1906 / 297 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 17 Dec 1906 18:00:01 GMT) scan diff

Finanzministerium.

Die Rentmeisterstelle bei der Königlichen Kreiskasse in Memel, Regierungsbezirk Königsberg, ist zu beseßen.

Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten. Dem Tierarzt Hermann Berger in Müncheberg ist die kommissarische Verwaltung der Kreistierarztstelle zu Nummels- burg i. Pomm. übertragen worden.

BeltanntimaMmuUna.

Gemäß § 46 des Kommunalabgabengeseßes vom 14. Juli 1893 (G.-S. S. 152) wird zur öffentlichen Kenntnis gebracht, daß das auf das Aktienkapital der Mödrath-Liblar-Brühler Eisenbahn-Aktien-Gesellshaft aus dem Betriebe des Unternehmens im Rechnungsjahre 1905 zur Verteilung ge- langte, im Jahre 1906 kommunalabgabepflihtige Rein- einfommen auf 25 200 6 festgestellt worden ift.

Cöln, den 13. Dezember 1906. |

Der Königliche Eisenbahnkommissar. V V! Dorner.

Niqchlamtkliches.

Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 17. Dezember. Das Koöónigliche Staatsministerium trat unter dem Vorsiß seines Präsidenten Fürsten von Bülow heute zu einer Sißung zusammen.

Dem Regierungsassessor Weismüller in Münster ist die kommissarishe Verwaltung des Landratsamts im Kreise Daun, Regierungsbezirk Trier, übertragen worden. :

Der Regierungsassessor Dr. Göh mann aus Minden ist dem Landrat des Kreises Labiau und der Regierungsassessor Schönberg aus Bromberg dem Landrat des Siegkreises in Siegburg zur Hilfeleistung in den landrätlihen Geschäften zugeteilt worden.

Potsdam, 16. Dezember. Jhre Majestäten der König und die Königin von Norwegen besuchten gestern nachmittag das Mausoleum bei der Friedenskirhe und legten hier an den Sarkophagen Jhrer hochseligen Majestäten des Kaisers und der Kaiserin Friedrich Kränze nieder. Abends fand zu Ehren der hohen Gäste im Neuen Palais bei Seiner Majestät dem Kaiser Galatafel statt, bei der, ,W. T. B.“ zufolge, zwischen den beiden Monarchen Trinkz sprüche eweselt wurden. Hieran \chloß sich im Theatersaal die Aufführung des Lustspiels „Castor und Pollux“ von W. Ernst. Heute vormittag besuhten Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin mit dem König von Norwegen den Gottesdienst in der Garnisonkirhe. Gegen 1 Uhr begab sih Seine Majestät der König Haakon mit Gefolge und Ehrendienst nah Berlin, stattete den dort wohnenden Fütstlich- keiten Besuche ab und kehrte darauf nach dem Neuen Palais zurück. Nach dem Diner geleiteten Jhre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin die norwegishen Majestäten nach dem Bahnhof, wo sich Jhre Kaiserlichen und Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kron- prinzessin sowie die Prinzen und die Prinzessinnen des Königlichen Hauses zur Verabschiedung eingefunden hatten. Gegen 10 Uhr erfolgte die Abfahrt über Berlin nah Kopen-

hagen. Deutsche Kolonien.

Aus Windhuk in Deutsh-Südwestafrika „W D. D aujolae/ veri0ret: M

Der Reiter Johann Dudeck, geboren am 10. August 1881 zu Neudorf, früher im Fnfanterieregiment Nr. 32, ist am 12, Dezember im Lazarett zu Warmbad an Ruhr gestorben.

wird,

Oefterreich-Ungarn.

Die österreichishe Delegation hat vorgestern den Okfkupationskredit angenommen, nachdem der gemeinjame Finanzminister Baron von Burian die am Freitag vor- gebrachten Anschuldigungen gegen die Verwaltung Bosniens eingehend widerlegt hatte. Nach Erledigung der dritten Lesung des Budgetprovisoriums vertagte sih, „W. T. B.“ zufolge, die Delegation bis nah Neujahr.

Frankreich.

Der Ministerrat hat den endgültigen Text des Geseß- entwurfs zur Sicherung der Ausübung des fatho- lishen Gottesdienstes festgestellt. Nach ciner Meldung des „W. T. B.“ enthält der Entwurf sechs Artikel, durch die den Gemeinden, Departements und dem Staat das fofortige Eigentumsreht an den Kirchen, Pfarrhäusern, bishöf [ichen Palästen und Seminargebäuden zugesprochen und die Ausübung des Gottesdienstes gemäß der neuen Form durch Vereinigung der Geseße von 1881 und 1906 mit der be- sonderen Bestimmung angeordnet wird, daß die Kirhen auch fernerhin für den Gottesdienst zur Verfügung gestellt bleiben sollen. Die Pension wird denjenigen Priestern entzogen werden, die Gottesdienst halten, ohne das Gejeß an- erkannt zu haben. Die Kammer wird beschließen, ob der Gesehentwurf einer besonderen Kommission oder der bestchenden Kultuskommission zu überweisen ist. L ie Regierung hat den Entwurf, betreffend das Vorgehen gegen Beamte in fremden Diensten, vorläufig zurückgestellt und beschlossen, ihn dem Parlamente erst dann vorzulegen, wenn es zu einem iyste- matishen und verabredeten Widerstand des Episkopates fommen würde. E R

Der Kardinal-Erzbishof Nichard hat dem Minijter-

Weisung, das erzbischöflihe Palais zu verlassen, mitteilen afen Vak er a A und daraufhin einen Aufschub für seinen Auszug auf unbestimmte Zeit erhalten. Man ver- sichert, daß Richard sih dies nicht zunußze machen und binnen kurzem sein Palais verlassen werde. i Von Bischofs- und Erzbischofssißen, großen und kleinen Seminaren, die Staatseigentum sind oder niht mehr be- stehenden Kultusanstalten gehören, sind am Freitag 15 Bischofs- und Erg E 18 große und 10 kleine Seminare, im ganzen also 48 Grundstüde geräumt worden. Zur Räumung dieser Grundstücke war in fünf Fällen das Einschreiten der öffentlihen Macht erforderlich. : :

Gemäß dem Geseße von 1901 sind vorgestern mehrere Kultusvereinigungen gebildet worden. Jn sämtlichen Kirchen von Paris isst gestern in Anwesenheit zahlreicher Gläubiger Gottesdienst U Ak worden, ohne daß sih ein Zwischenfall ereignete. :

Die Deputiertenkammer hat vorgestern die Be- ratung über das Finanzgeseß unterbrohen, um dem Kultus- minister Briand Gelegenheit zu geben, die Begründung des im Ministerrat ausgearbeiteten Geseßentwurfs zur Sicherung der Ausübung des katholischen Gottesdienstes zu verlesen B D V. zufolge, mit stürmishem Beifall von der Linken aufgenommen wurde. Die Kammer hat mehrere Anträge angenommen, wonach die Soldaten des Jahrgangs 1903, die Landwirlschaft treibenden Familien an- gehören, in die Heimat entlassen werden sollen. Sodann wurde das gesamte Budget, das einen Einnahmeübershuß von 37 484 Franks enthält, mit 446 gegen 91 Stimmen bewilligt.

Nuß:land.

Ueber den vorgestern gemeldeten Anschlag auf den Admiral Dubassow werden vom „W. T. D folgende Einzelheiten gemeldet: Als der Admiral in dem in der Nähe seiner Wohnung belegenen Taurischen Garten spazieren ging, betraten drei unbekannte Personen den Garten. Zwei von ihnen nahmen auf ciner Bank Plaß und beobachteten Dubassow, E buitter trat hinter eine in der Nähe gelegene Anhöhe und feuerte auf Dubassow, als dieser sich näherte, einen Schuß ab, der jedoch fehl ging. Bevor die Geheimpolizisten, die Dubassow in einiger Entfernung folgten, herbeicilen konnten, feuerten die auf der Bank sißgenden Männer mehrere Revolvershüsse ab und warfen eine Bombe, die sofort explodierte und den Ad- miral am Fuß verleßte. Die Polizisten ergriffen einen der Attentöter, die beiden anderen flohen, wobei sie Schüsse abfeuerten und eine zweite Bombe warfen, die mit hwachem Knall explodierte. Schließlih wurde noch einer der Verbrecher festgenommen, dem dritten gelang es, zu entkommen. Die Verhafteten sind junge Leute von etwa 20 Jahren. Sie weigern sih, ihre Namen anzugeben. |

Der Warschauer Polizei is es gelungen, das Arbeits - fomitece der polnishen Sozialistenpartei festzunehmen. Die Zahl der Verhafteten beträgt 63.

Das „W. T. B.“ verbreitet ferner folgende Meldungen :

Im Basmanorwostadtteil von Moskau sind gestern ein großes Waffen- und Pulverlager, ferner sieben Bomben und ein Pud Dynamit entdeckt worden. Dreißig Mitglieder der revolutionären

Kampforganisation sind verhaftet worden.

Gestern isi,.in Radom gegen den Chef der Gouvernements- gendarmetrie, ObetérgPl07to, eine Bombe geworfen worden, durch die ihm ein Bein rissen wurde. Der Verbrecher, ein Zögling der Handelsschule, ist bis zu seiner Wohnung verfolgt und dort ergriffen

worden. Jtalien.

In den leßten Tagen haben in verschiedenen Provinz- städten Jtaliens Versammlungen und andere Kundgebungen stattgefunden, in denen. der Sympathie für die Dur ch- führung des französischen Trennungsgeseß es Aus- druck gegeben wurde. Eine für gestern auf dem Plaße Campo dei Fiori zu Nom (in der Nähße der französischen Botschaft) angekündigte Versammlung ist von den Behörden _aus Gründen der öffentlichen Sicherheit verboten worden. Troß des polizeilihen Verbots versuchten aber am Nachmittag einige Trupps antiklerikale Straßendemonstrationen in der Nähe der französishen Botschaft zu veranstalten. Die Polizei trieb die Demonstranten wiederholt auseinander und nahm cinige Verhaftungen vor. : ——,

f S D ommer beschäftigte :ch in der vorgestrigen Sißung mit der Beratung des Budgets des Y zern. N dem Bericht des „W. T. B.“ wies der Deputierte Lucifero auf die Shwierigkeiten hin, die gegenwärtig für die äußere Politik beständen; diese Politik bedürfe klarer Gesichtspunkte, einer festen Hand und des Bewußtseins der Pflicht und des Rechts. Italien

Nähe der diplomalishen Vertretungen der fremden Regierungen stes herrshen müsse, besonders wenn ein enlsprechender außdrüdlid,, F Wuns geäußert worden sei. ; | i l

Die Kammer genehmigte sodann alle Kapitel der Vorlag f über die außerordentlichen Eisenbahnausgaben. E

Spanien. E An demselben Tage, an dem die Ausweisung Mgr. Mon: F tagninis erfolgt ist, hat der Substitut des Staatssekretän F des Päpstlihen Stuhles Mgr. della Chiesa, wie d,

Merry del Val an den spanishen Botschafter bein : Päpstlihen Stuhl de Ojeda das Ersuchen gerit& F dem spanischen Botschafter in Paris Leon y- sofor darum zu ersuhen, die Obhut über d Archive der Nuntiatur zu übernehmen und proyi: E

darauf ein Chiffretelegramm an Leon y Castillo, in dem q F ihm diesen Auftrag übermittelte, und richtete dann cine Depes, an die spanishe Regierung, in der er diese von dey Y

zu nehmen und teilte telegraphisch nach Rom mit, | | Ansteuktionen von Madrid abwarten würde. Della Chiesq F telegraphierte darauf nach Madrid an den dortigen Nuntiuz, er. jolle den Entschluß der spanischen Regierung in Erfahrung | zu bringen suchen. Von seiten der spanischen Regierun

war nah Abhaltung eines außerordentlichen Ministerrates ein Telegramm an Leon y Castillo gerichtet worden mit der An: F

y Castillo die Obhut über die Archive nur mit Gene

gab. Jn dem am Freitag abgehaltenen i | der Ministerpräsident dem König Bericht über diesen Zwischen: F

Regierung einverstanden.

V.

instituts eingetragen sind.

und das Budget des JFnnern angenommen.

Türkei.

Wie das „Wiener

trosen und Soldaten eine Kundgebung auf dem neben

sie über die geseßlihe Dienstzeit bei der Trupp zurückgehalten werden. Das Haus des Kommandanten der Marinefeuerwehr wurde mit "Steinen beworfen, vor übergehende Offiziere wurden angehalten und mißhandelt; au der Vizeadmiral Ahmed Pascha, der Adjutant des Marine tainisters, wurde verleßt. Die bis zum Abend dauernde Kundgebungen der Matrosen wurden dadurch, daß man ihnen für die nähste Woche ihre Entlassung versprach, beendet.

Griechenland.

Jn der vorgestrigen Sißung der Deputiertenkammet hat der Ministerpräsident Theotokis für den erkrankten Minister des Aeußern Skuses die auf die kretische Fragt zufolge, auf Mittwoch anberaumt wurde.

Schweden.

Befinden des Königs besagt:

Temperatur 37,5, Lungenzustand unverändert.

Dänemark. : Der König und die Königin von Norwegen sind

empfangen worden. Amerika.

blie ohne Mißtrauen auf die militärischen Arbeiten Desterreichs an der Grenze; aber au ODesterreih müsse Vertrauen zu Italien haben und ihm freie Hand für seine Landesperteidigung lassen. Der Deputierte Artom gab feiner Befriedigung darüber Ausdruck, daß .der- Minister Tittoni fich die Kräftigung des Dreibundes auf Grund gegenseitigen Vertrauens angelegen sein lasse, und trat für herzliche Beziehungen zwishen Italien und Oesterreich-Ungarn ein. San tini führte aus, eine Besezung von Tripolis würde nur noch wentg Interesse haben, nachdem England und Frankrei fich das Hinterlanv geteilt hätten. Der Redner sprach seine, Freude aus über die Aus- führungen, die in leßter Zeit von Mitgliedern der Regierungen der verbündeten Staaten bezüglich Italiens gemaht worden find. Ver Deputierte Bissolati (Soz) betonte, die sozialistishe Partei habe stets für gute Beziehungen ¿wischen Italien und Oesterreichs Ungarn mitgewirkt. Da ein herzlihes Einvernehmen zwischen Italien und Oesterreich-Ungarn seine natürlihe Grundlage in den Tatjachen habe, sei der Dretbund für Jtalien ein unnüges Band und eine hwere Verpflihtung ohne genügende Gegenleistung; der Dreibund seße Italien der Gefahr eines Konfliktes mit Gngland as. Hierauf wurde die Weiterberatung des Budgets des Aeußern vertagt. Das Haus nahm sodann die Vorlage, be- treffend außerodentlihe - militärishe Ausgaben, in geheimer Abstimmung mit 196 gegen 38 Stimmen an. : Der Deputierte Moschini richtete darauf an

bots der Versammlung, die gestern auf dem Campo de Fiori abgehalten wcrden sollte. 4 | : Der Ministerpräsident erwiderte, die Kammer kenne die Bande brüderliher Freundschaft, die Italien mit Frankreich verbinden, und es bestänte ketn Grund, Charakter der Kundgebung durch s{chlechte Elemente entstellt J könnte, Der Ministerpräfident erinnerte daran, daß, als der frühere Präsident Loubet nah Rom gekommen sei, der französische Botschastec darum gebeten habe, daß eine von : [ S menten beabsichtigte Kundgebung verhindert werde. Das italienische

Kundzebungen für das französisch@e Volk veranstalten, die Regierung

präsidenten Clemenceau auf die gestern von ihm erhaltene

| könne aber nicht zugeben, daß die Ruhe gestört werde, die tn der

eine Sympathiekundgebung für die | {ranzösishe Nation zu verhindern, wenn er nicht befürchtete, daß der | werden |

denselben Ele- |

Die brasilianishe Deputiertenkammer hat, „V, T. B.“ zufolge, einen Geseßentwurf angenommen, der d

| Dekret vom 6. Januar 1904 aufhebt, das die Privi legien F

der landwirtshaftlihen Bevölkerung, namentlich 0 betreff der Löhne, einshränkt.

Afien. N Nach einer Meldung des „Reuterschen Bureaus“ ijt 1

keine Aenderung eingetreten. Muhammed Ali Mirza ist gestern in Teheran eingetro}

Das diplomatische Korps in Tanger ist von dem V treter des Sultans Mohammed el Torres dur ein amilie Schreiben von dem baldigen Eintreffen der O Trupp! unter El-Gebbas benachrichtigt worden, den «der Sullat damit beauftragt hat, die Sicherheit der Stadt wiederherzustellet und so die Durchführung der Bestimmungen der Konferet | von Algeciras bezüglih der Reformen in den anderen Hôje zu ermöglichen.

den | Ministerpräsidenten Giolitti eine Anfrage wegen des Ver- |

Nr. 71 des „Zentralblatts für das Deutsche Reis herausgegeben im Reichsamt des Innern, vom 14. d. M. du folgenden Inhalt: - 1) Konsulatwesen: Ermächtigung zur O yon Zivilstandsakten; Entlassung. 2) Bankwesen : Statu H ‘deutschen Nctenbanken Ende November 1906. D Zoll- und E | wesen: Steuerfreie Verwendung inländischen Nübenzuders zur Ta stellung von Fliegenvertilgungsmitteln; Ergänzung des Verzeichn n | ver zur Zusammensetzung des allgemeinen Branntweindenaturierm, | mittels ermächtigten Gewerbsanstalten. 4) Poltzeiwesen: 4! weijung von Ausländern aus dem Rekichsgebiet.

Nolk könne auf jede Weise in den geseßlihen Grenzen si haltende |

„Liberal“ meldet, im Auftrage des Staatssekretärs, Kardinal; F Castill, V

sorish den Vatikan zu vertreten. De Ojeda sand, }

Vorgefallenen in Kenntnis seßte. Leon y Castillo lehne es ab, die Verantwortung für eine derartige Mission ouf f [ ay c

weisung, sih jeder Einmischung zwischen Frankreich und den F Vatikan zu enthalten. Das Telegramm O

migung der F französischen Regierung übernehmen dürfe. Die spanische Ne | gierung richtete ferner ein Telegramm an de Ojeda, in dem sj F ihm ihre Mißbilligung über seine Handlungsweise zu erkennen inisterrat erstattet, F

fall. Der König erklärte sih darauf mit dem Verhalten de: F

Jn der vorgestrigen Sißung des Senats erklärt, „W. T. B.“ zufolge, der Finanzminister Reverter, daß die | Königliche Verordnung, betreffend die Abstempelung der äußeren Anleihe, zum Ziel habe, die Bezahlung in Gold der Coupons derjenigen Titres zu vermeiden, deren Besißer f Spanier oder die auf den Namen eines ausländischen Vank:

Die Deputiertenkammer hat vorgestern die Vor | lage, betreffend die Ratifizierung der Algecirasakte, J

Telegraphen-Korrespondenzbureau“ J meldet, haben vorgestern in Konstantinopel etwa 500 Ma:F

dem Marineministerium liegenden Kirchhofe veranstaltet, weil |

bezüglichen Aktenstücke vorgelegt, deren Besprehung, „W. L. V." F

Ein gestern vormittag ausgegebenes Bulletin über dai k

Der König \chltef ungefähr fünf Stunden, jedoch etwas unruhig H Herztättigkeit andauernd etwas ungleihmäßiz Î

mit dem Kronprinzen, „W. T. B.“ zufolge, heute vormitlag in Kopenhagen eingetroffen und von der Königlichen Familt F

dem Befinden des Schahs von Persien seit Freilag | Der präsumtive Thronfolge! F

Statistik und WwoCEXswirts\chaft. Ein- und AusfuhrvonZucker vom l. bis 10.Dezember 1906.

Einfuhr | Ausfuhr im im

Spezial- | Spezial- handel handel

dz rein

Gattung des Zudkers

Verbrauhszucker (raffinierter und Derrr raffi- nierten gleihgestellter Zudker) (176 a/i) .. Mo G Davon Beredelungsberler Rübenzucker: Kristallzucker (granulierter) (176 b) Rübenzucker : Platten-, Stangen- und Würfel- U O E Rübenzucker: gemahlener Melis (1764) ... O Stücken- und KrümeTzu(er S Rübenzucker : gemahlene Raffinade (178 f) .. 7805 UTNIDEN Uer Lot der G) 1915 MIOAUGeN L arn (G D 45 MUDENZUGEL L Ran (G 8 919 Andere SUAeT O D 212 049 Rohrzucker, roher, fester und flüsssger (176k). Rübenzucker, roher, fester und flüssiger (1761) 211211 Anderer fester und flüssiger Zucker (flüssige Naffinade ein\chließlich des Fnvertzuter- nrue U G. C s Füllmassen und Zudlerabläufe (SiruP, Me- lasse), Melassekraftfutter; Rübenfsaft, Ahorn- saft (176 n) Zudckerhaltige

Aufsicht : amt A : 2 069 Menge des darin enthaltenen Zuckers .. 983

Berlin, den 15. Dezember 1906. _ Kaiserliches Statistisches Amt. van der Bo æxgh!.

178 933

143 505

12 534 7 854

4 356

19

C 819 Waren unter steuerartliher

Die deutshe überseeische AuS8w anderung im November 1906 und in dem gleihen Zeitraum des Vorjahres. Es wurden befördert deutshe Aus8roanterer im Monat November über 1906 1905 B S ¿1345 1011 Hamburg . S 724 509 deutsche Häfen zusammen . . 2069 1520 fremde Häfen (soweit ermittelt) 83 309 bee bauE 2 0IDZ 1829,

Aus deutschen Häfen wurden irn November 1906 neben den

2069 deutshen Auswanderern roh 35 23SO AngeHörige fremder Staaten befördert, davon gingen über Bremen 21 056, über Hamburg 14904.

Zur Arbeiterbewegung.

Der Ausstand bei der Hanno vershen Gummikamm- fompagnie wurde, wie die „Köln. Ztg.“ erfährt, dur bedingungs- lose Wiederaufnahme der Arbeit in sämmtlihen Betrieben beendet.

Aus Lodz wird dem „W. T. B.“ telegraphiert, daß der Fabrik- besißgerverband gestern die Arbe iter der zehn größten Baumwollfabriken, in denen zusammen 35000 Mann bee schäftigt werden, benachrichtigt hat, daß Die Fabriken am 29. d. M. geschlossen werden, falls die Arbeiter die Vorshläge der Fabrik. besißer niht annehmen.

Erziehungs8- und UnterrihtS8wesen.

Der Minister für Handel und S ewerbe hat die sämtli@en Regierungs- und Gewerbeschulräte auf Den 18. und 19. d. M. zu einer Konferenz nach Berlin berufen, bet der Fragen aus dem Gebtete des gewerblihen und kaufmännif chenSchulwesens erörtert werden sollen. Auf der Tagesordnung stehen die folgenden Angelegenheiten: 1) Dienstlißhe Stellung der NRegierunas- und Gewerbeshulräte. Meferent: Geheimer QOkerregierungsrat Dönhoff. 2) Ueberweisung von Hilfskräften an die Regierungen zur Gntlaslung der Megierungs- und Sewerbeschulräte und zum Zwele der Heranbildung von Fach\ŒHuldirektoren und Gewoerbe- [chulräten. Referent: Geheimer Oberregierungsrat Dönhoff. 3) Jn welhem Umfange und in welcher Art tft den Baugewerkshullehrern Nebenbeschäftigung zu gestatten? MNefererit: Regierungs- und Gewerbe- {hulrat Clauß, Korreferent: Megierungs, und Gewerbeschulrat Spetler. 4) Empfiehlt es sich, den Zauyewerkschuldirektoren Fach- vorstände an die Seite zu stellen, und irx welcher Weise find eventuell ibre Befugnisse den Direktoren, dem ÜBrigen Lehrpersonal und den Schülern gegenüber abzugrenzen2 Meferent: Negierungs- und Ge- werbeshulrat Nausch, Korreferent: kommitifs. Negierungs- und Gewerbe- \hulrat Bretshneider. 5) Die Befugnisse Der Kuratorien an staatlichen und fommunalen Fahschulen, Neferent : GebeirnerOberregierungsrat Simon. 6) Grundsäße für die Erteilung des Zeftchenunterrihts urd die Aus- bildung dec Zeichenlehrer an den gewerblihen Fortbildungsschulen. Referent: Geheimer Regierungsrat Dr- Muthefius. 7) Einrichtung und Lehrpläne der gewerblihen und der EXaufmännishen Fortbildungs- shulen. Referent : Professor Dr. Thorzae. 8) Grundsätze für die staatlihe Unterstüßung dieser Schulen. WFTeferent: Geheimer Oberregie- rungsrat Dr. von Seefeld. 9) Empfiehlt es sit, künftig Hospitantem zum Besuche und zur Ablegung der Abgangs8prüf ung bei den Baugewerk\Mulen zuzulassen? Neferent: MRegierungs8s eund Gewerbeshulrat Kunz, Korreferent: Negierungs- und GewerbesŒÆWulr4t Wolf. 10) Lehrer- und Schülervereine an Fachshulen. MNeferent -= Regierungs und Gewoerbe- [chulrat Richter, Korreferent : Negierung8= und Gewrerbeshulrat Köhler. 11) Wie können die Fortbildungs- und Fahshulen bei Bekämpfung der GeschlehtskrankTheiten mitwirken 2 Meferent : Regterungs- und Gewerbeshulrat Beckert, Korreferent : MNegierungs- und Gewerbe- \hulrat Kleinstüber.

Kunft und Wifsserxschaft.

v, A. Russishe Künstler finrrd seltene Gäsle in unferen Ausstellungen. Bis auf den einen Conrftantin Somoff, mit dessen getstreihen und ges{chmackvollen Arbetiterx die Sezession uns bekannt machte, haben wir nicht oft Gelegenheit gehabt, thr Schaffen näher kennen zu lernen. Ihre Studien führten f i2 nah Paris, an die Quelle moderner Kunst, und selten verirrte sib Won dort eine Arbeit zu uns, Jeyt bringt der Schulteshe Kun f Falon eine erstaunlih reih- haltige Sammlung russisher Arbeiten von der äâltesten Zeit bis in die modernste: von weltabges{lofsenen, streng in sh be- sangenen Werken bis zu Bildern, aus denen das heiße Bemühen \priht, sich Fremdestes anzueignen unD {ch von der eigenen Art zu befreien. In kurzen Zügen wird die ganze Kunstent- wicklung dieses Volkes, in dem das feelishe Leben fo stark nah Auedruck ringt, vor uns aufgerollt, unD wir feben in eine fremd- artige, aber reie Kultur. Der westeuropäishe Einfluß is unver- kennbar ganz bedeutend, aber in wte eigener Weise wird er verarbeitet, wel seltsame, oft großartige Phantastik ringt da nach Gestaltung, welch individuelles Leben spricht aus den Bildnissen, die in Ausdruck und Bewegung fo anders sinD wie die unseren, einen fo anderen Menschens{Tag in lebendiger WaHrheit darstellen !

Die Sammlung beginnt mit frühen Heilligenbildern, die vom 15. bis zum 17. SFahrhundert reien. Sie find fast alle in streng bGbyzantinishem StiL (alten, steif, be- sangen in der Bewegung, s{chüchtern im Ausdruckl, ohne Ver-

ständnis für die Körperformen. Neicher Goldgrund i} häufig, ebenso spriht fich der Sinn für überladene Pracht in den Ver- kleidungen mit vergoldetem Silberblech aus, das, reich mit edlen oder Glassteinen beseßt, eine Madonna oder ein Christusköpf{hen umrahmt. Bon dem gewaltigen Aufschwung etner großartigen Kirchenkunst, die Westeuropa erlebte, scheint auch nit der leiseste Wellenshlag nah Rußland gedrungen zu sein. Unaufhörlih werden alte Muster wieder- holt. Dieselbe Art der Bewegung kehrt eintönig wieder, die Künstler hafen in vollkommener Erstarrung, ohne nur einmal den Blick auf die Natur zu richten, um von ihr zu lernen.

Der Aufschwung der russishen Malerei vollzog sich auh nit

auf religiösem, sondern auf profanem Gebiet. Peter der Große wurde auch hier ein Anreger und Förderer. Er \chickte eine Anzahl von Künstlern in das Ausland, damit fie dort studierten; dann wurde 1757 in St. Petersburg eine Akademie gegründet, an der Italiener und Franzosen als Lehrkräfte wirkten. Einer solden Anregung hatte es nur bedurft, um bedeutende Begabungen zu wecken. Im 18. Jahr- hundert erlebt Rußland eine Kunstblüte, in der troß dieses west- europäischen Einflusses höch| originelle und l'ünstlerisch hervor- ragende Werke geshafffen werden. Die Schultesche Sammlung zeigt uns in der Hauptsache Bildnisse aus dieser Zeit. Am reisten {find Dimitri Lewißky und Wladimir Borokowski vertreten. Lewißly ist die interessantere und bedeutendere Persönlichkeit von beiden. Gr ist nie über di? Grenzen Rußlands btnausgekommen ; was er malt, find alles Stockrussen, mit dem streng slavischen Typ, breiten Baenknochen, etwas s{hmalen, dunklen Augen, mit großem, beweg- lichem Mund. Aber wie weiß er auch die slavische Liebensroürdigkeit, Grazie, das Einshmeichelnde der Bewegung zu geben, wie [äßt er den faszirierenden Ausdruck über die oft uns{önen Züge siegen, welche höchst persönlichen Menschen leben und bewegen sih vor uns! Er hat eine Anzahl vornehmer Pensionärinnen aus dem Smolnyschen Institut gemalt mit selbstverständlicher, reizender - Anmut der Haltung. Es sind sehr selbständige Persönchen mit entzückend aus- geprägten, ganz durreiften Zügen, Eins seiner \{önsten Bilder ist das der beiden kleinen Tänzerinnen im Park, die sich so frei und zierlih halten und sih mit so übermütiger Laune in die Augen schauen. Die Bilder tragen, auch farbig, volllommen Rokokocharakter, sind hell, zartklingend im Ton, fein und reich in der Ausführung. Boro- kowski hat bei dem Wiener Lonnyi gelernt. Er ist welt- männischer, höfisher als Lewißky, auch ein wenig oberfläch- licher, weniger derb. Paul I. stellt er im höchsten Pomp, in fühner Stellung vor seinem Thronsessel dar, wobei die kleine {wächlide Figur des Kaisers fich wunderlih genug ausnimmt. Sehr oft ist Katharina I]. porträtiert. Eines ihrer \{önsten Bilder stammt von Nokotow und stellt sie im tiefroten Schnürenrock mit dunkelbrauner Pelzmüge dar, ein zuglei stolzes und lieblihes Gesicht. Unter den anderen Porträtisten aus dieser Zeit {ind noch Iwan Nikitni, der zu den frühesten gehört und etwas ungleich in seinen Arbeiten ist, Droschin, der das bürgerliße Genre bevorzugt und an Graff erinnert, und St\chuk in zu erwähnen. _ Auf diese Künstler, die unter dem Einfluß des Nokoko und Empire standen, folgten au in Nußland verschiedene Nichtungen : die Historten- malerei, die der ziemli flach und theatralisch wirkende Brüll o w vertritt, und der Nealismus, der von dem liebenswürdigen Al erey Wene- ¡ianow repräsentiert wird. Wenezianow in seiner kindlih \{lichten Art erinnert ein wenig an Ludwig Richter. Er will wahr und rea- listisch sein und gibt das Volkskleben, das er darstellt, doch so tdealisiert, wie Awa den lieblichen, kleinen Hirten, der unter dem Baum ent- {lummert ist, die Mutter mit ihren Kindern im Feld, das Mädchen, das das Kalb tränkt. Die Bildhen zeihnen ih durch große Schlichtheit aus, und ihr unendliher Vorzug liegt darin, daß ein Künstler Blick für den Alltag gewonnen hatte, der ihn umgab, für die Wahrheit und Schönheit des alltägliGßen Lebens im Volke. Zu gleicher Zeit mit Wenezianow malt Warneck Porträts von auffallender Schlichtheit und Klarheit der Auffassung, darunter zwei besonders \{ône Kinderbildnisse, die au mit großer Einfachheit mitten im täglihen Leben aufgefaßt find. Auch für feine, klare In- terieurs gewannen die Künstler Blick. Hier zeichnen sich We de- nezky und Zelenzow aus. Auh Bruni mit seiner Prinzessin Zinaide als Tancred muß unter diesen Meistern noch erwähnt werden Wir haben den Sinn für diese Art Kostümporträt verloren, aber gerade dies ist mit seltenem Geshmack gegeben, besonders in den reichen, gedämpften Farben.

Mehr und mehr beginnt Paris feine Anziehungskraft auf die russischen Maler auszuüben. Leidenschaftlich beinähtigen sie sih der neuen Anregungen, der fanfte Realiâmus von Wenezianow ist übers- wunden, das moderne Leben erfaßt sie und zwingt sie zu künstlerischer Gestaltung. Leider sind von den wichtigen sozialen Bildern dieser Zeit hier keine ausgestellt; Jlia Repin ist nur mit Bildnissen ver- treten, von seiner stärksten Seite lernen wir ihn nit kennen. Eine erstaunlih starke Begabung ist Valentin Serow, von dem eine Anzahl prachtvoll kühner, energisher Bildnisse zu sehen sind. Mit rücksichtsloser Kraft faßt er die Persönlichkeiten auf. Wunderbar ist das Porirät der Schauspielerin Marie Jermocof. Fn \tolzer, vielleiht etwas theatralisher Haltung steht sie aufrecht da, ihr schwarzes Kleid hebt sich wei von dem grauen Hintergrund ab, der nur durch den s{hmalen Goldleisten eines Spiegels belebt wird. Bollendet ist die Raumvertiefung gegeben. Auch das Porträt des Malers Kiorowin in der lässig freien Haltung, dem kindlich tiefen Auétdruck, den leuchtenden, starken Farben interessiert lebhaft.

Die Landschaftsmalerei ist eigentümlicherweise sehr karg ver- treten. Isaak Lewithan hat eine Anzahl {lichter, \{wermütiger Stimmungen aus nordish öder Natur gemalt, aber im allgemeinen scheint ein viel größeres Jnterefse für Parkausschnitte und {tilisierte, dekorativ behandelte Natur zu bestehen. Nicht Somoff allein liebt es, zugestußte Laubengänge, Parklterrassen und Springbrunnen zu malen, Alexander Benots folat ihm darin und ebenso Ostroumow in setnen Holzschnitten. Diesem Krcis von Künstlern schließt sich endlih noch die Gruppe der Modernsten an. Wenige von thnen stehen auf heimatlihem Boden, die meisten find ent- wurzelt und machen mit einer gewissen Leidenschaft alle Moden und Verirrungen einer flüchtigen Tageskunst mit. Wer diese leßten Säle durchwandert, wird auf Schritt und Tritt an moderne Größen erinnert, die hier mit etner gewissen Verbissenheit nahgeahmt werden. Man gewinnt nit den Eindruck, daß gesunde, frishe Kraft aus den Arbeiten spriht. Diese Künstler haben sich an Paris verloren, sie müßten ihre Heimat und ihren Heimatboden wiede finden, zurückgewinnen für ihre Kunst. Die An- fäße dazu sind sehr schwach. Impressionismus, Neo-Impres- fionismus, Symbolismus, das find alles farblose, internationale HNichtungen, in denen das Heil nicht liezt. Hier geht un- bedingt manches kräftige Talent zu Grunde. Da ist der phantastishe, seltsame Wrubel, der aus der russishen Märchen- welt erzählt, viel hoffnungsreiher. Auh Riabuschkin sieht das betinatlihe Volksleben mit fsarem, verständigem Bli Maliawin ist augen|cheinli) stark von dem Schweden Zorn beeinflußt, aber in feinen „Bäuerinnen“ steckt doch viel Größe und Können. Der Um- fang ist freilich geschmadcklos für diese Studken, aber die Gesichter sind wundervoll modelliert und das Not ist von prächtiger Tiefe und Leucht- kraft. Cine Fülle starken Kunstlebens ist auch jeßt noch vorhanden, aber der feste Boden, auf dem cs wurzeln und erstarken kann, fehlt.

Der Kunsisalon Keller u. Neiner hat in der alten Hochschule für Musik den Abguß des Monuments „Aux Morts“ ausgestellt. Während wir uns rüsten, das Ge?burtsfest des Herrn zu feiern, erhebt fich vor unserem Auge jenes ernste Totendenkmal, dessen Original auf dem Pödre Lachaise zu Paris steht ‘und dort das Massengrab der Namenlosen {mückt. Hier ragt es in kaltem, weißen Gips in greller

Die Stimmung fehlt, die uns auf jedem Friedhof beschleicht, auch die einsame Nuhe, troßdem zwingt uns das Werk in setnen Bann. Es wirkt in dem begreniten Naum vtielleiht noch geroaltiger als draußen im

architeltonischen Aufbaues beeinträchtigen und kleiner erscheinen lassen.

S j Fleishteuerun( Beleuchtung vor uns auf, umgeben von Tannen und Lorbeerbäumen. | 2 i 9

Freien, wo hohe und unruhige Baumkonturen die geraden Linien des | be S Ul l i osterreichi])hen Bahnen getroffen.

Sein Schöpfer ist Albert Bartholomé, der erst als Vierund- awanzigjähriger sich von dem NRechtsstudium der Kunst zuwandte. Er wurde Maler, und eine Reihe feinfarbiger Arbeiten, die auch ausgestellt find, zeigt uns einen Künstler, der sein Auge an dem Pleinairismus geshuit hat. Aber s{chon in dieser ersten Periode ahnt man den späteren Menschenbildner. Durch den Tod seiner Frau wird er dann Bildhauer, er _will {hr in dankbarer Liebe die legte Ruhestatt {müdcken, und seitdem hat er fast aus\chließlid seine Kunst in den Dienst derer gestellt, die ihn auriefen, ihren Shmerz und ihre Trauer in den harten Stein zu meißeln. Auch von diesen plastischen Arbeiten finden wir hier eine ganze Anzahl in den ver- shiedensten Maßstäben und Matertalien bis zum Edelmetall, alle aber klingen an das große Monument vom Pöôre Lachaise an; entweder find einzelne Figuren desselben für sich behandelt oder der Ausdruck des Kummers und der Klage wird in ähnliher Weise zum Ausdruck gebracht: ein zarter Mädchenkörper liegt mit seinen weihen Gliedern auf dem harten Boden, die Hände verhüllen das grambewegte Antliy, Haar und Gewand fließen um den eng zusammengekauerten Leib: “Alle diese Figuren und Gruppen jedo überragt jenes hohe Totenmal, das den Meister für alle Zeiten in den Kreis der Unsterblichen eingereiht hat. „Eine tiefe Stille tut fih vor ihm auf, wie sie nur das Echte und Große um sich breitet. Jeder fühlt, hier spricht nit bloß der Künstler, sondern der Mensch ; hier spriht die Seele mit ihrem Schicksal aus ihren innéren Erleb- nissen mit den ewigen Weltmächten heraus.“ (G. Treu.) Vor der glatten, kalten Wand, die mit iher seitlihen Schrägung und ihrem steilen - Hohlkehlgesims an ägyptishe Tempelfassaden erinnert, drängen und schieben {ih Menschen, liegend, fitßend, knienb, stehend, allein und zu aaren, junge und alte; voll Angst und Schmerz werden sie nah der Mitte zu wie von einer unsihtbaren Gewalt gezogen. Furcht, Sträuben, inbrünstiges Beten, liebevolles Zureden und Tröften, dumpfe und zu Boden s{metternde Verzweiflung, herzergreifender Abschied, alle die verschiedene Phasen der leßten Augenblicke erstehen hier vor der \chauernden Seele. Nur in der Mitte Frieden! In die dunkle Pforte des Jenseits schreiten nackt ein Mann und ein Weib. Der Kampf is vorbei. Mutig und sicher, die Linke auf dem pohenden Herzen betritt der Mann „das unentdeckte Land, von des Be- zirk lein Wanderer wiederkehrt*; das Weib hat die Hand auf seine Schulter gelegt, das Haupt ist leise zur Seite geneigt, als laushe es frommen Tönen aus einer besseren Welt. Daß dies Bessere dort besteht, zeigt uns die herrliße Gruppe zu Füßen des Denkmals: Leicht und siegreich hat hier ein Engel die \chwere Grahes- platte emporgehoben und mit innig verklärtem Antliß betrachtet er das noch im Tode vereinte Menschenpaar, denen er himmlishe Auf- erstehung und ewiges Leben bringt. Sch—Kk.

Im Verein für deutshes Kunstgewerbe zu Berlin sprah am Mittwochabend der Professor Dr. Werner Sombhbart von der Berliner Handelshohshule über künstlerische und wirt- \chaftliche Interessen im Kunstgewerbe. Die Volkswirt- chaft, führte der Nedner etwa aus, unterscheidet verschiedene Formen der Produktion. Die ecste dient der Deckung des Eigenbedarfs, in ihr fallen Erzeuger und Verbraucher zusammen. Dieser Produktionss woeise gehören die Anfänge des Kunstgewerbes und lange Zeiten seiner Entwicklung an; in ihr hat es durch die Mönchskunft sich rei ent- falten Ir arbeiter die Volkskunst heute noch weiter. Die zweite Produktionsform, die Deckung des Kundenbedarfs, trennt Erzeuger und Verbraucher, sieht aber im berufss- mäßigen Kunsthandwerker noch immer den, der tehnishe und künst- lerishe Eigenschaften in si vereinigt. Dieser Periode gehört die Blüte des Kunsthandwerks an, die von der Gotik über Nenaifsance und Barock bis Rokoko und Empire geht. Die dritte Produktions- weise, die Deckung des Massenbedarfs, führt zum kapitalistischen Unter- nehmertum; Erzeuger und Verbraucher sind einander fremd. In dieser Gpoche des Kunstgewerbes ist das Künstlerische ausgeschieden; die Künstler haben si anderen Aufgaben zugewendet. Jetzt, in der vierten, in Deutschland seit etwa 10 Jahren währenden Epoche wenden sich die Künstler wieder dem Kunstgewerbe zu. Mancherlei widerstreitende Kräfte begegnen dabei dem künstlerishen Wollen: der Wunsch des Unters nehmers nach Neuheit, das Verlangen des Publikums nach Wohl- feilheit und Reichhaltigkeit, das Mißverhältnis zwischen Geshmack und Vermögen, der Wettbewerb der Künstler unter sich, die falsche Ansicht, daß alles Zweckmäßige bereits \chön sei, die Arbeitsteilung unserer Zeit, die die Einheitlichkeit der Werkschöpfung aufhebt. Dennoh is es für die Gntwicklung des Kunstgewerbes not- wendig, daß ihm der Künstler erhalten bleibt. EGine Rück- fehr zur alten Handwerkerorganisation is auszeschlossen; die Trennung ¿wishen dem geistig Schaffenden und dem technish Ausführenden muß, fo problematish sie ist, bestehen bleiben, weil der Künstler unserer Zeit nicht wieder Handwerker alten Stils zu werden gewillt und in der Lage ist. Aber das Ziel muß sein, daß das Kunstgewerbe in die weitesten Kreise dringt und ihnen eine be- haglihe Umgebung s{chaffft. Der kapitalistische Unternehmer soll niht ausgescaltet werden, aber der Künstler soll ihn, den technischen Arbeiter und das Publikum mit feinem Geiste erfüllen, bis die kunst- gewerblih gute Auëgestaltung unserer Umgebung zur Selbstverständ- lihkeit wird, über die niemand mehr ein Wort verliert.

Die Wiener Geographishe Gesellschaft beging am 15. d. M. die Feier ihres fünfzigjährigen Bestehens durhch eine Festversammlung, in der, wie „W. T. B.* berichtet, der Protektor der Gesellshaft, Erzherzog Rainer den Vorfiß führte. Unter den Ehrengästen befanden #sch die Crzherzöge Leopold Salvator und Franz Salvator, der Fürst von Bulgarien, -der Herzog Philipp von Sachsen- Coburg und Gotha sowie Mitglieder des diplomatischen Korps, unter ihnen der deutshe Botschafter Graf von Wedel, ferner Ver- treter verwandter Gesellshaften des Jn- und Auslandes sowie die Polarforsher Borchgrevink und von Drygalski. Als Vertreter der Berliner Gefellsha#t für Erdkunde war der Geheime Re- gierungsrat Hellmann und als Vertreter der Leipziger Gesellshaft für Frdkunde der Professor Hans Meyer erschienen. Der Erzherzog Rainer eröffnete die Versammlung mit einer Ansprache, in der er die Bedeutung der Wiener Geographishen Gesellschaft würdigte. Weitere Neden hielten u. a. der Geheime Regierungsrat Hellmann

jowte die Professoren von Drygalski und Meyer.

Verkehrsanstalten.

Die „Korrespondenz Hoffmann“ meldet: Entsprechend der preußischen Verordnung, wurde auch für die bayerischen Staatseisenbahnen angeordnet, daß vom 15. Dezember d. J. ab bis* zum 31. Dezember 1909 Fleisch von frisch ge- \chlachtetem Vieh in den Spezialtarif für bestimmte Eflgüter aufgenommen wird, und zwar zunächst im bayerischen, demnächst aber auch im Verkchr mit den preußisch-hessishen und sächsishen Staatsbahnen. Ferner wird vom 1. Januar 1907 ab eine weitere Frahtermäßigung für frisches Fleisch in Wagenladungen beim Versand über Ént- fernungen von mehr als 100 km eingeführt.

_ Auch das österreihishe Eisenbahnministerium beschloß, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, vom 20. De- zember ab. auf den staatlihen Hauptbahnlinien eine Reihe Notstandsbegünstigungen zur Milderung der l : einzuführen, darunter eine 50 pro- zentige Ermäßigung der Taxen der normalen Lokaltarife für den Transport von zur Schlahtung bestimmtem Hornvieh. Auch jind Maßnahmen zur Erleichterung des direkten Fleisch- bezuges in geringen Mengen bis zu 40 ke auf den Linien der