1906 / 296 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 15 Dec 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Jn dem Falle zu a haben diese Beamten nur für die Dauer der Reise, in dem Falle zu þ bis aus\ließlich des Tages der dienstlichen Eröffnung über die weitere Dauer des Kommandos Anspruch auf die verordnungsmäßigen oder die besonders festgeseßten Tagegelder. l ,

Jn beiden Fällen gelten die Kommandierten mit Be- endigung ihres Kommandos, sofern nichts anderes bestimmt wird oder sich niht unmittelbar ein neues Kommando an- schließt, ohne weiteres als in ihren früheren Standort zurüd- verseßt. E nnontos nah dem Auslande sind, auch wenn die längere als sehsmonatige Dauer feststeht, nicht als R e anzusehen, es sei denn, daß die Versezung ausdrülih aus- gesprochen wird. #

Beamte des Beurlaubtenstandes und der Jnaktivität er- halten bei der Einberufung im Falle einer Mobilmachung für die Tage der Reise, sofern das Kriegsgehalt noch nicht zu- ständig ist, die verordnungsmäßigen Tagegelder. Das Gleiche gilt bei der Entlassun für die Tage der Rückreise, sofern das Kriegsgehalt nicht nats zuständig ist. /

Im übrigen werden nach ausgesprochener Mobilmachung und bis u Eintritte der Demobilmachung Tagegelder weder für mobile noch für immobile Heeresangehörige gewährt.

Soweit die Reise nicht kostenlos erfolgt, werden die wirkli entstandenen notwendigen Fuhrkosten erstattet.

Jnwieweit für die Zeit von der Mobilmachung bis zur Demobilmahung Umzugskosten gezahlt werden, bestimmt in jedem Falle die oberste Militärverwaltungsbehörde des Kontingents. 9

Die Bestimmung über die Gewährung von Pausch- vergütungen an die Beamten der Militärverwaltung im Sinne des 8 10 Unserer Verordnung 090m 25. Juni 1901 trifft die oberste Militärverwaltungsbehörde des Kontingents.

Ob im einzelnen Falle ein Beamter der Militärver- waltung, welcher behufs Verrichtung von Dienslgeschäften seinen Wohnort (Standort, Standortsverband), Kommandoort oder die Ortsunterkunsft verlassen muß, als auf einer Dienstreise oder auf dem Marsche, dem Militärtransport, in Ortsunter- kunft oder im Lager befindlih zu erachten sowie welcher Ort als das Reiseziel anzusehen ist, ner ob im einzelnen Falle eine Versezung oder ein als solche anzusehendes Kommando vorliegt, entscheidet bei vorhandenem Zweifel die oberste Militär- vorwolkanasbehörde des Kontingents. Leßtere trifft au dar- über Bestimmung, welche Festseßungen der jeweils gültigen Reiseordnung für die Personen des Soldatenstandes zur Her- beiführnng einer gleihmäßigen Abfindun der Angehörigen des Heeres mit RNeisegebührnissen auf die Beamten sinngemäße Anwendung zu finden haben.

Q, :

Die vorstehenden Bestimmungen finden auf die Beamten der Marineverwaltung sinngemäße Anwendung. Jn bezug auf diese werden die vorstehend der obersten Militär- verwaltungsbehörde übertragenen Befugnisse vom Staats- sekretär des Reichsmarineamts ausgeübt. Unter Militär: transport ist hier Marinetransport auf dem Lande und auf See zu verstehen. Wo im vorstehenden von der Reiseordnung für die Personen des Saldatenstandes die Rede ist, i für die Angehörigen der Marine die Reiseordnung fur die Personen des oldatenstandes ey Kaiserlihen Marine.

Gegenwärtige Verordnung tritt mit dem Tage ihrer Ver- kündigung an die Stelle der Verordnungen vom 20. Mai 1880 (Reichsgesehbl. S. 113), vom 27. Juli 1886 (Reichs- geseßbl. S. 235) und vom 16. Februar 1891 (Neichsgeseßbl.

16). Urkundlich unter Unserer 40 Ed Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen nfiegel. Gegeben Neues Palais, den 11. Dezember 1906. (L. S.) Wilhelm. Fürst von Bülow.

Am 10. Januar künft. J. wird in Wittenberg (Bz. Halle) eine von der Reichsbankstelle in Halle (Saale) abhängige NReichsbanknebenstelle mit Kasseneinrichtung und beshränktem Giroverfkehr eröffnet werden.

Die von M ab zur Ausgabe gelangende Nummer 47 des Neichsgejsezblatts enthält unter

Nr. 3277 die Verordnung, betreffend Tagegelder, Fuhr- kosten und Umzugskosten der Beamten der Militär- und Marineverwaltung, vom 11. Dezember 1906.

Berlin W., den 15. Dezember 1906.

Kaiserliches Postzeitungsamit. NLUEL.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 48 des Reichsgeseßzblatts enthält unter : Nr. 3278 die Verordnung, betreffend die Auflösung des Reichstags, vom 13. Dezember 1906. Berlin W., den 14. Dezember 1906. N erige Postzeitungsamt. Krüer.

Die von heute ab zur Ausgabe gelangende Nummer 49 des Neichsgeseßblatts enthält unter i Nr. 3279 die Verordnung, betreffend die Wahlen zum Reichstage, vom 14. Dezember 1906. Berlin W., den 14. Dezember 1906. Kaiserliches Postzeitungsamt. Krüer.

Königreich Preufszen.

Seine Majestät der König haben Allergnädigst geruht: dem Landesrat Bernhard Triebel in Königsberg i. Pr.

den Charakter als Geheimer Regierungsrat, den Geheimen Registratoren bei der Oberrehnungskammer, Kanzleiräten Eckert und Kops den Charakter als Geheimer

den Geheimen Me mge soren bei derselben U Eduard Schulz, Kluwe und Reinhard Meyer jowie dem Regierungosetretär' Bölke in Berlin den Charakter als Rechnungsrat zu verleihen.

Auf den Bericht vom 18. Oktober 1906 will Jh der Stadtgemeinde Osterfeld . auf Grund des Geseßes vom 11. Zuni 1874 (Gesegsamml. S. 221) hiermit das Recht ver- leihen, die zur Herstellung einer zentralen Wasserleitung in Osterfeld erforderlichen, in dem nebst einer Handzeihnung urückfolgenden Auszuge aus der Grundsteuermutterrolle näher ezeihneten Grundstücke im Wege der Enteignung zu erwerben oder, soweit dies ausreicht, mit einer dauernden Be- shränkung zu belasten.

Neues Palais, den 1. November 1906.

WilhelmR. :

von Studt. von Podbiels ki. von Bethmann-Hollweg. Breitenbach.

An die Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten, für Landwirtschaft, des Innern und der öffentlichen Arbeiten.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.

Der bisherige (P tri in der medizinischen Fakultät und Abteilungsvorsteher am Pathologishen Institut der Friedrih Wilhelms-Universität zu Berlin Dr. Adolf Biel ist zum außerordentlihen Professor in derselben Fakultät ernannt worden. *

Finanzministerium.

Die Katasterämter Rothenburg O.-L. im Regie- rungsbezirk „L und Eisleben im Regierungsbezirk Merseburg sind zu bejeßen.

Ministerium des Junnern.

Bekanntmachung.

Nachdem der Reichstag am 13. d. M. aufgelöst und durch Kaiserlihe Verordnung vom 14. d. M. angeordnet worden ist, daß die Neuwahlen am 25, Januar 1907 vorzunehmen sind, bestimme ih hierdurch auf Grund des S 8 des Wahlgeseßes vom 31. Mai 1869 und des 8 2 des Wahlreglements vom 98. Mai 1870 /28. April 1903, daß die Auslegung der Wähler- listen im Bereich des preußischen Staats am Freitag, den 28. Dezember 1906 zu beginnen hat. Berlin, den 14. Dezember 1906.

Der Minister des Jnnern.

von Bethmann-Hollweg.

Justizministerium.

Verseßt sind die Amtsgerichtsräte: Werneyer in Lüben nah Brieg und Kirs{hstein in Weißensee i. Th. nach Eilenburg.

Dem Landgerichtsrat Krüger vom Landgericht I in Berlin und dem Amtsgerichtsrat Ban del in Bromberg ist die nachgesuchte Dienstentlassung mit ension erteilt.

Dem Staatsanwalt Cal inich in Koniß ist behufs Ueber- tritis in die allgemeine Staatsverwaltung die nachgesuchte Entlassung aus dem Justizdienst erteilt.

Der Staatsanwalt Georg Schneider Il. in Bochum ist nah Konitz verseßt.

Dem Notar Kaehne aus Steinau a. O. ist der Amtssihß in Namslau angewiesen.

In der Liste der Rechtsanwälte sind gelöscht: die Rechts- anwälte Geheimer Justizrat Wiester bei dem Landgericht in Hirschberg, Geheimer Justizrat Kure? bei dem Amtsgericht in Leobschüß und dem Landgericht in Notibor, Numann bei dem Landgericht in Hannover und Windthorst bei dem Landgericht in Dortmund.

Jn die Liste der Rechtsanwälte sind eingetragen: die Rechtsanwälte Windthorst aus Dortmund bei dem Ober- landesgeriht in Hamm, Schellwien aus Quedlinburg bei dem Landgericht T in Berlin, Kaehne aus Steinau a. O. bei dem Amtsgericht in Namslau, Rumann aus Hannover bei dem Amtsgericht in Alfeld, die Gerichtsassessoren Dr. Benkard bei dem Oberlandesgericht in Frankfurt a. M, Dr. Langenbach und Dr. Rosin hei dem Landgericht T in Berlin, Reiners bei dem Landgericht ITT in Berlin mit dem Wohnsiß in Charlottenburg, Dr. Eissengarthen bei dem Landgericht in Cassel, Dr. S üd bei dem Amtsgericht in Charlottenburg und dem dandgericht TTT in Berlin mit dem Wohnsiß in Charlottenburg, Dr. Hans Hausmann bei dem Amtsgeriht und dem Land- geriht in Potsdam, Klingelhoefer bei dem Amts- geriht in Frankenberg, Dr. Frieg bei dem Amtsgericht in Hagen mit dem Wohnsig in Wetter a. d. Ruhr, Dr. Brassat bei dem Amtsgericht in Weferlingen, Lauprecht bei dem Amtsgericht in Ahrensburg und Dammerau bei dem Amtsgericht in Neuenburg i. Westpr.

Ministerium der öffentlichen Arbeiten.

Verseßt sind: der Kreisbauinspektor, Baurat Prieß von Magdeburg als Landbauin|pektor nah Allenstein, der Bau- inspektor, Baurat Marcuse von Berlin nah Charlottenburg in die Lokalbauinspektorstelle I, der Bauinspektor, Baurat Schaller in Berlin in die Lokalbauinspektorstelle N Unt Bereiche des Polizeipräsidiums in Berlin, der Kreisbauinspektor Bloch von Kreuzburg O.-Schl. nah Mogdeburg in die dortige Kreisbauinspektorstelle TT und der Kreisbauinspektor Wendt von Stralsund in eine Bauinspektorstelle bei dem Polizei- präsidium in Berlin.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten.

Derbisherige Generalk ommis sionssekretärWilhelm Hein e- mann aus Hannover ist zum Geheimen expedierenden Sekretär und Kalkulator im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten ernannt worden.

Die Oberförsterstelle Osburg im Regierungsbezirk Trier is voraussichtlich zum 1. Februar 1907 zu beseßen. Bewerbungen müssen bis zum 1. Januar 1907 eingehen.

Seine Majestät der Kaiser im hiesigen Königlichen Schloß den Zivilkabinetts,

willigten Urlaub angetreten.

Urlaubsreise zurückgekehrt.

della ist nah Berlin zurückgekehr Gesandtschaft wieder übernommen.

Laut Meldung des „W. Ablösungstransport für

fortgeseßt.

nah Kobe verschoben.

S. M. Flußkanonenboot „Vo

Hankau (am Yangtse) abgegangen.

wegen mit

Empfange hatten ih, „W. T. Seine Majestät der Na erin die Kronprinzessin, und Pein

die Prinz und Potsdam,

eitigen Begrüßung und der

lihen Hoheit des Kronprinzen regiments z. F. unter Seiner K Prinzen Eitel-Friedrich

„W. T. B.“ zufolge gemeldet : geboren am 29. 95. 1884 zu Bere regiment Nr. 59, am 9. tele zu Uhabis an Typhus; boren am 9. 11. 1881 zu Thalheim Annaberg, Milzabszeß; zu Grxleben, in Warmbackies an Nierenentzündung; boren am 24. 3.

Bauchfellentzündung nah Typhus.

prinzen Olaf auf der Wildparkstation eingetroffen.

Kater, ) Jhre Kaiserliche und Königliche Hoheit

der iten Begt von Starck von Potsdam. n

die militärishen Honneurs erwies. E

Vorbeimarsch der gesamten Potsdamer Garnison statt, an den

sich ein größerer Empfang im Muschelsaal des Palais anschloß. Deutsche Kolonien.

Aus Windhuk in Deutsh-Südwestafrika wird

An Krankheiten sind gest-orben:

Dezember Reiter

am 11. Dezember im Lazarett Reiter Heinrih Wendhaus, früher im Dragonerregiment Nr. 12, am 12. Dezember

1884 zu Braun|chwetg, regiment Nr. 92, am 9. Dezember im Lazarett zu Keetmanshoop an

Nichlamlliches.

Deutsches Reich. Preußen Berlin, 15. Dezember.

und M hörten gestern Vortrag des Chess des

Wirklichen Geheimen Rats Dr. von Lucanus.

Der Kaiserliche Gesandte in Bukarest, Wirkliche Geheime Nat von Kiderlen-Wächter hat einen ihm Allerhöchst be-

hrend seiner Abwesenheit

werden die Geschäfte der Gesandtschaft von dem Legations- sekretär Dr. von Verdy du Vernois geführt.

Der Direktor beim Rechnungshofe des Deutschen Reichs, Wirkliche Geheime Oberregierungsrat Maas ist von seiner

Der Königlich portugiesishe Gesandte Vicomte de Pin-

t und hat die Leitung der

T. B.“ ist der ausreisende S. M. S. „Planet“ mit dem R.-P.-D. „Sandakon“ gestern in Manila eingetroffen und hat an demselben Tage die Reise nah Friedrich Wilhelmshafen

S. M. S. „Jaguar“ hat die Abreise von Nagasaki

rwärts“ ist vorgestern in

Nanking eingetroffen und an demselben Tage von dort nach

Wildpark, 15. Dezember. Heute vormittag sind Jhre Majestäten der König und die Königin von Seiner Königlichen Hoheit dem Kron-

Nor- Zum B.“ zufolge, versammelt: Jhre Majestät die

en und Prinzessinnen des

Haujes sowie die in Potsdam anwesenden Prinzen rinzessinnen aus regierenden deutshen Häusern, das Allerhöchste Hauptquartier, die aktiven Generale der Garnison der norwegishe Generalkonsul aus Berlin und

Nach der Vorstellung der Gefolge

gege

in die Majestäten den Vorbeimarsh der vom Garde- jägerbataillon ge}tellten Ehrenkompagnie ab und begaben Sich. zu Wagen, von einer Eskadron des Regiments Gardes du Corps unter dem Kommando Seiner Kaiserlichen und König-

esfkortiert, nah dem Neuen

Palais, wo als Ehrenwache die Leibkompagnie des 1. Garde-

öniglihen Hoheit dem

Aufstellung genommen hatte und

Es fand hierauf ein

Neiter Max Dittrich, nt, früher im Infanterie- in der Krankensammel- Karl Selig, ge- , früher im Landwehrbezirk zu Keetmanshoop an geboren am 20. 5. 1884

Reiter Karl Brennecke, ge- früher im Infanterie-

Aeußeren Freiherr von Aehrenthal

Expansionspolitik beizutragen ; hierzu Gruppterung

der Würde des Kommandanten der auf Anregung Oesterreih-Ungarns Rolle zugedacht sei.

und seien fest entschlossen, die herzliher zu gestalten. Sie täten dies betder Länder, sondern auch um

Der Minister bedauerte, daß immer gegenteiligen Versicherungen österreihisch - ungarischen

auftauche.

der Minister das stets von der

politishe Lage Europas eine klare, auch feste Politik betreiben, deren Ziel

Kanzleirat,

und Erhaltung threr Machtstellung.

Reden, er werde ernstlih bemüht sein, l Abgeordneten Baernreither vorgestern betonten wirtschaftlichen

die Legende Eroberungspolitik auf Diese Legende gehöre in die Kinderstube. man an dem, was man besie, festhalten. Monarchie für Serbien bekundete. Wohlwollen, doch dürften, wie erklärt, Monarchie niht vergessen noh vernachlässigt werden erklärte zum Scluß, Oesterreih-Ungarn müsse in Anpassung an die

Oesterreich-Ungarn.

Die österreichische Delegation hat gestern das Budget des Ministeriums des Aeußern angenommen. Nach dem Bericht des „W. T. B.

erklärte der Minister des in Beantwortung verschiedener zur Verwirklihung der vom

bedürfe es aber vor allem der

der wirtshastlihen Kräfte. Die von der österreihisch- ungarischen Monarchie au3gegangene Arregung, einen Italiener mit der Gendarmerie von Mazedonten zu betrauen, sei für Italien ein deutliher Beweis gewesen, daß bet:

und Rußlands unternommenen

Aktion Italien als Bundesgenofsen und Freunde eine hervorragende Bezüglich des Verhältnisses zu Ftalien betonte der Minister von neuem, beide Regierungen hätten den ernsten Willen etderseitigen Beziehungen

immer nicht nur, um den Interessen der Allgemeinheit zu nüßen. wieder troy seiner positiven von der angeblichen dem Balkan Natürlich müsse Bezüglich Serbiens betonte.

darüber die I=terefsen der Der Minister

vorsihtige, gegebenenfalls aber sei: Sicherung der Monarchie

Nach der Erledigung des Bs des Ministeriums des Aeußern begann die Delegation die Beratung des Okku- pationskredits. Nachdem die Delegierten Biankini und Klotac eine Reihe Beshwerden vorgebracht hatten, wurde die Generaldebatte geschlossen.

Jn der gestrigen Plenarsißung der Delegation ist das zweimonatige sorium angenommen worden.

Die Regierung hat gestern im österreihischen

errenhause eine Vorlage eingebracht, welche die Zahl der lebenslänglichen itglieder dieses Hauses mit Leo begrenzt. Ein Kommuniqué hierzu besagt, „W. T. B.” ufolge: zuf Der Entwurf steht in einem innigen Zusammenhang mit der Neugestaltung des Abgeordnetenhauses. Das konstitutionelle Prinzip verlangt als unerläßlihe Ergänzung ein starkes Oberhaus, das nur dem eigenen Gewissen und der Geschichte - verantwortlih ist und die fonservativen Interessen zu wahren sowte die Bürgschaften für eine allmählihe und friedlihe Entwickelung zu bieten vermag.

ungarischen Budgetprovi-

Der Entwurf enthält eine großherzige Selbstbeshränkung der Krone in einem Vorrehte und diese Selbstbeshränkung reiht sich den zahlreihen Opfern an Nechten und Ansprüchen an,

die alle Nationalitäten, Wählerschaften und Parteien des Abgeordneten- hauses um eines großen Zweckes willen gebracht haben. Sie erfolgt aber in der Erwartung des Gegenopfers, daß nämli die erste Kammer, im eigenen Hause gesichert gegen die vom Abgeordnetenhause beschlossenen Aenderung seiner Grundlagen, eine weitere Einwendung nicht mehr erheben werde. Die Verknüpfung dieser eigenen Sicherung mit der inneren Reform des anderen Hauses würde das große Werk der MWabhlreform gefährden, vielleiht sogar vereiteln; vereitelt aber darf die Reform niht werden. Die Folgen einer solhen der ganzen Be- völkerung unerwarteten Wendung wären unabsehbar, die Verant- wortung hierfür zu groß. Die Regierung erstrebt nihts anderes als den ebenmäßigen Ausbau unserer großen parlamentarischen

Körperschaften. Großbritannien und Jrland.

Das Oberhaus hat, nah einer Meldung des „W. T. B.“, in zweiter Lesung das Geseß, betreffend die Haftpilicht der Arbeitgeber, und in dritter Lesung die Geseße, betreffend die Handels\chiffahrt und die Gewerbestreitigkeiten, angenommen.

Frankreich.

Jn dem gestern im Elysée abgehaltenen Ministerrate wurde mit der Ausarbeitung gesegeberisher Maßnahmen zur Durchführung des Trennungsgeseßes begonnen, die dem Parlament unterbreitet werden sollen. Der Wortlaut

derselben wird heute endgültig festgeseßt werden. Der Minisier Pichon sehte darauf, „W. D. B.“ gzu- folge, den Stand der auswärtigen Angelegenheiten aus-

einander und gab besonders Aufklärung über das vorgestern zwischen Frankreich, England und Ftalien in London unterzeihnete Uebereinkommen über Abessinien sowie über die Unterdrückung des Shmuggels von Kriegs- kfonterbande an der Somaliküste. Der Minister gab dann bekannt, daß die Archive der früheren frarzösishen Bot- haft beim päpstlihen Stuhle infolge Ablebens des Hüters dieser Archive nah Paris zurückgebraht worden seien.

Bei der Durchführung des Trennungsgeseßes ist es gestern an verschiedenen Orten zu Kundgebungen gegen die Lex ggr organs gekommen.

In Nantes wurden, obiger Quelle zufolge, die Beamten von erregten Volkshaufen an der Protokollaufnahme gehindert; große Volksmengen traten in Lyon zu Gunsten des Erzbischofs Kardinals Coulliós, in Montpellier zu Gunsten des Bischofs egen die Beamten auf. In Arras, wo der Bischof durch Militär aus dem Bischofspalais gebraht werden mußte, war die Gendarmerie genötigt, die Menge gewaltsam zurückzudrängen und Ber- haftungen vorzunehmen. Die Tore des großen Seminars, die ver- barrikadiert waren, mußten einges{lagen werden; dann führten Soldaten aus dem großen wie aus dem kleinen Seminar die Zöglinge einzeln heraus. In Barbent ane (Departement NRhone-Mündung) mußte der Polizeikommissar vor der erregten Menge in ein Kaffeehaus flüchten, wo er ih den ganzen Tag über versteckt hielt.

2 Von dem erzbischöflihen Amt in Paris is, wie der „Temps“ meldet, in bezug auf die Erklärungen, die von Laien auf Grund des Versammlungsgeseßes über die Abhaltung des Gottesdienstes in den Kirchen abgegeben sind, folgendes Gutachten mitgeteilt worden:

Derartige Cifklärungen bedeuten, vorausgeseßt, daß sie in der ehr- lichen, ehrenhaften Absicht abgegeben worden sind, Nuhbestörungen hintan- ¡uhalten, keinerlei Ungehorsam gegen den Papst. Das Verbot solcher Erklärungen dur den Papst bezieht sih aus\chließlich auf die Geist- lichen. Die Absicht des Verbotes ist, zu verhindern, daß die Kirche sich offiziell dem Staat unterwerfe. Das von einzelnen katholischen Laten gebrauchte Auskunftmittel hat den Wortlaut und die Absicht des päpstlichen Verbots respektiert. Es liegt also kein Ungehorsam vor. Jn der gestrigen Sißung des Senats fuhr Monis in der vorgestern unterbrochenen Begründung seiner Jnter- Soi über die Ausführung des Flottenprogramms ort,

Nach dem Bericht des „W. T. B.* untersuhte der Redner dîie Ursachen des Mißerfolges der feitherigen Programme und rieb diese dem Mangel an Eeist des Entschlusses und an Geist der Folge-

rihtigkeit zu. Er \prach scin Bedauern aus, daß Schiffs- typen gebaut wlirden, die so untauglih seien wie beisptel8-

Frankreih lasse sich überholen aus der : Fehler, unter solchen Bedingungen echs Panzer sie zu bauen, die minderwertiger seien als die der Nivyalen und dur deren Herstellung die verfügbaren Mittel, die französishen Arsenale und Arbeiter für ¡ehn Jahre festgelegt seien. Monts erklärte sodann, die Matrosen teilten niht den ptimismus Thomsons, der der Ansicht sei, daß die neuen französishen Panzer- \hiffe mächtiger sein würden, als die ähnlichen Schiffe des Aus- landes. Thomson unterbrah den Redner wiederholt und erklärte, es seien Kanonen von 30,5 cm Kaliber in Bestellung ge- geben; was die scchs Panzerschiffe betreffe, fo habe sih der oberste Marinerat einstimmig im günstigen Sinne für den Bau ausgesprochen Monis wiederholte, man müsse Schiffe bauen, die denen der übrigen Nationen überlegen seien, man müsse die Aus- rüstung verbessern und die Koften für Arbeitslöhne verringern; leßteres werde gestatten, bedeutende Grsparnisse herbeizuführen. Monts ver- langte \{chließlich, daß die Marineverwaltung cinshneidende Reformen vornebme, die alten Schiffe außer Gebrauch seße und die Artillerie verbessere; die französishen Kanonen seten minderwertiger als die englischen, die bemerkenswerte Resultate erzielt hätten.

Monis wird am Dienstag seine Nede fortsegen. Das Haus vertagte sich darauf.

‘Die Deputiertenkammer hat gestern 16 Artikel des Finanzgesehes angenommen, darunter die Steuer auf Klaviere, Orgeln und Harmoniums mit Ausnahme solcher Jnstrumente, die Künstlern und Lehrern gehören, und solcher, die monatweise vermietet werden. Angenommen ist ferner ein Amendement, nah dem jeder Adelige seines Adelsprädikats verlustig gehen soll, wenn dieses niht durch Ministerialerlaß bestätigt ijt

weise die Panzerkreuzer; aues Linie. Es sei ein

Rußland.

Unter massenhaftem Andrang hat gestern in Moskau eine Versammlung der Oktobristen stattgefunden, der Vertreter der St. Petersburger Oktobristen, der Kadetten, der Partei der friedlihen Erneuerung und anderer rets stehender Parteien beiwohnten. Nachdem Gutschkow die Gegner des Verbandes, die zum Meinungsaustausch erschienen waren, be- grüßt hatte, führte der St. Petersburger Oftobrist Puschkin in längerer Rede „W. T. B.“ zufolge aus:

Dur das vaterlandslose Verhalten der Kadetten sei zwischen diesen und den Oktobristen Feindschaft entstanden. Der Borwurf, die Oktobristen unterstützten die Regierung, sei eine Verleumdung, doch rene der Verband mit den Schwierigkeiten, unter denen das Mini- sterium zu arbeiten habe, und erkenne an, daß der Ministerpräsident Stolypin ein aufrihtiger Mann sei. In der kommenden Duma wolle die Partei niht die Regierung bekämpfen, fondern shaffend arbeiten. Zwischen den Kadetten und NRevolutionären habe ein offener Zusammenhang bestanden, daher sei auch der Wyborger Aufruf niht in einer plöplihen Aufwallung entstanden, sondern eine logishe Folge der Haltung der Pautei gewesen. Redner der Kadettenpartei suchten nachzuweisen, daß die Regierung an der Unproduktivität der ersten Reichsduma {huld sei. Der Fürst E. Trubeykoi (Partei der friedlichen Erneuerung) warf den Oktobristen vor, daß sie der Regierung niht scharf genug Opposition maten, und verurteilte ebenfalls die Haltung der Kadetten.

Gutschkow {loß die Versammlung mit der Erklärung, daß zwischen seiner Partei und den antinationalen Kadetten, den Verbündeten der Revolutionsparteien, ein unüberbrück- barer Abgrund vorhanden sei.

Ftalien.

Jn der Deputiertenkammer wurde gestern die Be- ratung des Marinebudgets fortgeseßt.

Der Marineminister Mirabello beantwortete mehrere An- fragen und dankte für die der Marine gespendeten Lobsprüche. Wie das „W. T. B.* berichtet, äußerte er die Absicht, die Schiffsbauten zu beshleunigen und im nächsten Rehnungsjahr mit dem Bau von großen Panzerschiffen, die zum Angriff und zur Verteidigung geeignet sind, zu beginnen. Der Minister gab zu, daß es zweckmäßig set, mehrere Schiffe, die der Flotte keine nüylihen Dienste mehr leisten können, auszuscheiden, und wies die Behauptungen, betreffend Mangel an Dtenstfreudigkeit der Mannschaften, zurück. Er betonte die Notwendigkeit, ohne Zögern mit der Verwirklichung des Flotten- programms fortzufahren, und \# dem Beispiel der außerordentlichen Tätigkeit anderer Völker zu folgen. Er könne auch nicht einmal die

Möglichkeit einer Verminderung der Flotte zugeben, da diese die überseeishen Interessen des andes und zahlreicher Italiener in entfernten Ländern sicherstellen müsse, Der Minister kündigte dann an, daß ein Kontrakt zum Bau

von Panzern mit einem Hause in Terni abgeschlossen sei, und drüte seine Genugtuung darüber aus, daß die heimische Industrie künftig die auswärtige Konkurrenz niht nur hinsichtlich der Güte der Liefe- rungen, sondern „auch hinsichtlih angemessener Preise werde schlagen können. Der Minister lobte {ließlich die mutige Einsicht des ge- samten Mainepersonals, besonders des der Unterseeboote, bei den N Manövern und zollte der Manneszucht der Besaßung hohe An- erkennung.

Die Kammer seßte darauf die Beratung des Kriegs- budgets fort.

Im Laufe der Debatte widerlegte der Sozialist Treves die Anklage, daß der Sozialismus keinen Patriotismus habe, und gab auch im Interesse des Proletariats die Notwendigkeit einer nationalen Landesverteidigung zu, aber das Heer sollte nur diesen Zweck erfüllen und müsse einer Reform unterzogen werden. Als der Redner sagte, die Armee sei niht mehr der höchste Ausdruck der Nation, rief ihn der Präsident zur Ordnung. Der Kriegsminister legte alsdann die Maß- nahmen der Regierung dar, um die im Heere bemerkten Uebelstände zu be- seitigen. Sodann hob der Minister die günstige Gelegenheit hervor, eine böbere Artillerie- und Genieshule zu errihten, kündigte einige

Abänderungen in der Militärjustiz an und führte sodann aus, daß die wichtigste Frage die Umgestaltung der Artillerie sei. Diese Aufgabe sei bereits technisch gelöst, er bitte die

in dem Werke zu Gunsten des Heeres, dem er sein ganzes Leben geweiht habe, zu unterstüßen. Païs-Serra drückte dem Redner das Vertrauen aus, die Kammer werde niemals die Zustimmung zu Maßnahmen verweigern, die dahin gehen, daß das Heer stark und zuverlässig bleibe.

Darauf verlas der Präsident eine Tagesordnung Brunialti und dreier anderen Deputierten, der zufolge die Kammer die Regierung auffordert, die Verteidigung an der Grenze des Landes zu ergänzen, und zur Tagesordnung übergeht.

Der Ministerpräsident Giolitti ersuhte Bruntalti, seine Tages- ordnung, die, wenn fie angenommen würde, zu irrtümlihen Aus- legungen Anlaß geben könnte, zurückzuziehen. Giolitti versicherte, bei Wiederaufnahme der varlamentarishen Arbeiten werde er einen dahin gehenden Gesetzentwurf einbringen. Brunialti zog darauf seine Tages- ordnung zurü.

Das Haus genehmigte alsdann das Budget.

Kammer, ihn

Spanien.

Die Deputiertenkammer beschägie sih gestern mit der Beratung der Vorlage, betreffend die Ratifikation der Algecirasakte. s

In der Debatte führte der. Deputierte Romero, wie W. T. B. berichtet, aus, daß Spanien durch die Konferenz nichts gewonnen habe; wenn es niht noch mehr verloren habe, so sei dies der Unter- stützung der deutschen und österreihisch-ungarischen Delegierten zu danken. Der Berichterstatter Zamora legte dar, dur die Konferenz seien Spaniens Rechte in Marokko dur ganz Europa anerkannt worden. M atairx (liberal) meinte, Spanien fehle es an allen materiellen Mitteln, um die übernemmene Mission zu erfüllen. Der General Suarez- Fn han, Mitglied der Kommission, gab die Erklärung ab, Spanien verfüge im Gegenteil über die nötigen Mittel, es handle sich im übrigen nicht darum, über die Algecirasakte zu beraten, sondern sie zu ratifizieren oder sie abzulehnen.

Auf eine Anfrage erklärte der Finanzminister, daß die Negierung in Unterhandlungen wegen Verlängerung des handelspolitishen modus vivendi mit Deutsch- land bis nächsten Juni stehe.

Belgien.

Die Deputiertenkammer hat gestern die Beratung über die Congovorlage wieder aufgenommen.

Der Ministerpräsident erklärte im Laufe der Debatte, „W. T. B.“ zufolge, daß das belgishe Gese in voller Freiheit die Regierungsform der Kolonialbesizungen regeln werde. Die Regierung werde zusammen mit dem Auéschusse der Deputiertenkammer mit allen Kräften, ohne einen einzigen Tag zu verlieren, die Ausarbeitung der Kolontalvorlage zu fördern suchen.

Mehrere Tagesordnungen wurden zurückgezogen oder ab- gelehnt; angenommen wurde mit 128 gegen 2 Stimmen bei 29 Enthaltungen die Ls der Union patriotique, die von der Erklärung der Regierung Kenntnis nimmt und dem Wunsche Ausdru gibt, daß die Kammer in kürzester Frist mit der Frage der Besizergreifung des Congostaates aa werde und der Ausshuß möglichst bald seinen Bericht vorlege,

Montenegro.

Jn der Skupschtina haben vierzig Abgeordnete den Antrag eingebraht, daß Danilowgrad an Stelle von Cetinje zur Hauptstadt von Montenegro erklärt werden foll, da Cetinje niht die notwendigen Vorbedingungen, um Hauptstadt zu bleiben, ‘namentlih nicht genügenden Flächen- raum zur Weiterentwicklung besige und an Wassermangel leide. Die Durchführung des Antrages wurde L Be zufolge, die Aufnahme einer Anleihe von mehreren Millionen erforderlich machen.

Schweden.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ ist der König Osfkar erkrankt. Das gestern ausgegebene Bulletin über das Befinden des Königs besagt:

Der Köntg hatte eine ruhige Nacht mit \echs- Stunden Schlaf

und geringem Husten. Temperatur am Morgen 38,3 Grad. Puls andauernd unregelmäßig. Der Tag verlief gleichfalls ruhig. Abends

temperatur 38,3 Grad. Die Herztätiokeit ift ‘regelmäßiger. Es O etwas Shleim in der Luftröhre. Der Appetit ist recht gut.

Der Kronprinz, der gestern aus Berlin in Stockholm eingetroffen ist, hat wegen der Erkrankung des Königs die Regentschaft übernommen.

Amerika.

Nach einer Meldung des „W. T. B.“ aus Guayaquil (Ecuador) hat der General a der die Revolutionäre am Azoguez-Fluß besiegt hat, gestern seinen Einzug in Cuenca an der Are der Regierungstruppen gehalten, wobei der Führer des Aufstandes, Oberst Vega und die übrigen Gefangenen aus jener Schlacht im Zuge mitgeführt wurden. Ein Volks- haufe versuchte, die Gefangenen zu befreien, worauf die Soldaten Feuer gaben und die Menge auseinandertrieben. Der Oberst Vega wurde tot am Plaße gefunden.

Der brasilianische Senat hat, wie die „Frank- furter Zeitung“ meldet, die Stadt Rio de Janeiro zur Aufnahme einer Anleihe von 10 Millionen Pfund Sterling unter Garantie der Bundesregierung ermächtigt.

Afrika.

Die Vertreter des Sultans von Marokko ver- handelten gestern in Tanger mit Raisuli. Wie die „Times“ berichten, wird ein Uebereinkommen auf der Grundlage getroffen werden, daß die Bezirke in der Nähe von Tanger dem Gouverneur der Stadt unterstellt werden, während Naisuli die Verwaltung der entfernteren Bezirke fortführt.

Kunft und Wissenschaft.

Die Archäologishe Gesellschaft zu Berlin feierte am Sonntag, den 9. Dezember, in hergebracht solenner Weise im Arcitektenhaus ihr diesjähriges „Winckelmannsfest“. Das zu diesem Tage unter dem Titel „Terina“ ausgegebene 66. Winckelmanns8- programm der Gesellshaft hat Herrn Dr. NRegling, Direktorial- assistenten beim Münzkabinett der Königlichen Museen, zum Verfasser und behandelt die Münzen der antiken Stadt Terina, die in Groß - Griehenland an der Westküste des heutigen Calabrien beim Golf von Santa Eufemia gelegen war und, wie ihre zahlreihen und fkünstlerisch hervorragenden Prägungen beweisen, von der Mitte des fünften bis in die erste Hälfte des vierten Jahrhunderts v. Chr. eine Periode hoher Blüte erlebt hat. Nachdem der Vorsizende, Geheimrat, Professor Kekule von Stradonitz die Festsißung eröffnet, die versammelten Gäste und Mit» s begrüßt und dem Ehrenmitgliede des Vorstandes Professor

onze, dem langjährigen Generalfekretär des Katserlich Deutschen Archäologischen Instituts, die Glückwünsche der Gesellschaft zu seinem am nächsten Tage stattfindenden 75. Geburtétage ausge\prochen hatte, ergriff als erster Redner des Abends Professor C onze das Wort. Er berichtete über die Ergebnisse der dies jährigenArbeiten desArhäologischen Instituts in Pergamon, an denen er, wie auch in den Vor- jahren, selbst teilgenommen hat. Die Leitung hatte Professor Dôrp- feld aus Athen, dem die Herren Baurat Gräber, Architekt Kawoerau, Dr. Schazmann und Dr. Iacobsthal zur Seite standen. Die Er- gebnisse waren in diesem Jahre besonders mannigfaltig. Das obere Gymnasium wurde zum großen Teile freigelegt, eine Strecke der Stadtmauer des Eumenes aufgedeckt, eine Brüdcke als aus der Sten herrührend nachgewiesen, in den Palästen auf der Hochburg wurden neue Aufklärungen gewonnen und im sogenannten Hause des Attalos Wandmalereten freigelegt. Von den Grab- hügeln in der Ebene ergaben zwei die unverletßten Bestattungen aus der Köntgszeit, und zwar der eine ein Kriegergrab, in dem ein goldener Éichenkranz besonders gut erhalten war. Sodann wurde unsere Kenntnis der Wasserleitungen erheblih bereihert und ein alter Landstraßenzug neu nahgewiesen. Zum Schluß lenkte der Vortragende die Aufmerksamkeit auch auf die Erhaltung der freigelegten Denk- mäler. Den durch zahlreihe vorzügliche Lichtbilder illustrierten Hauptvortrag des Abends hielt ber Negierungtbaumeister Krender über die archäologischen Ergebnisse der auf Befehl Seiner Majestät des Kaisers im Winter 1905/06 in Aksum, der alten Hauptstadt von Abessinten und noch jeßt der heiligen Stadi der äthtopishen Christenheit, aus- geführten Untersuchungen und Ausgrabungen. Die Mitglieder dieser Aksum-Expedition waren gewesen : rofessor Dr. Littmann aus Straß- burg als wissenschaftliher Leiter, Regierungsbaumeister Krencker als technisher Leiter, Regierungsbaumeister von Liüpke als Assistent des tehnishen Leiters und Photograph und Stabsarzt Dr. Kaschke als ärztlißer und naturwissenschaftlicher Berater. Der Vor- tragende, dem die Leitung der Ausgrabungen und die Aufs nahme der Monumente und Gebäude obgelegen hatte, behandelte hauptsächlich die alten Baudenkmäler aus den 1: DIO 5. Jahrhundert n. Chr., vor allem die steinernen Königsthrone, auf deren Seitenlehnen die Herrsher Aksums ihre Kriegszüge dur In- schriften verherrlihten, sodann die gewaltigen Monolithe (Stelen), die zu Ehren von Toten aufgerihtet wurden. Von diesen ist besonders eine Art bemerkenswert, die mit einer eigentümlihen Stockwerkgs architektur verziert ist. Wie auf lykischen Grabfassaden, so ist au hier eine alte Holzbauweise nahgeahmt. Neliefartig find unten Türen und darüber mebrere Stockwerke mit Fenstern eingemeißelt. Vor den Stelen liegen Opferaltäre. Der längste dieser Steinkolofse mißt 33 m und ist der größte der bisher bekannten aufgerichtet gewesenen Monolithe der Welt. Der Bronzeshmuck, der einst die Köpfe dieser Stelen ztierte, ist leider vershwunden. Die Erklärung der in Stein gehauenen Holzformen wurde an der hödhst bemerkenswerten frühs mittelalterliden Kirhe in Debra - Damo nagen bei der sich die Tradition der alten Hol¡bauweise deutlih erhalten hat. Es folgte die Demonstration von Tempeln und Palâästen, zum Teil höchst merkwürdiger Bauten, die füdara ishen Einfluß verraten. Das egen ist cine Abhängigkeit der architektonishen Formen vom alten egypten niht vorhanden. Eine Besprechung frühchristliher Bauten des den mit lebhaftem Beifall aufgenommenen Vortrag. An die Fests a {loß sh das übliche Festmahl an, an dem auch zahl- reihe Gäste teilnahmen.

Jagd.

Dienstag, den 18. d. M., findet Königliche Parforce- jagd statt. Stelldihein: Mittags 121/4 Ühr am Wirtshaus „Gardestern“,