millionen Thomanen Gründkapital unter der Bedingung, daß die Staatseinnahmen der Bank zu- fließen sollen. Dafür soll diese sih verpflihten, die Staats- ausgaben zu bezahlen, die Schulden zu tilgen und der Regie- rung mit 7 Proz. verzinslihe Vorschüsse zu geben. Jn der- selben Sizung wurden für 500 000 Thomanen Aktien ge- zeichnet, einige Bankiers versprachen große! Zeihnungen. Der Wert der Aktien shwankt zwishen 5 und 100 Thomanen.

Afrika. Wie das „Reutershe Bureau“ aus Tanger meldet, richteten gestern Leute des E “einen Angriff auf das Haus des Korrespondenten der „Times“,

Mee, das von Regierungstruppen und Mannschaften aisulis verteidigt wurde. Nach kurzem Geplänkel gogen fich die Angheras unter Verlust von zwei Mann zurück. Auf ie der Regierungstruppen waren keine Verluste zu ver- zeichnen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sißung des Rei ch8s- tags befindet sih in der Ersten und Sicien eilage.

Die heutige (128.) Sißung des Reichstags, welcher der Reichskanzler Fürst von Bülow, der Staatsjekretär des Reichspostamts Kraetke, der Staatssekretär des Reichs\haß- amts Freiherr von Stengel, der Staatssekretär des Aus- wärtigen Amts von Ts\chirshky und Bögendorff und der stellvertretende Direftor der Kolonialabteilung des Aus- wärtigen Amts Dernburg beiwohnten, wurde vom Präfi- denten Grafen von Ballestrem um 1 Uhr eröffnet.

Auf der Tagesordnung stand die erste Beratung der beiden Nachtragsetats Tar die Schußgebiete auf das Rechnungsjahr 1906.

Als erster Redner eraoli der Reichskanzler Fürst von Bülow das Wort, dessen Rede morgen im Wortlaut ver- öffentliht werden wird.

(Schluß des Blattes.)

Bei der Ersaßwahl eines Mitgliedes des Hauses der Abgeordneten, die gestern im 83. Wahlbezirk der Stadt Berlin erfolgte, wurden, wie „W. T. B.“ berichtet, nah amtlicher Feststellung insgesamt 2442 Stimmen ab- gegeben. Davon entfielen auf Redakteur Dr. Müller-Sagan

(fr: Volksp.) 1117, zuf Schriftsteller G. Ledebour-Zehlendorf (Soz.) 1112 und auf Rechtsanwalt Ulrich - Berlin (kons.) 911 Stimmen. 2 Stimmen waren zersplittert. Zwischen Dr. Müller-Sagan und Ledebour findet am 4. Dezember Stichwahl statt.

Statistik und Volkswirtschaft.

Die Hauptergebnisse des auswärtigen Handels des deutschen Zollgebiets im Jahre 1905.

_Im XXIV. Hefte des 172. Bandes der vom Kaiserlichen Statistislzen Amt herausgegebenen „Statistik des Deutshen Reichs“ nd die Hauptergebnisse des auswärtigen Handels des deutschen ollgebiets im Jahre 1905 unter Vergleihung mit denen der Jahre 1900 bis 1904 in 3 Tabellen veröffentliht. Nach Tabelle 1a sind im Jahre 1905 im Spezialhandel ein- eführt worden (die Werte in 1000 in Klammern): aus B ut opa 459 020 380 dz (4633 265), aus Afrika 4936637 dz A aus Asien 11825050 dz (507 687), aus Amerika 3 515 939 dz (1 897 013), aus Australasien und Po 3 467 892 dz (164 333) und aus nit ermittelten Gebieten (seewärts) 306 014 dz (6361), Mes also 543 071 912 dz (7 436 263). Im Jahre 1900 betrug die Gesamtmenge 459117993 dz (6 042 20) und von ihr entfielen auf Europa 383802 640 dz (3 797 202), Afrika 4281 817 dz (147 047), Asten 8098 557 dz 370 033), Amerika 61 303 173 dz (1598413), Australien und olTy nes ien 1428722 dz (125 351) und auf die niht ermittelten Gebiete (seewärts) 203 084 dz (4946).

Ausgeführt wurden im Jahre 1905 nach Europa 375 453 365 dz (4379 690), nah Afrika 4033786 dz (122 862), nah Asien 6151 956 dz (316 623), nah Amerika 18723 444 dz E02 nach Australasien und olynesien 1123910 dz 53 024) und nah nicht ermittelten Gebieten 175 954 dz (12751), ¡usammen 405662415 dz (5841817). Für das Jahr 1900 lauten die Zahlen: nah Europa 304535 868 dz (3 699 570), nach Afrika 1364312 dz (73 146), nah Asien 3 979 372 dz (230 898), nah Amerika 15 645 006 dz (698 466), nah Australien und Polynesien 1279249 dz (50048) sowie nach nicht ermittelten L260 RES 13661 dz (473), insgesamt 326 817 468 dz 4 (9 ;

Die Tabelle 1 b gibt die entsprehenden Ziffern des Gesamt- eigenhandels, der 1905 in der Einfuhr 555380095 dz im Werte von 7 777 109000 G und in der Ausfuhr 415 572 993 dz im Werte von 6 220 326 000 Æ betragen hat.

Die Tabelle 2 mat den Anteil der Herkunfts- und Be- stimmungsländer am Spezialhandel nah dem Werte der Waren ersichtlih. Dana bewertete sich 1905 am höchsten (in 1000 A) die Einfuhr aus Rußland (1090780), den Ver- einigtenStaaten von Amerika (1004340), Großbritannien E OTON Oesterreich-Ungarn (773131) und Frankrei ch O 070), auf 14,7 13,5 10,5 10,4 und 5,5 v. H. des Ge- amtwerts der Einfuhr, während in der Ausfuhr die fünf ersten Stellen einnehmen Großbritannien mit 1057803, Oesterreich- Ungarn mit 594 886, die VereinigtenStaaten von Amerika mit 543 040, die Niederlande mit 448 848 und die Shweiz mit 369 785 Tausend Mark (18,1 10,2 9,3 7,7 und 6,3 v. H. des Gesamtwerts der Ausfuhr).

Die Tabelle 3 endlich seyt den Wert des Spezialhandels in Beziehung zur Bevölkerung. Vom Werte des Spezial- handels entfallen 1905 auf den Kopf der Bevölkerung im deutshen- Zollgebiet: I. von der gesamten Einfuhr 122,96 H, von der Einfuhr aus Rußland 18,03 4, aus den Vereinigten Staaten von Amerika 16,61 #, aus Großbritannien 12,97 4, aus O esterreich-Ungarn 12,78 4, aus Frankrei 6,76 A usw. II. von der gesamten A usfuhr 96,59 #4, von der Ausfuhr nah Großbritannien 17,49 #, nach ODesterreich- Ungarn 98 # nach den Vereinigten Staaten von Amerika 8,98 6, nah den Niederlanden 7,42 Æ, nah der Schweiz 6,11 #4 usw.

Die durch die Sea Tau anaes bei der Shlachtviehs und Fleishbeschau in Deutschland entstehenden Verluste.

Wiederholt ist darauf bingewiesen worden, daß die Steigerung der Fleishpreise zu einem niht unwesentlichen Teile durch die Kosten der im sanitären Interesse gebotenen Schlachtvieh- und Fleishbeschau und namentli dur die bei dieser stattfindenden zahlreichen En hervorgerufen wird. Auch in der Denkschrift des preußishen Landwirt- shaftsministeriums über die Fleishteuerung des Jahres 1905 ift der preisfteigernden Wirkung der inländishen Schlachtvieh- und Fleisch-

hau gedacht, und zwar tragen die durch die oft recht erheblichen Beanstandungen und Verwerfungen entstehenden Verluste, die die Konsumenten zu tragen haben, zumal da niht immer durch genügende vere uns für deren Deckung gesorgt ift, noch mehr als die Kosten der Beschau zur Verteuerung des guten Fleisches bei. Es ist daher eine statistische Feststellung des Umfangs der bei der Schlacht- vieh- und Fleishbeshau erfolgenden Beanstandungen und Verwerfungen von großer Set, Man hat bisber den alljährlichen Schaden, der durch diese Beanstandungen und Verwerfungen in Deutsch- land der Landwirtschaft und dem pee ewerbe - entsteht, auf etwa 40 Millionen Mark ges{chäßt; în Wirklichkeit dürfte er jedo weit größer sein. Eine amtlihe Statistik der Beanstandungen für ganz Deutschland fehlt leider noch. Wohl aber find in mehreren Einzelstaaten, so in Preußen und Bayern, die Ergebnisse der. in diesen vorgenommenen Schlachtvieh- und Fleishbeschau bereits für zwei Jahre, für 1904 und 1905, veröffentliht worden. Das hier von dem Umfang der Beanstandungen und der dur sie herbeigeführten Verluste gegebene Bild ist niht erfreulih, zeigt es doch für das Jahr 1905 sowohl eine absolute wie auch zumeist eine relative Zu- nahme der Beanstandungen.

Fn Nr. 304 des „NReichs- und Staatsanzeigers“ vom 28. De- ¡ember v. I. ist der Gesamtwert derjenigen Tiere und Teile von Tieren, die im Jahre 1904 infolge der Schlachtvieh- und Fleishbeschau in Preußen der Vernichtung anheimgefallen sind, auf 17 418 062 #4 be- rechnet worden. Die vor kurzem vom Statistishen Landesamt veröffent- lihten, in Nr. 254 des „Reichs- und Staatsanzeigers“ vom 26. Oktober d. I. wiedergegebenen Zahlen der Beanstandungen für das, Jahr 1905 er- geben, auch wenn man der Berehnung der Werte der beanstandeten Tiere und Teile von Tieren nur dieselben Preise wie für das Vorjahr ¡u Grunde legt, einen Gesamtverlust von über 19 500000 G

iernah würde die Steigerung der Verluste nur rund 2 100 000 „46 etragen. In Wirklichkeit ist sie aber weit größer, da der Wert der Tiere gestiegen ist und dann natürlich auch die Werte, die infolge der Beanstandungen verloren gehen, entsprechend höher angesetzt werden müsen, Tut man dies und berücksihtigt man ferner die in Bayern nach der amtlichen Statistik der Ergebnisse der Schlachtvieh- und Fleishbeshau und die in den übrigen deutshen Staaten nah Schäßungen eingetretenen Verluste, so dürfte sich für das Jahr 1905 für ganz Deutshland ein Gesamtverlust an Viehwerten in

dhe von über 50 Millionen Mark ergeben.

Der Zentralverein für Arbeitsnachweis in Berlin

hat nah seinem Geschäftsbericht für das Jahr 1905 während desselben die Besezung von 92190 Stellen (gegen 67017 im Jahre 1904, 46 616 i. F. 1903 und 30534 i. J. 1902) vermittelt. Gesuche von Arbeitern lagen 137 025 vor (gegen 99 874, 74 541 und 42 829 in den drei Vorjahren), denen 128 249 gemeldete ofene Stellen (gegen 20499, 60691 und 37935 in den drei Vorjahren) gegenüber- standen. Seit dem Jahre __1902, in dem bei Ueber- fedelung in das neue Geschäftsgebäude an das Hauptunter-

nehmen, die allgemeine Abteilung für ungelernte Arbeiter, nur 5 Fachabteilungen angegliedert waren, während gegenwärtig das Unternehmen 26 Abteilungen aufweist, hat sich also die Geschäfts- tätigkeit ganz bedeutend ausgedehnt; die Zahl der Gesuche von Arbeitern hat sich von 1902 bis 1905 mehr als verdreifaht, die der elteten offenen Stellen sogar fast vervierfaht, und dementsprechend st auch die Zahl der durch die Ae des Zentralarbeitsnah- weises beseßten Stellen auf über das Dreifache geitiegan. Dieses stetige Anwachsen der Geschäftstätigkeit des Zentralarbeitsnahweises liefert den besten Beweis für die Notwendigkeit einer solchen Ein- rihtung, wie sie der Zentralverein geschaffen hat. Aus den Ergebnissen der Vermittelung ist auch ersihtlich, daß der pari- tätishe Gedanke in den weitesten Kreisen der Arbeitge er wie der Arbeitnehmer Anhänger findet. Im Verglei mit den Ergebnissen des Jahres 1904 hat die Zahl der Gesuche von Arbeitern um 37 151, die der gemeldeten offenen Stellen um 37 750 und die der beseßten Stellen um 25 173 zugenommen. Relativ am meisten, um 41,7 °%/, pi die Zahl der beim Zentralarbeitsnahweis gemeldeten offenen

tellen gestiegen, während die der Gesuche von Arbeitern sich nur um 14,6 9% erhöht hat. Beide aen jeuaen dafür, daß die Arbeits- lage auf dem Berliner Arbeitsmarkt eine gute war. Die Ver- mittelungsgeshäfte find nicht nur dadurh angewachsen, daß sich dem Unternehmen des fern im Jahre 1905 wiederum Cnige Facharbeitsnachweise, der große für die Holzindustrie und der für Fahrstuhlführer, ange\chlofsen haben, sondern fast aus- nahmslos in allen Fachabteilungen find das Angebot und die Nach- frage gestiegen. In starkem Widerspru ftanden aber Angebot und Nachfrage bei dem im Jahre 1905 ebenfalls neu hinzugekommenen Nachweis für Dienstboten: ofen waren 2575 Stellen, Mädchen hatten sich aber nur 612 gemeldet, und nur 432 Stellen, etwa der sechste Teil der offenen Stellen, konnten durch die Dienstbotenabteilung des Zentralnahweises beseßt werden. Dagegen hat die Tätigkeit der allgemeinen Abteilung für Arbeiterinnen an Umfang zugenommen. Die Vermittelung unständigen weiblihen Arbeits- palonals [ebt sich mehr und mehr ein. Das Angebot in der bteilung für Arbeiterinnen belief sich auf rund 10 000 Arbeitsgesuche, denen etwas mehr ofene Stellen und über 7000 beseßte Stellen egenüberstanden. Von den 122 110 Gesuchen männliher Arbeiter amen 58 142 von ungelernten Arbeitern, darunter 13 555 von jugend- lien; von den 108 785 gemeldeten offenen Stellen für männliche Ar- beiter waren 49 241 und von den 80 847 beseßten Stellen ‘für männ- lihe Arbeiter 40 058 solhe für ungelernte Arbeiter, darunter 16 343 bezw. 10911 für jugendliche.

Im Geschäftsberiht des Zentralvereins ist auch festgestellt, auf wieviel Personen die Arbeitsgesuche des Jahres 1905 entfallen, soweit hierfür Material vorlag; solches fehlte nur für den allerdings größten Facharbeitsnahweis für die Holzindustrie, der 20 291 Arbeitsgesuche, 17 046 offene und 11 319 beseßte Stellen in der kurzen Zeit von nur sech8 Monaten seit dessen Anshluß an den Zentralarbeitsnachweis bis Ende Dezember 1905 zu verzeichnen hatte, und für die Abteilung für weiblihe Dienstboten. Abgesehen von diesen beiden Abteilungen, wurden im ganzen 101318 Einschreibungen männliher und 14 301 weiblicher Arbeiter gezählt; sie betrafen 44550 männlihe Arbeiter und 6039 Arbeiterinnen, die L innerhalb des Jahres 1905 1 bis 60mal in die isten des Arbeitsnahweises eintragen ließen. Im Durchschnitt suhte jeder Arbeiter und jede Arbeiterin 2 bis 3 mal im Jahre den Zentralarbeitsnahweis auf. Von den Arbeitsuhenden wurden 24715 Arbeiter und 4220 Ar- eren einmal oder zu wiederholten Malen in Stellungen unter- gebracht.

Ueber die Lehrlingévermittelung des Zentralvereins im Jahre 1905 enthält der Geshäftsberiht folgende Angaben: Es wurden 253 Lehr- stellen (gegen 111 im Vorjahre) gemeldet und 319 Lehrlinge (gegen 133) verlangt; als Lehrlinge meldeten ih 291 Knaben (gegen 109). Die Vermittelung wurdezin 221 Fällen (gegen 53 im Vorjahre) ans gebahnt, und vermittelt wurden 52 Lehrlinge (gegen 26 im Vorjahre).

Entwicklung der Bevölkerung Großbritanniens seit 1891.

Bevölkerung um die Mitte des Jahres.

Vereinigtes England und Schott- Ir- Königreich ales land [land

37802440 29085819 4036245 4680376 38134110 29421392 4078910 4633 808 38 490333 29760842 4122029 4607 462 38859067 830104201 4165606 4589260 39221109 30451528 4209645 4559936 39 599 072 30802858 4254153 4542061 39987294 31158245 4299132 4529917 40380792 31517725 4344589 4518478 40774296 31881365 4390530 4502401 41154646 32249187 4436958 4468501 41 550 773 32621263 4483880 4445630 1902 . . . 41961199 832997626 4531299 4432274 1903 . . . 42371219 33378338 4579223 4413658 1904 . 42793272 33763434 4627656 4402182 1905 . 43221123 34152977 4676603 4391 543 1906 . 43659121 34547016 4726070 4386035.

(Statistical Abstract for the United Kingdom.)

Jahr

1891 . 1892 . I e 1804 1895 . 1896 . O 1898 . 1899 . 1900 . 1901.

Zur Arbeiterbewegung.

Bei der Firma Wisthoff u. Co. in Steele bereitet sich, wie die „Köln. Ztg.“ berichtet, ein großer Ausstand der Glashütten- arbeiter vor. ie Firma entließ verschiedene in der Organisation tâtige Arbeiter, worauf die Arbeiter in Urabstimmung die Kündigug beschloffen, gleichzeitig aber mehrere angesehene Bürger um Vermittlung baten. Auf deren Vorstellungen ließ die erkleitung die Maueranschläge, die zum Austritt aus der Organisation aufforderten und viel bôses Blut bereitet hatten, wieder entfernen. Die Arbeiter beschlofsen darauf in einer Versammlung am Sonntag die vorläufige Zurücknahme der Kündigung: sie wollen aber, wenn die entlassenen Arbeiter und Arbeiterinnen nicht wieder eingestellt werden, die Arbeit niederlegen. Eine spätere eund besagt, daß die Betriebsleitung der Hütte die E der Kündigungen sowie Verhandlungen mit den Organi- ationen ablehnte.

Aus Hamburg wird dem „W. T. B.“ telegraphiert, daß der Ausftand der Bootsleute und Heizer des Berliner Lloyd, der Deuts - österreihishen Dampfschiffahrtsgesell- \chaft und der Neuen Norddeutshen Flußdampf- \hiffahrtsgesellschaft jet infolge der Vermittlung der dortigen Handelskammer beendet ist. Die drei Gesellschaften haben die zustimmende Erklärung, betreffend die Dresdener Vereinbarung, in einem Schreiben an die Hamburger Handelskammer abgegeben, und da auch die uns des Hafenarbeiterverbandes mit diesem Modus einverstanden ist, ist der Streik als beendet erklärt worden. Die an den vershiedenen Elbe- und Havelpläßen weilenden Ausständigen sind bereits von der Leitung des Hafenarbeiterverbandes von der Beendigung des Ausstandes benachrichtigt worden. Mit der Wiederaufnahme der Arbeit wird heute begonnen. Bon seiten der Gesellshaften wird der beim Ausbruch des Aus- standes zurückbehaltene Lohn sofort bei Wiederaufnahme der Arbeit ausbezahlt. Die wegen Kontraktbruchs anhängig gemachten Klagen werden zurückgezogen.

In Brest sind, wie „W. T. B." meldet, die Straßenbahn - ang estellten in den Ausftand getreten; der Betrieb ist eingestellt. Die Nuhe ift nit gestört.

Kunft und Wissenschaft.

Die Königliche Nationalgalerie wird vom Freitag, den 30. d. M., ab ‘dem Publikum wieder zugänglich sein.

Land- und Forftwirtschaft.

Die Verteuerung der Rohstoffe Kautshuk und Guttaperha, eine Fotge des NRaubbaues der Eingeborenen und des enorm gesteigerten edarfs der Kautshukwaren-, der Automobil-, der elektrotechnishen und der Kabelindustrie, veranlaßte das Kolonialwirishaftlihe Komitee ein neues, auf Jahre berechnetes Unternehmen in Neuguinea ins Werk zu seyen mit dem Zweck: 1) Feststellung abbauwürdiger Mengen von Gutta- erha und Kautschuk, 2) Ausbeutung aufgefundener Bestände dieser Noh- toffe, 3) Heranziehung und Anlernung der Eingeborenen zu einer rationellen Gewinnung dieser Robstoffe und 4) Verbreitung der Guttapercha- und Kautschukkultur in Deutsch - Neuguinea. Unterstüßt wird das Unternehmen von der Neichsregierung, der Deutschen Kolonialgesellshaft und der Industrie. Dem Bevollmächtigten des Komitees im Schutgebiete, Kaiserlichen Gouverneur Dr. Hahl sind sachliG und persönlich unterstellt: a. an euros päishem Personal: der Guttaperha- und Kautschuksachverständige, Botaniker Dr. Rudolf Schlehter (Führer), der Landeskundige W. C. Dammköhler, ein weißer Lagerverwalter; seitens des Gouverne- ments wird außerdem ein Landmesser mit der topographischen Auf- nahme des Erpeditionsgeländes beauftragt; b. an farbigem Personal : 60 Melanefen, die zur Zeit von dem Gouvernement als Soldaten bezw. Träger ausgebildet werden, und 10 Malaten, die Dr. Schlechter auf’ den malaiischen Inseln anwerben wird.

Das Unternehmen geht von Bongu (Konstantinhafen) aus. Es foll zunächst die Sattelhöhe zwishen Oertzen- und Finistere-Gebirge erreiht werden. Dort ist eine Etappe anzulegen, von der aus der ¿weite Vorstoß vorgenommen werden foll. Die zweite Etappe soll auf den Südwesthängen des Finistere - Gebirges angelegt werden. Von hier aus hat sich die Forshung bis in das Namutal zu er- strecken. Es ift beabsichtigt, später das Namutal zu überschreiten und nah Gutta auch auf den Nordosthängen des Bismarck-Gebirges zu suchen. Die Erfundung des Bismarck-Gebirges foll in \üdöstlicher Richtung fortgeseßt werden. Günstige Umstände vorausgeseßt, soll ein Durhstoß nah dem Hüongolf erfolgen. Wie die Karte zeigt, würde die Expedition au dazu beitragen, die bisherigen Forshungen von Lauterbah, tals Klink und Schlechter zu ergänzen und einen erheblihen Teil der bisher fast unbekannten Gebiete zwishen dem Bismarck- und Krätke-Gebirge und der Küste zu ershließen. Nach Nea dieser Expedition foll, falls Zeit und Mittel es gestatten, Us eine Guttaerkundung im Toricelli-Gebirge in Angriff genommen werden.

Die Kartoffelernte im europäishen Nußland im Jahre 1906.

Die für die Getreideernte so ungünstigen Witterungsverhältnifse dieses Jahres in Rußland haben auch die Kartoffelernte unga beeinflußt. Die Dürre im Sommer, die in einem weiten Gebiet an der mittleren Wolga, einem Teil der zentralen Ackerbau treibenden, der nordöstlichen und jenseits der Wolga belegenen Gouvernements berrshte, hat einen großen Schaden der Ernte zugefügt. Im Süd- westen und später auch im Nordwesten war dagegen der O grund der ungünstigen Ernteergebnisse der Ueberfluß an Regen. Einige Beschäd Lungen durch übermäßige Niederschläge werden auch von einzelnen Stellen im äußersten Süden gemeldet. Was die polnischen Gouvernements, den wichtigsten Nayon für die Kartoffel- produktion, anbelangt, so ist dort die Kartoffelernte, die anfangs gut und keinesfalls s{chlechter als im Vorjahre zu werden versprach, nicht gnt günstig ausgefaller, hauptsählich infolge der Dürre, die in jener

egend in der zweiten Hälfte des Sommers anhielt. Die Ein- bringung der Kartoffeln erfolgte mit geringen Ausnahmen fast überall bei günstigem Wetter. Nur an einzelnen Stellen im Nordwesten und an der Wolga verzögerten \sich etwas die Arbeiten infolge eingetretenen NRegenwetters.

Die diesjährige Kartoffelernte in Rußland ift in den einzelnen Gegenden sehr verschieden ausgefallen und kann der Menge nach als eine nahezu Mittelernte, dagegen der Qualität nach als eine be- friedigende bezeihnet werden. Eine gute und über mittlere Ernte erzielte man in einzelnen Gouvernements des zentralen Ackerbau treibenden Rayons (Kursk und Orel), ferner den Gouvernements von Cherfson, Podolien und Poltawa. Eine gute Kartoffelernte ver- zeihnete man in den Gouvernements Twer, Wladimir und Olonez. Unter mittel und unbefriedigend und an einzelnen Stellen fogar \{lecht war die Kartoffelernte in den Gouvernements an der mittleren Wolga und jenseits der Wolga in den Gouvernements Nishny-Nowgorod, Kasan, Samara, Pensa, Ufa und Wjatka, unter den nordwestlichen Gouvernements, in den Gouvernements Wilna, Minsk, Kowno und Witebsk und in den baltischen Gouvernements. Im Südwesten er- zielte man eine niht ganz befriedigende Ernte in den Gouvernements Kiew und Wolhynien. Im übrigen Rußland wird die Kartoffelernte wi E als befriedigend bezeihnet. (Nach der Torg. Prom.

az.

Gesundheitswesen, Tierkrankheiten und Absperrung®- maßregeln.

Türkei.

Der internationale Gesundheitsrat in Konstantinopel hat die für Herkünfte von Beirut und Triest angeordnete ärztliche Untersuchung wieder aufgehoben. (Vergl. „R. - Anz.“ vom 19. d. M., Nr. 274.)

Manila, 27. November. Cg des „NReutershen Bureaus“.) Von 24 Gefangenen in Bilibid, die zu Versuhszwecken mit Choleragift geme worden waren, sind zehn gestorben. Die Aerzte, die die eiue angestellt hatten, erklären, der Choleragift- stoff sei durch Bubonenpest\tof infiziert gewesen. Der General- ouverneur hat die betreffenden Gelehrten von einem Verschulden Feiaesprod@en und bekanntgegeben, daß er dafür sorgen werde, daß die betroffenen Familien vor Not ge\chüßt würden.

Buenos Aires, 27. November. (W. T. B.) Die hier tagende Leprakonferenz hat sich dahin ausgesprohen, daß eine Ver- vflihtung zur Anzeige von Leprafällen einzuführen und die ärzt- ufs d jedes Leprakranken eventuell zwangsweise durh- zuführen set.

Verkehrsanstalten.

ostverbindung nach Swakopmund und ige: bucht nah Abgang des ¡weiten Nachversandes für den Reichspost- dampfer „Prinzessin“ (leßte Beförderung am 29. November ab Göln 10,42 Abends, ab Berlin Potsdamer Bahnhof 12,55 Mittags): für Briefsendungen mit englishem Dampfer über Kapstadt, ab Southampton am 1. Dezember, in Kapstadt am 18. Dezember, in Lüderißbuht am 23. Dezember, in Swakopmund am 26. Dezember. Letzte Beförderung am 30. November ab Cöln 6,1 Nachmittags, ab“ Oberhausen 7,24 Nachmittags, ab Berlin Scchlesisher Bahnhof 11,24 Vormittags.

Die nächste Post aus Swakopmund, Abgang am 7. No- vember, ist zu erwarten am 2. Dezember.

Nächste

Fn Aus, Deutsh-Südwestafrika, an der Bahn Lüderißbuht— Kubub ist eine Postagentur eingerihtet worden, deren Tätigkeit ih auf die Annahme und Ausgabe von (gnan en und eingeschriebenen Briefsendungen, auf den Paketausgabe- und eitungsdienst sowie auf den Postanweisungs- und Nachnahmedienst erstreckt. Die Post- hilfstelle in Kubub (Deutsh-Südwestafrika) ist aufgehoben worden.