1906 / 286 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 04 Dec 1906 18:00:01 GMT) scan diff

der „Köln. Ztg." mitgeteilt wird, einen wihtigen Posten ‘die Häuser des Tempels, die zu den verschiedensten Zwecken verpachtet waren. Man findet in ihnen Gewerbebetriebe, Werkstätten und Läden, wie éine Tôpferei, Schlosserei, Walkerei, auch eine Fishräucherei. Die meisten eule aber wurden als Wohnhäuser benußt, und zwar ein nicht geringer Teil als Wirtshäuser oder Pandokeia, deren Inhaber dem Tempel Pacht zahlten. Freilich konnten bei dèn großen Festen längst nit alle Feftpiger úfnähme in den privaten Gasthäusern finden. Deshalb sorgte der Tempel dann felbst für die Fremden- àaufnahme in seinen Hestiatoria oder Speisehäusern, von denen es in Delos wenigstens drei gab, das eine für die Bewohner der Nachbar- insel Keos. Ganz ähnlih waren die Gasthofsverhältnisse in Delphi, wo der Tempel ebenfalls seine Häuser an Private oder fremde Ge- meinden verpachtete, wie die erhaltenen Abrechnungen zeigen. Ein Gasthaus ist dort besonders bemerken8wert, das Thebanerhaus, das die Stadt Theben sich als Absteigequartier für thre Mitbürger gesihert hatte als Gegenleistung E die alte Gastfreundschaft, welche die Stadt Theben einer delphischen Familie seit Generationen ewährt hatte. Au fonst hat in Griechenland das Gasthauswesen

ch vorzugsweise im Anschluß an große vielbesuhte Heiligtümer ent- widckelt, Stets gehörte es dort zu den Pflichten der das Fest leitenden Beamten, für die Aufnahme und Bewirtung der Festgäste nah Mög- lihkeit Sorge zu tragen. Es war dies eine offizielle Form der gast- lihen Aufnahme, der entweder durch besondere Spetsehäuser und Aeg mten oder. dur außerordentlihe Maßnahmen, wte das

ufs{lagen großer Zelte, die nur für die festlihen Tage galten, genügt wurde. Nach dem Vorbild solcher staatlichen Gast- und Be- wirtungshäuser wurden dann in der römischen Kaiserzeit die städtischen Xenones oder Fremdenhäuser gegründet, deren Wirtshausschilder man bisweilen noch heute an Ort und Stelle lesen kann. Als dann später an Stätten, wo christliche Heilige gelebt hatten, wieder wie im Alter- tum ein gewaltiges Zusammenströmen von Pilgerscharen stattfand, wurde dies wiederum der Anlaß zur Gründung von Pilgerherbergen, von denen auch noch griehis{che Inschriften berihten. Neben diesen Staatsgasthöfen lassen sich aber, wie in Delos und Delphi, auch an zahlreichen anderen Orten von Privatleuten gehaltene Hotels nach- weisen. Auch die Papyri in Aegypten berichten von thnen, und wir hören z. B., daß ein braver Provinziale, der zu dem Serapeum bei Memphis kommt, um Brot einzukaufen, abgestiegen ist in der Her- berge (Ausspann) der Arsinoiten beim Aphroditetempel. Auch bei dem benachbarten Anubistempel gab es solhe Wirtshäuser, niht anders wie bei dem Serapistempel von Kanopos, der als Ausflugsort Ne die Großstädter aus Alexandria sehr beliebt war, weil dort unmittelbar am Kanal besonders nette Gasthäuser zahlreich vorhanden waren. Au die Umgegend von Athen, besonders die Straße über den Parnes nach Oropos war son im Altertum bekannt wegen ihrer zahlreihen Gasthäuser, die auch in Kleinasien, besonders an den beliebtesten Netse- routen, z¿. B. von Smyrna über Pergamon nah Kyzikus nicht fehlten. Neben den Heiligtümern waren auch die Badeorte reich an Hotels. Noch weniger fehlte es ia den belebten griehis{chen Hafenorten an Wirtshäusern jeder Art, wie besonders die Wirtshausszenen tin den Lustspielen des Plautus und Terenz zeigen, die ja so oft griechishes Straßen- und Städteleben treu wiedergeben. Daß aber das italishe Wirtshauswesen im engen Zusammenhang mit den griechishen ge- standen hat, dafür hat Adolf Furtwängler jüngst in den Mélanges Nicoles ein urkundlihes Zeugnis gebraht. Er veröffentliht die Ab- bildung eines messapishen Trinkbechers aus dem 4. vorchristlihen Jahr- hundert, auf dem der Hof eines Gasthauses dargestellt ist. Es ist ein richtiger Aus\pann, wo Karren ankommen, Pferde fich ausruhen und wieder angeschirrt werden. Die Szene ist gekennzeihnet durch die Inschrift Xenon in mefssapisher altertümliher Schrift. Die Bedeutung dieses griehishen Fremdwortes bei den Messapiern kennzeihnet Furtwängler mit den Worten: „Zu dem italishen Bauer kam die Einrichtung des Gasthauses zugleich mit dem Worte dafür von den griechischen Kolonisten. Was französishe Kultur lange für Deutschland war, war griehische für Jtalien; dem Worte Be in Deutschland ent- spricht das Xenon auf der messapischen Vase.“ Ueber das Wirts- hauswesen unter Augustus unterrichtet uns am genauesten die Beschreibung einer Reise, die Horaz im Gefolge Mäcens von Nom nah Brindisi machte.

Land- und Forftwirtschaft.

Ein veredeltes Landshwein in England.

In gleicher Weise, wie in Deutschland, wenn auch niht an- nähernd in gleihem Umfange, macht sih gegenwärtig in England eine Reaktion gegen die aus\s{ließliche Edelzuht in der Schweinezucht geltend, die davon ausgeht, daß fih die hohgezühteten Tiere für

einfahere Verhältnisse niht überall eignen und daß neben den hoh- ezüchteten Schlägen ein Schlag O hat, der si bes o pr für Betriebe mit härterer, einfacherer Haltung und weniger reihliher Ernährung eignet. Ein folhes Schwein haben die Ser in dem großen s{chwarzen Schwein (Large Black Pig) gefunden.

Die Anfänge dieser Zucht lassen fich 30 bis 50 Jahre zurück verfolgen; aber erst neuerdings ift Maler Schwein über seine Heimat hinaus bekannt geworden, seitdem nämlich die Züchter fh zu einer Herdbuchgesellshaft zusammengeshlossen haben. Die Geschäftsstelle der Gesellschaft befindet sih zur Zeit in Jpswih; erst seit der Ein- führung des Herdbuchs wurde ein gemeinsames Zuchtziel ins Auge efaßt und auf etnen Ausgleich in Form und Nußzüngkeigenschaften binararbeitet, Der erste Band des Herdbuchs ist nun neuerdings n n gibt interessante Aufschlüsse über diese sich aus- reîtende Zucht.

Ueber die Körperformen und Eigenschaften, denen hauptsächlih Bedeutung beigemessen wird, gibt die dem Herdbuh beigefügte Mattes) ala Aufschluß. Danach wird am meisten auf die Aus- ildung und Entwicklung des Rumpfes Wert gelegt, in erster Linie auf einen langestreckten, ebenmäßtgen Rücken, verbunden mit entsprehen- der Rümpftiese. Eine leihte Aufwärtswölbung der Rüdkenkinie wird nit beanstandet, vielfah sogar gern gesehen, besonders bet Sauen, mit Nüd- n auf die Tragezeit. Besondere Aufmerksamkeit soll der Schinken- ilbung und der guten Entwicklung der Hintervtertel überhaupt zu- gewandt werden, auch wird auf {räge Schulter mit {chmalem Blatt, ut gewölbte Rippen, breite Lende und gehörige Brustbreite und Brusttiefe hingearbeitet. Charakteristisch für den Schlag sind die langen, dünnen, meist über die Augen herabhängenden Schlappohren, wie sie keine andere englische lean zeigt; dicke, grobe oder aufrecht- stehende Ohren gelten als fehlerhaft. Als auss{chließendes Merkmal gilt es, wenn andersfarbige, also namentlich weiße Haare und Ab- zeichen auftreten, da dies auf frühere Kreuzungen {lteßen läßt.

Die Züchter rühmen neben der großen Genügsamkeit des Tieres sein ruhiges Temperament. Man findet nie bösartige oder aufgeregte Eber. Ein befonderer Vorteil dieses Landshweins soll, ebenso wie dies für deutshe Landshweine in Anspcuch genommen wird, seine Seuchenfestigkeit und Widerstandsfähigkeit gegen WVerwandt- \chaftszuht sein. Doch berichtet der deutshe landwirtschaft- lihe Sachverständige für Großbritannien, dessen in den .Mit- teilurgen der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft enthaltenem Bericht diese Angaben entnommen sind, daß |ch dies Lob nicht durh- weg aufrecht erhalten läßt. Die Zuchten sind im leßten Jahrzehnt auf allen großen englishen Schauen hervorgetreten. Auch hat bereits eine lebhafte Ausfuhr, wenn auch nicht nach Deutschland, statt- gefunden. Für Deutschland wird dieses Schwein überhaupt weniger H Betracht kommen, da wir für alle Wirtschaftsbedingungen eben-

bürtiges Material im Inland finden können.

TDheater und Musik.

Theater des Westens.

Auf der Charlottenburger Opernbühne stellte sich die Tanz- künfllerin Jrene Sanden am Sonntagmittag einem zahlreichen Publikum vor, das gekommen war, um ihre Tanzphantas ien kennen zu lernen. Die junge Dame, die den Barfußtanz nah Art der Isadora Duncan pflegt, hat seit ihrem vor geraumer Zeit im Lustspielhause untérnommenen ersten Versuch in dieser Kunst erheb- lie Fortschritte gemaht. Jhre plastishe Körperrhythmik erschien bei manchen Kompositionen von Weber, Chopin u. a. recht reizvoll, wenn auch gleichartige Momente sich gar zu häufig wiederholten und die Nachahmung ihres Vorbildes Jsadora Duncan zuweilen zu augen- fällig war. Gerade die Phantasie schien bei diesen Tanzphantasien etwas zu kurz gekommen zu fein. Zwischen den Tänzen sang der eng- lishe Baritonist Nobert Maitland einige Lieder und Arien mit gut gebildeter Stimme, deutliher Textaussprahe und verständigem Ausdruck. Hugo Wolfs „Biterolf“ hat er freilih gänzlich verkannt. Er sang das Lied, durch das ein Hauh von Heimatsfehnsuht und wehmütiger Entsagung weht, wie einen heldischen Schlachtgesang.

Im Königlichen Opernhause findet morgen, Mititrooch, die Erstaufführung des Dramas „Salome" von Wilde, Musik von R. Strauß, unter der persönlichen Leitung des Komponisten statt. (Anfang 8 Uhr.) Die Belevano lautet: Salome: Fräulein Destinn ; Herodes: Herr Kraus; Herodias: Frau Plaichinger; Jochanaan: Herr Hoff- mann; Narraboth: Herr Kirchhoff. In wichtigeren Neben- rollen find Frau Goetze, die Herren Bachmann, Alma,

Griswold, Krasa, Lieban, Mödlinger, Philipp, Somn, Wittekop\ beschäftigt. Szenisch-dekorativ ist das Werk yy inspektor Brandt für die Bühne eingerichtet, die Kostüme j Entwürfen der Herren Raupp und Heil angefertigt, die D: von den Gebrüdern Kautsky gemalt.

Im Königlihen Schauspielhause geht morgen Sh, „Hamlet“ mit Herrn Matkowsky in der Titelrolle in Sjey übrige Beseßung ist folgende: König: Herr Pohl, Königin: Lindner, Poloniug: Herr Vollmer, Ophelia: Fräulein N Laërtes: Herr Staegemann.

Am Freitag, den 7. Dezember, Abends 74 Uhr, fi IV. Symphonteabend der Königlichen Kapelle unt Weingartners Leitung im Köntglihen Opern haus, Die Matinee beginnt um 12 Uhr.

(Der Konzertberiht befindet fich in der Zweiten Beily

Mannigfaltiges. Berlin, den 4. Dezember 1906.

Veber die Entdeckung etnes Polarvolks auf demi Albertland durch Kapitän Klinkenberg, Führer eines Y fangschiffs, wird aus British - Columbia berichtet. Klin! dessen Fahrzeug anscheinend zu der Walfischfangflotte au Francisco gehört, die im vorigen Herbst an der Rückkehr q Eismeer verhindert wurde und bei der Herschelinsel übe mußte, war auf seiner Fangreise bis zum Prinz Albertla) gedrungen. Als fein Schiff hier im Eise festlag, unternahy Begleitung etniger an der Küste wohnenderx Eskimos einen ausflug în nordwestliher Richtung, wobei er s{ließlich auf cin Eskimos stieß, die mit Messern, Pfeil und Bogen bewaffnet | sih aber freundshaftlich verhielten. Klinkenberg erfuhr, dzj Eingeborenen noch nie mit Weißen in Berührung gekomm-r Er besuchte dann deren Niederlassung, wo er über 600 Mj vorfand, die von Jagd und Fischerei lebten. Ihre Geräte sehr einfah und bestanden aus Knohen oder einhe}j Kupfer. Die Trachten glichen den in Grönland gebräudl Ihre Hütten waren aus Torferde gebaut und innen mit Fel kleidet. Das Prinz Albertland, das im südlihen Teil des ai Archipels in Nordamerika liegt, ist noch so gut wie unerfor\{t. Nordostküste wurde erst von Amundsens Expedition gelegentli4 Schlittenreise festgestellt. Auch die leßtere Expedition traf bein Williamland mit verschiedenen Eskimostämmen zusammen, 1 ih einige befanden, die nie einen Weißen gesehen hatten, stätigen sich" die Angaben des Kapitäns Klinkenberg, fo zel Entdeckung in Verbindung mit Amundsens Erfahrungen, d Esfimos auf den südlihen Landmassen des nordamerik arktishen Archipels recht verbreitet sind. Die von Klinkenb einem Punkt angetroffene große Eskimomenge läßt gleichzeil sehr reihe Fanggebiete \{ließen, denn die Eskimos pflegen 1 kleineren, zerstreut voneinander liegenden Ansiedelungen zu

Dortmund, 3. Dezember. (W. T. B.) Bei der Ko bohrung auf der Zehe Herbern schlugen Feuersäu len der Erde. Neun Arbeiter erlitten hwere Brandwu Der Dortmunder Magistrat bewilligte in seiner heu gehaltenen Sizung für die Geschädigten in Annen 10000

Witten, 3. Dezember. (W. T. B,;) Gestern sind nid irrtümlich gemeldet wurde, 23 Opfer der Explosion der W Roburittfabrik auf dem evangelishen und 11 auf dem fkathd Stieagoie sondern im ganzen 23 Verunglüdckte bet worden.

Hamburg, 4. Dezember. (W. T. B.) In der Nordsl auf der Elbe wütet neuerdings ein Weststurm. Die Battei Die geben wegen des steigenden Wasserstandes War

üsse ab.

(Fortseßung des Nichtamtlichen in der Ersten und Zweiten Beilage.)

. Theater.

Königliche Schauspiele. Mittwoh: Opern- haus. 30. Billettreservesaßy. Das Abonnement, die permanenten Reservate sowie die Dienst- und Frei- plätze sind aufgehoben. Zum ersten Male: Salome. Drama in 1 Aufzuge, nach Oskar Wildes gleich- namiger Dichtung in deutsher Ueberseßung von Hedwig Lachmann. Musik von Richard Strauß. ger persönlicher Leitung des Komponisten. Anfang

r. Schauspielhaus. 267. Abonnementsyorstellung. Hamlet, Prinz von Dänemark. Lrauersptiel in 5 Aufzügen von William Shakespeare. Ueberseßt von À. W. von Swlegel. Regie: Herr Regisseur Keßler. Anfang 74 Uhr.

Donnerstag: Opernhaus. 253. Abonnements- vorstellung. Der Freischütz. Nomantishe Oper in 3 Abteilungen (zum Teil nah dem Volksmärchen „Der Freishüß") von F. Kind. Musik von Karl Maria von Weber. Anfang 7{ Uhr.

Schauspielhaus. 268. Abonnementsvorstellung. Das Glashaus. Lustspiel in 3 Aufzügen von Oskar Blumenthal. Anfang 7# Uhr.

Neues Operntheater. Sonntag : 36. Billettreserve- saß. Dienst- und Freipläße sind aufgehoben. Wie die Alten sungen. Lustspiel in 4 Aufzügen von Karl Niemann. Anfang 7F Uhr.

Max Bernstein.

Garten.

als Gast.) Gast.)

Deutsches Theater. Mittwoch: Erdgeist,

Anfang 7ck Uhr. Donnerstag : Der Kaufmann von Venedig. Freitag und folgende Tage: Das Winter märchenu. reitag: C Kammerspiele: S Mittwoch: Gespenster. Anfang 8 Uhr. Donnerstag: Zum ersten Male: Mensch und Uebermenscch.

Lessingtheater. Mittwo, Zum 400. Male: Die Weber.

Donnerstaa, Abends 8 Uhr: Der heimliche König.

Freitag, Abends 8 Uhr : Das Blumeuboot.

SLIERUBZen.

Abends 8 Ubr:

Neues Schauspielhaus am Nollendorfplay. Mittwoch, Nahmittags 3 Uhr: Aschenbrödel, Abends 8 Uhr: Die Hochzeitsfackel.

Donnerstag: Die Hochzeitsfackel. Anfang 8 Uhr.

Srhillertheater. 90. Mittwoch, Abends 8 Uhr:

Alexander.)

Freitag :

(Wallnertheater.) Baron.

Zum ersten Male:

Patapon.

Doppelselbftmord.

Ludwig Anzengruber. Donnerstag, Abends 8 Ubr: Doppelfelbftmord. Freitag, Abends 8 Uhr: Der Hochtourist.

N.(Friedri{WilhelmstädtishesTheater.) Mittwoch, Abends 8 Uhr: Mathias Gollinger. Lustspiel in 4 Aufzügen von Oskar Blumenthal und

Donnerstag, Abends 8 Uhr: Mathias Gollinger. Freitag, Abends 8 Uhr : Die rote Robe.

Theater des Westens. (Station: Zoologischer Kantstraße 12.) 3F Uhr: Kindervorstellung zu kleinen Preisen: Zum ersten Male: Kindestreue und Weihnachtssegeu. —- Abends 74 Uhr: Der Schmetterling. Werner, als Gast.)

Donnerstag: Der Schmetterling. (Friß Werner, nfang 74 Uhr.

Fréitag: Der Schmetterling. (Friß Werner, als nfang 74 Uhr.

Sonnabend, Nachmittags 3} Uhr: Kindervorstellung zu kleinen Preisen: Kindestreue und Weihunachts- segen. Abends 75 Uhr: Der Schmetterliug. (Fri Werner, als Gast.)

Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Bet halben Preisen : Martha. Abends 74 Uhr: Der Schmetterling. T (Friß Werner, als Gast.)

Komische Oper.

onnerstag: Die BohèSme. armen. onnabend: Lakmé.

Lustspielhaus. (Friedrichstraße 236.) Mittwoch,

Abends 8 Uhr: Husarenfieber. Donnerstag und Freitag: Husarenfieber. Sonnabend, Nachmittags 37 Uhr: Gäuseliesel. Abends 8 Uhr: Husarenfieber.

Residenztheater. (Direktion: RichardAlexander.)

Mittwoch, Abends 8 Uhr: Triplepatte. in 5 Akten von Tristan Bernard und Godfernaux. (Vicomte Nobert de Houdan: Richard

Donnerêtag: Triplepatte. Zum

Sonnabend und folgende Tage:

Bauernposse in 4 Akten von Direktion Max Garrison. yvorstelung: Peter maus.

Freitag: Der Waffenschmied.

Die Fledermaus. Mittwoh, Nachmittags

(Friy

Bei halben Preisen :

Mittwoch: Hoffmanns Operette in 3 Akten.

onnabend, Sonntag, tacht.

S@&wank Hausfreund.

Andrs

Vorher: Herr Hups.

Lorhingtheater. (Bellealliancestraße Nr. 7/8.) Mittwoch, Nachmittags | Ux. 3 Uhr: Bei sehr kleinen Preisen: Kindermärchen- und Paul Schlaraffeulaud. Abends 73 Uhr: Die Fleder-

Donnerstag: Die Regimentstochter.

Sonnabend, Nachmittags 3 Uhr: Bet sehr kleinen Preisen: Kindermärchenvorstellung: Peter und Paul reisen ins Schlaraffenland. Abends 7F Uhr :

Thaliatheater. (Dresdener Straße 72/73. Di- rektion: Kren und Schönfeld.) Mittwoch, mittags 4 Uhr: Hänsel und Gretel. Abends 8 Uhr: Eine lustige Doppelehe. Gesang in 3 Akten von Kurt Kraaß. Gesangstexte ; von Alfred Schönfeld. Musik von Paul Line. E

Donnerstag und Freitag: Eine lustige Doppel-

ehe. Sonnabend, Nachwittags 4 Uhr: Rotkäppchen. Abends 8 Uhr: Eine lustige Doppelehe. Sonntag, Nachmittags 3 Uhr: Charleys Taute.

Bentraltheater. Mitiwoh, Nahmittags 34 Uhr :

Séhneewittchen und die fieben Zwerge. Abends 8 Uhr: Die Geisha.

Donnerstaa : Tausend und eine Nacht.

reitag: Tausend und eine Nacht. Nachmittags 34 Uhr: wittchen. Abends 8 Uhr: Der Vogelhändler. Nachmittags 3 Uhr: ändler. Abends 77 Uhr: Tausend und eine

Trianontheater. (Georgenstraße, nahe Bahnhof Friedrichstraße.) Mittwoch, Abeuds 8 Uhr: Der

Donnerstag: Der Hausfreund. Freitag: Zum ersten Male: Wo ift der Papa?

Beethoven-Saal. Mittwoch, Abends s

Abonnementskounzert des WBöhuwi Streichquartetts.

Mozart-Baal. Mittwoch, Abends 8

Orchesterkouzert von Walter Meyrotwi! dem Mozart-Saal-Orchester.

reisen ins

Zirkus Schumann. Mittwoch, Abends! 77 Uhr: Grande Soirée équestre. Q þrogramm und Will, H. Hill, genann! Phänomen. Ferner: Zum ersten Male in Cu Moki-Jndiauertruppe. U. a.: Der Adl Slangentänze 2c. Außerdem: Die grofßa neuen Spezialitäten. Um 10 Uhr: Zum 50. E S S INN M Zam: Ein Tag in V

arlo.

Nach- Schwank mit

Familiennachrichten.

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann, von Bredow (Hildburghausen). Eine Tol Hrn. Obereutnant Joachim von Oertzen (B Hrn. Leutnant Georg von Bülow (Br Hrn. Kammerherrn Grafen von Ber Bernstorff (Bernstorff). ;

Gestorben: Hr. Neichsgerihtsrat Goecke (2 Hr. Geheimer Hofrat, Professor Dr. (Heidelberg). Hr. Major a. D. Seydel (Görliß). Fr. Klotilde von Mett geb. von Blumenstein (Karlsruhe i. B.). —- Generalmajor z. D. Benno von Studniy L

Schnee- (Breslau).

Der Vogel- Verantwortlicher Redakteur : Dr. Tyrol in Charlottenburg.

Verlag der Expedition (I. V. : H zidrich) in V!

Oruck der Norddeutshen Buchdruckterei und V Anstalt Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. ®

Neun Beilagen

(eins{chließlich Börsen-Beilage), sowie die Juhaltsangabe zu Nr. 6 des !

ersien Male: Florette u.

Florette u.

Konzerte,

Liederabend von Lili Menar.

Saal Bechstein. Mittwoch, Abends 74 Uhr:

lichen Anzeigers (einshließlich der " Nr. 2 veröffentlichten Bekanntmachu! betreffend Kommanditgesellschaften auf ® uvd Aktiengesellshaften, für die Woche 26, November bis 1, Dezember 190

Erste Beilage

zum Deutschen Reichsanzeiger und Königlih Preußischen Staatsanzeiger.

Berlin, Dienstag, den 4. Dezember

Verichte von deutschen Fruchtmärkten, Zusammengestellt im Kaiserlihen Statistishen Amt.

Qualität

gering

mittel gut

Verkaufte

TRarftort

Gezahlter Preis für 1 Doppelzentner

Menge

niedrigster d.

höchster

niedrigster | höchster | niedrigster | höchster

d. d. b 6. E Doppelzentner

Aupyerdem wurben am Markttage - - (Spalte 1 nach überschlägliä7er äßung verfaut Doppelzentner (Preis unbekannt}

Am vorigen Lun Markttage

1 Doppel- Urs ¡entner 4

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15,50 15.90 15,50 17,80

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Goldap .

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19,00 18,20 18,40

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Bemerkungen.

LTLTULULEUL U

Weizen. 16,00 16,50 17,50 17,60 16,65 17,80 17,90 18.09 17,00 17,00 18,00 18,00 18,60 18,80 19,00 19,00

Keruen (enuthülster Spelz, Diukel, Fesen). 19,10 19,10 19,20 19,20 21,00 21,44 22,00 22,00 18,60 18,60 18,80 18,80 19,00 19,20 | 20,20 20,20

R oggen.

14,00 14,50 15,00 Ti 15,10

15,00 15,25 15,50 15,39 15,50 15,40 15,60 15,20 15,40 15,30 16,30 19,00 19,20 18,20

18,00 G erfte.

14,00 14,50 15,60 15,80 13,00 13,10 16,50 16,60 15:19 16,80

15,65 16,75 17,09 15,50 16,09 18,90 19,00 18,80

19.09 17,80 18,00

S afer. 15,00

15,00 15,00 15,20 14,20 14,60 16,00

16,50 16,60 17,40

16,50 15 18,00 17,80 17,60 18,00

15,50 17,10 15,50 17,80

15,00

16,00 17,20 16,65

17,90

19,00 18,40 18,80

13,50 14,80 14,70 15,00

15,20 15/40 15.00 15/20 = 15/30

19,00 16,00 18,00

14,50

15,70 15,50 15,50 15.60 15,40 16,30 19,20 18,20

14,00 15,00 14.80 15,25 15,30

14,50 16,00 13,50 17,00 16,80 15,65 17,00 16,00 46 19,00 19,20 746 18,00

13,50 15,00 12,50

13,50 14,50 16,50 15,00 18,60 18,00 17,50

14,00 15,20 12,60 16,00 15,15

16 75 15,50 18,80 18,40 17,60

15,00 80

45 15,40 ; 15,00 120 15,20 ; 14,20 : 14,60 126 16,50 90 64 16,50 I 16,80 216 17,40 70

13,80

14 60 14,60

14,00 14/20

16.90 16,00 16,20 16,80

14,40 15,00 14,70 14,80 15,00 14,10 14,40 17.00 16,20 16,40 17,00

14,40 15,40 14,90 14,80 15,00 14,10 14,40

17.20 16,34 16,40 17,20

240 3910

20. 11. 30. 11.

16,00 17,00

15,47 17,00

1.12: 26. 11.

17,51 18,68

8 580 1 068

17,51 18,46

96. 11. 26. 11. 26. 11.

272 1183 6 376

21,44 18,73 19,68

22,49 18,64 19,47

20. 11. 30. 11.

30. 11.

840 14,00 995 14,88

3 670 15,29

14,00 14,85

15,00

26. 11.

1. 12. 26. 11. 26, 11.

530 15,13 3 640 15,83 152 19,05 202 17,87

15,20 15,81 18,64 19,25

20. 11. 30. 11.

210 1 373

13,57 15,50

14,00 15,26

3 360 16,00 15,50 | 30.11.

26. 11. 26. 11. 26. 11. 26. 11.

713 15,50

1 905 18,90 13 984 18,74 9 994 17,72

15,50 18,98 19,06 17,92

20. 11. 30. 11.

30. 11.

11562 14,40 687 15/26

1776 14,80

13,80 14,92

14,70

26. 11. ;

L: 12, 20 26. 11. 26. 11. 76 20. 11. Î 26. 11. -

1 807 1 460 1088 2 859 3 592 1197

14,34 16,22 17,00 16,14 16,63 17,10

14,40 16,25 17,08 16,57 16,14 17,23

Die verkaufte Menge wird auf volle Doppelzentner und der Verkaufswert auf volle Mark abgerundet mitgeteilt. Der DurHschnittspreis wird aus den ger ets Zahlen berechnet.

Ein liegender Stri (—) in den Spalten für Preise hat die Bedeutung, daß der betreffende Preis nicht vorgekommen ift, ein Punkt (.) in den lezten sechs Spalten, daß entsprehender Berit fehlt.

Deutscher Reichstag.

132. Sißung vom 3. Dezember 1906, Nachmittags 1 Uhr.

(Bericht von Wolffs Telegraphischem Bureau.)

Tagesordnung: Fortseßung der ersten Beratung der Ge- sezentwürfe, betreffend die Feststelung zweier Nachträge zumReichshaushaltsetat und zum Haushaltsetat für die Schußgebiete auf das Rechnungsjahr 1906.

Stellvertretender Direktor der Kolonialabteilung des Auswärtigen Amts, Wirklicher Geheimer Rat Dernburg: Ich habe folgende Er- klärung abzugeben: Der Abg. Bebel hat in der Sißung vom Sonnabend unter Berufung auf eine angebliche Aeußerung des verstorbenen Staats» sekretärs Freiherrn von Richthofen behauptet, daß der Wirkliche Geheime Legattonsrat Hellwig wegen der Feindschaft, die er fich als Staatsanwalt im Disziplinarverfahren gegen Dr. Peters zugezogen habe, aus dem Neichs- dienst hätte heiden müssen. Ich stelle fest, daß die Pensionierung des Wirklichen Geheimen Legationsrats Hellwig mit dem Falle Peters in keinerlei Zusammenhang steht ; sie ist lediglih deshalb erfolgt, weil Herr Hellwig selbs sh den steigenden Anforderungen seines Amtes niht mehr vollständig gewachsen fühlte und deshalb um so mehr neben dem s{chon damals als notwendig erkannten Wechsel im System auch ein Personenwehsel in der wichtigen Dirigentenstelle der Kolonialabteilung angemessen erschien. Es ist hiernach nit glaubhaft, daß der verstorbene Staatssekretär Freiherr von Richthofen, entgegen dem wtrklihea Sachverhalt, die Pensionterung des Wirklichen Geheimen Legationsrats Hellwig mit einer Gcgnerschaft der parlamentarishen Freunde des Dr. Peters begründet haben sollte. Der Abg. Ablaß hat in der leßten Sizung des Reichstags er- klärt, daß dasjenige, was der Herr Reichskanzler über den Fall

oeplau neulih mitgeteilt hätte, in wesentlißen Punkten unrichtig ei. Er hat den Beweis zu führen versuht, daß gegen Poeplau lediglih deshalb vorgegangen sei, weil er andere Beamte denunziert und Aktenmaterial an Reichstagsabgeordnete ausgeliefert hätte. Mit bezug fauf diese Ausführung habe ih folgende Erklärung abzugeben, die fih in tatsähliher Beziehung, da die betreffenden Akten sih zur Zeit bei dem Landgericht T zu Berlin befinden, auf einen früher ge- fertigten Auszug aus den Personalakten Poeplaus stügt. Es ist un- richtig, daß gegen Poeplau lediglich aus den von dem g. Ablaß angeführten Gründen vorgegangen sei. Poeplau hatte sch {hon vor dem Jahre 1903 cine Reihe von Dienstverfehlungen zu Schulden kommen lafsen und war dreimal darauf mit erheblichen disziplinarischen Geldstrafen von 150 #4, 100 und 200 bestraft worden. Da das Verhalten des Poeplau zu Zweifeln an seiner Zurechnungsfähigkeit Veranlassung gab, wurde ungeachtet seiner \chweren dienstlihen Verfehlungen von der Einleitung eines förm- Tichen Disziplinarverfabrens abgesehen und im Februar 1903 auf

ärztlihen Gutachten nicht beitraten, führte dieses Verfahren nicht zur Pensionierung. Es ist hiernach keineswegs sharf gegen Poeplau vor- gegangen worden, sondern im Gegenteil ift ihm eine äußerst milde Behandlung zuteil geworden, indem bei den bezüglih seines Geistes- zustandes bestehenden Laas nicht zum Disziplinarverfahren, fondern zum Zwangspenfionierungsverfahren geschritten wurde, bei dessen DurchGführung Poeplau eine Pension erhalten haben würde. Erst als dieses Verfahren nicht zum ele ge- führt hatte und Poeplau dann in gröblichster erleßzung der ihm obliegenden Amtspflichten amtliße Schriftstücke zur Kenntnis dritter Personen brachte, blieb nihts anderes übrig, als gegen ihn das förmliche Disziplinarverfahren einzuleiten. Wie das Erkenntnis des Disziplinarhofes ausspricht, hat sich Poeplau „als ein Mann gezeigt, der jeder Belehrung unzugänglich i und dem es nicht bloß an Selbstbeherrschung und Takt fehlt, sondern der au, was von ausschlaggebender Bedeutung ist, kein Pflicht- gefühl besißt“. Was die Klage Poeplaus über Nichtbeantwortung seiner an den Herrn Reichskanzler gerihteten Eingaben betrifft, so hat ein Beamter, der seiner vorgeseßten Dienstbehörde An- zeigen über nach seiner Ansicht vorhandene Mißstände oder über Verfehlungen anderer Beamten erstattet, also über An- gelegenheiten, die ihn perfönlich niht betreffen, grundsäßlih feinen Anspruch auf Bescheid und es gibt gegen das Ausbleiben eines solhen Bescheides keinen Instanzenzug. Gegen die Verfügung eines Stellvertreters des Herrn Reichskanzlers besteht kein Recht auf persönlihe Nachprüfung und Bescheidung durch den Herrn NReichs- kanzler selbst. Der Herr Staatssekretär des Auswärtigen Amtes war für Poeplau die oberste Reihsbehörde, gegen deren Entscheidung ihm keinerlei Beshwerderecht zustand. Der Herr cihékanzler ift zwar in der Lage, jederzeit eine Disziplinarjache an sich zu ziehen, kann jedoch aus tatsiählihen Gründen unmöglich in jedem einzelnen Falle persönli in die Verfügung der zuständigen Ne eingreifen. Im Falle des Poeplau lag dazu um so weniger eine Veranlassung vor, „als die Aussagen dieses mehrfach disziplinarish vorbestraften Beamten, über dessen Zurechnungé fähigkeit zudem erheblihe Zweifel bestanden, wie bereits in der Rede des Herrn Reichskanzlers vom 28. November d. J. ausgeführt ist, nicht von vornherein Anspru auf Beachtung oder gar auf volle Glaubwürdigkeit hatten. (Lärmende Zurufe links.) Seien Sie doch so höflich und lassen Sie mich reden. Danach is} die Behauptung des Herrn Abg. Ablaß, daß der Herr Reichskanzler eine in wesentlihen Punkten unrichtige Darstellung des Falles Poeplau gegeben habe, vollkommen widerlegt.

Präsident Graf von Ballestrem: Es reißt wirklich die \{chlechte Gewohnheit ein, wenn ein Mitglied des Buntdesrats hier auf eine Beschwerde, die in ‘einer früberen Sißung vorgebraht worden ift, eine Antwort gibt, dieses mit Lärm zu unterbrehen und thm die Antwort beinahe unmöglich zu machen. Ich bitte, das künftig zu unterlassen. y

Abg. Noeren (Zentr.): U-ber den Fall Hellwig sprehe ih nidt; wer recht hat, Bebel oder Arendt, is zweifelhaft, möge

Grund eines ärztlihen Gutachtens das Da e Ten gegen Poeplau eingeleitet. Da andere Sachverständige dem amts-

jeder selbst entscheiden. Der einzige kompetente Zeuge, der Staats-

sekretär v. Richthofen, lebt niht mehr. Uebrigens wird au der Abg. Bebel das Notwendige auf die Erklärung des Kolonialdirektors ent- gegnen. Den Fall Poeplau muß ih dem Abg. epa überlassen, der ja der Anwalt Poeplaus in allen Instanzen gewesen i. Ih möchte nur, abgesehen von den wirtshaftlichen und finanziellen Verhältnissen, auf verschiedene Mißstände a am machen, bei deren Fortdauer eine gesunde Entwicklung unserer Kolonien unmöglih sein würde. Ich hoffe, der Kolonialdirektor wird mir dafür dankbar sein. Wenn ihm auch die bestehenden Zustände nicht zur Last gelegt werden können so trägt er doch für deren Fortdauer die Verantwortung. Zunächst jedo ein Wort über Wistuba, weil der Abg. Ablaß meinen Namen in dieser Angelegenheit genannt hat. Der Abg. Ablaß verlas einen Erlaß des Kolonialdirektors vom 19. v. M.,, wonach Wistuba keine Eingaben mehr an die Kolonialabteilung richten solle, weil seine Anshuldigungen sich nach dem Gutachten des Oberrichters Dr. CRS als nnénvertäeta erwiesen hätten. Es {webt nun aber auch ein Verfahren gegen den Oberrichter Meyer. Der erwähnte Erlaß is nicht von dem neuèn Kolonialdirektor verfaßt, sondern von einem Mitgliede der ominösen Untersuhungskommission und zwar, wie der ganze Ton beweist, von dem Staatsanwalt. Die Disziplinarsahe Wistuba berühre ih niht, weil sie noch s{chwebt. Jch erörtere nur, wie ih überhaupt mit der Angelegenheit betraut bin. Den Aus- gangspunkt für das Verfahren gegen Wistuba bildet die Ver- haftungsgeshichte der Missionare in Togo. Als Wistuba, der Bureau- vorstand in Lome war, vor 2 Jahren auf Urlaub herkam, wurde ihm bei seiner Meldung im Kolonialamt sofort von dem da- maligen, jeßt zum Glück der Kolonien beseitigten Per- sonaldezernenten, Geheimen Legationsrat von König ein be- reits fertiggestelltes Protokoll zur Unterschrift vorgelegt, das von Anschuldigungen wimmelte und wozu die an der Verhaftungs- affäre beteiligten Beamten das Material gesammelt hatten. Bald darauf wurde mir von angesehener Seite nicht etwa von den Missionen, sondern von einem Laien aus der Kolonie geschrieben, daß ih mich des jungen Mannes annehmen möhhte, da er es durh- aus verdient. Wistuba sei fast der einzige Beamte, der sih seit Jahren den Angriffen und der Feindseligkeit gegen die Missionen fernhalte; deshalb sei ihm ein großer Teil der übrigen Beamten in Togo feindselig gesinnt und habe ihn geradezu boyfkottiert. Wistuba stehe in freundlihem Verkehr mit den Missionen und deshalb gingen die dortigen Beamten syftematisch gegen ihn vor, um seine Abberufung aus Togo zu erwirken. Dieses Schreiben stammt von einem angesehenen Mann, dessen Glaubhaftig- keit niemand bezweifeln kann. Dann ersuhte mich Wistuba selbt, daß ih mich setner Sache annehme, aber nicht durch Besprehun im Reichstag, sondern durch pcivate Vorstellung in der Kolonial- abteilung, weil er überzeugt war, daß durch eine rubige und ob- jektive Darlegung alles wieder gut gemaht werden könne. Jch gin zur Kolontalabteilung, hatte aber niht damit gerehnet, daß ich dort auh dem damaligen Personalreferenten von König Legequete. Aus den Verhandlungen mit thm und dem damaligen Kolontaldirektor ent- nahm ich, daß die Andeutungen in jenem Schreiben über die Kom-