Die Berufung hat zu erfolgen, wenn ein Viertel der Mit- lieder es verlangt. 9 Der Staatsregierung bleibt vorbehalten, neben den in S 2a genannten Mitgliedern Kommissarien zu den Verhand- lungen zu entsenden. Die Mitglieder des Finanzbeirats erhalten für die Teil- nohmeFan den Sihungen feine Entschädigung aus der Staats-
kasse. : n 8 6. E e Die Geschäftsordnung für die Verhandlungen des Fin beirats wird von ihm aufgestellt und von E D der “fentlichen Arbeiten und der Finanzen genehm1gk. - M Bis zum Jnkrafttreten der A R Ag BVor- ‘ende über den Geschäftsgang Bestimmung zu Wess. M Den Ministern der öffentlichen Arbeiten und der Finanzen ist die für die Sißungen festgestellte Tagesordnung rechtzeitig vorher mitzuteilen. M Berlin, den 6. November 1906. Der Der Finanzminister. Freiherr von Nheinbaben.
Minister der öffentlichen Arbeiten. Breitenbach.
Erlaß der Minister der öffentlichen Arbeiten und der Finanzen, ; betreffend die Einsezung eines Finanzbeirats für die Oder von der Mündung der Glaßzer Neiße bis Bres]lau und den Großschiffahrtsweg bei Dreszau, vom 16. November 1906.
In Ausführung der 88 8 und 17 des Ge)ezes vom l Adril 1905, Mveiand die Herstellung und den Ausbau von Wasserstraßen (Ges.-Samml. S. 179), wird folgendes bestimmt:
8 1. Ba - d den öffentlihen Verbänden, welche die Un F 2 s vom pril 1905, betreffend die Herstellung und den Ausbau von Wasserstraßen, geforderten Garantieverpflich- tungen für die Oder von der. Mündung der lager Neiße bis Breslau und den Großschiffahrtsweg bei Breslau über- nommen haben, eine beratende Mitwirkung in. bezug auf die das Unternehmen berührenden finanzwirtschaftlichen Fragen zu gewähren, wird ein Finanzbeirat gebildet. Zusammenseßung.
; Finanzbeirat besteht : L
N a Vorsißenden und dessen ( welche von den Gd der öffentlichen Arbeiten Finanzen ernannt werden ; _ i : G 4 vom Provinzialausshusse von Schlesien auf die Dauer von 5 Jahren zu wählenden Mitgliedern. Jn gleicher Weise ist eine gleiche Anzahl Stellvertreter zu wählen, die im Falle der Behinderung von 1 aaa eintreten. Zuständigkeit des Finanzbeirats.
Der Finanzbeirat ist in allen wichtigen finanziellen Fragen, die den Bau, den Betrieb, die Unterhaltung und Verwaltung der Oderwasserstraße von der Mündung der Glazer Neiße bis Breslau und des Großschiffahrisweges bei Breslau sowie aller Nebenanlagen betreffen, zu hören. Ï A
Anébesondere sind dem Finanzbeirat zur Kenntnisnahme und etwaigen gutachtlichen Aeußerung vorzulegen :
1) die Hauptkostenanschläge des ganzen Unternehmens und
n Abrechnung ; E i ag 2) N end Ver gi rh eine jährlihe Uebersicht ü ie Finanzlage des Unterneymens; S ——— E R Grundsäge der Tarifbildung und die wesentlichen Bestimmungen über die Höhe der Schiffahrtabgaden, welche tunlichst so zu bemessen sind, daß ste unter Berücksichtigung des wirtschaftlichen Bedürfnisses nach billiger Wassersracht außer Deckung der Betriebs- und Unterhaltungskosten eine 3/2 Pro- zentige Verzinsung und Tilgung der Baukosten ermöglichen ;
4) die wesentlichen Bestimmungen über _die Einnahmen für die etwaige Abgabe von Krafi oder für jonstige Ausnußung von Stauanlagen, welche auf Grund des Gesezes vom 1. April 1905 ausgeführt werden; i Ï l
5) der jährlihe Verwendungsplan über die nach dem Staatshaushalt für die Unterhaltung,
Siellvertreter, und der
den Betrieb und die
| 1907 ein Reisestipenduum von 3000 H an einen Architekten
| Zeit
Ministerium der geistlihen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten.
Bei dem Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten ist ‘der Regierungssekretär Karl Stengel zum Geheimen Registrator ernannt worden.
Den Oberlehrern an der städtischen höheren Mädchenschule in Kiel Dr. Dr. Ludwig Langemann und Ernst Mey- brin ck ist der Charakter als Professor und i : dem ordentlihen Seminarlehrer Robert Meister in Eisleben der Titel Königlicher Musikdirektor verlichen worden.
Justizministerium. echtsanwalt Friedrih Doering. in Naugard ist um O d den Belt des, Oberlandesgerichts Stettin, mit Anweisung seines Amtssigzes in Naugard, und der Nechtsanwalt Grünberg in »ohensalza zum Notar für den Bezirk des Oberlandesgerihts Posen, mit Anweisung seines Amtssizes in Hohensalza, ernannt worden.
Bekanntmachung.
Aus dem Fonds der Louis Boissonnet-Stiftung für Architekten und Bauingenieure ist für das Jahr
zu vergeben. Nach der vom Herrn Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten genehmigten Aufgabe für den Stipendiaten sollen die bisher nur ungenügend und nie in ihrem Zusammenhange veröffentlichten romanischen Denk- mäler der Burg mit dem Servatiusstift, die Baureste des Wiperti-Klosters zu Quedlinburg sowie die Stiftskirche zu Gernrode mitsamt den Resten der zugehörigen Kloster- anlage untersuht, aufgenommen und in einer bauwissenschaft- lihen Monographie behandelt werden. (Abzüge des genauen Wortlauts der Aufgabe Men vom Bureau der Technischen Hochschule kostenfrei abgegeben). i S
9 Ae N müssen einen wesentlichen Teil ihrer Aus- bildung auf der ehemaligen Bauakademie oder der Technischen Hochshule zu Berlin erlangt Haben. Gesuche sind an das Rektorat der Technischen Hohschule zu Berlin in Charlotten- burg unter Beifügung des Lebenslaufs sowie der Nach- weise über den Studiengang, die prafktishe und litera- rische Tätigkeit und unter Vorlegung von architektonischen Entwürfen 2c. bis zum 20. Januar 1907 einzureichen. Dabei ist die Erklärung abzugeben, daß dem Bewerber für die Ausführung der Reise und zur Berichterstattung ausreichende zur Verfügung steht. E . Die Reise ist im Frühjahr 1907 auszuführen und der Bericht bis spätestens am 1. April 1908 abzuliefern.
Charlottenburg, den 10. Dezember 1206. Der Reftor der Aen eet schen Hochschule zu Berlin, rang.
Nichlamlliches.
“Deutsches Reich. Preußen. Berlin, 21. Dezember.
In der am 20. d. M. unter dem Vorsiß des Staats- ministers, Staatssekretärs des Innern Dr. Grafen von Posadowsky-Wehner abgehaltenen Plenarsizung des Bundesrats wurden die Vorlagen, betreffend den Entwurf eines Geseßes über den Hinterbliebenen-Versicherungsfonds und den Reichsinvalidenfonds und bitreffend die Verleihung der im S 11 des Schußzgebietsgesezes vorgesehenen Rechte an die Ostasrika-Kompagnie, den zuständigen Ausschüssen überwiesen. Zugestimmt wurde dem Ausschußberichte, betreffend die Aus- prägung von Zehnpfennigstücken.
Das Konigliche Staatsministerium trat heute zu einer Sißung zusammen.
Am 19. d. M. is in Salonik der dortige Kaiserliche Konsul Ulrich von Versen plößlich verstorben. Konsul
Verwaltung der Wasserstraße zur Verfügung nehenden Mittel;
6) die alljährliche Gesamtabrehnung des Unternehmens und die Berehnung der Beträge, die von den beteiligten Ver- bänden der Staatskasse oder jenen von „dieser zu erstatten sind; der Finanzbeirat hat das Recht, zur Prüfung der Abrechnungen die Rechnun gsbelege einzusehen.
Der Finanzbeirat kann 1n 3 | bezeichneten Art selbständige Anträge an den öffentlichen Arbeiten richten.
Angelegenheiten der vor-
Minijter
S 4. Berufung des Finanzbeirats —
Der Finanzbeirat wird von dem Vorsihenden nach Be dürfnis, mindestens aber einmal im Jahre berufen. :
Die Berufung hat zu erfolgen, wenn ein Viertel der Mitglieder es verlangt.
Der Staatsregierung bleibt vorbehalten, S 2a genannten Mitgliedern Kommi}jarien zu handlungen zu entsenden.
neben den im den Ver-
J D. ey
Die Mitglieder des Finanzbeirats erhalten für die Teil-
nahme an den Sißzungen keine Entschädigung aus der Staats- fasse.
S 6, Geschäftsordnung. N Die Geschäftsordnung für die Verhandlungen des Finanz- beirats wird von ihm aufgestellt und von den Ministern der öffentlihen Arbeiten und der Finanzen genehmigt.
Bis zum Jnkrafttreten der Geschäftsordnung hat der Vor- |
sizende über den Geschäftsgang Bestimmung zu treffen.
Den Ministern der öffentlihen Arbeiten und der Finanzen ist die für die Sigungen festgestellte Tagesordnung rechtzeitig vorher mitzuteilen.
Berlin, den 16. November Der Finanzminister. Freiherr von Rheinbaben.
1906. Der Minister der öffentlichen Arbeiten. Breitenbach.
Der
von Versen trat im Jahre 1893 aus dem preußischen Zustiz- dienst in den auswärtigen Dien|t- und wurde im Zahre 1894 | dem Generalkonsulat in Konstantinopel zugeteilt. Nachdem er | im Jahre 1902 mit der Vertretung der deutschen Jnteressen | auf Kreta beauftragt worden war, wurde er noch im gleichen | Jahre zum Konsul in Salonik ernannt. E
Der auswärtige Dienst verliert 1n dem im Alter von 45 Jahren Dahingeschiedenen einen ausgezeichneten Beamten, der sih stets bewährt und dessen gewinnendes Wesen ihm | die Zuneigung aller erworben hat, die mit ihm dienstlih oder | außerdienstlich in Berührung gekommen sind.
Der Königlich bayerische Gesandte Graf Lerch enfeld- | Köfering hat Berlin verlajjen. Während seiner Abwesen- heit fungiert der Legationsrat Freiherr von Grunelius als Geschäftsträger.
Laut Meldung des „W. T. B.“ ist S. M. Flußkbt. | „Tsingtau“ vorgestern in Canton eingetro]fen. | S. M. S. „Niobe“ ist gestern von Nanking nach ! Ticinkiang (am Yangtse) abgegangen. : S S. M. S. T ist gestern von Nagasaki nach Kobe in See gegangen.
Deutsche Kolonien. Der Kaiserlihe Gouverneur von Deutsch-Südmwe st - afrika hat unterm 20. Oktober d. J. einé am 1. Dezember in Kraft getretene Verordnung, betreffend die Cinführung der Shulpflicht, erlassen und darin folgendes vor- eschrieben : : | B de 1. Die Kinder der weifen Bevölkerung sind vom vollendeten 6. bis zum vollendeten 14. Lebensjahre zum regelmäßigen Besuch der
Aufnahmepflichtig sind alle Kinder, welche in der Zeit vom 1. April Du! A E E bis Ende März des laufenden Jahres das 6. Lebensjahr vollenden. Die Entlassung der Kinder foll nur am Ende des Schuljahres erfolgen. — Diese Verpflichtung besteht au dann, falls ihr Aufenthalt innerhalb eines ÜUmfkceises von 4 krm von einem mit einer Regierungs\hule versehenen Orte liegt. — § 2, Werden Negierungsshulen außerhalb von Ortschaften errichtet, so be, stimmt der Souverneur den Umfang des dazu gehörigen Schulbezirks, innerhalb dessen die Kinder der weißen Bevölkerung \hulpslichtig sind. — 8 3, Nicht verpflichtet zum Besuche siad Kimer, die einen dem in der Regierungsschule erteilten gleihwertigen Unterriht, insbesondere in der deutszen Sprache, erhalten. Die Aufsichtsbehörde kann jederzeit den Nachweis fordern, daß der Unterricht ein gleihwertiger und ordnungs mäßiger ist. Ecweist er sich nit als cin solcher, so kann der Besuch der Regierungéschule angeordnet werden. — 8& 4. Privaischulen können, wenn die Benutzung derselben von dem Bejuch der Regierungsschulen befreien soil, nur mit Genehmigung des Gouvernements errichtet werden, und es dürfen an ihnen nur Lehrer angestellt sein, welche tie Sghulaussihtsbehörde nah Kenntnissen und Sitilichkeit für befähigt erlennt. Die erteilte Genehmigung kann nur aus Sen Gründen zurückgenommen werden. — 8 b, Ein s{ulpflihtiges Kind kann aus besonderen Gründen, zum Beispiel wegen Kränklichkeit, Schwachsinns, ansteXender Krankheiten, vom Schulbe\such befreit werden. Ueber das Vorliegen solcher Gründe entscheidet die Aufsichtsbehörde. — F 6. Für die Befolgung der in den §S 1, 2 gegebenen Vorschriften find die Gltern und deren Stellvertreter (Vormünder, Eczieher, Lehr- oder Dienstherren) verantwortli%. Wegen vershuldeter Nichtbefolgun Fönnen fie mit Geldstrafen bis zu 150 „(6 oder mit Haft bis zu fechs Wechen bestraft werden. — § 7. Die Schulaussiht übt der Bezirlösamtmann des jenigen Bezi:ks aus, in dem die Schule liegt. Er regelt ihre Ver- waltung. Soweit sh Schulyorstände gebildet haben, sind sie gut- actlich zu hören und zur Mitverwaltung heranztuztieben. Der Bejzirks- amtmann kann sh durch den ‘zuständigen Distrikt8hef unter fort- dauernder eigener Verantwortlichkeit vertreten lassen.
Zu dieser Schulpflichtverordnung find nahstehende Aus - führungsbestimmungen von demselben Tage ergangen: 1) Die Aufnahme in die Regierungsshulen findet am Beginn des Kalenderjahres statt. Aufnahmen zu einem anderen Zeitpunkte können nur mit Genehmigung der Aufsiht2behörde nach An- hôrung des Squlleiters erfolgen. 2) Das Bezirksamt hat dem Squlleiter rechtzeitig ein Verzeichnis der aufnahme- pflichtigen Kinder zu übersenden. Kinder, welhe außerhalb der Regierungs\chule unterrichtet werden, sollen tunlichst mindestens jährli einmal durch Beaufstragte des Gouvernements daraufhin ges prüft werden, ob sie einen ordnungsmäßigen und genügenden Unter- riht erhalten. Revisionen von Privatshulen können ohne vorherige Ankündigung vorgenommen werden. 3) Vorübergehende Befreiungen vom Schulbesuche können auf Antrag der Eltern dec Kinder oder deren Vertreter aus berechtigten Gründen durch den Sulleiter cu die Dauer von einer Woche, im übrigen dur die Aufsichtsbehörde erfolgen. Leßtere hat dem Gouvernement Mitteilung zu machen, falls die Befreiung vier Wochen übersteigt. 4) Wird ein Kind dur Krank- heit oder andere rechtfertigende Gründe am Schulbesuche vorüber gehend gehindert, so ist hierüber ein \chriftliher Ausweis baldtunlichft dem Sgulleiter einzureihen. 5) Sowohl von den Leitern der Re- gierungs»- wie der Privatschulen sind Listen über Versäumnisse der Schüler zu führen. Gin Auszug, welcher die unen!shuldigten Ver: \äumnisse enthält, ift monatlich dem Bezirksamte einzureichen, Leßteres teilt dem Schulleiter vierteljährlich die etwaigen Bestrafungen wegen Verletzung der Schulpflicht mit. Bei mehrtägigem unent- \{huldigtem Ausbleiben hat der Squlleiter das Bezirksamt behufs Zuführung bes säumigen Kindes in die Schule in Kenntnis zu seyen,
Oesterreich-Ungarn.
Die ungarische Lou hat gestern die Beratung des Heeresbudgets fortge)eßt. =
Îm Laufe der Debatte eilte, nah dem Bericht des „W. T. B.“, der Öberst Urban im Namen des Kriegsministers, daß bisher 1000 neue Geshüßrohre gegossen und die übrigen Bestandteile der Geschütze der Privatinduftrie übergeben worden seten. Die Neuausrüstung der Artillerie dürfte im Jahre 1908 beendet sein. Gegen den Wunsch, daß die Offiziere außerhalb des Dienstes den Säbel nit! iragen, müße der Minister entschieden Stellung nehmen. Der Minister lege großen Wert darauf, daß die Generalstabsoffiziere der ungarischen Sprache mächtig seien; alle Hindernisse gegen den Eintritt des ungarischen Glements in die Armee seien beseitigt. Sodann teilte der Staatssekretär des Handels- ministeriums Szterenyi mit, daß die ungarische Regierung energild Einspruchz erhebe gegen die Zustimmung des Krieg3ministeriums zu dem von der österreihishen Regierung tin der Frage der Kon pensationen und Arbeitslöhne eingenommenen Standpunkte. i
Die Delegation nahm darauf das Ordinarium und Extra ordinarium des Heeresbudgets an und begann mit der Ve- ratung des Marinebudgets, die bis zur Spezialdebatte gedich.
Ver Vertreter um keine neuen Kredite, efannten Flottenprogramms. : Un Schwankungen der Politik abhängig gemacht werden. Die E Schiffe müßten rechtzeitig erneuert werden. Entsprechenò der Aufgali der Marine, der aus\chließlich die Küstenverteidigung und der Schuß kommerzieller Interessen obliege, seien die Forderungen für die Kriegs marine bescheiden. H
— Dem österreichischen Herrenhause ist_in seine gestrigen Sißung die Regierungsvorlage, betreffend dei! 1umerus clanusus, zugegangen. i E Der Graf Franz Es beantragte, „W. T. B. zufolge, diesen Gegenstand ohne erste Lesung der Wahlreformkommi!|ion ik überweisen mit dem Auftrage, binnen 24 Stunden msindlichen DAE zu erstatten und mit Rücksicht auf den engen, Zusammenhang M Vorlage mit der Wablreform die Beratung diejes Gegenstandes von der Tagesordnung abzuseßzen.
Der Antrag wurde angenommen und nah Vornahme det Ergänzungswahlen zur Wahlreformkommission die S1ßunß geschlossen. s
Den Wiener Blättern zufolge hat die Wahlrefor? fommission beschlossen, die Bestimmungen über den namere clansus in ein be)onderes Geseh aufzunehmen, die Reichsra , wahlordnung in der Fassung des Abgeordnetenhauses, U ohne Pluralität, zu genehmigen und das Grundgeseß über 4 Neichsvertretung bis zur Erledigung des numerus Claus dur das Abgeordnetenhaus in der Schwebe zu lassen.
— Im österreichischen Abgeordnetenhause ur gestern die zweite Beratung des Budgetprovisori um?
fortgeseßt. Der Abg.
des Marinekommandanten betonte, es handle sw sondern um die raschere Durchführung det Die Entwidcklung der Flotte durse nid!
ck ten Dr. Steinwen der trat, laut Bericht des genann Bureaus, für Befolgung eines Sparsystems ein und sprach ih ges die Fortseßung der Kanalbauten aus, Dagegen befürwortete n, Regelung der Beamtengehälter, die Beamtenentschuldung und ey gemeine Invaliditätsversicherung. Der Abg. Graf Trautima l dorf wandie ich mit scharfen Worten gegen den Urheber der fetigen refocrm, Freiherrn von Gautsh, sowie gegen den gegenw ls I Ministerpräsidenten und erklärte, die „Wah reform wäre Ceidiey nelle stande g-kommen, wenn nicht die Regierung in unkoustitulio d Weise die Krone zu Hilfe gerufen und der Freiherr von Sat die Straße mobilisiert hätte. Der Redner appellierte an den
Regt s\hule desjenigen Orts, an dem fie si aufhalten, ver- A eran Sbiliabr fällt mi: dem Kalenderjahr zusammen.
sässigen Adel, sich niht aus dem politischen Leben aussalten |°
lassen, sondern das gleiche Recht auszunuzen zur cigenen Erhaltung, zur Erhaltung des Staats und der landwirtschaftlihen Bevölkerung. Auh der Abg. Graf Deym hegte kein Vertrauen zu den in die Wahl: eform geseßten Hoffnungen. Die Abgg. Bara und Nowotny traten für die C1füllung der gerechten Forderungen des tchechischen Volkes ein; leßterer roünschte dringend die Errichtung einer zweiten tshechischen Hohshule in Dähren.
Hierauf wurde die Verhandlung abgebrochen.
Großbritannien und cFrland. Jm Unterhause stand gestern die Mitteilung vom Ober- hause zur Beratung, die besagt, daß das Oberhaus an den E die es an der Schulvorlage vorgenommen hat, esthält. ! Der Premierminister Campbell -Bannerman brachte unter anhaltendem Beifall der Ministerielen einen Antrag ein, der nach dem Bericht des „W T. B.* darauf hinausläuft, daß das Unterhaus es ablehne, die Mitteilung des Oberhauses in Beratung zu ziehen. Eine Annahme dieses Antrages durch das Unterhaus würde die Bor- lage automatisch zu Fall bringen. Campbell-Bannerman erläuterte feinen Antrag dahin, daß der Leichnam der Vorlage, den das Haus der Lords an der Türe des Hauses der Gemeinen habe liegen lassen, fortzu- hafen sei. Er erklärte sodann, die Regterung habe die Absicht gehabt, ein nationales und nicht ein konfe!sionelles Unterrichtssystem zu hafen ; solange das Geseß nicht umgeändert werde, sei keine Bei- legung der Streitfrage möglich. Die Frage, dite man sih vorzulegen habe, set folgende: Sollen die Ergebnisse dec allgemeinen Wahlen für nihts gerehnet werden? Es sei s{lechtweg ein unerträgliher Zustand, daß, wenn eine Partei die Mat im Oberhause habe, die Zweite Kammer ihr willfähriger Diener sein sollte und doß, wenn diese Partei pom Lande unzwetideutig verurteilt worden sei, das Haus der Lords im- stande sein sollte, die Politik, zu deren Gunsten die Wähler sich erklärt hatten, lahmzuklegen uyd zu durhkreuzen. Das sel der gegen- wärtige Zustand. Aber die Mittel der britishen Verfassung, die Mittel, die das Haus der Gemeinen an der Hand hake, jeten noch niht erschôpst. Cs müsse und werde ein Weg gefunden werden, auf dem dem Willen des Volkes, wie er dur seine gewählten Vertreter zum Ausdruck komme, das Uebergewicht verschafft werde. Nach lebhafter Debatte wurde der Antrag des Premier- ministers angenommen.
Frankreich.
Die Regierung hat beschlossen, in der Deputiertenkammer unverzüglih eine Vorlage einzubringen, welhe die Eides- formel der Geshworenen und der Vorsißenden der Gerichte abändert. E
Das leitende Komitee des Verbandes der pro- testantishen Kirchen Frankrei chs veröffentlicht ein Gesuch, in dem, „W. T. B.“ zufolge, gebeten wird, daß die Güter- übertragungen, die*von den Kultusverbänden am 13. De- zember im guten Glauben vorgenommen worden seien, als gültig anerkannt werden möchten, obwohl die neue Regierungs- vorlage verlangt, daß jene Verbände die Kirhengüter vor dem 11. Dezember hätten reklamieren müssen.
— Der Senat hat in seiner gestrigen Sißung die Vorlage, betreffend die Ratifikation der Älgecirasakte, ohne Debatte angenommen. Darauf entspann sich, wie das „V. T. B.“ berichtet, eine lange Beratung über eine Er- höhung der Entshädigung der Parlamentsmit- glieder, gegen die mehrere Senatoren von der Rechten Ein- \spruch erhoben. Schließlih wurde die Erhöhung von 9000 auf 15 000 Fr. mit 160 gegen 109 Stimmen, das Senats- budget insgejamt mit 159 gegen 94 Stimmen angenommen.
— Die Deputiertenkammer hat gestern einen Geseß- entwurf angenommen, der die Kolonie Französish-Westafrika ermächtigt, eine Anleihe von 100 Millionen Francs auf- zunehmen. Auf den von der Regierung unterstüßten Vorschlag der Kultuskommission wurde die Erörterung des Entwurfs der Regierung über die Anwendung des Trennungs- geseßes auf heute angeseßt.
Rußland.
Das Steueraufkommen in den ersten zehn Monaten d. J. beläuft sih, nah einer Meldung der „St. Peters- burger Telegraphenagentur“, auf 53497 437 Rubel, gegen 62702302 Rubel ¿mxs gleichen Zeitraum des Vor- jahres. Es muß zedoch berücksihtigt werden, daß im Vorjahre das Aufkommen in den 10 Monaten 46,7 Proz. des Gesamtzjahresauffommens ausmachhte, während es in derselben Periode dieses Jahres 55,3 Proz. des auf 96746879 Rubel veranschlagten Jahresaufkfommens bildet. Mithin muß der diesjährige Ertrag als erfolgreicher als der vorjährige angesehen werden. Er spiegelt vornehmlih die Nichteintreibung der Zahlungen der Bauern, hauptsächlich der Auskaufszahlungen, wider.
Der Rektor der Moskauer Universität gibt durh Anschlag bekannt, daß er am 19. d. M. ein Schreiben des Stadthauptmanns erhalten habe, in dem dieser er- flärt, es sei ihm genau bekannt, daß in der Universität fortwährend revolutionäre Versammlungen unter Be- teiligung niht zur Universität gehöriger Personen stattfänden. Or Der Siadt hauptmann, dure un Interesse der öffentlihen Wohlfahrt solhes niht zulassen und mache den Rektor daher darauf aufmerksam, daß, falls der Rektor sih außerstande zeige, diesem Treiben ein Ende zu machen, er seinerseits gezwungen sein werde, die Universität unter polizeiliche Aufsicht zu stellen. Der Rektor wies deshalb die Studenten auf diese drohende Gefahr hin.
Wie das „W. T. B.“ meldet, ist der Handelsschüler Werner, der am vergangenen Sonntag gegen den Chef der Gouverneimentsgendarmerie cine Bombe geschleudert und ihm hwere Verwundungen beigebracht hat, an denen der Oberst inzwischen gestorben ist, vom Feldgeriht zum Tode verurteilt und gestern hingerihtet worden. Daraufhin ist von den Ar- beitern der Generalausstand für Nadom und Um- gebun g proklamiert worden; auch in der Eisenbahnwerkstätte ruht die Arbeit.
Ftalien.
Bei der Beratung des Budgets der Staats- einnahmen in der Deputiertenkammer hat gestern der R E Majorana in Beantwortung der Ausführungen mehrerer Redner cine von lebhaftem Beifall begleitete Rede gehalten, in der er die Auffassung der Regierung in bezug auf die Fianzen der lokalen Verwaltungen und die Abgabenreform darlegte. Nach einer Meldung des „W. T. B.“ hat die Kammer danach mit sehr großer Mehrheit eine vom Minister- Präsidenten Giolitti gebilligte Tagesordnung angenommen, durh die der Regierung das Vertrauen des Hauses aus- gesprohen und der Eintritt in die Einzelberatung be- hlossen wird.
Spanien.
Jm gestrigen Ministerrat, dem auch der König bei-
wohnte verlas der Minister des Aeußern ein Telegramm des
{hlüssen, die das diplomatishe Korps am 18. d. M. gefaßt hat, Mitteilung macht, besonders hervorhebt, daß der deutsche Gesandte den Beschlüssen zugestimmt habe, und seiner lebhasten Befriedigung darüber Ausdru gibt, daß Frankreih und Spanien mit der Durchführung dieser Beschlüsse betraut seien.
— Wie das „NeuteriWe BUreau meldet, Yat eine Brigade spanischer Jäger, die aus sechs gegenwärtig in San Rogue, Los Barrios, Ronde, Algeciras und Ceuta garnisonierenden Bataillonen zu je 700 Mann besteht, Befehl erhalten, sih für die etwaige sofortige Einschiffung na ch Marokko bereit zu halten.
— Jn der Deputiertenkammer fragte gestern der Re- publikaner Zuluetia an, ob die Verlängerung des handelspolitishen modus vivendizwishen Deutsch- land und Spanien bereits unterzeichnet sei oder unter- zeichnet werden würde, und verlangte eine Besprehung, um alle Jnteressen wahren zu können.
Nach dem Bericht des „W. T. B." erwiderte der Minister des Auswärtigen Perez Caballero, daß sih nih!s in den deutsch- spanischen Handelsbeziehurgen geändert habe, und fügte hinzu, falls ein solcher Vertrag abges{lossen werden sollte, würde er rechtzeitig den Cortes zur Beratung unterbreitet werden.
Türkei.
Eine Note der Pforte an die Botschafter teilt mit, daß das in der Note der Pforte vom 9. November vorgesehene Uebereinkommen mit der Dette publique abge- schlossen sei. Nach diesem Uebereinkommen wird, wie das „Wiener Telegraphen-Korrespondenzbureau“ meldet, die Dette publique jährlih dem mazedonishen Budget den der Pforte gehörenden Teil der Zollechöhung überweisen und für ein möglichenfalls eintretendes Defizit des mazedonishen Budgets bis zur Höhe von 250 000 Pfund Deckung übernehmen.
Griechenland.
Jn der gestrigen Sißung der Deputiertenkammer sprah der Ministerpräsident Theotokis seine Freude über die von den Mächten, betreffend die kretensishe Frage, getroffene Entscheidung aus, die er als vornehmlich auf eine Vereinigung Kcetas mit Griechenland hinzielend erahte. Der Ministerpräsident führte, „W. T. B.“ zufolge, im Laufe seiner Nede ferner aus:
Griechenland fei niht an dem Konflikt mit Bulgarien {huld und werde auch nichts tun, um eine Versöhnung herbeizusühren. Er hoffe, daß die Mächte dafür Sorge tragen würden, daß ihr Wille betreffend Mazedonien ebenso von den Bulgaren, wie von den anderen geachtet werde. Sck(ließlih wies der Ministerpräsident auf die dringende Not- wendigkeit für Griehenland hin, eine Armee zu besißen, denn, fügte er hinzu, die Sympathien seien auf seiten der Starken.
Rumänien.
Der Senat hat gestern einstimmig die Adresse auf die Thronrede angenommen, nahdem die Opposition, „W. T. B.“ zufolge, erklärt hatte, mit Rücksicht auf den Gesundheitszustand des Königs von einer Debatte abzusehen.
Bulgarien.
__ Jn der Sobranzje führte der Finanzminister Payakow gestern, „W. T. B.“ zufolge, in seinem Exposé aus, daß das dieéjährige Budget mit ungefähr 17 Millionen Francs Ueberschuß abschließen werde, und hob die große wirtschaftliche Entwicklung und die Festigung der Verhältnisse des Fürsten- tums hervor.
Norwegen.
_ Der König Haakon und die Königin Maud sind mit dem Kronprinzen, „W. T. B.“ zufolge, gestern von Kopen- hagen in Christiania wieder eingetroffen.
Afrika.
Aus Udschda in Marokko wird dem „W. T. B.“ gemeldet, daß der Hauptmann Mougil, der von der französischen Re- gierung als Artillerieinstrukteur der Truppen des Sultans bestellt ist, von Eingeborenen beshimpft und bedrohit worden ist, weil er im Verein mit einem andern französischen Offizier, einen Maler, der von Arabern insultiert wurde, in Schuß genommen hatte. Der Vertreter des Machzen, bei dem Mougil Klage erhoben hat, hat zwar versprochen, die Schuldigen zu bestrafen, doch ist es bei dem bloßen Versprechen geblieben.
Statistik unnd Volkswirtschaft.
Zur Arbeiterbewegung.
Der Bund der Bälker-(Konditor-) Gesellen Deutsch- lands (Siy Berlin) teilt mit, daß er der von einigen Sttreik- führern beabfihtigten neuen Berliner Lohnbewegung der Bäcker (vgl. Nr. 300 d. Bl.) fernsteht und sich ihr niht anschließt. Er protestiert gegen die Anmaßung des sozialdemokratischen Recbandes der Bätker uad Berufêgenosen, aufs neue die Berliner Gefellenschaft in einen Streik zu drängen, weil gar keine Gründe hierzu vorliegen, weil aber au die geringe Mitgliederzahl des Ver- bandes keinerlei Berechtigung hierfür als auch nicht für ein einseitiges Vorgehen gibt. Der Bund mit seiner Verbreitung in ganz Deut|ch- land strebt im Gegensaß zum Verband auf Ausgleich der vorhandenen Gegenfäßze und auf Erhaltung des Bestehenden hin und sucht ferner gemeinsam mit der Meisterschaft für das Handwerk zu wirken. Jn einer fürzliÞ abgehaltenen, gautbesuGßten Mitgliederversammlung wurde die nack&stehende Entschließung einstimmig angenommen : „Die versammelten Mitglieder des Bundes der Bäter (Konditor-) Gesellen Deutschlands, Mitgliedschaft Berlin, erklären es für verwerflih, für das Bälergewerbe einen paritätischen Arbeitsnachweis ins Leben zu rufen, weil dadurch vom Verbande die Benachteiligung der Bundesmitglieder beabsichtigt wird. Die Versammlung erklärt sich für einen zentralisierten Arbeitsnachweis, wie er unter Beteiligung des Vertreters des Bundes im Sommer in der SHichtungskommission gedaht und bestimmt worden ist. Die Versammlung hat ferner das volle Vertrauen zu der Meister- haft, daß sie durch Festhalten an den getroffenen Vereinbarungen die Interessen des Handwerks sowie der gesamten Berliner Gesellenshaft am besten wahrt.“ — Die Beamten und Angestellten der Berliner Metallindustrie waren, wie die „Voss. 810 berichtet, am gestrigen Donnerstag in großer Zahl versammelt, um zu dem ablehnenden Bescheid vershiedener Großfirmen auf die en um Teuerungszulage Stellung zu nehmen. Der Referent kritisierte be- sonders das Antwortschreiben der Allgemeinen Elektrizitätsgesellschaft. Die Versammlung beschloß nach lebhafter Erörterung einstimmig eine Erklärung, in der es u. a. heißt: „Die Versammlung ist der Ueberzeugung, daß die meisten Gehälter der Angestellten sowohl deren Leistungen als auch den verteuerten Lebensverhältnissen nicht ent- sprechen. Aus diefen Gründen erachtet sie eine allgemeine Aufs} besserung der Gehälter für ein dringendes Grfordernis. Die Ver- sammlung nimmt gleichzeitig Kenntnis von der ablehnenden Haltung etliher Firmen, insbesondere von dem Antwortschreiben der A. E.-G. auf die höflihe Eingabe der dortigen Angestellten.“
Fn Arnstadt haben, wie die „Köln. Ztg.“ mitteilt, 120 Hand-
spanischen Vertreters in Tanger, worin dieser von den Be-
\{hubhmacher der Bondyshen Handschuhfabrik wegen der Ab-
lehnung einer Lohnerhöhung von 8%/o gekündigt. Die Leitung der Fabrik hat daraufhin den übrigen Arbeitern gekündigt.
In allen italienischen Häfen herrsht der allgemeine Ausstand des Schhiffspersonals. In Brindisi sind außer- dem, wie die „K. Z." meldet, die Hafenarbeiter ausständig, Der Hafenkapitän von Genua hat die Mannschaften des Dampfers „Giannud1i* wegen Ungehorsams und die der Dampfer „Singapore“ und „India“ wegen Aufruhrs bei dem Strafrichter angezeigt.
In einer gestern in Hamburg abgehaltenen, außerordentlichen Versammlung des Vereins deutsher Kapitäne und Offiziere der Handelsmarine haben, wie „W. T. B.“ meldet, 148 Teil- nehmer eine Erklärung unterzeichnet, durch bie sie die Erklärungen über ihren Austritt aus dem Verein zurückziehen und ihre Unterschrift auf den ihnen von den Reedern vorgelegten RNeverscn für ungültig erklären. (Vgl. Nr. 300 d. Bl.)
Kunst und Wissenschaft.
Die altägyptishen Tiermumien sind kürzlich von zwei französishen Forjhern, Lortet und Gaillard, in einem großen, reih mit Abbildungen versehenen Werke in zoologischer und religiöser Beziehung untersucht worden -(Archives du Muséum de Lyon, Band 8 und 9). Daaach sind die Säugetiere nur in geringer Zahl vertreten. Die Hunde der Altägypter weisen die gleihen Rafsen auf wie die heutigen des Niltales; die zahlreihen Stiermumien ge- bôren dem Bos africanus von heute an und repräsentieren die Götter Apis und Mnevis; Gazellen und Mufflon sind den heutigen glei. Die besonders zahlreichen und gut behandelten Kaßenmumien gehören der heutigen Hautfaße und der in Nordafrika heimishen Felis maniculata an. Dazu gesellen sich die Mumien der Spigmäuse in kleinen Sârgen aus Holz oder Bronze. Zahlreiher find die Vögel, namentlich die Raubvögel, vertreten, die gleihfalls die heutigen Arten find und, troß der Jahrtausende, die zwishen beiden liegen, im allgemeinen keine morphologishen Unterschiede im Skelett zeigen. Nur der mumifizierte Jbis zeigt längere Füße als der heutige, was die Verfasser darauf schieben, daß er früher in den mehr sumpfigen, jeßt trockener gewordenen Papyrus- und Schilfdickichten umherwatete, was heute weniger notwendig sei. Weder der mumifizierte Fish Lates niloticus noh das altägyptishe Krokodil weichen im geringsten ab von den heute im Nil vorkommenden Arten, sodaß, im allgemeinen genommen, man sagen darf, in Jahrtausenden iers Fauna Aegyptens keinerlei morphologishe Veränderungen erlitten.
„Wos nun den Grund zur Mumifizierung von Tieren durch die Altägypter betrifft, so sind die beiden Verfasser, wie der „Globus“ mitteilt, verschiedener Ansicht. Gaillard behauptet, daß fie dieses Verfahren vornahmen, um \sich ihre Lieblingstiere auch im JIenseits zu erhalten und sie dort als Nahrung zu benußen. Andere Arten aber mumifizierie man, weil sie als heilig galten, Die Metempsyhose müsse dabei ganz außer acht gelafsen werden; an sie hâtten die Aegypter niemals geglaubt, das je eine griehische Erfindung. Wenn die Aegypter der [klassischen Zeit gewisse Tiere verehrten, so sei dieses nur der Fall gewesen, weil fie diese als Intkarnation gewisser Götter betrahteten (Horus als Falke, Anubis als Hund, Thot als Ibis), und deshalb habe man sie nach dem Tode mumifiztert. — Lortet dagegen beruft sich auf Herodot, nach dem die menschlische Seele 3000 Sahre umher- wandere, und legt Gewicht auf die Metempsyhose. Deshalb mumifizierte man Tiere — ausgenommen die zur Nahrung dienenden Gänse, Enten und die meisten Nilfishe, ferner Lasttiere Esel, Pferde und Kameele. Die Aegypter wollten nah ihm nicht, daß. die Körper derjenigen Tiere, in denen die Seelen ihrer Vorfahren hauften, der Fäulnis unterlagen.
Theater und Musik.
Deutsches Theater.
_ Bei der gestrigen Erstaufführung von Hermann Bahrs Luft- spiel „Ringelspiel " im Deutschen Theater ertönte, als der Shluß- vorhang sich senkte, von der Galerie ein dreimaliges energishes Pfui ! Der Nufer hatte recht, aber er reizte damit die Gegenpartei, und so entspann sich zulegt der bekannte Kampf, dessen Scau- play der Zuschauerraum des Deutshen Theaters schon so oft gewesen ist. Es war der einzige dramatishe Moment des Abends; ohne diese Herausforderung wäre zuleßt \{werlich viel Wesens von dem Stück gemacht worden, defsen erster Akt glatt abs- gelehnt worden war, während die beiden anderen nur dur die Kunst Agnes Sormas vor dem gleihen Schicksal bewahrt wurden. Die Zumutung, Vorgänge, die man selbs in einem auf niederer Stufe stehenden Pofsentheater für abges&madckt befunden haben würde, als Ausfluß einer tiefen Lebensweisheit hinzunehmen, war in der Tat wenig furzweilig. Unter dem dürftigen philofophischen Mäntelchen, das dem Ganzen das literarishe Ansehen geben follte, lugte der \{heußlihe Boclksfuß des Zynismus und der Lüsternheit ganz unzwei- deutig hervor. Das Leben ift ein Ningelspiel, ist nur eine Erbolungs- pause zwischen den Toden, der Ernft fängt drüben an — so oder ähnli lautete der Hauptsay dieser Philosophie — ergo seid lustig — oder vielmehr seid gemein, seid tierisch, seid gemütsroh, könnte man hinzufügen. Unter diefer Devise werden alle fittlihen Begriffe auf den Kopf gestellt. Eine mannstolle Frau, die den Ehebruch ihres Mannes gutheißt und selbs keinen größeren Ehrgeiz kennt, als für eine Halbweltdame ge- halten zu werden, ein {üchternec Trottel, der — nah bereits vor- handenem Muster — bei dem Gatten um die Hand seiner Frau an- bält, ein paar sid als übersinnlih-sinnlihe Freier aufspielende Lebe- männer, eine moralisch sich entrüstende Konkubine und eine liebegirrende Liebesverkäuferin, das find die Personen des Bahrschen Lustspiels, dessen Hauptwig, bildlih gesagt, in dem Jungenstreih besteht, bei den
Gefäßen verschiedenen Inhalts die Etiketten vertauscht zu haben. Die eine Retterin des Abends war, wie oben erwähnt, Agnes Sorma, die dur das liebens8würdige. quecksilbrige Wesen, das sie der liebestollen Frau verlieh, einige Sympathien für sie gewann. Die zweite Netterin war die Dekoration des dritten Akts: der Lidostrand mit den im Sand spielenden Kindern, den Badebuden und den Badenden. Er wirkte malerisch {n und dezent zugleih. Unter den Mit- wirkenden sind noch die Damen Wasa und Höflich — wel{he leßtere sehr hübsch französisch sprach und auch allerltebst jur Laute sang — sowie die Herren Steinrück, Wegener, Waßmann und Moisfi mit An- erkennung zu nennen.
Im Königlihen Opernhause geht morgen, Sonnabend,
„Mignon“ von A. Thomas, mit Fräulein Destinn als Mignon, in Szene. Die Philine singt Fräulein Dtetrih, den Wilhelm Meister Herr Jörn, den Lothario Herr Hoffmann, den Laërtes Herr Nebe, den Friedrih spielt Herr Böttcher. Im Köntiglihen Schausptelhause wird morgen „Wilhelm Tell“, mit Herrn Matkowsky in der Titelrolle, gegeben. — Durh Krankheit des Fräuleins Lindner ift eine Spielplan- änderung nötig: An Stelle der für den 27. Dezember an- geseßten Aufführung von Hebbels „Nibelungen“ (1. Abend) wird Goethes „Göß von Berlichingen“ in Sjene gehen. Die für die 288. Abonnementsvorstellung: „Die Nibelungen“ (1. Abend): „Der gehörnte Siegfried", „Stegfrieds Tod“, an der Theaterkasse gekauften Billette haben Gültigkeit für die neuangeseßte Vorstellung: „Göß von Berlichingen“, können aber auch an der Vor- mittagskasse, am Vorstellungstage (27. Dezember) selbst an der Vor- mittags- und Abendkasse bis zum Beginn der Vorstellung gegen Er- stattung auch des Aufgeldes zurückgegeben werden. Gine spätere Zurücknahme der Billette findet nit statt.
Mit -Genehmigung der Generalintendantur der Königlichen Schauspiele findet Donnerstag, den 10. Januar 1907, in der
zum
Philharmonie (Bernburgerstraße) ein Elitekonzert Besten der Pensions- und Sterbekasse Dentsher Chor-